Fernsprecher Nr. 11

SegrSndet 1877.

LAr rsst-ausgabe stztt rirrieljährllch c»! Bezirk Nagold und KaHöarortSvertchr

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bei einmaliger Ein­rückung 1V Pfg. die einspaltige" Zeit?; bei Wiederholungen entsprechender Rabatt.

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Reklamen 16 Hsg. ist die Texkzeile.

Unparlensche Lageszenung uno ÄnzeigevLatt, verbreitet in den Oberamtsbezirken Nagold, Freudsnstadt, Lalw u. Neuenbürg.

SZs. 113

AsSgabeort AtrenAelg-K-atzt.

, »SW 18 . Mai.

Amtsblatt f»r Pfalzgrasenweiler.

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Amtliches.

Die rrruen Unruhe« i« China

Aus Grund der im April 1910 in Karlsruhe abgelegten Prüfung sind zur Vorsehung von haupt­amtlichen Lehrstellen an württembergischen Ge­werbeschulen für befähigt erklärt worden: Keppler, Johannes von schernb a ch, OA. Freu­denstadt, Brucklacher, Emil von Freudenstad t.

Aufstellung eines weiteren staatlichen Sachverständigen für Obst- und Ge- müf ebau.

Mit Genehmigung des K. Ministeriums dcs^ In­nern wurde von der Zentralstelle neben dein Sach­verständigen für Wein-, Obst- und Gemüsebau, Wein­bauinspektor Mährten in Weinsberg, ein weiterer Sachverständiger für Obst und Gemüsebau zunächst in unständiger Weise angestellt. Der Geschäftsbe­zirk desselben, des Obstba us a chverständig e u Winkelmann in Ulm a. D., Heidenheimerstr. 135, erstreckt sich vorläufig über den Donaukreis, den S ch w a r z w a ld k r e i s mit Ausnahme des OberamtsbezirksNeuenbürg, den Jagst- kreis mit Ausnahme der Oberamtsbezirke Künzelsau, Oehringcn, Schorndorf und Welzheim. Dem Wein­bauinspektor Mährten in Weinsberg wurden vorerst als Geschäftsbezirk für Obst- und Gemüsebau der Neckarkreis, der Oberamtsbezirk Neuenbürg dom Schwarzwaldkreis, sowie die Oberamtsbezirke Mnzelsau, Oehringen, Schorndorf und Welzheim vom Jagstkreis zugeteilt. Den Sachverständigen fällt im allgemeinen die Aufgabe zu, Anregungen und Anleitung zur Einführung von Verbesserungen auf dem Gebiet des Obstbaus, der Obstverwertung, sowie auch des Gemüsebaus zu geben; denselben liegt ins­besondere ob, Interessenten, als: Landwirte, Baum­warte, Gemeinden, Vereine, Genossenschaften usw. zu beraten, Vorträge zu halten, sowie Lehrkurse über Obstbau, Obstverwertung u. gegebenenfalls auch über Gemüsebau für Landwirts. Baumwarte und andere Interessenten abzuhalten.'Die Beratung auf dem Gebiet des Weinbaus in sämtlichen Weinbau- gebieten des Landes ist nach wie vor Aufgabe des Weinbauinspektors Mährten in Weinsberg. An­träge auf Beratung, Abhaltung von Vor­trägen, Kursen usw. sowie Anfragen hie- wegen sind unmittelbar an die Sachver­ständigen zu richten.

lieber die vom Reuterschen Büro vor einigen Tagen gemeldeten neuen Unruhen in China teilt die Württ. Presse-Korrespondenz auf Grund von Mit­teilungen des Missionars Hollenweger von der Lie- benzeller Mission in Changsha folgende interessante Einzelheiten mit: Missionar Hollenweger, der mit Dr. Keller von der englischen Mission auf einem Dampfer in der Nähe von Changsha die Unruhen abwartete, berichtet: In Begleitung zweier Kanonen­boote, eines englischen und eines chinesischen, fuhr unser Dampfer wieder den Fluß hinauf nach Changsha. Wir hatten Weisung, nicht in die Stadt zu gehen, bis der Fu-tai, der erste Beamte der Provinz, auf das Kanonenboot gekommen wäre und dem englischen Konsul die feste Zusage gegeben hätte, daß er für alle Ausländer, die in die Sckadt gehen wollten, für völlige Sicherheit sorge. Aber erst nach zwei Tagen kam der Fan-tai an Stelle des Fu-tai an Bord des Kanonenbootes und versprach auch, für völlige Sicherheit zu sorgen. Daraufhin gingen einige Ausländer an Land. Mein Weg führte zuerst zur Missionsstation der Liebenzeller Mission. Es war ein ganz unbeschreibliches Bild der Verwüstung, das der Platz bot. Alle Häuser waren verschwun­den. Nur die Mauern der neuen Kapelle stehen noch, aber alle Fenster waren zertrümmert und zum Teil samt dem Rahmen herausgerissen worden, die Ziegel waren von den Dächern heruntergewor fen, die Plattformen selbst verschwunden. Auch das große Eingangstor, die Schule, die Gasthalle mit Bänken, Tischen usw. waren geraubt. Vom Wohn­haus der Liebenzeller Mission steht nur noch der Schornstein; alle anderen Gebäude sind abgerissen, darunter die frühere Kapelle, das Blindenhaus und das Schwesternhaus. Im Garten war gleichfalls alles zerstört. An einigen Stellen auf dem Hof waren Feuer angezündet und scheinbar war alles verbrannt worden, was unbrauchbar schien. Außer den drei Toren, die schon weit offen standen, war noch ein Stück der Mauer abgetragen worden und durch diese vier Oefsnungeu war nach allen Sei­ten hin fortgeschasft worden, was nicht niet- und nagelfest war. Das Hospital von Dr. Keller von der englischen Mission ist ganz verschont geblieben. Wir glaubten, dis Unruhen wären nun beendet,

doch es sollte noch einmal anders kommen. Mitten in der Nacht brachte uns ein Bote vom englischen Konsul die Nachricht, wir möchten sofort die Stadt verlassen und nach dem 'Boot gehen, da der Fan-tai sein Versprechen, die Ausländer zu beschützen, wie­der zurückgenommen hatte. Einige Soldaten brach­ten uns wieder nach dem Fluß, doch war alles völlig ruhig. Der große Flußdampfer ging nach Hankau ab, mit ihm eine Anzahl Ausländer. Wir blieben in Changsha, wie lange ist noch unbestimmt.

Die ganze Bewegung richtet sich, soviel man bis jetzt aus allem erkennen kann, gegen den jetzigen Fu-tai, den ersten Beamten der Provinz, dann aber scheint dieser Aufstand doch auch eine gute Gelegen­heit für Viele, gewesen zu sein, die ihr Mütchen an den Ausländern kühlen wollten. Sobald ein neuer Fu-tai von Peking aus bestimmt sein wird, wird wohl die Bewegung bald zur Ruhe kommen. Einige Leute sind schon hingerichtet worden. In vielen Häusern finden Durchsuchungen statt und wo gestohlenes Gut gefunden wird, werden die Betreffenden abgeführt und hingerichtet. Von einem einzigen Fall abge­sehen sind die Häuser der eingeborenen Christen in Changsha verschont geblieben.

lieber die Liebenzeller Mission, die ein Zweig der Cchina-Jnland-Mission ist, dürfte die Mit­teilung von Interesse sein, daß von ihr 13 Missio­nare, l 1 unverheiratete Missionarinnen und 6 Mis­sionsfrauen in China, ferner 5 Missionare, 2 Mis­sionsfrauen und 5 Missionsschwestern im Südsee­gebiet tätig sind; insgesamt hat die Liebenzeller Mis­sion 42 Missionsarbeiter.

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* Peking, 17. Mai. Unter den Einwohnern der Provinzen Kiangsu, Tschekiang und Hu­nan sind erneut Unruhen ausgebrochen, die sich gegen die Behörden richten und auf Mangels an Nahrungsmitteln zurückzuführen sind. Die Be­wegungen stehen untereinander offenbar in keinem. Zusammenhänge und sind nicht sehr heftig: sie ha­ben jedoch die Zentralregierung in große Unruhe, veysetzt.

Ein andres Antlitz, eh' sie geschehen.

Ein anderes zeigt die vollbrachre Tat.

Schiller.

Dornenwege.

(Fortsetzung.)

Roman von E. Dresset.

Nachdruck verb tcn.

Geraume Weile herrschte wieder Stille im Atelier, di nichts durchbrach als Fridas tiefes Atmen und das lei 'Teräujch ihrer festen schnellen Pinsetstriche.

Die Blässe geistiger Anspannung lag aus ihrem jugenL achen Gesicht. In den dunklen Augen glühte die Freud begeisterten Schaffens, die Kraft des Könnens. Sie hakt entschiedene Begabung für das Genre, das Porträt, und ihr frappant lebensvolle Auffassung wurde von einer : .Manie: Technik unterstützt.

Gegenwärtig malte sie die kleine Rose als Rotkäppchen und selbst dies verbrauchte Motiv gewann unter ihrem Puffe nenfesselnde Reize, die sie allerdings nicht zum kleinsten Tei dem lieblichen Modell verdankt. Das brünette Gesichtchen mi Isiner blühenden Psirsichhaut schaute in rührender Furchtlosig reit unter dem roten Käppchen in die Welt. Da war Kraft Anmut, Beweglichkeit in jeder Linie, und ein wundersame Farbenzauber kam dazu, um das Bildchen zu einem beachten? werten Kunstwerk zu stempeln. In der Malerin Könne Mgte sich unleugbar die strotzende gesunde Kraft jener glückliche: Jugend, d,e alle Bedingungen zu ungehemmter Entfaltung i: einem gediegenen und harmonischen Ellernhause findet.

Eines solchen erfreute sich Frida. In seinem Schutze halt dis zur Stunde gelebt. '

Nichts war versäumt worden, ihre schönen Anlagen zu «mir zu bringen, und die treibende Lust der Weltstadt ms

scm ,Mioium tarffeiidsaUlger Anregung tat das ihre, ' prächtige Entfaltung zu beschleunigen. Solch ein von warn Sorglichkeit und den günstigsten Umständen gefördertes Strel Miiple zu glücklicher Kraftsicherhcit heranreifen. Von Kämpf Emoehruttgeii, demütigendem Bescheiden sprach ebenso we, etwas in der jungen Künstlerin harmonischen Erschein»! a s ihre Werke ein finsteres Ringen, ein Wollen, über d Vermögen ausdrückten.

. . ^or Güte ihres Vaters, der mit begreiflichem Stolz c seine begabte Aelteste blickte, verdankte sie auch das hübs geräumige Atelier, welches er ihr im Oberstock seines Hast eingerichtet hatte. Und dies in der vornehmen Bülowstrc gelegene Haus hatte er eigentlich auch nur ihretwegen u Mit nicht unerheblichen Opfern erstanden.

Inhaber eines bedeutenden Engrosgeschästs, dessen Lokali­täten sich im Zentrum befanden ivie auch die bisherige Pri- vatwohnung, hatte das Verlegen der letzteren in den, Frioas Zwecken.besser entsprechenden Westen Berlins ihm nicht nur mancherlei Beschwerden, sondern auch erhöhre Ausgaben ver­ursacht.

Frida hätte diese Bevorzugung auch nicht gelitten, wenn sie nicht auf Grund ihrer bisherigen kleinen Erfolge allen Ernstes gehofft hätte, nicht nur in nicht allzu ferner Zeit völlig selbständig zu sein, sondern selbst, erforderlichen Falles, den Ihren beispringen zu können.

In dieser Zuversicht nahm sie von dem gütigen Papa auch noch wohlgemut ein hübsches Sümmchen zur Einrichrnno ihres neuen Ateliers entgegen, und machte sich daran, eiivaS nach berühmten Mustern zu schaffen, soweit sich das mit einem nicht allzugroßen Raum und auch nicht gerade schwindelnd hohen Mitteln erreichen ließ. Aber sie hatte ein erstaunliches Talent, die Werte nmzuwerten, das heißt, ans Geringem Wunder entstehen zu lassen und auch eine merkwürdige Findigkeit im Ausstöbern schätzbaren Trödlergerümpels, das sie nach Bedarf antiquierte oder modernisierte.

Das Resultat dieses Aufwands an Mammon, Listen und Phantasie konnte sich immerhin sehen lassen, zu. mal der solide Untergrund schöner Teppiche und Behäng« nicht fehlte. Frida Urbans Atelier batte sogar den Ruf, sehr

orginell zu sein und wurde ihr nicht selten von den Kolleginnen geneidet.

Und wie jetzt die späte Nachmittagssonne durch die oberer Scheiben des zur halben Höhe verhängten breiten Fensters ihren waruien Lichtglanz goß über das bunte Chaos vor Gemälden, Statuen, Ziergeräten, Blumen und Draperien, da hätte sich nicht nur einsehendes" Künstlerauge an diesem märchenhaften Tohuwabohu von Formen und Farben er. götzen können.

Roses wundervolle Murilloaugen verfolgten mit Interest« das lustige Spiel der tanzenden Sonnenstäubchen, die sich dazwischen mal auf den blinkenden Kupferkrügen ausruhten, und dann roieder zu den gleißenden Messingschalen hinüber- zugaukeln oder an den wunderlichen Krysrallgläsern, di« wie fliegende Fische, Drachen und ähnliche Ungeheuer aussahen, hängen zu bleiben.

Da sie aber den Kopf nicht wenden durfte, hatte sie ihren Gesichtskreis bald erschöpft. Außerdem kannte sie längst die hübsche Ecke mit dem persischen Divan, den breiten Palmen­wedeln dahinter, dem kiipfernen Teetisch davor, an dein sie so manches Mal nach einer besonders langen Sitzung erne herr­liche Taste Tee oder Kakao und knusperige süße Kuchen von Fräulein Frida bekommen.

Freilich, so im warmen Sonnenschein sah alles noch tau­sendmal hübscher ans. So spät nachmittags saß sie fetten hier. Eigentlich nur des Morgens, wenn von Sonne keine Rede war.

Merkwürdig, die liebe warme Sonne mochte Fräulein hier oben gar nicht leiden.

Die täuscht und stört mich, ich brauche das ruhige kalte Atelierlicht/ sagte sie und zog dann schnell den Blender höher, wenn sie mal sehr, ach so schrecklich lange malte und die Sonne ihr dann ein bißchen zugucken wollte.

Aber so wunderschön es im Kellen Licht war, draußen d» der ricktigen warmen Himmelssonne war es noch viel Herr» licher. Wenn sie doch erst 'runterkünnle. Ein Weilchen macht» das bunte Flimmern und Funkeln Spaß, dann aber tat's den Augen weh; sie konnten gar nicht mehr Hinsehen. Rose be- dlinzeln, dann wieder riß sie die Augen zu ihrer »roßt«»