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bei einmaliger No« rückrmg 10 Psg. di« einspaltige Zeile; bei Wieberyolungrv entsprechenberRabatt

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Unparteiische Tageszeitung und Anzeigeblatt, verbreitet in den Gberamtsbezirken Nagold, Zreudenstadt, Lalw u. Neuenbürg.

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Ausgabeort Atteusteig-Stadt.

Freitag, de« 27. August.

Amtsblatt für Pfalzgrafeuweiler.

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Amtliches.

Im Falle genügender Beteiligung wird in Gmünd vom 6. September ds. Js. ab ein Unterrichtskurs für Fleisch be schauer abgehalten werden. Die An­meldungen sind spätestens bis zum 2. September ds. Js. an den Unterrichtsleiter, Veterinärrat Ostertag in Gmünd, einzureichen.

Die erste Forstdienstprüfung Herbst 1909 findet am Donnerstag den 21. Oktober und an den folgen­den Tagen statt. Die Kandidaten, welche sich zu dieser Prüfung gemeldet und nicht einen abweisenden Bescheid er­halten haben, sind zur Prüfung zugelassen.

Der schwedische Massenstreik «. seine Lehren.

Nachdruck verboten.

Der langwierige schwedische Massenstreik ist in sein letztes Stadium eingetreten, in das der Abbröckelung der Arbeiter von den Organisationen. Ueb.erall melden sich Leute, die drei Wochen lang die Qualen des Streiks mit- aushielten, bei den Unternehmern. Diese haben zum Schutze der Arbeitswilligen weitgehende Maßnahmen getroffen und werden in ihren Bestrebungen noch wirksam von der Regie­rung unterstützt. Je zahlreicher die Arbeitswilligen werden, die um jeden Preis geschützt werden sollen, um so größer wird die Gefahr des Ausbruches von Gewalttätigkeiten. Aber dieses letzte Aufbäumen ist dann auch der Todeskampf, mit dem der Generalstreik sein Ende findet.

Ein Streik von der Ausdehnung, wie er soeben in Schweden zum Ereignis geworden ist, hat die Welt noch nicht gesehen. Es kann andrerseits aber auch keine größere Erschütterung geben als die ist, welche einen bei der Be­trachtung des durch den Generalstreik heraufbeschworenen Elends ergreift. Wenn ein Krieg, eine Naturkatastrophe, eine Seuche ihre verheerende Wirkungen über ein ganzes Volk verbreiten, so müssen wir uns darein finden in der Erkenntnis, daß diese Schicksalsschläge unabhängig von unserem Willen und daher unabwendbar gewesen sind. Wenn aber in einem so ruhigen Volke wie dem schwedischen die über­wiegende Mehrheit der Arbeiter offenen Auges sich und ihre Familien ins Verderben stürzt und das Nationalvermögen des Landes aufreibt, dann fehlt uns das Begreifen und Schaudern erfüllt uns von den Verwüstungen, die normale und sympathische Menschen unter dem Einflüsse gewissenloser Agitatoren anrichten. Denn daß das über Schweden herein­gebrochene Unheil eine Folge der Hetzarbeit ist, steht außer Frage.

Geschehene Dinge lassen sich nicht mehr ändern. Schwe­den muß zuschauen, wie es die schweren Verluste wieder einbringt, die dem Staate, seinem Handel und seiner In­dustrie, seinem Unternehmertum und seiner Arbeiterschaft durch den Massenausstand zugefügt worden sind. Aber die wirtschaftliche Katastrophe im hohen Norden muß unbedingt allen andern Völkern zu einer Warnung und Mahnung werden.

Tagespolitik.

Um die Zukunft des nationalen Liberalis­mus ist dem Abgeordneten Bassermann nicht bange; der Abgeordnete ist auch frei von jeder Mandatsmüdigkeit. In einer Versammlung zu Leer erklärte der Abgeordnete Stresemann, Bassermann habe niemals einen stärkeren Glauben an die Zukunft des nationalen Liberalismus, nie eine größere Arbeitssreudigkeit und eine größere Bereitwilligkeit, in Ver­sammlungen zu reden, gehabt als gerade jetzt. Nur an eine Wiederwahl in seinem Wahlkreise Rothenburg-Hogerswerda glaubt er nicht mehr, da ihm dort die Konservativen ihre Unterstützung entziehen werden. Das stimmt. Die Kreuz.- Ztg. erklärt, kein konservativer Wähler könne mehr für Bassermann eintreten, nachdem dieser das Ergebnis der Reichs- nnanzreform einen Beutezug genannt hat.

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Ueber eine österreichisch-rumänischeMili- särkonvention, die nicht besteht, veröffentlichen Pariser Blätter höchst gruselige Meldungen, durch die Mißtrauen in der Türkei und auch in Rußland erregt werden soll.

Die Finanzsrage heischt inOesterreich so dring­end ihre Lösung, wie es bei uns im Reiche der Fall war, und wie es auch in England zu konstatieren ist. Leider ge­statten die parlamentarischen Verwickelungen in Oesterreich keinen zuversichtlichen Ausblick in die Zukunft. Gelingt es aber, der Schwierigkeiten Herr zu werden, dann soll, wie der Ministerpräsident v. Bienerth dem Kaiser Franz Joseph in einem dreistündigen Vorträge darlegte, der österreichische Reichsrat schon Anfang Oktober einberufen und mit dem Finanzreformplan befaßt werden.

Präsident Fallier es besuchte am Dienstag das Luftmaschinen-Wettrennen in Reims. Der Präsident von Frankreich empfing bei dieser Gelegenheit auch den zur Zeit dort anwesenden Major von Parseval und hielt an ihn eine Ansprache. Er sagte, daß die Luftschiffahrt ein Terrain ist, auf dem alle Nationen im freien Wettbewerb voranstreben und sich in friedlichem Einverständnis treffen sollen. Da sollte Frankreich doch auch bei Ballonfahrten nicht derartig hohe Zölle verlangen, wenn ein ausländischer Ballon auf franz. Gebiet landet.

Die Spionagefurcht der Franzosen ist nicht so leicht auszurotten. Da wurde kürzlich in Arras (Nord­frankreich) ein Deutscher schon verdächtig! verhaftet, der ein Garnisonverzeichnis der französischen Truppen bei sich trug. Daß dieses Verzeichnis im Buchhandel erschienen ist, also weiter kein Geheimnis enthält, kam nicht in Betracht, der Mann war offenbar ein Spion. Zum Ueberfluß wurde in einem Brief, den er bei sich trug, folgende Stelle ge­funden:Ich habe diesen Brief der Post nicht anvertrauen wollen, da mir sein Verlust höchst unangenehm gewesen wäre/' Schließlich ließ man den Deutschen wieder laufen, die französischen Behörden sagen, sie hätten es mit einem Geisteskranken zu tun gehabt. Ein Mann aber, der so ge­nau über die Unzuverlässigkeit der französischen Post infor­miert ist (wie die Briefstelle beweist!) erscheint uns garnicht unzurechnungsfähig!

Londoner Blätter gefallen sich darin, die den Spaniern in Marokko erwachsenen Kriegsschwierig­keiten auf die Schuld Deutschlands zurückzuführen. Deutschland protestiere gegen den Vormarsch des Generals Marinas in das Innere des scherifischen Reiches und versetze Spanien dadurch in die schwierigste Lage. Natürlich Unsinn!

Lo puchin, der einstige Chef der russischen Staats­polizei, der wegen Konspirationen mit den Revolutionären zur Verbannung nach Sibirien verurteilt wurde, hat die Reise nach Jenisseisk in Begleitung' seiner Gemahlin ange­treten. Von Interesse ist, daß der jetzige Gouverneur von Jenisseisk früher Lopuchins Untergebener war. So wechselt das Schicksal die Rollen.

LandesnachrichLen.

' Freudenstadt, 25. August. Auf dem hiesigen Stadt- bahnhos verunglückte der mit Steineinladen beschäftigt gewesene Maurermeister Ehr. Schittenhelm dadurch schwer, daß ihm beim Verlassen des Wagens das Hebeisen in den Unter­leib drang, wobei die Gedärme verletzt wurden.

* Freudenstadt, 26. August. Das XIII. Schwarz­waldgau-Verbandsschießen findet hier am 29. und 30. August mit folgendem Programm statt: Sonntag, 29. August: 10'/z Uhr Schützentag im Hotel Post (Dependance), 11 '/2 Uhr gemeinschaftliches Mittagessen im Hotel Post, 1 Uhr Abmarsch auf den Festplatz, IV?7 Uhr Schießen, Konzert auf dem Festplatz, 8 Uhr abends Festbankett im Sternenfaal unter Mitwirkung der GesangvereineLieder­kranz" undMännerchor" und des städt. Kurorchesters. Montag, 30. August: Vormittags 712 Uhr Schießen. Nachmittags 16 Uhr Schießen, Konzert aus dem Festplatz. Abends 6Vs Uhr Preisverteilung im Hotel Herzog Friedrich. Anschließend hieran Ball.

* Wildbad, 25. Aug. Die Saison ist in vollem Gang. Bei fortgesetzt schönem Wetter, wie wir es im September der beiden letzten Jahre hatten, dürfen wir noch auf eine gute Kur rechnen. Die Frequenz beträgt heute 14 656 Personen.

js Oberndorf, 25. August. Der Schwarzwälder Bote schreibt: Am 21. ds. Mts. fand vor dem hiesigen Schöffen­gericht eine Verhandlung gegen einen Wirt von Alpirsbach statt, der einen sogenannten Geschicklichkeitsauto­maten in seiner Wirtschaft aufgestellt hatte. Gegen der­artige Apparate wird neuerdings auf Grund eines Erlasses des Ministeriums des Innern energisch vorgegangen., da durch sie dem Publikum teilweise recht bedeutende Beträge aus der Tasche gelockt werden. Wurden doch oft Rein­einnahmen der Automatenbesitzer bis zu 70 M. im Monat sestgestellt. In dem hier abgeurteilten Fall handelte es sich um einen Automaten mit dem schönen NamenOnkel Theodor", bei dem ein eingelegtes Fünfpfennigstück mit einem vom Spieler in Bewegung gesetzten Hebel im Apparat in die Höhe geschleudert wird. Wenn das Geldstück dann beim Herunterfallen in eines der vier Gewinnfächer fällt, erhält der Spieler nach einem am Automaten angebrachten Spielplan ein Glas Bier oder Zigarren in verschiedenem Wert, je nach der Nummer des Fachs, worein das Geldstück zu liegen kommt. Fällt die Münze nicht in ein Gewinn­fach, so ist sie für den Spielenden verloren. Der Automat war zur Verhandlung zur Stelle geschafft, und seine Wir­kungsweise wurde vom Gericht ausprobiert. Dabei wurde ermittelt, daß für das Durchschnittspublikum lediglich der Zufall über Gewinn oder Verlust entscheidet. Dementsprechend hat das Gericht festgestellt, daß das Ausstellen dieses Auto­maten gemäß ß 286 Abs. 2 StGB, ohne obrigkeitliche Er­laubnis verboten ist. Der angeklagte Wirt wurde lediglich aus subjektiven Gründen sreigesprochen, da das Gericht an­nahm, er sei sich der Rechts Widrigkeit seiner Handlung nicht bewußt gewesen. Diese Entscheidung ist deshalb bemerkens­wert, weil die Händler mit derartigen Automaten, die daran bis jetzt einen ganz unverhältnismäßig großen Gewinn er­zielten, die Behauptung verbreiten ließen, daß die Aufstellung von Automaten in der Art desOnkel Theodor", bei denen das Geldstück durch eine besondere Vorrichtung (Hebeldruck) in den Apparat geschleudert wird, nicht als Veranstaltung einer unerlaubten Ausspielung zu betrachten sei.

js Stuttgart, 25. August. Wie der Schwäbische Merkur hört, wird sich der Reichstagsbesuch, der am 4. September in Friedrichshafen stattfindet, nicht auf Stuttgart ausdehnen.

* Stuttgart, 25. August. Ein hervorragender Vertreter der Stuttgarter Möbelindustrie, Fabrikant Paul Wirth, der am letzten Samstag im Alter von 64 Jahren aus dem Leben geschieden ist, wurde gestern vorm, im Krematorium auf dem Pragfriedhof durch Feuer bestattet.

js Stuttgart, 25. August. Bei der heutigen Ziehung der Altenstadter Kirchenbaulotterie fielen die Hauptgewinne auf folgende Nummern: 15 000 Mark auf Nummer 79 137, 6000 Mark auf Nummer 69 588, 2000 Mark auf Nummer 12 07t, 1000 Mark auf Nummer 30 469, je 500 Mark auf die Nummern 50 217, 87 645, je 200 Mark auf die Nummern 7141, 16 335, 23 549, 46 405, 59 784. (Ohne Gewähr.)

js Ludwigsburg, 25. Aug. Der 28 Jahre alte, ledige Josef Kiesel führte gestern abend auf dem Rückweg von Markgröningen einen beladenen Wagen der hiesigen Nieder­lage der Brauerei Wulle. Er stürzte vom Wagen und ge­riet mit dem Kopfe so unglücklich unter eines der Vorder­räder, daß er einen Schädelbruch erlitt. Auf dem Heim­weg ins Bezirkskrankenhaus starb er.

js Markgröningen, OA. Ludwigsburg, 25. August. Vom Wetter sehr begünstigt fand gestern hier wieder der Schäfer­lauf in herkömmlicher Weise statt. Auf dem Festplatz wickelte sich das Programm in üblicher Weise ab, wobei das Wettspringen der Schäfer und Schäferinnen, das Wasser­tragen und Sacklaufen große Heiterkeit und Jubel hervorriefen. Es mögen immerhin 4000 Festbesucher, meist Städter, an­wesend gewesen sein.

js Heilbronn, 25. August. Vom Schlage gerührt wurde heute früh auf dem Bahnhof-ein Bauer aus dem Badischen, der auf den Markt wollte. Es war sofort tot. Der Tote trug eine Fahrkarte von Babstadt bei sich.

js Dörzbach, OA. Künzelsau, 25. Aug. Das Bedürfnis, ihre Betriebe immer mehr der Neuzeit anzupassen, veranlaßte 3 Wirte in Hallendach, sich Acetylengas einzurichten. Alle drei dürfen aber ihre Einrichtung, die mehrere hundert Mark kostete, gar nicht benützen, da sie nicht vorschrifts­mäßig angelegt ist. Es ist daher für jeden, der eine solche Einrichtung beabsichtigt, wichtig, sich vom Lieferanten die vorschriftsmäßige Anlage garantieren zu lassen.

js Gmund, 25. August. Gestern abend 7 Uhr wurde von einem Spaziergänger seitwärts vom städtischen Wasser-