war eben iw Begriff das Los zu zerreißen, als gerade der Polizeidiener hereintrat, von dem sie das Los getauft hatte und ihr die angnehme Mitteilung machte, daß sie damit tausend Mark gewonnen habe. Die Frau, die das Los schon halb zerrissen hatte, war im Moment vollständig starr und es brauchte eine geraume Weile, bis sie begriff, daß sie und ein Herr eine riesige Dummheit gemacht hätten. Die Gewinne sind, wie man hört, fast alle in die Hände von Leuten gefallen, die sie gut gebrauchen können. So erhielt den ersten mit 15 000 Mark ein Fabrikarbeiter in Pfullingen, den zweiten ein Schuhmacher in Oberampfrach, Oberamt Crailsheim, die beide eine Anzahl Kinder besitzen.
* Geislingen a. St., l. Febr. Bor einiger Zeit wurde aus Westerheim berichtet, daß dort eine altertümliche Statue von einem auswärtigen Händler um 4 Mark gekauft und um 2400 Mark in Ulm weiterverkauft worden ist. Wie jetzt bekannt wird, hat sich der Käufer der Statue nachträglich noch bereit erklärt, dem Vorbesitzer 1200 Mark zu zahlen, wodurch nunmehr ein Prozeß abgewendet worden ist.
lj Altenstadt, OA. Geislingen a. St., 2. Febr. Gestern verunglückte Metzgermeister und Lammwirt D. im hiesigen Schlachthaus dadurch, daß ihm ein Schwein beim Stechen das Messer aus der Hand schlug und fuhr ihm mit solcher Wucht gegen den Hals, daß er in unmittelbarer Nähe der Schlagader eine tiefe Wunde davontrug. Nach Anlegung eines Verbandes hatte er das Unglück, auf dem Glatteis zu fallen, sodaß die Wunde aufbrach und er infolgedessen einen bedeutenden Blutverlust erlitt.
ss Gerstetten, OA. Heidenbeim, 2. Febr. Die hiesige Gemeinde hat ein kombiniertes Gas- und Elektrizitätswerk erbaut, das vorgestern eingeweiht wurde. Die Gemeinde Heuenstetten wird sich in Bälde anschließen.
lj Ulm, 2. Febr. Die hiesige Schützengilde begeht das Jubiläum des 500jährigen Bestehens durch ein großes, auf 5. bis 8. Mai anbsraumtes Festschießen. Die Schützengilde führt ihre Entstehung auf die im Jahre 1410 erfolgte Gründung der Ulmer Armbrustgesellfchaft zurück, die nach Einbürgerung der Handfeuerwaffen sich in eine Büchsengesellschaft verwandelte.
ss Ertingen, OA. Riedlingen, 2. Febr. Bei der gestrigen Schultheistenwahl wurde Stiftungsverwalter Eisele in Rottweil gewählt.
ss Merazhofen, OA. Leutkirch, 2. Febr. Im Filial Meggen fiel das zweieinhalbjährige Töch- terchen des Bauern Frz. Foseph Milz in einen Behälter mit heißem Wasser und verbrühte sich so schwer, daß es noch nachts starb.
ss Hechingen, 2. Febr. Der achtjährige Knabe Paul des Steinhauermeisters Paul Hofer hier ist vorgestern nachmittag auf dem dünnen Eise bei der Badeanstalt eingebrochen und ertrunken. Der Junge war vorgestern nachmittag mit einem gleich- alterigen Kameraden von zu Hause weggegangen. Als er abends gegen acht Uhr nicht zurückkehrte, erklärte auf Befragen der zweite Junge, Paul sei heute mittag in die Badeanstalt gefallen. Nachforschungen bei der Nacht blieben erfolglos. Gestern vormittag wurde der Leichnam in der Mitte der Badeanstalt geborgen.
L«fes»ucHt-
Immer strebe zum Ganzen! Und kannst du selber kein
Ganzes werden, als dienendes Glied schließ an ein Ganzes
dich an! ->! - ^
' Pflicht für reden.
Das Enkelkind.
Von G. Slruder.
(Fortsetzung.)
(Nachdruck verboten.)
8. Kapitel.
Etwa eine Viertelstunde später, nachdem Neubert Jrnia verlassen hatte, fand bei der Letzteren Frau Reiz sich ein, die mu einem stummen Winke das junge Mädchen aufforderte, ihr zu folgen.
Im ersten Stocke angelangt, führte sie Irma in ein ganz hübsch eingerichtetes großes Zimmer mit einem Himmelbette und sagte:
„Das ist das Zimmer, welches Herr Neubert Ihnen angewiesen hat. Es ist das beste und schönste im Hause- denn auf schöne Möbel legt der Herr im Allgemeinen wenig Wert. Sie sind wohl eine Verwandte des Herrn Neubert, Fräulein?"
„Ganz und gar nicht, liebe Frau," versetzte Irma. „Herr Neubert ist für mich vielleicht noch mehr ein Fremder als für Sie."
„Na, dann müssen Sie ihm jedenfalls sehr empfohlen sein, öder sind Sie vielleicht die Tochter eines alten Freundes von ihm, was mich ja weiter Nichts angeht. Tenn, daß er Ihnen nicht nur das beste Zimmer anweist, sondern auch noch eine junge Magd zu Ihrer Bedienung ins Haus neh-
si Frankfurt a. M., 2. Febr. Der Rendant Flick von der Landwirtschaftlichen Zentraldarlehens- kajse für Deutschland, Filiale Frankfurt, ist flüchtig gegangen, nachdem er sehr beträchtliche Summen unterschlagen hat. Bisher ist ein Fehlbe trag von 150000 Mark festgestellt worden. Flick war zehn Jahre als Rendant an der Kasse und gehörte 16 Jahre der Organisation an. Die Unterschlagungen geschahen fast durchweg dadurch, daß die eingehenden Beträge zwar quittiert, aber nicht gebucht wurden.
* Berlin, 3. Febr. Der Kaiser hat, laut Nordd. Allg. Ztg., durch den Botschafter Fürsten Radolin der französischen Regierung seine Teilnahme an dem Unglück ausdrücken lassen, von dem Paris und Frankreich heimgesucht worden sind. Zur Linderung der Not hat der Kaiser 2 0 0 0 0 M a r k g e s p e n d e t.
js Berlin, 2. Febr. Heute fand im k. Schloß mit dem üblichen Prunk der 1. Hofball statt, an welchem auch das japanische Prinzenpaar Fushimi teilnahm.
Ausländisches.
* Paris, 2. Febr. Die Deputiertenkammer setzte heute die Beratung des Etats der öffentlichen Arbeiten fort. Im Laufe der Diskussion forderte der Abg. Schmidt den Bau einer Eisenbahn pou St. Die nach dem Elsaß. Der Redner legte die Notwendigkeit engerer Verbindungen zwischen Frankreich und dem Elsaß dar. Die Verteidigung des Landes würde durch die neue Linie nicht gefährdet werden. Ministerpräsident Millerand erwiderte, die Entscheidung über den Durchbruch der Vogesen hänge nicht von ihm allein, sondern auch vom Kriegsminister ab, dem er die Akten unterbreitet habe.
* Paris, 2. Febr. In hiesigen Regierungskreisen betrachtet man die durch den Kabinettswechsel in Athen geschaffene politische Lage als äußerst ernst. Man fragt sich, ob nicht unter dem Druck der Verhältnisse König Georg gegebenenfalls an eine Abdankung denke. Der Zeitpunkt der Einberufung einer außerordentlichen Nationalversammlung steht noch nicht fest. Auf jeden Fall wird die Türkei nicht zugeben, daß kretische Abgeordnete an dieser Versammlung teilnehmen. Sie, hat den europäischen Regierungen kund gegeben, daß sie die Landung dieser Abgeordneten in Piräus alA casus belli betrachten würde und daß sie dann unverzüglich ihre Truppen in Griechenland einmarschieren lassen würde. Die vier Schutzmächte Kretas haben sich verständigt, um die Vertreter der Insel an der Abfahrt nach Athen zu verhindern, und haben an die provisorische Regierung in Kanea das Ersuchen gerichtet, sie möge den Delegierten das Verlassen der Insel einzeln nicht gestatten. Die provisorische Regierung erwiderte ausweichend, daß nichts übereilt und die kretische Nationalversammlung befragt werde. Die Entscheidung dieser Versammlung ist jedoch nicht zweifelhaft; sie wird die Abreise der Delegierten nicht verhindern. Falls die Schützmächte die Delegierten nicht unterwegs aufbalten, wird die junge Türkeit, die eines Waf- fene?folgZs zur Festigung ihres Ansehens bedarf, den Einmarsch in Griechenland anordnen.
men will, das ist doch Etwas, was ich bei dem alten, bärbeißigen Herrn nicht für möglich gehalten hätte. Was mich aber noch mehr wundert, ist der Umstand, daß Sie stets mit ihm zusammen speisen sollen, während er doch bis dahin einen schrecklichen Abscheu gegen den Umgang mit fremden Menschen zu empfinden schien. Na, mir kann das Alles recht sein, und ich wünsche nur, daß Sie den alten Herrn möglichst aufzuheitern suchen, damit wir nicht immer dasselbe mürrische Gesicht an ihm sehen müssen."
„Daß das geschehen soll, verspreche ich Ihnen, liebe Frau," entgegnete Irma in beinahe feierlichem Tone. „Herr Neubert hat soviel Anspruch auf Dankbarkeit von meiner Seite, daß ich Alles, was in meinen Krätzen steht, ausbieten werde, um ihm seinen Lebensabend so viel wie möglich zu erheitern und zu verschönern."
„Das ist recht von Ihnen, liebes Fräulein, und nun machen Sie es sich in ihrem Zimmer bequem. Ich muß schnell einmal nach meinem Braten sehen, damit derselbe mir nicht anbrennt."
Bald darauf wurde Irma von Frau Reiz zum Abendessen gerufen, welches Neubert im Garten hatte servieren lassen.
Seine Laune schien auch diesen Abend wieder einmal nicht die rosigste zu sein, denn in kurzem Tone forderte er Irma aus, ihm gegenüber Platz zu nehmen, und dann sprach er während der ganzen Zeit des Essens kein Wort mehr.
Endlich als Frau Reiz eben abgetragen hatte, schien er es doch für zeitgemäß zu halten, mit seiner Tischgenossin sich ein wenig zu unterhalten, und er fragte sie daher, ob sie mit ihrem Zimmer zufrieden sei.
„O, ich wäre selbst dann ganz außerordentlich zufrieden, wenn ich auch nicht in meinen Ansprüchen an Luxus und Bequemlichkeiten so sehr wenig verwöhnt wäre," versetzte Irma rasch. „Das kleinste und einfachste Zimmerchen hätte für mich vollkommen genügt, ich suchte ja, als ich die Villa
st Paris, 2. Febr. Bis heute vormittag plf Uhr war die Seine im Ganzen um 1,72 Meter gesunken. Die Verbindungen mit mehreren Orten der Umgebung sind noch abgeschnitten. Die mit Wasser und Eis bedeckte Bodenfläche beträgt etwa 1500 Hektar.
st Petersburg, 2. Febr. Die Reichsduma sprach sich in ihrer heutigen Sitzung, der ersten nach den Weihnachtsferien, für die Notwendigkeit der Ausarbeitung eines Gesetzentwurfs aus, demzufolge die administrative Verschickung von Personen, die die Sicherheit des Staates und der Gesellschaft gefährden, eingestellt werden soll.
Allerlei.
* Ein Fabrikarbeiter in München-Gladbach, der bei dem Gottesdienst der Heilsarmee gelacht hatte, wurde zu einer Woche Gefängnis verurteilt.
* Ein amerikanischer Prediger tritt eindringlich dafür ein, allen jungen Leuten das Heiraten zu verbieten, wenn sie nicht ein Jahreseinkommen von 8000 Mark (!) Nachweisen können. Woraus zu ersehen ist, wie brillant der Gottesmann stehen muß!
* Von der norwegischen Küste werden heftige Stürme gemeldet. 9 Fischerboote mit 40 Mann werden vermißt. An den Lofoten sind die Leichname von zehn Fischern an Land gespült worden.
* Der Fluch der großen Hüte! Die „Frkf. Ztg." teilt mit, daß auf dem Bahnhof in Altenburg kürzlich eine Dame den Anschluß verpaßte, weil sie mit ihrem großen Hut nicht so schnell durch die Tür des Eisenbahncoupees konnte! Der Zug hielt nur eine Minute und die Dame fuhr infolgedessen über das Ziel hinaus.
* Das Jahr 1910 hat bis jetzt nicht nur zwei, sondern sogar drei Kometen gebracht. Der Komet 1910 ist gegenwärtig zu sehen, der Halleysche wird im April und Mai seinen höchsten Glanz erreichen und als Dritter im Bunde steht zurzeit in der Gegend, wo die Sternbilder Luchs und Fuhrmann aneinander grenzen, der Komet Daniel, so genannt nach seinem Entdecker und nicht etwa nach dem alten Propheten. Er ist aber wegen seiner geringen Helligkeit von etwa der zehnten Größenklasse nur in kräftigeren Instrumenten sichtbar. Zudem entfernt er sich von Erde und Sonne und wird dadurch noch lichtschwächer.
, Z Einem grandiosen Schwindel der „besseren" Gesellfchaftklassen ist man in Newhork auf die Spur gekommen. Dort ist es Sitte, daß sich die Damen die prunkvollen neuen Modeschöpfungen ins Haus kommen lassen, um sie dem Gatten zu zeigen, der doch schließlich der zahlende Teil ist. Nun hat man aber nach dem „B. Lok.-Anz." festgestellt, daß diese Damen sich mit den zur Ansicht geschickten Sachen für die abendlichen Veranstaltungen schmücken und am nächsten Tage die geborgten Federn wieder zurückschicken mit dem Bemerken, „daß sie dem Gatten nicht gefallen haben." Derselbe Schwindel wird auch in London getrieben. Man will sich jetzt damit Helsen, daß man die gesellschaftlichen Veranstaltungen durch weibliche Detektivs überwachen läßt.
verließ, nur Ruhe und Frieden, und Beides glaube ich hier gesunden zu haben!"
„Wir wollen es wenigstens hoffen, liebes Kind, denn Sie bis hierher zu verfolgen wird der Ihnen widerwärtige Freier sich wohl hüten. Wie kam es überhaupt, daß dieser Freier auf der Villa Zutritt hatte, denn zu der hochadeligen dort hausenden Sippe wird derselbe doch schwerlich gehört haben."
„Wie man mir mitteilte fand der betreffende Herr dadurch Eintritt in die Familie des Barons, daß er dem Letzteren die Mittel zum Betriebe einer bedeutenden, dem Baron durch Erbschaft zugefallenen Goldmine vorstrecken wollte. Sein Name war Thomas, wie er sagte."
„Thomas!" rief hier Neubert starr vor Staunen aus. „Sagen Sie mir doch, welches Aussehen der Mann hat, ist er nicht zirka dreißig Jahre alt, von untersetzter Statur und auffallend elegant gekleidet?"
„Ja, diese Beschreibung paßt vollständig auf jenen Herrn, den ich übrigens im Verdacht habe, daß er gar nicht Thomas heißt. Denn ich kann mich des Gedankens nicht erwehren, daß dieser Herr Thomas derselbe Mann ist, der mich im Walde anfiel und den Sie mit einem Stockhiebe in die Flucht jagten."
„Und dieser Mann kam oft zu Ihnen, sagten Sie?" fragte Neubert, ohne auf die letzte Bemerkung Irmas etwas zu erwidern.
„Ja, derselbe war jeden Tag von morgens bis abends da und verfolgte mich, wo er konnte, mit seinen Zudringlichkeiten, die von der Baronin aufs Eifrigste unterstützt wurden. Ich sollte den reichen Amerikaner um jeden Preis heiraten, und ich empfand doch einen so unsäglichen Widerwillen vor ihm."
„Ich glaub's Ihnen, liebes Kind, ich glaub's Ihnen," bemerkte Neubert entrüstet, indem er sich erhob. „Verlassen sie sich darauf, von diesem Freier werde ich Sie gründlich