eines Personenzuges gestiegen. Beide trafen weder in Mainz noch in Frankfurt ein. Wie nachher be­kannt wurde, sind sie zwischen den Stationen Rüs­selsheim und Bischofsheim aus dem Zug gesprungen und in den Wald geflohen, wo sie von dem Hund eines Bauunternehmers gestellt wurden. Mit vorge­haltenem Gewehr zwang der Bauunternehmer die beiden verdächtigen Kerle, vor ihm her nach Rüs­selsheim zu gehen, wo sie verhaftet wurden.

Köln, 7. Juni. In der Schwimmbadeanstalt in Ehrenfeldt stürzte die Decke des Schwimmbassins ein. Dabei wurde ein ISjähriger Knabe getötet. Zwei Personen wurden schwer, mehrere leicht verletzt.

Hamburg, 7. Juni. Heute abend ging über Hamburg ein lang andauerndes, überaus heftiges Gewitter nieder, begleitet von wolkenbruchartigem Regen. Viele Keller liefen voll Wasser. Die Abfahrt des Luftschiffes „Z. 3.", die für Mitter­nacht festgesetzt worden war, steht noch nicht fest.

Rudolstadt, 7. Juni. In den Landtag, der am 4. März aufgelöst worden war, sind wieder 7 Bürger­liche und 9 Sozialdemokraten gewählt worden. Bei den letzten Wahlen wurden gleichfalls 9 Sozialdemo­kraten und 7 Bürgerliche gewählt.

Delizsch, 7. Juni. In dem Dorfe Windemar gerieten heute vormittag zwei Scheunen und zwei Schuppen in Brand. Bei den Rettungsarbeiten stürzte plötzlich das Dach des Schuppens ein. Eine Person wurde getötet. Eine andere Person erlitt so schwere Verletzungen, daß sie nach Halle in die Klinik gebracht werden mutzte. Der Ortsvorsteher Müller erlitt gleichfalls erhebliche Verletzungen.

Paris, 7. Juni. Bei dem Kampfe um die Welt­meisterschaft im Lawn Tennis besiegten die 4 Deut­schen Froitzheim, Kleinschrot, Rahe und Kreuzer sämtliche englischen, französischen und sonstigen Kon- kourrenten, darunter den Sieger bei den Olympischen Spielen in Stockholm, Ebert. Die Schlutzkämpfe um die Weltmeisterschaft finden daher unter den vier ge­nannten Deutschen statt.

Furchtbares Explosionsunglück.

Wien, 7. Juni. Ein zur Woellersdorfer Mu­nitionsfabrik gehöriges Gebäude in der Nähe des Flugfeldes Wiener Neustadt ist heute früh 8 Uhr in die Luft geflogen. Nach Privatmeldungen sollen 30 Personen, meist Soldaten und Arbeiter, getötet und hundert verletzt sein. Durch den ungeheuren Luftdruck wurden in Wiener Neustadt zahlreiche Fenster zertrümmert und durch Glasscherben viele Personen verletzt, auch sonst ist grotzer Schaden durch die Explosion angerichtet worden. In Wiener Neu­stadt herrscht ungeheure Panik. Die Garnison, die Polizei und die Feuerwehr sind nach der Unglücks­stelle abgegangen. Wie erzählt wird, sind 200000 Kilogramm Pulver explodiert. Die Detonation war 50 Kilometer weit zu hören.

Wien, 7. Juni. Zu der Explosionskatastrophe von Woellersdorf wird weiter gemeldet: Bisher sind 14 Tote geborgen. Die Explosion war darauf

zurückzuführen, datz der Motor eines Munition fassenden Lastautomobils explodierte, worauf der Wagen in die Luft flog. Im nächsten Augenblick flog auch das ganze Objekt in die Luft. Ein Militärbeamter und 7 Civilarbeiter wurden sofort getötet. Zwei Mann von der Wache wurden schwer verletzt. In dem benachbarten Munitionsmagazin wurden sämtliche Scheiben zertrümmert, durch deren Splitter ungefähr 100 Personen, darunter viele schwer verletzt wurden. Ein Einjährig-Freiwilliger, der zur kritischen Zeit vorüberritt, wurde samt dem Pferde etwa 100 Schritte fortgeschleudert und auf der Stelle getötet. In einer Wien-Neustädter Schule ist infolge der Explosion eine Mauer eingestürzt, wodurch mehrere Schulkinder verletzt wurden. Die seismographischen Apparate verzeichneten den durch die Explosion verursachten Erdstotz um 8.21 Uhr. Die Registrierung gleicht vollständig der eines Nahbebens.

Budapest, 7. Juni. Im Abgeordnetenhause gab der Abgeordnete Julius Kowacs auf den Präsiden­ten Tisza zwei Revolverschüsse ab, ohne ihn zu tref­fen und schotz dann zweimal auf sich selbst. Er starb bald darauf.

Budapest, 7. Juni. In der Nachmittagssitzung des Abgeordnetenhauses drangen die ausgeschlossenen Abgeordneten wiederum in den Sitzungssaal ein und wurden abermals von der Polizei entfernt. 6 Abgeordnete wurden neuerdings für 13 Sitzungen ausgeschlossen und 16 Abgeordnete zur Abbitte ver­urteilt. Ebenfalls in der heutigen Sitzung wurde auch über die Angelegenheit des Abgeordneten Lud­wig Beck ((Justhpartei) verhandelt, der s. Zt. gegen den Ministerpräsidenten Grafen Khuen Hedervary und den Minister Seranyi ein Tintenfaß geworfen und beide Minister verwundet hatte. Dem Ansuchen der Gerichtsbehörden, auf Aufhebung der Immunität des Abg. Beck, damit ein Verfahren gegen ihn eingeleitet werden könne, wurde stattgegeben. In der morgigen Sitzung wird über eine Verschärfung der Hausordnung verhandelt werden.

Urga, 7. Juni. Durch einen zweitägigen Schnee­sturm in Zuzen-Chana bei den Ainmak sind massen­weise Vieh- und Pferdeherden umgekommen. Die Mongolen schützen den Verlust an Pferden auf über 20 000 Stück.

Gerichtssaal.

Stuttgart, 7. Juni. Der beim hiesigen Postamt angestellt gewesene Hilfspostunterbeamte Karl Non­nenmacher bekam von der Strafkammer wegen Un­terschlagung im Amt 3 Monate 13 Tage Gefängnis, wovon 15 Tage Untersuchungshaft abgehen. Er hat Telephongebühren im Betrag von 125 Mk. unter­schlagen und für sich verbraucht. Nicht in einer Not­lage, sondern aus Leichtsinn hat er sich die Unter­schlagung zuschulden kommen lassen.

Tuttlingen, 7. Juni. Das Schöffengericht Metz- kirch hat eine Bauersfrau von Sauldorf zu 30 Mk. Geldstrafe und Veröffentlichung des Urteils in zwei

Zeitungen, sowie zur Tragung sämtlicher Kosten ver­urteilt. Sie hatte gefälschte und verdorbene Butter an einen Händler verkauft. Dieser verkaufte dih Butter wieder auf dem hiesigen Wochenmarkt, wo sie von der Polizei beanstandet wurde.

Landwirtschaft «nd Märkte.

Vom Fruchthandel. Auf den württ. Fruchtmärkten sind im Monat Mai d. I. 505 Dz. Weizen, 3161 Dz. Kernen, 681 Dg. Gerste, 183 Dz. Roggen und 5897 Dz. Hafer umgesetzt worden. Die geringe Zufuhr der erstgenannten Produfte bewirkte eine starke Er­höhung der Preise. Es wurden erzielt pro Doppel­zentner Weizen 23.60 Mk. bis 25.40 Mk., Kernen 22—26 Mk., Gerste 18.60—24.— Mk., Roggen 20— 25 Mk. und Hafer 20—24 Mk. Der Durchschnitts­preis für einen Doppelzentner betrug bei Weizen 23.60 Mk. (Vormonate 23.24 Mk.), bei Kernen 24.48 Mk. (Vormonat 23.68 Mk) bei Gerste 21.57 Mk. (Vormonat 21.61 Mk.), bei Roggen 21.90 Mk. (Vor­monat 21.37 Mk. und bei Hafer 21.81 Mk. (Vor­monat 21.30 Mk.).

Niederstetten, 7. Juni. In den letzten Tagen haben die Landwirte der Umgebung hier ihre Produktion an Rinde abgesetzt. Für schöne Eichen­glanzrinde wurden 2,20 Mk.—2,30 Mk. bezahlt. Die Produktion an Rinde hat in den letzten Jahren stark nachgelassen. Andererseits gibt es aber auch nur noch wenige Gerbereien, die nach dem reinen Eichenlohverfahren arbeiten.

Letzte Nachrichten und Telegramme.

Hamburg, 8. Juni. (Telegr.) Das Luftschiff Z. 3 ist heute nacht 12 Uhr 45 mit dem Grafen Zeppelin an Bord zur Rückfahrt nach Friedrichshafen ausgestiegen.

Friedrichshafen, 8. Juni. (Telegr.) Bis vormit­tags 10 Uhr lag über den Verbleib des „Z. 3" noch keine Nachricht vor.

Ahldorf OA. Horb, 8. Juni. (Telegr.) Der Bau­unternehmer Hermann Ruckgaber von hier hat durch Erhängen Selbstmord verübt. Die Gründe sind un­bekannt, jedoch ist es nicht ausgeschlossen, datz eine gegen ihn z. Z. schwebende gerichtliche Untersuchung den Anlatz zur Tat gab.

Stuttgart, 8. Juni. (Telegr. In der Zeit vom Pfingstsamstag bis Pfingstdienstag sind auf den Stationen der württ. Staatseisenbahn 956 654 Fahr­karten ausgegeben worden mit einer Gesamtein­nahme von 791947 Mk. Gegenüber dem Vorjahr betrug die Zahl der abgegebenen Karten weniger 73 137 Stück und der Erlös hieraus weniger 53 667 Mark. _

Für die Schriftleitung verantwortlich: Paul Kirchner. Druck und Verlag der A. Oelschläger'schen Buchdruckerei.

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Amtliche und Privatanzeigen.

O »1 HV.

Haushaltungsfahrnis- u. Waren- Bersteigerung.

In der Konkurssache über den Nachlaß des ft G. August Dol- linger» Kaufmanns hier, kommt in dessen Laden, Hs. Nr. 31 der obern Marktstraße öffentl. gegen Barzahlung zur Versteigerung

am Montag, den 10.3uni d. 3., von voriniu. g Ahr an :

1 Taschenuhr, 4 filb. Kaffeelöffel, Mannskleider, worunter 1 Ueberzieher, 1 schwarzer Anzug, 10 Hemden, Bett­gewand, war. 5 Oberbett-, 4 Haipfel-, 4 Kissenziehen, 10 Leintücher, Küchengeschirr, Schreinwerk, worunter 1 Sekretär, 1 Weißzeug-, 2 Kleiderkästen, 1 Waschtisch, 1 Nachttisch, 4 Sessel, allerlei Hausrat, wor. 2 Fässer, 1 Rm. Brennholz, 1 Mehltrog, 1 Mehlwage, 1 Eas- lampe;

am gleichen Tag von nachmitt. 2 Uhr an:

die vorhandenen Waren, nämlich Tabake, Zigarren, Ziga­retten, Ansichtspostkarten, Portemonnaies, Seifen, Kämme, Hosenträger, Turnergürtel, Mundharmonikas, Nippsachen;

am Mittwoch, den 12.3nni d. 3.. von vormitt. 9 Uhr und nachmitt. 2 Uhr an:

Kinderspielwaren, wor. Gartengeräte, Holzpferde, Puppen, Puppenseroice und -Geschirre, Tiere, verschied. Spiele, Bälle, Eisenbahnen.

Liebhaber sind eingeladen.

Den 4. Juni 1912.

Konkursverwalter:

Bezirksnotar Krayl.

K. Forstamt Liebenzell.

MelholzstMUlholz-

Verklluf

im schriftlichen Aufstreich.

Aus Staatswald Lienzingshalde, Haag, Wolfacker, Fronwasen, Breit­hardt, Monakamerberg, Mona- kamerkopf, Herrschaftsheck, Kaiser­stein. Kaffeeberg, Schwarzer Mann, Kirchhalde, Finkenberg, Bettelstock, Bromhalde, Nonnenwag, Biesels- steige, Rattenkönig, Zeller. Hardt­ebene, Frauenwald, Mahd, Stein­buckel, Hasenrain, Breitacker.

Stämme: 397 Fichten, 3834 Tannen, 484 Forchen mit Fm.: 297 I., 670 II.. 981 III., 622 IV.. 472 V., 108 VI. Klaffe.

Abschnitte: 2 Fichten, 169 Tannen, 12 Forchen mit Fm.: 86 I., 81 II., 9 III. Klasse.

Schriftliche Gebote mit der Aufschrift „Gebot auf Stammholz" in ganzen und Zehntelsprozenten der Taxpreise ausgedrückt, ver­schlossen/ bedingungslos, unter­schrieben, bis spätestens Donners­tag, den 13. Juni, vormittags 9'/- Uhr, ans Forstamt. Zu dieser Stunde Eröffnung der Gebote im „Hirsch" in Liebenzell. Losein­teilung (Los 1—100) wie in den Schwarzwälderlisten und Losver­zeichnissen vom Verkauf am 27. April ds.' Is. Weitere Losverzeich­nisse unentgeltlich vom Forstamt.

Oberamtsstadt Calw.

Am nächsten Mittwoch, den 12. d. Mts., findet der

Biehmarkt

statt.

Den 7. Juni 1912.

Stadtschultheitzenamt:

Conz.

Pfalzgrafenweiler.

Am Dienstag, den 11. ds. Mts., findet hier ein

WA«.

statt, wozu eingeladen wird.

Gemeinderat.

Shenberg.

Alle im Jahre 1872 Geborenen werden auf Sonntag, den 9. d. Mts., nachmittags 3 Uhr, zur

freundlichst zum Altersgenoffen David Wurster zum Löwen eingeladen.

Mehrere Altersgenossen.

HochALttskartLn

liefert in schöner Ausführung die Druckerei des „Calwer

Tagblattes".