wie folgt:130 Kriegsschiffe, und zwar 27 Linienschiffe, 8 Küstenpanzerschiffe, 10 Panzerkanonenboote, 14 große Kreuzer, 37 kleine Kreuzer, 9 Kanonenboote, 13 Schulschiffe, 10 Spezialschiffe, 2 Hafenschiffe. Die Besatzungsstärke stellt sich insgesamt auf 50 536 Mann. Das ist schon ein recht

stattliches Aufgebot.

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Der Reichskanzler Fürst Bülow will nur eine Woche im Laufe des September in Berlin verweilen, dann aber nochmals bis Mitte Oktober nach Norderney zurück­kehren. Vor allen Dingen soll während seiner Anwesenheit

über die Reichs-Finanz-Reform das letzte Wort und hoffentlich ein ernsthaft erwogenes gesprochen werden, das nicht nur den notwendigen Ausgaben, sondern auch der notwendigen Sparsamkeit gilt. Außerdem wird der Kanzler in Berlin auch die Mitglieder des interparlamentarischen Friedenskongresses und des Presse-Kongresses begrüßen. Zum Beginn der Reichstags-Verhandlungen ist Fürst Bülow aber ganz bestimmt wieder in der Reichshauptstadt.

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Unter den Gästen, die demnächst beim Reichskanzler Fürsten Bülow in Norderney verweilen werden, wird auch der rumänische Premierminister Sturdza genannt. Auch der russische Minister Iswolsky will später dorthin kommen.

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Der Abg. Bebel hat an eine Londoner Arbeiter­zeitung einen Brief gerichtet, worin er offizielle Besuche englischer Arbeiter zu Friedenskundgebungen in Berlin abwehrt. Herr Bebel hat sehr recht, wenn er diese Besuche als über­flüssig bezeichnet, da in Deutschland niemand an einen Krieg denkt. Es paßt ihm wohl auch nicht, daß die Engländer gerade zur Zeit des Nürnberger Parteitages nach Deutsch­land kommen.

Die 21. General-Versammlung des Evan­gelischen Bundes zur Wahrung der deutsch-protestanti­schen Interessen findet vom 4. bis 8. Oktober in Braun­schweig statt. Der Zentralvorstand erläßt aus diesem Anlaß einen Ausruf zur allgemeinen Teilnahme.

Auf die Erklärung der konservativen Partei, die die Beurlaubung des Regierungs-Präsidenten von Schles­wig, welcher das Disziplinar-Versahren gegen den Bürger­meister Schücking angeordnet hatte, seltsam fand, ant­wortet die Köln. Ztg., es müsse dem Minister des Innern doch wohl Vorbehalten bleiben, an der Tätigkeit seiner po­litischen Beamten Kritik zu üben. Die Einleitung des Dis­ziplinarverfahrens entsprach nicht dem Geiste der Verfassung, konnte auch nicht den Intentionen einer Regierung entspechen, die sich stark genug fühlt, um kleinliche Zwangsmaßnahmen zu verschmähen, entsprach vor Allem nicht den politischen Intentionen des Ministerpräsidenten Fürsten Bülow in der Aera der Blockpolitik. Wenn da der Minister des Innern eingriff und den Regierungs-Präsidenten, der so wenig die Staats-Interessen im Sinne der Regierung gewahrt hatte, in Urlaub schickte, so bedeutet das nicht eine Gefährdung, sondern vielmehr eine sehr notwendige Betonung der Autorität und Selbständigkeit des preußischen Staatsdienstes.

Ueber dem Haupte des Geheimrates Dr. Curtius in Straßburg, des Herausgebers der Denkwürdigkeiten des dritten deutschen Reichskanzlers, des Fürsten Hohenlohe, schwebt noch immer die kaiserliche Ungnade. Auch für die

diesmalige Anwesenheit des Kaiserpaares in der elsaß-lothringi­schen Hauptstadt hat Dr. Curtius keine Einladung zur kaiserlichen Tafel erhalten. Statt seiner, der Präsident des evangelischen Konsistoriums in den Reichslanden ist, ist ein anderes Mitglied dieser Behörde geladen. Man schrieb Ge­heimrat Curtius bekanntlich mehrfach Rücktritts-Absichten zu, aber diese haben sich nie verwirklicht.

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Ein ernster Konflikt sollzwischen derrussischen Regierung und dem finnischen Landtag bevor­stehen, wegen einer Petition des letzteren, worin gegen die Behandlung der finnischen Angelegenheiten im Ministerium protestiert wird. Ob die Finnländer sich zu Feindseligkeiten gegen Rußland entschließen werden, bleibt noch sehr zweifel­haft. Der russische Marinestab ist jedenfalls im Besitz eines detaillierten Blockadebefehls, der in seiner Disposition d i e ganze Küste Finnlands umfaßt. Da Finnland in Bezug auf Nahrungsmittel von seiner Einfuhr abhängig ist, kann von einem Widerstand sogar im Kleinkriege nicht die Rede sein. Die Sozialisten haben die Petition zwar nicht mit unterschrieben, werden sich aber im Ernstfälle wohl an die anderen Parteien anschließen. Die Stimmung der kon­servativen russischen Parteien mit Einschluß der Oktobristen ist vollständig feindlich.

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Der König Georg von Griechenland wird zu einem offiziellen Besuch in Paris eintreffen nnd vom Präsidenten und allen Ministern empfangen werden.

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König Karl von Rumänien, der schon mehrere Male in den letzten Jahren sicb nicht recht wohl fühlte, soll an einem Magenleiden ernsthafter Natur erkrankt sein. Der König ist 1839 geboren, also kein Jüngling mehr, und hat sich in seinem Leben irgendwelche Schonung nie gegönnt. Wir hoffen indessen, daß die Meldungen übertrieben sind, obwohl sie sehr bestimmt auftreten.

Herr Präsident Castro von Venezuela hat schon wieder einen neuen Konflikt auf Lager. Ein Telegramm aus Puerto Cabello berichtet, daß die venezolanische Hafen­behörde den amerikanischen Dampfer, der die Pott mitbrachte, 48 Stunden im Hafen zurückbehalten habe. Dieser neue Zwischenfall dürste eine Verschärfung der Beziehungen zwischen den Vereinigten Staaten und Venezuela zur Folge haben.

Der erkrankte Kaiser von China, für den ja eigentlich seine Tante regiert, ist wieder so gesund, daß aus Freude darüber eine neue Anleihe ausgenommen werden soll. Dies Mal sollen die Amerikaner damit beglückt werden, die auch nichts umsonst tun.

Landesnachrichtrn.

Aktenkleig, 31. August.

* Ehrengabe für Graf Zeppelin. Bei unserer Samm­lung sind, wie aus dem Inseratenteil hervorgeht, 200 Mk. eingegangen, welche wir heute der Allgemeinen Rentenanstalt in Stuttgart für Graf Zeppelin überwiesen haben. Wir danken auch an dieser Stelle nochmals allen edlen Gebern bestens! Mit den von der Stadtkasse bewilligten 150 Mk. fließen der Nationalspende somit 350 Mk. zu. Möge die große Nationalspende des deutschen Volkes das Werk des Grafen Zeppelin mit zur Vollendung bringen und die reiche Saat gute Früchte zeitigen zur Genugtuung des unermüd­lichen Grasen Zeppelin und zum Heil des deutschen Volkes! I

* Die ungünstige Witterung der letzten Zeit kam nicht nur dem Landmann, sondern auch den Luftkurgästen sehr ungelegen. In den Luftkurorten unseres Schwarzwaldes hat die anhaltende ungünstige Witterung große Lücken in die Zahl > der Luftkurgäste gerissen. Auch in unserer Gegend, speziell in den gutbesuchten benachbarten Orten, ist der größte Teil der Gäste heimgekehrt. Besonders aber sah man heute manches Gefährt mit heimkehrenden Fremden dem hiesigen Bahnhof zueilen. Es ist bedauerlich, daß die ungünstige Witterung die ohnehin kurzeSaison", wenn man bei uns von einer solchen reden darf, noch erheblich verkürzt hat. Einzelne Orte waren dieses Jahr sehr gut besucht und teil­weise alles besetzt. Altensteig selber hat dagegen keinen Fortschritt gegenüber den früheren Jahren aufzuweisen.

* Die Ausbildung von Lehrlingen im Handwerk. Der 1. Oktober ist für das Handwerk insofern von großer Be­deutung, als von diesem Tage ab die Befugnis zur Anleit­ung von Lehrlingen im Handwerksbetriebe nur den­jenigen zusteht, die das 24. Lebensjahr und eine Meister­prüfung bestanden haben. Der Handelsminister hat aus diesem Anlaß darauf hingewiesen, daß bei der Durchführung dieser neuen Vorschrift, namentlich in der ersten Uebergangs- zeit, unter Vermeidung unnötiger Härten mit tunlichster Milde zu verfahren ist. Personen, die eine Meisterprüf­ung gemäß 133 Gewerbeordnung nicht abgelegt haben, vielmehr die Berechtigung zur Führung des Meistertitels lediglich auf Grund der Vorschriften des Artikels 8 des Reichsgesetzes vom 26. Juli 1897 besitzen, dürfen die am 1. Oktober d. I. bereits in das Lehrverhältnis eingetretenen Lehrlinge bei sich auslernen lassen. Die weitere Befugnis zur Anleitung von Lehrlingen kann ihnen jedoch nur durch besondere Verleihung seitens der unteren Verwaltungsbehörden gewährt werden. Diese Befugnis ist ihnen zu verleihen, wenn sie am 1. Oktober d. I. mindestens 5 Jahre hindurch in ihrem Berufs sei es selbständig, sei es unselbständig tätig gewesen sind; in anderem Falle kann sie ihnen ver­liehen werden.

Garrweiler, 31. Aug. (Korr.) Die Zugvögel sind längst über die Berge. Auch unsere Kurgäste schicken sich an, unsere lieblichen Höhen zu verlassen. Gepackt sind bereits die mächtigen Koffer und Kisten, gewunden die hübschen Waldbouquetts. Noch ein kurzer Abschiedsbesuch dem trauten Walde, und die alte Waldeinsamkeit ist wieder zurück­gekehrt. Zu Ehren der scheidenden Gäste wurde gestern Abend im Gasth. z.Hirsch" ein äußerst wohlgelungener Unterhaltungsabend veranstaltet. Musik- und Gesangvorträge wechselten miteinander ab, Toaste auf Toaste erklangen, das einemal stürmisch gefeiert dieLuftschnapper", das andere mal unsere lieblichen Höhen mit ihren gemütlichen Wald­leuten und nicht minder zuletzt diejenigen, die es von Jahr zu Jahr besser verstehen, den Fremden ihren Aufenthalt immer angenehmer zu machen und besonders auch für des Leibes Notdurft immer mehr das beste zu bieten sich be­mühen. Schon brach der neue Tag an, als man sich die Hand zum Abschied reichte, nicht in Wehmut, nein, mit dankbar lächelndem Munde:Auf Wiedersehen im nächsten Jahr!"

Erzgrube, 29. Aug. (Korr.) Die Beerstnernte in unserer Umgebung lieferte in diesem Sommer einen überaus reichen Ertrag. Besonders waren es Heidelbeeren und Him­beeren, die es der hiesigen Bevölkerung ermöglichten, an warmen Tagen ein schönes Stück Geld zu verdienen. An Heidelbeeren wurden etwa 120 Ztr., an Himbeeren ungefähr 150 Ztr. von einem hiesigen Händler aufgekauft. Die Preißelbecren finden sich dieses Jahr spärlicher, besonders auch da die meisten derselben in noch grünem Zustande von auswärtigen Liebhabern geholt wurden. Noch jetzt könnte man Heidelbeeren, die sich durch besonderer Größe aus­zeichnen, in Menge sammeln; doch hat die Ernte nunmehr, besonders infolge der ungünstigen Witterung, so ziemlich ihren Abschluß gefunden.

Der Befreier.

Erzählung von Reinhold Ortmann.

In dieser letzteren Vermutung eben liegt der Irrtum", meinte Willy Brandshöser mit einem etwas verzerrten Lächeln. .Dein Schwesterchen hat Gespenster gesehen. Noch am Nach» mittag des nämlichen Tages hatte sie mich nach der äußeren Erscheinung des Fräulein Lindbolm gefragt. Sie batte dieselbe bis dahin also offenbar niemals gesehen, und Ihr werdet es ver« leiblich finden, mein guter Jules, wenn ich auf eine so schwach begründete Vermutung hin Eurer fürchterlichen Entdeckung nicht mebr Gewicht beilege, wie etwa der Mitteilung, daß irgend jemand Fräulein Ilse Schmieding nachts um die zwölfte Stunde an der Wobnungstür eines Junggesellen gesehen haben wolle."

»Dann allerdings habe ich nichts weiter zu sagen! Ich habe meine Schuldigkett getan, und ich muß es Dir überlassen »och Deinem Ermeffes zu handeln."

Brandshöicr reichte ihm die Hand.

Ich zweifle nicht an Deinem guten Willen, mein Junge", laate er mit mehr Freundlichkeit, als er sie während ihres ganzen bisherigen Gesvrächs gezeigt hatte,aber was Du mir da er­zählt hast, ist gar zu unsinnig, um eine Bedeutung für mich zu haben. Uebrigens" er mußte sich ersichtlich einen kleinen Ruck geben, um das Folgende herauszubringenhaben wir uns während der letzten Wochen einander gegen meinen Willen etwas entfremdet. Ich möchte nicht gern, daß dies soweit mein Verhalten in Frage kommt - in Euren Augen den An­schein der Absichtlichkeit gewänne, nnd darum werde ich mir er­lauben. mich heute nachmittag zu einer Tasse Kaffee bei Euch einzuladen."

Jules vermochte zwar sein Erstaunen uoer dir unvorher- gesehene Wendung nicht ganz zu verbergen: aber als ein höflicher junger Manu konnte er »och nicht umhin, zu versichern, daß seine

Angehörigen obne Zweifel hoch erfreut sein würden, ihn zu sehen. Der Bankier geleitete ihn bis zur Tür» und während er ihm aus der Schwelle noch einmal kräftig die Hand schüttelte, sagte er:

.Natürlich gegen keinen Menschen ein Wort von diesem Un­sinn nicht wahr? Ich würde ja keinen anderen, der sich zum Träger solchen Geredes machte, so freundschaftlich abfertigen dürfen wie Dich."

Jules Schmieding murmelte etwas wieselbstverständlich" undunter Kameraden", klemmte den widerspenstigen Zwicker, dessen schwarzes Band sein blasses, abgelebtes Gesicht einfaßte wie ein breiter Trauerrand, auf die Nase und stelzte mit sehr ge­mischten Empfindungen die Straße hinab.

Am Nachmittag aber fand sich Willy Brandshöser wirklich im Hause des Kommerzienrats ein. Der Empfang, der ihm von seiten des Ehepaares Schmieding zuteil wurde, unterschied sich sehr merklich von den überherzlicheu, wortreichen Begrüßungen, an die er aus der Zeit vor seiner Verlobung gewöhnt war. und nur mit einiger Selbstüberwindung vermochte er sich den An­schein zu geben, als ob er nichts davon bemerkte.

Von unverminderter Liebenswürdigkeit war allein Fräulein Me. Jener spöttische und etwas boshafte Ton. in welchem sie sich sonst dem Jugendgrspielen gegenüber zuweilen gefallen hatte, war ganz und gar aus ihren Reden verschwunden, und ihre sanfte Freundlichkeit würde Willy Brandshöser unter anderen Ver­hältnissen wahrscheinlich vollständig bezaubert haben. Heute freilich konnte er sich von einer Empfindung des Mißtrauens nicht losmachen, und wenn er auch insgeheim die Betrachtung austellte, daß die kleine Ilse ein reizendes Geschövfchcn sein könne, sobald sie nur wolle, so erinnerte er sich doch noch zu gut an sein Vormittagsgesvräch mit Jules, um nicht der spitzigen Krallen eingedenk zu bleiben, die sich unter den Sammetpfötchen verbargen.

Von feiner Verlobung wurde nicht gesprochen. Die einzelnen Mitglieder der Familie Schmieding hatte» ihm ihre Visitenkarten

^ »p. k.". und der Kommerzienrat batte ihm bei ihrer ersten Be­gegnung an der Börse einen sehr kurzen und trockenen Gliick- ! Wunsch abgestattet. Damit aber schien man die Sache als ab- > getan zu betrachten, und das Gespräch schleppte sich schwerfällig ! und vielfach stockend über die öden Bahnen einer langweiligen j Verlegenheitskonversation dahin.

Nach einer Weile wurde der Kommerzienrat abgerufen, und auch Jules entschuldigte sich, da er einige sehr dringende Briese zu schreiben habe. Man mochte erwarten, daß Brandshöser dies« Gelegenheit benutzen würde, um sich zu empfehlen, aber er ging nicht und wußte es vielmehr so einzurichten. daß er unter dem Vorwände, sich ihr Porträt noch einmal bei Tagesbeleuchtung ansehen zu wollen, für einige Zeit unauffällig mit Ilse allein bleiben konnte.

Diesmal fand er auffallend viele Worte des Lobes für das kleine Bild, das er beim ersten Anblick mit so beleidigender Gleich­gültigkeit behandelt hatte. Ilse hörte ihm lächelnd zu. und als er mit den Ausdrücken schmeichelhafter Bewunderung gar kein Ende zu finden schien, unterbrach sie ihn durch die im liebens­würdigsten Tone gestellte Frage:

Hast Du nicht auch ein Porträt Deiner Braut? Ver­lobte vflegen. wie ich gehört habe, dergleichen doch immer bei sich zu tragen."

Als hätte er auf diesen Wunsch nur gewartet, zog Willy sein Pottefeuille ans der Tasche und entnahm ihm eine kleine Photographie.

Wenn es Dich interessiert, liebe Ilse, - da ist ihr Bild. Nicht

sonderlich gut getroste» aber immerhin erkennbar, wie ich denke."

(Fortsetzung folgt.),

Gut pariert. Gattin:Daß Du Dich ^o gegen die musikalische Erziehung der Kinder wehrst? . . Warum soll unsere Jüngste nicht Klavierspielen lernen . . das Klavier ist nun doch einmal da!" Gatte:Warum lernt denn gar keine kochen? . . Der Küchenherd ist ja auch da