brachte ihn Hotelier Schmelzte im Auto nach Baiers- bronn in ärztliche Behandlung. Da die Infizierung schon sehr weit vorgeschritten war, ist es zweifelhaft, ob der Knabe am Leben erhalten, werden kann. Dieser neueste Fall dürfte die Kinder wiederum zu größerer Vorsicht mahnen.

Württemberg.

Stuttgart, 19. Juli. Die Stelle des Obermaschi­nenmeisters bei der Generaldirektion der Staats­eisenbahnen ist aufgehoben worden. Die Geschäfte dieses Beamten gehen auf die Generaldirektion der Staatseisenbahnen und auf das maschinentechnische Büro dieser Eeneraldirektion über. Zur Bearbeitung der den laufenden Lokomotivdienst betreffenden Ge­schäfte, insbesondere der Zuteilung der Lokomotiven, Tender und Triebwagen, der Diensteinteilungendes Lokomotivpersonals und der Regelung des Lokomo- tivdienstes bei besonderen Anlässen wurde eine Un­terabteilung des maschinentechnischen Büros mit der BezeichnungBetriebstechnisches Büro" gebildet.

Stuttgart» 18. Juli. Bei der Städt. Sparkasse Stuttgart sind im Monat Juni ds. Js. in 14 713 Posten 2130 063,97 Mk. eingelegt worden. Diesen Einlagen stehen 7502 Rückzahlungen im Gesamtbe­trag von 2 181 468,25 Mk. gegenüber. Davon waren 844 Posten völlige Ablösungen. Die Rückzahlungen haben den Betrag der Einlagen um 51405 Mk. über­stiegen. Die starken Rückforderungen sind auf den Quartalswechsel zurückzuführen. Neue Sparbücher kamen im Berichtsmonat 1369 zur Ausstellung. Das Guthaben der Einleger am Schlüsse des Monats betrug 55 820 860,51 Mk.

Stuttgart, 18. Juli. In der Seestraße zwischen den Gebäuden 66 und 68 wurde gestern nachmittag bei Grabarbeiten in einer Tiefe von 1(4 Metern ein menschliches Skelett gefunden. Es dürfte sich wohl um das Opfer eines Mordes handeln, denn die Schichtenlagerung läßt deutlich erkennen, daß bei den Auffüllungsarbeiten in den 90er Jahren eine Grube gegraben wurde zu dem Zweck, die Leiche zu ver­scharren.

Cannstatt, 18. Juli. Die bei der Bluttat in Un­tertürkheim schwer verletzte Anna Biedermann be­findet sich fetzt außer Lebensgefahr. Es geht ihr jetzt verhältnismäßig gut. Sie muß sich aber wahrschein­lich einer weiteren-Operation unterziehen. Das Opfer der furchtbaren Bluttat, der kleine, erst 2i/> Jahre alte Otto Warth, ist heute nachmittag unter großer Beteiligung der Bevölkerung auf dem Fried­hof in Untertürkheim beigesetzt worden.

Kornwestheim, 18. Juli. Der zum erstenmal Dienst tuende 22 Jahre alte Ankuppler Kocher kam gestern nachmittag zwischen die Puffer zweier Wagen und wurde zu Tode gequetscht.

Horb, 18. Juli. Die Wasserleitung in Mühlen a. N., von der kürzlich berichtet wurde, erhält nun doch Wasser, da die langwierigen Verhandlunaen mit der Schenk ovn Stauffenbergschen Gutsverwal- tung wegen Durchführung der Rohrleitung durch mehrere Aecker des Talhofes nunmehr glücklich zuim

Abschluß gelangt sind. Die Arbeiten werden sofort nach der Aberntung der Aecker in Angriff genom­men. Bis dorthin sind voraussichtlich auch die Haus- teitungen vollends gelegt, sodaß das köstliche Naß sofort überall hinfluten kann.

Sulz, 18. Juli. Zu dem Bericht derSchwäb. Tagw." über die Vorkommnisse auf dem hiesigen Rathaus wird uns geschrieben:Den Gipfel der Dreistigkeit leistet sich der Berichterstatter über hie­sige sogenannte Rathaushändel. Solche in total ent­stellter Weise in die Welt hinauszuposaunen, ist wahrhaft kein Heldenstück. In Wahrheit handelt es sich nicht um eine Gehaltsaufbesserung des Stadt­schultheißen, dessen Gehalt auch nicht 6000 Mk., son­dern 4610 Mk. beträgt, sondern um die Schaffung einer ständigen Stelle für einen Stadlschultheißen­amtsgehilfen bezw. Assistenten, da um den bisher von der Stadt bewilligten Beitrag von 800 Mk. ge­eignete Anwärter nicht mehr zu bekommen sind. Eine tüchtige Arbeitskraft sollte es sein, besonders da die Uebernahme des Elektrizitätswerks durch die Stadt neue Aufgaben mit sich bringt, auch die Entwicklung des hiesigen Platzes als Solbad und Luftkurort die Geschäftsaufgaben eines Ortsvorstehers nicht gerade in der Richtung von Vereinfachungen und Erleich­terungen beeinflußt. Die Zeit des Einbringens dieses Antrags würde als verfrüht bezeichnet und gewünscht, zunächst die Feststellung des Geschäftszu­wachses, den das Elektrizitätswerk bringen wird, ab­zuwarten. Darin bestehen die Meinungsverschieden­heiten zwischen dem Kollegium und dem Ortsvor­steher."

Böblingen, 18. Juli. Der 23. Juli bedeutet für uns einen Erinnerungstag. An diesem Tage wurde int Jahre 1757 der hervorragende Maler und Kupfer­stecher Jakob Schlotterbeck geboren. Er starb auch hier im Jahre 1820.

Backnang, 28. Juli. Zum Ortsvorsteher von Op­penweiler ist gestern Notariatskandidat Schlipf vom Seehof, hies. Oberamts, gewählt worden.

Göppingen, 18. Juli. In der heutigen gemein­schaftlichen Sitzung der bürgerlichen Kollegien wurde auf Antrag der nationalliberalen Partei mit 22 Stimmen bei 8 Stimmenthaltungen beschlossen, dem O.BM. Dr. Keck die Zustimmung zur Uebernahme der ihm von der nationalliberalen Partei angetra­genen Landtagskandidatur zu erteilen. Es stimm­ten alle bürgerlichen Vertreter für den Antrag. Die Sozialdemokratie gab eine ablehnende Erklärung ab. Von den 13 Sozialdemokraten, die den bürgerlichen Kollegien angehören, fehlten 5, die übrigen ent­hielten sich der Stimmabgabe.

Pfullingen, 18. Juli. Beim Heuen in den Eäns- wiesen ist gestern der anfangs der dreißiger Jahre stehende ledige Bauer Fritz Weiß vom Hitzschlag ge­troffen worden. Er war gleich darauf tot.

Crailsheim, 18. Juli. Die Schullehrerbildungs­und Kinderrettungsanstalt Tempelhof feierte gestern bei prächtigem Sommerwetter ihr 67. Jahresfest. Der Besuch war sehr zahlreich. Es mögen wohl etwa 2500 Personen aus allen Himmelsrichtungen zusam­mengeströmt sein. Das Fest ist nachgerade ein geisti­

ges Volksfest für das Frankenland geworden. Die Vormittagsfeier wurde mit Gebet und Ansprache von Dekan Lic. Hummel-Crailsheim, sowie mit einem Chor der Seminaristen und einem Gemeindegesang eingeleitet. Die Festrede hielt Prälat v. Braun- Hall. Den eingehenden Jahresbericht erstattete Di­rektor Siegle. Mittags fand in der Anstaltskirche ein Konzert der Schulamtszöglinge statt. Bei der Nachmittagsfeier sprachen Stadtpfarrer Mildenber- ger-Kirchheim u. T. in Form einer Katechese mit den Anstaltskindern, Pfarrer Bührlen-Hahenmemmingen und zum Schluß Stadtpfarrer Bayer-Güglingen. Zwischen diesen Ansprachen waren teils gemeinsame Gesänge, teils mehrstimmige Chöre der 'Schulamts- Zöglinge eingereiht. Das Fest nahm einen schönen, erhebenden Verlauf.

Aalen, 18. Juli. Der Voranschlag des Haushalts der Stadtpflege, der gestern zur Beratung stand, weist gegenüber dem Vorjahr eine beträchtliche Stei­gerung der Ausgaben auf. Ursache sind die zuneh­menden Armenlasten, Schullasten, Erhöhung der Be­amten- und Lehrergehälter, Wohnungsgeldzuschllsse usw. Die Gemeindeumlage, die seither 13 Prozent betrug, mußte auf 15 Prozent erhöht wer­den, eine Höhe, die von keiner Stadt Württembergs erreicht werden dürfte.

Ulm, 18. Juli. (Jubiläum.) In der heutigen Sitzung der bürgerlichen Kollegien wurde das 25jäh- städtische Dienstjubiläum des Oberbürgermeisters v. Wagner durch Ansprachen des Gemeinderats Dr. Schefold und des Bllrgerausschußobmanns Rechtsan­walt Moos gefeiert. Der Oberbürgermeister sprach für die reichlich gespendeten Worte der Anerkennung seinen Dank aus.

Aus Welt und Zeit.

Köln, 18. Juli. Die Gerüchte über die angeb­liche Ermordung Deutscher in Marokko widerlegt nachstehende Meldung: Das Marokko-Minensyndikat in Remscheid telegraphiert derKöln. Ztg.": Die Gebrüder Mannesmann drahteten heute aus Tan­ger, daß die Meldungen der französischen und eng­lischen Zeitungen über die Ermordung unserer Ange­stellten in Tetuan auf Irrtum beruhten. Sämt­lich- Mitglieder der Mannesmann-Expedition sind wohlauf und sind niemals bedroht worden.

Hagen, 18. Juli. Gestern nachmittag ist in Del­stern das Gerüst einer im Bau begriffenen Eisen­bahnbrücke eingestürzt. Fünf Arbeiter wurden schwer verletzt, einer davon lebensgefährlich.

Stockholm, 18. Juli. Wenn auch einige Ender­gebnisse noch ausstehen, so sind die Olympischen Spiele doch in der Hauptsache erledigt. Rechnet man den Sieg mit drei, den zweiten Platz mit zwei und den dritten Platz mit einem Punkte, so erreichte Amerika mit 119 Punkten die Höchstziffer. An die Vertreter des Sternenbanners fielen nicht weni­ger als 24 Siege, davon 16 bei leichtathletischen Konkurrenzen, 6 auf Schießen und 2 auf Schwim­men, außerdem 15 zweite und 17 dritte Plätze. Heber Erwarten gut schnitt Schweden mit 101 Punkten ab. In erster Linie zeichneten sich seine Vertreter

Sa; Fräulein von Scuderi.

Erzählung aus dem Zeitalter Ludwigs XIV. 23) Von E. T. A. Hoffmann.

(Fortsetzung und Schluß.)

Soviel war also gewiß, daß der König selbst dem wahren Zusammenhang der Sache nachforschen ließ, unbegreiflich blieb aber die lange Verzögerung des Beschlusses La Regnie mochte alles aufbieten, das Opfer, das ihm entrissen werden sollte, zwischen den Zähnen festzuhalten. Das verdarb jede Hoffnung im Aufkeimen.

Beinahe ein Monat war vergangen, da ließ die Maintenon der Scuderi sagen, der König wünsche sie heute abend in ihren, der Maintenon Gemächern zu sehen.

Das Herz schlug der Scuderi hoch auf, sie wußte, daß Brussons Sache sich nun entscheiden würde. Sie sagte es der armen Madelon, die zur Jungfrau, zu allen Heiligen inbrünstig betete, daß sie doch nur in. dem König die Ueberzeugung von Brussons Unschuld erwecken möchten.

Und doch schien es, als habe der König die ganze Sache vergessen, denn wie sonst, weilend in anmuti­gen Gesprächen mit der Maintenon und der Scuderi, gedachte er nicht mit einer Silbe des armen Brus­sons. Endlich erschien Bontems, näherte sich dem König und sprach einige Worte so leise, daß beide Damen nichts davon verstanden. Die Scuderi er­bebte im Innern. Da stand der König auf, schritt auf die Scuderi zu und sprach mit leuchtenden Vlik- ken:Ich wünsche Euch Glück, mein Fräulein! Euer Schützling, Olivier Brusson, ist frei!" Die Scu­deri, der die Tränen aus den Augen stürzten, keines Wortes mächtig, wollte sich dem Könige zu Füßen

werfen. Der hinderte sie daran, sprechend:Geht, geht! Fräulein, Ihr solltet Parlamentsadvokat sein und meine Rechtshändel ausfechten, denn, beim hei­ligen Dionys, Eurer Veredtsamkeit widersteht nie­mand auf Erden. Doch, fügte er ernster hinzu, doch, wen die Tugend selbst in Schutz nimmt, mag der nicht sicher fein vor jeder bösen Anklage, vor der Obainbi-e Äi-äsnw und allen Gerichtshöfen der Welt? Die Scuderi fand nun Worte, die sich in den glühendsten Dank ergossen. Der König unterbrach sie, ihr ankündigend, daß in ihrem Hause sie selbst viel feurigerer Dank erwarte, als er von ihr fordern könne, denn wahrscheinlich umarme in diesem Augen­blick der glückliche Olivipr schon seine Madelon. Bontems," so schloß der König,Bontems soll Euch tausend Louis auszahlen, die gebt in meinem Namen der Kleinen als Brautschatz. Mag sie ihren Brusson, der solch ein Glück gar nicht verdient, heiraten, aber dann sollen beide fort aus Paris. Das ist mein Wille."

Die Martiniöre kam der Scuderi entgegen mit raschen Schritten, hinter ihr her Baptiste, beide mit vor Freude glänzenden Gesichtern, beide jauchzend, schreiend: Er ist hier er ist frei! o die lieben jungen Leute! Das selige Paar stürzte der Scuderi zu Füßen. O, ich habe es ja gewußt, daß Ihr, Ihr allein mir den Gatten retten würdet, rief Madelon. Ach, der Glaube an Euch, meine Mutter, stand ja fest in meiner Seele, rief Olivier, und beide küßten der würdigen Dame die Hände und vergossen tausend heiße Tränen. Und dann umarmten sie sich wieder und beteuerten, daß die überirdische Seligkeit dieses Augenblicks alle namenlosen Leiden der vergangenen Tage aufwiege; und schwuren, nicht voneinander zu lassen bis in den Tod.

Nach wenigen Tagen wurden sie verbunden durch den Segen des Priesters. Wäre es auch nicht des

Königs Wille gewesen, Brusson hätte doch nicht in Paris bleiben können, wo ihn alles an jene entsetz­liche Zeit der Untaten Cardillacs erinnerte, wo irgend ein Zufall das böse Geheimnis, nun noch mehreren Personen bekannt worden, feindselig ent­hüllen und sein friedliches Leben auf immer ver- stören konnte. Gleich nach der Hochzeit zog er, von den Segnungen der Scuderi begleitet, mit seinem jungen Weibe nach Genf. Reich ausgestattet durch Madelons Brautschatz, begabt mit seltener Geschick­lichkeit in seinem Handwerk, mit jeder bürgerlichen Tugend, ward ihm dort ein glückliches, sorgenfreies Leben. Ihm wurden die Hoffnugen erfüllt, die den Vater getäuscht hatten bis in das Grab hinein.

Ein Jahr war vergangen seit der Abreise Brus­sons, als eine öffentliche Bekanntmachung erschien, gezeichnet von Harloy de Chanvalon, Erzbischof von Paris, und von dem Parlaments-Advokaten Pierre Arnaud d'Andilly, des Inhalts, daß ein reuiger Sünder unter dem Siegel der Beichte, der Kirche einen reichen, geraubten Schatz an Juwelen und Ge­schmeide übergeben. Jeder, dem etwa bis zum Ende des Jahres 1680 vorzüglich durch mörderischen Anfall auf öffentlicher Straße ein Schmuck geraubt worden, solle sich bei d'Andilly melden und werde, treffe die Beschreibung des ihm geraubten Schmucks mit irgend einem Vorgefundenen Kleinod genau überein, und finde sonst kein Zweifel gegen die Recht­mäßigkeit des Anspruchs statt, den Schmuck wieder er­halten. Viele, die in Cardillacs Liste als nicht ermordet, sondern bloß durch einen Faustschlag be­täubt aufgefllhrt waren, fanden sich nach und nach bei dem Parlamentsadvokaten ein, und erhielten zu ihrem nicht geringen Erstaunen das ihnen geraubte Geschmeide zurück. Das Uebrige fiel dem Schatz der Kirche zu St. Eustache anheim.

(End e.)