gen nach der unrichtigen Seite hin auswich, wurde er erfaßt und heftig gequetscht. Er tonnte sich noch nach Hanse begeben, ist aber in der Nacht seinen inneren Verletzungen erlegen.
)! Mm, 30. Juli. Die hiesige Liedertafel ist zur Zeit auf der Suche nach einem neuen Dirigenten begriffen, da der bisherige Dirigent, Professor- Graf, sein Amt niedergelegt hat. Um die Stelle sind 32 Bewerber eingekommen, unter denen eine engere Auswahl getroffen wurde. Zur Wahl stehen nun noch zwei Bewerber, der Komponist Halm in Korntal und der Lehrer am Kölner Konservatorium Walter. Die beiden Bewerber werden demnächst zu einem Probedirigieren geladen, von dem es abhcm- gen wird, wer künftig die Liedertafel zu ihren künstlerischen Siegen führen wird.
Wangen i. A., 30. Juli. Bei Ausbessernngs- arbeiten an einer Zimmerdecke entdeckte Malermeister Briegel im oberen Stock des Gasthofs zum Moh ren „Neue Post" eine alte gut erhaltene Renaissance- Holzdecke mit reichen, kunstvollen Schnitzereien. Die Decke hat eine Größe von etwa 50 Quadratmeter und zieht sich durch mehrere Zimmer. Es handelt sich um einen größeren Sitzungssaal aus der Zeit der Thurn- und Tlaxis'schen Post. Die Decke wird freigelegt, da sie Altertumswert besitzt.
ss Hechingen, 29. Juli. Ein neuer Erfolg des Stuttgarter Polizeihundes Sherlok! In Hechingen wurden einem Wehrbesitzer schon verschiedenemale an seinem Wehr arge Beschädigungen zugefügt, so auch gestern nacht eine solche von ca. 400 Mark. Auf Anzeige wurde von Stuttgart „Sherlok" unter Führung von Schutzmann Wißmann bestellt, dem es auch gelang, die Spur von zweien der Täter zu verfolgen und diese zu stellen. Sie legten auch sofort ein Geständnis ab und verrieten vier weitere Mittäter. Der Sherlok beginnt seinem Namen Ehre zu machen, denn er hat erst am Montag die Wilderer in Leonberg aufgebracht.
ss Hopfreben (Bregenzer Wald), 31. Juli. Der Kronprinz und die Kronprinzessin des Deutschem Reiches sind heute zu dreiwöchigem Aufenthalt hier pingetroffen.
Landesseuerwehrtag in Göppingen.
P Göppingen, 30. Juli. Zu Ehren des 15. württ. Landesfeuerwehrtages, der heute, morgen und Montag hier abgehalten wird, ist die ganze Stadt prächtig geschmückt. In den Hauptstraßen und am Marktplatz sind Flaggenmasten und Ehrenpforten aufgerichtet und überall ist duftiges Tannengrün angebracht. Die Veranstaltungen wurden heute nachmittag mit der D e le gi e r t e n v e rs am m l u n g im Apostelsaal, die aus allen Teilen des Landes überaus zahlreich besucht war, eröffnet. Der Vorsitzende des Landes-Feuerwehrausschusses Bürk- .Schwenningen begrüßte die Anwesenden. Im Ganzen waren auf dem Delegiertentag 521 stimmen vertreten. Im Rechenschaftsbericht wird darauf hingewiesen, daß heute 1462 Wehren dem Verband angeschlossen sind, davon 357 aus dem Neckar-, 380 aus dem Schwarzwald-, 253 aus dem Jagst- und 472 aus dem Donaukreis. Es wurden bis heute 14 343 Dienstehrenzeichen verliehen, sowie 1445 Verbandsehrenzeichen. Die Einnahmen betrugen 3295 Mark, die Ausgaben 3012 Mark, das Verbandsvermögen beläuft sich auf 7616 Mark. Man
Feuerwehr Cannstatt: „Die En t s ch ä d i g u n g e n bei Unglücksfäll en sollen derart durch die Zen- tralkasse geregelt werden, daß die freien Hilfskas- fen bei Bemessung der Unterstützung nicht in Betracht gezogen werden." Ein ähnlicher Antrag lag von Feuerbach vor. Nach längerer Diskussion ergriff Mnisterialdirektor von Scheurlen das Wort. Er dankt zunächst für den ihm bereiteten freundlichen Empfang und konstatierte, daß der Ausschuß die hier behandelte Frage wiederholt zur Sprache gebracht Habe. Die von dem Ministerium auf eine diesbezügliche Eingabe des Verbands gegebene Antwort sei von den Anwesenden wohl nicht ganz richtig verstanden worden. Der Verband sei in dieser Frage doch einen großen Schritt vorwärts gekommen. Es fei selbstverständlich, daß den unterstützungsbedürftigen Wehrmännern in weitreichendem Maße Unterstützung gewährt werde. Der Antrag von Cannstatt habe mehr Aussicht auf Verwirklichung als der ,von Feuerbach. Auch dem Ministerium liege es am Herzen, daß alles geschieht, was nach Recht und Billigkeit geschehen kann. Zunächst wurde darauf der Antrag Cannstatt angenommen, sodann ein weiterer Antrag Ulm, die Angelegenheit der nächsten Delegiertenversammlung nochmals zur Beschlußfassung vorzulegen. Von Göppingen war folgender Antrag eingebracht worden: Dem Absatz 2 des Paragraphen 26 der Mimsterialverfügung vom 31. März 1894 folgende Fassung zu geben: „Die Jahresabgabe darf nur von denjenigen Personen erhoben werden, welche sich dem Dienst in der Freiwilligen Feuerwehr kraft eigener Entschließung entziehen oder wegen renitenten Verhaltens ans der Freiwilligen Feuerwehr nach Anhören des Gemeinderats und des Kgl. Oberamts ausgeschlossen werden." Diesem Anträge stimmte die Versammlung zu. Die Rcutlinger Feuerwehr beantragt: „Es soll der Versuch gemacht werden, alte noch außerhalb des Verbandes stehenden Feuerwehren des Landes zum Beitritt zu gewinnen." Es wurde angeregt, daß die Verbandsbeiträge auf die Oberamtspflege über- uommen werden. Von der Regierung sollte ein sanfter Druck auf die noch abseits stehenden Wehren ausgeübt werden. Ministerialdirektor von Scheurlen erklärte dazu, daß auch das Ministerium es als wünschenswert anerkenne, daß alle Feuerwehren dem Verband angeschlossen werden. Ein Druck seitens des Ministeriums dürfe nicht ausgeübt werden, da sonst das Gegenteil von dem erreicht werden würde, was die Versammlung wünsche. Der Antrag Reutlingen wurde darauf angenommen. Weiter wurde beschlossen, den nächsten Landes-Feusr- wehrtag im Jahre 1915 in Heilbronn, den nächsten Delegiertentag in Gmünd abzuhalten.
Der Sonntag brachte der Feststadt einen Massenbesuch aus der näheren und weiteren Umgebung. Bereits um 6 Uhr fand Tagwache statt, von 8 bis 10 Uhr die Besichtigung der Göppinger Feuerlöschgeräte vor dem Feuerwehrmagazin, in dem eine sehr reichhaltige, interessante Ausstellung von Feuerlöschgerätschaften und einschlägigen Gegenständen untergebracht ist. Große Zuschauermengen hatte die Hauptübung der Göppinger Freiwilligen Feuerwehr herbeigelockt. Es handelte 'ich um Personenrettung aus dem 1. und 2. Stock des Modewarenladens von Freudenberger, sowie um einen Angriff des inzwischen ausgebrochenen Großfeuers durch die Gesamt-Feuerwehr. Nach dein Festessen
wigstraße. Tausende von Feuerwehrmännern, nach Oberämtern geordnet, beteiligten sich an dem Zug, der am Rathaus vorbeimarschierte, um sich auf dem Marienwasen aufzulösen. Die größeren Wehren durchzogen mit ihren eigenen Musikkapellen die Stadt, deren Straßen von einer riesigen Menschenmenge besetzt waren. Zum Festzug hatten sich mehr als 7000 Wehrmänner angemeldet, aber auch diese Zahl soll tatsächlich noch bedeutend überschritten' worden sein. Die Veranstaltungen, die sämtlich vorzüglich vorbereitet waren, nahmen einen gelungenen und ungestörten Verlauf.
Von den Verhandlungen der Delegiertenver- fammlung ist noch nachzutragen, daß, der Landes- ffeuerwehrausfchuß beauftragt wurde, sich wegen Aenderung der Form des Feuerwehrdienftehren- zeichens mit einer Eingabe an das Kgl. Ministerium! des Innern zu wenden. Bezüglich der Anfrage der Feuerwehr Gaildorf, eine Eingabe an das Ministerium betr. die Regelung der Unabkömmlichkeit der verschiedenen Beamten zu richten, erwiderte Mini- sterialdivektor von Scheurlen, daß der diese Angelegenheit behandelnde Ministerialerlaß vorerst genüge und auch bei den Beamten der anderen Ministerien Beachtung finden werde. Wenn Grund zu einer Beschwerde vorliege, könnte sich der Ausschuß! ja erneut an das betreffende Departement wenden.
Zur Ersatzwahl im 2. württ. Reichstagswahlkreis.
ss Stuttgart, 30. Juli. Die heutige Reichs-, tagsersatzwahl im zweiten Württembergschen Wahlkreis (Cannstatt, Ludwigsburg, Marbach und Waiblingen) hätte folgendes Ergebnis: Fabrikant Oet- tinger (natl.) 9528, Redakteur und Landtagsabg. Dr. Wolfs (Bb.) 4930, Redakteur und Landtagsabg. Keil (Soz.) 18705 Stimmen. Keil ist demnach mit einer Majorität von 4247 Stimmen gewählt. Von 45135 Wahlberechtigten sind 33163 giltige Stimmen, d. s. 73,6 Proz. abgegeben worden. Bei der letzten Reichstagswahl am 25. Januar 1907 betrug die Zahl der Wahlberechtigten 40 754, die Wahlbeteiligung 84,8 Prozent. Damals erhielt Dr. Hieber (natl. , 18 787 und Keil (Soz.) 15 488 Stim^-- men, während auf das Zentrum 98 Stimmen fielen. Es steht sonach fest, daß die Sozialdemokratie' 3219 Stimmen gewonnen hat und daß ihr Anteil an den abgegebenen Stimmen von 45 auf 56,4 Proz. gestiegen ist. Nachstehend verzeichnen wir die Resultate der einzelnen Oberämter:
^ Wahlb. Gilt. St. Oettinger Wolfs Keil Ludwigsburg j ^ -
(Stadtu.Bezirk)
13 532
9793
2653 1084
6056
Stuttgart(Stadt
Cannstätt.Unt.'r-
türkheim.Wangen)
12 039
8833
2407 384
6042
Cannstatt
6796
5030
1288 614
3128
Marbach
6104
4352
1046 1888
1418
Waiblingen
6664
5155
2134 960
2061
45135
33 163
9528 493018705
Wahl 1907
Dr. Hieber Keil
Ludwigsburg (Stadt u. Bezirk) 5222
4854
Cannstatt,
5875
7924
Marbach
4165
977
Waiblingen
3525
1731
18 787
15 486
Bezwingt euch einmal nur; das gibt euch eine Art von Leichtigkeit zu folgender Enthaltung. Denn die Uebung verändert fast den Stempel der Natur.
Shakespeare.
Die Brillantagraffe.
Erzählung von R e i n h o l d T r r in a n n.
(Fortsetzung.) (Nachdruck verboten.)
Trotz dreier vefchwlchtrgenden Versicherungen äußerte Frau Myra den Wunsch, zunächst selbst nach dem verlorenen Schmuck Umschau zu halten. Und bereitwillig bot ihr der Bankdirektor seine Begleitung beim Suchen an.
„Hier in diesem Spiegel habe ich die Agraffe zuletzt an meiner Schulter gesehen," sagte die junge Witwe, „und von hier aus bin ich, ohne mich irgendwo aufzuhalten, in Ihr Bibliothekzimmer gegangen, um weiter in dem Kupferstichwerk >u blättern, mit dessen Besichtigung ich vor den musikalischen Aufführungen begonnen hatte. Als ich eben zu Ihnen trat, nn mich zu verabschieden, kam ich geradeswegs aus der Bibliothek. Es gibt also gar keinen Zweifel darüber, wo wir »en Schmetterling zu suchen haben."
Sie legten langsam den von Myra bezeichneten Weg zu- Äck, so aufmerksam ausspähend, als es geschehen konnte, ohne ne Beachtung der übrigen Gäste zu erregen. Denn die junge fr au wünschte natürlich nicht, aus ihrem Verlust, wie ärge»- ich er ihr auch immer sein mochte, eine Sensationsaffäre <,, macht zu sehen. Aber weder in einem der Räume, die Myri vorhin durchschritten hatte, noch in dem Bibliothekzimmer selbj fanden sie den gesuchten Gegenstand. Und der Bankdirekto sprach, als die Ergebnislosigkeit dieser ersten Nachsorschuni
«Wer allem Zweifel war, die ziemtich einleuchtende Vermntun, aus, daß sich der Schmuck in der Schleppe eines Damenkleide! festgesetzt haben und auf diese Art unbemerkt in eins de andern Zimmer entführt worden sein könnte.
Sie waren eben an den Ausgangspunkt ihrer Vergeblichei Wanderung zurückgekehrt, als Frau Mörner in Begleitung dei Hofjuweliers und eines andern, vornehm aussebenden alte, Herrn mit allen Anzeichen lebhafter Erregung zu ihnen trai
„Höre nur, Ewald, was der Herr Geheimrat von Wicheri »zählt!" wandte sie sich an ihren Gatten. „Danach könnt nan ja wirklich versucht sein zu glauben, daß die Vermutunj ses Herrn Bernwald zutrifft. Vor vier Tagen, auf eine Soiree des Generals von der Pforten ist eine Dame der Ge ellschaft auf genau dieselbe Art um einen Brillantschmuck be kohlen worden."
„Ah, das wäre!" machte der Bankdirektor ebenso ungläubig vie ärgerlich. „Darf ich Sie mit einer Wiederholung Jhrei Zeschichte bemühen, Herr Geheimrat?"
„Es ist in der Tat ein sehr merkwürdiges Zusammen reffen," meinte der alte Herr. „Aber die Tatsache selbst kam einem Zweifel unterliegen. Die junge Gräfin Rackwitz - Sie wissen vielleicht: die Gemahlin des Dragoner-Rittmeister- — vermißte gegen das Ende jener Soiree hin plötzlich der Brillantstern, den sie bis dahin im Haar getragen hatte. Unk s stellte sich heraus, daß ein verwegener Dieb ihn von der angen Haarnadel, an die er festgelötet war und die noch mmer in der Coiffure der Gräfin steckte, mit Hilfe eines geeigneten scharfen Instruments abgefchnitten oder abgekniffer laben mußte. Die Sache erregte das allerpeinlichste Aufsehen, umal der Salon des Generals an jenem Abend nur einen leinen ausgewählten Zirkel von Gästen vereinigt hatte. Und nan ist in dem beteiligten Kreise auf das äußerste gespannt, -b der mysteriöse Vorfall seine Aufklärung finden werde."
Noch immer zweifelnd, schüttelte der Bankdirektor den Kopf.
„Sind Sie Ihrer Sache denn wirklich so aar» Ücker?"
wandte er sich an Bernwald, um abermals eine auf das bestimmteste bejahende Antwort zu erhalten.
„Wenn ich als Sachverständiger vor Gericht auszusagen hätte, würde ich unbedenklich unter meinem Eid erklären, daß hier nur von einer gewaltsamen Lostrennung des eigentlichen Schmuckstücks die Rede sein kann. Es ist meine felsenfeste Ueberzeugung, verehrtester Direktor, daß Sie die Agraffe der gnädigen Frau nicht finden werden, und wenn Sie in Ihrem Hause das Unterste zu oberst kehren."
Mörner war sehr ernst geworden.
„Wenn es so ist, habe ich allerdings die unabweisbare Verpflichtung, der Sache mit aller Energie auf den Grund zu gehen. — In erster Linie habe ich mich natürlich nach Ihren Wünschen zu richten, gnädige Frau! Sofern Sie es befehlen, bin ich bereit, ohne jede Rücksicht auf die wahrscheinlichen Konsequenzen die Polizei auf der Stelle benachrichtigen zu lassen." —.. r-
„Um Gotteswillen nicht!" wehrte Myra ganz erjchrocken ab. „Wollen Sie etwa Ihren Gästen zumuten, sich eine Durchsuchung gefallen zu lassen? — Nein, da will ich denn doch hundertmal lieber meinen Verlust verschmerzen."
„Ist Ihnen vielleicht bekannt, Herr Geheimrat, welche Schritte man zur Aufklärung des Diebstahls im Hause des Generals von der Pforten getan hat?"
„Da der Graf und seine Gemahlin alles unnötige Aufsehen vermieden zu sehen wünschten, hat sich Seine Exzellenz mit einem Detektiv-Institut in Verbindung gesetzt, das ihm von einem anwesenden hohen Justizbeamten als geschickt und zuverlässig empfohlen wurde, lieber das etwaige Ergebnis der bisherigen Nachforschungen bin ich nicht unterrichtet."
„Und der Name jenes Instituts?"
„Es ist das des ehemaligen Kriminalkommiffarius Wald- schmidt."
„Sind Sie damit einverstanden, Frau Ebbinghaus, daß auch ich diese Detektivagentur mit den zur Aufklärung der