SrgrA»det

1877 .

A- icHeLsI käglr^ mtt nusnahme der Sonn- und Festtag;

Bezugspreis Nr das Merteljahr b« Bezirk und MchüarortSverkehr Mk. 1.S8. mßrrhalb Mk. 1.85

8

AttenSteiLM

MÜMterhaltungsblan

Mmtzblatt für

AligmewebKlyelze

Fernsprecher Nr. 11.

Arrz'ig«q>rei» bei einmaliger Ein­rückung 1t Mg- die rinipaltige Zeile; bei Wiederholung«» «nUvrcckenberRal-tt

Reklamen 15 Pig. ^ie Textzetle.

Unpsrteiische Tageszeitung unö ^inzeiged!^t, verbreitet in den d)keramtskezir?en Nagold, ^reudenstadt, Taiw u. Neuenbürg.

M. 279

Ansgabeort Altensteig-Stadt.

Freitag de» 27. NoveMber.

Amtsblatt für Pfalzgrafenweiler.

19V8.

werden wir das Leben unserer Arbeiter schützen. (Beifall links.)

Amtliches.

Feldbereinigung auf Markung Ebershardt.

Am Montag den 7. Dezember ds. Js. findet von nachmittags 3 Uhr an auf dem Rathaus in Ebershardt die

Besitzstands- und Ei n s ch ä tz u n g sta gfa h rt für die in Ausführung begriffene Feldbereinigung auf Mar­kung Ebershardt statt.

Vereitelte Hofftrrrrrgen.

Die deutsche Industrie, soweit sie an der Förderung der Ausfuhr nach den Vereinigten Staaten von Nord-Amerika ein großes Interesse hat, versteht heute den Jubel, der in den Kreisen der amerikanischen Groß-Spekulauten und Ge­werbetreibenden über die Wahl des Herrn Taft zum Präsi­denten der Vereinigten Staaten herrschte. Was Präsident Roosevelt nicht durchzuführen vermochte, nämlich ein Her­untersetzen der nordamerikanischen Zölle zu halbwegs nor­malen Stufen, das wird sein Freund und Nachfolger Taft überhaupt nicht versuchen. Der neue Präsident weiß, daß er mit einem solchen Vorgehen nichts Anderes erreichen würde, als seine Popularität aufs schwerste zu schädigen, und darum läßt er's. Der Herrscher im großen undfreien" Lande jenseits des Ozeans bleibt nach wie vor der Dollar; erst kommen die Geschäfts-Interessen drüben, dann kommen sie nochmals, und dann kommt die internationale Rücksichtnahme noch immer nicht. Das ist praktisch und amerikanisch zugleich !

Eine allbekannte Tatsache ist es, daß eine ganze Reihe von deutschen Ausfuhr-Industrien unter dem Druck der hohen amerikanischen Zölle außerordentlich gelitten haben. Der Absatz ist schwer beeinträchtigt, viele Arbeiter für das nordamerikanische Geschäft haben entlassen werden müssen. Die Bemühungen der Reichsregierung zu einem neuen und festen Handelsverträge zu kommen, waren vergeblich; es ist noch nicht einmal erreicht, daß Amerika für bestimmte Waren nickt höhere Zölle, wie Deutschland erhebt. Hingegen sind mancherlei Fabrikate, die früher aus Europa bezogen wurden, jetzt drüben hergestellt, und diese Tatsache hat weiterhin zur Verminderung des Exportes beigetragen. Bei dem nord­amerikanischen Geschäft ist also der Verdienst oft dünn gesät und gerade keine Seide dabei zu spinnen.

Unter dem neuen Präsidenten werden diese Verhältnisse mithin nicht besser werden; wir müssen schon hoffen, daß sie sich nicht noch mehr verschlimmern. Wäre unsere In­dustrie nicht so zähe, in der Spezialisierung nicht so hervor­ragend tüchtig, es würde noch weit ernster aussehen; daß bei uns der Wunsch besteht, die deutsche Industrie möchte in Amerika mit demselben Zoll-Maße gemessen werden, wie die amerikanische in Deutschland, ist doch nur berechtigt. Wir empfehlen keinen Zollkrieg, um zu diesem Ziele zu ge­langen; auf ein Wachstum der internationalen handels­politischen Rücksichtnahme müssen wir in Washington aber doch hinstreben.

Wie gern im Auslande jede Gelegenheit benützt wird,^ die deutsche Politik zu verdächtigen, das wissen wir genau. Die Vereinigten Staaten und Deutschland haben nicht geringe gemeinsame Interessen in der Welt-Politik, keine solchen aber, die einander unumstößlich widersprechen müssen. Daran ist zu denken, und mit Besonnenheit ist der Weg zu verfolgen, der zu einem immer deutlicheren Erkennen dieser gemeinsamen Interessen führt. Abgesehen von einzelnen Heißspornen dürften auch die amerikanischen Politiker kaum der Ueberzeugung huldigen, daß Deutschland immer und ewig mit derjenigen Zollpolitik einverstanden sein muß, die billige fremde Wünsche überhaupt nicht beachtet. Wie schon oben erwähnt, wird Herr Taft vor der Hand ja Alles beim Alten lassen, um seine schwerreichen Bundesgenossen nicht vor den Kopf zu stoßen. Aber es wird nicht angehen, die Schraube immer mehr anzuziehen oder sie so scharf, wie bisher, angezogen zu lassen. Die europäische Industrie soll von Amerika Anregung zu Blüte und Aufschwung erhalten; aber tatsächlich erschweren die überaus hohen Zölle in der Union die Verwirklichung einer Anregung. Für immer kann nicht allein Amerika der Praxis huldigen, während für Europa nur die Theorie gelten soll.

Fm den Monat Dezember

werden Bestellungen auf unsere Zeitung Ans den Tannen fortwährend entgegengenommen.

Tagespolitik.

DieWien er Universität wurde geschlossen wegen der skandalösen, gegen die Deutschen gerichteten und von den Italienern veranlaßten Vorgänge. Tschechen, Slowaken und Italiener wüten gegen das Deutschtum, und wenn die Namen Laibach, Prag, Innsbruck und Wien genannt werden, dann wird man an das edle Dreigespann denken. Das Deutschtum in Oesterreich har unter den gegebenen Verhältnissen die Pflicht, sich so eng wie möglich zusammen­zuschließen und dem gemeinsamen Feinde energisch entgegen­zutreten. Tie Wiener Szenen müssen auch endlich die Regierung zu durchgreifenden Maßregeln veranlassen. Von dem gegenwärligen Beamtenministerium ist allerdings nicht viel zu erwarten. Tie deutschen Hoffnungen müssen dem neuen Koalitionsministerium gelten.

* *

*

Die russische Note auf die österreichische Mit­teilung von der Annexion Bosniens und der Herzegowina ist in Wien eingetroffen. Ihr Inhalt dürfte kaum den Wünschen der Serben entsprechen, an deren Spitze der Kronprinz steht und die jetzt auf den Sturz des Ministerpräsidenten hinarbeiten, da die Rundreise durch Europa mit dem Zweck, die Unterstützung der Mächte gegen Oesterreich zu erlangen, so gut wie kein Ergebnis gehabt hat. Einige Heiterkeit erregt es, daß nicht bloß der Goldschatz der serbischen Nationalbank, sondern auch die Kaffenbeftände der Hauptstaatskasse und der Bodenkreditanstalt von Belgrad nach der Festung Nisch gebracht wurden. Wir vermissen eine Angabe über das Transportmittel, ob Handkarre oder Möbelwagen. Die Witzblätter werden sich das Bild nicht entgehen lassen.

Präsident Castro von Venezuela ist geste'M nach Europa abgereift, um sich in Berlin einer Operation zu unterziehen. Vizepräsident Gomez har die Präsidentschaft übernommen.

Deutscher Reichstag.

' Berlin, 25. Novbr.

Die Besprechung der Interpellationen b etr. das Grubenunglück auf der Zeche Radbod wird fortgesetzt.

Gras Kanitz (kons.): Wir halten ein Reichsgesetz nicht für viel besser als die Landesgesetze und erkennen im vollsten Maße an, daß an der Spitze der Verwaltung ein Mann steht, der sich seiner hohen Pflichten voll bewußt ist. (Sehr richtig rechts.) Daß auf der anderen Seite unsere Landesgesetzgebung verbefferungssähig ist, bestreitet niemand. Bei dem Unglück aus der Zeche Borussia im Jahre 1905, das durch Umfallen einer Lampe herbeigeführt wurde, hat sich gezeigt, daß die Schuld an den Unfällen meist auf Un­vorsichtigkeit und Versehen der Arbeiter zurückzuführen ist. Arbeiterkontrolleure halten wir nicht für ein Allheilmittel zur Verhinderung von Unglücksfällen. Gewählt würden doch nur die besten Redner, und daß das nicht immer die besten Praktiker sind, liegt auf der Hand.

Gothein (srs. Vgg.): Es wäre viel besser gewesen, wenn die Interpellationen einige Wochen später besprochen worden wären. Denn irgend eine positive Auskunft über die Ursache des Unglücks und das Verschulden einzelner kann von keiner Seite gegeben werden. Daß die Be­rieselungsanlage nicht immer gut funktionierte, das beweist das Einfrieren einige Tage vor dem Unglück. Zweifellos ist aber die Hauptursache auf ein Elementarereignis zurück- zusühren. Es muß unbedingt dafür gesorgt werden, daß pekuniär oder verwandtschaftlich interessierte Bergrevierbeamte nicht in den ihnen nahestehenden Gebieten beschäftigt werden. Leider besitzen diese Bergbeamte vielfach nicht das volle soziale Verständnis. Sie halten sich für kleine Halbgötter. Die Bergrevierbeamten sollten mit den Arbeitervertretern, auch wenn sie politisch anders gesinnt sind, verhandeln. Die Einführung von Vertrauensmännern als Arbeiterkon­trolleure ist eine gerechte Forderung der Bergarbeiter. Wir verlangen vor allem eine parlamentarische Enquete über die Zustände im Bergbau. Wir brauchen unabhängige, in ihrer Stellung gesicherte Arbcilerverlreler, Ausbildung des Tarisvertragswesens und gesetzlichen Schutz für die Tarifverträge. Auf diesem Wege und wenn die Bergwerksbesitzer soviel soziales Verständnis haben, daß sie es nicht mehr ablehnen, mit den Arbeitern zu verhandeln,

Schiffer (Ztr.): Wenn die Unternehmer sich dem Vertragsgedanken entgegenstellen und es prinzipiell ablehnen, mit den Arbeitern zu verhandeln, dann sollte die Gesetz­gebung nachhelfen. Unsere Hauptforderung ist die Ein­führung unabhängiger Arbeiterkontrolleure, die in ihrer Stellung vollkommen gesichert sein müssen. Die Bekämpf­ung der Sozialdemokratie besteht in der Schaffung einer wirklich sozialen Gesetzgebung. Eine Reichstagsmehrheit für ein Reichsberggesetz ist vorhanden. Es liegt nur am Bundes­rat, ein solches zu schaffen.

Staatssekretär v. B e t h m a n n - H o l l w e g : Die Be­hauptung, daß die Anwendung des Sprachenparagraphen gegenüber den Bergarbeiterorganisationen im Widerspruch stehe mit meinen Zusicherungen ist unrichtig. Ich habe er­klärt, daß die nationalen Interessen für den Sprachenpara­graphen maßgebend sein sollen, speziell auch gegenüber den Arbeitern polnischer Zunge. Von einer Erschwerung ihrer Versammlungen zu wirtschaftlichen Zwecken ist mir nichts be­kannt. Jedenfalls ist die von mir gekennzeichnete Behauptung nicht gerechtfertigt. (Sehr richtig! rechts. Lärm bei den Soz. und den Polen. Ledebour ruft: Planmäßige Irreführung! Vizepräsident Kämpf ruft Ledebour zur Ordnung, ebenso Hue, der Ledebour zugestimmt hat.) Die Vorlage betr. die Arbeitskammern ist heute dem Reichstag zugegangen.

Höffel (Reichsp.): Auch wir wünschen, daß volle Klarheit geschaffen wird, und daß die Ermittlungen die voll; Wahrheit zu Tage fördern werden. Zweifelhaft ist uns aber, ob in einem Reichsberggesetz ein Mittel zur Verhütung von Unfällen gegeben sein wird. Auch die konservativen Parteien werden an dem Ausbau des Arbeiterschutzes Mitarbeiten. (Beifall rechts.)

Brejski (Pole): Durch die Zumauerung und die Unterwaffersetzung de: Grube sollen lediglich die Spuren ver­wischt werden, um die Verwaltung, die von Rechts wegen aus die Anklagebank und nicht unter die Zeugen gehöre, zu schützen. Ein Reichsberggesetz ist dringend notwendig. Ter Sprachenparagraph wird in geradezu wahnsinniger Weise ausgelegt. Die Zusicherungen des Staatssekretärs sind in so pythischem Stil gehalten, daß man alles daraus lesen kann. Seine jüngste Erklärung war so unklar gehalten, wie seine damaligen Ausführungen.

Handelsminister Delbrück: Wenn ich noch einmal das Wort ergreife, so veranlaßt mich dazu die gestrige Rede des Abg. Hue, der gegen die mir unterstellte Verwaltung die schwersten Vorwürfe erhoben hat. Die von Hue angeregten Fragen werden in nächster Zeit das Abgeordnetenhaus be­schäftigen. Der Minister rechtfertigt die der Presse gegebene Auskunft. Das größte Hindernis aus dem Gebiet der Sozialpolitik in Deutschland und speziell in Preußen ist, daß Sie (zu den Soz. gewendet) sich nicht davon loslösen können, ihre wirtschaftlichen Ziele zu verquicken mit Forderungen, die mit den Interessen des Staates unvereinbar sind. (Beifall rechts. Zucken bei den Soz.)

Cuno (srs. Vp.): Die Beschuldigung, daß die Zu­mauerung des Schachtes vorzeitig vorgenommen worden sei, ist unerhört. Die Verwaltung war nach ernstesten Erwägungen der Ueberzeugung, daß alles Leben dahin sei. Eine reichs­gesetzliche Regelung der Bergarbeilenrage ist unbedingt er­forderlich.

Landesnachrichten.

Allsnsteig, 2S. November.

* Besitzrvechsel. Bäckermeister Friedrich Schäfer hier verkaufte sein Anwesen an Georg Drerel, Bäcker und Con- ditor in Uhlbach um den Preis von 19,500 Mark. Neber- nahme Januar.

ss Nagold, 25. Nov. Im Vereinshaus schilderte Direktor Faulhaber vor zahlreicher Versammlung mit Unterstützung eines Lichtbilderapparates die geographischen, wirtschaftlichen, politischen und religiösen Zustände von Neuwürttemberg in Brasilien.

* Calw, 25. Nov. Der Kirchengesangverein Calw wird am 1. Advent, den 29. November, abends 5 Uhr, in der Stadtkirche das Oratorium Paulus v. F. Mendelssohn- Bartholdy zur Ausführung bringen. Eintritt für Nichtmit­glieder 80 Pfg., 3 Karlen 2 Mk.

jj Herenberg, 26. Nov. Während die Wagnermeister im Bezirk Böblingen nach mehrfachen vergeblichen Versuchen, eine freie Innung zu gründen, beschlossen haben eine Zwangs-