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Die wassrrhaUendr Kraft des Waldes.
In unserer Zeit, wo die intensive Bodenkultur große Mengen gleichmäßig zufließenden Wassers braucht und andererseits gegen Wasserschäden sehr empfindlich ist, da die zunehmende Elektrisierung unserer Industrie und Verkehrsmittel die dem fließenden Wasser innewohnende Kraft an immer steigendem Maße ausnützt, da endlich die Zusammenballung der Bevölkerung in den großen Zentren der Industrie gutes Trinkwasser in immer größeren Quantitäten fordert, wird der wasserspendende Wald besonders hoch geschätzt. Der Wald ist längst als bester Wasserlieferant anerkannt, als sparsamer Haushalter, der die Fülle der Gewässer in niederschlagsreichen Zeiten zurückhält, um in den dürren Sommermonaten aus nieversiegenden Quellen uns das köstliche Naß zu spenden. Worauf beruht diese haushälterische Eigenschaft, diese wasserhaltende Kraft des Waldes? Drei Faktoren sind es im wesentlichen, die hier wirksam sind: die am Boden liegende Streu, die Verhinderung der Verdunstung und die Verzögerung der Schneeschmelze.
Die den Boden der Wälder bedeckende Schicht, die sog. Streu, besteht aus abgefallenen und absterbenden Blättern, Nadeln, Zweigen, Nindenteilen und Tierleichen, vermischt mit Gräsern und Moos. Diese Art der Bodenbedeckung ist in hohem Grade hygroskopisch, d. h. sie vermag sich mit Wasser vollzusaugen, um ihren Wasservorrat allmählich wieder abzugeben. Zudem verhindert diese Streudecke an Hängen das rasche Abfließen des Regenwassers, sie bildet im Verein mit Wurzeln, Stämmen und Stöcken Tausend kleine Hindernisse, die sich dem abwärtsfließenden Wasserstrom entgegenstellen und ihn zwingen, in unzählige Wasseradern sich zu teilen und der Streu und dem Boden Zeit zu lassen, sich vollzutrinken. 1 Kubikmeter Moos vermag 230 Liter Wasser festzuhalten und 1 geographische Meile Wald 1-—Iffr Mill. Kubikmeter, ein Beweis für die enorme quellbildende Kraft, die ausgedehnte Waldungen besitzen.
Der zweite Faktor ist die Verhinderung der Verdunstung des Bodenwassers dadurch, daß das Blätter- oder Nadeldach der Bäume die direkten Sonnenstrahlen vom Boden abhält. Wie wichtig dieser Einfluß ist, zeigen folgende Zahlen, die Professor Ebermeier fand: wenn die Wassermasse, die auf Freiland verdunstet gleich 100 gesetzt wird, so verdunsten im Bestandesschluß 47 Prozent, im Bestandesschluß und bei streubedecktem Boden nur 22 Prozent, d. h. von zwei gleichfeuchten Böden verliert der des Freilandes 4Vs mal so viel Wasser durch Verdunstung, als der mit Wald und Streu bedeckte.
Dazu gesellt sich endlich die Verzögerung der Schnee- schmelzc im Waldinnern. Durch das geschlossene Kronendach dringen nur spärliche Sonnenstrahlen, die Waldluft und der Waldboden erwärmen sich namentlich im Frühjahr wesentlich langsamer als draußen im sonnigen Freiland, daher hält sich Schnee im Wald immer länger als auf dem Feld. Die Folge dieser langsamen Schneeschmelze ist eine größere Ausnutzung des Schmelzwassers, je langsamer es taut, desto weniger Wasser wird Gelegenheit sinder abzufließen, desto gründlicher wird der Boden durchfeuchtet werden, zumal da die SickerwäEer Gelegenheit haben, durch die röhrenförmigen Kanäle der abgefaulten Wurzelstränge tief in den Boden einzudringen.
Die nachhaltige Speisung der Quellen, die den Wald zu einem natürlichen, kostenlosen Wasserreservoir macht, kann volkswirtschaftlich nicht hoch genug veranschlagt werden. So lange der gut geschlossene Wald die Gehänge Überzieht, so lange die Streu ihrer natürlichen Bestimmung nicht entzogen wird, so lange wird die wohltätige Wirkung des Waldes anhalten. Anders, wenn durch kahlen Abtrieb der Stämme größere Hangflächen bloßgelegt sind, da fällt der Zusammenhang der Streudecke weg, da fehlt jedes Hindernis für die Abschwächung der Geschwindigkeit des Wassers, da sickert infolgedessen weniger in den Boden, das Wasser reißt in seinem raschen Laufe Erde und Steine Mit sich und bildet durch Ueberschwemmung eine ständige Gefahr für die fruchtbaren Täler. Dieselbe Wassermenge, die im Wald in kleine Adern zerteilt befruchtend wirkt, wird auf k'hlem Hang zum reißenden Wildbach, der die Vegetation samt ihrem Nährboden zerstört.
Ein Franzose schreibt über die entwaldeten Täler der Alpen seiner Heimat: „Man kann sich keinen Begriff machen von diesen brennenden Bergschluchten, wo es nicht einmal einen Baum gibt, um einen Vogel zu schützen, wo der Reisende nur hie und da ausgetrocknete Lavendelstengel an'crisft, wo alle Quellen versiegt sind, wo ein düsteres, kaum vom Gc mme der Insekten unterbrochenes Schweigen herrscht. Auf einmal, wenn ein Gewitter losbricht, wälzen sich in diesem geborstenen Becken von der Höhe der Berge Wassermassen herab, welche verwüsten ohne zu befruchten, überschwemmen ohne zu erfrischen, und den Boden durch ihre vorübergehende Erscheinung noch öder machen, als er vorher war. Endlich zieht sich der Mensch zurück aus diesen schauerlichen Einöden, und ich habe in diesem Jahr nicht ein einziges lebendes Wesen in Ortschaften angetroffen, wo ich vor 30 Jahren Gastfreundschaft genossen habe."
In Deutschland und am Nordhang der Alpen findet man die Wälder in gut geschlossenem Zustand, hier zeigt auch der Wasserstand nur gewisse durch die Jahreszeit bedingte Schwankungen, aber keine schädlichen Extreme, Flüsse und Bäche erfreuen sich im allgemeinen einer kon-
Schwarzwälder Sonntagsblatt.
stauten Speisung. Im Gegensatz hiezu steht der entwal
dete Südabhang der Alpen in Tirol und in Frankreich, und die Apeninnen in Italien, wo die Gewässer sich durch ungewöhnliche Extreme in Trockenheit und Ueberflutung auszeichnen. Der Schweizer Ingenieur Lauterburg hat berechnet, daß die Adda in dem Zeitraum von 1834—62 zirka 28 Prozent ihrer Wasserkraft bei Niederwasser eingebüßt hat, hauptsächlich infolge der Waldverwüstung im Kanton Tessin. Andererseits wiederholen sich die Hmh- wasser jetzt durchschnittlich alle 20 Monate, während sie früher, solange die Talhänge noch bewaldet waren, in Perioden von je 54 Monaten wiederkehrten.
Ueberall, wo der Mensch in unverantwortlichem Leichtsinn den einzigen Schutz gegen solche Gefahren, den Wald, vernichtet hat, sind die Regierungen jetzt bestrebt, durch Schutzbauten, Aufforstungen und Beseitigung der Mißwirtschaft im Walde Abhilfe zu schaffen. In Frankreich wurden in den Jahren 1861—77 94 500 Hektar Ge- birgswald aufgeforstet und dafür samt den Wasser- und Uferbauten 14,5 Mill. Frs. aufgewendet. Mit diesen Arbeitelt erreichte man so günstige Erfolge, daß das Ministerium für Handel und Ackerbau einen Plan ausarbeitete, nach dem in den nächsten 60—80 Jahren 768 000 Hektar Kahlhänge in den Alpen und Pyrennäen mit einem mutmaßlichen Aufwand von 150 Mill. Frs. allmählich wieder bewaldet werden sollen.
Aehnliche weitausschauende Pläne werden in Oesterreich, speziell in Tirol in Angriff genommen. Und in Italien, das infolge Kohlenmangels ganz besonders au?
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Karte znr Forschungsreise des Hauptmanns Fromm durch Afrika.
Ausnützung seiner Wasserkräfte angewiesen ist, was eben nur geschehen kann, wenn diese keine zu großen Schwankungen zeigen, wurde die Regierung aufgcfordert, die Wiederbewaldung seiner kahlen Gebirge in die Wege zu leiten. Ein Techniker hat für den Po nachgcwiesen, daß dieser wilde Gebirgsstrom heute 3 mal mehr Land abreißt, als im vorigen Jahrhundert. Demgemäß wurde der Kammer ein Gesetz vorgelegt, wonach allmählich 380000 Hektar aufgeforstet werden sollen, mit einem mutmaßlichen Aufwand von 32,5 Mill. Mark.
Man sieht daraus, welche Summen heute aufgebracht werden müssen und zum Teil aufgebracht worden sind, um das zerstörte Gleichgewicht in der Natur wiederherzustellen. Denn den Gefahren, welche sich durch un- verstänDige Waldverwüstung ins gigantische steigern, steht der Mensch machtlos gegenüber und wo immer die Schätze, die die Natur einst unentgeltlich geliefert hatte, leichtfertig verschwendet wurden, da müssen die Enkel die Rechnung zahlen für die Sünden der Väter. A. Pfister.
ZU unseren Bildern.
Die alte Garnisonskirche in Berlin, ein Raub der Flammen.
Die Reichshauptstadt an der Spree ist seit mehreren Monaten von Feuersnot mehr heimgesucht worden als je zuvor. Meist handelte es sich dabei um Feuer, das von verbrecherischer Hand angelegt worden war. Ob der Brand, der in der Nacht vom 13. zum 14. April die alte Garnisonkirche in der Neuen Friedrichsstraße vernichtete, ebenfalls angelegt worden ist, oder ob er auf Kurzschluß der elektrischen Beleuchtungsdrähte zurückzuführen ist, kann zur Zeit noch nicht entschieden werden: jedoch ist das erstere anzunehmen.
An der betrübenden Tatsache aber, daß die Stadt Berlin um ein ehrwürdiges Denkmal aus der alten, tüchtigen Preußenzeit ärmer geworden ist, ändert das ja auch gar nichts. Die „Alte Garnisonkirche", wie sie nach Errichtung der „Neuen" an der Hasenheide genannt wurde, ist von dem Soldatenkönige Friedrich Wilhelm I. erbaut und am 31. Mai 1722 feierlich eingeweiht worden. In ihr befanden sich die Grabstätten von 14 Generalfeldmarschällen und 50 Generalen. Weiterhin berühmt war die im Jahre 1891 erbaute Orgel, die jetzt auch ein Raub der Flammen geworden ist. Ebenso erging es der großen Anzahl erbeuteter Feldzeichen und Fahnen, die in der Garnisonkirche aufbewahrt wurden. Trüben Blickes schaut die Bevölkerung Berlins auf die Trümmerstätte, die heute den Platz bezeichnet, wo die alt- ehrwürdige, äußerlich allerdings schmucklose Garnisonkirche gestanden hat die nach den Worten des Militäroberpfarrers Goens ein „Heiligtum des preußischen Heeres" gewesen ist.
Der Kaiser in Korfu.
Wir veröffentlichen heute eines der ersten Bilder, die von der Ankunft des deutschen Kaiserpaares in Korfu nach Deutschland gelangt sind. Die Ankunft des deutschen Kaiserpaares gestaltete sich zu einem wahren Triumphzuge des Monarchen und seiner Familie. Die Spitzen der griechischen Behörden, der Bürgermeister von Korfu, Offiziere der auf der Reede ankernden englischen und griechischen Kriegsschiffe sowie eine zahlreiche, festfrohgestimmte Menge hatten sich an der beim Hasen von Korfu belegenen, eigens für den
Kaiserbesuch hergerichteten Landungsstelle zur Begrüßung eingefunden. Obgleich das Wetter trübe und kühl war, war es doch ein wunderschönes Bild, das durch den reichen Blumen- u. Flaggenschmuck nur noch erhöht wurde. In Automobilen fuhren der Kaiser, seine Familie und das Gefolge alsdann zum Schloß Achilleion hinauf.
Die Forschungsreise des Hauptmanus Fromm durch Afrika.
In diesen Tagen hat von Hamburg aus ein alter deutscher Schutztruppenoffizier, Hauptmann a. D. Fromm, eine auf über zwei Jahre berechnete Forschungsreise durch Deutsch-Ost- u.Deutsch- Südweftafrika angetreten, bei der er den schwarzen Erdteil, ähnlich wie Oberleutnant Grätz im Automobil, von Ost nach West ganz durchqueren will. Allerdings will Hauptmann Fromm zu Fuß reisen, teilweise auch zu Pferde; in seiner Begleitung befindet sich als einziger Europäer, der ehemalige Feldwebel der Schutztruppe Herr Münzner. Die Reise, die Fromm aus eigenen Mitteln bestreitet, ist geographischen, ethnographischen, zoologischen, botanischen und geologischen Studien gewidmet. Als Reiseroute ist zunächst der Weg von Kilva am Indischen Ozean nach Neu-Langenburg vorgezeichnet. Von dort aus sollen zuerst die Länder nördlich des Rukwa-Sees bzw. östlich vom Tanganjika erforscht werden. Vom Nordnyassa gedenkt der Forscher später nach der Bahnspitze der Kap-Kairobahn zu marschieren, um letztere bis Mafeking zu benutzen, ' von wo aus er mit Pferden, Mauleseln oder Ochsen durch englisches Gebiet hindurch Keetmannshoop erreichen will, um von da aus an die atlandische Küste zu gelangen.
Allerlei.
§ Fische, die nicht stumm find. Die sprichwörtliche Redensart „stumm wie ein Fisch" ist nicht allen Fischen gegenüber berechtigt. Es gibt Fischarten, die durchaus nicht stumm sind, sondern sich dem Gehör sehr vernehmlich machen können. In den tropischen Gegenden des Atlantischen Ozeans, namentlich in seinem Westen, gibt es eine Spezies, die sogar den Namen Tambour erhalten hat, weil sie es liebt, sich um die dort fahrenden Schiffe zu versammeln und Chorübungen anzuftellen, die manchmal die unfreiwilligen Zuhörer um den Verstand bringen könnten, so lärmend sind sie. An der Westküste von Borneo geben manche Fische Töne von sich, die von den sanften Schwingungen der Aeolsharfe anschwellen bis zu den vollsten Akkorden der Orgel. In den chinesischen Gewässern haben Reisende ebenfalls Fischchöre gehört, die auf wunderbare Weife die tiefsten Töne der Orgel mit dem sanften Klingen einer Harfe und dem lehaftesten Schellengeklingel vereinigten und dabei eine solche Gewalt entwickelten, daß das starke Schiff zitterte und bebte. Also auch den Fischen ist die Welt der Töne nicht durchgehens verschlossen.