Schwarzwälder Sonntagsblatt.
Ich war znm Tode erschrocken, aber ich vermochte Ire nicht I augenblicklich fortzuweisen, sie war hinreißend in ihrer Leidenschaft, in ihrer Liebe. Dennoch suchte ich mich mit aller Gewalt zu beherrschen. Ich stellte ihr vor, daß sie nicht bei mir bleiben dürfe. Hubert sei mein Freund, ich dürfe ihm nicht seine Gattin nehmen."
„Ich gehöre ihm nicht mehr an, er hat mich mißhandelt, ich gehe nicht fort von Dir!" und sie klammerte sich an mich.
Was sollte ich tun? Ich konnte sie in der Nacht nicht fortweisen, sie blieb im Schlosse; früh am Morgen wollte ich au Hubert schreiben und ihm alles sagen. Ehe ich noch den Boten abseitigen konnte, erschien er schon selbst und drang mit den heftigsten Vorwürfen aus mich ein. Ich blieb lange ruhig und versuchte ibm auseinanderzusetzen, wie alles gekommen sei. Er wollte nicht hören. Und nun öffnete sich gar noch die Tür, die Gräfin trat ein und erklärte trotzig und höhnisch: „Was willst Du hier? Ich gehöre Dir nicht mehr an. Du hast keine Nechie mehr an mich."
Sie hing sich an meinen Hals, Hnbert schleuderte sie hinweg und drang wütend ans mich ein, ich hatte Blühe, mich seiner zu erwehren und er ließ nur von mir ab unter der Voraussetzung, daß wir die Sache zum Austrag bringen würden, wie es sich unter Edellenten gezieme.
Er schickte mir darauf seinen Sekundanten, der mit dem weinigen die schärfsten Bedingungen vereinbaren mußte. Schon am nächsten Morgen fand ans der Grenze zwischen Tönnhausen und Werdenberg das Duell zwischen uns statt. Taunhausen hatte den ersten Schuß, er ging fehl, ich wußte aber, daß er aus meine Brust gezielt batte, und daß seine Hand nur unsicher gewesen war. Ich mochte meine Waffe nicht gegen den Freund richten und schoß in die Lust. Beim zweiten Schuß streckte er mich nieder.
Als man mich schwer verwundet beimgebracht, soll sich die Gräfin rasend, verzweifelt über mich geworfen und dem Gatten.
der ihr den Geliebten gemordet, in der wildesten Weise geflucht haben. Sie ist im Schlosse geblieben, um mich zu vflegeul; aber es lag nicht in ihrem Naturell, lange die barmherzige Schwester zu spielen. Der sieche, elende Kranke wurde ihr bald zur Last, sie verliebte sich in den Arzt, einen großen, stattlichen Mann, entfloh mit ihm und stahl mit seiner Hilfe —"
„Ihren Knaben, mich!" rief Leonardo aufspringend, „den sie der sicheren Obhut des Vaters entriß, um ihn in ein jammervolles Dasein zu schleudern, den sie mit sich nahm, nicht aus Liebe zu ihm, sondern aus Haß gegen den Vater. Doch beendigen Sie Ihre Erzählung. Herr Graf, fügte er ruhiger hinzu und letzte sich wieder nieder.
„Ich habe nicht mehr viel zu sagen", erwiderte der Graf. «Man bat lange an meinem Aufkommen gezweifelt, ich bin leben geblieben, aber als lungenkranker Mann, der seine Gesundheit nie wieder erlangt bat und wahrscheinlich schon gestorben wäre, wenn er nicht die rauhe Jahreszeit alljährlich im Süden verlebt hätte. Ich bin sogar schon manchen Sommer in Italien geblieben", fügte er hinzu.
»Und mein Vater?" fragte Leonardo.
„Wir haben uns nicht wiedergesehen. Tannhausen bat jeden Verkehr niit mir vermieden und in mir den Mitschuldigen seiner Frau und den Zerstörer seines Glückes gesehen. — Werden Sie mir nun glauben?" schloß der Graf seine Erzählung.
„Ja, ich glaube Ihnen", sagte Leonardo einfach und reichte dem Grafen die Hand.
„Dann sagen Sie Ihrem Bruder, daß es nicht sein: Sohnes- pflicht ist, sich von mir zurückzuziehen: ich habe schwer gebüßt und möchte nicht, daß durch die düstere Vergangenheit auch noch mir teure, liebe Menschen büßen müssen."
Leonardo verstand ihn. Wiederum nahm er seine Hand und schüttelte sie herzlich.
„Sie haben sich später doch verheiratet, wie auch mein Vater einen »weiten Ehebund geschlossen hat", sagte er.
„Ja. meine Gattin war eine Deutsche, lebte aber mit ihrer Mutter den größten Teil des Jahres in Italien, da beider Gesundheit sehr zart war. Wir haben uns in Neapel vermählt, dort ist anch unsere Tochter geboren und meine Frau nach wenigen Jahren gestorben. Meine Angelina scheint glücklicherweise vom Erbe ihrer Eltern nichts bekommen zu haben; sie ist gesund. Doch Sie werden sie kennen lernen."
«Ich schicke Ihnen bald Bernhard zu und alles wird gut werden!" versprach Leonardo mit Herzlichkeit.
„Ich hoffe, auch Sie werden mein Hans nicht meiden."
Leonardo lächelte. „Nein, aber vorläufig wird cs besser sein, wenn Bernhard allein kommt. O, wie glücklich wird er sein! Um der Nachricht willen, die ich ihm bringe, wird er mir gewiß verzeihen, daß ich ihn beute sehr lange warten lasse." Er band das Vterd des Grasen vom Baum los und war ihm beim Aufsteigen behilflich, was Werdenberg sich mit dankbarem Lächeln gefallen ließ. Leonardo nochmals zunickend, sprengte er davon und dieser schlug die entgegengesetzte Richtung ein.
(Fortsetzung folgt.)
Obermgemeur Ludwig Dürr, der technische Mitarbeiter des Grafen Zcppclin.
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Interessante Kleinigkeiten.
Die Eingeborenen von Neuholland brechen den Kindern weiblichen Geschlechts bald nach der Geburt die Gelenke der vorderen Fingerhälfte.
Das Verbot der Steinkohlenfeuerung wurde in England erst 1750 ansgehoben.
Caligula zwang seine Untertanen zu Trauerkundgebungen bei dem Tode seiner Lieblingspferde.
Bäume, die im Vollmond gefällt sind, lassen sich leichter spalten.
Die Sitte, den Adel durch Vorsetzung der Silbe „von" vor den Familiennamen zu bezeichnen, ist erst seit der Mitte des 17. Jahrhunderts bekannt.
Die Tonkinesen und Siamesen särben ihre Zähne schwarz.
Der Schall des Donners durcheilt in einer Sekunde 33^ Meter.
In Java werden 27 Rangklassen durch Sonnenschinne unterschieden.
Bei den Porubanegern vergiften sich bei der Beerdigung eines Häuptlings seine besten Freunde, um ihn nicht zu überleben.
Bei den Massai in Ostasrika dürfen die Namen von Verstorbenen nicht mehr genannt werden.
Humoristische Ecke.
Meggendorfer Blätter.
Nicht verlegen. Kurgast: „Wenn Sie der Lichtung des Waldes nicht Einhalt gebieten, werden die Sommergäste bald keine schattige Promenade mehr haben und ihrem Kurort adieu sagen." Bürgermeister: „No, dann werden wir halt eine Sonnenbadanstalt errichten "
Wie sie schenkt. Frau: „Robert, was wünschest Du Dir denn zum Geburtstag?" Mann: „Gar nichts. Ich habe kein Geld!"
In der Sommerfrische. — „Dem Dichter gibst das armseligste Kammerl, das wir haben; dem schad's nir, der kann sich alles mögliche dazu« dichten."
Gelungen. Alpenwirt: „Jetzt kostet bei mir ein Schnitzel schon eine Mark fünfzig Pfennig und immer noch ist's den Leuten nicht nobel genug bei mir!"
Fliegende Blätter.
Nutzen falscher Schönheit. Ein Blitzstrahl traf kürzlich ein schönes Mädchen in einem Badeorte; doch verlief dieser Unfall merkwürdig glücklich. Der Blitz streifte nämlich zunächst das stark wattierte Mieder, fuhr an der gepolsterten Hüfte vorbei, riß einen falschen Zopf, der frei über den Rücken hing, ab und glitt von den künstlichen Waden in die Absätze der hohen Hakenstiefel, welche ihn in die Erde ableiteten. So blieb das Mädchen gänzlich unverletzt; es klapperte nur vor Schreck mit den falschen Zähnen.
Gute Lehren.
Lerne lieben, ohne zu verlangen,
Wie man Sterne liebt und Mondespracht, ^
Und die R sen, die so flüchtig prangen,
Nachtigallensang in lauer Nacht.
Lerne lieben, ohne zu besitzen. -
Die Gewohnheit ist des Reizes Tod Schau' die Schönheit an wie Bergesspitzen,
Sanft verklärt vom glüh'nden Abendrot.
Lerne lieben, ohne zu begehren,
Und du Haft das Glück, so oft erflebt. —
„Schönen Dank für all die weisen Lehren.
Ich will sie befolgen- wennes "
Es gab eine Zeit, mein Liebling, in der ich diese Worte ebensowenig begriffen hatte, wie du heute. Mein Leben war eitel Sonnenschein, und Arbeit dünkte mir ein Etwas, das am schönsten, je schneller es abgetan werden konnte. — Da kamen böse, schwere Tage. Mein Vater starb, und bei all dem Schmerz um seinen Verlust hatte meine Mutter noch mit schlimmen Nahrungssorgen zu kämpfen. Ihre Mittel waren so gering, daß es nur ihren geschickten, fleißigen Händen zu danken war, wenn wir beide nicht Not litten. Da ich das erforderliche Alter hatte, wurde ich bald darauf konfirmiert und mußte auf diese Weise den Kreis meiner Freundinnen verlassen, die alle noch ein bis zwei Jahre die Schule besuchten.
Ihr konntet gar nicht mehr zusammen kommen? fragte Irene erstaunt.
Nein, mein Kind. Das schnelle Verlassen der Schule, nur weil die Mittel meiner Mutter zu klein waren, um das Schulgeld noch weiter zu bezahlen, ließ mich in den Augen der Mädchen so tief sinken, daß wohl keine von ihnen wünschte, einen regen Verkehr mit mir weiter zu führen. Ab und zu grüßte mich noch eine, gar schnell waren sie mir aber alle fremd geworden.
Die bösen Mädchen! rief Irene erzürnt.
Urteile nicht zu hart, meinte Großmutter; damals lehnte sich mein Stolz auch gegen diese Vernachlässigung auf; heute denke ich milder darüber. Nie kann ich es aber mir selbst ^verzeihen, fuhr sie leiser fort, daß ich so wenig standhaft die schweren Tage ertragen habe.
Ich hatte eine geschickte Hand und war bald meiner Mutter eine treue Gehilfin bei der Arbeit, statt mich aber darüber zu freuen, daß es schon in so jungen Jahren in
meine Hand gegeben war, ihr schweres Los zu erleichtern, dachte ich nur mit Seufzen daran, in welch' frohem Genießen meine früheren Gefährtinnen ihre Tage verbrachten.
Wie gering und sparsam war damals unser ganzer Haushalt eingerichtet; reich, unermeßlich reich war nur die Mutterliebe, die mich täglich umgab. Wie sorgfältig wurde meine Gesundheit gehütet! Oft an schönen iSommernach- mittagen nahm mir die Mutter leise die Arbeit aus der Hand und schickte mich in den nahen herrlichen Park. Zuweilen machte ich einen leisen Einwand, dann hieß es immer: Stärke nur deine Augen in dem frischen Grün. Das genügte mir in meiner Selbstsucht und ich dachte gar nicht mehr daran, wie nötig doch auch Mutter solche Erholung brauchte.
O, der wundervolle Park mit den alten, schattigen Bäumen! Dort verlebte ich wirkliche Feierstunden! Ich hatte in einem Seitengange ein stilles Plätzchen entdeckt, wo ich von den übrigen Spaziergängern verborgen, ungestört die köstliche Ruhe genießen könnte. Was mir früher vielleicht langweilig dünkte, war mir jetzt Entzücken. Die Hände, welche sich sonst so emsig rühren mußten, hielt ich still gefaltet; aber die Blicke schweiften umher und entdeckten in dem grünen Dache über mir immer wieder neue Schönheiten, an denen ich früher achtlos vorüber gegangen war.
(Schluß folgt.)
Zwei sind der Seelen Augen, Die Gott zu schauen taugen:
„Der Liebe Einfalt" heißt das eine, Das andre „Große Herzensreine".
Farbenspiel.
Von I. P. Hebel.
In einer Schule saßen zwei Schüler, von denen hieß der eine Schwarz, der andere Weiß, wie es sich treffen kann, der Lehrer aber für sich hatte den Namen Rot.
Geht eines Tages der Schwarz zu einem andern Kameraden und sagt zu ihm: „Du Jakob, der Weiß hat dich beim Lehrer verleumdet."
Geht der Schüler zu dem Lehrer und sagte: „Ich höre, der Weiß habe mich bei Euch schwarz gemacht, und ich verlange eine Uniersuchung. Ihr seid mir ohnehin nicht grün, Herr Rot!"
Darob lächelte der Lehrer und sagte: „Sei ruhig, mein Sohn! Es hat Dich niemand verklagt, der Schwarz hat dir nur etwas weis gemacht.
Knackmandel für kluge kleine Leute.
Der kleine Karl erzählt: „Ich ging gestern an Tante Emmas großer Gartenmauer vorüber, dem Waldteiche zu. Auf dem Wasser schwamm eine Ente und auf ihrem Schwänze saß eine Katze. Da kam Beckers Willi mit seinem großen Hund, und als dieser die Ente sah, bellte er laut und wvllte gleich ins Wasser, um sie zu beißen. Doch die Ente tauchte unter und verschwand. Nun sagt, Kinder, wie erging es dabei der armen Katze?"
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