bekannte und übel beleumundete Ostertag, Lohn eines Pfandleihers, in der kritischen Nacht zusammen mit drei Männern gesehen worden ist, wie sie sich aus dem Bahnhof Herumtrieben. Er wurde unter strenge Beobachtung genommen und dabei wurde ermittelt, daß die Leute, mit denen er in jener Nacht zusammen war, in einem hiesigen Fremdem Pensionat unter dem falschen Namen Vallenda und Winter abgestiegen waren. Die Wirtin des Pen­sionates gab von den beiden Leuten eine Personen beschreibung, die genau aus die bekannten Signale­ments von Rode und Schilling patzte. Außerdem gelang es, in Verbrecherkreisen festzustellen, wer die beiden waren. Ferner wurde sestgestellt, daß Rode und Schilling zunächst nach Frankfurt a. M. abgereist waren und von dort aus telegraphisch ihre hiesige Wirtin um die Zusendung eines neuen Rohr- plattenkosfers gebeten hatten, den sie am 29. Sept. hier gekauft haben. Der Koffer sollte nach Frank­furt bahnlagernd gesandt werden, wobei der Pen­sionsinhaberin besondere Vorsicht eingeschärst wurde. Ehe diese aber dazu kain, den Koffer zu expedieren, trafen Rode und Schilling wieder aus Frankfurt hier ein und beauftragten einen Dienstmann, den Koffer abzuholen. Zwei unbekannte Komplizen be­gleiteten diesen dabei, schafften den Koffer erst in ein Versteck und brachten ihn dann zur Bahn. Darauf sind Rode und Schilling am Samstag mittag 12.40 Uhr in der Richtung KarlsruheBasel wieder abgereist. Diese Fahrtrichtung dürfte nur einen Trick darstellen. Die Kriminalpolizei hat nun weiter er­mittelt, daß die Verüber zahlreicher seit Anfang September hier vorgenommener Einbruchdiebstähle schwererer Art zweifellos gleichfalls Rode und Schil­ling waren. So wurden bei Prostituierten und ihren; Anhang Sachen aus dem Seidengeschäft von Rieth und anderen durch Einbruch bestohlenen Geschäften vorgefunden, die dahin als Geschenke des Rode, Schilling und ihres Anhangs gekommen waren. Diese Gegenstände wurden beschlagnahmt. Verhaf­tet, als der Mittäterschaft dringend verdächtig, wurde Ostertag, ferner ein Bruder des Rode, bei dem ver­schiedene aus den anderen Einbrüchen herrührende Gegenstände gefunden wurden, desgleichen ein ge­wisser Schreiber, feines Zeichens Kaufmann, aber seit dem 1. April gänzlich stellenlos. Schilling trat hier sehr elegant auf. Er ist etwa 22 Jahre alt, mittelgroß, mit länglichem, vollkommen verlebten; Gesicht, langem glattgescheiteltem dunkelblondem Haar, braunen Lackstiefeln und als besonderem Kennzeichen: zwei falschen, in Gold gefaßten Zähnen, die er in der oberen Zahnreihe vorne an Stelle fehlender trägt. Rode ist etwa 31 Jahre alt, mit­telgroß, gleichfalls sehr elegant gekleidet. Auch er hat ganz verlebte Gesichtszüge und als besonderes Abzeichen feste Gummiplatten unter den Absätzen, die eine charakteristische Spur auf dem Boden hinter­lassen, wie sie sich auch an staubigen Stellen des Kaufmannschen Ladens vorgesunden hat.

st Neuhausen a. d. Fild., 11. Ott. Ein Schaden feuer äscherte das Wohnhaus und die Scheuer der Witwe Bayer in der Keßlerstraße vollständig ein, während das Nebengebäude durch die Feuerwehr gerettet werden konnte. Die Entstehung wird in der Selbstentzündung von feucht eingebrachtem Oehmd vermutet.

st Eßlingen, 11. Oktober. In der Schwäbischen Rundschau veröffentlicht der 82jährige Schlosser Zimmermann-Denkendorf, den mehrere Zeitungen im Neckar bei Köngen hatten ertrinken lassen, fol­gende Nachricht: Denkendvrf. Meinen vielen Be­kannten und Freunden zur Nachricht, daß ich, als mir die Mitteilung von meinem Ableben überbracht wurde, zu Hause gemütlich mein Pfeifchen rauchte. F. Zimmermann, Schlosser, sen. Der Verunglückte ist der Kaufmann Wilhelm Krüger aus Kirchheim.

st Heilbronn, 11. Okt. Gestern morgen gegen sieben Uhr wurde in einem Gartenhaus der Moltke- straße ein 19 Jahre alter, hier in Stellung befind­licher Kaufmann blutüberströmt und bewußtlos auf- gesunden. Er hatte sich am linken Handgelenk zwei starke und am rechten Handgelenk eine kleine Riß­wunde beigebracht. Neben dem Verletzten lag noch ein scharf geladener Revolver. Nachdem den; Ver­letzten ein Notverband angelegt war, wurde er ins Krankenhaus verbracht. Die Verletzungen sind nicht leber-gefährlich. Der Verletzte sollte sich in Heidel­berg einer Operation unterziehen und scheint aus Furcht vor dieser Operation die Tat begangen zu haben.

!! Heilbronn, 11. Okt. Die H e rb st a us si ch- ten werden, laut Heilbronner Zeitung, sehr ver­schiedenartig beurteilt. Wenn man den Herbstnach­richten in den Zeitungen glauben dürfte, dann hätten wir eine Reihe von Weinorten, denen unser Herr­gott auffallend gnädig gesinnt war. Wir gönnens ihnen, Wenns wahr ist. Die Weinkäufer werden ja kommen und sehen. Richtig ist, daß es Heuer Glücks herbste" gibt. Die Lagen find im Be­hang nnd Reifegrad sehr verschieden.

st Ellwangen, I I. Okt. In Hochberg unweit Bopfingen mußten die Schulen, kaum daß die große Vakanz beendigt war, bereits wieder geschlossen wer-

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den, weil unter den Schulkindern eine Scharlach- und Masernepidemie ausgebrochen ist, die be­reits ein Opfer gefordert hat.

st Gmünd, 11. Okt. Hier tagte am 8. und 9. Oktober die 8. Hauptversammlung des Württemberg. Vereins für Knabenhandarbeit. Die Aus­stellung wurde am Samstag nachmittag ein Uhr in der städtischen Festhalle eröffnet. Ausgestellt hatten die Werkstätten in Stuttgart, Ulm, Göp­pingen, Aalen, Wasseralfingen u. a., die Lehrer­kurse Stuttgart und Leipzig, das Schullehrersemi­nar, die beiden Taubstummenanstalten, die Ge­werbeschule und die Kindergärten von Gmünd, Schu­len und Werkstätten in Dresden, Alten bei Dessau, Glauchau und Zwickau, schließlich das Handarbeits­seminar in Leipzig. Auch praktische Arbeiten, so z. B. Vorführungen über Selbstherstellung von Klei­sterpapieren, waren zu sehen. Die Gmünder Aus­stellung des Vereins war bis jetzt die am reichsten beschickte. Sie bot nach dem Urteil von sachver­ständigen Kreisen ein prächtiges Bild des jetzigen Standes des Arbeits- und Werkunterrichts. Ar­beiten aller Art waren vertreten, vom Stäbchenle­gen, dem Papiersalten und -Flechten der drei- und vierjährigen Kinder in den Kleinkinderschulen bis zu den Mvdellierübungen der Gmünder Semina­risten und den Flach- und Reliesschuitzereien der Zöglinge höherer Lehranstalten. Wie sehr der Ar­beitsunterricht den übrigen Unterricht unterstützt, zeigten die vielfach vertretenen Modelle von mathe­matischen Körpern, veranschaulichte Formeln, geo­graphische Reliefs nsw. Die öffentlichte Hauptver­sammlung begann vormittags zehn Uhr. Seminar- obeclehrer Frey-Gmünd hielt eine Lehrprobe im Modellieren mit zwei Abteilungen von Zöglingen des Gmünder Schullehrerseminars. Beide Abtei­lungen befassen im Modellieren schon gewisse Vor­kenntnisse. Dr. ing. Barth, Vorstand der Gmünder Gewerbeschule, hielt einen interessanten Vortrag über Schaffen des Lernens". Redner besprach in gewandter Weise das Wesen und die Ziele des Ar­beits- und Werkunterrichts, indem er ständig die Ausstellung als Material zur Veranschaulichung an- fnhrte. Dadurch wurde sein Vortrag zum Teil zu einer beredten Anleitung, wie die Ausstellung zu betrachten sei. Nicht nur in den Volksschulen, son­dern auch in den höheren Schulen, hier zur Wert­schätzung der Arbeit, sollte der Unterricht einge- sührt werden. Das nächste Ziel des Vereins sei, dahin zu streben, daß der Arbsitsuntercicht in ob­ligatorischer Form in den Volksschulen Eingang finde. Bis jetzt ist er durch dis Volksschulnovelle fakultativ zugelassen.

st Ulm. 11. Okt. Heute früh halb 7 Uhr brach in der Bär'schen Bonbonsfabrik in der Zeitblom- straße Feuer aus, das das Gebäude bis aus die Umfassungsmauern zerstörte. Ein zwei Jahre altes Kind des Wirtes Abele wurde von einem Fuhr­werk in der Herrenkellerstraße überfahren und ge- töte t.,

st Ulm, 11. Okt. In Herrlingen kan; der Schüler Karl Klingler auf schreckliche Weise ums Leben. Mit einem Kameraden lief er hinter einen; mit einem Klavier beladenen Wagen her. Infolge Scheuend des von dem Fuhrmann an; Zügel ge­führten Pferdes bekam der Wagen einen Stoß, wo­durch die Kiste mit dem Klavier herunterstürzte und den Knaben unter sich begrub, der nach einer halben Stunde starb.

st Friedrichshafen, l 1. Okt. Das Luftschiff Z. 3 ist heute vormittag 9.40 Uhr wiederum zu einer längeren Uebungsfahrt aufgestiegen, die den Ver­suchen mit drahtloser Telegraphie dienen soll. Um dreiviertel fünf Uhr ist Z. 3 nach siebenstündiger Uebungsfahrt gelandet.

* Friedrichshafen, 9. Okt. Gestern abend wurde von der hiesigen Ortsgruppe des Luftschiff-Flotten­vereins auf der Hafenterrasse eine Versammlung abgehalten, in welcher Generalleutnant v. Nieber- Mannheim über die am 1. Oktober ins Leben ge­tretene Luftschifferschule Bericht erstattete. Darnach haben sich nicht weniger als 877 junge Leute, darunter solche aus Amerika, England, Ruß­land usw. zur Luftschifferschule bei dem Luftflotten- vcrein angemeldet, von welchen aber nur 9 be­rücksichtigt werden konnten. Man wählte Leute mit Mittelschulbildung und sah deshalb von sol­chen mit höherer Bildung ab, weil darauf Bedacht genommen wurde, daß diese Leute mit Hammer und Feile, also praktisch und technisch ausgebildet werden müssen, bevor dieselben zur Führung von Luftschiffen verwendet werden können. Durch zwei­jährigen Schulunterricht erhalten die Kandidaten die zu ihrem Beruf notwendige wissenschaftliche Vorbildung. Hieran schließt sich der zweijährige

Militärdienst beim Luftschiffer-Bataillon, eine ein­jährige Dienstzeit kommt bei Luftschiffkadetten nicht in Betracht. Die Regierung hat der Luftschifferschule weitgehende Unterstützung in Aussicht gestellt. Nach abgeleisteter Militärdienstzeit kann der Kadett als Motorluftschiffer bei der Truppe verbleiben und sein Gehalt steigt bis zu 5000 Mark pro Jahr und sichert so eine gute Lebensstellung. Er ist sei­nem Rang nach Mittelglied zwischen Beamten und Soldat. Der Kadett kann auch in den Zivildienst zu­rücktreten und zur Führung von Motorluftschisfen und Flugapparaten im Verkehr angestellt werden.

Liberale Konferenz.

ss Ulm, 11. Okt. Auf Veranlassung des Nationalvereins für das liberale Deutschland fand hier eine liberale Konferenz statt, auf der verschiedene liberale Kreisverbände Bayerns, der liberale Landesverband Württembergs und eine größere Zahl von örtlichen liberalen Vereinigungen vertreten waren. Referate erstatteten der Generalsekretär des Nationalvereins, Dr. Ohr-München, über die liberale Einigung, Universitäts- Professor Jakob-Tübingen über die Ursachen der Zersplitterung des Liberalismus, Parteisekretär Fischer-Heilbronn über die Ausgestaltung der Agitation und Oberinspektor Stindt- München über die Kleinarbeit im Werben. Die Versamm­lung nahm einstimmig folgende Resolution an: Die liberale Konferenz zur Einigung des Linksliberalismus be­grüßt die Einigung aufs freudigste und hofft, daß dadurch ein wichtiger Schritt aus dem Wege zur Einigung des deutschen Gesamtliberalismus geschehen möge. Sie erwartet die unveränderte Erhaltung des bayerischen Blocks, der das bisher bedeutsamste praktische Ergebnis in der liberalen Ei­nigung darstellt. Der Nationalverein für das liberale Deutsch­land möge nach wie vor durch Verbreitung politischer Bil­dung Sinn u. Verständnis für die liberalen Grundanschauungen wecken u. für die Notwendigkeit der Einigung aller Liberalen ein- treten. Gestern vormittag wurden in einer Versammlung NeueWegepolitischerPropaganda aufgezeigt. Es wurde über den vom Nationalverein eingerichteten Vertrieb von Parteischriften und über die ebenfalls von ihm ins Leben gerufenen Ausbildungskurse für Liberale von denen drei in Frankfurt abgehalten wurden, berichtet. Parteisekretär Fischer- Heilbronn nnd Arbeitersekretär Springer-Sttuttgart hatten solche Ausbildungskurse besucht. In der Diskussion ergriffen Oberförster Schleicher-Ebingen, Dr. Gerlich-München, Ge­werbelehrer Frank-Heilbronn, Mederle-Augsburg und Dr. Ohr das Wort. In der Abendversammlung verbreitete sich Rechtsanwalt Kauffmann 2 von Stuttgart über die, Reichsfinanzreform und die Liberalen. Er gab der Meinung Ausdruck, daß die Niederlage der Liberalen und der Negie­rung als Frucht die Stärkung des liberalen Einignngsge- dankens gebracht habe.

ff Pforzheim, 11. Okibr. Von dem gestern nachmittag 12.48 Uhr von hier nach Karlsruhe abgegangenen Personen­zug, der eine große Anzahl Wagen führ;, entgleisten bei der Station Königsbach die vier Hinteren Wagen, in denen aber nur einige Personen saßen. Es wurde niemand verletzt, doch bemächtigte sich der Zuginsassen ein großer Schrecken nnd sie sprangen zum Teil aus den Wagen heraus. Die Gleise wurden beschädigt und der Be­trieb war bis abends 7 Uhr gestört. Die Entstehungsursache ist, daß der Zug auf einem falschen Gleis einfuhr und dann wieder zurückfahren mußte, wobei die vier Hinteren Wagen aus dem Gleis sprangen.

ss Frankfurt a. M., 11. Okt. Bei der heutigen

P r e i s v e r t e i l u n g der Flieg erwache der Jla er­hielten de Caters und Bleriot die ersten Preise. Während de Caters den ersten Preis der Stadt Frankfurt mit 4000 Mk. und Bierivt den zweiten gewann, blieb dieser bei dem von Krupp gestifteten Höhensteuernngspreis von 10 000 Mk. und dem Fünskllometerwettbcmerb Sieger und de Caters erhielt die beide» zweiten Preise.

* Köln, I I. Okr. Das Militärlusischiff Groß 2 wird heute abend in Berlin seine Fahrt nach Köln antreten. Vor­aussichtlich morgen früh wird es in Köln eintreffen und wird dann dauernd dort stationiert bleiben.

js Weimar, 11. Okt. Die Blätter melden die Verlobung des Großherzogs Wilhelm Ernst von Sachsen-Weimar mit der Prinzessin Feodora von Sachsen-Meiningen, die gestern auf Schloß Alteusteiu erfolgt sei. (Der 33 Jahre alte Großherzog Wilhelm Ernst von Sachsen-Weimar-Eisenach war in erster Ehe mit der 1905 verstorbenen Prinzessin Karoline von Reuß Aeltere Linie vermählt. Die Braut ist eine Enkelin des Herzogs Georg U. von Sachsen-Meiningen; sie ist 19 Jahre alt.)

* Berlin, 11. Okt. Wie gemeldet wird, hat gestern eine große Wählerversammlung in Johannisburg den Reichstags­präsidenten Grafen Stolberg, den Abgeordneten für den Wahlkreis Lyck-Johannisburg, wegen seiner Abstimmung gegen die Erbschaftssteuer aufgefordert, sein Mandat n i e d e rz u l e g en.

* Berlin, 11. Okt. Das Urteil im Dahsel-Prozeß lautet für Dahsel auf 1 Jahr 6 Monate Gefängnis und Aberkennung der bürgerlichen Ehrenrechte auf die Dauer von 3 Jahren, für Frau Schuwardt auf 8 Monate Gefängnis; beiden Angeklagten werden 6 Monate Untersuchungshaft ungerechnet. Frau Schuwardt wird sofort entlassen, die Entlassung Dahsels erfolgt nur gegen Hinterlegung einer Kaution von 20 000 Mk. In der Urteilsbegründung wurde die Gemeingefährlichkeit des Treibens der beiden Angeklagten hervorgehoben. Dahsel behielt sich vor, gegen das Urteil Revision anzumelden.