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Unparteiische Tageszeitung und Anzeigeblatt, verbrettet in den Gberanttsbezirken Nagold, Freudenstadt, Lalw u. Neuenbürg.

»8. 162.

Ausgabeort Altensteig-Stadt.

Donnerstag, de« 15. Juli.

Amtsblatt für Pfalzgrafeuweiler.

1SVS.

Deutscher Reichstag.

Berlin, 13. Juli.

Zunächst werden die Petitionen, die die Kommission für ungeeignet zur Erörterung im Plenum erachtet hat, für er­ledigt erklärt. Das Abkom m e n zwischen dem deutschen Reich und Dänemark vom 12. Juni 1909 betreffend dm gegenseitigen Schutz von Mustern und Modellen wird in dritter Lesung unverändert angenommen, ebenso der Fre un d s ch a st s-, Handels- und Schiffahrts- ver trag zwischen dem Deutschen Reiche und dem Freistaat Venezuela. Es folgt die drille Beratung des Gesetzent­wurfs betr. die zollwidrige Behandlung von Gerste. Nach kurzer Debatte wird das Gesetz mit einem Antrag des Zen­trums angenommen. Darauf wird in dritter Lesung das Schankgesetz fast ohne Debatte erledigt. Es folgen Rechnungssachen. Nach Erledigung mehrerer Petitio­nen wird das Gesetz betr. die Gewährung von Beihilfen an Kriegsteilnehmer in 3. Lesung angenommen. Es folgen Wahlprüfnngen. Hierauf wird nach einer Erklärung Sydows, nach welcher der Bundesrat dem gestern be­schlossenen Besoldungsgesetz die Zustimmung versagt, in namentlicher Abstimmung mit 234 gegen 79 Stimmen die Wiederh erstellun g der gestern geänderten Kommissions- beschlüffe beschlossen, worauf in namentlicher Gesamtabftim- mung die B es oldu n g s v or l a g e mit3l7 Stimmen an­genommen wird. Darauf verliest Staatssekretär v. B e t h- mann-Hollweg eine allerhöchste Botschaft, wonach der Reichstag geschlossen wird. Präsident Graf Stolberg schließt dann die Sitzung mit einem dreifachen Kaiserhoch. Die Sozialdemokraten hatten inzwischen den Saal verlassen. Schluß: 2.45 Uhr.

Württembergischrr Landtag.

jl Stuttgart, 13. Juli.

Die Zweite Kammer setzte in ihrer heutigen Sitzung unter dem Vorsitz des Präsidente» v. Payer die Beratung des Eisenbahnbau kredttgesetzes bei Art. 7 Ziff. 4 fort. Vizepräsident Dr. v. Kiene berichtet zunächst über Ziff. 4 Erweiterung der Lotömativwerkftätte in Eßlingen und beantragt namens der Kommission als erste Rate die ange- sorderten 300 000 Mk. zu bewilligen. Abg. Schlegel (Soz.) empfahl der Regierung, doch nochmals die Frage zu prüfen, ob es nicht vom volkswirtschaftlichen Standpunkt zweckmäßiger sei, alle Reparaturen, wie in Baden, in einer Hauptwerkstätte auszuführen. Ministerpräsident von Weiz­säcker konnte die Zweckmäßigkeit des Vorschlages nicht an­erkennen. Ziff. 4 wird daraufhin genehmigt. Vizepräsident v. Kiene erstattet sodann Bericht über Ziffer 5 und befür­wortet für die Erwerbung des Anwesens der Maschinen­fabrik Eßlingen in Eßlingen die Summe von 1 500 000 Mk. zu genehmigen. Der Preis sei als angemessen zu betrachten. Tie Zwangsenteignung scheide bei dieser Angelegenheit als unzweckmäßig aus dem Bereich der Betrachtung. Auch dieser Titel wurde darauf bewilligt. Vizepräsident Dr. v. Kiene berichtet weiter über die in Art. 10 angeforderte Summe von 7 350 000 Mk. für die Vermehrung der Fahrzeuge der Slaats- eisenbahnen. Für diese Summe sollen u. a. angeschafft werden: 19 Lokomotiven mit 15 Tendern, 96 Personen-, 90 Gepäck-, 650 Güter-, 8 Bahnpost- und 14» Schmalspur­wagen. Ministerpräsident v. Weizsäcker bemerkt zu dieser Position, daß die Verwaltung sich Vorbehalte, bei einer günstigen Konjunktur mit einer Nachforderung an die Finanz­kommission heranzutreten. Abg. Liesching (Vp.) macht einige Bemerkungen über das Wagenmaterial. Nach einer kurzen Erwiderung des Präsidenten v. Stieler wird auch Art. io genehmigt. Der Gesetzentwurf betr. Gewährnng von Darlehen an Beamtenbaugenossenschaften wurde nach den Anträgen der Kommission gegen einige Stimmen des Bauernbundes und nachdem Finanzminister v. Geßler sich wohlwollend dazu geäußert hatte, angenommen. Abg. ^ ras (Z.) hatte einen Antrag gestellt, wonach Darlehen gegen Zahlung einer Annuität von 4 Proz. gewährt werden sollten, da auch in anderen Bundesstaaten dieser Satz Gel­tung erlangt hätte. Für diesen Antrag stimmten Zentrum und Sozialdemokratie. Die Mehrheit, Deutsche Partei, Volks­partei und Bauernbund stimmten dagegen und so blieb es bei dem Kommissionsantrag, der 4'/z Proz. vorsieht. Eine Resolution, worin die Bedingungen für Gewährung von

staallichen Baudarlehen und Darlehensgarantien an Bau­genossenschaften niedergelegt sind, wurde mit großer Mehr­heit angenommen. Zum Schluß wurden noch von den Spezial- ctats des Haupifinanzerats die Kap. 48, 109, 122, 122a und 123 nach den Anträgen der Kommission erledigt. Die nächste Sitzung findet morgen vormittag mit der Tagesordn.: Eisenbahn- und andere Eingaben statt.

Landesnachnchtrn.

Altenfteig, 14. Juli.

* Der in Altensteig (als Sohn des Ehr. Fr. Frhrn. v. Seniler, Kgl. Oberförsters hier und seiner Gattin Anna Charlotte Jos. geb. Freiin v. GemmingenGemmingen) ini Jahr 1839 geborene Generalleutnant z. D. Frhr. Georg Wilhelm Seutter v. Lötzen feierte am Montag in Stuttgart seinen 70. Geburtstag. Das Stuttgarter Tagblatt schreibt unterm 12. d. Mts. darüber: Heule begeht Generalleutnant z. D. Frhr. Seutter v. Lötzen seinen 70. Geburtstag. Er wurde 1839 in Altensteig geboren. Ten 66er Feldzug machte er als Oberleutnant im 3. Jnfani.-Regiment den 70er Krieg als Hauptmann und Kompagniechef im 7. Infanterie-Regiment mit. Für die Schlacht von Villiers wurde er mit dem Eisernen Kreuz und dem Militärverdienstvrden ausgezeichnet. Er war später Kommandant des Infanterie-Regiments Nr. 122 und der 54. Jnf.-Brigade. 1891 nahm er seinen Ab­schied. Beim Regimentsjubiläum der Siebener führte er die Festzugsteilnehmer der 3. Kompagriie an seinem König vorbei.

js Stuttgart, 13. Juli. Der Geheime Kommerzienrat Alexander Pflaum hat in Gemeinschaft mit seiner Ge­mahlin anläßlich der Vollendung seines 70. Lebensjahres der Zentralleitung des Wohltätigkeitsvcrcins den Beitrag von 100 000 Mark als Hilfsfonds für notleidende Arbeitslose zur Verwaltung übergeben. Das Zinsenerträgnis ist zur Unterstützung unverschuldet durch Arbeitslosigkeit in vorüber­gehende Not geratener Personen ohne Unterschied der Kon­fession, die mindestens ein Jahr lang innerhalb des Stadt­direktionsbezirks Stuttgart in Arbeit gestanden haben, zu verwenden. Das Nähere über die mit dem Rechnungsjahr 1. April 1910/11 in Wirksamkeit tretende Stiftung wird noch bekannt gegeben werden.

* Stuttgart, 13. Juli. Aus verschiedenen Gegenden des Landes kommen Nachrichten über Hochwasser. Es wird be­richtet, daß der Kocher, die Roth und Murr stark über ihre Ufer getreten seien und weite Talstrecken überschwemmt haben. Besonders schwer ist die Heuernte geschädigt.

js Stuttgart, 13. Juli. Ein Opfer der Schundliteratur ist der am 25. Januar 1891 in Stuttgart geborene Theo­dor Gattung geworden, der sich vor der ersten Strafkammer wegen drei Verbrechen der versuchten erschwerten Erpressung zu verantworten hatte. Er war eifriger Leser von Detiktiv- romanen, insbesondere der Nic-Carter Hefte. Am 22. Mai richtete der Angeklagte an den Hotelier Marquardt einen die schwarze Hand" Unterzeichneten Brief, in dem er ihn aufforderte, ihm auf den 26. Mai abends 9'/? Uhr Ecke der Ludwigsburger- und Friedhosstraße die Summe von 2000 Mark überbringen zu lassen, widrigenfalls er das Hotel Marquardt mit einem daselbst versteckt gehaltenen mit Sprengstoff gefüllten Fäßchen in die Luft sprengen werde. Zwei ähnliche Briefe schrieb er an einen hiesigen Bankier mit der Aufforderung, 3000 Mark zu bringen. Am 1. Juni richtete er an eine Freifrau einen Brief, in dem er diese aufforderte, 5000 Mark auf den Feuerseeplatz zu bringen, widrigenfalls ihr Leben verfallen sei. Der Ange­klagte machte geltend, er sei durch die Lektüre von Kolpor­tageromanen dazu gekommen, die Drohungen seien ihm nicht ernst gewesen, er habe nur wollen, daß die Stuttgarter in Angst geraten, wenn die Sache in den Zeitungen veröffent­licht werde. Er sei auch nie an den Platz gegangen, an den er die Empfänger seiner Briefe bestellt habe. Entdeckt wurde der Angeklagte dadurch, daß seine Brieftasche gefunden wurde, in der sich Zettel mit der Adresse mehrerer reicher Personen und Geldbeträgen vorfanden. Der Angeklagte gab zu, er habe anfangs noch an viel mehr Personen solche Briefe schreiben wollen, sei aber davon abgekommen. In den Er­presserbriefen waren Stellen enthalten, die er wörtlich aus den Romanheften abgeschrieben hatte. Das Urteil gegen ihn lautete aus 6 Monate Gefängnis.

' Stuttgart, 13. Juli. Der unter der Schirmherrschaft des Königs von Württemberg stehende IV. Stenographentag

der Kurzschriftschule Stolze-Schrey wird in den Tagen vom 24.27.Juli in der Liederhalle zu Stuttgart abgehalten werden. In der öffentlichen Festsitzung am 25. Juli hält den Haupt­vortrag Gymnasialdirektor Dr. Stamm-Anklam über die Bedeutung der Kurzschrift. Ueber die Vorbeitungen zur deut­schen Einheitskurzschrist sprechen Rechnungsrat Kaeding- Berlin und Tr. jur. Daniel-Berlin.Kurzschrift und Schule" werden behandeln: Gymnasialdirektor a. D. Prof. Dr. H en k e-Bremen, Privatdozent Prof. Dr. Mäule- Stuttgart, Seminardirektor Habermas -Gummersbach und Stadtverordneter Star k-Magdeburg;Kurzschrift und Rechtspflege": Oberlandesgerichrsrat Dr. I o h ne n - Düssel­dorf, Staatsanwalt Dr. Mag er-Hagen und Rechtsanwalt Dr. Neuburger- Stuttgart. Die Verhandlungen über Kurzschrift und Heer wird Generalarzt z. D. Dr. Körting- Berlin einleiten. Gymnasialoberlehrer Dr. Dewischeit- Breslau will in einem an Lichtbildern erläuterten Vortrage die Entwickelung der Kurzschrift in Laufe von 2500 Jahren schildern. Reichstagsabgeordneter Dr. Wiemer hat einen Vortrag über die Kurzschrift im Dienste des Parlamentariers angemeldet, Reichstagsabgeordneter Dr. Neumann-Hofer wird die sozialpolitische Bedeutung der Kurzschrift behandeln.

1s Nürtingen, 13. Juli. Zu dem gestern gemeldeten Mord wird uns noch von anderer Seite geschrieben: In Neckarhausen wurde gestern die Sektion des ermordeten Mädchens vorgenommen. Es soll sich um eine Liebes- tragödie handeln, der zwei blühende Menschenleben zum Opfer fielen. Das Ladenfräulein wird seit einigen Tagen in Cannstatt vermißt und scheint mit ihrem Geliebten ziel- und planlos umhergereist zu sein, bis sie sich einigten, in den Tod zu gehen. Sie wurde zweifellos, mit ihrem Ein­verständnis, auf offener Landstraße durch fünf Revolverschüffe getötet. Die Leiche des Mechanikers von Heslach ist noch nicht aufgefunden, er dürne den Tod in dem nahen Neckar gefunden haben. Den bekümmerten Eltern des unglücklichen Paares wurde allseitig Teilnahme entgegengebracht.

js Bietigheim, 13. Juli. Der Bauer Matthias Faude von Bulzingen fiel beim Heuladen vom Wagen und brach das Genick. Der Tod trat bald darauf ein.

11 Heilbronn, 13. Juli. Gestern abend wurde auf dem neuen Friedhof ein junges Mädchen ausgefunden, das in einem ohnmachtähnlichen erstarrten Zustande am Bo­den lag. Es wurde in den Saal verbracht und Beleb­ungsversuche angestellt, die lange ohne Erfolg n aren. End­lich kehrte das Bewußtsein zurück. Die Ursache der Betäub­ung war eine schwere Nervenerschütterung. Das Mädchen erzählte mit stockender Stimme unter unaufhörlichem Weinen seiner herbeigeeilten Mutter von der schlechten Behandlung, die cs bei der Dienstherrschaft in einem badischen Orte in der Nähe von Großgartach zu erdulden hatte. Das Mäd­chen wurde in einem Wagen ins Krankenhaus gebracht.

js Heilbronn, 13. Juli. Vom Kreisturnfest (31. Juli bis 2. August). Anmeldungen liegen bis jetzt von rund 300 Vereinen mit 6800 Festbesuchern vor, welche sich noch aus 8000 erhöhen dürfte, eine Anzahl, die die gehegten Er­wartungen erfreulicherweise bei weitem übertrifft. Ter Em­pfangsabend (Samstag 31. Juli) auf dem Festplatz ver­spricht, sich zu einer erhebenden Feier zu gestalten. An diesem Abend geht die Bundesfahne von ihrem seitherigen Schutzort (Heidenheim) in die Obhut der Stadt Heilbronn über. Für den Sonntag abend ist außer sonstigen Volks­belustigungen Tanzunterhaltung im Freien vorgesehen und in der Festhalle wird die Aufführung einiger Reigen, wor­unter ein hübscher Winzerinnen-Reigen für fröhliche Unter­haltung sorgen. Für den Montag Abend ist, wie bekannt, ein Heilbronner Herbst mit großartigem Feuerwerk vorge­sehen. Den Festbesuchern wird empfohlen, zur Rückfahrt die eingelegten Sonderzüge zu benützen.

1s Gaildorf, 13. Juli. In Hintersteinenberg machten zwei Arbeiter in einer Wirtschaft einen unüberlegten Sch erz, der ihnen jetzt wohl teuer zu stehen kommen wird. Sie hatten in einem Schnapspudel Essigessenz und boten diese als Magenbitter den Gästen zum Trinken an. Der Schuh­macher Gottlieb Knecht nahm einen kräftigen Schluck in der Meinung, es sei Magenbitter und liegt nun infolge Ver­brennung des Schlundes und des Magens so schwer dar­nieder, daß keine Hoffnung vorhanden ist, ihn am Leben zu erhallen. Die Gerichtskommission erschien gestern bei dem Opfer des Scherzes und vernahm es.

jj Alfdorf OA. Welzheim, 13. Juli Der Bauer Jakob Rau von hier erschlug gestern abend gegen 8 Uhr seine Ehefrau. Der Mörder ist flüchtig. Es wird ange­nommen, daß er die Tat in einem Anfall von Geistesgestört

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