Thomasmehl bis zu 125 Mark billiger sein. Noch mehr Geld kann aber jeder Landwirt sparen, wenn er keine Misch­dünger wie Ammoniaksuperphosphat, Kalisuperphosphat, Ksliammoniaksuperphosphat etc. kauft, sondern sich diese Mischung selbst herstellt, wozu Vorschriften jederzeit von der Versuchsstation zu haben sind. Denn beispielsweise kostet ein Waggon Ammoniaksuperphosphat mit 9°/y Phosphor­säure und 9"/o Stickstoff, vom Händler bezogen, 144 Mark mehr, als wenn diese Mischung vom Landwirt selbst be­reitet wird. Beim Kalisuperphosphat 11 (5"-n Kali und 9°/o Phosphorsäure) kostet die gekaufte Mischung sogar 190 Mark mehr als die selbst hergestellte. Zum Schluß soll noch erwähnt werden, daß bei allen künstlichen Dünge­mitteln die hochprozentigen Sorten am billigsten sind und die Billigkeit der niedrigprozentigen Ware nur eine schein­bare ist. Darum Landwirte, kaust Thomasmehl möglichst hochprozentig nach seinem Gehalt an citronensäurelöslicher Phosphorsäure und versäumt es nicht, eine Probe davon zur Untersuchung nach Hohenheim zu schicken.

Die Turnfahrt.

Humoreske von Fritz Ernst.

(Nachdruck verboten.)

(Schluß.)

Und so war es auch: Schwung träumte träumte von zwei herrlichen Blauaugen, die unter einer üppigen, goldblonden Flechtenkrone als herrliche Saphire leuchteten. Als er vorhin an den Turngeräten stand und verlegen um sich blickte, während Springer mit dem Hut in der Hand umherging, waren seine Augen auf ein liebliches Mädchengesicht gefallen, dessen bereits erwähnte Blauaugen bewundernd an seinem hübschen offenen Gesicht und seiner gutgebauten Gestalt hingen. Schwung hatte gleich jenem Mädchen verwirrt die Augen niedergeschlagen, aber die Blauaugen hatten Häkchen gehabt u«d saßen nun fest in seinem Herzen.

Die Gesellschaft hatte ihre Spiele aufgegeben, da sie nach der Unterbrechung nicht mehr recht in Zug kommen wollten. Man kehrte in den Garten zurück, und als der dicke Herr die beidenArtisten" dort noch sitzen sah, näherte er sich ihrem Tische.Nun, mein Lieber, zufrieden mit dem Er­folg?" wandte er sich an Springer, der das gesammelte Geld aufgezählt hatte und es nun in die Tasche strich.

Hm na es geht", erwiderte der Schelm ab­sichtlich zögernd, während er innerlich frohlockte, da er so­eben sestgestellt hatte, daß der Betrag, seine kühnsten Er­wartungen übertreffend, sich aus mehr als siebenzig Mark belief.

So, so, die Herren hatten mehr erwartet. Na, ja Anderen können nicht so gut in die Tasche, wie ich. Ach darf ich die Herren bitten, sich als meine Gäste zu betrachten? Bestellen Sie, was und wieviel Sie wollen und weisen Sie den Kellner dann mit der Rechnung an mich."

Schwung stieg die Schamröte ins Gesicht. Er hatte nie etwas dagegen, wenn ein guter Freund seine Zeche be­glich, aber sich hier von diesem protzenhaften Menschen traktieren zu lassen, widerstrebte seinem Feingefühl. Springer ! dagegen setzte seine kälteste Miene auf und sagte:Eigent- ^ lich, mein Herr, . . . aber nein, es könnte Sie kränken ! wir nehmen also dankend an."

So ist's recht. Tun Sie sich nur keinen Zwang an," erwiderte der Dicke, nickte den Beiden gönnerhaft zu und schritt davon.

Fatzke!" brummte Springer hinten ihm her.Hätten Dir wohl noch die Hand küssen sollen? Aber warte nur, Freundchen, das soll Dir mehr kosten, als der Taler vorhin." Dann rief er den Kellner herbei und bestellte ein opulentes Abendessen und einige Flaschen Wein, über welche Herrlichkeiten er sich mit Feuereifer hermachte. Schwung wollte es ersichtlich nicht recht schmecken, um aber seine gedrückte Stimmung zu verbessern, sprach er um so fleißiger dem Weine zu. Der ungewohnte Genuß verfehlte seine Wirkung nicht, es wurde ihm heiß im Kopfe und schließ­lich stand er auf, sum zu promenieren, während Springer behaglich sitzen blieb.

Hans war in den Hinteren Teil des Gartens geraten, den eine Hecke gegen die Umgebung abschloß. Dort sah er eine weibliche Gestalt, die den Blick dem in ruhiger Majestät heraussteigenden Monde zuwandte. Er trat leise näher und erkannte bei dem schwachen Lichte, daß es jenes blonde Mädchen mit den blauen Augen war.Gnädiges Fräulein sind auch Naturfreundin?" redete er sie an.

Erschreckt drehte das Mädchen sich herum, und das Mondlicht genügte, um Hans erkennen zu lassen, daß sie bei seinem Anblick hoch errötete.O ja, mein Herr, ich liebe die Natur", sagte sie leise.Aber Sie bleibt Ihnen bei Ihrem Beruf dafür noch Sinn?" Und ohne eine Antwort abzuwarten, fuhr sie fort:Ihr Beruf ist doch wohl sehr anstrengend?"

O, die paar Bureaustunden ..." Hans hielt inne und schalt sich innerlichEsel"!

Bureaustunden! Ich denke. Sie sind Artist, Herr Smithson?"

Gewiß, gewiß", log Schwung jetzt tapfer, während er im Stillen Springer mit seinen Schwindeleien zu allen Teufeln wünschte.Aber es gibt bei einer Truppe doch viele geschäftliche Sachen, und die erledige ich, daher die Bureau­stunden. Na, und dann kommen die Uebungen und abends die Vorstellung das ist nicht so schlimm."

Schwarzwälder Sonntagsblatt.

Aber gefährlich. Wie leicht können Sie stürzen und Schaden nehmen. O Gott," fuhr sie erschauernd fort, wenn ich denke, daß ein so hübscher . . ."

Verwirrt schwieg sie, wurde glutrot, stammelte einige unzusammenhängende Worte und eilte davon. Hans sah ihr eine Weile verblüfft nach, dann blickte er in den Mond ; er schaute lange in die glänzende Scheibe, und er mochte darin wohl etwas anderes sehen, als denMann im Monde."-

Die beiden Freunde waren in B. angekommen ; denRest des Weges hatten sie mit der Eisenbahn zurückgelegt, sie konnten sich's ja jetzt leisten. Der Turnverein, dem sie an­gehörten, und der sich ebenfalls an dem Feste beteiligte, empfing sie mit Hellem Jubel, nur machte man ihnen Vor­würfe, daß sie die Teilnahme früher abgelehnt hatten, wo­zu denn die Ueberraschung gut sein sollte? Die Freunde ließen ihre Genossen bei der Annahme einer Ueberraschung und wurden der vom Verein gebildeten Riege eingereiht, da zwei so vorzügliche Turner bei dem Preis- und Schauturnen natürlich nicht fehlen durften.

Das Schauturnen begann vor einer gewaltigen Zu­schauermenge. Auch an Schwung kam die Reihe, und als er unter das Reck trat fiel sein Blick auf die herrlichen Blauaugen, die mit allem lieblichem Zubehör neben dem be­kannten dicken Herrn sich in der vordersten Reihe befanden. Einen Augenblick schlug Hans das Herz ganz gewaltig er stand vor diesem Mädchen als entlarvter Lügner. Doch im nächsten Moment sagte er sich, daß ein Artist, der als Reckturner arbeitet, sehr wohl an einem Schauturnen teilnehmen könne, eine Entdeckung also ausgeschlossen sei. Straff richtete er sich auf. Hatte er gestern für schnödes Geld gutes geleistet, so wollte er heute seine ganze Kraft

seiner Riesenblamage?! Nimmermehr! Nein, in einer halben Stunde ging der Zug und mit diesem würde er v°m Schauplatze seiner Schmach verschwinden. Den Freund aus­zusuchen mußte er allerdings unterlassen, dazu war die Zeit zu kurz. Er schrieb ihm schnell einige Zeilen, die er dem Wirt übergab, zahlte seine Zeche und eilte dem Bahnhose zu. Eben trat er an den Schalter, um seine Fahrkarte zu lösen, wobei er zum hundertsten Male seinem Geschick fluchte, das ihn verhinderte, die Holde wiederzusehen, da hörte er hinter sich eine Helle Stimme:Nun, Herr Schwung, wo­hin wollen Sie denn so eilig?" und umschauend blickte er in die vergötterten Blauaugen.

In Schwung ging es wunderlich zu. Er hätte auf­jauchzen mögen vor Freude, und doch hatte er nur den einen Wunsch, sich in ein Mauseloch verkriechen zu können.

Hätten Sie wohl einen Augenblick Zeit für mich, Herr Schwung? Ich muß Sie notwendig etwas fragen. Wenn Sie den Zug verpassen sollten, so ist das nicht schlimm, in einer Stunde geht der nächste." Damit schritt sie voran in die parkähnlichen Anlagen vor dem Bahnhof, und wenn er nicht ungezogen sein wollte, mußte er wohl folgen. Auf einem Nebenwege hielt die Führerin plötzlich an und drehte sich kurz um.

So, Herr Schwung, ich dachte es mir, daß Sie aus­rücken würden, und deshalb habe ich mich gleich auf dem Bahnhof postiert. Weshalb wollten Sie so plötzlich fort?"

Gnädiges Fräulein, ich ich hatte . . . ."

Unglück, ganz recht. Und weil die dummen Menschen darüber lachten, glaubten Sie natürlich, ich mache mich eben­falls lustig über Sie. Erstens hatten Sie damit Unrecht

ich

einsetzen, um ihren Beifall zu erringen die Anderen waren ihm jetzt ganz, gleichgiltig.

Zunächst produzierte er einige Kraftübungen, die da zeigten, daß in dem prachtvoll gebauten Körper, den der Turnanzug knapp umschloß, Muskeln und Sehnen von Stahl steckten. Dann folgten Schwungübungen von solcher Kühn­heit und Eleganz, daß jede Bewegung von der Menge mit einem Beifallsgemurmel begleitet wurde. Aber ach! auch Hans erlagder Götter Neide". Ein eleganter Schwung

ein Krach und Hans fühlte mit Entsetzen, daß dort, wo der Rücken aushört salonfähig zu seinetwas" geplatzt war. Ein brüllendes Gelächter erhob sich in der Runde bei diesem Anblick. Hans erstarrte das Blut in den Adern, und mit Blitzesschnelle war er vom Reck herunter. Einen verzweifelten Blick warf er zu den Blauaugen hinüber, und was sah er! Während rundum alles tobte und schrie vor Vergnügen, weinten die Blauaugen sie weinten

das war Mitleid und Mitleid und Liebe-Hans

wurde es ganz wirblig im Kopf, und taumelnd trat er in die Reihe zurück, um eine Gelegenheit abzuwarten, unauf­fällig zu verschwinden.-

Mit neuen Unaussprechlichen bekleidet saß Schwung eine Stunde später in tiefes Sinnen versunken bei einem längst schal gewordenen Glase Bier im Vorgarten desBer­liner Hofes" in dem er mit seinem Freunde Quartier ge­nommen hatte. Ein Junge trat an ihn heran und fragte: Sind Sie Herr Schwung?" Auf die erstaunt bejahende Antwort hin legte er einen Brief auf den Tisch und eilte schnell­füßig davon. Hans wußte nicht, was er davon halten sollte und betrachtete das Kuvert, das in zierlichen Zügen die Aufschrift zeigte:Herr Kaufmann Schwung." Hm, das war er selbst, also konnte er den Brief auch öffnen. Ein Billet fiel ihm entgegen, das die ivenigen Worte enthielt: Seien Sie heute Mittag zwischen ff,2 Uhr und 2 Uhr im Stadtpark am Fischteich. Ich muß Sie sprechen, da ich glaube, Ihnen behilflich sein zu können. Eine Freundin".

Was sollte das heißen? Eine Freundin hier in B. ?

Das konnte nursie" sein, etwas anderes ließ sich gar nicht denken. Und ihr sollte er unter die Augen treten nach

habe geweint aus Aerger über diese albernen Leute und zweitens kann Ihr Malheur zum Glück Umschlagen,

wenn Sie nur wollen. Als Ihnen die dumme Geschichte passierte, hörte ich Ihren Namen rufen, und da wurde mir zur Gewißheit, was ich gestern schon ahnte, nämlich daß Sie nicht der Artist Smithson, son­dern ein ehrlicher Deutscher in irgend welchem bürgerlichen Beruf seien. Sie können auch nicht so gut lügen, wie Ihr windiger Freund, den ich dann stellte, und er eine Generalbeichte ablegen mußte. Nun kann ich Ihnen eine gutbezahlte Stellung im Bureau meines Vaters wissen Sie, der korpulente Herr an meiner Seite anbieten. Papa sprach zwar erst von unbekannten herge­laufenen Menschen, aber ich wollte, na und dann muß er auch wollen. Ihr Freund ist ebenfalls engagiert, für die Reklame-Abteilung, denn Papa meint, daß er dazu unge­heures Talent habe. Nun, wollen Sie jetzt noch reisen, oder soll ich Sie dem Papa vorstellen?"

Aber mein gnädiges Fräulein, ich weiß garnicht, wie ich dazu komme, daß Sie sich meiner unbedeutenden Person wegen so bemühen?"

Nun ganz einfach, weil weil ich Sie gerne habe." Das Mädchen hatte dabei die Augen nieder­geschlagen und war hoch errötet. Hans aber ging plötz­lich ein großes Licht auf und alle Schüchternheit und Zag­haftigkeit war im Augenblick verschwunden. Er ergriff die Hand des Mädchens, die ihm willig überlassen wurde, beugte sich nieder um in die leuchtenden Blauaugen sehen zu können und fragte leise:Nur gern? Nicht auch ein ganz klein wenig lieb?"

Da wurden die strahlenden blauen Sterne voll aufge­schlagen und mit glücklichem Lächeln antwortete sie:Nun, Du abscheulicher Mensch, wenn Du denn gar so neugierig bist, dann sollst Du es meinetwegen auch wissen: Ja, Hans, ich habe Dich lieb, sehr lieb, vom ersten Augenblick an!"

Hurrah!" schrie Hans so laut, daß sich schnell eine kleine, weiße, weiche Hand auf seinen Mund legte. Dann umschlang er die zierliche Gestalt und in innigem Kusse fanden sich beider Lippen.

Meine liebe liebe ..." Hans stockte, süßes Herz, ich weiß ja noch nicht einmal deinen Namen?!

Ich habe den Deinen auch erst erfahren, als Dir das kleine Malheur passierte, und das sie kicherte, verschämt den Kopf an sseiner Brust bergend kannst Du doch von mir nicht verlangen. Da will ich mich lieber selbst vorstellen: Fräulein Lucie Schmidt i. F. Schmidt und Sohn."

Was das große Exportgeschäft? O weh, was wird da Dein Vater zu dem armen Freier sagen!"

Das kann ich mir ungefähr denken, aber er tut ja doch was ich will, und das Gleiche bitte ich mir auch von Dir aus. Du weißt also, woran Du bist. Willst Du nicht lieber abreisen?"

Nein, mein süßer Schatz", erwiderte Hans mit leuch­tenden Augen.Ich will mein Glück lieber fest halten, denn wer weiß, ob es mir noch einmal blühen würde auf der nächsten Tnrnsahrt."

Ja, mein