wartige Stellen nicht beworben haben. Die Un terbeamten nnd Hilfsunterbeanrtcn werden deshalb im Amtsblatt der Berkehrsanstalten darauf auf­merksam geinacht, daß. solche vorzeitige Vers et-, znngsgesuche nicht berücksichtigt werden können. Die Dienststellen haben in zweifelhaften Fällen die Be­werber schon bei Einreichung ihrer Meldungen um auswärtige Stellen auf diese Verfügung besonders hinzuweisen.

s Stuttgart, 5. Okt. Der h eurige .H erb st veirkehr wird durch verschiedene Umstände un günstig beeinflußt werden und voraussichtlich nicht den Umfang des Vorjahrs annehmen. Die Weinernte liefert einen geringen Ertrag, so daß mit einem nennenswerten Versand württ. Weins nicht gerech net werden kann. Infolge des reichlichen Obst ertrags im Inland wird die Einführung fremden Obstes nach Württemberg und sein Weiterverkauf innerhalb des Landes nicht sehr erheblich sein. Dazu kommt, daß eine Wiederbelebung der Industrie seit dem wirtschaftlichen Tiefstand der Jahre 1907 08 im allgemeinen noch nicht in dem er warteten Maße eingetreten ist und daß mit der Möglichkeit einer umfangreichen Arbeiteraussper rung in der Metallindustrie gerechnet werden muß!, deren Wirkung auf das Wirtschaftsleben und auf die Verkehrsgestaltung sich noch nicht absehen läßt. Diese Verhältnisse veranlassen die Eisenbahnverwal­tung zur zwingenden Notwendigkeit, den zur Abwik- kelung des Herbstgüterverkehrs entstehenden persön­lichen und sachlichen Aufwand auf das notwendigste Matz zu beschränken und namentlich bei der Ein­stellung von Aushilfen für diesen Verkehr weit­gehende Beschränkung zu üben. Schon bei der Ein­stellung sind die Leute, die nur zur Befriedigung eines vorübergehenden Bedürfnisses erforderlich sind, darauf aufmerksam zu machen, daß sie mit einer dauernden Verwendung nicht rechnen können.

st Nürtingen, 5. Okt. (Im Uebermut in den Tod. Am Geländer der hiesigen Neckarbrücke machte dieser Tage ein junger Mann namens Büttner aller­hand turnerische Hebungen, die er trotz der War­nungen verschiedener Passanten fvrtsetzte. Die Fol­gen der waghalsigen Kunststücke blieben nicht aus, denn plötzlich verlor Büttner den Halt und stürzte hinunter in das Neckarbett, wo er.stich so schwer verletzte, daß er während seiner Uebersührung in die Klinik nach Tübingen starb.

st Knittlingen, OA. Maulbronn, ö. Okt. In der Scheuer des Oekonomiepflegers und Gemeinde­rats Johann Goll brach auf bis jetzt nicht sicher sestgcstellte Weise, vermutlich aber infolge vorsätz­licher Brandlegung, Feuer ans, das die Scheuer und das unter gleichem Dach befindliche Wohn­haus des Goll zerstörte.

f Gosbach, OA, Geislingen, 5. Okt. Zur Er­gänzung des Berichts über den Ung tücksfall bei Beim e r st e t t e n ist nach den Mitteilungen von Augenzeugen noch nachzutragen: Der Zug, auf dem der verunglückte Schweizer fuhr, mußte auf der Strecke Westerstetten-Beimerstetten wegen eines De­fekts an der Maschine halten, noch auf der Mar­kung Westerstetten. Durch einen irrigen Zuruf stieg ein großer Teil der Wageninsassen auf der Strecke aus, als der Eilzug von Ulm her heranbrauste. Schweizer gelang es nicht mehr, auszuweichen: er wurde am Fuße vom Rade der Maschine erfaßt und niedergeworfen, und zwar so heftig, daß er infolge

eines Schädelbruchs sofort tot war. Sein Söhn- chen, das er auf der Schulter trug, wurde einige, Meter weit fortgeschleudert auf das Geleise und erlitt ebenfalls einen Schädelbruch, lebte aber noch etwa 5 Minuten lang. Der Führer des Eilzugs soll die Gefahr bemerkt nnd sofort gebremst haben, es war aber zu spät. Heute werden die Leichen von Vater und Kind in einem Sarg hierhergebrachh st Sulpach, OA. Kirchheim, 5. Okt. Gestern abend dreiviertel zehn Uhr brach in dem zur Zeit unbewohnten Wohnhaus des irr Göppingen woh­nenden Albrecht Rovs Feuer aus, wodurch das ganze Haus mit angebauter Scheuer zerstört wurde.

>1 Ulm, 5. Okt. Die Sektion der Leiche des am Lvnnlag in einem Brunnenschacht zu Reutti rot aufgefundenen Brauers Schtemilch hat schwere Verletzungen am Hinterkopf ergeben. Als Täter ist der noch nicht 18 Jahre alte Braubursche F. Standenmaher aus Blaubeuren verdächtig und ver­haftet. Er leugnet hartnäckig, die Tat begangen zu haben.

BesteKen Sie

die ZeitungAns de» Tannen" für das weben be­gonnene neue Quanal. Unsere Zeitung ist trotz der Viel­seitigkeit des Gebotenen «ine der billigsten Zeitnngen.

* Karlsruhe, 5. Okt. Der bisherige Chef der n a ti o n a l lib e r a le n,Part? i Baden s, Land- gerichtsdireitvr D r. Obkircher ist von der Lei­tung feiner Partei zn rückg e t r e t e n.

st Pforzheim, 5. Okt. In dem benachbarten Dorfe Würm brannten heute früh zwei Wohnhäuser und eine Scheuer ab. Der Schaden beträgt etwa 20000 Mark. Die Häuser gehören dein Goldarbeiter Schorn nnd der Witwe Deffinger.

* Pforzheim, 5. Okt. Die Bluttat im

Waldhorn" in Eutingen ist jetzt so ziem­lich aufgeklärt. Die Ermordete ist die viernnd- zwanzig Jahre alte ledige Spitzenhausiererin L. Hoffm ann von W inzen ha nse n, Oberamt Marbach. Der Täter >st ihr Begleiter Alb in Wittich von Lützenhardt (nach anderer Lesart soll er von Großbottwar se'w, mit dein sie schon über e>n Jahr lang ein Verhältnis unterhielt uno herum zog. Alb'n glaubte Grund zur Eifersucht zu ha­ben und versetzte be> dem Streit, den auch die Wirts­leute im Waldhorn etwa um lO Uhr am Sonntag abend hörten, der Hoffmann mit einem Taschen­messer einen schweren Stich in den linken Oberschen­kel. Dieser Stich traf eine Schlagader und die Getroffene starb nach kurzer Zeit an Verblutung. Inwieweit Wilhelm Wittich als Mitwisser der Tat und Begünstiger des Täters inbetracht kommt, weiß man nicht. Er ist gestern früh halb !o Uhr in Stuttgart verhaftet worden und nachmittags 2 Uhr im Automobil in Eutingen zur Verfügung der Un­tersuchungsbehörde eingetroffen. Auch der Täter Albin Wittich ist in den Händen der Behördew. Er hielt sich nach der Tat mit feinem Bruder zu­nächst im Württembergischen auf nnd reiste am Dienstag vormittag nach Pforzheim. Da er nicht mehr hoffen konnte, den Fahndern zu entkommen, begab er sich nachmittags zur Kriminalpolizei und stellte sich selbst, indem er zugab, die Hoffmann gestochen zu haben. I

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Ein liebeleeres Menschenleben

Ist wie ein Quell, versiegt im Sand,

Weil es den Weg zum Meer nichr fand.

Wohin die Quellen alle streben.

Badenstedt.

Der Franzose.

Erzählung aus der neuesten Zen von Dt. Reinhold.

(Fortsetzung.) Nachdruck verboten.

Am frühen Nachmittag schritten Frau Rose und Klaus Bertram auf Friedingen zu, von wo aus sie die Eisenbahn nach der großen Stadt benützen wollten. Die Frau trug in einer Kiepe, wohlverborgen von anderem geschlachteten Getier, die beiden Hasen, und der Franzose schritt, Zigarretten schmauchend, neben ihr her. Sie kamen an dem Haus vor­bei, in dem Liese Wuddicke mit einer Näharbeit beschäftigt war. Es war das des Ortsvorstehers; hätte es sich nicht um ein neues Kleid für die Frau Schultheiß gehandelt, das junge Mädchen würde wohl den Tag geschwänzt haben und mit nach der Stadt gefahren sein. Aber so wagte sie es nicht.

Frau Rose wies ihrem Begleiter das Haus.Ta schneidert heute die Liese ein neues Kleid."Langweilige Arbeit bei dem Prachlwetter," erwiderte der Franzose trocken. Ich bin das Slubensitzen nicht mehr gewöhnt; in den Jahren, die ich unten in Afrika steckte, bin ich gründlich davon ab- gekommen."Mein Schwiegervater sagte aber doch von einer Beschäftigung in der Fabrik."Wir werden sehen."

Die resolute Frau, der nichts über eine offene Aussprache ging, ärgerte sich, ihr Wohlgefallen an dem eigenartigen Gast

begann zu sinken. Aber sie versuchte es nochmals.Die Liese ist ein geschicktes Mädchen, wer die einmal bekommt, ist gut dran. Und von ihrem Vater erbt sie mit meinem Manne auch mal einen netten Batzen. Ter Alte hat Zeit seines Lebens einen Taler nach dem andern zusammengerackert." Ja, er ist ein wackerer Kerl," stimmte Klaus Bertram zu.Und ich kann'« Ihnen auch sagen, die Liese hat ein Auge aus Sie geworfen, sie hat wohl gesehen, wie Sie in der Nacht mit dem Gewehr fortgingen." Frau Rose gab ihm, um ihr großes Interesse zu bestätigen, einen freund­schaftlichen Puff. Der kühle Mensch mußte doch einmal aus sich herausgehen. Aber er nickte nur urd sagte, es freue ihn daß die Liese ihn leiden könne.

Frau Rose ward rot im Gesicht, ein Zeichen, daß ihr die Galle überzulaufen begann. Wenn der Fremde so sein wollte, hätte er getrost zu Hause bleiben können, sie würde es ihm nicht übel genommen haben. Aber da merkte er auch, daß er die so rasch gewonnene Freundin schwer ge­kränkt habe, und bot ihr zur Versöhnung die Hand.Seierz Sie nicht bös, Frau Rose, ich bin Ihnen allen von Herzen dankbar, wirklich, daß Sie so freundlich mich ausgenommen haben. Aber wer kann für alte Erinnerungen? Die machen mich immer einsilbig." Die junge Frau war schnell besänf­tigt.Ich meinte es ja auch nur gut mit Ihnen."

Sie bogen jetzt in den in aller herbstlichen Pracht schillernden Wald ein. Ein paar Kinder liefen auf der Chaussee, die hindurchführte, umher. Sie hatten trockenes Reisig unter den Bäumen gesammelt, es zusammengebunden und auf den Rücken gepackt und wollten nun nach der kleinen Stadt. Aber die Spiellust war mächiiger, als das strenge elterliche Gebot, bei Zeiten wieder daheim zu sein, und so rannten sie bald hierhin, bald dorthin. Nur ein kleiner Knirps mit seinen kurzen Beinen konnte nicht recht

* Berlin, 5. Okt. Wirkt. Geheimra,t Professor v. Leyden ist gestorben. E. v. Leyden, einer der berühmtesten Autoritäten ans dem Gebiete der in­neren Medizin, ist >8 Jahre alt geworden.

Zur Lage in der Metallindustrie.

* Mannheim, 5. Okt. Bei der Firma Brown Boveri n. Co. haben sämtliche Arbeiter ihre Kün­digung eingereicht. Die Firma Heinrich Lanz hat ihren Arbeitern gekündigt. Bei den Firmen Benz! n. C. und dem Strebelwerk besteht keine Kündigung, die Arbeiter werden zum festgesetzten Termin ent­lassen. Die Firmen Mohr n. Federhaff in Mann­heim und Gebrüder Sulzer in Ludwigshafen ha­ben eine Kündigung noch nicht vorgenonnnen.

* Hamburg, 5. Okt. Heute abend acht Uhr wurden die Verhandlungen zur Beilegung der Diffe­renzen in der Metallindustrie fortgesetzt. Die hierbei zustandegekommenen Beschlüsse haben die Aussicht auf eine friedliche Beilegung näher gerückt.

Ter daher. Thronfolger über den Kaufmannsstand.

Bei der Eröffnung der neuen Handelshochschule in München hielt Prinz Ludwig von Bayern, der populäre älteste Sohn des Regenten, eine her­vorragende Ansprache, worin er die Notwendigkeit und Nützlichkeit des Händels-GewerbestandeS betonte, dem sich bei der Ueberfüllüng der Amts-Berufe immer mehr junge Leute zuwenden sollten. Der prinzliche Redner sprach das sehr wahre Wort aus, in jedem Menschen müsse etwas vorn Kaufmann stecken. Im Einzelnen sagte er: Bei der Ueber- füllung der staatlichen und städtischen Berufe müsse inan die Jugend besonders auf Betätigung im Han­dels- nnd Gewerbestand Hinweisen. Examia und Zensuren müßten ja sein, aber erst im Leben selbst bewähre sich der Mann. Es heiße immer, daß die neue Zeit den Menschen in eine Tretmühle zwänge, aber Begabung und Ar­beitsamkeit kämen auch heute noch vorwärts. Der Handels- und Kaufmannsstand möge besonders auch in München vvrwärtskommen, wo die Lage für ihn bis jetzt ungünstig gewesen sei. Das sei aber bes­ser geworden nnd werde Onmer besser werden. In jedem Menschen müsse etwas von: Kaufmann stek- ken. Darum können die Handelshochschulen allen Ständen Nutzen bringen. Daß dieser Nutzen sich nichr nur auf die Stadt allein, soirdern auf das ganze Königreich und ganz Deutschland erstrecke, sei sein inniger Wunsch.

Eine neue Talsperre.

* Danzig, 4. Ort. Die Ueberschwemmnngen im. Tal der Rabanne, eines Nebenflusses der Mottlau, veranlaßt durch die starke Sandführung des Flus­ses, führten im Jahre l888 zu so umfangreichen Katastrophen, daß sich die Regierung mit der Frage beschäftigen mußte, wie derartigen Verheerungen entgegengearbeitet werden rönne. Im Jahre 1907 entschloß sich nunmehr der Kreis Dauziger Höhe nach vielen vergeblichen Vorverhanolungen, einen Sandfang in Form einer Talsperre ander Ra­banne auszuführen nnd beauftragte gleichzeitig die Siemens-Schuckertwerke, mit der Talsperre eine Kraftstation zur Erzeugung elektrischer Energie für Licht- und Kraftzwecke zu projektieren und auszu- sühren. Dieses Ueberlandkraftwerk an der Radaune- Tatsperre bei Pranschin ist am letzten Sonntag durch eine Feier in Anwesenheit des Regierungspräsiden­ten dem Betriebe übergeben worden. Zur Talsperre

mit, und bevor er es sich recht versah, plumste er mit einem Male in den trockenen Chauffeegraben.

Klaus Bertram sprang eilfertig hinzu, hob den kleinen Jungen auf seinen Arm, spaßte eine ganze Weile mit ihm und setzte ihn dann wieder auf die Erde. Frau Rose's Falkenaugen hatten bemerkt, wie er dem Schluchzenden eine Nickelmünze zwischen die Finger gesteckt hatte. Daß er mit dein Jungen so zurunlich war, freute sie, das gab ihr eine erwünschte Gelegenheit, das Gespräch von vorhin fortzusetzen.

Sie sind ja ein ganz großer Kinderfreund," sagte sie da sollten Sie heiraten."

Er schüttelte melancholisch den Kopf.Aber warum denn nicht?" rief die enttäuschte Frau erstaunt.Warum wollen Sie sich keine hübsche, nette Frau mit etwas Geld nehmen, nun sie aus dem fremden Kriegsdienst los sind?"

Warum ich das nicht will, Frau Rose? Weil ich das nichr kann nnd nicht darf."

Da verstehe Sie aber ein Anderer," polterte sie derb heraus;ich bringe das nicht fertig und bin doch sonst nicht aus Dummsdorf."

, Das ist doch aber sehr einfach," versetzte er mit einem schwermütigen Lächeln;ich bin ja schon verheiratet und des­halb bin ich seiner Zeit ins Ausland gegangen."

Wenn ein Blitz vor ihren Füßen in die Erde geschlagen wäre, Frau Rose Wuddicke wäre nicht so erschrocken gewesen, als über diese Antwort. Sie wußte nicht, was sie damit machen sollte, obwohl sie doch so klar wie nur möglich war, und ganz mechanisch ging sie neben dem Fremden weiter. Endlich pustete sie los.Also verheiratet wollen sie sein?' Ja!" -Und dann waren Sie bei den Franzosen in Afrika?"Ja!"Und von denen sind Sie durch­gebrannt?"Ja!"Und sind nun so im Land mit dem alten Franzosen-Mantel herumgestromert?"Wenn