Tandesnachrichten.

Altencleig, <8. Mai.

8 Pferdebcsitzer Vorsicht! Die Stuttgarter Pferde-Berficherungs-Gesellschaft A.-G. macht die Pferdebesitzer anläßlich des Herannahens der Zeit der Grünfütterung auf die Gefahren dieser Futterweife aufmerksam. Auf keinen Fall darf un­mittelbar von der Trocken auf die Grünfütterung übergegangen werden, sondern nur ganz allmählich dadurch, daß man zuerst einen Teil des Trocken futters durch kleine Partien Grünfutter ersetzt, welche man dann von Tag zu Tag langsam stet gert, jedoch wolle man stets vor dem Grünfutter etwas Trockenfutter reichen. Am beachtenswertesten ist, daß Grünsutter nur frisch verfüttert werden darf, deshalb sollen keine Vorräte hievon gelagert, sondern nur geholt werden, was man augenblick lich zum Füttern notwendig hat, denn gelagertes, welkes oder warm gewordenes Grünfutter geht in Gärung über und ruft die tätlichen Kolikfälle her vor. Lenen jährlich viele schöne Pferde zum Opfer fallen. Kein einziges Futter als Grünzeug ist so leicht zerfetzlich und gärt so rasch, daß die be-^ trosfene Darmpartie durch die dabei entstehenden Gase ausgedehnt und erheblich leichter geworden ist. sie vermag sich daher unschwer nach oben zwischen die andern Darmschlingen zu verschieben und erzeugt damit Verschlingungen und andere Darmlagerun­gen, welche tierärztlich schwer zugänglich sind. Kein anderes Tier, als gerade das Pferd hat einen so ungewöhnlichen langen nnd geräumigen Dickdarm, der zudem wegen des langen Gekröses, an welchem er in der Bauchhöhle ausgehängt ist, ausnehmend leicht beweglich und dabei so reizbar und empfind lich sich erweist, daß schon eine geringfügige Er­regung desselben, die bei den andern Haustieren spurlos vorüber geht, eine Kolik nach sich ziehen kann, von der man nie weiß, ob sie einen tätlichen Ausgang nimmt. Schon aus diesen Gründen konnte Grünfutter auch niemals ein Futter für Arbeits­pferde sein, höchstens eine kleine (täglich einmalige erfrischende Beigabe auf Trockenfutter. Die Volks­ansicht, daß eine sogen. Grünfutterkur im Frühjahr für Pferdegesund" sei, ist ein Aberglauben, ver­schon manchem Pferdebesitzer großen Schaden ge­bracht hat. Derjenige, welcher nicht aus Wirtschaft lichen Gründen auf Grünfütterung bei Pferden an­gewiesen ist, sollte sich nur der Trockenfütterung von Hafer, Heu und Häcksel bedienen, welche nach­gewiesenermaßen weitaus die rationellste Fütterung ist und bei welcher die Pferde am leichtesten ge­sund, kräftig und ausdauernd erhalten bleiben.

* Breitcnberg, >7. Mai. Bei der am 12. Mai stattgehabten O r ts v o r st e h e r w a h l wurde Ge meinderat Friedrich Greute gewählt.

st Horb, 17. Mai. Der 56 Jahre alte pen­sionierte Weichenwärter Weidmann in dem benach­barten Pfarrdorf Mühlen a. N., der schon lauge melancholisch veranlagt war, hat sich in einem un­bewachten Augenblick im Abort seiner Wohnung mit einer Sichel den Hals durchschnitten nnd ist an Verblutung gestorben. Er hinterläßt eine Witwe und zwei erwachsene Kinder.

st Birtenfeld, OA. Neuenbürg, 17. Mai. Auf dem Stationsbureau Birkenfeld wurde am Pfingst­sonntag abend ein ungewöhnlicher Fund abgeliefert und zwar ein drei- bis vierjähriger .Knabe, den Spaziergänger mitten im Walde zwischen Birkenfeld und Neuenbürg gefunden hatten. Die redlichen Fin­der lieferten ihn auf dein Stationsamt ab. Durch Nachforschungen wurde ermittelt, daß der Knabe einem Bürger von Birkenfeld gehört, der ihn auf einem Spaziergang verloren hatte. Der Stations Verwalter telegraphierte nach Neuenbürg, wohin in­zwischen die Eltern gegangen waren, daß der kleine Pfingsttourist nach Hause zurückgekehrt sei.

Ü Unterjettingen, OA. Herrenberg, 17. Mai. Auf dem Heimweg von Nagold nach Unrerjettingen hat der Kettenmacher Andr. Schund seinem Kame­raden Jakob Henne nach vorausgegangenem Wort Wechsel mehrere Stiche versetzt. Nach Aussage des Arztes soll ein Stich, der die Schädeldecke traf, Lebensgefährlich sein.

2 Reutlingen, >7. Mai. Tausende von Wan derern aus der Nähe und aus der Ferne zogen ge stern durch die Stadt zur Nebelhöhle, um an dem herkömmlichen Volksfest teilzunehmen und dann nach Besichtigung der Höhle mit den interessanten Tropfsteingebilden im Innern zum Lichtenstein zu

ßmen hin. Schließlich hals auch dieser Trostblick nicht mehr. DaS hin- und herpendelnd« Köpfchen neigte sich völlig seitwärts, «nd aller Pose bar, lehnte das todmüde kleine Modell zu- sammengesnnken im Stuhl. Pfl-Men. Belohnung oder Strafe, alles war vergessen in einem > itinderschlaf.

Rasch legte Frida Pinsel uu^ Palette hin. »Armes kleines Ding", dachte ge mitleidig,den blinden Uebereifer muß ich mir abgewöhnen, er malträtiert dich und kommt schließlich memer Arbeit auch nicht zugute."

Während sie sich sacht mühte, die Kleine zu ermuntern, rief ein blondbezopstcr Kops von der Türe her: »Frida, da iA wer."

Fortsetzung folgt.

wandern. Das herrlichste Wetter begünstigte dieses Fest der Freude am Leben und an den Schönheiten der Natur, die ein Grünen nnd Blühen zeigt wie kaum je einmal zuvor. Auch der Wald ist vom Echatzlal ansteigend zum Altrauf schon dicht be­laubt und bot zusammen mit den romantischen Felspartien ein Bild voll entzückender Wirkung.

st Reutlingen, 17. Mai. Der in der Kreis­pflegeanstalt untergebrachte 71 Jahre alte Leonhard Schmid von Tübingen, OA. Rottweil, wollte in der vorletzten Nacht ausbrechen. Er ließ sich zu diesem Zweck an einem am Feusterkreuz befestig­ten Leintuch herab, stürzte aber vom ersten Stock auf das Pflaster im Hof und erlitt einen Schädel­bruch, dem er nach zwei Stunden erlag.

st Schömberg, OA. Rottweil, 17. Mai. Beim Holen von Sägmshl geriet die Frau des früheren Kreuzwn-ts Eha unter einen, durch das eigene Fuhrwerk umgeworfenen Bretterhaufen: dabei wur­den ihr beide Füße unterhalb des Knies abgedrückt.

st Tieringen, OA. Balingen, 17. Mat. Am Pfingstmontag verflieg sich ein Mädchen von Dürr­wangen in den Felsenschrofen vom Hörnte. Einem jungen Mann von Ebingen, der dem Mädchen zu Hilfe kommen wollte, erging es ebenso, indem er nicht mehr rückwärts noch vorwärts gelangen konnte. In dieser gefährlichen Lage mußten die beiden iun gen Lenke mehrere Stunden verharren, bis von hier aus die erforderlichen Rettnngsgerätschaften betgeschafft waren. Der Mann wurde nun mit zu sammengebundenen Leitern auf die Höhe gebracht, während das Mädchen nach dem Tal zurückbefördert werden konnte.

h Weil im Schönb., 17. Mai. Der 17jührige Sohn des Maurers Karl Dettinger machte in dem am GemeindewaldGätern" gelegenen Steinbruch ein Feuer au. um das Vesper zu erwärmen. Dabei fiel ein Paket Sprengpulver, das er in seiner Tasche hatte, in das Feuer. Er wollte das Paket herausnehmen, als es gleichzeitig explodierte. Der junge Mann trug am ganzen Kopf nnd an den Händen schwere Brandwunden davon.

st Leonberg, 17. Mai. Am gestrigen Abend fiel' zwischen Ditzingen und Leonberg ein Fräulein aus dem Zuge. Es hatte wegen Unwohlsein den Wa­gen verlassen, um sich in einen anderen Wagen zu begeben und war dabei vom Perron gefallen. Die Schwerverletzte wurde im Krankenwagen des hies. Bezirkskrankenhauses zu ihren hiesigen Verwandten gebracht, denen sie über Pfingsten einen Besuch hatte machen wollen.

!! Stuttgart, 1 7. Mai. Zu dem von einer Welz­heimer Wähler-Versammlung gefaßten Beschluß, Di­rektor Dr. v. Hieb er wieder als Kandidaten für das Welzheimer Landtagsmandat aufzustelleu, ob­wohl Hieber schriftlich dringend gebeten hatte, von seiner Person abzusehen, bemerkt der Schwab. Mer­kur-Leider wird mit diesen Welzheimer Beschlüs­sen die Angelegenheit noch nicht erledigt sein. Die Entscheidung über die Frage, ob Direktor Dr. v. Hie­ber das Mandat übernehmen kann, wird nicht von Hieber, sondern von der Regierung abhängen. Es werden der Ernennung wohl Abmachungen bezüglich der Uebernahme eines Mandats vorausgegangen fein, durch die Hieber gebunden sein wird, so daß es von ihm aus ausgeschlossen sein wird, daß er das Mandat übernimmt. Es wird nun Sache der Regiernng sein, ihn von dieser Abmachung zu be freien. Die Welzheimer Kundgebung ist derart, daß es der Regierung nicht schwer fällen sollte, diesen Schritt zu tun. Wenn sie sich dazu entschließt, so hat sie di? weitesten Kreise auf ihrer Seite, die der Ueberzeugung sind, daß die Schwierigkeiten, di? an sich nicht geleugnet werden können, keine unüber­windlichen sind. Die Welzheimer Kundgebung stellt also einen dringenden Appell an die Regierung dar, die Kraft und Erfahrung Hisbers dem 'pcirlmnenta rischen Leben unseres Landes zu erhalten. Möge er von Erfolg sein." Der Staatsanzeiger schrieb schon am -Lamstag:Nach unserer Kenntnis ist es ausgeschlossen, daß die Bemühungen von Erfolg be­gleitet sind." .

- Stuttgart, 17. Mai. Nach dem Jahres­bericht des L a n d e s fi s ch e r - V e r e i n s beträgt der Mitgliederstand 2704. In 45 Fischzuchlanstalten wurden 4 <128 000 Fische ausgebrütet. Das Hauptkontingent stellen die Salmoniöenarten und darunter wieder die Bach- und Regenbogenforelle mit 2 285 500 bezw. 1162-iOn Eiern. Bachsaibiing? wurden 584 000 . Bosnierforellen 18 000 und Äeschen 22 000 erbrü­tet, außerdem noch !0 0i,0 Lachse und 8000 Hechte. Der Brutabgang betrug bei den Bachforellen 8,5 Prozent, den Regenbogenforellen 16,9 Prozent, den Bachsaiblingen 10 Prozent, den Aeschen 80,8 Proz. Neu eingesnhrt wurde die Narentaforelle aus Bos­nien. welche als Ersatz für den Huchen in die obere Iller eingesetzt wurden. Die Fische wachsen sehr rasch und sollen ein Gewicht von 8 10 Pfund er­

reichen. Zur Aussetzung gelangten 1 528 800 Bach- forellenbrur und 81 180 Jährlinge, 85 200 Karpfen, I2 08i> Schleien, .8600 Zander, 16 550 Hechte,

665 400 Regenbogenforellen, 17 200 Aeschen, 207 980 Bachfaib lange, 22 000 Aalmonte, 10 400 Elbaale, 18 300 schwedische Edelkrebse. In den württ. Teil des Bodensees kamen 1880 000 Blau- felchen-, 45 700 Sandfelcheneier. Bewirtschaftet wur­den 499,5 Kilometer laufende Gewässer, 424 Seen und Teiche mit einer Fläche von 474 Hektar. Ern besonderes Augenmerk wurde der Krebszucht ge­schenkt. Ans Schweden wurden gemeinsam mit dem Bayerischen Landesfischereiverein 30 000 Edel­krebse bezogen und in der Fischzucbtanstalt in Starn­berg einer vierzehntägigen Quarantäne unterwor­fen. Die eingegangenen Exemplare wurden auf Seucl>ensreiheit im biologischen Institut untersucht. Der Fischereilehckurs in Ravensburg wurde von 59 Teilnehmern besucht. Das Rechnungsergebnis für 1909 schließt mit einem Abmangel von 744,55 Mk. Dabei ist aber zu berücksichtigen, daß. der Staats­beitrag von >500 Mark beim Rechnungsabschluß! noch aus stand.

st Stuttgart, 17. Mai. Aehnlich wie die Jagd­pachtgelder gehen auch die Fischwasserpachten von Jahr zu Jahr in die Höhe. Die Neuverpachtun­gen im Jahre >909 geben hiervon deutlich Zeug­nis. Auf Markung Aidlingen stieg das Pachtgeld von 200 auf 700 Mark, Neckar in Heilbronn von 400 auf 450 Mark, Kocher Markung llnterrot von 89 auf 75 Mark, Markung Gaildorf von 20 auf 75 Mark, Donau Markung Witlingen von l 20 auf 150 Mark. Im Bezirk des Fifchereivereins Hechingen und Haigerloch sind 18 Fifchwasssr in den letzten Jahren von 518 auf 1434 Mark gesteigert worden. Für eins Donausifchwafserstrecke von 2 Kilometer werden 450 Mark, für 3 Kilometer in der Blau 1000 Mart, für 2 Kilometer dort 300 Mark, für 29 Kilometer in der Lauter, Ach und Schmich 3200 Mark, für 4 Kilometer in der Nagold 520 Mark bezahlt.

st Stuttgart, 17. Mai. In den Württemberg. Branntweinbrennereien sind im Monat April d. I. 5396 Hektoliter Alkohol erzeugt worden. Zur steuer­freien Verwendung wurden 3115 Hektoliter abge­lassen, in den freien Verkehr gesetzt wurden 2351 Hektoliter Alkohol. In den Lagern und Reinigungs­anstalten befanden sich am Schlüsse des Monats 7085 Hektoliter Alkohol.

st Großbottwar, OA. Marbach, 17. Mai. In der Nähe des Kameralamts sind die Wohngebäude nebst den dazu gehörigen Scheunen und Stallungen des Heinrich Funk und Karl Riethmaier bis aus den Grund nieder-gebrannt. Den Brand sollen zündelnde Kinder verursacht haben.

st Backnang, 1 7. Mai. Die Landssversammlung der e v an gelis ch e n Arbeitervereine Würt­tembergs tagte über Pfingsten im gastlichen Back­nang. Den Auftakt zur Tagung gab am Pfingft- sonurag abend ein aus allen Bevölterungskrsisen! Backnangs besuchter Begrützungsäbend. bei dem außer den Delegierten einzelner Verbandsvereine der Ver­treter der bürgerlichen Gemeinde, Ztadtfchultheiß Eckstein, und der der kirchlichen, Dekan Dr. Köst- lin, herzliche Begrüßungsworte sprachen. Pfingst­montag früh erfolgte dann nach vorausgegange­ner Morgenandacht durch Dekan Köstlin die Haupt­versammlung. Der Jahresbericht des Vorsitzenden bezeichnele die gesamte Entwicklung der inneren Ver­hältnisse Deutschlands im verflossenen Jahr als keine glückliche, der Ausgang des Kampfes nun die Reichs­finanzreform ist vor allem seiner Folgen der noch weiteren Entfremdung der einzelnen Stände des Volkes wegen vorn Standpunkt der evangelisch-so­zialen Bestrebungen aus tief zu bedauern. Ebenso­wenig fruchtbar war die Entwicklung bezügl. der sozialen Gesetzgebung. Der Verband tritt in der Frage der Reichsveriicherungsordnung für Paritä­tische Arbeitskammern, Herabsetzung des wählbaren Alters und Wählbarkeit der Ärbeitersekretäre ein. Die Gewerkschaftsfrage hat auch in diesem Jahr zu unerquicklichen Auseinandersetzungen mit den christlichen Gewerkschaften geführt, augeregt werden Ausbildungsabende seitens der einzelnen Vereins, Forderungen nach Vertretung der Arbeiter in Ge­werbe- und Schöffengerichten, auf Synoden und in Kirchengemeinderäten. Als Zielgedanke der Ver- einsbestrebungeu wurde festgehälten, das Volk immer enger aneinanderzuschließen, nicht zu zerspalten. Der Vorstand des Frankfurter Sozialen Museums, Pri­vatdozent Dr. Kahn-Frankfurt a. M. hielt einen tiefgründigen Bortrag'überSittlichkeit und Wirt­schaftsleben"-. Als weiterer Vortrag folgteDie Bil­dungsaufgabe unsrer evangelischen Arbeitervereine" von Hauptlehrer Bäuerle-Stuttgart.

ss Roigheim, OA. Neckarsulm, 17. Mai. Ein bei den Wafserleitungsarbeiten beschäftigter Ita­liener ist heute früh in die Seckach gestürzt und ertrunken. Die Leiche konnte bisher nicht gefun­den werden.

st Eliwangen, 17. Mai. Am 'Pfingstmontag wurde Oberförster a. D. Paradeis, als er eben die unteren Anlagen an der Neunheimer Steig verlassen hatte, von einem in rasendem Tempo die neue Steige herunterkommenden Radler ungefähren, zu Boden geworfen und im Gesicht und an den Händen erheb­lich verletzt. Der Radler, ein Wirtssohn G. aus Röh-