die 5. Revisionsgeometerstelle stimmen werden. Liesching (V.) wollte eine Blankovollmacht, wie sie der Antrag Graf enthalte, der Regiergung nicht erteilen. Minister v. Pischek erwiderte, daß» es sich um eine solche Vollmacht nicht handle. Die Aufnahme der Moore werde vier Jahre und einen Gesamtaufwand von 30,000 Mark erfordern. Gröber (Z.) bat, die Sache durch einen Nachtragsetat zur Entscheidung zu bringen. Liesching (V.) erklärte sich hiermit einverstanden, worauf der Antrag Graf angenommen und die 5. Revisionsgeometerstelle abgelehnt wurde. Zu Kap. 35 Förderung der Hagelversicherung teilte Minister v. Pischek mit, daß der Vertrag mit der Nordd. Hagelversicherungsgesellschaft unter einigen Vergünstigungen für Württemberg jedoch nur mit einjähriger Kündigungsfrist erneuert worden ist und daß der staatliche Hagelversicherungsfonds 2j576000 Mk. beträgt. Seit 1895 ist die Hagelversicherung durch einen Zuschuß von 4 600 000 Mk, gefördert worden. Beim Kap. 36 : Lapdgestüt bat Frhr. Pergler v. Perglas, auf die Zuchtfragen, die Sache des Roßparlaments seien, nicht näher einzugehen. Bantleon (D. P.) verbreitete sich über die Geschichte des Landgestüts, das beim Personalwechsel des Landoberstallmeisters infolge Experimentierens wiederholt an den Rand des Ruins gebracht worden sei, so besonders durch Herrn v. Scholl. Zum jetzigen Landoberstallmeister v. Pentz habe er alles Vertrauen, doch könne man seine Tätigkeit nicht beurteilen, weil feit 4 Jahren kein Roßparlament mehr stattgefunden habe. Minister v. Pischek erklärte das Nichtanwesendsein des Herrn v. Pentz mit der überraschend schnellen Erledigung des Kap. 34, nahm Herrn v. Scholl in Schutz und betonte, daß die Holsteiner sich akklimatisier! und bewährt haben. Der seit 1867 erfolgten Zuchtrichtung eines Artilleriestangenpferdes entspreche die jetzige Zusammensetzung des Gestüts. Reichling (V.) wünschte eine Verminderung der Stuten. Locher (Z.) hielt die jetzige Zuchtrichtung für richtig. Ströbel (B. K.) betonte den großen Wert des Abftammungsnachweifes und des Stutenbuchs. Vorerst dürfe die Zahl der Stuten nicht vermindert werden. Kap. 36a Fohlenauszuchtsamtalt wurde ohne Debatte angenommen. Morgen Weiterberatung. Schluß der Sitzung 1'/^ Uhr.
Landesnachrichten.
* Calw, 21. April. Im August dieses Jahres feiert der hiesige Bezirksbienenzüchterverein sein 25jähr. Bestehen und gedenkt 'hiebei eine Bezirksausstellung zu veranstalten.
* Stammheim, 21. April. Die Amtseinsetzung des neuen Ortsvorstehers, Herrn Raus er, wurde hier festlich begangen. Die bürgerlichen Kollegien holten morgens auf festlich geschmückten Fuhrwerken den zukünftigen Ortsvorsteher in Calw ab. Nach der Vereidigung im Rathaussaale fand mittags im Gasthof zum Bären ein Festessen statt, an dem die Bürgerschaft in großer Anzahl teilnahm. Ansprachen mit Vorträgen der Musikkapelle und des Liederkranzes wechselten dabei mit einander ab.
js Tübingen, 21. April. Die am Sonntag morgen im Gasthof zum „Bahnhof" tot im Bette Vorgefundene Frauensperson, die sich mit Lysol vergiftet hatte, wurde als eine Anna Waldauer aus Reutlingen durch das kgl. Oberamt rekognosziert. — Am 24. April begeht Stadtgeometer Eberhard hier sein 25jähriges Jubiläum als Kommandant der hiesigen freiwilligen Feuerwehr. Die Mitglieder ehren ihren Kommandanten durch ein Bankett mit Musik, gesanglichen Vorträgen und lebenden Bildern im Festsaal des Museums am Samstag abend.
js Schwenningen, 21. April. Die Erben des verstorbenen Kommerzienrats Chr. Mauthe machten zum Andenken an ihren dahingeschiedenen Vater und Schwiegervater folgende
Stiftungen: 20000 Mk. wurden dem seit längeren Jahren schon bestehenden Arbeiterunterftützungsfond, dessen Höhe jetzt 40 000 Mk. erreicht, 10 000 Mk. einem neu zu errichtenden Beamtenerholungsfond der Fabrik Friedr. Mauthe G. m. b. H. überwiesen. Weitere 10 000 Mk. erhielt der Kirchengemeinderat zur Erhöhung der schon länger von dem Verstorbenen errichteten CH. Mauthe'schen Legatenstiftung, deren Zinsen am Geburtstage des Stifters an würdige Arme der Stadt ohne Rücksicht auf Konfession und Herkunft zur Verteilung kommen sollen. 2000 Mk. wurden den Herren Stadtpfarrern für die Armen ihres Sprengels überwiesen, 1000 Mk. dem Diakonissenverein; der Kleinkinderschule, sowie den am Begräbnistage anwesenden Vereinen und Körperschaften wurden in ihre Kassen ebenfalls höhere Beträge übermittelt.
js Stuttgart, 21. April. Vor einigen Tagen wurde ein Fahrraddieb in der Person eines 17 Jahre alten Ausläufers festgenommen, der in der letzten Zeit hier an verschiedenen Orten nicht weniger als 11 Fahrräder gestohlen hat, die aber beigebracht sind.
ss Gerlingen OA. Leonberg, 21. April. Der Taglöhner Johann Bäuerle war gestern nachmittag mit dem Stecken von Hopfenstangen beschäftigt. Dabei fiel ein Haufen zusammengestellter Hopfenstangen um und erschlug ihn. Heute nacht 12 Uhr wurde Bäuerle tot auf dem Platze gefunden.
js Brackenheim, 21. April. Der Kaufmann Goller von Meimsheim, der wegen Verdachts der Brandstiftung am eigenen Hause gefänglich eingezogen wurde, hat nunmehr eingestanden, daß er beabsichtigte, seine Frau mit Kind in die Luft zu sprengen. Zu diesem Zweck öffnete er die Gashahnen, tränkte Böden und Stiege mit Petroleum, legte Feuer und schlich nachts zwei Uhr aus dem Hause, schloß von außen die Haustüre ab und warf den Schlüssel fort. Eine Explosion trat allerdings ein und schlug die Fenster hinaus, wodurch das Feuer Luft bekam. Die Rettungsmannschaft mußte die Haustüre aber mit Gewalt öffnen, um die Frau und das Kind retten zu können. Die Tat Gollers, der in schlechten finanziellen Verhältnissen stand, zeugt von einer bodenlosen Verruchtheit.
js Backnang, 21. April. Das neue Schullehrerseminar wird am 26. Mai offiziell eröffnet. Es ist geplant, damit eine Festlichkeit zu verbinden.
js Ulm, 21. April. Vom Münchener Schnellzug, der abends ^12 Uhr hier eintriffl, wurden gestern auf der Strecke 77 Stück Schafe überfahren und zermalmt. Die Tiere hatten ihren Pferch durchbrochen und sich auf dem Bahndamm gelagert.
ss Von der bayerischen Grenze, 21. April. In Markt Oberdorf hat nach einem Wirtshausstreit der verheiratete 52 Jahre alte Oekonom Holzheu den 34jährigen verheirateten Bauern Martin Guggemos erschossen und sich dann selbst getötet.
* Berlin, 21. April. Dem Vernehmen nach wird Maximilian Harden gegen das gestrige Urteil der Strafkammer die zulässigen Rechtsmittel ergreifen.
Ausländisches.
jj Prag, 21. April. Heute vormittag wurden sämtliche Fachgruppen der national-sozialistischen Genossenschaften in Prag und seinen Vororten wegen antimilitaristischer Propaganda aufgelöst und in den Wohnungen der Parteifunktionäre Haussuchungen und Beschlagnahmungen vorgenommen. Ferner wurde aus dem gleichen Grunde der Jugendbund nationalsozialistischer Frauen aufgelöst.
Der Aufruhr irr der Türket.
sj Konstantinopel, 21. April. Die Lage schien gestern abend völlig verändert, sodaß man die Abdankung des Sultans nicht mehr für wahrscheinlich hält. In allen Telegrammen der Truppen wird die Person des Sultans sehr schonend behandelt. Der Scheich ul Islam erklärte Journalisten, von der Abdankung des Sultans sei niemals die Rede gewesen. Der Ministerrat nahm die in der Proklamation aufgestellten Forderungen der makedonischen Truppen an. Wie verlautet, wird der Einmarsch in die Hauptstadt erst in einigen Tagen erfolgen. Der englische, der französische und der russische Botschafter wurden gestern vom Sultan in längerer Audienz empfangen.
js Konstantinopel, 21. April. Die Pforte erklärte, daß sie über die Ermoroung des Fürsten von Samos keine Nachricht erhalten habe, dagegen melden die Abendblätter die Ermordung des Kabinettchefs des Fürsten. Es scheint somit eine Verwechselung vorzuliegen. — Wie in Stambul gerüchtweise verlautet, haben sich die vor dem Wldiz liegenden Kriegsschiffe gestern nachmittag für die heranrückenden Truppen erklärt. — Die gestrigen Abendblätter feiern die heranrückenden Truppen als Befreier und ermahnen die Bevölkerung zur Ruhe. Der gestrige Abendzug nach Europa ist nicht abgegangen.
Konstantinopel, 21. April. In Komiteekreisen wird behauptet, daß alle Bedingungen des Komitees in Konstantinopel angenommen worden seien. Der „Tamin" soll von morgen ab wieder erscheinen. — Nach einer Meldung aus Aleppo vom 20. April sind 400 Verbrecher aus der Zitadelle entflohen, überfielen Kerkhan, mordeten und plünderten und zogen dann Antiochia zu, wo die Massakres und die Plünderungen seit 24 Stunden andauern.
* Konstantinopel, 21. April. Der Umschwung in der Auffassung der maßgebenden türkischen Kreise hat zur Verständigung zwischen der Regierung und der Leitung der makedonischen Truppen geführt. Folgendes ist die Grundlage zu dieser Verständigung: Die Absetzung des Sultans wird fallen gelassen. Der größte Teil der hies. Garnison wird entlassen und durch Salonikier Truppen ersetzt. In der Hauptstadt bleiben ferner 600 Salonikier Gendarmen, die den Sicherheitsdienst übernehmen. Die Salonikier Truppen, deren Vorhut sich bereits dicht vor der Stadt befindet, werden vorerst nicht einmarschieren. Die Regierung wird einen entsprechenden Aufruf an die Bevölkerung erlassen. Alle Truppen werden einen neuen Eid leisten. Die Regierung übernimmt die Bürgschaft für die Unterwerfung der ganzen Garnison, ausgenommen eines kleines Teiles der Aildizbe- satzung. Die Kriegsflotte wird zu Manöverübungen den Hafen verlassen.
Der Sultan.
* Konstantinopel, 21. April. Dschewad Bei, der Prioat- sekretär des Sultans, hat gestern erklärt, der Sultan habe keinen Brief erhalten, in dem seine Abdankung gefordert worden sei. Wenn die Armee die Abdankung des Sultans fordern sollte, so würde er sofort einwilligen. Der Sultan habe nicht nur aus den Provinzen, sondern auch aus Saloniki und vom Heere Ergebenheitstelegramme erhalten. Der Sekretär fügte hinzu, der Sultan bewahre vollkommene Ruhe.
Sieg der Jungtürken.
* Berlin, 21. April. Dem „Berliner Lokalanzeiger" wird aus Wien telegraphiert: In hiesigen informierten Kreisen hat man Nachricht, daß die Jung türken, die bereits 35 000 Mann vor Konstantinopel konzentriert haben, schon jetzt den Sieg errungen haben. Die Regierung hat sich vollständig unterworfen und liefert den Jungtürken den Proviant zur Verpflegung der Truppen.
M A.sef,.-»cyt W
Nur Unkraut tragen wir.
Wenn uns kein Wind durchschüttelt;
Und uns schelten.
Heißt rein uns jäten.
Shakespeare.
Steinmrhstratze Nr. 111
Moderner Kriminalroman von Hans Hyan.
Fortsetzung. Nachdruck verboten.
Das Mädchen ruckte nur.
„Nun, also, dann müssen Sie mir auch erlauben, mit allem Nachdruck, und wenn ich es für nötig halte, mit allen gesetzlichen Mitteln gegen jeden vorzugehen, der Sie schädigt. . . . Sind Sie damit einverstanden?"
„Ja," sagte Erna zaghaft.
„Also, dann untersage ich Ihnen hiermit, noch irgendetwas zu bezahlen — soweit es sich um geschäftliche Dinge handelt, natürlich! . . . Und besonders verbiete ich Ihnen, dem Werkführer Geld zu geben, bevor ich gesehen habe, wofür er die betreffende Summe verlangt! Ich möchte Ihnen auch nochmals dazu raten, mich mit einer Revision der Geschäftsbücher zu betrauen. Ich bin überzeugt, daß da nicht alles mit rechten Dingen zugeht. . . und ich erinnere Sie daran, daß Ihre Freundin Frida Ihnen in dem Brief", er deutete auf das auf dem Nähtisch liegende Blatt hin, „ausdrücklich schreibt, daß ihr Bruder spielt... Was übrigens das Letzte betrifft, so werde ich mir darüber sehr bald Gewißheit verschaffen!"
„Aber. Herr Fallgräbe," sagte Erna, „seien Sie mir nicht böse, wenn ich glaube. Sie sehen durch eine zu schwarze Brille! . . . Denken Sie doch mal, wenn Herr Stange wirklich unehrlich wäre, dann hätte er sich dock
nicht all die Jahre bei meinem Bruder so gut halten können! . . . Mein Bruder war ja doch auch ein sehr gescheiter Mensch! Sehr gut und auch nachsichtig war er, das ist wahr! Wer, daß er sich dauernd hätte von jemand betrügen lassen, nein, das glaube ich nicht!... Und dann, daß die Frieda so redet, das ist ja ganz natürlich; wenn man mich so schlecht behandelte, dann würde ich selbstverständlich auch aufgebracht sein! . . . Und gut gestanden haben sich die beiden niemals, sie und ihr Bruder . . . bloß zu solchen Zeerwürfnissen ist es bisher nicht gekommen."
„Also, Sie wollen nicht, daß ich ihm die Bücher abfordern soll?" fragte Fallgräbe.
„Nein, nein, vorläufig tun Sie es bitte nicht", bat Erna, und wie sie sah, daß sich die Stirn Fallgräbes verfinsterte, stand sie auf und trat näher an ihn heran mit den Worten: „Sie sind mir doch nicht böse, lieber Herr Fallgräbe?"
Er sah sie lächelnd an mit einem Blick, vor dem sie ihre Augen niederschlug.
„Nur in Ihrem eigenen Interesse... und ich fürchte, daß Sie eines Tqges zu mir kourmen werden und sagen, es wäre meine Pflicht gewesen, noch viel energischer aufzutreten."
Erna schüttelte den Kopf.
„Ich glaube, Sie irren sich hinsichtlich des Werkführers. Der Mensch hat einen Fehler, der ihn Ihnen unsympathisch macht" . . . Sie stockte.
„Und der wäre?" fragte Fallgräbe, der seine Blicke nicht von ihrem, jetzt schon viel gesünder aussehenden Gesicht ließ.
Wer nun schien es, als könnte sich Erna gar nicht entschließen, das zu sagen, was ihr auf den Lippen schwebte.
Er fragte hin und her und erfuhr erst auf Umwegen, was, wie Erna meinte, ihm so unsympathisch sein müsse. Und das war ihm auch in der Tat höchst zuwider: daß nämlich der Werkführer Erna niit seinen Bewerbungen und seiner Liebe nicht in Ruhe ließ . . .
. . Erna hatte sich abgewandt und war ans Fenster ge
treten. Dortym folgte ryr MUgraoe uno teste seine Hand leicht auf des Mädchens Schulter, aber er zog die Finger sofort zurück, als er bemerkte, wie Erna unter dieser Berührung zu zittern begann.
„Fräulein Erna", sagte er leise.
Sie drehte sich halb um, aber sie wandte ihm ihr Gesicht nicht zu, und er, der etwas ganz anderes hatte sagen wollen, meinte schließlich mit einer Verlegenheit in der Stimme, die ihn selber überraschte:
„Sie versprechen mir, daß Sie nicht wieder etwas derartiges ohne meinen Rat unternehmen wollen, nicht wahr?"
Ema rückte eifrig. "" 7^ ^'
„Und im übrigen bleiben wir die alten guten Freunde? i Da wandte sie sich ganz um, reichte rhm ihre beiden ände, und einen Augenblick sahen sie sich Mit emem icheln in die Augen, das jedes Wort überflüssig machte. >ann empfahl er sich, sie ging mit ihm brs zur Tur, und )ch unten im Hausflur war es rhm, als riefe rhn etwas irück, als müßte er die Worte aussprechen, dre ihm oorhm ,r Herzen gebrannt hatten. . .
Aber sein Eigensinn, sich rncht zu bmden und sich in nem Berufe, dessen Grundbedingung die Frechen war, ine Fesseln anlegen zu lassen, ließ ihn vorwärts schrecke» id sich nicht einmal Umsehen nach dem Fenster, hrnter :m Erna stand und ihm sehnsüchtig nachblickte. ^ >
Es war ein feuchtkalt nebliger Novembertag, etwa um ein Uhr. als sich der Detektiv nach seiner Wohnung rn der Kleinen Markusstraße begab. Er trug die Umform eines Linienregiments und sah aus wie ein Sergeant in mittleren Jahren. ... ,
Vor den: « inen baufälligen Hause, m das er hmein- wollte, lungerte Pritzel umher. Und wie der Soldat an ihm vorbeikam, legte der für einen Moment seine beiden Hände übereinander auf die Ellbogen.
Der Junge sah das, stutzte und huschte gleich hinter dem Soldaten ins Haus.