heit'verübt hat. Er mar früher schon einmal wegen Untersuchung seines Geisteszustandes längere Zeit interniert. Es wird eifrig nach ihm gefahndet.
ff Steinheim, 13. Juli. Mitten im Ort bei einer Straßenbiegung überstürzte sich ein Automobil mit mehreren Insassen, die herausgeschleudert und teilweise schwer verletzt wrden.
X Dietenheim, 13. Juli. In Wangen hiesigen Oberamts überfielen zwei Handwerksburschen die mit Heuen beschäftigte Ehefrau Lena Thanner und schleppten sie in einen nahen Wald. Den Bemühungen des Landjägers gelang es, die beiden festzunehmen.
js Ulm, 13. Juli. Die 32jährige Schreinersehefran Angelika Baur in Jungingen hat sich am 8. Juli mit ihren 4 bezw. 6 Jahre alten Knaben von zu Hause entfernt und ist seither abgängig. Man vermutet, daß sie sich und ihre beiden Knaben in der Donau ertränkt hat.
ss Ulm, 13. Juli. Gestern nachmittag wurde ein 71- jähriger Mann in seinem Garten beim Schießhaus in Neu- Ulm tot aufgefunden. Es war ihm eine Krampfader ge- platz und er verblutete.
X Ulm, 13. Juli. Die Donau führt seit gestern Hochwasser. Auf dem lehmgelben Wasser schwamm während des Tages Holz in größeren Mengen herunter, sogar Baumstämme wurden zu Tal geführt. Zur Zeit zeigt der Pegel 1,50 Mtr. über normal.
Zeppelinbund.
Soeben hat sich in Stuttgart eine freie Vereinigung zusammengeschlossen, die mit ausdrücklicher Autorisation des Grafen Zeppelin als Zeppelinbund an die Oeffentlich- keit tritt. Die Vertretung des Bundes nach außen hin und die Kontrolle der Leitung übernahm ein aus 10 Mitgliedern bestehender Ehrenvorstand, dem u. a. beigetreten sind: Dr. Eckener, Hamburg (der bekannte Begleiter des Grafen Zeppelin auf seinen Fahrten); Geheimrat Prof. Dr. Hergesell; Wirkl. Geh. Rat v. Holleben; Ferdinand Graf o. Zeppelin jun., Dipl.-Jng. Der Zeppelinbund bezweckt: Errichtung eines Zeppelin-Museums, Förderung des Luftschiffwesens und Erforschung des Lustmeeres, insbesondere zunächst Förderung des großen Zeppelin-Herge- sellschen Nordpolunternehmens unter dem Protektorat des Kaisers; Herausgabe eines Zeppelin-Jahrbuches, in dem über die jährlichen Fortschritte auf dem Gesamtgebiete des Luftschiffwesens von hervorragenden Autoritäten berichtet werden soll; Hauptaufgabe: Tatkräftiges Eingreifen zur Förderung der Volksbildung, namentlich zurpopulären Erschließung der Naturwissenschaft, Nutzbarmachung der Naturkräfte zur eingehenden Kenntnis der engeren Heimat, wie des ganzen Vaterlandes und seiner Stammeseigenart, zur geistigen Hebung des Wanderns und Reifens, der Heimat- und Volkskunde. Die Erreichung der letztgenannten Ziele wird angestrebt durch Herausgabe von Buchveröffentlichungen und einer illustrierten Monatsschrift alsBundes- organ unter dem Titel „Augen auf!" Jede politische oder religiöse Stellungnahme soll im Zeppelinbunde strengstens ausgeschlossen bleiben, um jedermann den Beitritt zu ermöglichen. Anmeldungen werden durch alle Buchhandlungen und Zeitungsexpeditionen, sowie von der Geschäftsstelle des Zeppelinbundes: Stuttgart, Sonnenbergstraße 9, entgegengenommen.
X Pforzheim, 13. Juli. In der gestrigen Bürgerausschußsitzung wurde einstimmig der Ankauf des Benckiser- schen Hammerwerkes und der Weinerwiesen (80 923 gm und für V, Million Mark Gebäude) für 2 Millionen Mark beschlossen. Wegen der Uebernahme eines Teils der umfangreichen Einrichtungen und Weiterbetriebs der Gießerei und Maschinenfabrik schweben gegenwärtig Verhandlungen, die eine Erhaltung der Fabrik am Ort hoffen lassen.
js Nürnberg, 13. Juli. Zum 1. August tritt hier eine Verordnung in Kraft, die hier die K l ei d e r s ch l e p p e n auf der Straße verbietet.
Zur Karrzl«rkrisiS.
* Berlin, 13. Juli. Ein namhafter konservativer Politiker hat seine Empfindungen über den Sturz Bülows diesem in folgenden Zeilen ausgedrückt: „Seit den Hohenstaufen wird in Deutschland jeder, der einen nationalen Flug hat, durch die Kirchturmsinteressen der Parteien in den Staub gezogen. Seit Cäsar bekämpftRom Deutsche mitDeutschen." Ein Politiker, der den Liberalen nahesteht, hat dem Fürsten Bülow seine Anschauungen nach dem 24. Juni in folgenden Worten kundgegeben: „Sie sind gestürzt durch den Haß des Zentrums, die Treulosigkeit der Konservativen und die Kurzsichtigkeit der Liberalen."
* Berlin, 13. Juli. Mit dem Fürsten Bülow tritt, wie das „Berliner Tageblatt" hört, auch der jetzige Chef der Reichskanzlei v. Löbell zurück. Herr v. Löbell wird vermutlich in den preußischen Staatsdienst übertreten.
Vom 16 . deutschen BnrrdeSschietzen in Hamburg.
Der interessanteste Tag war eigentlich der Samstag, der den Einzug der deutschen Schützen in Hamburgs Mauern brachte. Schon früh am Vormittag trafen die südwestdeutschen Schützen ein, die sich in Frankfurt a. M. zu einem gemeinsamen Sonderzuge zusammengefunden hatten. Sie wurden im festlich geschmückten Hauptbahnhofe von den Mitgliedern des Ortsausschusses empfangen und mit einem kühlen Trunk bewirtet. Die Frankfurter führten die Schweizer Fahne mit sich, die bei dem ersten Deutschen Schützenfest 1862 in Frankfurt a. M. unter großer Feierlichkeit von den damals erschienenen 1100 Schweizer Schützen überreicht wurde. Die Fahne befindet sich seit dieser Zeit im Besitze des Frankfurter Schützenvereins und wurde früher zu allen Schützenfesten mitgenommen. Jetzt kommt sie in Hamburg wieder zu Ehren. Je weiter der Tag vorschritt, um so geivaltiger wurde der Verkehr in und um den Hauptbahnhof herum. Ein langer Extrazug brachte die Nürnberger Schützengesellschaft, der sich auch die Schützenbrüder aus Mittel- und Oberfranken (Bamberg, Erlangen, Forchheim usw.) angeschlosien hatten. Die Nürnberger überschütteten - die Zuschauer mit allerliebsten kleinen Nachbildungen des Nürnberger Trichters. Gegen 4 Uhr nachmittags liefen zwei gewaltige Extrazüge mit den beiden großen Berliner Schützenvereinigungen der „Berliner Schützengilde" und dem „Berliner Schützenbund" ein. Erstere hatte die Kapelle des 4. Garderegiments zu Fuß für die Reise und den Aufenthalt in Hamburg gemietet — kein billiges Vergnügen! In den kleidsamen grauen Joppen, dem schneidigen Schützenhut, den weißen Handschuhen und mit der eleganten Weiblichkeit, die sie begleitete, am Arme, marschierte Preußisch-Berlin wie immer an der Tete. Dann kamen die Leipziger, gemütlich und zufrieden, trotz der langen Fahrt und des zweifelhaften Wetters. Sie brachten die Carabiniers-Kapelle aus Borna (sprich: Karapiniehs) mit. Mit ihnen kamen auch die übrigen Schützengesellschaften des Königreichs Sachsen. Aus Freiburg a. E. kamen zirka 30 Schützen als Vertreter der ältesten deutschen Schützengilde von 1598. Die alten seidenen Fahnen aus früheren Jahrhunderten, die von Bremer Bischöfen der Gilde geschenkt wurden, haben dem Zahn der Zeit ihren Tribut zahlen müssen und können wegen Altersschwäche nicht mehr entfaltet werden. Der älteste aktive Schütze ist der 97jährige Gildebruder Dodenhoff, der in seinem hohen Alter noch so rüstig ist, daß er jeden Ausmarsch mitmachen kann und als Vergünstigung sich seit zwei Jahren nur erbeten hat, vom
Tragen des Gewehrs befreit zu sein. Einen ähnliche „Schützengreis" führten die um 5 Uhr nachmittags ern- treffenden Münchener Schützen in der Person des 78- jährigen Adlerjägers Leo Dorn aus Hindelang mit sich, der kürzlich seinen 75. Adler aus den Lüften holte und setz Jahren den Prinzregenten Luitpold bei seinen Jagdzüqen im Allgäu als Führer begleitet. Die Münchener waren der Gegenstand lebhafter Ovation, da sie das Bundesbanner mir sich brachten. Auch ihr Zug wies eine alte Schützenfahr,e auf und zwar die der Regensburger Schützen aus dem Jahre 1633. Dann folgten die Oesterreicher, bei deren Ankunft es besonders hoch herging. Sie wurden, nachdem sie in Stärke von 600 Mann den Wagen entstiegen waren vom Senatssekretär Tr. Hagedorn willkommen geheißen. Der eigentliche Begrüßungsakt erfolgte auf dem Hachmanns-Platze vor dem Hauptbahnhofe, worauf ihr Führer, Kaiserliches Rat Gerstle (Wien), der an Stelle des am Erscheinen verhinderten Fürsten zu Trautmannsdorff das Kommando übernommen hatte, das Wort zu einer längeren Ansprache nahm, in der er hervorhob, daß das Erscheinen der Oesterreicher in erster Linie der erneuten Betonung der guten Beziehungen zwischen Deutschland und Oesterreichs gelte. Er danke für das Erscheinen der Hamburger im vorigen Jahr in der Stadt Wien und teilte mit, daß sich einer der Bürgermeister Wiens im Zuge befände, der den Hamburgern in den allernächsten Stunden die Grüße der Stadt Wien übermitteln werde. (Stürm. Beifall). Redner schloß: „Hoch die Fahnen! Zum ersten Male grüßen sie die stolze Hansastadt, die wir bewundern als die Verkörperung deutscher Arbeit und deutschen Könnens. Hamburg, das endlich erreichte Ziel unserer Sehnsucht, unserem liebwerten Hamburger Schützenbrüdern und der gesamten Hamburger Bürgerschaft ein dreifach donnerndes Schühenheil!" Die Schützen stimmten dreimal begeistert in das Hoch ein. Hieraus setzten sich die Oester- reicher in Marsch, an ihrer Spitze die Kapelle des Hoch- und Deutschmeister-Regiments, von einem Offizier angeführt. Da wollte der Jubel kein Ende nehmen. Später kamen dann noch die ernsten Schweizer, hagere, sehnige Gestalten, mit mächtigen, weißen Bärten und dem Kreuz der Eidgenossenschaft auf der Brust. Es kamen dann auch noch die benachbarten Mecklenburger, die Schlesier, die Ostpreußen, die Westfalen, die Rheinländer, die Pommern und die Westpreußen in kleineren Trupps. Am Sonntag ging es schon früh los mit Klingling, Bumbum und Tschingdada. Ganz Hamburg war auf den Beinen, um sich den großen Schützen-Fe st zug anzusehen, der um 11 Uhr vormittags am Steindamm seinen Anfang nahm und den Gästen die Entwicklung Hamburgs vom Fischerdorf zur Welthandelsstadt anschaulich darstellte. Zwischen den einzelnen Gruppenbildern waren die auswärtigen Schützen nach Vereinen eingeordnet. Am meisten Effekt machten die Berliner. Massig, wuchtig dröhnenden Schrittes. Beinahe 1000 Mann. Kolossal schneidig! Voran die Garde-Regimentskapelle. Losung: Alle Mann weiße Handschuhe! Feldgeschrei: Hurra, Hurra, Hurra! Kurz, militärisch imponierend. Rixdorf, Pankow, Perleberg hinterher. Hurra! Der Wasserkopf an der Wasserkante! — Stundenlang dauerte der Zug. Dann geht endlich ein tiefes Aufatmen durch die Menge, einen Augenblick noch und die Tausende und aber Tausende quirlen durcheinander — vorbei ist die Musik. Etwa 40 Musikkapellen haben bis zur Bewußtlosigkeit den Schützenmarsth gespielt, der nun Gemeingut des ganzen Schützenfestes werden soll. Das Auge ist geblendet von all dem Prunk, der die vergangene Zeit noch einmal lebendig werden ließ, und die Füße sind müde von dem stundenlangen stehen. Dazu der kalte Wind und die drangvoll fürchterliche Enge. Allerdings hatte der scharfe Wind den Vorteil, daß kein Regen fiel und der Festzug auf der Festwiese trocken ankam.
M L«fef»ircHt.
Das Höchste sind
Herz.
große Gedanken und ein reines
Schiller.
Unter den: Gesetze.
Roman von H. v. Schreibers Hofeck.
Nachdruck verboten.
Ehrhardt schwieg — traumverloren.
Endlich sagte sein Großvater einige Worte über den schönen Abend und fragte, wo Ehrhardt, der Großsohn, gewesen, und wie er den Nachmittag verlebt habe. Dabei ruhten seine Augen wieder mit zärtlichster Liebe auf dem ernsten Antlitz des jungen Mannes, der endlich aufblickte und lächelte.
Dasselbe Licht, das schon am Weiher in seinen dunkelgrauen Augen aufgeleuchtet, erglänzte auch jetzt darin, und ein Helles Rot huschte über sein Antlitz. Er warf den Kopf etwas zurück, strich sich das Haar aus der Stirn und sah den alten Herrn fest an. „Ich bin am Erlenteiche gewesen mit Alharda Warnitz — Großvater, wir — haben uns gesprochen." Etwas zögernd, aber ohne den geringsten Zweifel an der Auffassung, die seine Ankündigung finden mußte, kamen die Worte hervor, und der junge Mann lächelte träumerisch und glückselig. Als der alte Herr aber nichts erwiderte, ihn nur stumm, wie verstört durch die wenigen Worte, anblickte, tauchte zum erstenmal der Schatten eines möglichen Widerstandes von der einen oder 'anderen Seite vor ihm auf. Er lehnte sich vor, sah leinen Großvater aufmerksamer an und faßte zugleich
nach seiner Hand. „Ich glaubte, du würdest dich freuen. Ist dir Alharda unwillkommen auf Ellerau?"
Der alte Mann schüttelte langsam, wie unter einem schweren Drucke den weißen Kopf. Er konnte nicht sprechen, er fühlte sich wie zerschlagen.
Auch Ehrhardt schwieg, bestürzt und verletzt. Was ging in dem sonst stets so gütigen, teilnehmenden Großvater vor, dessen Zuneigung zu Alharda und ihrer ganzen Familie er doch kannte? Lebten sie auch erst seit einem Jahrzehnt hier, so hatte sich doch schnell ein intimmer, freundschaftlicher Verkehr zwischen den beiden Häusern gebildet. Als Alharda aus der Pension zurückkehrte, brachte sie dem jungen Freiherrn Ellern auf Ellerau offene Freundschaft entgegen, die bei beiden schnell in warme Zuneigung überging.
Der alte Freiherr hatte sich gefaßt. „Ich fürchte, Warnitz hat andere Absichten," sagte er und strich mit seiner langen, schmalen Hand über seine Stirn.
Ungläubig sah ihn Ehrhardt an. „Aber Alharda" — Sein Großvater hob die Hand; er war jetzt wieder der alte, und seine Stimme hatte den früheren, innigen Klang. „Es tut mir leid, dich erschreckt zu haben, mein Junge. Ich wüßte mir kein lieberes Wesen als Hausfrau auf Ellerau als Alharda, aber nach allem, was ich weiß, sehe ich keine — laß mich aussprechen, mein lieber Ehrhardt! Warnitz ist kein Bühnenvater, der seine Tochter zu einer ihr verhaßten Heirat zwingt, aber ich halte ihn für einen hartnäckigen Mann, dessen einmal gefaßte Ansichten nw,,. leicht umzustoßen sind. Natürlich werden wir alles versuchen" —
„Aber ich verstehe nicht. — Was könnte er gegen uns haben?" fragte Ehrhardt halblaut, mit gedrückter Stimme und unruhigem Blick. „Er hat mir nie gezeigt, daß ich ihm persönlich unsympathisch wäre."
Der Freiherr von Ellern schwieg eine Weile, dann
nahm er mit liebkosender Bewegung seines Enkels Hand und drückte sie. „Mein Junge, das Leben des Menschen ist eine Kette von Enttäuschungen. Ich wollte, du hättest erst mit mir gesprochen, ehe du Alharda" —
„Ich beabsichtigte es nicht, es kam ganz zufällig," sagte der junge Mann schnell. Glaube mir, ich hätte nicht daran gedacht, sonst hätte ich erst mit dir gesprochen. Es kam so — so von selbst. Wir saßen zusammen am Weiher und" — Er stockte, und trübe lächelnd pochte der Großvater ihm auf die Hand, indem er ihm Schweigen zuwinkte.
Ehrhardts Gedanken weilten am Weiher, und er rief sich mit heißem Herzklopfen den Augenblick zurück, der ihm das geliebte Mädchen so nahe gebracht. Warum sollten sie . nicht glücklich werden! Es gab keinen denkbaren Grund dagegen. Der Name eines Freiherrn von Ellern war ebensogut, eher besser, älter und von hellerem Klange als der des Herrn von Warnitz. Er war seines Großvaters einziger Erbe, das Warnitzsche Haus Hatte eine Reihe Kinder, die Alhardas Aussichten für später nicht besonders glänzend erscheinen ließen. Ehrhardt sagte sich das nicht mit klaren Worten, aber das Bewußtsein davon lag doch im Hintergründe seiner Seele und trat der Mutlosigkeit entgegen, die des alten Herrn Worte und Aufnahme der großen Neuigkeit sonst zweifellos bervorgcrufen hätte. Und die Hauptsache: sie hatten sich lieb. Er konnte sich nichts denken, das ihr Glück h.nsern oder stören könnte.
„Ich will morgen zu Warnitz hinüberfahren," sagte der alte Herr, der seinen Enkel aufmerksam beobachte! und mehreremal zum Sprechen angesetzt hatte, aber dock das nicht sagte, was ihm auf der Seele lag.
„Wäre es nicktt richtiger, ich ginge gleich selbst?" Ehrhardt richtete si.ff aus und sah mit unverkennbarem