Gegründet

1877.

Tie Tagesausgabe kostet vierteljährlich im Bezirk Nagold und Nachbarortsverkehr Mk. 1.25

außerhaO Mk. 1.38.

Die Wochenausgabe (Schwarzwälder Sonntagsblatt) kostet vierteljährlich 5!) Pfg.

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Fernsprecher Nr. 11.

Anzeigenpreis bei einmaliger Ein- s rückunz 10 Pfg. die einspaltige Zeile; bei Wiederholungen l entsprechender Rabatt.

Reklamen 16 Pfg. die Textzeile.

Unparteiische Tageszeitung und Anzeigeblatt, verbreitet in den Gberamtsbezirken Nagold, Freudenstadt, Lalw u. Neuenbürg.

Nusgabeort Llteusteig-Stadt.

Samstag, ds« 9. Oktober.

Amtsblatt sSr Psalzgrafeuweiler.

1909.

Rr 236.

Amtliches.

Obstbaumzucht belr.

Zur Vertilgung des so schädlichen Frostnachtspanners ist es dringend angezeigt, daß die Obstbaumbesitzer unverweilt ihre Kernobstbäume wiederum mit den bekannten und be­währten Klebringen ca. 1 Meter vom Erdboden ent­fernt versehen. Der Schmetterling pflegt gegen Mitte Ok­tober zu erscheinen und treibt sein Wesen bis gegen Dezember. Auf älteren Bäumen mit rauher Rinde sollte der Raupenleim unmittelbar aus die Rinde ausgestrichen werden. Ferner werden die Obstbaumbesitzer vom Oberamt aufgeforderl, ihre Obstbäume von Moos und abgestorbener (aber nicht der lebenden) Rinde durch Abscharren zu reinigen das Ab­scharren geschieht am besten bei feuchter Witterung und die Stämme und Aeste mit Kalkmilch anzustreichen. Außerdem sollen die Baumscheiben umgegraben und die Bäume genügend gedüngt werden. Alles von den Bäumen abge­scharrte ist zu verbrennen.

Schonzeit für Fluß- und Bachforellen.

Vom Kgl. Oberamt wird bekannt gegeben, daß die Schonzeit für Fluß- und Bachforellen, sowie für Bach- und Kreuzungssaiblinge am 10. Okt. ds. Js. beginnt und für l die Nagold und ihre sämtlichen Seitenbäche lt. bezirkspolizei- ! licher Vorschrift bis 1. Februar 1910 dauert. Die Schonzeit i hat hie Wirkung daß während derselben ausschließlich

! der ersten drei Tage die geschützten Fische weder gefangen

! noch seilgeboten noch verkauft ober in Wirtschaften verabreicht Mtden dürfen. Sollten solche Fische zufällig gefangen werden, so sind sie sofort wieder in dasselbe Wasser frei einzusetzen. Während der Schonzeit und während weiterer lt " sechs Wochen nach beendigter Laichzeit, somit bis zum 15. März 1910, dürfen ferner keine Enten in solche Fisch­wasser zugelassen werden, in welchen die betreffenden Fische sich vorherrschend aufhalten, sofern diese Fischwasser nicht Gemeinden zur Benutzung stehen und von der Gemeindebe­hörde hiezu Erlaubnis erteilt worden ist.

Z«m dreißigjähriger» Bündnisjubiläum.

Zum dreißigjährigen Bestehen des deutsch-öster­reichischen Bündnisses am 7. Oktober veröffentlicht die Neue Freie Presse einen Brief Bismarcks an seinen österreichischen Kollegen Andrassy, worin er feststellt, daß noch am 29. September 1879 der alte Kaiser sich weigerte, das Bündnis gut zu heißen. Bismarck hatte mit seinem Rücktritt gedroht, aber der Kaiser gab auf Grund eines einstimmigen Be­schlusses des preußischen Staatsministeriums sodann nach. Am 7. Oktober 1879 Unterzeichneten der deutsche Reichskanzler Fürst Bismarck und der öster­reichisch-ungarische Minister des Auswärtigen, Gras Julius Andrassy in Wien das Dokument über das deutsch-österreichisch-ungarische Bündnis, welches ne­ben der Reichsverfassung und dem deutsch-französi­schen Friedens-Verträge als die bedeutungsvollste Vereinbarung in der allerneusten Geschichte anzu­sehen. Der Zweibund, aus welchem nicht lange nach­her der Dreibund wurde, hat seine ihm von seinen Schöpfern zugedachte Aufgabe, seinen Teilnehmern den Frieden zu wahren, im vollen Umfange er­füllt, und er hat, wenn er auch nur zur Abwehr der vom russischen Panslawismus drohenden Kriegs­gefahr zunächst bestimmt war, doch seinen Einfluß aus alle europäischen Ereignisse ausgedehnt. Das hat sich im letzten Winter noch in der unblutigen Beilegung des serbischen Krawalles gezeigt. Und die Friedens-Tendenz des Bundes ist so anerkannt, daß er, mag er gleich die russisch-französische Allianz und andere Strömungen im Gefolge gehabt haben, heute doch bei allen einsichtigen internationalen Staats­männern Anerkennung findet.

Die Wiener Morgenblätter feiern in begeisterten Sympathieartikeln die 30. Wiederkehr des Abschluß­tages des Bündnisses zwischen Deutschland und Oesterreich-Ungarn. Sie zitieren den Artikel derNorddeutschen Allgemeinen Zeitung" (siehe die gestrige Nummer unserer Zeitung) und der offiziellen Wiener Abendpost" und schließen sich diesen Ar­tikeln vollkommen an. DasVaterland" schreibt: Das herrlichste Lob, das man dem Friedensbund zu spenden vermag, ist, daß man sagen kann, er sei

den beteiligten Völkern zum Gemeingut geworden und erfülle die Seelen der beiden großen Staats­gebilde mit wärmender Kraft.

Die italienischeTribuna" stellt in einem Ar­tikel über das dreißigjährige Bestehen des deutsch­österreichischen Bündnisses mit Genugtuung fest, daß man in Berlin und Wien Italien als parem inter pares im Dreibund ansehe, und betont weiter, daß der Dreibund eine strategische Position ersten Ranges zu Gunsten des Friedens sei, und daß es seinem Bestehen mit zu verdanken sei, wenn der Zweibund immer einen friedlichen Charakter bewahrt habe. Dies sei ein Faktum, das nicht nur historische Be­deutung habe, sondern auch für die Zukunft von Wichtigkeit sei.

Fortwährend

werden Bestellungen auf unsere ZeitungAus den Tünnen" entgegengenommen.

Tagespolitik.

Die Nationalliberale Landespartei Bayerns plant, wie dieNeuesten Nachrichten" erfahren, den Austritt aus dem Block.

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Die deutsche Luftschiff-Polar expe- dition wird mit einer Vorexpedition, die die Be­dingungen für den -Betrieb von Luftschiffen in der Polargegend feststellen soll, bereits im Sommer nächsten Jahres eröffnet werden. In Friedrichshafen fanden dieser Tage bekanntlich unter dem Vorsitz des Prinzen Heinrich von Preußen und unter Teil­nahme des Grasen Zeppelin und Professor Hergesell Beratungen des Komitees statt, das sich in der an­gegebenen Weise schlüssig machte. Während diese Vorexpedition die Grundlage des Unternehmens schasst, sollen mit einem besonders stark gebauten Luftschiff, das sich für ausgedehnte Dauerfahrten eignet, Probeflüge, insbesondere über Meer gemacht werden. Das Luftschiff wird zu diesem Zweck in einem deutschen Seehasen stationiert werden und wird bereits im Frühling des Jahres 1911 seine ersten Uebungssahrten machen. Bekanntlich handelt es sich bei dieser Polarexpedition nicht um einen Sportszweck, wie etwa die Erreichung des Nord­pols im Lenkballon, sondern um die wissenschaft­liche Erforschung der Polarregion.

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NeueRegelungderReichs-undSaats- angehörigkeit. Der langerwartete Entwurf eines Gesetzes, das die vielbeklagten Verluste unseres Volkes an wertvollen Gliedern wesentlich zu vermin­dern bestimmt ist, soll nun nach einer Mitteilung des Reichsamts des Innern im kommenden Winter dem Reichstage bestimmt zugehen. Es ist zu erwar­ten, daß nach bewährtem Vorbild dieser Entwurf vor seiner parlamentarischen Behandlung der Oef- fentlichkeit zugängig gemacht werden wird, um namentlich den großen Verbänden, deren Drängen seit Jahren auf eine Reform dieses staatsrechtlichen Gebietes gerichtet war, Gelegenheit zu kritischer Aeußerung zu geben. Vorerst verlautet, daß die zehn­jährige Frist, durch welche bisher die Reichsange­hörigkeit verloren wurde, fortfallen und die Wieder­aufnahme in den Staatsverband erleichtert werden soll. Die militärische Dienstpflicht können Ausländs­deutsche künftig in der nächsten deutschen Kolonie, die eine weiße Truppe unterhält, ableisten. In Aus- nahmssällen kann auch eine Befreiung von der Dienstpflicht erfolgen. Wir hören, daß nach Zusam­mentritt des Reichstags der überaus wichtige Ge­genstand vom Verein für das Deutschtum im Aus­land zur öffentlichen Erörterung gestellt werden wird.

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Ein 13 Millionen-Denkmal will ein Komitee reicher Amerikaner laut Franks. Zeitung dem Etfinder des Dampfschiffs Robert Fulton am

Monument aus einem großen Mausoleum bestehen, in dem Fultons Asche beigesetzt wird; daneben wird sich ein Marinemuseum und ein Prunk-Gebäude für offizielle Feiern erheben. Im Hudsonfluß selbst, den Fulton mit seinem Dampfschiff hinaufdampfte, wird ein Triumphbogen errichtet. Alle Bauten werden aus Marmor hergestellt. Mau sieht, die Erbauer des Denkmals wollen auch hier wieder etwas schaf­fen, was dem Namen Amerika Ehre macht und wobei auf die Kosten nicht gesehen wird.

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Auf zum Nordpol! Eine neue Polarforsch­ungsreise will der Amerikaner Baldwin unterneh­men. Baldwin erklärt sehr richtig, daß Cook und Peary mit ihren mehr im sportlichen Interesse lie­genden Eilfahrten nur sehr wenig für die Wissen­schaft getan haben und tut die Absicht kund, diese Lücke auszufüllen. Baldwin wird als ernstzuneh­mender Gelehrter hingestellt.

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Die französischen Zeitungen haben es in der letzten Woche sorgsam vermieden, eine Angelegenheit ausführlicher zu erörtern, die doch ein recht be­zeichnendes Licht auf die Verhältnisse jen­seits der Vogesen wirft. Nicht allein, daß mehrere Brigade- und Divisions-Generale einan­der in die Haare bei dem Verlauf der großen Ma­növer geraten waren, fühlte sich ein General Robert durch das persönliche Eingreifen und die Kritik des .Höchstkommandierenden Tremeau so verletzt, daß er, wie mitgeteilt, sein Abschiedsgesuch einreichte. Es kam hinterher zu einer feierlichen Szene, wie man sie in Frankreich so gut zu arrangieren versteht, dann zu einem Händeschütteln, und die fatale Ge­schichte sollte damit abgetan sein. Sie hat aber nur von Neuem bewiesen, daß die Rivalität und die Abneigung, sich unterzuordnen, heute in der Republik keineswegs geringer ist, wie vor vierzig Jahren im Kaiserreiche. Was damals der General Failly und Andere fertig gebracht haben in Nicht­befolgung der Befehle des Oberbefehlshabers, das kann heute sich im Ernstfälle auch wiederholen.

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lieber die Gräueltaten im Kongo­staate hat der englische Schriftsteller Connan Doyle ein Buch veröffentlicht, worin er den Rück­gang der Bevölkerung infolge der vorgekommenen Gewalttaten als ganz haarsträubend schildert. Er verlangt eine internationale Einmischung. Das Buch erweckt in England gewaltiges Aussehen, aber einen praktischen Erfolg wird es wohl kaum haben.

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In Athen, wo zum Beginn der Woche die Kammer eröffnet wurde und alles die reine Ein­tracht schien, droht jetzt schon wieder eine Regie­rungs-Krisis. Ein Wunder ist das nicht, denn jeder Grieche glaubt, ein geborener Staatsmann ersten Ranges zu sein.

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Im Risfgebiet in Marokko dauern die Kämpfe zwischen Spaniern und Kabylen an. Biel heraus kommt für beide Teile nicht. Der ange­kündigteheilige" Krieg aller Mauren gegen Spa­nien ist bisher nicht erklärt und wird auch wohl nicht proklamiert werden: ebensowenig ist ein offe­ner Bruch mit dem Sultan von Marokko zu er­warten. Davor hütet man sich in Madrid doch

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Das Ereignis im fernsten Osten ist der Tod des hervorragendsten chinesischen lebenden Staats­mannes und Gelehrten, des Groß-Sekretärs der Pe­kinger Regierung Tschang Tschi Tung, der seit 1907 die Seele des chinesischen Staatslebens war. Sein Tod findet deshalb besondere Beachtung, weil nun der Streit der Parteien von Neuem beginnen wird darüber, ob größere Reformen Platz greifen oder die Dinge beim Alten bleiben sollen. Und an der Neugestaltung des alten China ist Europa ja sehr stark interessiert.