kündeten an, der in unserem Ort zn suchen war. Tatsächlich förderte nun eine vorgenommene gründ­liche Hausdurchsuchung bei dem Viehhändler Gott­lob Reuter eine Menge von den Gegenständen zu­tage, die in der Villa gestohlen wurden, vorwiegend silberne Bestecke und Betten. Reuter selbst soll zwar an den Einbruchdiebstählen nur alsWachtposten" beteiligt gewesen sein,- er wurde in Hast genommen. Mit den ihm zugeteilten Betten wollte er es beson­dersschlau" ansangen, indem er sein eigenes Bett­zeug verlauste und das gestohlene in Benützung nahm. Erreicht hat er mit dieser Taktik nun aller­dings, daß er zunächst unentdeckt blieb, bis er jetzt von den eigentlichen Einbrechern verraten wurde. Der gleichen Verbrechersippe soll, wie die Schwarz­wälder Kreiszeitung schreibt, auch ein im Laufe dieses Jahres in Nürtingen verübter Einbruchdieb­stahl zur Last fallen.

ss Pfullingen, OA. Reutlingen, 29. Nov. In vergangener Nacht ist der ledige Fabrikarbeiter Sen­ner in der hiesigen Papierfabrik von seinem Neben- arbeiter mit zertrümmertem Schädel tot am Rol­lengang gefunden worden. Man vermutet, daß er aus Unvorsichtigkeit dem Treibriemen zu nahe kam, an den Kleidern ersaßt Und zu Boden geschleu­dert worden ist.

ss Stuttgart, 29. Nov. Württembergischer Lan­desverband des Hansa-Bundes für Gewerbe, Handel und Industrie. Nach dem Stand vom 30. November des Jahres zählt der Hansa-Bund in Württemberg 25 sestorganisierte Ortsgruppen, von denen seit 10. Oktober 12 neu gegründet worden sind. An 30 weiteren Orten in Württemberg sind Vertrauensmänner des Hansabundes bestellt, auch bestehen dort seit längerer Zeit zahlreiche Mitglieder- schasten, deren Organisation in Ortsgruppen zum Teil unmittelbar bevorsteht. Die Zahl der Mit­glieder ist in den letzten beiden Monaten in ganz Württemberg beträchtlich gewachsen und nimmt von Tag zu Tag weiter zu.

!! Stuttgart, 29. Nov. Durch verschiedene Blät­ter ist in letzter Zeit die Nachricht gegangen, Her­zog Wilhelm von Urach, Gras von Württemberg, habe Schloß und Rittergut Erolzheim angetanst. Aus authentischer Quelle kann das Deutsche Volls- blatt mitteilen, daß zwar diesbezügliche Verhand­lungen gepflogen wurden: diese haben aber zu einem positiven endgültigen Ergebnis bis jetzt nicht geführt.

* Stuttgart, 30. Nov. Die Stuttgarter Ortskrankenkassen können am heutigen Tage aus ein 25jähriges Bestehen zurückblicken. Die ersten Ortskrankenkassen, 19 an der Zahl, wurden am 30. November 1884 auf Grund der Paragraphen 17 und l9 des Krankenversicherungsgesetzes für die verschiedenen Berufe gegründet.

fs Marbach, 29. Nov. In der letzten Zeit wurde in dem Baggerbetrieb von Hermann Haag ein für die Beurteilung der Frage, ob unsere engere Heimat schon zu Urzeiten bewohnt war, wichtiger Fund gemacht. Es ist ein der jüngeren Steinzeit angehöriges Steinbeil aus Syenit, 11 Zenti­meter groß, zum Teil poliert, mit schönen eben­mäßigen Formen. Die Frage ist sonach bejaht. Pro­fessor Dr. Gößler an der k. Altsrtumssammlung hat das Alter des Beils auf 5000 Jahre ange­geben.

ss Heilbronn, 29. Nov. (Schwurgericht.) Straf­sache gegen den 28 Jahre alten verheirateten Flasch­

M L.sel» t. A

Wollt ihr hoch auf ihren Flügeln schweben, werft die Angst des Irdischen von euch! Fliehet aus dem engen, dumpfen Leben in des Ideales Reich!

Schiller.

DieKönigin der Nacht"

Seeroman von H. Hill.

Nachdruck verboten.

Ich glaube, Javertal rst sehr schwer zu durchschauen, aber er machte mir den Eindruck, als halte er Ihnen ge­glaubt," versetzte ich.Er sprach etwas verächtlich von dem Dienst, den Sie von ihm verlangt hatten, und sagte mir. Sie beabsichtigen dasselbe Ersuchen an ne>ch zu stellen."

Gut," rief Kennard, wie ich ihn jetzt wohl nennen muh. Was nun den Brief anbetrifft, so habe ich nicht die geringste Ahnung, wer Enriquez ist; doch ich warnte Sie vor ihm, weil ich glaube, daß er mit Zavertals Wissen und Willen als blinder Passagier an Bord gekommen ist, und Zavertal ist zweifellos der mörderische Schurke, der jemals ungehangt auf Gottes Erdboden herumgclaufen ist. Ich bin ein auf der anderen Seite des Atlantischen Ozeans ziemlich geschätzter Detektiv, und da man mich auch in der alten Welt in gewissen Kreisen recht genau kennt, so glaube ich mir ein Urteil erlauben zu dürfen. Ich hatte ihn schon einmal in den Händen, und er schlüpfte mir durch die Finger, oder richtiger gesagt, durch eine Masche unseres netzartigen Strafgesetzbuches. Die Einzel­heiten des Falles, ich kann schon richtiger sagen, der Fälle. --- tun hier nichts zur Sache, doch der Mann ist eiuer der geschicktesten Giftmischer, die je in Menschenleben gewütet batnn."

ner August Oesterle in Ellhofen Oberamt Weinsberg wegen Körperverletzung mit nachgefolgtem Tod. Der Angeklagte hatte mit dem Küfer Karl Kircher ge­meinsam ein Haus und eine Werkstatt. Dadurch kam es oft zu Reibereien, schließlich auch zu Tätlich­keiten. So auch am 5. Dezember wieder, wobei Oesterle dem Kircher mit einer Eisenstange in den Rücken schlug, ihn zu Boden warf und mit Schlä­gen und Tritten traktierte. Kircher erkrankte darauf an Ripp- und Bauchfellentzündung und starb am 16. September. Die Zeugenaussagen ergaben, daß Kircher ein unguter Nachbar war und scheints an jenem Tage den Oesterle schwer bedrohte. Die Ge­schworenen verneinten daher die Schuldfrage und das Gericht sprach den Angeklagten frei.

ss Laupheim, 29. Nov. In die Bußmannshauser Schloßbrandafsäre kommt allmählich Licht. Der in Laupheim inhaftierte Stromer ließ sich zu Geständnissen herbei. Hierauf hat sein Komplize im Zorn über den Verräter weitere interessante Details bekundet. Darnach handelt es sich um eine Ein­brecherbande, die von England aus geleitet wird und dort organisiert wurde. Auf Nachforschungen fand man wirklich im Walde vergrabene wertvolle Bücher aus dem Schloßraub zwischen Baustellen und Bußmannshausen. Der eine der Einbrecher gab die Stelle an. Nun wird eifrig nach weiteren Komplizen gefahndet, die es auf Schlösser im Ober­land abgesehen haben sollen. Die Schlösser hier oben liegen meist außerhalb der Ortschaften auf einsamen Höhen u. haben geringe Dienerschaft, auch fast keinen Schutz gegen Eindringlinge von außen. Nachdem die internationale Eigenschaft der Räuber­bande festgestellt wurde, ist auch erklärlich, wie die Spottkarten aus Weltstädten nach dem Brands an den geschädigten Baron gelangen konnten.

ss Gmünd, 29. Nov. Hier überfuhr ein mit drei Personen besetzter Rodelschlitten den lOjähr. Knaben eines Kürschnermeisters. Der Schlitten ging dem Kinde über den Hals und schleifte es eine Strecke weit, bis es von einem Schutzmann aufgehoben wurde. Der Knabe ist schwer verletzt. Die schul­digen Personen sind ermittelt.

js Sondelfingen, 29. Nov. Schultheiß Schenk hat infolge eines Herzleidens sein Amt niederge­legt. Die Stelle soll ausgeschrieben werden.

ss Adelmanns,elden, OA. Aalen, 29. Nov. Bei der Schultheißenwahl haben von 251 wahl­berechtigten Bürgern 236 abgestimmt. Gewählt wurde Oberamtssekretär Jennewein in Aalen mit l20 Stimmen; Verwaltungsassistent Ellwanger in Murrhardt erhielt 96 Stimmen.

is Schwenningen, 29. Nov. Ein Familienvater hat hier seine Frau und vier Kinder im Stiche ge­lassen und mit einer anderen, gleichfalls verheira­teten Frau das Weite gesucht. Eine amerikanische Erbschaft ist einem hiesigen Fabrikarbeiter zuge­fallen. Es handelt sich um 25 000 Dollars, die ein schon im zwölften Lebensjahre Ausgewanderter Bruder hinterlassen hat. Der Erblasser galt seit Jahren als verschollen. Dis Mitteilung von seinem Tode erfolgte durch das deutsche Konsulat. Mit dem Fabrikarbeiter teilen sich noch drei Geschwister in die Erbschaft.

* Mm, 27. November. Beim Ausprobieren einer Erfindung ist der 20 Jahrs alte Mecha­niker Josef Gerstmayer in Lauingen verunglückt.

Er hatte sich bei einem Kupferschmied einen Kessel ! anfertigen lassen. Als er in demselben Dampf er- ^ zeugt hatte, explodierte der Kessel, und die umher­geschleuderten Bruchstücke töteten den jungen Mann. Ein Freund, der sich für die Erfindung in­teressierte und zusah, wurde vom Dampf schwer ver­brüht.

ss Ravensburg, 29. Nov. Eine 83 Jahre alte, seit längerer Zeit geistig nicht mehr ganz zurech­nungsfähige Frau hat sich in einem unbewachten Augenblick aus dem Fenster zwei Stock hoch aus die Straße gestürzt. Sie war sofort tot.

ss Friedrichshasen, 29. Nov. Die namentlich durch die österreichische Presse gehende Notiz, daß seitens der Deutschen ' Luftschifffahrts-Aktiengesell­schaft schon jetzt der Bau von Hallen in böhmischen -- Kurorten und die Etablierung eines Luftverkehrs zwischen solchen Orten geplant sei, ist nicht richtig. Vorgesehen ist zunächst nur die Veranstaltung von Luftfahrten von Friedrichshafen und von der in Baden-Baden zu beschaffenden Ballonhalle aus, so­wie eine gelegentliche Routsnfahrt zwischen diesen beiden Städten. Ein Anlaufen des einen oder ande­ren böhmischen Platzes anläßlich einer event. Fahrt des Grafen Zeppelin nach Wien liegt natürlich im Bereiche der Möglichkeit, und vielleicht gehen die fraglichen Meldungen hierauf zurück.

* Berlin, 29. Nov. Der Verein der Würt- temberger zu Berlin feierte sein 40. Stiftungs­fest-

js Berlin, 29. Nov. Die Voss. Ztg. meldet aus' Bern: Das Schweizerische Bundesgericht' hat die Automobilfabrik Megevet u. Co.-Genf, die einen Automobilkühlapparat der weltbekannten Motorfab­rik Daimler nachgeahmt hatte, zu einer Entschädig­ung von 300 000 Frcs. verurteilt. Daimler hatte 7 673 000 Frcs. gefordert.

* Bad Kreuth, 29. Nov. Das über das Befinden des Herzogs Karl Theodor ausgegebene Bul­letin lautet: Nach unruhiger Nacht und der Zunahme der Bronchitis besteht bei dem Herzog große Schwäche fort. Der Zustand ist ernst.

Ausländisches.

jf London, 29. Nov. Tie deutsche BarkSelene", von Tocopilla nach Hamburg unterwegs, traf in Falmouth ein, i um die Leiche des Kapitäns zu landen. DieSelene" hatte eine sehr ungünstige Fahrt. Auf der Höhe von Ecuador starben H

der Kapitän und 11 Seeleute an Fieber. Es wurde ein neuer Kapitän und eine neue Mannschaft ausgenommen.

Auf der Heimreise erkrankte der neue Kapitän und starb auch.

' Konstantinopel, 29. Nov. Die Kammer hat einen Antrag angenommen, den Großwesir zu interpellieren, wes­halb die Regierung die Konzession für die Schiff­fahrt auf demEuphrat und dem Tigris bewilligt habe. Als Termin für die Beantwortung der Interpellation ist der 11. Dezember festgesetzt worden.

* New-Vorl, 29. Nov. In Washington erwartet man in kürzester Zeit den Zusammenbruch der Negierung Zelayas in Nicaragua. Dieser soll eine Auslandsreise vorbereiten.

Allmächtiger Gott," rief ich,warum zeigen Sie ibn da nicht an und übergeben ihm im nächsten Hafen der Polizei?"

Das würde ich tun, wenn ich den geringsten neuen Beweis gegen ihn hätte; aber die alte Rechnung ist durch das Urteil der amerikanischen Jury ausgelöscht, und ich darf mir nicht die Finger verbrennen, indem ich unklare Behauptungen aufstelle," erwiderte Kennard.Ich habe nun während der Reise ein bis zwei verdächtige Umstände entdeckt und muß mich versteckt halten, bis ich ihn richtig in die Falle gelockt. Ich habe das Netz ausgespannt, und zwar so, daß er meine Identität nicht/vermutet, obwohl er sich etwas unbehaglich fühlte, als er mich am! ersten Tage erblickte . . . ich glaube. Sie haben es auch gemerkt?"

Ja," sagte ich,aber was war der Grund für diese Verkleidung, wenn Sie wirklich, wie Sie mir in Nathans Bureau sagten, auf Urlaub waren?"

Kennard lächelte nicht Waldos greisenhaftes Grinsen, sondern sein eigenes scharfes Augenzwinkern.

Haben Sie nie gehört," meinte er,daß, wenn ein Schauspieler einen Abend nichts zn tun hat, er gewöhnlich ins Theater geht? Nun, in derselben Weise habe auch ich, als ich Zavertal zufällig aus der Treppe des Bureaus von Nathan L Co. begegnete. . . "

Ihm sind Sie also bei Ihrem Fortgange begegnet?" unterbrach ich,ich wußte ja gar nicht, daß er dort war."

Gewiß war er da. und da er annahm, ich verfolge ihn, zog er ein Pistol aus der Tasche," fuhr Kennard fort.Nach dieser Begegnung stellte ich einige Nachforschungen an und fand, daß er Arzt auf demselben Steamer war, auf welchem ich eine Reise anzutreten beabsichtigte. Da kam mir der Gedanke, es müßte doch eigentlich ganz interessant sein, das Geschäftliche mit dem Vergnügen zn verbinden und einmal zu sehen, wie Zavertal sich benahm, ob er wirklich ans rechten Wegen wandelte, oder noch in derselben Weisewirkte." Ich sah ein, daß, wenn ich Entdeckungen machen wollte, ich nrcht in eigener Person an Bord erscheinen durste, und so ließ ich mich denn als der alte, verrückte Idiot einschreiben, der hier als eine Art Schiffsclown gilt. Ta ich nun aber glaubte. Sie hätten wahrscheinlich meine Absicht, die Reise mitzu­

machen, Nathan, wenn nicht gar Zavertal selbst gegenüber erwähnt, so war ich vorsichtig genug, ein zweites Billet auf meinen angenommenen Namen zn nehmen und das andere verfallen zu lassen."

Ihre List hat ihn vollständig irregesührt," sagte ich, aber merkwürdigerweise ist Ihr Billet nicht allein verfallen," fuhr ich fort, und erzählte ihn: nun von Mr. Vizard, den ich zuerst in Zavertals Begleitung am Tage meines Engagements gesehen, und den der Letztere mir dann als vollständig >

Fremden, anläßlich meines ersten Besuches aus dem Schisse, f

vorgestellt hatte. Ich ergriff auch die Gelegenheit, ihm etwas verblümt die Empfindung zu erwähnen, die sich meiner in Nathans Bureau bemächtigt hatte, wo ich mich von zwei Augen beobachtet geglaubt, die ich später für Zavertals Äugen gehalten hatte. Kennard lachte nicht, wie ich erst halb be­fürchtet hatte, sondern erklärte, während er mir ernsthaft ins Gesicht sah:

Aus Vizards Bekanntschaft mit Zavertal wollen wir später eingehen; auf jeden Fall hat sein Name mit der alten Geschichte nichts zu tun. Jetzt kümmere ich mich nur um ,

das, was vor meinen Augen passiert ist, und was mich '

nachdenklich, ja, sogar argwöhnisch gestimmt 'hat, seit wir London verlassen haben. Der erste Vorfall ereignete sich !

beim Diner des zweiten Tages . . . Sie erinnern sich wohl noch, wie der junge Tarranmore bei Tische krank wurde? f Sie sahen, wie ich aufstand und nach dem Platze hinüber­ging, wo der Earl gesessen hatte, und zwar unter dem Vorwände, mir einen Teller mit Ananas holen zu wollen. Dazu veranlagte mich der Anblick eines Stück Papiers, das dicht neben Zavertals Teller lag. Was sagen Sie dazu?" i

Er reichte mir einen Streifen Papier, auf dem ein Wort gedruckt stand, ein einziges Wort:

O l E«

Sehen Sie sich die Rückseite an," fügte er lächelnd hin­zu, während ich das Papier verständnislos anstarrte.

Es scheint ein Etikett zu sein," sagte ich, nachdem ich es umgedreht und bemerkt hatte, daß die Rückseite gummiert war.

Wenn es, wie ich glaube, ein Apothekeretikett ist," fuhr Kennard fort,so bedeuten die Buchstaben Dia eine Abkürzung