werk am Waldrand im Gebüsch die Leiche des 22jährigen ledigen Hausknechts W. aus Waidstetten aufgefunden. Der Tod muß, nach den äußeren Umständen zu schließen, schon vor mehreren Tagen eingetreten sein und es ist mit Sicherheit anzunehmen, daß Vergiftung in selbstmörderischer Absicht vorliegt.
ff Gmünd, 25. August. In Rudersberg ist der Feldschütz Wößner von einer Kuh niedergeworfen worden und hat sich dabei so schwere Verletzungen neben einem Schädelbruch zugezogen, daß er bald daraus starb.
jf Göppingen, 25. Aug. Freudig überrascht wurden vor einigen Tagen eine Anzahl hiesiger Geschäftsleute, als ihnen, wie die Göppinger Zeitung berichtet, von einer hiesigen Familie Beträge bis zu mehreren hundert Mark ausbezahlt wurden. Ein vor ca. 30 Jahren hier ansässiger Kaufmann, der infolge eines Konkurses seine Gläubiger nicht mehr befriedigen konnte, wanderte nach Amerika aus. Dort war er wieder vom Glück begünstigt, so daß er in die Lage kam, seine damaligen Gläubiger zu befriedigen, was nun zur angenehmen Ueberraschung dieser in den letzten Tagen geschehen ist.
* Kirchheim u. T., 24. August. In der Oberamtsstadt, wie in mehreren Orten des Bezirks ist gegenwärtig das 49. Feldartillerie-Regiment in Quartier, um die Uebungen im Regiment vorzunehmen.
Is Ebingen, 25. August. Bei einer Ausgrabung im Heideloch wurden unlängst zwei Runnenstäbchen gesunden. Es stellte sich nun heraus, daß diese „Funde" vor einigen Jahren von Buben angefertigt und versteckt wurden. — Dieser Fall erinnert an einen ähnlichen, der sich vor Jahren im Unterland ereignet hat. Dort wurde, als Major Steimke nach Altertümern grub, von einem Bekannten Steimles ein römisches Schwert vergraben mit der Inschrift: „Julius Cäsar seinem lieben Steimle". Die Ausgrabung dieser fingierten Dedikation machte natürlich allgemeinen Spaß.
js Biberach, 25. August. Kürzlich sind zwei Kinder des Steinhauers Hayd nach demGenuß vonVogelbeeren gestorben. Ein drittes Kind ist ihnen nun imTode gefolgt; es ist ein zwölfjähriger Knabe, der gleichfalls von den Beeren gegessen hat.
js Leutkirch, 25. August. In Habsegg Gemeinde Rot ist in der Nacht vom 28. 29. November 1908 das Wohn- und Oekonomiegebäude des Bauern Wilhelm Kohlmus niedergebrannt. Es wurde damals als Brandursache Selbstentzündung schlecht eingebrachten Oehmdes angenommen. Inzwischen haben sich aber durch unvorsichtige Aeußerungen eines Dienstbuben und dadurch, daß immer mehr Gegenstände zum Vorschein kommen, die die Familie Kohlmus bei der Brandschadensabschätzung als verbrannt bezeichnet hatte, Anhaltspunkte für vorsätzliche Brandstiftung ergeben. Der Dienstbube Max Pfaus, damals bei Kohlmus in Dienst, hat nun auch auf Zurredestellung durch den Landjäger diesem eingeräumt, daß er zufolge fortgesetzten Drängens und Zuredens der 20 Jahre alten Tochter des Kohlmus und deren Mutter das Haus angezündet habe. Daher wurde Pfaus sowie die Tochter und die Ehefrau des Kohlmus in Untersuchungshaft genommen. Bauer Kohlmus, der von der Brandstiftung offenbar nichts gewußt hat, blieb von der Untersuchungshaft verschont.
Dis Kaissrparads.
* Stuttgart, 25. August. Die Tribüne für die Kaiserparade soll vergrößert werden, da schon gestern sämtliche Karten ausverkauft waren und die Nachfrage immer noch eine sehr lebhafte ist. Weitere Karten s. 3 Mk. sind bei H. Wildt, Hofbuchhandlung, Königstraße 38 in Stuttgart zu haben.
* Stuttgart, 26. August. Für die Kaiserlage ist seitens der Stadtverwaltung derselbe Straßen sch muck vorgesehen, wie beim letzten Aufenthalt des Kaisers im September 1899. Besonders schön ausgestatlet werden aber die Schloßstraße vom Bahnhof bis zum Schloßplatz, die Königsstraße am Königsbau und am Kronprinzenpalast, sowie die Plante.
Ei« Probeaufstisg ds- „Z. 3".
' Friedrichshafe«, 25. Aug. Z. 3 ist 3 Uhr 25 Min. zu einer Probefahrt aufgestiegen und hat die Richtung nach Immenstaad eingeschlagen. — Das Luftschiff ist um 3/,6 Uhr nach 2'/g stünoiger Probefahrt in der schwimmenden Halle wieder glatt gelandet. Die Neuerungen an Z. 3, insbesondere der veränderte Antrieb der Propeller, haben sich ausgezeichnet bewährt.
* Friedrichshafen, 25. Aug. Eigentlich gegen das Programm ist das Luftschiff schon gestern fertig geworden, ein Erfolg des intensiven Arbeitens. Heute früh wurde die Füllung vorgenommen und beendet, sodaß doch noch ein Ausstieg heute nachmittag unternommen werden konnte, ehe die Fahrt nach Berlin angetreten wurde. Um 3 Uhr 15 Min. verließ „Z. 3" seine Halle, und hellblauer Himmel und lachende Sonne gaben ihm die Taufe. Schon 3 Uhr 20 Min. stand das Luftschiff zirka 150 Meter hoch und begann seine Probefahrt, bei welcher Höhen- und Seitensteuerung unter der Anordnung der neuen Kraftübertragung, und besonders diese selbst, erprobt wurden. Der Erfolg der Steuerungen schien von der Erde aus ein vollständiger. Die zweiflügeligen Propeller arbeiten um etwa die Hälfte ruhiger als die bekannten dreiflügeligen. Die Bewegungen des Luftschiffes sind exakt und auffallend flink. Eine kurze) vollständige Drehung wurde in 3 Minuten ausgeführt. Die Anordnung der Stabilitätsflossen erschien geschlossener. Die Fahrt erstreckte sich bis zu einer Entfernung von etwa 40 Kilometer um Friedrichshafen. Die Landung auf dem Wasser erfolgte 5 Uhr 45 Minuten. Nachdem noch einige Drehungen des Luftschiffes auf dem Wasser ausgeführt worden waren, befand sich „Z. 3" um 6 Uhr wieder in seiner Holle.
Die Leitung der Fahrt lag in Händen des Grafen Zeppelin. Es nahmen ferner an der Fahrt teil: Oberingenieur Dürr, Ingenieur Stahl und Dicht, Kapitän Hacker und 3 Monteure. Nach Beendigung der Fahrt faßte Oberingenieur Dürr das Resultat lakonisch in die Worte: „Alles wohlgelungen". Am „Deutschen Haus" in Friedrichshafen wurde Gras Zeppelin, der sehr gut aussieht,von einer großen Menge Fremder empfangen.
Zum Besuch der Reichstagsabgeordneten in Friedrichshafen.
ff Friedrichshafen, 28. August. Für den Besuch der Reichstagsabgeordneten in Friedrichshafen wurde folgendes Programm aufgestellt: Samstag den 4. September 11 Uhr vormittags: Treffpunkt Dampfboolhafen Friedrichshafen. Die in Konstanz wohnenden Herren werden Fahrgelegenheit von Konstanz nach Friedrichshafen haben. Dampfbootfahrt zum Luftschiffaufstieg nach Manzell; Aufnahme von Luftschiffahrgästen. Einige Luftfahrgäste werden bestimmt, 60 andere werden ausgelost und kommen gruppenweise zur Auffahrt. Jede Gruppe der Fahrgäste wird gebeten, sich jeweils bei einem Herrn zu sammeln, der einen Stab mit der auf dem Los angegebenen Gruppennummer hält. Der Dampfer begleitet dann das Luftschiff gegen. Lindau-Bregenz. Imbiß an Bord, Wechsel der Fahrgäste auf dem See bei Lindau, Rückfahrt nach Friedrichshafen. Gang zum Werftplatz (Riedlepark). Hier erfolgt der zweite Wechsel der Fahrgäste. Besichtigung der Werftanlagen; dann Biertrunk. Dritter Wechsel der Fahrgäste. Fahrt des Dampf« boots nach Manzell und Einrücker! des Luftschiffes in die
Halle. Fahrt nach Konstanz, Essen im Jnselhotel. ^ Herren, die in Friedrichshafen Wohnung genommen hab^ ist nach dem Essen Gelegenheit zur Rückfahrt von Konstew nach Friedrichs Hafen gegeben.
'Bis jetzt find über 220 Mitglieder des deutschen Reichstags zum Besuch am 4. September gemeldet. Zum 3. tember ist neben dem deutschen Bundesrat (nicht dem schweizerischen, wie von einigen Blättern gemeldet wurde) auch preußische Ministerium geladen; ebenso die Ministerien de, drei deutschen Bodenseeuferstaaten: Württemberg, Bayern und Baden, ferner noch die Stadtoberhäupter der Stach in denen Graf Zeppelin Ehrenbürger ist.
' Aus Baden, 25. Aug. Die Frau eines Arbeiters i« der Augartenftraße in Karlsruhe erhängte sich, während h Mann im Geschäft ivar. Vorher hatte sie sich und ihre», Kinde mit einem Rasiermesser an den Handgelenken W Schläfen Schnittwunden beigebracht. Das Kind, das M schwer, aber nicht lebensgefährlich verletzt ist, wurde^in das städtische Krankenhaus gebracht und die Leiche der Frau in die Leichenhalle. Die Frau stammte aus Katzdorf in Oesterreich. Sie war 40 Jahre alt und schon seit längerer Zei, leidend.
" Aus Mannheim wird über eine Mordtat berichtet, wobei der Mörder dem nächstbesten ihm Begegneten tatge- stochen hat, bloß weil er vorher von anderen für seine Roheit Schläge erhalten hatte. Der Täter, der 19jährige Schufte: und Taglöhner Heinrich Erck, ist ein untersetzter, freche: Bursche, der schon trotz seiner Jugend mehrfach Bekanntschaft mit dem Gefängnis gemacht hatte. Er hatte am Samstag abend bis spät nach Mitternacht in der Wirtschaft „zun, Burggrafen" mit einem anderen gezecht. Um 2 Uhr verübte» die beiden eine derartige Ruhestörung, daß die Bewohner de: umliegenden Häuser geweckt wurden. Der Kumpan des Eli wurde dabei durch zwei Schutzleute festgenommen. Erck selbst lief dann hinter den Schutzleulen drein und schrie wie ein Wahnsinniger: „Ich steche sie tot, ich renne ihnen das Messe: in den Bauch." Wirt Lauenbach von der spanischen Weinstube trat darauf dem Erck, der das offene Messer in de: Hand hatte, entgegen und ermahnte ihn zur Ruhe. Ter Wirt mußte sich aber wieder in seine Wirtsftube flüchten, da Erck mit dem Messer auf ihn eindrang. Da das Brüllen und Schreien des Erck nicht nachließ, so ging Wirt Lauenbach nochmals mit einem seiner Gäste, beide mit Farren- schwänzen bewaffnet, auf die Straße und versetzten dem Erft eine solche Tracht Prügel, daß sich der Geschlagene auf den Boden legte. Dann gingen die beiden wieder in die Wirtschaft zurück. Erck aber sprang auf den ihm zufällig entgegenkommenden Huber zu und stieß ihm blindlings ohne Wortwechsel seinen Dolch in die Herzgegend. Die Schuhleutl fanden Huber röchelnd am Boden liegend vor. Huber wurde auf die Wache getragen. Während des Transportes starb er. Erck wurde in- seiner Wohnung verhaftet, wo er wie ein wildes Tier raste und auf die Schutzleute mit dem Messer eindrang. Der Mörder gestand die Tat ein.
js Von der bayerischen Grenze, 25. August. Der älteste Mann des Allgäus und wohl ganz Bayerns ist der in Schnelldorf bei Kempten lebende ehemalige Taglöhmr Vinzens Ruati, der 103 Jahre zählt. Er ist ein geborener Südtiroler, aus Nonsberg, wohin er noch letzte Pfingsten eine Reise machte. Der Greis hat noch ein treues Gedächtnis, verrichtet leichte Arbeiten bei seinem 62jährige» Sohn, raucht täglich seine Pfeife und verschmäht auch ein Gläschen Schnaps nicht.
js Köln a. Rh., 25. Aug. Dem Konstantinopeler Berichterstatter der „Köln. Ztg." erklärte der Finanzminister, die Regierung werde etwa in 10 Tagen Verhandlungen mit den Mächten einleiten über die Erhöhung des türkischen Ei»-
Ein Enthusiast sein, ist das Liebenswürdigste, Edelste und Beste, was ein Sterblicher sein kann.
Wieland.
In schwerem Verdacht.
K rim i n a lr o m a n.
Nachdruck verboten.
Der Kriminalkommissar war der einzige, der still dasaß und sich anscheinend um die durch die Freigebigkeit Karl Kraßnicks hervorgerufene Bewegung nicht im mindesten kümmerte. Freilich, unter den gesenkten Augenlidern schoß er spähende Blicke nach des Freigebigen Tisch hinüber und musterte jede Linie des roten, aufgedunsenen Gerichts. Während er die bartlosen, glattrasierten Züge betrachtete, war ihm, als müsse er dem Menschen schon einmal begegnet sein. Gehörte der Mensch nicht zu denen, mit denen ihn sein Beruf in Berührung gebracht hatte? Er suchte emsig in seinem Gedächtnis, während sich unter den anderen Gästen wieder eine lärmende, oft von lautem Johlen unterbrochene Unterhaltung entspann.
„Wo ist denn deine Tante gestorben, Karl?" fragte einer von den Burschen, die nun an dem Tisch des freigebigen Zechgenosien Platz genommen hatten.
„Wo? Na im Bett natürlich."
Die meisten lachten laut.
„Ich meine doch, in welcher Stadt?"
^Zn Berlin — wo denn sonst?"
„Was hatte sie denn für ein Geschäft, daß sie so klotzig viel Geld auf die' Hobe Kante legen konnte?"
„Ein Krünkramgeschäft hatte sie. Dabei wird immer ein guter Groschen Geld verdient."
„Stimmt. Aber du hast uns ja nie was von deiner alten Erbtante erzählt, Karl," sagte ein anderer aus der Gesellschaft und sah höhnisch lächelnd zu dem Betrunkenen hinüber.
Der glotzte den Fragenden groß an, zeigte eine ärgerliche Miene und entgegnete grob: „Brauche ich euch denn alles auf die Nase zu binden? Ueberhaupt, es war gar nicht meine Tante, sondern die Tante von meiner Frau."
„Ach so! Na ja, das ist freilich was andres," lenkte der Zweifelnde gemütlich ein, um den Freigebigen bei guter Laune zu erhalten. „Na, denn prost, Karl! Deine tote Tante soll leben!"
Unter dröhnendem Gelächter stießen alle an und leerten ihre Gläser.
„Na, Karl, auf einem Bein kann keiner stehen, das ist 'ne alte Sache!" ries einer der an demselben Tische sitzenden Burschen.
„Gewiß doch! Eine Lage gibt er noch!" fiel ein anderer ein. „Karl Kraßnick läßt sich nicht lumpen. Da kenn' ich ihn viel zu gut." »
Der Betrunkene lächelte geschmeichelt."
„'ist gut," lallte er. „Noch einmal 'rum, Wirtshaus! Aber dann ist der Zapfen ab. Denkt ihr, ich werde die ganze Erbschaft mit euch versaufen?"
Der Wirt kam diensteifrig heran. Als die Gläser wieder gefüllt vor den Zechkumpanen standen, meinte der Zweifelnde von vorher malitiös:
„Aber an deine alte tote Tante glaube ich doch nicht Karl!" '
„Ich auch nicht! Ich auch nicht!" sielen sogleich ein halbes Dutzend anderer Stimmen ein.
Der Betrunkene fuhr ärgerlich auf.
„Wo soll ich's denn her haben, ihr Esel?" sprudelte er zornig hervor.
Einer der jüngeren Burschen machte mit der Hand eine bezeichnende zugreifende Bewegung. Einige lachten, andere stimmten ein: „Ja, so wird's Wohl sein . . . Wo hast du denn den Fang gemacht, Karl?"
„Unsinn!" rief eine spottende Stimme dazwischen. „Er ist doch nicht mehr Kontordiener wie dazumal!"
Dem aufhorchenden Kommissar war es, als durchleuch' tete ihn plötzlich ein Blitz. Jetzt erinnerte er sich, wie er einst zu der Bekanntschaft Karl Kraßnicks gekommen war. Vor ungefähr zwei Jahren war es gewesen, als er den Kontordiener Kraßnick wegen Unterschlagung verhaftet hatte. Der Mann hatte damals keinen schlechten Eindruck auf ihn gemacht. Es war auch das erstemal, daß der arme Teufet in Konflikt mit dem Gesetz kam. Auch diesmal H es nur bittere Not gewesen, die ihn veranlaßt hatte, seine Hand fremdem Eigentum ausLustrecken. Früher war
KraßniI- Eijend'reher in der Fabrik "gewesen, chatte" aber durch eigene Schuld den Zeigefinger der rechten Hand eingebüßt. Aus Mitlsid hatte ihn seine Firma als Kontordiener angestellt. Der Bedauernswerte war aber durch seine Krankheit in Schulden geraten, dazu kamen kurz nacheinander die schwere und lange Erkrankung und der darauf 'vlgende Tod zweier Kinder. Um Arzt und Apotheker bezahlen und die durch das Begräbnis entstandenen Kosten decken zu können, hatte er eine für die Firma erhaltene Zahlung von hundertfünfzig Mark unterschlagen.
Unter Annahme mildernder Umstände war Kraßnick wegen dieser Unterschlagung nur zu einer Gefängnisstrafe von drei Monaten verurteilt worden. Den entlassenen Sträfling hatte er nachher noch ein paar Monate lang im Auge behalten. Schlecht genug war's dem armen Teufel ergangen. Seine Stellung hatte er natürlich ver>