X Gechingen, O.-A. Calw, 28. Aug. Die 13-jährige kränkliche Tochter des Maurermeisters Morgentaler legte sich auf das Sofa, wobei ihr ein Strick-Häkchen in den Rücken drang, das beim Versuch, es zu entfernen, abbrach. Das Mädchen wurde in das Bezirkskrankenhaus Calw ver­bracht.

* Stammheim, 29. Aug. Im Hause des Zimmermanns Ritter brach heute vormittag Feuer aus, das auch auf das Gebäude des Schuhmachers Bazer Übergriff. Beide Gebäude sind vollständig zerstört. Durch das rasche Ein­greifen der Feuerwehr wurde eine weitere Ausdehnung des Feuers verhindert. Ziemlich viel Hausrat, auch Geld, ist mitverbrannt.

js Tübingen, 29. Aug. In vergangener Nacht ist das große Ziegeleigebäude von Klemenz und Decker hinter der Psychiatrischen Klinik niedergebrannt. Das mächtige Feuer blieb auf seinem Herd beschränkt, das Verwaltungsgebäude wurde gerettet und bald auch jegliche Gefahr für die Klinik ausgeschlossen.

X Reutlingen, 29. Aug. Die Arbeiten zur Erstellung eines Verbrennungsofens auf dem Friedhof sind entgegen dem anfänglichen Beschlüsse noch nicht ausgenommen worden. Die Arbeiten sind vielmehr bis zum Herbst dieses Jahres zurückgestellt. Der Grund hiezu liegt darin, daß man die Erprobung der Oefen neuester Konstruktion abwarten will.

X Stuttgart, 29. Aug. Der König hat dem komman­dierenden General des 13. Armeekorps, Herzog Albrecht von Württemberg das Dienstehrenzeichen 1. Kl. verliehen.

X Stuttgart, 29. August. Wie das evangelische Ge­meindeblatt mitteilt, ist bei den Grabarbeiten in der Stifts­kirche unmittelbar unter der Kanzel ein Schädel samt einigen wenigen Knochenresten gefunden worden. Es ist nicht aus­geschlossen, daß diese von dem Reformator Brenz, der un­mittelbar unter der Kanzel begraben wurde, herrühren.

X Cannstatt, 28. August. Der Grand Prix-Sieger Lautenschlager hat sich laut Cannstatter Zeitung entschlossen, einen Antrag des Multimillionärs Vanderbilt anzunehmen und dauernd als Chauffeur bei ihm tätig zu sein. Lauten­schlager siedelt mit seiner Frau und seinen beiden Kindern nach Amerika über.

X Winterlingen, 29. August. Der Wirt zum Saalbau, Traugott Maag, gestern Vormittag Beeren. Dabei kam ihm eine Wespe in den Hals, die ihn stach. An der raschen Anschwellung infolge dieses Stiches ist der gesunde, kräftige Mann im Älter von 56 Jahren erstickt.

X Ellwangen, 29. Aug. Der Gmünder Juwelendiebstahl wurde in der heutigen Sitzung zum endgültigen Abschluß gebracht. Wie bereits gemeldet, hatte das Gericht die Aus­setzung der Verhandlung gegen die wegen Hehlerei angeklagten Berliner Gastwirte Albert und Wilhelm Guse zwecks anderer Beweiserhebung beschlossen. Die Strafkammer gelangte zu der Ansicht, daß Albert Guse der gewerbsmäßigen Hehlerei und Wilhelm Guse der Beihilfe zur Hehlerei schuldig zu sprechen sei. Der erstere erhielt deshalb 3 Jahre Zuchthaus wovon 3 Monate als durch die Untersuchungshaft verbüßt angerechnet werden. Sein Bruder erhielt 6 Monate Ge­fängnis abzüglich 3 Monate Untersuchungshaft. Beide An­geklagte wurden zu den Kosten des Verfahrens verurteilt.

Zeppelin.

! Friedrichshafen, 29. Aug. Die GrundstücksankLufe des Grafen Zeppelin konnten noch immer nicht abgeschlossen werden. Es handelt sich noch um die einigen Waggers- hausener Bauern gehörige Grundstücke. Das Verhalten dieser Grundstückseigentümer ist derart, daß schon da und dort die Frage aufgeworfen wurde, ob hier nicht die Möglichkeit einer Zwangsenteignung gegeben ist. Die Unterhändler des Grafen wünschen unten diesen Umständen den Abbruch der Verhandlungen. Der Graf hat aber die Hoffnung, daß es doch noch zu einer Entscheidung kommen wird, nicht auf­gegeben und ist dafür, daß weiter unterhandelt wird.

! Stuttgart, 29. Aug. Heule nachmittag fand im Ob. Museum eine gutbesuchte Versammlung des Zentral­komitees für Württemberg zur Sammlung einer Volksspende für Zeppelin statt: den Vorsitz führte Erb­prinz v. Hohenlohe-Langenburg. Von der Ersten Kammer war Graf Rechberg und als Vertreter der Stadt Stuttgart GR. Dr. Mattes erschienen. Zu Beginn der Sitzung hielt der Vorsitzende Erbprinz v. Hohenlohe-Langenburg eine Ansprache, worin er der Freude über den zahlreichen Besuch Ausdruck gab. Der Sturm, der das Luftschiff des Grafen Zeppelin zerstörte, habe das Gute gehabt, daß er der Welt zeigte, wie die Deutschen für eine große nationale Sache einer Begeisterung fähig sind, die dem deutschen Volke Ehre mache. An diese mit lebhaftem Beifall aufgenommene Ansprache schloß sich der Bericht von Herrn Th. Wanner über die bis­herige Tätigkeit des Komitees. Als Schlußtermin für die Sammlungen des württembergischen Zentralkomitees sei der 15. September in Vorschlag gebracht worden, um na­mentlich auch allen denjenigen, die erst auf den Schluß der Schulferien wieder nach Hause kommen, Gelegenheit zu geben, an der Sammlung sich zu beteiligen. Für die Uebergabe oer Sammlungen an Zeppelin wird folgender Vorschlag ge­macht: Dem Reichskomitee in Berlin soll das Endergebnis der Sammlung aus Württemberg mitgeteilt werden, damit der Ertrag dort einen Teil der Gesamtsummen bildet; gleich­zeitig soll der Vorsitzende des württ. Zentralkomitees, Erb­prinz v. Hohenlohe, persönlich das Gesamtergebnis aus Württemberg idem Grasen Zeppelin Mitteilen. Die bis Samstag früh dem Zentralkomitee aus Württemberg zuge­gangenen Beiträge betragen rund 600000 Mark, während nach Mitteilung der allgemeinen Rentenanstalt der Gesamt­betrag der bis jetzt eingezahlten Gelder bei ihr über 3 400 0 chO M a r k beträgt. Es gehen fortwährend noch weitere Beiträge Lin. Besonders erfreulich sind die vielen kleineren Beiträge.

* Köln, 29. August. DieKöln. Ztg." schließt ihre Sammlung für den Grafen Zeppelin mit 133 299,40 Mk. ab, nachdem sie den Rest von 8299,40 Mk. an die Allge­meine Rentenanstalt in Stuttgart überwiesen hat.

X Horb, 29. Aug. Die Zeppelinbegeisterung ist bei uns noch lange nicht im Abflauen begriffen. Saßen da dieser Tage in einer Wirtschaft bierfeste Männer beisammen und disputierten über alle möglichen Systeme der modernen Luftfahrzeuge. Auch der Fallschirm kam zur Sprache und um seine Kenntnisse auf diesem Gebiete der animierten Tisch­gesellschaft praktisch vor Augen zu führen, ließ sich einer, der das große Wort führte, von seinen Kollegen auf den drei Meter hohen Ofen lupfen und wollte mit einem Regen­schirm Fallversuche vornehmen. Doch der Abstieg ging leider nicht so programmäßig vor sich. Der Luftschiffer blieb mit seinem Rocke am Ofenkranze hängen. Der Ofen fiel um und das Opfer der Wissenschaft trug eine blutende Wunde am Hinterkops davon.

ff Vom Schwarzwald, 29. Aug. Die Sektion Triberg des badischen Schwarzwaldvereins hat auf der 980 Meter hohen Kroneck einen 20 Meter hohen Aussichtsturm erbaut, der sehr bequem zuersteigen ist. Prachtvolle Rundsicht lohnt den Aufstieg. Die Kosten des Bauwerkes belaufen sich auf 12 000 Mark.

X Mannheim, 30. Aug. Der Schnellzug von 1.15 Uhr überfuhr den Hilfsportier Tietz, der die Gleise überschreiten wollte. Die Räder gingen ihm über die Brust, sodaß der Tod sofort eintrat.

* Mannheim, 29. August. Die Höhe der Unter­schlagungen, deren sich der Gemeinderechner Joachim von Heddesheim schuldig machte, ist nunmehr auf 128 000 Mark sestgestellt worden. Der Staatsanwalt hat den Re­visor des Verbands deutscher Genossenschaften zur Nach­prüfung berufen.

* Berlin, 29. August. Der Entwurf einer neuen S t r a f- prozeßordnung ist heute veröffentlicht worden.

* Berlin, 29. August. Der Bürgermeister Pleska in Schleswig ist, derNat.-Ztg." zufolge, vom Minister des Innern telegraphisch nach Berlin berufen worden. Man vermutet, daß sich der Minister direkt über die Angelegenheit Schücking-Pleska informieren will.

* Berlin, 29. Aug. Der Reichsschatzsekretär Sydow kehrt am heutigen Montag vom Urlaub nach Berlin zurück. Er übernimmt am 1. September die Dienstgeschäste.

Kaisertage in Straßburg.

ff Stratzburg, 29. Aug. Auf dem Polygon fand heute die Kaiserparade statt. Trotz der ungünstigen Witterung hatte sich eine zahlreiche Menschenmenge eingefunden. An der Parade nahmen der König von Sachsen, der Großherzog von Baden, der Herzog von Sachsen-Koburg und Gotha und der Herzog Älbreciu von Württemberg teil. Auf aller­höchste Einladung nahm auch der württ. Kriegsminister General der Infanterie v. Marchtaler teil. Nach der Kritik und nach der Entgegennahme militärischer Meldungen setzte sich der Kaiser mit den vier Prinzen an die Spitze der Fahnenkompagnie und führte sie unter dem Jubel der Bevölkerung nach der Stadt zurück. Um 3 Uhr nachmittags war Damenempfang bei der Kaiserin im Palast. Um 7 Uhr abends fand Paradetafel im Kaiserpalast statt, bei der der Kaiser einen Trinkspruch ausbrachte.

* Straßburg, 29. Aug. Abends war die Stadt wahrhaft glänzend illuminiert. Unter anderen GebäudenbotdasMünsterim Schmuck elektrischer Lichterreihen ein großartiges Bild. Trotz des trüben Wetters waren Tausende auf den Straßen, be­sonders vor dem Kaiserpalast, wo großer Zapfenstreich statt- sand, dem der Kaiser, die Kaiserin und die übrigen Fürstlich­keiten vom Balkon des Palastes aus beiwohnten.

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Ausländisches.

* Paris, 29. August. Der große Schaden, der am 23. Juli durch den Einsturz des Lötschbergtunnels entstanden ist, wird voraussichtlich von einem Pariser Unter­nehmer-Syndikat getragen werden müssen, da der Unternehmer für Einstürze hastet, sowe t nicht höhere Gewalt vorliegt.

* London, 28. Äugust. Die amerikanische Ar­beit e r v e r e i n i g u n g hat sich endgültig dahin entschieden, die Präsidentschaftskandidatur Tafts zu bekämpfen. Die Bekanntgabe dieses Beschlusses erregt bei den republikanischen Politikern Beunruhigung.

* New-Pork, 29. August. Gestern nacht wurde das Minenlager zu Falson in New-Mexiko durch einen Wolkenbruch zerstört. Die Katastrophe trat so plötzlich ein, daß nur wenige entkommen konnten, ehe die 8 Fuß hohe Wasserwoge über den Weg fegte und alles mit sich fortriß. Soviel bis jetzt bekannt, sind 23 Personen ertrunken, doch fehlen noch viele Leute, die, wie man fürchtet, ebenfalls umgekommen sind.

Die Cholera in Rußland.

* Petersburg, 29. Aug. Nach einem amtlichen Bericht sind in der Woche vom 21. bis 28. August 1199 Cholera­erkrankungen mit 573 Todesfällen und seit dem 21. Juli

dem Ausbruch der Epidemie, 3141 Erkrankungen mit 1505 Todesfällen vorgekommen.

Marokko.

X Casablanca, 30. Aug. Aus Marakesch wird unter dem 24. August gemeldet, daß Mtugi bei Derechef die Mahalla Jrrauis geschlagen habe, die 40 Tote hatte. Mtugi bombardierte dann das 20 irr» von Marakesch entfernte Agadni. Jrraui bat dringend um Verstärkung, was in Marakesch eine große Bewegung hervorrief, zumal auch Mtugi einen Brief mit der Forderung an Glauis sandte, Abdul Asis zu proklamieren und seine Mahalla einziehen zu lassen, um eine Beschießung der Stadt zu vermeiden. Auf den Brief wurde keine Antwort erteilt, aber alle Truppen sind draußen. Die Stadttore sind geschlossen. Rehemna ist zur Verstärkung Jrrauis abgegangen.

Neue Hoffnungen Abdul Asis'.

ff Paris, 30. August. DerMatin" meldet aus Casa­blanca: Abdul Asis erklärte einem Interviewer, er habe keine Niederlage erlitten, sondern er sei verraten worden. Es sei aber nichts ver­loren. Er erwarte nur Mtugi, der eine neue Mahalla ausgerüstet habe, um nach Marakesch zurückzukehren. Das werde aber lange dauern, denn er wolle sich nur mit sicherenTruppenum geben, die entschlossen seien, ihm überallhin zu folg e n. Dasselbe Blatt erfährt aus Tanger aus sicherer Quelle, Mtugi stehe in der Nähe von Marakesch an der Spitze einer b e d euten d en Ma h a l l a und schicke sich an, die Stadt einzunehmen.

Allerlei. In dem Dorfe Maiweiler wurde der Ober­leutnant Heise vom Infanterie-Regiment 131 erschossen und beraubt aufgefunden. Ein größerer Barbetrag und die Uhr fehlten. In Bromberg wurde der Oberleutnant Jaensch vom 14. Jnf.-Regt. in seiner Wohnung erschossen ausge­funden. Neben ihm lag, wie dieOstdeutsche Rundschau" berichtet, gleichfalls tot, seine Geliebte, die ehemalige Ver­käuferin Maria Eichgrün, die sich vergiftet hatte. Auf der Zeche Friedlicher Nachbar in Essen a. d. Ruhr wurden 2 Bergleute verschüttet und getötet. Auf der Zeche Karl Friedrich wurden durch einen Sprengschuß 2 Arbeiter lebens­gefährlich verletzt. Im Wallis ist das Bergdörfchen Outre- viez bis auf 3 Häuser vollständig niedergebrannt. Es konnte fast nichts gerettet werden, auch einiges Vieh blieb unter den Trümmern.

Handel und Berkehr.

* Pfalzgrafenweiler, 27. Aug. Viehmarkt. Der heutige Markt war mit 44 Ochsen, 34 Stieren, 34 Kühen, 15 Kal- binnen, 25 Stück Jungvieh, 79 Läufern und 164 Milch­schweinen befahren. Der Handel war ordentlich. Es wurden verkauft: 137 Milchschweine zu 3644 Mk., 50 Läufer zu 47112 Mk., 24 Ochsen 9301125 Mk., 14 Stiere zu 700750 Mk. pro Paar, 12 Kühe zu 180482 Mk., 5 Kalbinnen zu 285470 Mk. und 8 Stück Jungvieh zu 125 bis 222 Mk. pro Stück.

Simmozheim, 25. Aug. Bei dem Verkauf des Ge­meindeobstertrags, der zu 103 Ztr. geschätzt war, wurden 309 Mk. erlöst; der Zentner stellt sich somit auf 3 Mk. Die Obsternte wird auch bei uns eine reiche sein, da es namentlich auch sehr viel Birnen und Zwetschgen gibt.

* Stuttgart, 29. Aug. (Vom Wochenmarkt). Starke Zufuhr und rege Kauflust war das Zeichen des heutigen Marktes. Auf dem Großmarkt waren Bohnen der billigste Artikel, man verkaufte das Pfund zu 6 Pfg. Kleine Ein­machgurken kosteten 2535 Pfennig per 100 Stück. Die Gurkenernte geht übrigens ihrem Ende entgegen. Angeboten wurden schöne einheimische Trauben zu zwanzig Pfennig per Pfund, Preißelbeeren kosteten 25 Pfg., Aprikosen 2535 Pfg., Pfirsiche 20-40 Pfg., Aepsel 410 Pfg., Birnen 620 Pfg., Zwetschgen 912 Pfg., Himbeeren 25 Pfg. per Pfund. Im Einzelverkauf war Obst durchschnittlich um 510 Pfg. teurer. Der Gemüsemarli verzeichnete Weißkraut zu 25 bis 30 Pfg., Blaukraut zu 2030 Pfg. Blumenkohl zu 20 bis 40 Pfg., Wirsingkohl zu 1525 Pfg. per Stück. Auf dem Wildbret- und Geflügelmarkt gab es Feldhühner 70 Pfg.1.30 Mk. Auf dem Seefischmarkt kosteten Schell­fische 3035 Pfg., Kabliau 25 und 30 Pfg., Heilbutt 95 Pfg. per Pfund. Kartoffelgroßmarkt auf dem Leon­hardsplatz. Zufuhr 350 Zentner. Preis 2.403 Mk. per Zentner. Mostobstmarkt auf dem Wilhelmsplatz. Zufuhr mehrere hundert Zentner. Preis 1.602 Mk. per Zentner. Auf dem Filderkrautmarkt kosteten 100 Stück 2530 Wik.

Vora«Oftchttt»e» Witts«

am Dienstag, den 1. September: Heiter, trocken, warm.

Verrat«örtlicher Redakteur: Ludwig Lauk, Altensteig.

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Das große Buch der Gesellschaftsspiele. Eine Sammlung und Beschreibung der beliebtesten Gesell, schaftsspiele im Zimmer und im Freien für jedes Alter und Geschlecht. Mit vielen Abbildungen. Von Adolf von Meerberg. Preis Mk. 1.50. Zu haben in der W. Rieker'schen Buchdruckerei, L. Lauk in Alteusteig.