I; Madrid, 31. Juli. Ein amtliches Telegramm aus Fernando Po meldet, daß dort Eingeborene eine spanische Abteilung angegriffen haben. Auf spani­scher Leite fiel ein europäischer Korporal; mehrere Soldaken wurden verwundet. Die Eingeborenen ver­loren vier Mann, unter ihnen einen der Anführer.

Newyork, 31. Juli. Nach hierher gelangten Meldungen Hai am Montag bei Cesba in Honduras ein Kampf zwischen Aufständischen und Regierungs­truppen stattgefunden, in dem 100 Mann getö­tet und 2 00 verwundet worden sind.

st Palestine, 31. Juli. Bei den Rassenkäm- fen'in Anderson sind wenigstens 18 Ne ger ge­tötet worden. Einige Depeschen sprechen sogar von 30 Toten. Auch mehrere Weiße sollen ums Leben gekommen sein.

,! Hather Point, 31. Juli. Der Mörder Crip- pen und Miß Leneve sind verhaftet worden.

AN-rlei.

* Der Entwurf einer Friedensfahne durch unseren Kaiser sieht nach einer genaueren Beschreibung folgendermaßen aus: Die Fahne zeigt ein weißes Kreuz auf rotem Grunde. Sie wird durch das Kreuz in vier Felder geteilt, von denen das linke obere Feld die Nationalfarben der betreffenden Nation tragen sollte, in der die Fahne entfaltet wird, während die übrigen Felder mit weißen Ster­nen besetzt sein sollten. Das internationale Frie-, dens-Jnstitut in Monaco hat die Originalzeichnung Ln Verwahrung, die Kaiser Wilhelm im Jahre 1903 gelegentlich eines Gespräches mit dem Fürsten von Monaco entwarf und diesem schenkte.

* Der Briefträger Bergmann, der auf dem Ber­liner Postamt Nr. 17 50 000 Mark unterschlagen hat, ist in Berlin verhaftet worden.

* Auf seinem Landhause bei Berlin erschoß sich der Inhaber eines angesehenen Bankgeschäftes in Petersburg, namens Trapesnitow. Es heißt, seine Firma sei mit Passiven von mehreren Millionen zusammengebrochen.

* Rektor Robert Bock von der katholischen Mäd­chengemeindeschule in Berlin ist wegen seit Jah­ren an seinen Schülerinnen begangenen Sittlichkeits- Verbrechen verhaftet worden. Bock ist verheiratet und Vater von drei Kindern.

* Nordsee Mordsee. In der Elbmündung wurden kürzlich Tiefbaggerungen vorgenommen und dabei stieß einer der großen Bagger plötzlich auf schier unüberwindbare Hindernisse auf dem Bagger­grund. Bei näherer Untersuchung stieß man auf Reste von Häusern und Bäumen. Die Chronik er­zählt, daß an jener Stelle ums Jahr 1400 das Kirchdorf Asfleth in einer Sturmflutnacht mit allen Häusern, Menschen und Vieh vom Meere verschlun­gen wurde.

* Die Stelle des Pastors von Helgoland ist zuni 1. Oktober neu ausgeschrieben worden. Um die Stelle, die jährlich 6000 Mark einbringt, ha­ben sich nach derB. Z." bis jetzt nur sieben Kandi­daten beworben. Der in den Ruhestand tretende Pastor Schröder hatte seinerzeit 70 Konkurrenten aus dem Felde zu schlagen. Dieser Rückgang hat seine besondere Ursache. Mit der Einverleibung Hel­

rühmten sog. Fremdentrauungen, die Trauungen! ohne Urkunde, auf Helgoland ihr Ende und damit versiegte eine schöne Nebeneinnahme des Pastors von Helgoland, denn die Verliebten, die hieher flüch­teten, zahlten weit über die geringen Kirchenge­bühren der Trauung.

* Der Schwindel auf hoher See. Die Hafenbehörde von Cardiff in England beschäftigt sich zurzeit mit der Untersuchung des Schisfbruchs des DampfersBritisch Standard". Sein Kapitän Braun wird beschuldigt, in Gemeinschaft mit sei­nem ersten Offizier den Dampfer angebohrt und zum Sinken gebracht zu haben, um die Versiche­rungssumme von 1 100 000 Mark zu ergattern. Derartige Betrügereien stehen übrigens nicht so ver­einzelt in der Geschichte der Schiffahrt da.

* In dem serbischen Dorfe Kalni erschoß sich der 100jährige Goluwowitsch vor der Wohnung seines Sohnes. Die Veranlassung zur Tat ist unbekannt.

§ 4tzjährige Gedächtnisfeier der Schlachten bei Weitzenburg und Wörth. Vom Elsaß-Lothringischen Krieger-Landesverband werden am 6. August bei Weißenburg am Bayerndenkmal und am 7. August bei Wörth am Kaiser-Friedrich-Denkmal je vormit­tags Gedächtnisfeiern veranstaltet, welchen Generalfeldmarschall Graf v. Häseler als Vertreter des Kaisers anwohnen wird. Die Veteranen der ehe­maligen württembergifchen Division sammeln sich sodann am 7. August nachmittags halb vier Uhr am HotelWeißes Roß" (am Bahnhof) zur Besichti­gung des Schlachtfeldes.

8 Ist die Flugmaschine schneller als die Vö­gel? Die größte Geschwindigkeit, die eine Flug­maschine bisher erreichte, betrug in der Stunde 110 Kilometer. Sind die Vögel damit geschlagen? Die Wachtel sicher, denn sie erreicht im besten Falle 80 Kilometer in der Stunde; die Taube dagegen kommt der Flugmaschine sehr nahe, denn sie fliegt ohne Schwierigkeit 100 Kilometer und oft mehr in der Stunde. Aber der Adler ist noch nicht be­siegt: der König der Vögel vermag 120 Kilometer in der Stunde zurückzulegen. Doch in seinem Reiche ist er damit keineswegs der schnellste. Die'Schwalbe übertrifft ihn bei weitem, denn der leichtbeschwingte Bote des Frühlings vermag auf seinen weiten Reise­flügen oft 250 Kilometer in der Stunde zu über­winden. Der Rekord des Vogelfluges ist aber da­mit immer noch nicht erreicht. Der Segler z. B., der der Schwalbe verwandt ist, kann mit seinem Flügeln in einer Sekunde 88 Meter weit gleiten, also fast 317 Kilometer in der Stunde. Doch auch er hat seinen Meister, den Falken, der in schwindeln'- den Höhen stundenlang wie ein Pfeil durch die Lüfte schließt.

Literarisches.

Wohin reisen Sie Heuer? ist die Frage, die man jetzt tagtäglich zu hören bekommt. Tausende und Abertausende rüsten sich, um nach den arbeitsreichen Wintertagen ihre Er­holung in der Sommerfrische zu suchen. Was aber gehört zu den Reiseutensilien, die man an Ort und Stelle schmerz­lich vermißt, woran man aber vor der Abreise nur in seltenen Fällen denkt? Es ist die Unterhaltungslektüre. Was könnte hiefür mehr empfohlen werden, als ein Saison-Abonne­ment auf dieMeggendorfer-Blätter", dieses aller-

lerischen Bilderschmuck in Schwarz- und vielfachem Farben­druck und seinen humorvollen vielseitigen Inhalt aller Her­zen erfreut und jedermann, selbst Kindern unbedenklich in die Hand gegeben werden kann. Die Expedition dieser Zeit­schrift in Eßlingen hat die dankenswerte Einrichtung getroffen, diese prächtige Unterhaltungslektüre auch allen Sommer­frischlern zugänglich zu machen, indem sie vierwöchentliche Saison-Abonnements, die an jedem Tag begonnen werden können, überallhin versendet und zwar für Mk. 1.20 nach Orten in Deutschland, Kronen 1.50 nach Oesterreich, Frs. 1.80 nach der Schweiz. Wir empfehlen unfern Lesern, von dieser Einrichtung recht ausgiebigen Gebrauch zu machen. Die neueste Wochennummer ist jeweils sofort nach Erscheine« bei allen Bahnhofbuchhandlungen, Zeitungskiosken usw. für nur 30 Pfennig einzeln erhältlich.

Wenn Langweil' Dich im Zug beengt,

Im Urlaub Dich das Wetter kränkt.

Nimm Meggendorfer-Blätter vor.

Hier findst Du Laune und Humor!

Handel »»I iyerkchr.

If Stnttgart, 30. Juli. (Schlachtviehmarkt) Zuge­trieben 114 Stück Großvieh, 135 Kälber, 457 Schweine. Erlös aus ffz Kilo Schlachtgewicht : Ochsen 1. Qual, a) ausgemästete von bis Pfg., 3. Qual, d) fleischig« und allere von bis Pfg.; Bu llen (Farren) 1. Qual, a) vollfleischige, von 81 bis 84 Pfg., 2. Qualität d) ältere und weniger fleischige von 78 bis 81 Mg., Stiere und Jungrinder 1. Qual, a) ausgemästete von 92 bis 96 Pfg-, 3. Qualität b) fleischige von 88 bis 93 Mg-, 3. Qualität v) geringere von 85 bis 88 Pfg-»Kühe I.Qual. a) junge gemästete von bis Pfg-, 2. Qualität d) älter« gemästete von 66 bis 78 Pfg-, 3. Qualität o) geringer» von 45 bis 55 Pfg-, Kälber: 1. Qualität a) beste Saug, kälber von 105 bis 110 Pfg-, 2. Qualität b) gute Saug­kälber von 100 bis 104 Pfg-, 3. Qualität v) geringere Saug­kälber von 92 bis 97 Mg- Schweinei. Qualität a) junge fleischige 71 bis 72 Mg-, 2. Qualität b) schwere fette von 67 bis 70 Mg-, 3. Qualität o) geringere von 60 bis 65 Pfennig.

Mitteilungen der Zentralvermittlungsstelle für Lbftverwertnug in Stuttgart, Eßlingerstraße 15 I.

Obstpreise

auf dem Stnttgarter Engros- Markt am 30. Juli. Stachel­beeren 79 Mk. Aepfel 1222 Mk. Johannisbeeren

10 16 Mk. Aprikosen 2038 Mk. Birnen 1225 Mk. schwarze Johannisbeeren 18 Mk. Reineclauden 1530 Mk. Walderdbeeren 8090 Mk. Pfirsiche 2545 Mk. Heidel­beeren 1012 Mk. Pflaumen 710 Mk. Himbeeren 3035 Mk. alles per 50 Kg. Zufuhr sehr stark, Ver­kauf lebhaft.

Sortenpreise: Charlamowski (vorherrschend) 1618 M., Deans Codlin 12 Mk., Weißer Astrachan

11 13 Mk., roter A. 1618 Mk., Coxs Pomona 2022 Mk., Weißer Klarapfel 2025 Mk., Gravensteiner Falläpfel 16 Mk., frühes Geißhirtle 2225 Mk., Sparbirn 1820 Mk., geringe Sotten 1215 Mk. Italienische Birnen waren in sehr schöner Ware zu 2832 Pfg. per Pfd. in Original­packung angeboten. Heidelbeeren waren in Massen ange­fahren, sie kommen jetzt trocken in schöner Ware zu Markt.

vorarrsfichtlichss Wsttsr

am Dienstag, den 2. August: Vorwiegend heiter, trocken, sommerlich warm, dennoch einzelne Gewitterstörungen.

Verantwortlicher Redakteur: L. Lauk Mtensteig.

Sache geeigneten Recherchen betraue, falls die verschwundene Agraffe nicht noch in dieser Nacht gefunden werden sollte?"

Auch dagegen wollte sich Myra sträuben, da aber der Bankdirektor mit ruhiger Entschiedenheit erklärte, daß für ihn hier die Ehre und der Ruf seines Hauses in Frage ständen nnd da sie zugeben mußte, daß die Agraffe von Sachver­ständigen auf einen Wert von mindestens fünfzehntausend Mark geschätzt worden sei, fügte sie sich endlich dem dringenden Zureden ihrer Umgebung und erteilte wenn auch ungern und mit innerm Widerstreben dem Bankdirektor die er­betene Ermächtigung. Sie überließ ihm auf seinen Wunsch die Befestigungsnadel, die der Dieb sofern es sich hier wirklich um einen Diebstahl handelte unter keinen Um­ständen unbemerkt aus dem Stoff ihres Kleides hätte heraus­ziehen können, und sie trat endlich, aufs äußerste verstimmt und erregt, ihre Heimfahrt an recht von Herzen unmutig darüber, daß nicht irgendein gnädiges Ungefähr sie davor bewahrt hatte, diese unglückselige Soiree zu besuchen.

Was sie vielleicht noch mehr verdroß als die wahrschein­liche Einbuße des kostbaren Schmuckstücks, und was ihre Ge­danken während dieser beinahe schlaflosen Nacht jedenfalls viel länger beschäftigte, war der befremdliche Umstand, daß Dr. Hain» roch so wenig eine Aeußerung der Teilnahme als ein Wort des Abschieds für sie gehabt hatte. Und doch war er in Hör» weite gewesen, als sie ihren Verlust zuerst bemerkte, und st« hatte auch gesehen, daß er mit seiner Tante und den beiden Herren gesprochen, ehe sich diese ihr und dem Bankdirektor bei ihrer Rückkehr von dem vergeblichen Suchen »»gewendet hatten. Nach jenem Augenblick aber war sie seiner nicht mehr ansichtig geworden. Er mußte sich also geflissentlich zurück- gehalten haben, um einer Verabschiedung auszuweichen. Und wenn Frau Myra sich auch einzureden suchte, daß eS lediglich gerechter Unwille über den damit an den Tag gelegten Mangel an Höflichkeit sei, was sie darüber empfand, so hätte das Wehgefühl, das ihre Seele durchzitterte, sie bei etwas gründ­

licherer Selbstprüfung doch darüber belehren können, daß es in Wahrheit eine tief schmerzliche Enttäuschung gewesen war, hie das unbegreifliche Benehmen des Arztes ihr bereitet hatte.

Die Mittagspost des folgenden Tages brachte Frau Myra Ebbinghaus ein Billett des Bankdirektors, darin er ihr unter Ausdrücken seines lebhaftesten Bedauerns mitteilte, daß die ver­schwundene Agraffe weder von einem seiner Gäste abgeliefert, noch bei der mit äußerster Gründlichkeit vorgenommenen Durchsuchung sämtlicher Wohnräume zutage gefördert worden sei. Wie er hinznfügte, würden in dem Augenblick, da sie seinen Brief erhalte, die geeigneten Schritte zu einer weiteren Verfolgung der Angelegenheit bereits getan sein, und er könne nur dem dringenden Wunsche wie der zuversichtlichen Hoffnung Ausdruck geben, daß sie zu einer baldigen Aufklärung des so überaus peinlichen Vorkommnisses führen möchten.

Aber noch einen zweiten Brief fand Frau Myra auf der Tablette, die ihr die Zofe in das Ankleidezimmer gebracht hatte einen Umschlag von dickem Büttenpapier mit einem prah­lerischen Monogramm und von durchdringendem Deilchenduft.

Von Szakäly!" dachte sie. Und sie fühlte sich fast ver­sucht, den Brief ungelesen zu zerreißen. Aber die weibliche Reugier behielt dann doch den Sieg über die häßlichen Empfindungen, die die Erinnerung an den gestrigen Abend m ihrem Herzen wachrief. Sie schnitt den Umschlag auf und mtfaltete das mit mächtigen, steilen Buchstaben, die der Schrift ses Verfassers ohne Zweifel einen Zug von Größe geben sollten, bedeckte Blatt. "

(Fortsetzung folgt.)

8 Nach der amtlichen 'Statistik sind in den grö­ßeren Städten Belgiens 10, auf dem flachen Lande bis zu 50 und sogar noch mehr Prozent der er­wachsenen Bevölkerung weder des Lesens noch des

Schreibens mächtig. Diesem unwürdigen Zustand kann nur durch die Einführung des gesetzlichen Schulzwanges gesteuert werden. Die Regierung hat sich jetzt auch endlich zu dessen Einführung ent-, schlossen. Aber recht ernst ist es ihr anscheinend! mit dieser Maßregel nicht. So enthält der Ge­setzentwurf eine Bestimmung, wonach der Staat, ohne deshalb ein Auffichtsrecht über die Kloster­schulen zu erhalten, für alle Kosten der letzteren ebenso aufzukommen hat, wie für seine eigenen; Staatsschulen. Für die andere Bestimmung, die den Eltern die Pflicht auferlegt, ihre Kinder vom 6. bis zum 14. Lebensjahr in irgend eine Schule zu schicken, wobei Staats- und Klosterschulen gleich- , gestellt sind, sind so viele Ausnahmen festgesetzt, daß die meisten Bauern in Flandern auch in Zu­kunft die schöne Freiheit besitzen werden, ihre Kin­der ohne jeglichen Unterricht aufwachsen zu lassen.

8 Hinter den Kulissen eines Flohtheaters. Eine

üstkomifche Verhandlung gab es vor dem Kölner Gewerbegerichte, wo die Angestellte eines Flohzir­kus gegen ihren Direktor klagte. Ueber die Tä­tigkeit der Angestellten ist folgendes mitzuteilen? Der Zirkus hatte etwa tausend Flöhe, von denen wohl fünfhundert dressiert sind, alles nur Men--- schenflohe. Zu den Obliegenheiten der jedenfalls wenig beneidenswerten jungen Dame gehörte es, dasKünstlervolk" zu füttern. Zu jeder Mahlzeit, die auf dem Arm der Klägerin eingenommen wurde, wurden fünfzig Flöhe zugelassen, bis das ganze Heer abgefüttert war. Dafür erhielt sie monatlich' 30 Mark. Die vollblütige Dompteuse würde von dem hungrigen Artistenvolk jedoch so ausgesogen, daß sie ermattet das Krankenlager aufsuchen mußte.