Halls, Hos und Garten.
Für de« Hausgarten.
Seekohl.
Mn köstliches, zum Anbau sehr empfehlenswertes l Gemüse ist der Seekohl. Freilich verursacht die Auf. zucht der Pflanzen einige Schwierigkeit, da sich die ; Seekohlstecklinge im freiem Lande nur langsam und schwächlich erstwickeln. Steht aber ein abgekühltes Mist» >beet zur Verfügung, in das die etwa 10 Zentimeter llcmgen bleistiftlangen Wurzelstücke gepflanzt werden, so wird sich die Kultur gut anlafsen. Auch aus Samen läßt sich der Seekohl ziehen. Es ist dann ein tiefgelockerter, sehr gut gedüngter Boden zu wählen, und der Same wird im Frühjahr in Reihen von 85 bis 90 Zentimeter Ent- sernung und in Abständen von 60 Zentimeter in der Reihe ausgelät, je 3 bis 4 Körner in ein Saatloch. Nach dem Aufgehen werden die schwachen Pflänzchen entfernt, damit die übrigen sich besser entwickeln können. An eine Ernte ist allerdings noch nicht zu denken, damit hats bis zum März des dritten Jahres noch gute Wege. Im Herbste des ersten und zweiten Jahres werden die Beete mit halbverrottetem Stalldung bedeckt, der dann im kommenden Frühjahr untergegraben wird. Im dritten Jahre, sobald lunge Triebe erscheinen, werden diese mit Töpfen oder sogenannten Bleichglocken aus Glas bedeckt und mit Erde Lberhäufelt. damit sie bleichen, d. h. weiß und zart bleiben. Sind fie etwa 20 Zentimeter lang, so werdm sie ab- «eschnitten und find zur Zubereitung fertig. Nach der Ernte werden die Blütenstengel entfernt und die Pflanzen müssen ein Jahr lang ruhen, d. h. ihre nächstjährigen Triebe dürfen nicht gebleicht werden. Damit aber jährlich eine Ernte stattfinden kann, werden die Beete abwechselnd «chgeerntet. Sechs bis acht Jahre lang ist bei solcher Behandlung auf Ertrag der Anpflanzung zu rechnen. Die Seekobüriebe machen als Gemüse dem Spargel Konkurrenz mü» werden auch wie dieser zubereitet. Sie geben ein Gericht für den Feinschmecker.
Herbst- und Winterarbeiten.
Daß eS im Spätherbst und im Winter im Gemüse» und im Obstgarten nichts zu tun gäbe, wird wohl nur der behaupten, der noch nie einen derartigen Garten rationell bewirtschaftet bat. Wo es noch mcht geschehen ist, bringe man bei offenem Wetter Dünger in dm Garten. Ebenstills sind die Obstbäume zu düngen. Über den Zierrasen ist Kompost zu breiten. Die noch nicht fettigen Konrpost- haufen find umzusehen. Hat der Boden des Gartens eine Verbesserung durch andere Erde nötig, so ist es jetzt Zeit, sie herbeizuschaffen und auszubreiten. An das Rigolen im Gatten sei nochmals erinnert. Nicht zu vergessen ist die Reinigung der Obstbäume und das Entfernen der abgefallenen Blätter aus den Obstgärten. Die vom Obstbaumsplintkäfer befallenen Holzteile find abzunehmen und zu vernichten. Aussuchen und Zerdrücken der Puppen des Kohlweißlings. Bekämpfung der Schildläuse. Schutz der Kulturen gegen Wildschäden, wie Hasenfraß und Rehverbiß. Schup allen nützlichen Vögeln. Aufstellen «von Futterkästen für fie, und — wenn nötig — häufiges Füttern dieser Freunde des Gartenbesitzers. Entfernen von Flechten von Len Stämmen der Obstbäume. Ausschneiden der Hexen- besen. Durch Sturm abgebrochene Aste find abzuschneiden. Tritt Schneefall ein. so soll er, hauptsächlich bei schwerem, wässerigem Schnee, mit Stangen von den Asten ab» geschüttelt werden, um Astbrüche zu vermeiden.
Pikieren.
Mit diesem Fachausdruck bezeichnet der Gärtner das Umpflanzen oder Umstechen junger Pflanzen in größere Behälter. Haben wir z. B. eine gewisse Anzahl Zier- pflanzen- oder Gemüsepflanzen - Samenkörner in einen Blumentopf ausgesät, so stopfen wir die demnächst erscheinenden Pflänzchen in ein größeres Behältnis um, barmt fie mehr Raum zur Entwicklung, mehr Luft, mehr Erde zur Wurzelbildung bekommen. Und das geschieht mehrere Male, je nach dem Wachstum der Pflanzen, bis fie endlich kräftig genug find, um im Gatten usw. weiter zu wachsen. Die gute Kräftigung, die umgestopften, also pikierten Pflanzen eigen ist, sorgt dann dafür, daß der Anwuchs im Freien baldigst erfolgt und daß keine Kümmerlinge entstehen. So ist denn das Pikieren von großem Vorteil für den Haus- und Gemüsegatten.
Ohne eine gewisse Übung ist es aber doch nicht sicher auSzufübren, auch find rechzeitig die nötigen kleinen Gerätschaften herzustellen. Das nachfolgende ist eine Anleitung hierzu. Man fertigt sich zwei Hölzchen von etwa 15 Zeittimeter Länge und 1 Zentimeter Dicke an.
Eins dieser Stückchen wird am Ende flach geschnitten, so daß es einem Span ähnlich steht. An dieser Stelle wird ein Kerb ge- . der sich nach ten verjüngt. Derzwette stab wird an einer Seite wie ein langgespitzter Bleistift -»geschnitten. AuS den mit Erde gefüllten Samentöpfen werden die Pflänzchen mit dem geerbten Spänchen vorsichtig herausgezogen, indem man damit unter die Wurzeln sticht und anhebt. Das Pflänzchen wird von seinen Blättern im Kerb gehalten. Die an den Wurzelchen hastende Erde wird daran gelassen. Run ergreift man die schwebende Pflanze behutsam mit Daumen nnd Zeigefinger der linken Hand. Mit dem den Stab wird nun in vorgezeichneten Reih« für jede ein Loch in die neue Pflanzerde gebohrt. I» ^ «och« die Wwqeln sockrecht eingesenkt. DE wird die Erd« wieder angedrückt und ein «euer Pflänzling gleiche Weise untergebracht. Endlich werden di«
Schwarz Wälder Sonntagsdlatt.
^ einer MaSplatte belegt und in die Nähe des Fensters ge- bracht. Von der Sonne dürfen fie nicht beschienen werden. Nach fünf oder sechs Tag« kann die Glasscheibe entfernt werden. Die Pflanz« erhalt« von jetzt an nur gleichmäßige Feuchtigkeit, auch ist die Erde von Zeit zu Zeit etwas aufzulockern. Ist auch bald danach die neue Pflanzstelle zu beschrärckt geworden, so bring« wir unsere Zöglinge in Töpfen unter, die sie dauernd behalten soll«, oder im Gatten. Das letztere geschieht natürlich erst vom Frühjahr an, und die Sommeranzucht ist auch kurz vorher erst zu beginnen. Zum Auspflanzm bedient man sich eines kleinen Spatens und eines Pflanzholzes mit Quer- griff. Beide Instrumente sind auf dem Nebenbild unserer Zeichnung, die oben das eigentliche Pikieren darstellt, nebst den Pikierhölze« abgebildet worden.
Familie Nero und Leddy.
Unter den Haushunden sollte die Bulldogge trotz ihres wenig schön« Aussehens ein« hervorragenden Platz einnehmen. Unser Bild zeigt den Typus der söge- nannten Zwergbulldogge, einer Spezies, die in England herangezüchtet und in neuerer Zeit auch bei uns an- -»treffen ist. Schon das bissige Aussehen ist geeignet,
Bösmeinende im Notfall eiuzuschüchtern, zumal da es der Bulldogge nicht an Energie fehlt, wmn ihr der Befehl des Her« das Zeichen zum Angriff gibt. Im übrigen aber gibt es keinewilligere, gutmütigere, zutraulichere Hunderasse, als gerade unser Tier. In England ist er ständiger Begleiter von Damen, er begleitet auch Kinder auf ihrem Weg zur Schule usw. In ländlichen Distrikten, wo die Klein« oft ein« etwas weit« Weg zur Schule zurückzulegen haben, wäre ein gut dressiertes Bulldogtier ein angenehmer Gefährte. Jedenfalls mag jeder, der eines zuverlässigen Haushundes bedarf, der Bulldogge seine Aufmerksamkeit schenken. Zwingerbesttzer würden zweifellos auch auf Vorteil bei der Zucht der Bulldogge rechnen dürfen.
' Kleine Winke.
Allerlei zu kitten. Um Porzellan zu kitten, reinige man die Bruchstelle gut, bestreiche sie mit Wasserglas und füge fie dann zusammen. Jedoch darf man die Gegenstände nicht gleich in Gebrauch nehmen, sondem soll sie ruhig IV 2 —2 Tage stehen lassen. Nach dieser Zeit wird das Wasserglas so hart sein, daß es sich in warmem Wasser nicht mehr auflöst.
Gesundheitspflege.
-r Die Behandlung der Entzündung. Die Entzündung ist die am häufigsten verkommende Erkrankung und jeder Laie weiß, daß bei derselben Umschläge, kalte vder warme, gute Dienste tun. Die Wirkung der verschiedenen Behandlungsmethoden bei der Entzündung prüfte jüngst Privatdozent Tr. Schaffer in Breslau, indem er bei Tieren eine Entzündung auf künstlichem Wege erzeugte und darauf die verschiedenen physikalischen Heilmethoden (heiße Umschläge, Eisblase, feuchte Verbände, Alkvholvcrbände) auf ihre Wirkung prüfte. Es ergab sich, daß die lokale Hitze jeder Art einen nachteiligen Einfluß aus den entstehenden oder schon entwickelten Entzündungsprozeß äußert. Als obere Grenze der noch ertragenen heißen Umschläge fand sich ca. 42 Grad, bei trockener Wärme 46 Grad. Bei Hitzgraden von 43 Grad traten Gefäßschädigungcn ein. Wärmebehandlung ruft keine Vermehrung der Entzündung hervor, im Gegenteil ist lokale Wärme von 39—42 Grad das beste Mittel, um Eiterungen zu verhindern. Wo dies bei Beginn der Entzündung geschieht, kann eine Eiterung gänzlich verhindert werden. Sehr günstig wirkt Wärme abwechselnd mit dem Spiritusverband. Was die Kälte anlangt, so ist die günstige Beeinflußnng der Entzündung durch die Eisblase auf direkte Gewebseinflüsse zu- rückzusühren. Die Wirkung der Kälte ist nicht nachhaltig, sobald sie ausgesetzt wird tritt die Entzündung wieder um so stärker auf. Eine gewöhnliche Schweiusblase wirkt dabei besser wie eine Gnmmiblase. Der Einfluß der feuchten Verbände ist verschieden, je nachdem sie unter Luftabschluß gestellt werden oder nicht. Unter einem frisch angelegten mit undurchlässigem Stoff versehenen feuchten Verband erfolgt anfangs eine geringe Steigerung der Entzündung, die bei längerem Liegenbleiben des Verbandes der Einwirkung der feuchten Wärme weicht. Mit der Wärmewirknng stimmt fast vollkommen die Wirkung der Spiritusverbände überein; je konzentrierter der Spiritus, desto besser ist die Wirkung.
Landwirtschaftliches.
Berfütterung der Rübenblätter. Zur Zeit der Rüben- ernte stehen in rübenbauenden Wirtschaften solche Massen von Rübenblättern mit den daran haftenden Strünken beziehungsweise Rübenköpfen zur Verfügung, daß dieses wettvolle Futtermittel in frischem Zustande nicht ausgebraucht werden kann. Infolgedessen wird häufig von diesen Rüben- absällen mehr an das Vieh verfüttert, als demselben zuträglich ist, was sich durch heftiges Abführen und nicht selten auch durch Erkrankung der Tiere rächt. An und für
sich sind Rübenblätter mit Rübenköpfen ein sehr nährstoffreiches Futter, das nametlich aus die Milchabsonderung günstig einwirkt und auch den Fettgehalt der Milch vermehrt. Durch den großen Gehalt an Oxalsäure wirken aber die Rübenblätter stark abführend, weshalb dieselben stets nur in Verbindung mit Rauhfutier verabreicht werden sollen. Als gutes Mittel gegen Durchfall infolge Rübenblattfütterung wird bekanntlich Schlemmkreide empfohlen. Um den Tieren Schlemmkreide beizubringen, muß man letztere mit Kraftfuttermitteln vermischen. — Mit der Verabreichung von Schlemmkreide wurden eingehende Versuche im landw. Institut der Universität Leipzig gemacht. Hier hat sich eine Beigabe von 45 g präzipitierten phosphvrsauren Kalk pro Haupt und Tag bewährt. Nach Pott mag es auch empfehlenswert sein, beim Einsäuren von Rübenblättern etwas Schlemmkreide einzustreuen (auf 100 kg Blätter ca. 50 g Kreide), wodurch der purgierenden Wirkung der Sanerblätter oorgebeugt werden soll. Es bildet sich dann im Sauerfutter oxalsanrer Kalk, der im schwachsauren Magensaste nicht löslich ist. Es soll eben dadurch die in den Blättern enthaltene Oxalsäure unschädlich gemacht werden.
Juristische Winke.
8ri. Die neue Verjährung. Bon einschneidender Bedeutung ist eine unlängst getroffene Entscheidung des Reichsgerichts hinsichtlich der Verjährungsfrist. Die Entscheidung ist von so großer Wichtigkeit für jeden Geschäfts- als auch für jeden Privatmann, daß sie eingehend erörtert werden muß. Nach 8 201 des Bürgerlichen Gesetzbuches beginnt die Verjährung mit dem Schluffe des Jahres, in welchem ! der Anspruch der Forderung entstanden ist. Bei langsamen Zahlern kommt es nun aber nicht selten vor, daß innerhalb dieser Verjährungsfrist die Forderung nicht bezahl: wird, daß vielmehr durch den einen oder anderen Fall die Verjährung unterbrochen wird und daß auf diese Weise eine neue Verjährungsfrist entsteht. Hier kommt nun die bisher streitige Frage, worüber die neue Entscheidung spricht: ,,Wann beginnt nach Unterbrechung der Verjährung die neue Verjährungsfrist?" Nach den 88 208 und folgende des Bürgerlichen Gesetzbuches wird die Verjährung unter- 1 krochen, wenn der Schuldner dem Gläubiger gegenüber den Anspruch durch Abschlagszahlung, Zinszahlung, Sicherheitsleistung oder in anderer Weise anerkennt, oder wenn der Gläubiger auf Befriedigung oder Feststellung der Forderung, auf Erteilung der Vollstreckungsklausel oder auf Erlassung des Vollstreckungsurteils Klage erhebt. Bisher nahm man nun an, daß in allen Fällen einer Unterbrechung einer Verjährung die neue Verjährungsfrist mit dem Schluffe des Jahres beginnt, in welchem die Unterbrechung stattgefunden. Diese Rechtsansicht ist nach der Entscheidung des Reichsgerichts hinfällig geworden. Der 8 201 des Bürgerlichen Gesetzbuches stellt lediglich den Termin fest, mit dem die Ansprüche der Verjährung unterworfen werden. Die Bestimmung dieses 8 kann nicht folgern, daß solche neue Verjährungsfrist erst am Jahresschluß beginnt. Allerdings bestimmt 8 217 des Bürgerlichen Gesetzbuches, daß die bis zur Unterbrechung verstrichene Zeit nicht in Betracht kommt. Solche Zwischenzeit wird aber keine Verjährungsfrist, weil sie noch vor der Verjährung liegt. Das Reichsgericht kommt in seinem Urteil also zu dem Schluß, daß die neue Verjährungsfrist eines Anspruches (Forderung) gleich dem andern, der Verjährung unterliegendem Anspruch und zwar sofort nach Beendigung der Unterbrechung, also nicht erst mit dem Schluß deS Jahr.s, beginnt. Nach stattgefundenem Quartals- und Halbjahrswechsel mögen unsere geschätzten Leser noch besonders auf diese neue Entscheidung aufmerksam gemacht werden.
ZU unseren Bildern.
Fürstliche Fahrgäste im Z. 1.
Graf Zeppelin hat in dieser Berichtswoche Fahrgäste aus unserem Königshause gehabt. Am 29. Oktober machte Herzog Albrecht eine Fahrt mit Z. 1, die sich zu einer Rundtour über Oberschwaben gestaltete. Ter Ausstieg gestaltete sich auch noch insofern bemerkenswert, als bei der Rückkehr nach Friedrichshafen gegen Abend dichter Nebel herrschte, so daß die Auffindung der Ballonhalle nnd die Landung eine schwierige, aber auch mteressante Aufgabe war. Am Montag nachmittag unternahm die Herzogin Wera einen Aufstieg mit dem Grafen Zeppelin. Die Fahrt dauerte etwa eine halbe Stunde und ging mit gewohnter Sicherheit von statten. Es war der sechste Aufstieg von Z. 1.
William Taft — Präsident der Bereinigten Staaten.
In den Vereinigten Staaten von Amerika hat am Dienstag vie Präsidentenwahl stattgefunden. Das Ergebnis ist, daß der Kandidat der republikanischen Partei, Taft, bisher Kriegssekretär in der amerikanischen Regierung, zum Präsidenten an Stelle des abtretenden Roosevelt gewählt wurde. Er siegte mit großer Mehrheit über seinen demokratischen Gegenkandidaten Bryan. — Der neue Präsident der Nordamerikanischen Union ist am 15. Sept. 1857 in Cincinati geboren und von Beruf ursprünglich Journalist. Später widmete er sich dem Richterstande, wurde dann Oberrichter in Ohi« und einige Jahre darauf Generalanwalt der Vereinigten Staaten. Im Juli 1901 ging er als Zivilgouverneur nach den Philippinen, im Jahre 1904 wurde er Kriegssekretär und behielt dieses Amt bis zu seiner Nominierung zum Präsidentschaftskandidaten.