des Briesschreibers klar ersichtlich ist. Es ist da­her angezeigt, vor diesen Schwindlern wiederholt zu warnen und das Publikum darüber aufzu­klären, daß es wohl organisierten Gaunerbanden gegenübersteht, die sich einerseits die menschliche Ge­winnsucht und andererseits gewisse Eigentümlich­keiten der spanischen Zustände zu nutze machen.

st Stuttgart, 10. Nov. Als am 4. April der SallonWürttemberg" auf französischem Boden lan­dete, wurde für den Ballon ein Zoll von 500 Franken von der französischen Behörde erhoben. Ein Gesuch um Rückerstattung blieb unerfüllt. Dieser Tage ist nun, wie der Schwäbische Merkur mel­det, vom Auswärtigen Amte in Berlin in Stutt­gart die Mitteilung eingelaufen, daß der seiner Zeit erhobene Zoll wieder zurückbezahlt werde.

st Stuttgart, 10. Nov. Durch K. Verordnung ist der Militärfiskus zur Erwerbung des für die Anlegung eines Truppenübungsplatzes auf dem Heuberg für das >4. Armeekorps erfor­derlichen Grundeigentums im Wege der Zwangs­enteignung ermächtigt worden.

ji Stuttgart, 10. Nov. Die Fi n a n z k o m m i s- sion setzte die Beratung betreffend Verlegung der Tierärztlichen Hochschule nach Tübingen fort, wobei, wie schon gestern, die Frage der Fort­erhaltung dieser Hochschule oder ihrer Fortfüh­rung nur als gemeinschaftl. Lehranstalt mit anderen Staaten in den Reden verschiedener Mitglieder ein­gehend behandelt wurde. Es wurde angeregt, Ver­handlungen mit anderen Staaten über die gemein­schaftliche Unterhaltung verschiedener staatlicher Aus­bildungsanstalten bei diesem Anlaß einzuleiten, wo­bei allerdings die landwirtschaftliche Hochschule außer Betracht bleiben müsse. Vom Kultusminister wurden solche Verhandlungen nur bezüglich des forstlichen Unterrichts oder der forstlichen Ver­suchsanstalt als Aussicht versprechend angesehen. Bezüglich der Tierärztl. Hochschule käme nur Baden für uns in Frage: auch seien solche Verhandlungen weit ausgehend und dis Sache verzögernd. Ohne die erste Lesung der Denkschrift zum Abschluß zu bringen, kam die Kommission schließlich zur An­nahme des folgenden Antrages Gröber und Ge­nossen: ,,l) Die Kammer wolle beschließen, die K. Staatsregierung zu ersuchen, mit den süddeutschen Regierungen in Verhandlungen darüber einzutre­ten, ob einzelne Lehranstalten, wie eine Forsthoch­schule, Tierarzneihochschule, in gemeinsame Unter­haltung übernommen werden könnten oder ob eine Arbeitsteilung in dieser Beziehung eintreten könnte : T. das Ministerium des Kirchen- und Schulwesens zu ersuchen, der Kommission nähere Nachweisungen über die Bedeutung der Tierärztlichen Hochschule in Stuttgart vorzulegen, insbesondere über die Zahl der in den letzten Jahren an staatliche Behörden (Ge­richte, Verwaltungsbehörden! erstatteten Gutachten und über die wissenschaftlichen Veröffentlichungen der Tierarzneischule."

st Eßlingen, 10. Nov. Der Präsident der Zen­tralstelle für Gewerbe und Handel von Mosthas hat auf einem Bankett, das gestern abend anläßlich seiner Besichtigung hiesiger industrieller und ge­werblicher Betriebe zu seinen Ehren veranstaltet worden ist, eine beachtenswerte Rede gehal­ten, in der er u. a. ausführte: er freue sich über das der Zentralstelle von den Vertretern von Indu­strie und Gewerbe geschenkte Vertrauen. Was not !

F.s?sr vt.

Allzuvieles Ordnen im Haus Ordnet oft den Alaun hinaus

DieKönigin der Nacht"

Seeroman von H. Hill.

Nachdruck verboten.

"er Alaun war offenbar ein Philosoph, und so peinlich der Gedanke auch war, ich mußte zugeben, da» er vielleicht nicht ganz unrichtig war. Es gibt nichts entsechicheres, als ein Begräbnis auf hoher See, und die Besitzer raten jcdewalls ihr möglichstes, um den verhängnisvollen Eindruck wieder zu verscheuchen, indem sie das Leben auf dem Schisse so angenehm wie nur irgend denkbar gestalteten. Dennoch fragte ich noch, ob große Klassen von Passagieren auf den Reisen starben.

Ach, nein, Herr Kapitän," lautete die beruhigende 'Ant­wort.Manchmal einer, manchmal zwei, aber nie mehr als drei oder vier aus einer Reise. Das ist nicht schlimm rei drei- bis vierhundert Personen, und es sind auch nicht immer die Kräuiesien, die sterben."

Wir wauderten wieder über das Hauptdeck und be­trachteten den Mcochineuraum mit seinem noch schlummernden dreifachen Auslaüer", seinenZwillingsschranben" und seinen Riesenrädern. Als ich diese Räume durchzvanderr, konnte ich nicht umhin, die schöne Ausstattung der Gesellschaft: saions, die überall mit elektrischem Licht und elektrischen Kliuaeln ver­sehen waren, zu bewundern, während die Kucken mit ihren schimmernden Kupferutensilien und ihren kühlen Marmor­

tue, sei der Ausgleich der Gegensätze in den wirt­schaftlichen und sozialen Organisationen. Ueber- schätzen dürfe man den Einfluß der Zentralstelle nicht Gewiß vertrete sie mit aller Energie die Bedürfnisse der Industrie bei den gesetzgebenden Kör­perschaften, die Erfüllung aller ihrer Forderungen sei aber ihrer Macht entzogen. Was geschehen könne, den Interessen von Handel, Gewerbe und Industrie Geltung zu verschaffen, das gelobe er mit aller Energie und Treue zu tun. Das Gewerbe muß vor allem sich selber helfen. Der Staat kann an­regen und fördern, zersplitterte Kräfte zusammen­fassen, aber nur dort, wo ein guter Grund vor­handen ist. Kapital und Arbeit gehörten zusammen. Auf ihrem friedlichen harmonischen Zusammenar­beiten ruhe die Zukunft der Industrie und des Vater­landes. Die Industrie mache das Leben nicht ein­förmig und flach, sie bedeute vielmehr einen Triumph des menschlichen Geistes. Wo Industrie und Gewerbe einen gesunden Boden haben, wirken sie befruchtend auf andere Erwerbszweige. Im Vor­dergrund müsse die Bildungsfrage stehen. Lei­stungsfähigkeit in Technik und Kunst soll das Bild des Handwerkers sein.

st Von der Jagst, 10. Nov. In einem verkehrs­reichen Orte des Jagsttalss schlachtete unlängst ein biederer Handwerker sein selbst gemästetes Schwein. Als der Schlächter mit dem Wurstmacher! fertig war, wurden diese zum Abkühlen auf Hürden ins Freie gestellt. Mit dem freudigen Gedanken, jetzt im Be­sitz recht vieler und guter Würste zu sein, wurden die weiteren Geschäft? besorgt. Als nach geraumer Zeit die Hausfrau nach den Würsten sehen wollte, hatte ein Spitzerhund u.nd eine Katze sich aus den Hürden niedergelassen und diese beiden verzehrten in aller Freundschaft die Würste. Was nicht, ausge­fressen war, fiel noch bei der Hetze nach den Usbel- tätern in eine Güllengrube. Wer den Schaden hat, braucht für den Svott nicht zu sorgen.

Tuttlingen, 10. Nov. Die Masern- Epidemie verbreitete sich rasch unter der Kinderwelt, trat aber glücklicher Weise nicht bösartig aus. Die unteren Knabenilassen der evangelischen Bolks'chule sind auf 14 Tage geschlossen worden.

st Ochtenhausen, lO. Nov. Man fand hier ver­schiedene Svureu von neuen Brandlegungen. Ge­stern war der Untersuchungsrichter von Ravens­burg hier. Es fanden eins Reihe von Vernehmungen statt, ohne positiven Erfolg.

st Friedrrchshafen, 10. Nov. Oberingenieur Ko­ber der Zeppelingesellschaft hat, laut Oberschwä­bischer Anzeiger Ravensburg, einen Aeroplan konstruiert. Die jetzt beginnende Winterszeit, in der Aufstiege nicht unternommen werden, ermöglicht dein Erfinder, sich dem Bau des Aeroplans zu wid­men. Graf Zeppelin stellte zu diesem Zweck die sreiwcrdende Landhalle zur Verfügung. Zur Zeit ist Ingenieur Kober schon mit dem Bau beschäftigt.

Zur Schilltrseier.

Der 150. Geburtstag Schillers ist am gestrigen Mittwoch landauf landab in den Schulen in einer der Bedeutung des Tages entsprechenden Weise ge­feiert worden.

Im Mittelpunkt aller dieser Feiern stand die­jenige in Marbach, der Geburtsstadt Schillers und der Stätte des seinen! Andenken gewidmeten Mu­seums.

fliesen, die großen Eiskammern, und der Mrckksaal, der bis auf einen Haufen Instrumente und ein Bündel Uniformen vollständig teer war, geradezu mein Entzücken mack,riefe». Was den großen Sälon, das Konversationszimmer und das Rauchzimmer betraf, so hatte ich, obwohl ich schon aus so manchem großen Linienschiff gesegelt war, nie etwas gesehen, was sich mit dem herrlichen Glanz der Ausstattung, in Weiß und Gold, den kostbaren Gemälden und der geschmackvollen Harmonie der Farben hätte vergleichen lassen.

Als wir auf das oberste Deck tinaufgingcii, zeigte mir Simmous so hieß der Matrose meine eigene Kabine, die unter der Hauptbrücke, neben dem Kartenraum lag. Es war ein geräumiges, behaglich ausgestatletes Gemach, das anstatt einer Hängematte eine Bettstelle aufivies, die in einem mit einem Vorhang versehenen Alkoven stand. Ter Raum hätte sich auch als Boudoir einer Dame sehen lassen können. Ich hatte nie zuvor so vornehm gehaust, und als ich die Polstermöbel und die bequemen Stühle betrachtete, fürchtete ich tatsächlich, ich könnte unter solchem Luxus verweichlichen.

Vor meiner Kabine verzichtete ich auf die weitere Be­gleitung Simmons und entließ ihn; dann ging ich nach der Apotheke, um von Dr. Zavertal Abschied zu nehmen, ehe ich das Schiff verließ. 'Als ich mich seiner Kabine näherte, stolperte ich über einen Hausen Stricke, die nvch nicht ans dem Wege geräumt waren, und diese dämpften meinen Fall, so daß ich die Tür erreichte, ohne daß ein Ton zu hören war. Dieser Ursache verdankte ich es, daß ich einige Worte vernahm, die, wie ich jetzt weiß, nicht für meine Ohren bestimmt waren.

Wenn dieser verdammte Amerikaner wirklich beabsich­tigen sollte, die Reise mitzumachen, so wäre es mir aller­dings angenehm. Sie bei mir zu haben," sagte Doktor Zavertal. Aber was wird dann aus Ihren Plänen für die nächste Reise?"

Die würden allerdings diesmal ins Wasser fallen,* lautete die Antwort, eine wohlklingende, offenbar die einem Gentleman angehörende Stimme sprach.Wir haben Io gut gearbeitet, daß wir es uns leisten können, auf einer RM

An der Feier nahm auch das Königspaar teil. Der eigentliche Festakt fand im großen Saale des Schillermuseums statt, in welchem das Bild Schil­lers, sowie die Bilder der Eltern des Dichters mit Lorbeer bekränzt waren. Die Festrede hielt der Vorstand des Schillermuseums, Geh. Hofrat Prof. Dr. Güntter. Nach derselben brachten Schüler der oberen Klasse der Latein- und Realschule die Rütli Szene aus demTell" zum Vortrag, worauf die Schillerpreise an die Schüler der Marbacher Schu­len zur Verteilung gelangten und ein Schüler der obersten Klasse der Lateinschule die Schillerbüste mit pinem Lorbeerkranz schmückte als Symbol der Huldig­ung der deutschen Jugend an Schiller. Am Schluß der Feier teilte Geh. Hofrat Güntter noch mit, daß der Ausschuß des Schwäb. Schillervereins beschlossen habe, hervorragende schwäbische Schriftsteller als Zeichen der Anerkennung ihrer Leistungen zu kor­respondierenden Mitgliedern zu ernennen, und zwar aus Anlaß der heutigen Feier zunächst die folgen­den sieben Schwaben: Isolde Kurz, Christian Wagner, Cäsar Flaischlen, Ludwig Finkh, Hermann Hesse, Gustav Bollmöller, Heinrich Lilisnfein. Nach der Feier im Museum fuhr das Königspaar zum Schillerhaus, um in dem Zimmer, wo Schiller ge­boren wurde, ' einen prachtvollen Kranz nieder­zulegen.

Eine i mP o s an t e F e i e r, an der gegen 5000 Kinder der oberen Klaffen der Stuttgarter evangelischen Volksschulen teilnahmen, wurde in der zu diesem Zwecke festlich geschmückten Gewerbehalle veranstaltet. Die Festrede hielt dabei Schulrat D r. Mosapp über Schiller und die Ju­gend. Zum Schlüsse dieser schön verlaufenen Feier wurden über 1200 Schüler mit der einbändigen Schillerausgabe des Schwäbischen Schillervereins beschenkt. Abends fand vor dem Schillerdenkmal die Feier des Schwäbischen Sängerbun­des statt. An der Feier beteiligten sich mehr als^ dreitausend Sänger in 53 Vereinen, die vom Liederhallegarten nach acht Uhr anmarschier­ten. Der Schillervlatz wurde von der Polizei ab- geschrankt.

Das Stuttgarter Schauspielhaus be­ging die Feier von Schillers 150. Geburtstag gestern abend mit einer Festvorstsllnng von ...Kabale und Liebe", des Dichters drittem Sturm- und Drang­stück, dem ein von dem Mitglied des Schauspiel­hauses, Ludwig Hamburger, gedichteter und von Karl Keßler gesprochener kurzer Prolog vorausging.

* Stuttgart, 1 0. Nov. Geh. Hofrat Dr. Güntter, Vorstand des Marbacher Schillermuseums, ist von der philosophischen Fakultät der Universität Tü­bingen zum Ehrendoktor ernannt worden. Güntter ist von der Stadt Marbach zum Ehrenbürger er­nannt worben, ebenso der dem Ausschuß des Schil­lervereins seit dessen Gründung angehörende Medi­zinalrat Dr. Föhr.

st Pforzheim, 10. Nov. Hier wurde der .28 Jahre alte Josevh R. von Heiligkrenzsteinach verhaf­tet, der als Angestellter der hiesigen Stadtkasse mehrere hundert Mark unterschlagen hat. Die ver­untreuten Beträge dürften vermutlich durch die Kau­tion gedeckt sein.

st Von der bayerischen Grenze, 10. November. Ein 17jähriger Bursche aus Schretzheim beging in

auch einmal unfernSpezial-Verdienst" zu verlieren. Auf jeden Fall dürfen wir uns nicht unnützen Gefahren aussetzen.*

Bei diesen Worten trat ich in die Kabine und fand den Doktor zusammen mit einem großen, elegant gekleideten Herrn, oer. offenbar erst vor kurzer Zeit gekommen sein konnte, denn er stand noch in der Tür und war gerade im Begriff, sich die Handschuhe auszuziehen. Weder er, noch der Doktor zeigte die geringste Furcht, daß man sie gehört haben könnte, doch der letztere sagte schnell:

Sie haben sich also das ganze Schiff angesehen? Ja, Kapitän? Dieser Gentleman, Mr. danke sehr, ich konnte mich nicht gleich auf den Namen besinnen Mr. Vizard, wird die Fahrt möglicherweise mitmachen und wollte sich des« halb einmal unsere Einrichtung ansehen."

Ich hoffe, er wird damit ebenso zufrieden sein, wie ich es selbst bin," versetzte ich, indem ich mich vor dem Fremden verbeugte.

Das ist Kapitän Forrester, der eben zu diesem Posten berufen worden," erklärte Zavertal.

Mr. Vizard hatte mich erst mit etwas kritischem Blicke angeschaut, doch als die gegenseitige Vorstellung erfolgt war, lächelte er höflich und bemerkte, er hoffe unter meiner Leitung auf derKönigin der Nacht" eine angenehme Reise zu haben. Ich erwiderte in derselben Weise und, nachdem ich erklärt, ich würde am nächsten Tage auf das Schiff übersiedeln, sagte ich beiden Adieu und ging an Land.

Warum," so fragte ich mich selbst, während ich durch das Hafengitter schritt,zögerte Zavertal, Vizard's Namen zu nennen, warum wollte er in mir den Eindruck Hervor­rufen, er wäre ihm unbekannt?"

Die Antwort ging über mein Verständnis. Ich hätte darauf schwören mögen, daß sie einander durchaus nicht fremd waren. Denn Vizard war der Mann, der mit Zavertal am vorigen Tage in der Leadenhall Street gestanden hatte. Und wer war derverdammte Amerikaner," und was hatten die Worteunnütze Gefahren" undSpezialverdienst" zu de Kufen?

(Fortsetzung folgt.)