nnu ng zu gründen, beabsichtigen die Wagnermeister unseres Bezirks, die erst seit kurzer Zeit bestehende Zwangsinnung wieder aufzuheben.
* Tübingen, 24. Nov. Der Volksverein Tübingen hielt gestern abend im „Hirsch" eine sehr stark besuchte öffentliche Versammlung ab, in der Conrad Haußmann über „Die Stellung von Kaiser, Kanzler und Reichstag" sprach. An den Abg. Payer wurde ein Danktelegramm folgenden Inhalts abgesandt: „Die von der Tübinger Volkspartei und vom Liberalen Verein einberufene Haußmann-Versammlung spricht dem Reichstagsabgeordneten Payer ihren Dank für den gestern von ihm im Reichstag zur Reichsfinanzreform kraftvoll vertretenen Standpunkt aus. Mit ihrem Reichstagsabgeordneten teilen seine Wähler die Ueberzeugung, daß wir am Beginn des Kampfes um konstitutionelle Garantieen stehen. Wir freisinnig Gesinnten des Wahlkreises werden in diesem Kampfe um die liberale Festigung in Treue und überzeugt zu unserem Vertreter stehen."
! Tuttlingen, 25. Nov. Bei dem Bahnübergang ereignete sich gestern abend ein schwerer Unfall. Der stellvertretende Bahnwart öffnete dem heimkehrenden Bierfuhrwerk des hiesigen Traubenwirts die Schranken. Plötzlich sauste der 9 Uhr-Schnellzug heran und fuhr direkt auf das Gefährt aus, dessen Pferde völlig zermalmt wurden. Der Fuhrknecht blieb unversehrt. Wegen des starken Nebels war der Zug nicht sichtbar.
* Stuttgart, 24. Nov. Herzog Albrecht von Württemberg wird am 26- d. Mts. einen ihm von S. M. dem König bis einschließlich 13. Dezember nach Oesterreich bewilligten Urlaub antreten. Sein Stellvertreter als kommandierender General des Armeekorps ist Generalleutnant v. Linsingen, Kommandeur der 27. Division.
! Stuttgart, 25. November. Der württ. Bund für H'and el und Gewerbe nahm heute abend in einer öffentlichen Versammlung Stellung gegen die geplanteM a 8- und Elektrizitätssteuer. Es gelangte eine in diesem Sinne lautende Resolution zur Annahme.
ss Sttutgart, 25. November. Vor der Strafkammer des K. Landgerichts Stuttgart wurde gestern wiederholt gegen eine Anzahl Metzgermeister aus dem Waiblinger Oberamt verhandelt. Diese hatten sämtliche größere Mengen Kartoffelmehl (Fecule) bezogen und es dem Wurstbrät von Fleischwürsten in der Höhe von l—2 Prozent beigemengt. Das Urteil lautete für die Angeklagten auf je zehn Mark Geldstrafe.
! Zuffenhausen, 25. Novbr. Eine eigenartige Ursache hatte ein Selbstmordversuch, den ein in einem hies. kaufmännischen Bureau angestellter junger Mann unternahm. Der junge Mann zechte mit einigen Kameraden in einer hies. Wirtschaft, wobei ihm „aus Spaß" eine Champagnerflasche in die Tasche seines Ueberziehers gesteckt wurde. Aus Angst darüber, er könnte in den Verdacht des Diebstahls kommen, unternahm der junge Mann den Selbstmordversuch.
js Oehringen, 25. Nov. In Pfedelbach O.-A. Oehringen ist heute früh die 61 Jahre alte Witwe Sofie Begasdorfer von ihrer Scheuer durchs Garbenloch heruntergefallen und nach etwa 10 Minuten gestorben.
!I Ulm, 25. Nov. Das Schwurgericht beendigte gestern die Verhandlung gegen den Erdarbeiter Dell Aguzzo wegen der in Voll begangenen Tötung des Friseurs Karl Kicherer und tödlicher Körperverletzung des Schlossers Wilhelm Aich- roth. Den Geschworenen erschienen aber die Beweise für einen Totschlag nicht ausreichend, weshalb sie in beiden Fällen aus gefährliche Körperverletzung mit nachgefolgtem Tode erkannten. Der Angeklagte wurde zu fünf Jahren Gefängnis verurteilt.
Aus der Bolksschulkomrnission.
ss Stuttgart, 25. Nov. Die Volksschulkommission der zweiten Kammer beendigte gestern die zweite Lesung des
M ^«s-lrucht. A
Nach Wahrheit forschen,
Das Schöne lieben,
Gutes wollen und
Das Beste tun. Moses Mendelssohn.
Erkämpftes Glück.
Roman jvon H. Deutschmann.
Schluß. Nachdruck verboten.
Kläre Martin war vergrämt und abgehärmt. Sie hatte Smiles durch ein Telegramm verständigt, daß an diesen: Abend die Verlobung angekündigt werden sollte. Aber sie hatte noch keine Nachricht, noch keine Mitteilung erhalten. Aas sollte sie tun. Die Verzweiflung im Herzen sollte sie fröhliche Miene zeigen.
Sie konnte ja nicht ahnen, daß John Smiles in der vergangenen Nacht in einem Kampf auf Leben und Tod verwundet lag.
So freundlich das Gebaren des alten Martin war, so quälte ihn doch ein Umstand.
Wo war Theo v. Staupen! Er sollte doch einer der ersten sein. Und er kam nicht.
Tie Gäste schienen schon unruhig zu werden.
Der Alte warf einen wütenden Blick auf seine Tochter und zischte sie an:
„Das hast du getan! Weshalb kommt er nicht?"
„Ich weiß es ja nicht."
„Du hast ihn verhindert! Irgendwie!"
Stumm verneinte Kläre: eine Hoffnung wollte in ihr auffteigen.
„Aber es soll dir nicht helfen. Und wenn von Stans- fen nicht erscheint, so werde ich trotzdem deine Verlobung
Art. 10 der Volksschulnovelle. Dieser Artikel, der die Pflichtstundenzahl der Lehrer und Lehrerinnen festsetzt, erlitt eine Aenderung dahin, daß die Unterrichtsstunden nach Bedürfnis auch an anderen Klassen der Volksschule desselben Ortes erteilt werden müssen, während nach den Beschlüssen erster Lesung die Lehrer nur zur Erteilung von Unterricht an andern Klassen derselben Schule innerhalb der Pflicht- stundenzahl verpflichtet waren. Zu Art. 11 blieben die Beschlüsse erster Lesung unverändert. Die Kommission trat hierauf in die Beratung des zu gemeinsamer Beratung mit Art. 12 zurückgestellten Art. 3, welcher gegenüber der ersten Lesung keine Veränderung erlitt, und hierauf in die Beratung des Art. 12, zunächst des Art. 72 daselbst ein. Dieser Artikel war in erster Lesung abgelehnt worden, ohne daß sich die Kommission auf eine andere Fassung geeinigt hatte. Die Beratung wurde in der Nachmittagsitzung fortgesetzt. Auf Antrag des Berichterstatters Dr. Hieber (D.) wurde folgende Fassung des Art. 72 mit 11 gegen 7 Stimmen angenommen: „Die örtliche Aufsicht über die Volksschulen auf dem Gebiet der Schulpflege steht dem Ortsschulrat zu. Durch Beschluß des Ortsschulrats muß eines seiner Mitglieder damit beauftragt werden, Schulbesuche zu machen, ohne daß es befugt wäre, Anordnungen zu treffen." Die Kommission trat hieraus in die Beratung des Art. 73 ein, welcher mit einigen Aenderungen angenommen wurde. Auf Antrag des Abg. Löchner u. Gen. (Volksp.) wurde folgender weitere Absatz eingefügt: „Schulen, die für Kinder «erschienener Bekenntnisse bestimmt sind, werden dem Ortsschulrat des Mehrheitsbekenntnisses unterstellt." Die Beratung der folgenden Artikel, die Zusammensetzung, Wahl und Geschäftsführung des Ortsschulrates regeln, wird heute nachmittag fortgesetzt.
Die Güterwagengemeinschaft.
ss Stuttgart, 25. Nov. Zu den: deutschen Staatsbahnwagenverband, der am 21. November von den Vertretern Preußens, Bayerns, Sachsens, Württembergs, Badens, Mecklenburgs, Oldenburgs und der Reichseisenbahnen, geschlossen worden ist und am 1. April nächsten Jahres in Kraft treten wird, schreibt der Staatsanzeiger n. a.: Etwa eine halbe Million Güterwagen werden dem neuen Verbände angehören. Heute benutzt jede Bahn ihre eigenen Wagen. Fremde Güterwagen dürfen nur binnen bestimmter Benutzungsfristen und in der Richtung zur Heimatbahu, genau wie ausländische Wagen, wieder beladen werden gegen Mietszahlungen, die abgerechnet werden; andersalls sollen die Wagen leer zur Heimatbahn zurück. Fortab wird die Wagengestellung erleichtert und beschleunigt. Jede Verwaltung wird wie bisher die Wagen für ihren Bezirk täglich verteilen. Mehrere Bezirke sind zu Gruppen zusammengefaßt, für deren Bereich der Ausgleich zwischen Bestand und Bedarf an Wagen durch eine Grappenausgleichstelle erfolgt. Den Ausgleich zwischen den verschiedenen Gruppen besorgt das Hauptwagenamt in Berlin. Der Hauptvorteil besteht in der Herabsetzung der Leerkilometer um etwa 200 Millionen Achskilometer jährlich. Auch der Rangierbetrieb wird vereinfacht, weil das Auslesen wegfällt. An die Stelle der verwickelten Abrechnung für jeden einzelnen Wagen tritt eine einfache Jahresrechnring nach Pauschsätzen, die für den gesamten Verband von einem Beamten in wenigen Tagen fertiggestellt werden kann. 1907 waren für Wagenmieten 18,5 Millionen abzurechnen, die sich aus Beträgen von wenigen Mark zusammensetzten. Demnach wird eine große Zahl von Arbeitskräften entbehrlich. In Aussicht genommen ist zwecks Erleichterung der Reparaturen die gemeinschaftliche Festsetzung einheitlicher Wagentypen. Die Geschäftsführung im Verbände liegt dem preußischen Eisenbahn-Zentralamt in Berlin ob. Die außerpreußischen Staatsbahnen ordnen dazu eine Anzahl Beamte ab. Außer dem idealen Gewinne einer Förderung der freundschaftlichen Beziehungen unter den Bundesstaaten werden jeder einzelnen Verbandsbahn Vor
verkünden. Deiy Rankespiel wird dich nicht retten! Komm in den Saal!"
Mit heiterer Miene trat Herbert Martin seinen Gästen entgegen.
Das Mahl nahm seinen Anfang.
Nur fröhliche Gesichter zeigten sich. Aber die Miene des alten Martin war verdüstert. Das Gesicht seines Kin des totenbleib.
Das Mahl ging dem Ende zu. Der BräutigaB war noch immer nicht gekommen. Martin warf seinem Kinde wütende Blicke zu.
Einer der Gäste rief den alten Martin an:
„Wann kommt die ersehnte Ueberraschung? Man ahnt es ja längst! Eine Familienfreude. Weshalb so langes Schweigen!"
Da richtete sich der alte Martin aus; mit beiden Händen stützte er sich auf den Tisch und seine Stimme klang rauh und bitter:
„Ja! Ihr Hab, es geahnt. Ich will mit dieser Ueberraschung nicht mehr länger zurückhalten. Meine Tochter Kläre hat sich verlobt!"
Diese stieß einen halblauten Schrei aus.
Aber niemand hatte darauf geachtet. Die Gläser hoben sich alle gegen Kläre und riefen ihr Glück zu. Daß sie bleich war und kaum sich anfrecht zu halten vermochte, das rechneten alle ihrer begreiflichen Aufregung an. Sie konnten ja nicht wissen, wie es in ihreni Herzen war, wie sie leiden mußte.
„Wer ist der Beglückte?"
„Wo ist er?"
„Namen nennen!"
Von allen Seiten drängten Fragen auf den Alten ein. Dieser begann wiederum:
„Ein unabwendbares Hindernis machte es ihm unmög- lichlich. Sein Name aber heißt — —'
teile für ihre Verkehrsinteressen und für ihre Wirtschaftsführung erwachsen.
! Aus Hohenzollern, 25. Nov. Auf der neuerbauten Linie Gammertingen-Bingen ereignete sich dieser Tage ein Unfall. Zwischen den zwei Lauchertbrücken bei Hermentingen stießen zwei Lokomotiven aufeinander. Der Anprall war so stark, daß eine Lokomotive aus den Schienen geworfen und total zerstört wurde; die andere konnte noch Gegendampf geben und wurde infolgedessen weniger stark beschädigt. Das Personal der Maschinen konnte sich durch rechtzeitiges Abspringen retten.
" Vom Odenwald, 24. Nov. In Unter-Mossau starb eine Frau Beisel im hohen Alter von 100 Jahren.
* Berlin, 25. Nov. Durch raffinierte Fälschungen eines Filialleiters, des Kaufmanns Fritz Kluge, ist die bekannte Feldbahnfirma Arthur Koppel, A.-G., Berlin, um 400 000 Mk. geschädigt worden. Kluge, der verhaftet wurde, ist bereits geständig.
* Neues Palais bei Potsdam, 25. Nov. Der Kaiser bleibt heute seiner Erkältung wegen zu Belt.
sj Bonn, 25. Nov. Der neueste Bankkrach, die Zahlungseinstellung der Bonner Bank für Handel und Gewerbe, ist wieder durch übermäßige Kreditgewährung verschuldet worden. Die Bankleitung schützt die Stockung im Baugewerbe vor, doch wird das von anderer, anscheinend eingeweihter Seite bestritten und die verfehlte Kreditwirtschaft als Ursache hingestellt. So soll allein eine einzige Baufirma 3 Mill. Mark erhalten haben, soiviel wie das Aktienkapital der Bank beträgt! Nach der Köln. Ztg. liegen auch Kreditbewilligungen an Baufirmen gegen fragwürdige Sicherheiten vor. Es soll höchst fraglich sein, ob die Verwaltung die angekündigte Hilfsaktion ausführen kann, da bei der trostlosen Lage der Dinge kaum anzunehmen sei, daß andere Banken eingreifen. Aktienkapital wie Rücklagen gelten als völlig verloren. Von dem Zusammenbruch sind zahlreiche kleine Leute und katholische Angestellte hart betroffen. Die Höhe der Einlagen betrug 6 Mill. Mark. Die Bank zahlte seit 25 Jahren 10—12 Proz. Dividende jährlich. In ihrem Aufsichtsrat sind angesehene Bonner Familien vertreten.
Is In Wattenscheid benützten auf der Zeche Eugelsbrück drei Bergleute oerbottvidrig einen Bremskorb. Dieser ging zubruch und stürzte in die Tiefe. Alle drei Bergleute wurden getötet.
* Straßburg i. E., 25. Nov. Der Gemeinderat bewilligte heute für die Hinterbliebenen der Verunglückten auf der Zeche Radbod 1000 Mark.
Die Ministcrverantwortlichkeit.
* Berlin, 25. Nov. Wie wirerfahren, ist es noch nicht
entschieden, ob die Regierung nicht an den Verhandlungen über die Anträge auf Einbringung eines Minister-Verant- wortlichkeitsgesetzeS teilnimmt. Wenn die Regierung eine Teilnahme ablehnt, so geschieht dies lediglich darum, weil sie sich nicht unnötig erneuten Angriffen auf den Kaiser aussetzen, vielmehr eine erneute kritische Wendung der Debatte vermeiden will.' In parlamentarischen Kreisen wird die von mehreren Blättern aus angeblich bester Quelle gebrachte Ankündigung, daß die Regierung bei der Beratung der Anträge nicht anwesend sein werde, überaus ruhig hingenommen. Man weist darauf hin, daß die Regierung schon oft an der Verhandlung von Anträgen nicht teilgenommen hat. Im übrigen werden, wie uns von parlamentarischer Seite mitgeteilt wird, die Anträge auf kommenden Mittwoch auf die Tagesordnung kommen. Man rechnet damit, daß sie unmittelbar nach der ersten Lesung der Reichfinanzreform einer K o m m ission überwiesen werden können. Mp.
Der alte Martin wurde unterbrochen, ehe er den Namen nennen konnte. In höchster Aufregung und Bestürzung eilte ein Diener in den Saal, auf Martin zu und flüsterte diesem einige Worte zu. Niemand konnte es hören, nur für Martin waren sie bestimmt.
Dieser wandte sich an seine Gäste und sagte:
„Ich bitte alle! Es ist nichts von Bedeutung. Ich bin für einen Augenblick in dringender Sache abgerufen!"
Und der alte Martin verließ den Saal.
Im Nebengemach erwartete ihn ein Mann, dessen Kopf verbunden war. DaS Gesicht erschien Martin so bekannt. Richtig. Der war es.
„Was wollen Sie von mir?" fragte er barsch. „Ich denke, wir sind fertig, Herr Smiles!"
„Noch nicht!" antwortete dieser hastig und erregt. „Haben Sie die Verlobung schon angekündigt?"
Mit einem scharfen Blick sah Martin in das Gesicht des Detektiven. Ruhig antwortete er dann:
„Gewiß! Ich denke nicht, daß Sie daran etwas hindern können!"
„Also zu spät!" rief Smiles in Angst.
„Warum zu spät?"
„Theo v. Stauffen war der Mörder seines Onkels. — Gestern wurde er überführt!"
„Was!"
Der alte Martin starrte Smiles an wie ein Gespenst.
„Um die Versicherungssumme von 100 000 Mark zu erheben, hat er ihn ermordet!"
„Das ist ja nicht möglich. Dann bin ich selbst ja mit geschändet für mein ganzes Leben!"
„Das ist nicht alles! Theo v. Stauffen war seit Jahren schon der Genosse einer berüchtigten Einbrechergesell' schaft!"
Vor den Augen Martins flimmerte es; er hörte nur noch wie im Traum, oas Smiles sagte.