Ausländisches.
' Wien, 25. Nov. Wie das „Wiener K. K. Korr.- Bur." meldet, bestätigt sich das Gerücht von der Abberufung des österreichisch-ungarischen Botschafters in Konstantinopel nicht. Der Botschafter dürfte aber demnächst einen kurzen Urlaub antreten.
jj In Rom ist bei den gestrigen Kundgebungen in der Universität eine österreichische Fahne verbrannt worden. — In Bologna durchbrachen gestern Demonstranten den Polizeicordon vor dem österreichischen Konsulat, bemächtigten sich der österreichischen Fahne und zerrissen sie.
* Nerv-Park, 25. Nov. Telegramme aus Port au Prince bestätigen die Meldungen von der Erschießung des Ministers des Innern, Generals Lecomte, durch die Rebellen.
* Kalkutta, 25. Nov. Der Vizekönig Lord Minto ist heute hier eingetroffen zwecks Beratung eines Gesetzes gegen die a n a rch i st is ch e B e w e g u n g und Ergreifung strengerer Maßregeln.
jf Tanger, 25. Nov. Mulai Hafid ist in Casablanca ohne Zwischenfall zum Sultan proklamiert worden.
Teufel Alkohol.
* Paris, 25. Nov. Der 30jährige Maurer Duprat tötete seinen greisen Vater, verwundete Mutter und Schwester löblich und brachte einer Cousine und zwei anderen Personen lebensgefährliche Verletzungen bei. Die Verhaftung des Massenmörders, der Alkoholiker ist, gestaltete sich un- gemein schwierig.
Ein brennender Dampfer.
jf Malta, 25. Nov. Der nach Alerandrien bestimmte Dampfer „Sardinia" ist eine Seemeile vom Hafen entfernt in Brand geraten. Die Passagiere 200 an der Zahl und die Besatzung sprangen infolge der ausgebrochenen Panik über Bord. Da starker Wind die Rettung erschwerte, so sind viele Personen umgekommen. Das Schiff ist verlassen.
js London, 25. Nov. Nach den letzten Nachrichten aus Malta waren bis 5 Uhr nachmittags von dem in Brand geratenen Dampfer „Sardinia" gerettet worden : 9 Europäer, 140 Araber und 21 Mann der Besatzung. Vermißt w e rde n n och: 1 8 Mann der Besatzung, sowie 5 europäische und 100 arabische Passagiere.
Vermischtes.
8 Ein ungewöhnliches Nachtquartier wählte sich ein Obdachloser aus dem alten Friedhof bei der Kapellenstraße in Karlsruhe. Er hob von einer Gruft den Verschlußstein, nahm aus dem Sarge die Knochen, die er auf die Seite legte, füllte die untere Hälfte des Sarges mit Laub und schlief mehrere Nächte hindurch in dieser eigenartigen Ruhestätte anscheinend ganz gut, ohne von bösen Träumen gequält zu werden. Die Behörde kam schließlich hinter die Sache und verschaffte dem Mann ein anderes Quartier.
8 Vier Tage verschüttet. Am Freitag wurden auf Schacht i- I der Krupp'schen Zeche Hannover in Hordel bei Bochum zwei Bergleute in einem 90 Mtr. hohen Ueberhau verschüttet. Die Rettungsarbeitcn wurden sofort ausgenommen. Es mußten viele hundert Wagen Steine hinweggeschafft werden. Während eine Verständigung schon früher herbeigeführt werden konnte, war die Rettung erst am Dienstag, nach 90 Stunden, möglich. Die beiden Verschütteten, Familienväter, waren unversehrt.
8 Beim „Tellschuß" getroffen. In einem Londoner Spezialitäten-Theater tritt seit einiger Zeit eine sogenannte Meisterschützin oder Gewehrkönigin auf, die auch den „Tellschuß" ausführt, indem sie einem jungen Manne einen Apfel vom Kopfe schießt. Gestern abend verfehlte sie das Ziel und das Opfer fiel, in den Kopf getroffen, blutüberströmt nieder. In hoffnungslosem Zustande wurde der junge
„Seine zwei Genoffen wurden gestern auf der Tat abgefangen. Theo v. Stauffen entfloh, wurde aber eingeholi und im Kampf auf Leben und Tod ermordet!"
„Das Schicksal hat ihn selbst gestraft. Wer hätte aber das ahnen können!"
„Weshalb haben Sie nicht auf mich gehört. Ich wollt: ja nur Ihr Bestes!" klagte Smiles.
Da fuhr Martin wie aus Träumen auf und rief:
„Nein, noch ist nichts verloren! Ich kann die Schmach nicht ertragen. Seinen Namen habe ich noch nicht ge
nannt!"
„Sie sagten, sie hätten die Verlobung schon angekün
digt!"
„Ja! Ich sagte, meine Tochter Kläre hätte sich ver
lobt. Aber noch nannte ich keinen Namen!"
„Die Gäste werden ihn fordern!"
„Was soll ich tun? Helfen Sie mir! Diese Schande
würde stets auf mir und meinem Kinde lasten!"
„Herr Martin! Machen Sie vor allem ihr Kind glück lich!"
„Das will ich ja! Die Gäste warten!"
Herr Martin! Ich bitte um die Hand Ihrer Tochter!"
Ein Blitzstrahl aus heiterem Himmel hätte nicht mii solcher Gewalt wirken können wie dieser Antrag.
„Ich kann Sie nicht verstehen!" stammelte Martin. „Mein Kind kennt Sie nicht. Sie haben mich ja gerettet. Aber ich kann Sie doch nicht jetzt als den Verlobten mei nes Kindes vorstellen. Kläre kennt Sie ja nicht!"
„Herr Martin!" sagte Smiles mit zärtlicher Stimme. „Sie schwebten in großer Gefahr! Ich will nichts als das Glück Ihres Kindes. Wenn Sie denselben Gedanken hegen, dann bitte ich Sie: Rufen Sie ihr Kind!"
Kopfschüttelnd hörte der alte Martin dieses Verlangen; aber er gehorchte und rief nach Kläre.
Als diese erschien und Smiles erkannte, als sie sah, wie dessen Kopf verbunden war, und er also gelitten haben
Mann ins Krankenhaus geschafft. Die Meisterschützin wurde verhaftet.
-r. Alkohol und Auge. Jedem Augenarzt und Nervenarzt, der viele Alkoholiker zu behandeln hat, sind Schädigungen der Augen durch den Alkohol bekannt. So berichtet neuerdings Dr. Schenk, Arzt an den Heil- und Pflegeanstalten für Alkoholkranke in Lintorf, daß ihm Alkoholiker öfters Klagen über Sehstö ungen äußerten. Auch die Farbenempfindung ist manchmal herabgesetzt, so daß die davon Befallenen alle Gegenstände in grünlichem Farbenton sehen. Bei völliger Enthaltsamkeit bessert sich oft das Augenlicht, so daß für Augengläser schwächere Nummern gebraucht werden können. Diese Veränderungen hängen mit dem übermäßigen Alkoholgenuß zusammen, sie müssen als Lähmungen aufgefaßt werden und sie schwinden wieder nach Ausschalten des lähmenden Giftes. Im klinischen Hospital für Augenkranke in London fand man chronische Bindehautkatarrhe, Nachtblindheit, Schwachsichtigkeit und Lähmungen der Augenmuskeln als Folge des übermäßigen Alkoholgenusses. Alle diese Krankheiten sind heilbar, wenn man die Kranken zum Verzicht auf den Alkohol bringen kann. Da starke Trinker meist zugleich starke Raucher sind und auch das Nicotin die Augen schädigt, so ist auch das starke Rauchen auszusetzen. Neben dem Alkohol kann auch der Holzgeist schwere Augenschädigungen, ja Erblindung erzeugen. Der Holzgeist ist ein Gift sür die Augennerven, er erzeugt Netzhautentzündung, Gesichtsfeldeinschränkung, ja später Schwund der Sehnerven. In Amerika wird der Holzgeift fälschlicherweise zur Likürfabrikation verwendet, in Schweden gar dem Kaffee zugesetzt.
Bekämpfung der Feldmäuse. Nachhaltige Erfolge werden hierbei nur erzielt, wenn sich die durch den Mäuse- sraß geschädigten Landwirte zu einem gemeinsamen Vorgehen zusammenschließen. Als Vertilgungsmittel kommen namentlich in Betracht der Mäusetyphusbazillus und vergiftete (Strychnin) Getreidekörner. Mäusetyphusbazillen sind für Menschen im allgemeinen nicht gesundheitsschädlich. Jedoch können durch Aufnahme größerer Mengen von Mäusetyphusbazillen, namentlich bei Personen, welche an Darmstörungen leiden oder dazu neigen, sowie bei Kindern Durchfälle und Leibschmerzen hervorgerufen werden. Deshalb sind solche Personen und Kinder unter 12 Jahren zum Auslegen der Mäusetyphnsbazillen nicht zu verwenden. Es ist wiederholt nachgewiesen, daß die Vertilgung der Mäuse mit dem Mäusetyphusbazillus eine vollkommen sichere ist, wenn sie sachgemäß durchgeführt iv i r d. Wir können daher die Anwendung dieses Mittels wärmstens empfehlen. Der Mäusebazillus wird in Bouillon gezüchtet und in zugeschmolzenen Glasröhrchen versandt. Jedes Röhrchen reicht für ha. oder 1 Morgen Landes aus. Im Dunkeln aufbewahrt, erhält sich die Wirksamkeit etwa 4 Wochen. — Es wird zunächst zum Gebrauche eine Kochsalzlösung (1 Kaffeelöffel voll Kochsalz auf Vs Ltr. Wasser) in einem großen sauberen Topfe bergestellt und gekocht, worauf man sie wieder vollständig erkalten läßt. — Hierauf wird das Glasrörchhen kräftig geschüttelt, die Glasspitze abgefeilt und der Inhalt eines Bouillonröhrchens auf V- Llr. Kochsalzlösung verteilt. Darauf wird das Gläschen wiederholt mit derselben Kochsalzlösung ausgespült und alles kräftig umgerührt. — Sodann schneidet man aus altbackenem Weißbrote Würfel von 1—2 cm Durchmesser und wirft soviele derselben in den Topf mit der Kochsalzlösung, bis sie nach wiederholtem Untertauchen vollständig von der Flüssigkeit durchtränkt sind. — Anstatt der Kochsalzlösung kann auch frische, gut abgekochte und wieder erkaltete Magermilch (ebenfalls V 2 Ltr. auf den Inhalt eines Röhrchens) zur Durchtränkung der Brotwürsel Verwendung finden. In jedes Mauseloch werden 1—2 Würfel gelegt oder es werden die einzelnen Brocken über das zu behandelnde Terrain verteilt.
mußte, da kannte sie nicht mehr den Gehorsam gegen den Vater. An diesem vorüber eilte sie auf Smiles zu, stürzte in dessen Arme und klagte:
„John! Liebster, Liebster! Was ist dir geschehen!"
„Kläre!" flüsterte dieser zärtlich. „Im heißen Kampfe habe ich dich mir erstritten, v. Stauffen ist tot, als der Mörder seines Onkels überführt. Das habe ich für dich erkämpft!"
Er wandte sich nun an den alten Martin:
„Wollen Sie nun noch länger dem Glücke Ihres Kindes entgegen sein?"
Dieser antwortete nicht, sondern winkte ihnen, sie sollten ihm Nachfolgen in den Saal. Dort wies er auf Smiles und sagte mit zitternder Stimme, die von tiefer Ergriffenheit zeigte:
„John Smiles! Der Verlobte meines einzigen Kindes!"
„Hoch! Hoch! Das Brautpaar soll leben!"
Ein Jubel und eine Freude herrschte.
Wer aber von allen Gästen ahnte, was geschehen war?
Am Hochzeitstage von Kläre Martin mit John Smiles, bei der sein Freund Hein als Beiständer zugegen war, wur- den vor dem Schwurgericht zu Wiesbaden die beiden Gefährten des Theo v. Stauffen zu zehn und acht Jahren Zuchthaus verurteilt.
Hiebei erfuhr die Welt die Wahrbeit über leben des bekannten Theo v. Stauffen, der nur durch die Tätigkeit des Privatdetektivs Smiles der Gerechtigkeit zum Opfer gefallen war.
John Smiles erhielt sine hervorragende Belohnung für seine Dienste.
Den besten Lohn aber, den er erhalten hatte, den hatte er sich selbst in heißem Kampfe erstritten, und der hieß -Kläre.
Neid. Sommerfrischler zum arbeitenden Bauern r „Daß ihr Bauern gar nirgends Ruhebänke anbringen lasset.." Bauer: „Freist', daß uns d' Stadtfräck' allweil no' bester beim Arbeit'n zuschaun könna!"
Handel und Verkehr.
ff Stuttgart, 25. Nov. Der Stand der Herbstsaaten in Württemberg war, wenn 1. sehr gut, 2. gut, 3. mittel, 4. gering, 5. sehr gering, bedeutet, um die Mitte des Monats November für Winterweizen 3,2, Winterspelz 3,0, und Winterroggen ^6. Winterweizen stand im Neckarkreis 3,2, Schwarzwaldskreis 3,3, Jagstkreis 3,2 und Donaukreis 2,9. Winterspelz stand im Nekarkreis 3,1, Schwarzwald- und Jagstkreis 3,2 und im Donaukreis 2,8. Winterroggen stand im Schwarzwaldkreis 3,0, im übrigen 2,6.
jj Stuttgart, 25. November. (Schlachtviehmarkt.) Zugetrieben: 38 Ochsen, 18 Bullen, 322 Kalbeln und Kübe, 272 Kälber, 818 Schweine. Verkauft 32 Ochsen, 15 Bullen, 235 Kalbeln und Kühe, 272 Kälber, 710 Schweine. Erlös aus '/s Kilo Schlachtgewicht: Ochsen 1. Qualität, «) ausgemäschtete von — bis — Pfg., 2. Qual, o) fleischige und ältere von — bis — Pfg.; Bullen (Farren): 1. Qual, a) vollfleische, von 68 bis 69 Pfg., 2. Qualität b) ältere und weniger fleischige von 65 bis 67 Pfg.; Stiere und Jungrinder 1. Qual, u) ausgemästete von 80 bis 82 Pfg-, 2. Qualität b) fleischige von 77 bis 79 Pfg., 3. Qualität v) geringere von 74 bis 76 Pfg; Kühe I.Qual. a) junge gemästete von — bis — Pfg., 2. Qualität 5) ältere gemästete von 58 bis 68 Pfg., 3. Qualität 0 ) geringere von 38 bis 48 Pfg., Kälber: 1. Qualität a) beste Saugkälber von 85 bis 88 Ptg., 2. Qualität b) gute Saugkälber von 82 bis 85 Pfg., 3. Qualität 0 ) geringere Saugkälber von 76 bis 80 Pfg.; Schweine 1. Qualität a) junge fleischige 72 bis 73 Pfg., 2. Qualität K) schwere fette von 71 bis 72 Pfg. 3. Qual. 0 ) geringere von 65 bis 66 Pfg. Verlauf des Marktes: mäßig belebt.
* Das rheinisch-westfälische Kohlensyndikat hat seine Kohlenpreise endlich ermäßigt, aber erstens gilt die Herabsetzung erst vom 1. Januar ab, ja für die Hauptmasse der Kohlenverbraucher sogar erst vom 1. April 1909 ab und zweitens halten sich die Ermäßigungen in immerhin bescheidenen Grenzen: 2 Mk. für Hochofenkoks, 1,25 Mk. für Kokskohlen und 25 Pfg. bis 1 Mk. für die meisten anderen Kohlen- und Koksorten, sowie Briketts. Die Preise für gröbere Kohlensorten bleiben unverändert.
VorautfichtlicheS Wetter
am Freitag, den 27. November: Trüb und bewölkt. Verantwortlicher Redakteur: Ludwig Lauk, Altensteig.
ttocbkeiner, uromutiscster Orünkern- Lescstmsck, uppetitunreAencke Vl/irk- unx unck bequeme 2ubereitun88veise «nck ckie besonckeren Vorrüxe von
Knoi'n's Qnünkornmskl.
Hygienische Regeln zur Zimmerheizung.
Von Dr. Otto Gotthilf.
Der Staub aus Ofen und Röhre muß jeden Tag vor dem Heizen entfernt werden, weil er bei dem Heizen schädliche Gase entwickelt.
Die Asche ist sehr vorsichtig herauszunehnen, damit im Zimmer kein Staub entsteht.
Durch Riffe und Sprünge des Ofens treten giftige Verbrennungsgase aus.
Beim Beginn der Heizung müssen die Fenster offen stehen; ;e mehr frische Luft, um so besser „zieht" der Ofen und raucht nicht.
Mit Springbrunnen, Aquarien, Wasserschalen oder Bespritzen von Blatt- und Schlingpflanzen kann man der l Zimmerluft den nötigen Feuchtigkeitsgehalt verschaffen.
Für gesunde Menschen soll die Luftwärme nicht mehr als 18 bis 20 Grad Celsius betragen; bei Kindern kann sie noch niedriger, bei älteren Leuten etwas höher sein.
Wer bei 20 Grad Celsius friert, mache sich kräftige örp erliche Bewegung, trinke etwas Heißes und ziehe sich nötigenfalls wärmer an, aber überheize nicht das Zimmer.
Zeitgemäße Ausrede. „Aber das ist ja ein Skandal — jede Minute glaubt man, der Wagen fällt um! . . . Warum läßt denn die Gemeinde die Straße nicht ausbessern ?" — „Der Bürgermeister sagt allaweil: jetzt kimmt eh bald 's Luftschiff!"
Im Zeitalter des Luftballons. A: Fährst Du auch nach Tirol auf einen Schoppen Wein?" Pantoffelheld: „Kann nicht — meine Frau hat mir 's Gas ausgelassen!"
Gedankensplitter.
Am meisten haßt man die Schmeichler, wenn sie einmal aufhören zu schmeicheln.