Gegründet

1877.

Die TsgeSmrsgaSe ksM vierteljährlich kr» Bezirk Nagold und Nachüarortsverkehr Mk. 1.L5

außerhalb Mk. 1.85.

die Wochenausgabe (Schwarzwälder HsvntagSblatt) kostet vierteljährlich SO Pfg.

<MenMa,M

AMblatt für

oberen

Fernsprecher Nr. 11.

Anzeigen;»»-» bei einmaliger Ein­rückung 10 Pfg. die einspaltige Zeile; bei Wiederholungen entsprechender Rabatt.

Reklamen IS Pfg. die Textzeile.

Unparteiische Tageszeitung und AnzeigeblaLt, verbreitet in den Vberamtsbezirken Nagold, Keudenstadt, Talw u. Neuenbürg.

Kr. L8.

«v

LnSgabeort Altensteig-Stadt.

Donnerstag, de« 3. Februar.

Amtsblatt für Pfalzgrafeuweiler.

Lsio:

Tagespolitik.

Gegen Staatsstreich-Drohung und Verfassungsbruch" fanden am vergangenen Dienstag in Berlin drei sozialdemokratische Protest- Versammlungen statt, in denen die Reichstagsab­geordneten Singer, Ledebour und Zubeil referier­ten. Das bekannte Wort des Abgeordneten v. Olden­burg über die Schließung des Reichstags durch einen Leutnant mit zehn Mann hat der Sozialdemo­kratie also neuen Agitationsstoff verschafft. In den Versammlungen wurde eine Entschließung an­genommen, in der es unter anderem heißt:Die Volksversammlung spricht ihre tiefste Entrüstung über die verbrecherischen Absichten aus, die Herr v. Oldenburg unter dem Beifall und der Zustim­mung der herrschenden Junkerkaste in der Reichs­tagssitzung vom 29. Januar geäußert hat. Die Ver­sammlungen sind sich darüber klar, daß den preu­ßischen Junkern jeder Rechtsbruch, jegliche Gewalt­tat und jede Verfassungsverletzung zuzutrauen ist. Sie wissen aber, daß an dem festen Willen des ar­beitenden Volkes diese Absichten elend zerschellen müssen." Nach den Versammlungen fanden Um­züge statt, die auch zu einigen Zusammenstößen mit der Polizei führten.

* 2 L

Die Nordd. Allg. Ztg. meldet unter dem 2. Februar: Der Kaiser hat heute dem Ministerpräsi­denten und den Ministern der Justiz und des In­nern die Ermächtigung erteilt, den Entwurf eines Gesetzes zur Abänderung der Vorschriften über die Wahlen zum Haus der Abgeordneten dem Land­tag vorzulegen.

* --

Der wegen des B la n k e n b u r g e r Duells, das eben erst im Reichstage besprochen wurde, zu einem Jahre Festung verurteilte Oberleutnant Gra­mer, ist am Geburtstage des Kaisers begnadigt wor­den, nachdem er erst sechs Wochen feiner Strafe verbüßt hatte. Gramer erschoß seinen Gegner. Das Duell wurde dadurch veranlaßt, daß der erschossene jüngere Leutnant, als er die Braut Graniers von einem Feste nach Hause geleitete, in der Weinlaune zu küssen versuchte. Die Braut Gra­niers hatte zunächst den Vorfall verschwiegen, um ein Duell zu vermeiden, und erst lange Zeit nach­her erfuhr Gramer durch Zufall von dem Vorfall und forderte jetzt den Gegner. Es ist unbestreit­bar, daß dem obersten Kriegsherrn das Recht der Begnadigung nicht bestritten werden darf. Wenn man aber gerade die letzten Versicherungen des preu­ßischen Kriegsministers im Reichstage in Rücksicht zieht, daß nun gegen den Duellunfug im Heere energisch Front gemacht werden solle, so berührt es immerhin eigentümlich, wenn auch in diesem Falle die Begnadigung wieder erfolgte, nachdem kaum die Strafe angetreten war.

In Nordpersien wird munter weiter ge­kämpft. Die aufrührerischen Hirtenvölker sind mit der neuen Regierung ganz und garnicht zufrieden. Die Regierungstruppen sind siegreich.

Die gesamte russische Presse faßt die Lage in Griechen landübe rausernst auf. Man glaubt in St. Petersburg, daß der Krieg zwischen der Türkei und Griechenland unvermeidlich geworden sei und spätestens im Frühjahr ausbrechen werde. Auch die amtlichen Kreise halten den baldigen Aus­bruch des Krieges für möglich. Wie verlautet, ha­ben zwei Prinzen des griechischen Königshauses schon um Aufnahme in die russische Armee nachgesucht, da die griechische Dynastie ernstlich bedroht sei.

Eine wirtschaftliche Krisis für Ame­rika sagt der amerikanische Nationalökonom Professor Carner von der Harvarduniversität voraus. 1912

und 1913 sollen die Vereinigten Staaten eine wahre Katastrophe erleben, wenn nicht mehr für die Pro­duktion billiger Lebensmittel getan wird. Die Sache ist insofern interessant, als Carner Glück hat im Prophezeien; er sagte beispielsweise die große Krise von 1907 voraus, die sich selbst für Europa in empfindlichstem Maße fühlbar machte.

Lanvesnachrichten.

All«riKe.'g, 3. Februar.

* Die Handwerkskammer Reutlingen macht im Inseratenteil unserer heutigen Nummer auf die Ver­anstaltung von Gesellenprüfungen in den Monaten März und April ds. Jrs. aufmerksam. Wir selbst möchten nicht verfehlen, noch besonders auf die­selben hinzuweisen.

* Hornberg, 3. Febr. Die Wahl eines Orts­vorstehers an Stelle des krankheitshalber zurück­getretenen Schultheißen Blaich wurde auf Sams­tag, den 12. Februar anberaumt.

* Obertalheim, 1. Febr. Nach längerer Krank­heit verschied heute morgen Schultheiß Peter Klink im Alter von 67 Jahren.

st Freudenstadt, 2. Febr. Der belgische Guts­besitzer Baron Kinet de Bogaerde, der das Schwar- zenberger Automobilunglück am 8. August v. I. verschuldete, bei dem die 16jährige Anna Gaiser von Schönmünzach schwer verletzt wurde, war am 14. Dezember vom Schöffengericht Freudenstadt zu einer Geldstrafe von 900 Mark verurteilt worden. In der Verhandlung vor der Strafkammer Rottweil als Berufungsinstanz wurde in Abänderung des schöffengerichtlichen Urteils der Angeklagte zu der Geldstrafe von 500 Mark verurteilt.

* Freudenstadt, 3. Februar. Vorgestern abend wurde hier auf der Kienberg-Rodelbahn unter gro­ßer Beteiligung ein wohlgelungenes Rodelfest ab­gehalten. Ein Schneeschuhkurs wird auf dem Kienberg am Sonntag vormittag beginnen und bis inkl. Mittwoch dauern. In Baiersbronn wird am Sonntag, den 13. ds. die Sprung­schanze eingeweiht. Aus diesem Anlaß werden sich dort viele Schneeschuhläufer einfinden.

- Calw, 2. Febr. Am heutigen Tag hielt die freie Bäckerinnung Calw ihre Generalversammlung ab. Aus diesem Anlaß erhielt sie die Erlaubnis von ihrem früheren Recht Gebrauch zu machen und die Glocken läuten zu lassen. Der Brauch da­tiert seit dem Jahre 1682. Damals wurde die Stadt Wien von den Türken belagert und dieses gaben sich alle Mühe die heldenmütig verteidigte Stadt zu erobern. Durch unterirdische Gänge ver­suchten die Türken in die Stadt einzudringen. Ein Bäckergeselle aus dem Oberamt Calw er soll aus Schmieh oder Sommenhardt gebürtig gewesen fein

hörte bei seiner Arbeit die nächtlichen Minie­rungen der Angreifer und machte Lärm, infolge­dessen die Gefahr für die Stadt abgewehrt worden sein soll. Zum Lohn für seine Wachsamkeit soll der Kaiser Leopold dem Bäckergesellen die Wahsk unter verschiedenen Belohnungen gelassen haben. Der Geselle habe aber alles ausgeschlagen und nur die Bitte ausgesprochen, es möchte in seiner Vater­stadt den Bäckermeistern die Erlaubnis erteilt wer­den, daß für ewige Zeiten an dem Jahrestag der Bäcker die Glocken 1 Stunde lang geläutet werden dürfen. Dieser Brauch hat sich Jahrhunderte lang erhalten und die Bäcker haben stets auf ihr Recht gehalten. In neuerer Zeit ist das Läuten eingeschränkt worden und so hat die Bäckerinnung Heuer erst nach einem Zeitraum von fünf Jahren wieder um das Geläute nachgesucht und erhalten.

st Schramberg, 2. Febr. Vom Lande schreibt man dem Schwarzwälder Tagblatt folgendes nied­liche Geschichtchen, das sich in einer Schule nicht gar weit von Schramberg zugetragen hat: Der Herr Pfarrer fragte einen ABC-Schützen, ob er jetzt das

Vaterunser allmählich auswendig könne. Der kleine Mann aber erwidert darauf im Brustton der Ueber- zeugung:Ich komme immer gut bis zu dena Schulda, aber da komm i emol nimmi drus."

ss Leonberg, 2. Febr. Auf dem hiesigen Markt­platz scheuten zwei Stiere, die von dem 72 Jahre alten Bauern Georg Schopf geführt wurden. Der Bauer wurde zu Boden geworfen, so daß er schwere innere Verletzungen erlitt, denen er bereits erlegen ist.

ss Stuttgart, 2. Febr. Der heutige überaus zahlreich besuchte Vortragsabend des Württ. Vereins für Handelsgeographie wurde mit einem von Kom.- Rat Zilling gehaltenen Nachruf auf den hochver­dienten, langjährigen Vorsitzenden Grafen von Lin­den eröffnet. Dann hielt Dr. Georg Hartmann einen fesselnden Bortrag über:Die Besiedelungs­und Diamantenfrage in Südwestafrika."

si Stuttgart, 2. Febr. Die Nachrichten über Be­schädigungen des Feuerbacher Tunnels und die Nichtbenützung eines Gleises daselbst haben teil­weise große Beunruhigungen hervorgerufen, so daß ängstliche Gemüter es bereits vorziehen, in Feuer­bach auszusteigen und mit der Straßenbahn nach Stuttgart zu fahren. Die Befürchtungen sind je­doch grundlos. Die Arbeiten an dem Tunnel be­zwecken lediglich die Beseitigung von Verwitterungen an dem Gestein, die im Laufe der Jahre an ein­zelnen besonders feuchten Stellen des Tunnels ein­getreten sind. Eine Kommission von Sachverständi­gen hat den Tunnel nachts zwischen zwölf und vier Uhr wiederholt genau untersucht und festgestellt, daF eine Gefahr für den Betrieb bis heute nicht besteht. Die AusbesserungZarbeiten an dem Gemäuer des Mitte der vierziger Jahre erbauten Tunnels werden etwa vier bis sechs Wochen in Anspruch nehmen.

js Stuttgart, 2. Febr. (Strafkammer.) Ein ver­heirateter Arbeiter wurde wegen schweren Diebstahls i. R. zu der gesetzlichen Mindeststrafe von 1 Jahr Gefängnis verurteilt. Er hatte aus einem Neubau altes Eisen im Wert von 20 Mark gestohlen. Das Gericht bedeutete dem Angeklagten, daß es ein et­waiges Gnadengesuch um Herabsetzung der Strafe befürworten werde.

* Stuttgart, 3. Jan. Gestern mittag gegen 12 Uhr ist in einem Hause am Kanonenweg in der Wohnung eines Kaufmanns in Abwesenheit der Frau die am Ofen aufgehängte Wäsche in Brand geraten. Zwei Knaben (Zwillinge) sind durch den Rauch erstickt und konnten trotz sofortiger Hilfe nicht mehr zum Leben gebracht werden. Einen ande­ren nur fünf Wochen alten Knaben, der im Zim­mer lag, tonnte man retten. Das Feuer wurde von der Hauptseuerwache und den Hausbewohnern gelöscht.

st Eßlingen, 2. Febr. Ein hiesiger Wirt ging seiner Frau und ihrer Schwester in den Keller nach, als sie Most holen wollten, und bedrohte sie. Die Frau rief einen Gast zu Hilfe und als sie mit diesem wieder die Treppe heraufkam, stürzte ihr Mann auf sie los und verletzte sie schwer durch zwei Stiche in den Kopf. Der Mann ist offenbar etwas geistig gestört.

* Marbach, 1. Febr. Die ersten Staren sind hier angekominen.

st Großbottwar, OA. Marbach, 2. Febr. Am Montag vormittag stieß infolge zu später Schlie­ßung der Schranken am Bahnübergang beim Süd­bahnhof Heilbronn ein Zug mit einem Lastwagen zusammen, wobei letzterer vollständig zertrümmert wurde. Der Fuhrmann und die auf 2500 Mark bewerteten Tiere sind mit heiler Haut davongekom­men.

!! Ellwangen, 2. Jan. Eine angenehme Ueber- raschung wurde dieser Tage einer Bahnwärtersfrau in dem benachbarten Schwabsberg zuteil. Diese hatte ein Los von der hiesigen Marienanstalt- lotterie gekauft, hatte ihre Nummer aber, wie es scheint, in der Gewinnliste nicht gefunden und