amerikanischen Beziehungen beigetragen. Er erfreute sich sogar der intimen Freundschaft des Präsidenten Roosevelt, der ihm den KosenamenSpecky" beigelegt haben soll. Er war mit den amerikanischen Verhältnissen durchaus ver­traut, und daher war auch sein persönliches Hervortreten bei allerlei Anlässen dem amerikanischen Volkscharakter entsprechend und hat seiner Tätigkeit mehr genützt als geschadet. Der Kaiser nannte den Dahingeschiedenen in dem Beileidstelegramm einen bewährten Freund, auch Präsident Roosevelt bringt dies zum Ausdruck. Als Nachfolger des Verstorbenen wird der frühere Gouverneur von Ostafrika, Gras Götzen, genannt.

Lloyd Georges Besuch in Deutschland.

Der aus seinen sympathischen Reden bekannte englische Schatzkanzler Lloyd-George hatte eine Studienreise nach Deutschland unternommen, um sich niit unseren sozialen Einrichtungen bekannt zu machen. Vor allem ist es die Invalidenversicherung, die sein Interesse in Anspruch nahm. Gelegentüch seiner Anwesenheit in Berlin sprach er beim Minister des Innern vor, auch wurde ihm zu Ehren ein Diner gegeben, bei dem man sicherlich nicht vom Wetter gesprochen hat. Derartige Aussprachen sind schon um des­willen nützlich, weil sie das Streben nach einer Verständigung dokumentieren und weil sie über die Absichten der beiden Regierungen immerhin eini­ges Licht verbreiten können und Preßtreibereien und Jntriguen hintanzuhalten im Stande sind. Einen hübschen Trinkspruch hat der Schatz­minister bei seinem Besuch in Hamburg ausgebracht.

Er erinnerte daran, daß sein letzter Besuch der Regel­ung der Tieflade-Linie ge­golten habe. Es hätte da­rüber leicht zu Differenzen kommen können, aber statt sich gegenseitig durch Kriegs­schiffe mit zwölfzölligen Kanonen zu überzeugen, haben besonnene Unterhänd­ler durch Takt und Geschick alles erledigt.Warum sollen wir nicht auch die Frage der Ladelinie der Nationen so erledigen, daß die Staatsschiffe nicht durch die List feindseliger Argumente zum Sinken gebracht werden können?

England und Deutschland sind aufeinander angewiesen und können sich gegenseitig helfen." Der Minister hat übrigens im Gegensatz zu den Herren der Seine, die sich über die ihnen zu teil gewordene Gastfreund­schaft lustig gemacht haben die deutsche Geselligkeit an­erkannt und versprochen, dieselbe nicht zu vergessen.

Die Entscheidung in Marokko.

Nach den anfänglichen Erfolgen der Mahalla Abdul Asis' unter dem Kaid Mtugi kam die Wendung der Dinge in Marokko überraschend. Im Zusammenstoß mit den Truppen seines Bruders ist Abdul Asis am 19. August geschlagen worden und er hat sich auf das von den Franz­osen besetzte Gebiet, von dem er ausging, zurückgeflüchtet. Die Nachricht, daß er gefangen worden sei, hat sich nicht bestätigt. Auch hat, wie es scheint, keine förmliche Schlacht der beiden Herreshaufen stattgefunden. Abdul Asis war bekanntlich auf dem Marsche nach Marakesch, das er seinem Bruder nehmen wollte, um in dieser heiligen Stadt sich festzusetzen und sein Ansehen wieder herzustellen. Die Fran­zosen deckten ihm dabei den Rücken. Abdul Asis befand sich bereits auf dem Gebiet der Schragna, zwei Tagemärsche von Marakesch; seine Vorhut war von der Abteilung ge­bildet, die ihm die Schauja gestellt hatten. Diese Abteilung stieß aus die Zemran, einen Stamm, der zu Mulay Hafid hält und von dem Kaid El Glaui befehligt wird. Beim Zusammenstoß hielten die Schauja nicht Stand, sie flohen auf die Hauptmacht Abdul Asis' zurück, El Glaui ver­folgte sie bis ins Lager Abdul Asis' dessen Truppen nun­mehr von einer Panik ergriffen wurden und Reißaus nahmen; Abdul Asis mußte mit seinen Ministern ihnen folgen. Nach einer Meldung will sich der Besiegte nach Damaskus in Syrien begeben. Die nächste Folge dieses Ereignisses ist, daß Abdul Asis sein religiöses Ansehen verloren hat. Die Marokkaner betrachten die Schlacht als ein Gottesurteil; mit dem Sieger ist Allah, und der Besiegte hat den Stand der Gnade und die Gabe des Segens, die von den Marok­kanern als Quelle aller Macht angesehen wird, verloren. Abdul Asis ist geschlagen worden, weil Gott sich von ihm

SchttzArzWälder Sonntagsblatt.

abgewendet hat. Was er verliert, gewinnt sein Bruder Mulay Hafid, dem sich jetzt, nach der Entscheidung des Gottesurteils, auch diejenigen Stämme zuwenden, die bis jetzt, wenigstens äußerlich, zu Abdul Asis hielten oder sich neutral verhalten haben. Welche Wirkung nach dieser Rich­tung die Niederlage Abdul Asis' gehabt hat, das sieht man aus der Tatsache, daß in Tanger, das bisher zu Abdul Asis hielt, sofort Mulay Hafid als Sultan ausgerufen worden ist. Mit Tanger, dem Sitz der Vertreter der frem­den Mächte, ist auch die letzte diplomatische Stütze Abdul Asis' zusammengebrochen. Die Frage, was nun Frank­reich tun wird, scheint bereits beantwortet zu sein, denn es wird gemeldet, daß die Pariser Presse Abdul Asis auf­gegeben hat und daß auch die Regierung bereits mit dem Gedanken, Abdul Asis im Stich zu lassen und Mulay Hafid anzuerkennen, sich vertraut gemacht hat. Es ist nicht ge­rade schön, so zu verfahren, denn man soll seinen Freunden auch im Unglück Treue halten. Freilich, die Politik macht andere Vorschriften. Der Form nach hat sich Frankreich ja stets den Rückzug von Abdul Asis und den Gang zu Mulay Hafid offen gehalten, da die französische Regierung seit dem Auftauchen des Gegensultans wiederholt erklärt hatte, daß Frankreich sich in die inneren Streitigkeiten Ma- mokkos nicht mische; jetzt, da der Streit beendet erscheint und der eine Kämpfer verschwunden ist, kann sich die französische

Regierung ruhig mit dem Sieger ins Benehmen setzen. Es ist richtig, daß die Anerkennung des neuen Sultans von allen Mächten gemeinsam, nicht von einer einzelnen Macht, ausgesprochen werden muß. Die Mächte haben sich wieder­holt, zuerst in der Konferenz von Madrid und dann in der Konferenz von Algeciras, Marokko gegenüber als Gesamtheit dargestellt und gehandelt, und von dieser Stellung können sie jetzt nicht abgehen. Ebenso richtig und selbstverständlich ist es, daß Mulay Hafid, wenn er die Anerkennung der Mächte gewinnen will, die Verpflichtungen übernehmen muß, die Marokko in früheren Verträgen und Abmachungen gegen­über den Mächten eingegangen ist, darunter zuletzt, aber in erster Linie die Akte von Algeciras. Es ist ferner richtig, daß man dazu keine Konferenz braucht. Aber dunkel mutet es an, daß dem neuen Sultan von Paris und Madrid aus finanzielle Verpflichtungen auserlegt werden sollen. Wie nun Mulay Hafid persönlich über die internationalen Ver­pflichtungen Marokkos und über die Algeciras-Akte denkt, das weiß man längst; er hat sich wiederholt ausgesprochen, daß er in alle Verpflichtungen, die Marokko übernommen hat, eintreten werde. Er wird wohl auch jetzt eine dahin­gehende Anfrage bejahend beantworten; es fragt sich nur, ob er der Mann ist, sein Versprechen zu erfüllen, den ma- marokkanischen Stämmen zum Trotz, die von ihm eine frem­denfeindliche Politik erwarten. Das ist der dunkle Punkt, der über der weiteren Entwicklung des marokkanischen Prob­lems schwebt.

Neueste Nachrichten.

! Mühlacker, 28. Aug. Auf dem hiesigen Bahnhof er­eignete sich gestern früh ein schwerer Unglücksfall. Der 23jährigen Lokomotivheizer Eugen Staib von hier wurde beim Neberschreiten der Geleise von einem einfahrenden Per­sonenzug erfaßt und überfahren, sodaß der Tod augenblicklich eintrat.

* Stuttgart, 28. August. Im Golf von Genua wurde der Leichnam eines gutgekleideten Mannes gesunden. An der Stirne des Toten wurde eine Schußwunde festgestellt. Man vermutet, daß der Selbstmörder der Photograph Ulm er aus Feuer bach ist, der seine beiden Kinder erschossen hat.

js Aus Baden, 28. Aug. Die Auslieferung des Raub­mörders von Janson hat bereits stattgefunden. Janson wurde ins Amtsgefängnis Lörrach eingeliefert.

* München, 28. August. Ein Erlaß des bayrischen Justizministeriums befaßt sich mit der Regelung des Po l iz e i au fsi ch ts w es ens, auch die sächsischen Behörden sind in Erwägung darüber eingetreten, wie die Härten der Polizeiaufsicht gemildert werden können.

* Allenstein, 28. Aug. Frau Major v. Schöne­beck ist nach wie vor geisteskrank, so daß an eine gerichtliche Verhandlung gegen sie zur Zeit nicht zu denken ist.

* Straßburg, 28. Aug. Das Kaiserpaar, Kronprinz Wilhelm, die Prinzen Eitel Friedrich, August Wilhelm und Oskar, sowie die Kronprinzessin und Prinzessin Eitel Fried­rich, ferner der König von Sachsen und der Großherzog von Baden sind von Metz kommend heute nachmittag hier eingetroffen. Herzog Albrecht von Württemberg war schon vorher angekommen. Der Einzug in die Stadt erfolgte unter dem Salut der Geschütze und dem Geläute der Glocken. Der Kaiser ritt in einer Reihe mit seinen 4 Söhnen, 2 zur Rechten und 2 zur Linken. Bürgermeister Dr. Schwander begrüßte den Kaiser mit einer Ansprache.

*'Luetzschcna bei Leipzig, 28. August. Heute fand die Beisetzung des verstorbenen Botschafters Frhr. Speck v. Stern bürg statt.

* Berlin, 28. Aug. In der Reichsfinanzreform soll vorgesehen sein: 1) Erhöhung der Biersteuer, 2) Zigarrenbanderolen st euer, 3) Aenderung der Branntweinsteuer, 4) Gas- und Elektrizitäts­steuer, 5) Ausdehnung der Erbschaftssteuer auf Kinder und Ehegatten. Ueber die Weinsteuer sei noch keine Einigung erzielt. Ebenso liege über die Dividendensteuer noch kein ausgearbeiteter Plan vor.

* Berlin, 28. Aug. Die deutsche Militärver­waltung hat den amerikanischen Flugtechniker Whrigt eingeladen, nach Berlin zu kommen und dort seinen Aeroplan vorzuführen.

* Berlin, 28. August. Eine deutsche Firma verhandelt mit der spanischen Regierung über die Errichtung einer K o h l e n stati on auf den Kanarischen Inseln. Die Zustimmung wird demnächst erfolgen.

* Berlin, 28. Aug. An Stelle des abberufenen Tewsik Pascha soll der stellvertretende Kriegsminister Osman Nizam den türkischen Botschafterposten in Berlin übernehmen.

* Budapest, 28. August. In einem Geschäftslokal er­folgte durch ein weggeworfeues Streichholz eine Benzin­explosion. Soweit bisher festgestellt ist, wurden durch die Explosion 3Personengetötet, 3 schwer und eine ziemliche Anzahl leicht verletzt.

" Tokio, 28. August. Nach einer hier eingetroffenen Nachricht ist der englische DampferDuncarn" während eines Taifuns bei der Insel Niuschiu untergegangen. Von der aus 83 Köpfen bestehenden Besatzung sollen nur 2 Mann gerettet sein.

Auszug aus dem Jahresbericht der landw. Ber- ^chH^jjynLHohenheim.;

In Nr. 36 des Württembergischen Wochenblattes für die Landwirtschaft veröffentlicht die landwirtschaftliche Ver­suchsstation Hohenheim ihren Jahresbericht. Bei dem In­teresse, das die dort mitgeteilten Beobachtungen und Erfahr­ungen auch für die Landwirte unserer Gegend haben, soll in Nachfolgendem das Wesentlichste hieraus hervor­gehoben werden. In erster Linie mahnt die Versuchsstation alle Landwirte, welche Kunstdünger kaufen, stets sorgfältig eine Probe davon zu nehmen und diese Probe nach Hohen­heim zur Untersuchung einzuschicken. Werden vom Landwirt die vorgeschriebenen Probenahmeatteste, die von der Ver­suchsstation unentgeltlich zu erhalten sind, ordnungsmäßig ausgefüllt, so erfolgt die Untersuchung kostenlos. Wie not­wendig eine Nachuntersuchung der Handelsdüngemittel ist, geht daraus hervor, daß im letzten Jahre 36 900 Mark wegen gelieferter Mindergehalte von den Lieferanten ver­gütet werden mußten. Man sieht also, daß noch sehr oft die gelieferte Ware nicht den Gehalt aufweist, der berechnet wurde, und daß sich die kleine Mühe der Probenahme sehr wohl bezahlt macht.

Ferner empfiehlt die Versuchsstation, die Thomasmehle nur nach ihrem Gehalt an citronensäurelöslicher Phosphor­säure zu kaufen, und nicht nach Gesamtvhosphorsäure, denn unter Umständen kann im ersteren Falle ein Waggon

BomAufitica des Varsevalsrüen Lmtikbiffes.