Gegründet
1877.
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UnpmkteLrsche Tageszeitung und Anzeigeblatt, verbreitet in den GbersmLsbezirken Nagold, Keudenftadt, Lalw u. Neuenbürg.
Re. S66.
Ausgabe«« Altenfteig-Stadt.
SarnSLag, de« 13. November.
Amtsblatt für Pfalzgrafenweiler.
1909.
?irnt!iches.
Das K. Oberamt Nagold ersucht die Bevölkerung des Oberamlsbeznks, die den arbeitslosen geordneten Wanderern zugute kommende Einrichtung der W a nd e r a r b e i l s st ätte, die sich nach den bis jetzt gemachten Erfahrungen gut bewährt hat, dadurch zu unterstützen, daß um h erzieh end en Wanderern keine Unterstützung gewährt wird, sondern dieselben nunach s icht l ich an die Wanderarbeitsstätte verwiesen werden, sodann aber auch dadurch, daß die Bezirksangehorigen, die mit gutem Gewissen die Bettler, ohne sich eine Hartherzigkeit zu schulden kommen zu lassen, an die Wanderarbeitsstätte verweisen können, durch Bezug der an die Haustüren anzn sch lugenden Plakate gegen Entrichtung eines Beitrages von mindestens IM. an die Wanderer b e i t s st ä t t e n v e r w a l t u n g — Amtspflegc —-Mitglieder des Vereins zur Forderung derWan- d e r a r b e it s st ä t t e n in Württemberg werden.
Die Staatsstraße von Calw nach Nagold wird zwischen Calw und Stat.T eina ch .umgebaut und deshalb, voraussichtlich nächstes Frühjahr, auf die Dauer von 3 Monaten für den Verkehr gesperrt werden. Die Besitzer von Fuhrwerken werden vom Kgl. Oberamt und der Straßenbau- inspektion Calw jetzt schon daraus aufmerksam gemacht, daß während des Umbaus der Straße der leichte Verkehr über die „Schleiftalbrücke" unterhalb der Baumwollspinnerei Kent- heim zum rechten Ng-wldufer auf den sogenannten „Herr- schaftsweg" bis zum Bahnübl-rgw-ch oberhalb der Station Teinach umgeleitet wird; bei der Benützung dieses Nütwegs wird äußerste Vorsicht empfohlen. Automobile, sowie Lastwagen von inehr als 100 Ztr. Gesamtgeivicht sind vvn der Benützung der Brücke und des Notwegs ausgeschlossen. Sie haben ihren Weg über die Höhen rechts und links des Nagvldtals zu nehmen.
Der Nachtragsetat für 1 909 soll sich für das Reich auf 542 Millionen Mark belaufen, das ist also noch 42 Millionen mehr, als die Reichs- sinanzreform an Jahreseinnahme auch nur in Aussicht stellt; wirklich erreicht wird der Ertrag von 500 Millionen in absehbarer Zeit ja überhaupt nicht werden. Der Rsichsetat für das kommende Jahr weist ganz wesentlich geringere Ausgaben auf als derjenige für 1909. ,
Der Reichstagsabgeordnete Böhme (Wirtschaftliche Vereinigung), der vom Bunde der Landwirte zu dem neuen deutschen Bauernbund übertrat, wurde in einer Versammlung in Marburg ausgefordert, sein Mandat niederzulegen. Abgeorneter Böhme reagirte auf diese Aufforderung jedoch nicht, sondern verließ schweigend den Saal.
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Staatssekretär Dernburg hat während seines mehrtägigen Aufenthaltes in England jede Gelegenheit wahrgenommen, um für ein gemeinsames kolonisatorisches Vorgehen Deutschlands und Englands und damit für eine freundschaftliche Annäherung beider Länder einzutreten. Für den Augenblick Hais auch Erfolg gehabt; ob die Wirkung von Dauer sein und Früchte tragen wird, bleibt abzuwarien. — Auch der Premierminister Aspuith betonte und zwar in seiner Guildhall-Rede beim Bankett zu Ehren des neuen Londoner Bürgermeisters, daß dem vollen, freundschaftlichen Einverständnis zwischen England und Deutschland nichts im Wege stände. Dieses Einverständnis zu fördern, gelte in beiden Ländern als die Aufgabe weisester Siaatskunst.
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In der französischen Kolonie Jndo- china, ebenso an der Elfenbeinküste sind Unruhen ausgebrochen. Zu einem verlustreichen ^Gefecht kam es in Jndochina. Eine Stellung der Eingeborenen wupde gestürmt, wobei sogar Artillerie in Aktion trat.
In der „Deutschen Tagesztg." veröffentlicht Gras Revendlow einen Artikel, der die Aufassung vertritt, daß England im Herbst 1904 aus Anlaß der Doggerbank-Affäre tatsächlich feindselige Absichten gegen die deutsche Flotte verfolgte, wenn es auch falsch sein mag, daß damals sechs englische Unterseeboots bei Helgoland lagen. Auffälliges habe sich damals genug zugetragen. Die englische Presse war genau unterrichtet, wo sich in jener kritischen Zeit jedes einzelne der deutschen Kriegsschiffe aufhielt. Der Minister des Auswärtigen Lord Lands- downe sprach damals im englischen Parlament vom deutschen Kaiser als einem „listigen Potentaten". Wie aber auch dis Einzelvorgänge im Jahre 1904 waren, so schließt der Artikel, man soll sich darüber nicht täuschen, daß zur See die Zeiten der braven, ehrlichen Kriegserklärung vorbei sind. Die Feindseligkeiten durch eine überraschende, womöglich demoralisierende Schädigung des Gegners zu beginnen, wird sicher das Ziel des Angreifers sein. Der nächste Seekrieg wird mit einem solchen Bruche des Völkerrechts begonnen werden, und zwar möglichst dann, wenn es die Gegenseite am wenigsten vermutet.
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Zn den Erörterungen über die Gehet mge- schäfte der Annexion Bosniens und der Herzegowina hat der österreichische Minister des Auswärtigen Graf Aehrenthal auf eine Anfrage der Nowoje Wremja geantwortet, daß ein Gedankenaustausch mit Rußland vorausgegangen sei. In der heutigen „Nowoje Wremja" wiederholt Jswolski nun seine Behauptung, er habe anläßlich der Unterredung in Buchlau darauf bestanden, daß die Annexion Bosniens eine europäische Frage sei und nicht durch eine einseitige österreichisch-russische Verständigung geregelt werden könne. Er habe gegen die Veröffentlichung der gesamten diplomatischen Gsheimkorrespondenz, die seit Mürzsteg zwischen den beiden Kabinetten ausgetauscht wurden, nichts einznwenden, glaube aber, die Veröffentlichung werde für Oesterreich unangenehmer sein als für Rußland. Die Wirkung dieser unerwartet scharfen Replik Jswolskis wird von dem Blatt noch dadurch erhöht, daß sie ganz unvermittelt die These ausstellt, Bosnien und die Herzegowina seien in Wirklichkeit auch n o ch ni ch t ö ster rei ch is ch er Be s itz. Die Mächte hätten sich nur über die Abschaffung des Paragraphen 25 des Berliner Vertrags geeinigt, aber dadurch keineswegs das formelle Besitzrecht Oesterreichs anerkannt.
Mndesnachrichien.
* Freudenstadt, l0. Nov. Im „Bahnhoshotel" tagten heute die Wirte von Freudenstadt und Umgebung zur Gründung eines Bezirks-Wirts- Verbandes, zur Stellnngsnahme zu der vom Bezirksbrauerverband beschlossenen Bierpreis- Erhöhung und zur Regelung der Bierausschankpreise.
* Sulz, 10. Nov. Das auf Hiesiger Markung gelegene bekannte Hofgut Schnaithof des verstorbenen H. Hopf wurde mit sämtlichem lebenden und toten Inventar vvn dem Landwirt Kipp in Bickelsberg, hiesigen Oberamts, um die Summe von 60 000 Mark käuflich erworben.
^ Rottweil, 1l- Nov. Vor der Strafkammer des hiesigen Landgerichts stand heute unter der Anklage der Urkundenfälschung und der falschen Beurkundung der Landtagsabgeordnete des Bezirks Rottweil, Schultheiß Maier von Dietingen. Der Anklage lag folgender Sachverhalt zu Grunde: Der Adlerwirt Seeburger von Dietingen bat eines Tages den Angeklagten gelegentlich eines Besuches im Adler, er möge ihm bei einer Beschwerde behilflich sein, die er dagegen erheben wolle, daß seine bei ihm als Magd arbeitende Schwester, die als Lohn nur Kost, Wohnung und Kleidung von ihm,
-L-eeburger, erhalte, einen Steuerzettel .bekommen habe. Der Schultheiß möge doch so gut sein und in der Sache tun, was er tun könne. Damals waren es noch etwa 3—4 Tage bis zum Ablauf der Beschwerdefrist. Schultheiß Maier vergas nun die Angelegenheit bis zum letzten Tage, der vom Kameralamt zur Einreichung der Beschwerde festgesetzt war. An diesem Tage fertigte er dann die Be- schwerdeschrist aus, setzte in etwas verstellter Handschrift und mit Tinte die volle Namensunterfchrift des Adlerwirts darunter und machte mit seiner gewöhnlichen Handschrift den Beisatz : Z. B. Schultheiß Maier. In dieser Ausfertigung gelangte das Schriftstück am Tage nach Ablauf der Beschwerdefrist an das Kameralamt in Rottweil. Dieses sandte es als zu spät eingegangen zurück und legte nahe, die Beschwerde znrückzunehmen. Die Zurücknahme ließ nun Schultheiß Maier auf der zweiten Seite des Schriftstückes von Adlerwirt Seebnrger und dessen Schwester unterschreiben, wodurch dann der Unterschied der Schristzüge bei den Unterschriften auf der ersten und auf der zweiten Seite zu Tags trat und dem Kameralamt aufsiel. Schultheiß Maier gab in der heutigen Verhandlung an, er habe durch die Unterschrift dem Amtsdiener nur andeuten wollen, an welcher Stelle er das Schriftstück von Seebnrger unterschreiben lassen müsse. Er habe es dann wohl invertiert und zu den Postsachen gelegt, den Umschlag aber offen gelassen, damit der Amtsdiener sehe, daß es noch nicht ganz fertig ist. Es werde nun versehentlich abgesandt worden sein, ehe die echte Unterschrift eingeholt wurde. Durch die Beurkundung habe er nur die Richtigkeit des Inhaltes der Beschwerde, aber nicht die Echtheit der Unterschrift beurkunden wollen. Der Vertreter der Staatsanwaltschaft sah von der Anklage wegen Urkundenfälschung ab, da Maier sich habe für berechtigt halten können, als Bevollmächtigter des Seeburger dessen Namensunterschrift beizusetzen und beantragte wegen falscher Beurkundung die gesetzliche Mindeststrafe. Der Verteidiger plaidrerte auf Freisprechung. Die Verhandlung endigte sodann auch mit der Freisprechung des Angeklagten.
js Reutlingen, 41. Nov. Gestern nachmittag wollte sich die 77 Jahre alte Witwe des Steinhauers Friedrich Weber in den Keller begeben. Dabei erfaßte sie anscheinend der Schwindel, sodaß sie etwa zehn Stufen hinabstürzte und einen Schädelbrnch erlitt, der ihren Tod zur Folge hatte.
jj Tübingen, 11. Nov. Mit den Grabarbeiten zu der neuen evangelischen Kirche im Industrieviertel ans dem sogenannten Volksgarten ist begonnen worden. Die Kirche erhält den Namen Eberhardskirche.
js Stuttgart, 11. Nov. (Von der Post.) Wie wir vernehmen, ist die Post unermüdlich darin, den Personalaufwand durch weitgehende Vereinfachungen der Verwaltung und des Betriebsdienstes zu verringern. Die neuesten Verfügungen der Postverwaltung betreffen weitere Einschränkungen auf dem Gebiete der Visitationen und der Kontrollen, Erleichterungen bei der Dienstabwick- tung und die Erweiterung der Zuständigkeit der Poststellen bei der Ausstattung der Räume, der Ausrüstung des Personals usw. Im Bahnpostdienst sind eine Reihe seither von Beamten bekleideten Bahnposten mit Unterbeamten besetzt worden. Beamte des niederen Dienstes werden in steigendem Umfange beigezogen.
js Stuttgart, 41. Nov. Die Finanzkommission behandelte in Anwesenheit des Ministerpräsidenten und des Finanzministers den Gesetzentwurf betreffend den Reservefond der Staakssisen- bahnen.
* Stuttgart, 42. Nov. Anläßlich des 250jähr. Bestehens des Cottaschen Verlags wurde dem Geh. Kommerzienrat Adolf v. Kröner von der philosophischen Fakultät der Universität Tübingen die Würde eines Ehrendoktors verliehen. — Staatsrat Dr. Schönhardt wurde zum Ehrenmitglied der deutschen Schiller-Stistungsverwaltung ernannt.
js Braunsbach, OA. Hall, 41. Nov. Im benachbarten Orlach ist in der vergangenen Nacht gegen