hatte; es war Sitte, das Gotteshaus den ganzen Tag über offen zu lassen.
Endlich war die kleine Schar an Ort und Stelle angelangt. Der Küster, der die Kirche wieder abgeschlossen .hatte, öffnete und führte seine Begleiter zum Altar. Und da bol sich den Erstaunten ein sellsamer Anblick, Aus den Stufen des Altars, mit dem Kopfe rückwärts gelehnt, ruhte fast in liegender Stellung, der Page Anton Gottfried von Altenau. Er war tot. Es war kein Zweifel: er war hier aus Versehen eingeschlvssen, niemand hatte dann sein Rufen gehört, die Müdigkeit hatte ihn überwältigt, und in den Armen des Schlafes hatte ihn die eisige Kälte getütet. Neben ihm stand, erloschen und bis aus den letzten Tropfen Oel herabgebrannt, die kleine Hauslaterne, die er entliehen hatte.
Ein seliges Lächeln aber lag auf dem Antlitz des Toten. Und als man ihn näher betrachtete, da entdeckte mgn, auf- gesteckt auf den Goldfinger der linken Hand, den verloren gewesenen Trauring deu Prinzessin Anna.
Aufs tiefste erschüttert, wortlos und mit Tränen im Auge, drückte der Gouverneur die Hand des treuen Knaben zum letzten Schlaf.
Den Ring aber hat man dem Toten auf Befehl der Prinzessin belassen. An seinem Finger hat er ihn mit in das Grab genommen.
— Ende. —
Allerlei.
Eine interessante Herausforderung, die besonders in stenographischen Kreisen großem Interesse begegnen wird, macht augenblicklich von sich reden. Auf dem letzten Berbandstag der Schule Stolze-Schrey brachte es der Kammerstenv- graph Drüse auf eine Geschwindigkeit von 400 Silben in der Minute. Als er damals von änderest Stenographieschulen ausgefordert wurde, diese Leistung, die einen Rekord darstellte, zu wiederholen, ging Drüse der Herausforderung aus dem Wege. Nun haben auf dem vor kurzem in Stuttgart abgehaltenen Gabelsbergerschen Stenographentage zwei Gabelsbergersche Stenographen, die nicht zu den berufsmäßigen Stenographen gehören, ebenfalls 400 Silben ausgenommen und wörtlich übertragen, und zwar haben jene beiden diese unerhörte Geschwindigkeit, deren sich Gott sei dank noch kein. Redner rühmen kann, dreimal so lange ausgehalten wie Drüse. Als daraufhin von Stolze-Schreyscher Seite die Ehrlichkeit des Urteils der Gabelsbergerschen Preisrichter angezweifelt wurde, erklärten sich beide Gabelsbergerschen Preisträger in einer öffentliche Aufforderung bereit, ihre Leistungen vor einem Ausschuß der beiden Stenographieschulen Gabelsberger und Stolze-Schrey unter der Bedingung zu wiederholen, daß auch Drüse zu gleicher Zeit mit ihnen unter denselben Bedingungen seine Leistung, natürlich unter Anwendung des Systems Stolze-Schrey, wiederhole. Leider ist die interessante Kraftprobe nicht zustande gekommen, weil Drüse der Aufforderung nicht.nachkam. Wie wir hören, hat er in einem Schreiben an den Vorsit-- zenden des Stenographenbundes Gabelsberger abgelehnt, der Aufforderung Folge zu leisten, weil es unter seiner Würde sei, sich als Kammerstenograph mit „Dilettanten" zu messen. Ein Kommentar zu dieser Ausrede erübrigt sich.
8 Auch der Affe hat etwas wie eiue Seele, behauptet der Franzose Jules Claretie, und erzählt zum Beweise in den .Annalen" die Geschichte von einem Affen, die ihm von einem französischen Admiral mitgeteilt wurde. An Bord des Schiffes, das der Admiral als Kapitän befehligte, befand sich auch ein Affe, der sich durch seine Klugheit zum Liebling der Schiffsmannschaft gemacht hatte. Eines Tagest verschwand nun ein kostbarer Ring, und der Verdacht, ihn gestohlen zu haben, lenkte sich auf einen Matrosen. Dieser aber ahnte den Uebeltäter, nnd richtig kam er auch hinter das Versteck, wo der Affe den Ring verborgen hatte. Es sei nun rührend zu beobachten gewesen, so berichtet Claretie, wie der Affe, als der Matrose ihn an Ort und Stelle führte, immer stärker von tiefster Angst gepackt worden sei und am ganzen Leibe gezittert habe. Als der Mairose dem erschreckten kleinen Wesen gar den Platz zeigte, wo der Ring gesunden worden war, sah man^in den Augen des Affen tiefsten Schrecken sich malen, und die kleinen Händen falteten sich wie zu einer Bitte. Zum Scherze wurde dann von der Schiffsmannschaft beschlossen, über den kleinen Uebeltäter Gericht abzuhalten, und wieder sah man den Affen von Entsetzen geschüttelt, als er die nie vorher gesehene große Versammlung aller Matrosen.vor sich sah. Seine Augen wandelten ruhelos von Gesicht zu Gesichr, und sichtlich entging ihm von den Zeremonien des .Kriegsgerichts" keine Einzelheit. Dann wurden dem Affen die Augen verbunden und ein Zug Matrosen mit dem Gewehr im Arme marschierte zur »Exekution" auf. Ahnte der Affe unter dem blindmachenden Bande die Gefahr? So fragt Claretie. Erschien der Tod, das unaussprechliche Geheimnis furchtbar und drohend vor seinen Gedanken? Mit einem Riß hatte er die Binde von den Augen, sprang in gewaltigen, angst- beflügelten Sätzen dem Kapitän aus den Kopf und von dort
Schwarz Wälder Souutagsblatt.
weiter von Schulter zu Schulter, um schließlich mit der letzten Kraftanstrengung sich ins Meer zu stürzen!
Z Von den vielen Polizeihundstückche« verdient eine neuere Leistung des Hagener Polizeihundes Roland hervorgehoben zu werden, weil sie für den außerordentlich feinen Geruchssinn eines guten Hundes einen erstaunlichen Beweis liefert. In der Nähe von Schwerte wurde an einem der letzten Abende gegen 1 l Uhr dem Direktor eines Ziegelwerks offensichtlich in böswilliger Absicht ein schwerer Stein durch das Fenster des Schlafzimmers im ersten Stockwerk geschleudert. Der Direktor, der eben das Zimmer betreten und Licht gemacht halte, blieb unverletzt und ließ den Stein unberührt im Zimmer liegen Anderen Tages, also 12 Stunden nach der Tat, traf der Polizeihund Roland ein, der den Stein beroch, dann die Treppe hinunterlief und nun die Spur auf dem vor dem Hause.herführenden Weg aufnahm. An der Stelle, von der aus der Stein geworfen worden war, blieb der Hund einen Augenblick stehen, um dann die Spur weiter über einen großen Hofraum in ein Haus hinein zu verfolgen, in dem etwa 30 Ziegeleiarbeiter wohnten. Roland stieg ohne Zögern eine Treppe hinan und führte den Schutzmann in einen Raum, in dem sich 18 Arbeiter befanden. Nachdem das Tier alle beschnuppert hatte, blieb er vor einem holländischen Arbeiter stehen, der nach einem kurzen Verhör auch eingestand, den Stein aus Haß gegen den Direktor geworfen zu haben.
8 Wie Biene« einbalsamieren. Bienen verstehen das Einbalsamieren ebenso gut ivie die alten Aegypter. Bei feuchtem Wetter kommt es nicht selten vor, daß eine Weg
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Heim verschaffen, sind be: solchen Leuten vergebens. Armutsatteire werden deshalb in solchen herausbeschworenen Klagesachen in Zukunft nur in ganz besonderen Fällen noch erteilt. Die Polizeibeamten sind angewiesen worden, solche Prozeß- und streitsüchtigen Personen hier namhaft zu machen um sie in einer Liste zu vermerken und Hausbesitzer und Mieter vor solchen Leuten zu warnen. Die von den Streii- stiftern gewöhnlich noch verlangten »Führungszeugnisse" werden dann demgemäß eingerichtet werden." — Der gestrenge Bürgermeister von Hattersheim ist offenbar ein Frauenkenn« und unbeweibt, sonst wäre er gewiß nicht so offenherzig.
8 Nichts unterschreiben, was man nicht vorher durchgelesen hat! Das ist eine goldechte Wahrheit in einem jeden Gebiet des politischen, wirtschaftlichen und geschäftlichen Lebens. Der neuste Beitrag dazu ist jener Betrugsfall von über hunderttausend Mark, in dem ein Beamter eine Geldanweisung unterschrieb und sein Kollege, ohne dessen Namen sie ungiltig gewesen wäre, sie mitunterzeichnete, ohne sie gelesen zu haben. Der Erste brannte mit dem von ihm erhobenen Gelde durch, des Zweiten harrt das Nachspiel, nämlich die Kostendeckung. Das gibt ganz außerordentlich zu denken. In der Regel werden, wie ja allgemein bekannt ist, nach mündlichen Verabredungen die geschriebenen Verträge von Leuten viel zu vertrauensselig unterzeichnet, die alle anderen Leute für ebenso ehrlich halten, wie sie selbst es sind. Und der andere Teil braucht nicht einmal unehrlich zu sein, es ist ihm nur bequemer, über Dinge, von welchen er seinen Nutzen hat, schnell fortzugehen. So soll es freilich nicht sein, aber es ist doch noch recht, recht oft so, und eben
deshalb heißt es, erst lesen, dann schreiben. Und wer nicht
--den nötigen Ueberblick hat,
das in seinem ganzen Umfange zu erfassen, was er unterschreibt, der soll lieber einen Tag warten, hier ist die Zeit nicht das Geld wert, das man sonst ihr zuschreibt. Mit der ,un- besehenen" Unterschrift Hand in Hand geht das „unbesehene" Geld. Schon die Kinder sollen veranlaßt werden, das Geld, welches sie herausbekommen beim Wechseln, genau zu zählen. Wer das Geld nicht genau ansieht, lernt auch seinen Wert nicht schätzen.
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schnelle oder eine Schnecke mit Haus sich in einen Bienenstock verirrt. Tie nackte Schnecke ist damit natürlich einem schnellen Tode verfallen ; eine wichtige Frage ist dann aber, was mit deren Körper anzufangen sei; bliebe er einfach liegen, so würde er bald eine wahre Pest um sich verbreiten. Hier zeigt sich nun der Scharfsinn dieser Insekten. Sie machen sich sofort daran, die tote Wegschnecke mit Wachs einzuhüllen und solche Exemplare kann man daun zuweilen finden, ebenso einbalsamiert, wie die alten Völker es mit ihren Toten zu halten pflegten. Ist es aber eine Schnecke mit Haus, die sich in den Bienenstock verirrte und der die Insekten durch Stiche nichts anzuhaben vermögen, so kitten sie ruhig das Haus und dessen Oeffnung an den Boden fest: ein lebenslängliches Gefängnis ohne Aussicht ans Begnadigung !
8 Gegen die Klatschsucht. Ein fürsorgliches Stadtoberhaupt hat das Städtchen Hattersheim in Hessen in der Person des Bürgermeisters Keßler. Er hat gegen die Klatschsucht der Weiber einen Erlaß veröffentlicht, in dem es heißt: „Die Klagen wegen Beleidigungen und Verleumdungen nehmen in letzter Zeit unter einem gewissen Teile der Einwohnerschaft einen bedenklichen Umfang an. Die Folgen sino bittere Feindschaften, schwere Opfer an Kofienzahlunaen, Verdienst- Verluste mw. Tie Ursachen sind in der Regel stets die gleichen. Während die Männertagsüberschwer arbeiten, verschwenden die Frauen die Zeit zum Klatschen und zu Zänkereien, die Kinderzucht ist eine durchaus verkehrte; die Haushaltung aber leidet Not. Ten: müde heimkehrenden Mann wird das Tageserlebnis falsch dargestellt, und nun muß der Mann die verärgerte Frau schützen, indem er zur Polizei, zum Schiedsgericht oder zuw. Rechtsanwalt läuft. Das ist des Mannes Familienleben, in welchem er vergeblich wahre Häuslichkeit sucht! Alle Beceyrungen, die Frau möge in ihrem Haushalt bleiben, dort tätig sein und sie Klatschweiber aus dem Hause jagen, dem Mann aber und den Kindern ein gemütliches
wohl noch sorgsam in wird. Mit der braunen Düngerjauche die wertvollsten Bestandteile des Düngers, die Pflanzennähr- stofse, fort. Bei starkem Wasserzufluß kann allerdings die braune Jauche so verdünnt sein, daß die Abfuhr im Jauchenfaß nicht lohnt, darum muß man dafür sorgen, daß nicht zuviel Regenwasser hineinkommt. Man muß die Dünger- stätte mit einem gepflasterten oder gemauerten Gerinne umgeben, der Mauerkranz — die Rollschicht — muß nach außen geneigt sein, um das wilde Wasser abzuleiten. Auch sind die Sonnenstrahlen möglichst von dem Düngerhaufen abzuhalten. — Durch starke Einwirkung der Sonnenstrahlen trocknet der Dünger ans, die Zersetzung nimmt einen allzu raschen Verlauf, nnd der Dünger verbrennt. Man pflegt dis Düngerstätte an der Nordseite des Stalles anzulegen, um durch das Gebäude dem Dünger Schatten zu geben. Erlauben sie wirtschaftlichen Verhältnisse die Nordlage nicht, so umpflanze man die Düngerstätte mit Bäumen, am besten mit Pappeln oder Linden, oder man versehe sie mit einem Schutzdache, das auf billige Weise mit Reisig hergestellt werden kann.
8 Ist die Kuh trächtig? Die nachfolgende Probe auf die Trächtigkeit der Kuh, die ebenso einfach wie billig ist, ist erst einige Jahre alt und wurde zuerst von einem englischen Landwirte beschrieben. Die Probe soll sich auffallend gut bewährt haben, ein Grund, sie dem deutschen Züchter nicht vorzuenthalten. — Man melkt die Kuh in einen trockenen, sauberen Eimer, taucht einen sauberen Strohhalm hinein und läßt nun einen Tropfen dieser Milch in ein Glas voll reinen Wassers fallen. Ist die Kuh nicht trächtig, dann mischt sich die Milch mit dem Wasser und verursacht eine wolkige Trübung. Ist die Kuh aber trächtig, dann sinkt der Tropfen Milch, ehe er sich mit dem Wasser mischt, auf den Boden des Glases; denn (so erklärt man diese Erscheinung) die Milch einer trächtigen Kuh 'ist reicher an Schleim, infolgedessen hält sie besser zusammen und löst sich nicht sofort ir» Wasser auf. Nun, wer macht die Probe aufs Exempel?
Landwirtschaft
liches.
tz Die Anlage der Dünger- stätte Die Düngerstätte liegt gewöhnlich an der niedrigsten Stelle des Gehöfts, resp. es hat sich durch die Düngsrabfuhr und den Wasserzufluß allmählich eine Vertiefung gebildet, wohin alles von den Dächern der Ställe und .anderen Gebäuden abfließende Regenwasser seinen Weg nimmt, welches nun den Dünger auslaugt und dann den Straßengraben abgeleitet fließen aber