I I Uhr ein gefährlicher Brand ausgebrochen. Das Feuer entstand auf bis jetzt unaufgeklärte Weise in der Scheuer des Gutsbesitzers Bauer und griff mit rasender Schnelligkeit um "sich, so daß in kurzer Zeit außer dieser Scheuer auch diejenigen des Gutsbesitzers Dierolf und Kühnlein, sowie Wohnhaus mit Scheuer des Gutsbesitzers Hanselmann bis auf den Grund niederbrannten.
ss Sigmaringen, 11. Nov. Sicherem Vernehmen nach findet die Eröffnung der Strecke Sigmaringen- Hanfertal am 1. Dezember ds. Jrs. statt. — Schon wieder beginnt ein Felsen seine „Zuneigung" zum Donautal in höchst wackeliger Weise bemerkbar zu machen. Aehnlich wie vor einigen Jahren oberhalb Werenwags der Sicherheit für den Bahnbetrieb wie für die Passanten wegen ein größerer Felsenkomplex weggesprengt wurde, muß man leider zur Entfernung eines etwa 30 Kubikmeter fassenden Felsens hinter dem vorderen Falkenstein (oberhalb des Bahnwarthauses unweit der ehemaligen Mühle) schreiten. Die Sprengung des Kolosses wird dem-, nächst vor sich gehen. Umfassende Vorkehrungen für gefahrlosen Absturz der Steinmassen sind getroffen.
st Ebersbach, OA. Saulgau, 11. Nov. Der 65 Jahre alte Lohnmetzger I. Röck von hier, der am Montag nachmittag in Menzenweiler eine Notschlachtung vornahm und abends nach Einbruch der Dunkelheit nach Hause zurückkehren wollte, ist unter-? Wegs vom Wege abgekommen und in die Felder hineingeraten, wo er jedenfalls eingeschlafen und während der Nacht erfroren ist.
Mißhandlungen Deutscher in der Schweiz.
Kürzlich haben wir über einen schweren Fall der Mißhandlung aus Basel berichtet und schon wieder wird von einer Mißhandlung eines Deutschen in der Schweiz berichtet. In Rorschach wurde ein Arbeiter, der zum Besuch eines Bekannten mit dem Schiff von Lindau gekommen war, ohne jeglichen Grund von einem schweizer Landjäger verhaftet und auf der Polizeistation von zwei Polizisten mit Säbel und Gummischläucheu grün und blau geschlagen und ihm außerdem noch ins Gesicht gespuckt. Hierauf wurde er eingesperrt, nachdem man ihm vorher seine Barschaft von 21> Mark und das Schiffsbillett abgenommen hatte: Tags darauf wurde er per Schub nach Konstanz befördert. Seine Bitte, nach Lindau fahren zu dürfen, da er ja ein gültiges Schiffsbilletr habe, beantworteten die beiden „Helden" damit, daß sie ihm das Billett einfach zerrissen. Von dem konfiszierten Geld erhielt der Verhaftete noch 1 Fr. zurück, das übrige wurde als „Futtergeld" zurückbehalten! In Konstanz angekommen, gab der Mann auf dem Bezirksamt den Vorfall zu Protokoll. Uebrigens wurden auch voriges Jahr zwei in Konstanz beschäftigte junge Arbeiter, die sich auf der Kreuz- linger Polizeistation wegen ihrer beabsichtigten Wanderschaft in die Schweiz informieren wollten, von den dort stationierten Landjägern so jämmerlich verhauen und dann einige Tage eingesperrt, daß ihnen die Lust vergangen war, ihren Wandertrieb im sog. Lande der Freiheit zu stillen, eine Freiheit, die durch solche Vorfälle allmählich in Mißkredit gekommen ist.
M L.kekxrrchi M-
Magst du andre nicht'verletzen, lern' in andre dich versetzen.
Die „Königin der Nacht"
Seeroman von H. Hill.
Nachdruck verboten.
5, bovüel.
Die vermißten 'Passagiere.
Der zur Abreise der „Königin der Nach!" bemannte Tag brach hell und sonnig an, und um die Mittagsstunde waren wir alle bereit, die Passagiere zu empfangen. Eine Mannschaft, die für ein Kriegsschiff genügt hätte, war angenommen worden, die Steward - Abteilung war unter den Befehlen ihres gewohnten Chefs in voller Tätigkeit, und die Speisekammern waren mit allen möglichen Delikatessen angefüllt. Von dem gewöhnlichen Lärm, der stets bei der Abfahrt eines großen Steamers herrscht, war ivenig zu merken, — erstens weil wir keine Frachtgüter hatten, und zweitens, weil kein großes Gepäck einzuschiffen war. Ein in der Kabine unterznbringender Koffer — höchstens zwei — genügten jedem Passagier für die fechs- wöcheutlichc Fahrt, und diese brachten sie mit.
Wir hatten keine Verpflichtung, vor drei Uhr abznsegeln, doch die -ersten Passagiere kamen zur Zeit des Lunch, das um ein Uhr für die Reisenden und ihre Freunde im großen Salon bereit stand. Als Kapitän des Schisses war es eigentlich unter meiner Würde, die Gäste bei ihren. Erscheinen an Bord selbst zu empfangen, außerdem war Dr. Zavertal tatsächlich
" Baden-Baden, 1l. Nov. Der Bürgerausschuß bewilligte als Beitrag zur Zeppelin-Luft- schiffahrts-Aktien-Gesell schuft 50000 Mark. Für das gleiche Unternehmen wurden aus hiesigen privaten Kreisen schon 107 000 Mark gezeichnet.
* Köln, 1!. Nov. Als Kommandanten für die vorhandenen Militärlnfthäfen sind bei den jetzigen Kölner Uebnngen die Offiziere v. Abercron, Lohmüller und Müller ausgebildet worden.
* Berlin, 11. Nov. Die deutsche Diamant- geseklschaft m. b. H.' teilt mit, daß ihr von ihrer Niederlassung in Lüderitzbucht telegraphisch gemeldet wird, daß auf den Diamantfeldern der Gesellschaft bei Bogenfeld 27einhalb Grad südlicher Breite ein Diamant von über 17 Karat gesunden worden ist. Wie wir von anderer Seite dazu erfahren, sind bereits vor Monaten auf den Feldern der Gesellschaft Stücke im Gewicht bis 9 Karat gefunden worden.
Vefteürrirgerr
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„Airs ds«
werden fortgesetzt von allen Postanstalten, Postboten, Agenten und Austräger der Zeitung entgegengenommen.
Potsdamsneues Palais), 11. Nov. Zu Ehren des Erzherzogs Franz Ferdinand und seiner Gemahlin der Herzogin von Hohenberg fand heute abend beim Kaiserpaar in der Jaspisgaterie eine Abendtasel statt, au der außer den Majestäten, dem Erzherzog mit Gemahlin und dem Kronprinzen- paar von Griechenland die in Berlin und Potsdam anwesenden Fürstlichleiten teilnahmen. Geladen waren u. a.: Die Umgebungen der Majestäten mit Gemahlinnen, die Gefolge der Fürstlichkeiten, der österreichisch-ungarische Botschafter v. Szögyeny-Ma- rich, die Mitglieder der österreichifch-urtgarischen Botschaft, der Reichskanzler, Staatssekretär Frhr. v. Schön, der griechische Gesandte und die Spitzen der Potsdamer Behörden, sämtlich mir Damen. Der Kaiser faß zwischen der Kronprinzessin von Griechenland und der Herzogin von Hohenberg, die Kaiserin zwischen dem Erzherzog Franz Ferdinand und dem Kronprinzen von Griechenland. An die Tafel schloß sich eine musikalische Abendunterhaitung im Muschelsaal an.
Die Schwirrd-lafsSre der „Hilssgerichtsvollziehrr".
Die Ermittelungen in der Schwindelaffäre des Lüdcke und Genossen ergaben, daß diese unter dem Namen von Hilfsgerichtsvollziehern mit den ausgestellten und unterstempelten Formularen in Berlin, Schöneberg, Charlottsnburg und anderen Bororten auftraten, um rückständige Gelder einzukassieren. Wahrscheinlich geschah es in vielmehr als 30 Fällen. Wenn Lüdcke irgendwo nicht gleich das Geld bekam, so machte er einen Vermerk in seinen Akten und sagte, er müsse die Sache zur weiteren Ver
ein „geborener Er hiev jeden willkommen, !,ats allen
beim Ablegen der Garderobe, gejettete sie aus die Plage — eine Tätigkeit, bei der er von dein Zahlmeister und den Stewards unlersuützt wurde. Tiefes gediegene "Arrangement paßte mir ausgezeichnet. Ich hatte ans der Passagierliste ersehen, das; Sir Simon Crawsl-ay nicht für sich selbst einen Platz bestellt hatte, Aliues Reisegefährtin war vielmehr eine Mrs. Brinkworth, von der ich nie etwas gehört hatte. Aber es war immerhin möglich, daß der Baronet sein Mündel auf den Steamer geleitete, um sie abfahren zu sehen, und ich hegte die größte Furcht, er könne sie wieder an Land zurücknehmen und ihre Abreise vereiteln, weit,! er merlte, daß das Kommando des Schiffes mir anvertrant ivar. Um einer solchen Entdeckung vorzubeugen, hielt ich mich in meinem eignet! Zimmer auf, als die Passagiere anlangten, und es war ein Glück, daß die Umstünde mein Vorhaben begünstigten, ohne daß ich die Aufmerksamkeit der andern tndurch erregte.
Da der Doktor sich so überaus nützlich machte, hatte ich einen plausiblen Grund, mich fernznhalten, erstens, meil ich noch Berichte, Instruktionen und Orders zu unterzeichnen hatte, und zweitens auch noch eine Besprechung mit Nathan über mich ergehen lassen mußte, der mir seine letzten Verhaltungsmaßregeln erteilen wollte. Es lag also kein Grund vor, der mich auf Deck zu erscheinen zwang, ehe die Glocke zur Abfahrt rief.
Tie Fenster der Kapitänskabine gingen auf die Quaiseite und auf die Fallrceptreppe hinaus und man kann sich denken, daß ich nie iü einer dunklen oder nebligen Nacht einen schärferen Auslug hielt, als an jenem Lage, wo ich nach dem holden Gesicht meiner Braut ausschaute. Wie das meiste Gute, ließ auch sie ans sich warten. Fast Scharen von eleganten Leuten drängten sich fröhlich über die Planken der Fallreeptreppe, aus der unser liebenswürdiger Zahlmeister stand, um die Namen der Passagiere mit seiner Liste zu vergleichen. Das Knallen der Champagnerpsropfen aus dem Salon verriet zur Genüge, daß das Abschiedsmahl begonnen hatte, doch noch war nicht das Geringste von Aiine zu bemerken.
Plötzlich ließea sich Naröaus schlurrende Schritte draußen vernehmen; er trat in meine Kabine und übergab mir eine Liste der Plätze, wo ich Kohlen entnehmen, und der Firmen, mit Lenen
folgung einem Kollegen übergeben. Der Kollege — Warnicke oder der stellenlose Koch Meyer — erschien meist schon am nächsten Tage und erhielt das Geld, für das die Leute inzwischen gesorgt hatten. Die Bande plante jetzt einen größeren Coup, der 6000—8000 Mark bringen sollte. Wahrscheinlich hatte sie es auf das Reichsgericht in Leipzig abgesehen. Lüdcke hatte sich dort nach einer Gelegenheit umgesehen und war dann nach Wien weitergefahren, wo er jetzt verhaftet wurde.
* Paris, 11. Nov. Bei der heutigen Verhandlung im Steinheilprozeß teilte der Vorsitzende mit, daß beschlossen sei, die Frage auf Mitschuld zu stellen.
* London, 11. Nov. Hier wird zugegeben, daß die Anwesenheit der englischen Kriegsschiffe vor Salamis keinen anderen Zweck verfolgte als den, dem König von Griechenland im Falle von Verwickelungen eine Zuflucht zu bieten. Die Lage der Regierung in Athen wird hier sehr pessimistisch beurteilt.
* St. Petersburg, 11. Nov. Auf dem kafpischen Meer wird eine Kanonenboot- und Torpedoflottille eingerichtet werden.
* Newyork, 11. Nov. In allen großen Städten der Bereinigten Staaten haben größere Schillerfeiern stattgefunden.
Allerlei.
* Ein Orkan, in Kingston (Jamaika), der große andauernde Ueberschwemmungen im Gefolge hatte, hat die Verbindungen mit dem Innern und mit den benachbarten Inseln unterbrochen.
* Am blumengeschmücktsn Denkmal Schillers in Berlin ließ auch der Kaiser einen Niesen-Lorbeerkranz niederlsgen, als Widmung trug die eine Schleife die Worte: „Denn er war unser."
* Ter „Beil. Lok.-Anz." meldet aus Essen: Ein angeblicher Installateur erschien aus allen Bureaus dcr Polizei- direktion, um die Glühbirnen der elektrischen Beleuchtung auszuwechseln. Er entfernte auch richtig alle Glühbirnen, ließ sich aber dann nicht wieder sehen, und als der Abend kam, war die Pollzeidirektion gänzlich ohne Licht.
* Die Katzentollwut herrscht jetzt nach der Hunde- tottwnt in Kaiserslaulern, so daß auf polizeiliche Verfügung Katzen in dieser Stadt nur noch in Käfigen gehallen werden dürfen.
* Die Angehörigen des französischen Sprachlehrers, der in Ueberlin gen bei einem Ausflug mit den Söhnen des Fürsten von Fnrstenberg im Bodensee ertrunken ist, verlangen vom Fürsten von Fürstenberg 10 0 0 0 0 Mark Schadenersatz. Man darf auf den Ausgang der Klage, die beim Konstanzer Landgericht eingereicht wurde, gespannt sein. Wie man noch erinnert, hatten die Söhne des Fürsten, die im See badeten, den Sprachlehrer geneckt und dessen Nachen geschaukelt, worauf das Fahrzeug umkippte und der nicht des Schwimmens kundige Schrachlehrer ertrank.
* Bei der Einfahrt in den Hafen von El Ferrol kenterts ein Fischerboot. Alle 8 Insassen ertranken.
ich geschäftlich verhandeln sollte, so daß ich also vollauf zu tun hatte, tun aufmersam seinen Worten zu lauschen und gleichzeitig die Fallrceptreppe zu überwachen.
Er saß neben mir an dem Tische der Kabine, hatte seine Papiere vor sich liegen und unterstrich seineJnstrnklionen gleichsam mit der Spitze einer kräftigen Zigarre, mit der er fortwährend hin- und hersuchtelte. Seine pfiffigen Augen erhoben sich vom Papier beständig zu meinem Gesicht und wandelten wieder zurück, als ob er sich jedesmal überzeugen wollte, ob ich ihn verstanden hätte oder nicht.
Gerade, als er in seinen Notizen suchte, um mir für seinen Agenten in Malta Verhaltungsmaßregeln zu geben, schlug mein Herz heftiger, als ich Mine über die Fallreeptreppe kommen sah. Sie war von einer gutmütig aussehenden, eleganten Dame von etwa dreißig Jahren begleitet.
Ich hatte kaum Zeit zu bemerken, daß meine Braut bleich und traurig aussah, hegte aber die fröhliche Hoffnung, daß die Blässe ihres Gesichts weniger der Krankheit, als einer voraussichtlich bald schwindenden Ursache zuzuschreiben war als ein mahnender Puff an meinen Ellenbogen mich in die Wirklichkeit zurückrief, und mich zur rechten Zeit daran erinnerte, daß es für mich wünschenswert war, meine Gefühle möglichst zu verbergen. Ich fürchtete schon, ich hätte das nicht genügend genau, denn Nathan sah mich mit sardonischem Grinsen a».
„Ich sehe, daß Sie ein Bewunderer der Frauenschönheit sind, mein lustiger Kapitän," sagte er und blickte mit bedeutungsvollem Augenvttnzeln nach der Fallreeptreppe, »oder vielleicht sind Sie dem reizenden jungen Geschöpf schon vorher begegnet?"
„Sie haben in beiden Behauptungen gewissermaßen recht Sir," erividerte ich mit anscheinender Gleichgültigkeit, „ich erkenne ein hübsches Gesicht, wenn ich es einmal gesehen, sogleich wieder und ich glaube auch, ich bin mit der junge» Dance, die eben an Bord kommt, flüchtig bekannt. Das ist/ fügte ich hinzu, „wenn ich mich in meinen Erinnerungen nicht täusche, eine Miß Challenor, ein Mündel von Sir Simon Crawshay."