LandesnÄchrrchten.

* Nagold, 7. Okt. Ueber die Zeit des Herbstes wird der Wochemnarkts-Verkehr je am Samstag der Woche erstmals am 9. ds. Mts. auch auf den Ver­kehr mit O b st ausgedehnt.

* Freudenstadt, 6. Okt. Im hiesigen Gewerbe­verein hielt gestern Gymnasiallehrer Kahl aus Darmstadt einen Vortrag über das Thema: Was bietet die neue Reichsversicherungsordnung den selbständigen Gewerbetreibenden", worüber der Redner auch auf dem Berbandstag der wüttemberg. Gewerbevereine sprach. Der Entwurf bringt be­kanntlich in der Hauptsache die Schaffung einer ein­heitlichen Behörde für das gesamte Versicherungs­wesen durch die Versicherungsämter, Vereinheitlich­ung und Erweiterung der Krankenversicherung und die Schaffung einer Hinterbliebenenversorgung. (Siehe auch den Bericht über den Verbandstag in Nr. 206 unseres Blattes.)

* Calw, 7. Okt. Ein begeisterter Zeppelinvsr- ehrer von hier hat, wie das C. W. berichtet, Graf Zeppelin eine sinnige Huldigung ausgedacht und ausgeführt. Friseur G. Hammann fertigte nämlich aus Schwarzwälder Holz eine getreue vorzüglich ge­lungene Nachbildung desZ. 2" und schmückte die Gondeln mit blühendem Heidekraut. Dann schickte er das kleine Kunstwerk,Luftschiff Schwarzwald" genannt, mit einem Gedicht an Graf Zeppelin nach Friedrichshafen.

st Oberndorf, 7. Okt. In Aistaig ist bei dem Bäcker Sauer eingebrochen worden. Die beiden Diebe deren Spur deutlich erkennbar blieb, haben eine Kasette mit wenigen Mark Inhalt, desgleichen eine nur zwei Mark enthaltende Sparbüchse, vier Spar­kassenbücher, eine Anzahl Schlüssel und einen grö­ßeren Posten Chokolade gestohlen und sind damit in der Richtung nach Oberndorf abgezogen. Auf dem Wege dahin ist ihre Spur sodann verloren gegangen.

-st Tuttlingen 7. Okt. In einer hiesigen Fabrik der Schuhwarenindustrie, bei Haller u. Co., bestehen Differenzen. Wie es heißt, soll von der Fabrik die Wiederannahme eines entlassenen Meisters und die Zurücknahme von Kündigungen, die die Arbeiter­schaft als Maßregel ansieht, verlangt worden sein. Ob es zu einer Einigung kommt oder zu ernsten Differenzen, ist zur Zeit noch nicht abzusehen.

st Böblingen, 7. Okt. Die Bäuerin Maier von Dagersheim war damit beschäftigt, Kartoffel in den Keller zu bringen. Plötzlich ging ein Sack auf und schleuderte die Frau rückwärts, wodurch ihr mehrere Rippen eingedrückt wurden.

* Stuttgart, 7. Okt. Das am 24. Sept. l909 auf dem Truppenübungsplatz Münsingen formierte Reserve-Jnfanterie-Regiment ist heute aufgelöst, die einberufenen Offiziere und Mannschaften des Beurlaubtenstandes sind in ihre Heimat entlassen worden, die aktiven Offiziere, Unteroffiziere und Mannschaften kehren morgen zu ihren Truppen­teilen zurück.

st Stuttgart, 7. Okt. Ein zwei Jahre altes Kind, das am letzten Montag in Cannstatt in den Hof stürzte, ist gestern im städtischen Krankenhaus gestorben.

Eßlingen, 7. Okt. Gestern mittag stürzte ein Arbeiter der Roserschen Lederfabrik, ein Galizier, in das Walkfaß, mit dem er mehrmals herumge­schlendert wurde, bis es dem Meister gelang, das Faß abzustellen. Er wurde bewußtlos in das Kran­kenhaus gebracht, heute ist sein Befinden befrie­digend. Junge Leute, die über die Neckarbrücke bei Köngen gingen, fanden unter der Brücke einen Mann stehend im Wasser. Der etwa achtzigjährige Mann war tot, seine Persönlichkeit konnte bis jetzt nicht festgestellt werden. Er ist wohl in der Dunkel­heit vom Wege abgekommen und es hat dann ein Schlaganfall seinem Leben ein Ziel gesetzt.

ss Eisenharz, OA. Wangen, 7. Okt. Letzter Tage mußte ein Oekonom von Haizen ein Rind im Werte von 500 Mark schlachten, weil diesem eine Birne im Schlund stecken geblieben war.

j s Bückingen, 7. Okt. Eine unangenehme Entdeck­ung machte laut Neckar-Echo am Dienstag der Bä­ckermeister Weißhaar. Als er morgens seine Schweine füttern wollte, lag eines von ihnen ver­endet am Boden. Bei näherer Untersuchung zeigte es sich, daß das Schwein durch einen Schlag mit einem Gegenstand getötet worden war. Die Unter­suchung durch den Landjäger ergab, daß der oder die Täter sich im Souterain, der direkt unter der Bäckerei liegt, eingeschlichen und von dort in den Stall gelangt sind. Scheinbar wurden sie dort durch Anschlägen des Hundes gestört, worauf der Haupt­täter durch den Fensterladen entfloh und einen Holz­stoß dabei umwarf. Das kuriose an der Sache ist nun, daß der Bäcker während der Tat fleißig an seinemTeig" arbeitete und nichts von dem Vor­gang hörte. Bis jetzt fehlt jede Spur von den Tätern.

si Schorndorf, 7. Oktober. In Steinenberg brach in dem Hause des Bauern Betz bei der Ziegelei Feuer aus, wodurch das ganze Gebäude eingeäschert wurde. - In Geradstetten erreichten die vier Brüder Georg, Jakob, Johannes und Jmanuel Pal­

mer ein hohes Alter. Sie sind jetzt zusammen 320 Jahre alt und erfreuen sich noch sämtlich einer gro­ßen Rüstigkeit. In Großheppach wurde der erste Weinverkauf zu 90 Mark für 300 Liter abgeschlossen.

st Niederstetten, OA. Gerabronn, 7. Okt. Die Obsternte fällt im ganzen Hohenloher Land recht mager aus. Nur Zwetschgen liefern reiche Er­träge und werden von hiesigen und auswärtigen Brennereien zu 2 Mk. per Zentner gerne gekauft. Eine erfreuliche Ausnahme macht unsere Stadt. Hier gibt es sehr viel Aepfel und Birnen. So nahm allein die Stadt aus dem Gemeindeobst 2000 Mark ein. Der höchste Erlös für einen Baum war 34 Mk.

st Ulm, 7. Okt. Obermusikmeister a. D. Adolf Belz, der nach vierzigjähriger Dienstzeit bei der Militärmusik vor einigen Jahren in den Ruhestand trat, ist heute früh nach kurzer Krankheit gestorben.

st Ulm, 7. Okt. Beim Regiment l24 in Wein­garten sind 2 Musketiere durchgebrannt. Der unsichere Dienstpflichtige Karl Gehrmann aus dem Kreise Elbing, an Armen und Schenkeln täto­wiert und der unsichere Dienstpflichtige Friedrich Klopfer aus Rieden bei Hall sind flüchtig gegangen und werden steckbrieflich verfolgt.

jj Schussenried, 7. Okt. Ein 15 Jahre alter Dienstknecht von Olzreute hat kürzlich auf der Straße zwischen Hagnaufurt und Hervetsweiler eine 55jähr. Brothändlerin angefallen und zu vergewaltigen ver­sucht. Das schamlose Bursche, der in erster Linie eine ordentliche Züchtigung verdient hätte, wurde in Untersuchungshaft genommen.

st Bellamont, OA. Biberach, 7. Okt. Gestern vormittag ist in dem zusammengebauten Wohn- und Oekonomiegebäude des Andr. Förderer Feuer aus- gebrochen und hat das ganze Anwesen innerhalb kurzer Zeit in Asche gelegt.

st Friedrichshafen, 7. Okt. Der Großherzog und die Großherzogin von Hessen sind heute vormittag 8 Uhr 40 von hier abgereist. Der König gab seinen Gästen das Geleite zum Bahnhof. Auch Prinz Hein­rich hatte sich zur Verabschiedung am Bahnhof ein­gefunden. Er selbst verließ kurze Zeit darauf im Automobil Friedrichshofen.

ss Vom Bodensee, 7. Okt. Bon einem Unikum des Fischfangs wird aus Friedrichshafen berichtet. Im nahen Staad wurde ein Hecht gefangen, der das stattliche Gewicht von 16einhalb Pfund hatte. Aber nicht allein dieses respektable Gewicht machte ihn bewundernswert, sondern noch eine zweite Merk­würdigkeit machte den kecken Räuber interessant. Als man den Fisch öffnete, barg er in seinem Magen eine Bierflasche. Und da will man noch gegen das Flaschenpfand der Brauereien sein, wenn selbst Bodenseefische so leichtfertig mit den Flaschen um­gehen.

35. Kongreß für Innere Mission.

ss Stuttgart, 7. Okt. Heute vormittag um 10'/z Uhr wurde nach einer geschlossenen Sitzung des Zentral-Ans- schuffes für Innere Mission des 35. Kongresses die zweite Hauploersammlung durch D. Spiecker in Gegenwart der Herzogin Wcra eröffnet. Vom Kaiser ist folgendes Tele­gramm eingelaufen:Seine Majestät der Kaiser und König sprechen dem Kongreß für Innere Mission für den freund­lichen Gruß allerhöchsten Tank aus uud wünschen der Arbeit des Kongresses Gottes Segen. Auf allerhöchsten Befehl der Geheime Kabinettsrat von Valenüni. Von der Kaiserin traf folgende Depesche ein:Ihre Majestät die Kaiserin und Königin lassen dem 35. Kongreß für Innere Mission aller­höchst ihren besten Dank für den frenndlichen Huldigungs­gruß übermiueln und den in den Werken dir Inneren Mission tätigen Frauen und Männern auch ferne-, tun reich- gesegneten Erfolg ihrer Arbeit wünschen. Im allerhöchsten Aufträge von Winlerfeld-Kammerherr." Ten Vortrag hielt Professor Dr. Seeb erg- Berlin überA lte und neue Moral/' Um I Uhr wurde der Kongreß mit einer An­sprache Dr. Sprechers geschlossen. Um 4 Uhr wird in der Stiftskirche ein Schluß,rotresdienst gehalten, bei dem Kon- sistorialrat Lahnsen-Bcrlin, predigt.

!! Pforzheim, 7. Okt. Hier wurde ein junger Buchhalter einer Bijouleiiefabrik verhaftet, der tags zuvor Hochzeit ge­feiert halte, weil er im Geschäft über 1200 Mark unter­schlagen hat. Merkwürdig sind die unsinnigen Anschaffungen, die er sich mit dem unterschlagenen Geld machte. So hat er sich ein Grammophon für 600 Mark gekauft. Der hiesige Schutzmann Johann Fritschi stürzte beim Heimkommen so unglücklich die Treppe herab, daß er sich die Stirne ein­schlug und nach wenigen Minuten starb.

sf Frankfurt a. M., 7. Okt. Das Luftschiff Parseval, das heute mittag um 12 Uhr 30 Min. die Rückfahrt von Koblenz angelreten hat, ist um 2 Uhr 45 Min. nachmittags auf dem Gelände der Jla glatt gelandet.

js Berlin, 7. Okt. Der Vorstand des Berliner Vereins für Luftschiffahrt hat in seiner heutigen Sitzung beschlossen, daß derLanzpreis der Lüste von heute ab auf dem Flugplatz Johaunestal bestritten werden toll.

Grotzferrer irr Frankfurt a. M

jf Frankfurt a. M., 7. Okt. Heute abend kurz nach 7 Uhr brach in dem Hause Zell Nr. 21 Feuer aus. Das Feuer kam in dem im Hause befindlichen Spielwarenlager zum Ausbruch und fand durch die leicht brennbaren Celluloid-

und Gummiwaren sowie die Masse von Kartonnagen reichliche Nahrung. Der Brand wurde mit sechs Dampf­spritzen bekämpft. Die Feuerwehr konnte des Brandes erst einigermaßen Herr werden, nachdem das Dach und die beiden oberen Stockwerke eingestürzt waren. Da die Feuer­wehr ihr Hauptaugenmerk auf die Rettung der Nachbarhäuser lichtete, konnte das Feuer sich nicht weiter ausbreiten. Die Löschungs- und Aufräumungsarbeiten werden noch die ganze Nacht in Anspruch nehmen.

Ausländisches.

* Die große Pariser Flugwoche ist soeben bei schönem Wetter eröffnet worden.

jf Buenos-Aires, 7. Okt. Nach amtlichen Nachrichten, die hier aus Paraguay eingetroffen find, haben die Truppen von Paraguay die Aufständischen in mehreren Ge­fechten geschlagen. Die revolutionäre Bewegung wird für beendigt angesehen.

jf Kapstadt, 7. Oktbr. Der Postwagen des Johannes­burger Postznges ist 12 Minuten von Bloemfontein entfernt in Brand geraten. Die englischen Briefe für Johannesburg sinv gerettet; die Briefe für den Ost- und Westrand, für Nord-Transvaal, für die Delagoabai. für Porlugiesisch-Ost- afrika sowie der größere Teil der Briefe für Pretoria sind vernichtet.

Allerlei.

* In Saarbrücken fand vor dem Kriegsgericht der 16. Division eine Verhanolung statt, in der wegen Verstoßes gegen 8 176 Abs. 3 des Str.-G. folgende Strafen verhängt wurden: Vizefeld ivebel Hardtmach 6 Monate 2 Wochen, Sergeant Hummel 7 Atonale, Sergeant Leim 6 Atonale, Unteroffizier Backhof 2 Atom, Vizeseldwebel Wolter 8 Mon. Gefängnis und Degradation.

' Bei einer in der Potsdamer Straße in Berlin do­mizilierenden Klavierhandtung erschien ein junger Mann und ließ sich unter dem Vocgeben, er wolle den Verlauf eines Pianinos vermitteln, verschiedene Instrumente zeigen. Der Portierfrau erzählte er beim Weggehen, ^er habe ein Instru­ment gekauft, das er später abzuholen gedenke. Abends erschien er in Begleitung zweier Männer, lud unbemerkt ein in einer Nische vor dem Treppenflur stehendes Pianinv auf einen vor dem Hause hallenden Möbelwagen und fuhr mit seinem Rande unbehelligt davon.

* In der Fürsorgeerziehungsanstalt zu Neuzedlitz erschien ein Berliner Ehepaar und forderte seinen dort nntergebrachten Sohn zurück. Als dieses Ansinnen zurückgewiesen wurde, versteckten sich die Eitern im Park, lockten den Knaben heraus und entflohen mit ihm. Auf dem Posener Bahnhofe wurde die ganze Familie von der inzwischen benachrichtigten Polizei verhaftet.

' Der pensionierte französische General Kelb geriet auf dem Hauptbahnhof in Luxemburg, als er mit seiner Frau einen fahrenden Zug besteigen wollte, mit ihr unter die Räder. Beide wurden schwer verletzt ins Krankenhaus gebracht.

* Ein sehr bekannter und beliebter Prälat, Monsignore Palombi, der dem Papste nahesteht und sich als Armenvor­steherausgezeichnet hat, geriet in Rom, als er einem Wagen der elektrischen Straßenbahn ausweichen wollte, unter die Räder eines Lastwagens und wurde förmlich zermalmt.

' Die Theatertruppe des Exsnltans Abdul Hamid, deren Hauptstützen ein paar hübsche Tänzerinnen bilden, will eine Turnee durch die Großstädte Europas machen. Das Geld ist knapp geworden . . .

' Ein neuer Holzhafen der Stadt Thvrn, gebaut mit einem Aufwand von 3 Millionen, wurde in Gegenwart des Ministers der öffentlichen Arbeiten Breitenbach eröffnet. Thorn bildet das Einfalltor des russischen Holzhandels.

* Verschiedene Jagdunfälle hat wieder der Beginn der Hasenjagd gebracht. Bei Halberstadl erhielt ein Schüler einen Schrotschuß ins Nasenbein, der Arme ringt mit dem Tode. Bei Mainz wurde ein Jagdaufseher, ebenso ein solcher bei Hütten in der Oberpfalz von unvorsichtigenSchützen erschossen.

* In einem Petersburger erklassigen Restaurant,Der Bär", erkrankten l l Angestellte an Cholera, darunter 5 Köche.

' Auf einem Elbinger Frabrikneubau stürzte die oberste Eisenbetondecke ein. Das herabstüczende Material durch­schlug auch die unteren Decken und verschüttete die an dem Bau beschäftigten Arbeiter. Bisher wurden 2 Tote, 5 Schwer­verletzte und 1 Leichtverletzter geborgen. Drei Verunglückte werden noch gesucht.

* Wettfahrten zwischen Ozeandampfern scheinen Mode werden zu wollen. Eine Wettfahrt fand zwischen dem Lloyd­dampferKaiser Wilhelm 0" und dem Riesendampfer der CunardlinieLusttania" statt. Letztere legte die Strecke Newyork-London in 5 Tagen, 6 Stunden und 8 Minuten zurück und schlug den deutschen Dampfer um 15 Stunden. Wenn's nur nicht einmal ein Unglück gibt bei diesem Rasen derWindhunde des Ozeans."

* In Mazedonien war durch heftige Regengüsse eine Elsenbahnbrücke zum Einsturz gebracht worden. Ein Güter­zug stürzte in eine Schlucht, vier Menschen fanden den Tod.

* Auch ein Zeichen der Zeit ist, daß in dem städtischen Nachtasyl in der Fröbelstraße in Berlin im September ds. Js. 55 854 Personen ausgenommen wurden, gegen 43 500 Per­sonen im gleichen Monat des Vorjahres. Und das in einem Monat, wo es zur Bewält'gung der Ernte überall an Ar­beitskräften fehlt.