werden. Auf den 11. August ladet die Kurverwaltung zu einem Waldfest in die Burgruinen ein. Für einen Abend im August (voraussichtlich 15.) soll der Rezitator und Zauberkünstler Willy Widmann aus Stuttgart gewonnen werden. Am 18. August findet nochmals eine Burgbeleuchtung und am 25. Auaust eine Anlagenbeleuchtung statt. Den Abschluß der außerordentlichen Veranstaltungen bietet am 1. September, zur Feier des Sedanstages, ein Nachtkonzert mit bengalischer Beleuchtung der Kuranlagen.
Württemberg.
Stuttgart, 6. Juni. Der Bundestag deutscher Militäranwärter wurde heute morgen im Festsaal der Liederhalle von dem 1. Bundesoorsitzenden Pertsch eröffnet. Der Ehrenvorsitzende, Generalmajor z. D. v. Kloeden, hielt eine Begrüßungsansprache, die mit einem Hoch auf den Kaiser und König schloß. Ergebenheitstelegramme wurden eine ganze Reihe abgesandt. Anwesend waren 74 Delegierte des Bundes. Zum Versammlungsleiter wurde Wieden st ritt- Kreuznach, zum Stellvertreter Sauter-Stuttgart gewählt. Namens des württem- bergischen Verbandes begrüßte dessen Vorsitzender, Müller, die Versammlung. Im Jahresbericht heißt es: Am 31. März 1911 zählte der Bund 673 Vereine mit 70 552 Mitgliedern und am 31. März 1912 710 Vereine mit 73 754 Mitgliedern, die zu 27 Provinzial- und Landesverbänden zusammengeschlossen sind. Im verflossenen Wirtschaftsjahr hat die Zahl der Unterstützungsgesuche wiederum zugenommen. Eingegangen waren 427 Gesuche (1911: 411). Unterstützungen sind bewilligt worden an 274 Mitglieder, 82 Witwen und 1 Waise. Der in den Wirtschaftsplan für Unterstützungszwecke eingesetzte Betrag von 10 000 Mk. ist restlos verausgabt worden. Am 27. Februar d. I. konnte, wie alljährlich, die Verteilung der Zinsen des Kapitals der Kaiser-Wilhelm- und Kaiserin-Augusta-Viktoria-Stiftunq an hilfsbedürftige Witwen und Waisen stattfinden. Zur Verteilung gelangten 1200 Mk. Im abgelaufenen Geschäftsjahr sind in Rechtsschutzangelegenheiten 543 Anträge (gegen 322 im Vorjahr) eingebracht worden. Bewilligt wurden Beihilfen im Betrage von 5805 Mk., für juristische Gutachten 95 Mk. Das von den Verbänden Ost- und Westpreußen und Posen gegründete Erholungs- und Ferienheim ist im verflossenen Jahr einen guten Schritt vorwärts gekommen. Landlagsabgeordneter Hill er sprach unter Hinweis auf die württembergischen Verhältnisse über die Notwendigkeit einer kraftvollen Jntereyenver- tretung. An dis Erstattung des Jahresberichts schloß sich eine mehrstündige Debatte. Im Laufe des Nachmittags waren Danksagungen auf die verschiedenen Huldigungstelegramme eingelaufen. Bereits gestern fand die Mitgliederversammlung der Sterbekasse statt. Im Jahr 1911 hat die Kasse 1258 Einzeloersicherungen über 1039 200 Mk. Versicherungssumme und 514 Kollektivversicherungen über 63 900 Mk. abgeschlossen. Der Jahresüberschuß beläuft sich auf Mk. 102 738.08, die den Mitgliedern in Form von Dividenden zufließen. Seit dem Bestehen hat die Kasse den Mitgliedern Mk. 260 749.40 Dividenden auf die Beträge anrechnen können.
Stuttgart, 6. Juni. Die Preise der Besoldungsfrüchte der Kirchen- und Schuldiener, zu deren Bezahlung die Kameralämter ermächtigt wurden, werden von der Domänendirektion festgestellt, für den Zentner Kernen Mk. 11.10, Roggen Mk. 10.24, Gerste Mk. 10.26, Mischling Mk. 10.40' und Haber Mk. 9.56. Gegen das Etatsjahr 1911 bedeuten diese Zahlen eine Erhöhung von 78 Pfg. bei Kernen, Mk. 1.37 bei Roggen, Mk. 1.43 bei Gerste, Mk. 1.33 bei Mischfrucht und Mk. 1.89 bei Haber, ein sicheres Zeichen der allgemeinen Mehl- und Vrotteuerung.
Stuttgart, 7. Juni. Heute abend kurz nach 7 Uhr scheuten in der Königsstraße die Pferde eines Lastfuhrwerks. Sie rannten gegen ein Schaufenster des Damenkonfektionsgeschäftes von Hanke und Kurz, das sich Ecke der Lange- und Königsstraße befindet. Eine Krankenschwester, die dort gerade vorbeiging, wurde von einem der Pferde zu Boden geworfen und trug so schwere Verletzungen davon, daß sie mit dem Krankenwagen ins Katharinenhospital verbracht werden mußte. Das sehr große Schaufenster ging in Trümmer. Die Pferde trugen nicht unerhebliche Verletzungen davon. Das Unglück verursachte einen großen Menschenauflauf.
Marbach, 7. Juni. Wie erinnerlich, sind sich innerhalb wenigen Tagen kurz nacheinander die Nachrichten gefolgt, daß Schultheiß Maulick von Mundelsheim die ihm von der Volkspartei anae- tragene Kandidatur abgelehnt habe und daß er die Unterstützung der Nationalliberalen Partei finden werde. Heute wiederum ist der „Beobchter" in der Lage, zu versichern, daß die Nachricht von der Annahme verfrüht sei. Wer hat nun recht?
Tübingen, 7. Juni. Die Entscheidung in der Frage, ob die beim 180. Infanterieregiment zu errichtende Maschinengewehrkompagnie ihren Standort in Tübingen oder in Gmünd erhalten soll, ist dahin gefallen, daß die Maschinengewehrkompagnie nach Gmünd kommt.
Mitteltal OA. Freudenstadt, 6. Juni. In einem hiesigen Sägwerk geriet der 16 Jahre alte Arbeiter W. Finkbeiner in den Kettenaufzug, wobei ihm vier Finger der linken Hand vollständig abgerissen und der Arm schwer verletzt wurde.
Buhlbach OA. Freudenstadt, 7. Juni. Infolge des milden Winters ist der Stand des Wildes Heuer recht stattlich. Auch die Wilderer wissen das und sind fleißig an der Arbeit. Die Pächter der Gemeindejagd haben eine namhafte Belohnung für die Entdeckung der Wilderer ausgesetzt.
Pfullingen, 7. Juni. Gestern abend ging über die hiesige Gegend ein schweres Gewitter mit kurzem aber starkem Hagelschlag nieder. Die Schlossen fielen in Größe von Taubeneiern und richteten ziemlich Schaden an Obstbäumen und in den Weinbergen an, die vorher schon einen geringen Ertrag versprachen.
Großeislingen, 7. Juni. Ein hier in Diensten stehendes Mädchen wurde von seiner Herrschaft, als es über Schmerzen klagte, ins Eöppinger Bezirkskrankenhaus überwiesen, wo Oberarzt Dr. Pfeiffer feststellte, daß das Mädchen geboren haben mußte
und, da von dem Vorhandensein eines Kindes niemand etwas bekannt war, Anzeige erstattete. Das Mädchen gestand denn auch bald, ihr Kind sofort nach der Geburt im Hause ihrer Dienstherrschaft in den Abort geworfen zu haben, aus dem es auch gestern abend als Leiche herausgezogen wurde. Der Staatsanwalt hat die Untersuchung ausgenommen und über das Mädchen die Haft verhängt.
Ebingen, 7. Juni. In der außerordentlichen Generalversammlung der Gewerbebank Ebingen wurde die Umwandlung aus einer Genossenschaft mit unbeschränkter Haftpflicht in eine solche mit beschränkter Haftpflicht beschlossen. An Stelle des zurücktretenden bisherigen Bankdirektors Beck wurde Bankkassier Hehl gewählt.
Kleinglattbach, 7. Juni. Gestern nachmittag 5 Uhr fand hier die Beerdigung des am Montag rasch verstorbenen Freiherrn Konstantin von Neurath statt. Zu dem Leichenbegängnis hatte sich eine große Anzahl von Bewohnern aus den umliegenden Ortschaften eingefunden. Um 4.40 Uhr lief der K. Hofzug ein, dem der König in Uniform, Herzog Ulrich, die Staatsminister, viele hohe Militärs und hohe Beamte entstiegen. Der König wurde von dem ältesten Sohne des Verewigten empfangen. Um 5 Uhr fand die Beerdigung statt.
Crailsheim, 7. Juni. Die Heuernte ist nahe, denn schon fahren die Mähmaschinen vereinzelt in unseren Wiesen. In der kommenden Woche dürfte wohl allgemein mit ihr begonnen werden. Nach Quantität kommt solches Heuer einer Vollernte nahe und ist nur noch gute Witterung erforderlich, um auch hinsichtlich der Güte vollauf zu befriedigen. Die Feldfrüchte, stehen bis jetzt alle schön, auch die Hackfrüchte. Die Obstaussichten sind, was Kernobst anbetrifft, bis jetzt sehr gut, doch treten in letzter Zeit viele Raupen- schüdlinge auf.
Aus Welt und Zeit.
St. Ilgen, 7. Juni. Eine aufregende Szene ereignete sich vorgestern früh bei der Durchfahrt des Eilzugs Nr. 152 Heidelberg-Karlsruhe. Ein Mitreisender Soldat des Telegraphenbataillons in Karlsruhe, der eben von Berlin, wohin er zur weiteren Ausbildung abkommandiert war, in seine Garnison zurückreisen wollte, war plötzlich aus dem Wagen verschwunden. Der Zug wurde sofort durch das Notsignal zum Halten gebracht; er fuhr eine Strecke weit zurück, und man fand den Soldaten am Bahnkörper tot auf. Wie Mitreisende erzählen, hat sich der Soldat an der Waggontüre zu schaffen gemacht und ist dabei abgestllrzt. Es scheint also ein Unglücksfall vorzuliegen, da nach Lage der Sache Selbstmord ausgeschlossen erscheint. Der Zug setzte seine Fahrt nach Karlsruhe fort, während die Leiche des Soldaten bis zum Eintreffen der Gerichtskommission liegen blieb. Wie die „Bad. Pr." erfährt, ist der Verunglückte der Sohn des Wagenwärters Beck in Karlsruhe.
Mainz, 7. Juni. Gestern wurde von Köln gemeldet, daß zwei verdächtige Zigeuner, auf die das Signalement der Gebrüder Ebender passe, die den Förster Romanus erschossen haben, seien in den Wagen
Tyrann Ehre.
60) Roman von K. Lubowski.
(Fortsetzung.)
Ein schönes Lied, fürwahr sehr schön, aber nur für den, der es singt, wenn sein Haar weiß geworden ist und sein Lebenstag zur Neige geht. Für die Jungen taugt es nicht. Sie spinnen sich damit in eine sichere Zukunft ein und vergessen, daß auf der Schicksalswege nicht nur die Begeisterung, das Können und das Streben, sondern auch der Zufall und die Mißgunst einwirken. Wie hatte er einst, in den Tagen seines Glücks, dieser beiden gespottet! Nun hielten sie dafür Gericht über ihn. Schärfer und unerbittlicher, als sie es vielleicht sonst getan hätten. Sie mußten an dem Ungläubigen ihre Rache kühlen. Ein harter, verbissener Zug grub sich um Tarenbergs Mund ein.
Konnten sie ihm denn überhaupt schaden? War er nicht tausendmal stärker als sie, weil er sich schuldlos wußte? Durfte er nicht, nachdem morgen die Pistolen wieder im Kasten lagen und die Sekundanten voller Zufriedenheit nach Hause gezogen waren, sein Haupt stolz und hoch tragen, wenn Wachenhusen es nicht vorzog, ihn kalt zu machen?
Schuldlos — ja, das war er freilich. Aber stärker? Nein! Das was sie auf ihn geworfen hatten, würde ihm ewig anhaften, wie ein treuer Hund an seiner Seite gehen, auch wenn er in ein anderes Regiment kam. Er hörte förmlich das Zischen und Lästern, das seinem Kommen voranging. „Da ist er — der — na, ihr wißt schon." Aber darüber würde er kaltlächelnd hinfortschreiten. Das schüttelte er ab, gleich dem Insekt, das zugrunde geht, nachdem es seinen Stachel in das Fleisch senkte. Sein
Stolz und seine innere Ehre standen viel zu hoch, als daß sie sich darüber gepeinigt fühlen könnten. Es war noch ein anderes Bedenken. Und das wog schwer.
Was hatte der Mann, vor dessen Augen sein Herz und seine Seele gelegen, der ihn „Freund und Bruder" nannte und mit Beweisen seiner Liebe überschüttet hatte, bei dem ersten Stoß, den die Verleumdung gegen ihr langjähriges Verhältnis ausführte, gesagt: „Ich glaube deinem Ehrenwort nicht."
Und sie, die er mit dem tiefem ungeschwächten Gefühl liebte, vor der er auf den Knieen seine Unschuld beteuerte, zog sie ihn an das Herz und kühlte seine heißen Augen, in die das grelle Licht der Bosheit hineinbrannte, mit der linden Hand des Vertrauens? Oder glaubte sie wenigstens seinen Worten, wenn ihr dieser Samariterdienst zu schwer wurde? Nichts von alledem.
„Ich schäme mich so sehr für dich." Das war ihr Trost auf seinen Wehschrei, ihr Balsam auf seine Wunde gewesen. Darunter zog seine Hand jetzt den Schlußstrich. Aus — vorbei!
Aber unter diesem, wo sonst nur das Ergebnis der Rechnung zu stehen pflegt, fügte sich noch etwas zusammen. Nicht von ihm geschrieben, sondern von der Weisheit, die voraussieht. Etwas Unausgesprochenes, zurzeit noch Schwebendes, und doch viel zu stark und gewaltig, um es einfach fortzulöschen.
„Wie stellst du dir nach diesem dein ferneres Leben im Korps vor? Bist du ein Kind oder bist du ein Mann? Ich hoffe das letztere. Dann denke ernsthaft über die Antwort nach! Sofort! Ein Hinausschieben gibt es nicht. Wenn die Menschen, die dir am nächsten standen, deinem Wort keinen Glauben schenkten — meinst du, daß dann auch nur einer unter deinen Kameraden ist, dem, trotz des morgenden Gewaltaktes, dein Wort in der Angelegenheit
als lautere Wahrheit gilt? Kein einziger. Was jene, die du so sehr geliebt hast, offen aussprachen, verschließen dir diese innerlich fremd und kühl Eegen- überstehenden in sich. Mer da ist es, verlaß dich darauf. Meinst du dein Wirken trotzdem nutzbrinaend ausüben zu können? Bist du groß, dich an derselben Stelle opfern zu können, wo man dein Bestes täglich und stündlich mit Füßen tritt? Wenn ja, dann bleibe auf deinem Platz! Wenn nicht, dann geh!
Er wehrt sich noch verzweifelt dagegen. „Ich kann nicht gehen. Ich habe meinen Beruf und das Heer viel zu lieb."
Da spielt die mahnende Stimme den letzten Trumpf aus. - ->
„Wenn dein toter Vater zu dieser Stunde an deiner Seile sein könnte — was meinst du, daß er dir darauf erwiderte? Die nämlichen Worte, die dein Urahn einst für solche, denen das Feingefühl abging, in der Chronik eures Hauses niederlegte.
„So du dich nicht entziehst der Hand, die dir den Stock zu schmecken gibt, so bist du der Schlage wert. So du ruhig Verachtung hinnimmst fü? Dinge, an denen du dich unschuldig weißt, so hast du die Absicht, in Zukunft dein Ehrenkonto zu erleichtern. Richte dich nach diesen meinen Worten, mein Sohn oder meine Tochter, die ihr dieses lest!"
Tarenberg krampst die Nägel tief in die Schnitzereien seines Stuhles.
Und der Spruch auf dem Wappenschild, was glänzt und befiehlt er über meinem Haus? „Deine Ehre sei untadelig und in dir!"
Nun wohl. Sie ist in mir. Als mein höchstes, heiligstes Gut. Genau so untadlig, genau so unverletzt wie früher.
(Fortsetzung im 2. Blatt.)