j«»-eS Mädchen, befand mich in Gotha in Pension und habe »as. was überhaupt in die Oeffentlichkeit gedrungen ist. erst nach­träglich von meiner Mutter erfahren."

.Das gilt gleich, erzählen Sie nur, was Sie wissen", drängte jetzt der General.

Seine Frau tauschte ein Lächeln mit Frau von Stürmer aus und diese fuhr fort: .Gras Hubert Tannhausen war durch »en frühen Tod seines Vaters in den Besitz des Majorats ge­langt, noch ehe er großjährig geworden, und da auch leine Mutier tzald daraus starb, ging er ans Reisen. Er brachte einen Teil des Jahres im Auslande zu und hielt sich wiederholt längere Zeit in Italien aus."

Das ihm damals also noch nicht widerwärtig war", schaltete hier der General lächelnd ein und wurde von seiner Frau durch «in »Stl unterbrich doch nicht!" zur Ruhe verwiesen.

Im Gegenteil: er batte eine große Vorliebe dafür", ent­gegnest Frau von Stürmer,und sein Freund Graf Werdeuberg, der einige Jahre jünger war als er und dessen Vater damals noch lebst, teilte sie. Beide waren Reisegefährten und so eng befreundet, daß sie sogar Orestes und Pylades genannt wurden.

Es war um die Weihnachtszeit und ich während der Keinen zu Hause, als sich die Nachricht oerbreireie und überall die grösste Aufregung hervorrief. Graf Hubert Tanuhausen habe sich in Neapel, wo er sich damals anfhielt. verlobt nud zwar solle seine Wahl auf eine Vollblut-Italienerin gefallen sein. Bald wußte mau auch den Namen. Sie war eine Marquise Giovauna von Teodoli aus hochadligem Hause, jedoch ganz arm und sollte von berückender Schönheit sein.

Alle diese Gerüchte erwiesen sich als wahr- Ein Heer von Arbeitern nahm Monate hindurch Besitz von Schloß Tanuhausen. um eS für den Empfang der neuen Herrin würdig herzurichten und als der Mai kam, führte der junge Graf seine junge Ge­mahlin ans die Burg seiner Väter.

Man halte ihrer Ankunft mit großer Spannung entgegen- gesehen und mar. als man sie nun endlich von Angesicht zu An­gesicht zu sehen bekommen, überrascht gewesen von ihrer pracht­vollen Erscheinung, zu der eigentlich der blonde Tannhausen mit de» blauen Angen und dem schlichte» Wese» nicht recht passen wollte.

Die Gräfin Tannhauseu soll groß, üppig, von schwellenden Formen gewesen sein, ein klassisch geschnittenes Gesicht, große schwarze Augen wie Feuercäder und kohlschwarzes, seidenweiches Haar gehabt haben. Sie kleidete sich stets in die kostbarsten Seisciiüoffe, schmückst sich mir Perlen. Diamanten und anderen tvettvollen Kleinodien, mit denen sie unglaublich sorglos umging, ritt die kostbarsten Pferde und erfüllte das alte Schloß Tann» Hausen mit einer lärmenden Geselligteil.

So sehr Tannhausen in sein« Fra« verliebt war, konnte er diesem Treiben doch nicht lange geduldig zuiehcu. Es widersprach gar zu sehr seinen eigenen Neigungen und drohte auch trotz seiner reichen Einkünfte seine Finanzen zu erschüttern, besonders da die Gräfin Neigung rum Spiel batte und hohe Summen im Hazard« jpiel verlor.

Tanuhausen machte ihr Vorstellungen, kam aber damit übel an, sie habe ihn geheiratet, um ihr Leben zu genießen, nicht um M von ihm in seinem kalten Laude entschließen zu lassen, toll sie ihm geantwortet haben und es noch ärger als vorher ge» stiebe« haben."

Man sagte ihr nach, daß sie besonders mit dem Grafen Werdenberg arg kokettiert habe."

' Beiden Zuhörern entfuhr hier unwillkürlich einHa!" Sie winkten aber einander Schweigen zu und baten Frau von Stürmer durch Blicke um die Fortsetzung der Erzählung.

Die Geburt eines Sohnes änderte an den Zuständen in Tannhausen garnichts, machte sie vielmehr noch unerquicklicher", fuhr Frau von Stürmer fort.Die Gräfin benahm sich auch als Mutter nicht unähnlich einer wilden Katze. Heute erdrückte sie das Kind mit ihren Liebkosungen, litt nicht, daß eine Wärterin es berührte, gönnte es dem Gatten nicht und gab in ihrer un­vernünftigen Zärtlichkeit die tollsten Dinge mit ihm an. morgen mochte sie es nicht sehen und schrie, man solle ihr mit der Tann» hausenschen Brut nicht zu nabe kommen.

Graf Hubert, der seinen Sohn zärtlich liebte, soll versucht haben, ihn gegen die Brutalitäten der eigenen Mutter zu schützen, daraus baben sich neue Zerwürfnisse ergeben, es ist sogar zwischen den Eheleuten zu Tätlichkeiten gekommen und bei einem solchen Auftritt soll der Knabe einmal ernstlich verletzt worden sein."

Aber das ist ja himmelschreiend!" rief die Baronin, in der jetzt die Mutter erwachte.Tannhausen hätte der unglückseligen Ehe durch Scheidung ein Ende machen sollen."

Das kommt von den Heiraten mit Ausländerinnen ich habe nie viel davon gehalten, sie schlagen selten gut aus", be­merkte der General und tat wie zur Bekräftigung seines Aus­spruchs einen tiefen Zug aus dem neben ihm stehenden Wein­glas«.

»Sie mögen schon recht haben, Exzellenz, und es würde wahrscheinlich für alle Teile besser gewesen sein, wenn Tann­bausen sich dazu bequemt hätte. Er tat es aber nicht und es kam zu einem großen öffentlichen Skandal", antwortete Frau do» Stürmer.

»Nach einem besonders stürmischen Austritt bat die Italienerin die Initiative ergriffen, hat erklärt, sie lasse sich nicht länger wie eine Sklavin behandeln und ist dann aus und davon gegangen."

.Nach Italien?" fragte die Baronin.

Hätte sie das doch nur getan!" seufzte Frau von Stürmer. »Nein, sie floh zu dem Grafen Werdenberg."

Der General sprang auf.

Schwarz Wälder Sonntagsblatt.

Aber das ist ja ei» furchtbarer Skandal! Und Werdenberg bat sie ausgenommen?"

«Was sollst er machen?" erwiderte Frau von Stürmer achsclzuckend,er konnte der Frau, die sich vertrauensvoll in seinen Schub begab, doch nicht gut die Türe weisen. Viel Zeit zum Ueberlegen blieb auch nicht, denn Tanuhausen folgte ihr und was sich nun zwischen den bisherigen Freunden abipielte. brauche ich Ihnen wohl nicht zu schildern. Es kam zum Duell unter den schärfsten Bedingungen. Werdenberg soll im Gefühl seiner Schuld in die Luft geschossen, Tanuhausen aber gerade auf die Brust des verräterischen Freundes gezielt haben. Er hat ihm eine sehr schwere Wunde beigebracht und man bat lange an seinem Aufkommen gezweifelt. Sein riesenltarker Körper hat allerdings den Steg über den Tod davougetragen, aber die Ver­letzung der Lunge ist nicht wieder geheilt und Werdeuberg dadurch siech und elend für sein ganzes Leben geblieben."

Hat er die Gräfin Tanuhausen geheiratet? Ist Angelina deren Tochter?" fragte die Baronin eifrig, um sich sogleich zu verbessern:Ach nein, Angelinas Mutter war ja eine Deutsche, die Schwester des Majors von Breitbach! Was wurde nun aus der Italienerin?"

Sie blieb im Schlosse des Grasen Werdenberg und widmete sich in den ersten Tagen mit leidenschaftlicher Hingebung der i Pflege des Verwundeten. Sie hatte jedoch wenig Anlagen zur i Samariterin. Der todkranke Mann wurde ihr bald gleichgiltig,

- wenn nicht widerwärtig, sie wandte ihr leicht entzündliches Herz ! dem jungen Arzt zu. der täglich ins Schloß kam. und er Kat den > Lockungen des schönen, verführerischen Weibes nicht zu widerstehen ^ vermocht."

jAber das ist ja eine ganz ähnliche Geschichte wie die von j George Sand und Paul de Müsset!" rief die Frau Baronin

- dazwischen.

!Ganz ähnlich!" stimmte Frau von Stürmer den Kops : neigend zu.Die Italienerin scheint gewohnt gewesen zu sein,

, ihre Liebhader wie die Handschuhe zu wechseln und es gelang ^ ihr, ihn zur Flucht mit ihr zu bewegen."

!Fort mit Schaden!" fiel hier der General ein,Deutschland konnte sich glücklich preisen, dieses Weib samt ihrem Galan los ' zu werden."

Wenn sie nur nicht ihren und des Grafen kleinen Sohn mitgenommen hätte!" entgegnest Frau von Stürmer.Tann- dausen, der sich dessen von ihr nicht versehen baben mochte und auch schwer von seine:» Kummer belastet war, hat den Knaben wohl nicht streng genug bewacht oder sie hat geschickte Helfers­helfer im Schloß gehabt, genug, es ist ihr geglückt, das Kind zu entführen."

O, das arme, beklagenswerte Kind, in solche Hände zu kommen!" seufzte die Baronin.Aus Mutterliebe hat sie das i schwerlich getan."

iAch. das Herz des Menschen und namentlich des WeibeS ist ein gar widerspruchsvolles Ding", bemerkte der General kopf­schüttelnd, und Frau von Stürmer fügte hinzu:Haß und Rachsucht gegen Tanuhausen und leidenschaftliche Liebe zu dem Kinde mögen wohl zu gleichen Teilen bei der Entführung mit- gewirkl haben. Sie hat dem armen Burschen einen schlechten Dienst erwiesen und ihn um eine glänzende Zukunft betrogen, denn er war der rechtmäßige Majoraiserbe."

^Lebt er denn noch?" fragte die Generalin schnell und sehr eifrig.

Schwerlich. Alle Nachforschungen, die Graf Tannbausen »ach ihm angestellt hat, sind vergeblich gewesen, man bat nie wieder etwas von ihnen gehört."

Aber es ist auch keine Bestätigung seines Todes gekommen?" fragte der General und wurde recht nachdenklich, als Früu von Stürmer dies verneinte.

Sie berichtete dann weiter:Gras Tannbansen hat nur erfahren, daß seine erste Frau arm und im Elekd gestorben ist. und bat sich dann darauf zum zweitenmal verheiratet. Diesmal batte er sich besser vorgesehen. Seine Gemahlin war eine Freiin von Bodenbausen, ein liebenswürdiges, sanftes Geschöpf mit blondem Haar und blauen Augen, leider nur sehr zart. Sie hat ihren Gatten während ihrer Ehe nur einmal bettübt. durch ihren Tod, der ein paar Jahre nach der Geburt des Sohnes erfolgte."

Seitdem haßt er alles Italienische", sagte der General,das hat doch aber etwas Krankhaftes."

Nun. verdenken kann man es ihm eigentlich nicht", ent­gegnest seine Gattin,es ist ihm von der Italienerin gar zu übel mitgespielt worden und jetzt hat ihm wieder ein Italiener Schlimmes zugesügt."

Dieser Mordanfall ist nur eine Folge seines Haffes, der Kunstreiter wollte sich für die ihm angetane Schmach rächen", erklärte der General. -_-

Seine Frau hatte inzwischen eine andere Gedankenreibe ver­folgt. Ihrem praktischen, nüchternen Sinn war das Bedenken vufgesiiegen, daß Aletta an Bernhard Tannhausen nicht die erhoffte gute Partie machen könne und sie äußerte jetzt ihre Be­sorgnis durch die Bemerkung:Es ist immerhin nicht un­möglich, daß der älteste Sohn noch lebt und dann ist dieser Majoratserbe."

Du hörst ja von Frau von Stürmer, daß der längst ver­kommen ist wie seine Mutter", entgegnrte der General, der gern alles leicht nahm und sich um solche ungewissen Sachen keine Kopfschmerzen machte.

Je nun", entgegnet« Frau von Stürmer, der diese blinde Zuversicht doch etwas zu weit geben mochte.Es geschehen in der Welt noch wunderlichere Sachen. Wer so alt geworden ist wie ich"

Ach klagen Sie sich doch nicht des hohen Alters an", scherzte der Baron. «Morgen mit dem Frühesten muß ich nach Tannbausen hinüber und wieder Nachfragen, wie es dem alten

Grafen geht. Bei meinem ersten Besuch habe ich Bernhard garnicht sprechen können."

Der arme Mensch mag ganz den Kopf verloren baden, er liebt den Vater so sehr", sagte die Baronin mitleidig und von der Tür der ertönte Edgars Stimme:Seid Ihr iinmer noch bei dem Mordanfall in Tannbausen? Gute Nacht, meine Herr­schaften. ich will mich schleunig zur Ruhe begeben, denn ich muß morgen vor Tau und Tag heraus, um zeitig »um Dienst in Merseburg zu sein."

Des Leutnants Stimme batte sehr frisch und beiter ge­klungen. das Obr der immer besorgten Mutter wollte aber doch einen Ton heraushören, der ihr wenig gefiel und sie beschloßt den L-obn vor seinem Aufbruch noch unter vier Augen zu sprechen. Sie hatte sich nicht getäuscht. Edgars diesmaliger Besuch hatte einen besonderen Zweck.

Kaum batten sich die Eltern mit Frau von Stürmer von der Terrasse entfernt gehabt, so hatte er die Hand auf. das Halma-Sviel gelegt und lachend gesagt:Die Frau Oberst tut so geheimnisvoll und nimmt Vater und Mutter mit ins Hans, um ihnen die Geschichte der Feindschaft zwischen den Grafen Werdeuberg und Tanuhausen zu erzählen: die kennt man im Regiment ganz genau und sie ist jetzt im Kasino das Hauvt- gespräch."

erzähle sie uns!" riefen üie Schwestern gleichzeitig.

Er blinzelte sie lustig an und erwiderte lachend:Ja. dar möchtet Ihr wohl, es ist aber keine Geschichte für kleine Mädchen!"

«Rede doch nicht so töricht!" schalt Atetta und sah ihn au wie eine beleidigte Fürstin: Leonie bat ihn dagegen:Ach lieber guter Edgar, erzähle doch! Papa sagt ja immer, man könne alles erzählen, wenn man es nur einzukleiden verstehe."

»Das hast Du Dir ja sehr gut gemerkt und verstehst es ausgezeichnet anzuwenden, rief Edgar sehr belustigt;aber was bekomme ich dafür?"

Was Du willst, Edgar!" erwiderte Leonie schnell, aber Aletta sagte sehr entschieden:Das wird sich finden. Erst die Ware, dann der Preis!" und der Bruder bequeinte sich wirklich zu einer Erzählung, die in den Hauptsachen wohl gleichlautend mit der war, die Frau von Stürmer soeben den Eltern oorrrug, die er aber doch etwas für junge Mädchen zurecht gemacht hatte.

Leonie war aufs tiefste davon erschüttert und hätte zu gern gewußt, was nun aus der bösen Gräfin Tanuhausen und ihrem kleinen Sohn geworden sein möge: Aletta faßte gleich ihrer Mutter die Sache von der praktischen Seite auf und erkundigte sich sehr angelegentlich, ob man denn wirklich nie wieder etwas von dem ältesten Sohn des Grafen Tanuhausen gehört habe.

Du fürchtest, es könne ein anderer Majoratserbe statt Bernhards auftaucheu". spottete der Bruder:der ist gewiß längst verkommen. Tannüausen ist Bernhards unbestrittenes Erbe und seiner bist Du jetzt ganz sicher."

Was soll das heißen? Wer hat daran gezweifelt?" fuhr sie auf.

Je mm. Du wirst es doch wobl auch gemerkt haben, daß Bernhard an den schönen Augen der Komtesse Angelina sich etwas stark verbrannt batte", entgegnrte Edgar gteichmürig: lägen da nicht sehr große Steine im Wege, wer weiß, was ge­schehen wäre; Tannhausen ist die erste Partie in Thüringen."

Aletta stieß einen Laut des Unmuts au».

So aber kannst Du ganz ruhig sein", fuhr Edgar fori. Eher hätten die italienischen Herren Cavuletti und Montechio Romeo und Julia einträchtig zum Altar geleitet, als die Graten Tanuhausen und Werdeuberg in eine Vermählung ihrer Kinder willigte«/

Humoristische Erke.

Meggendorser Blätter.

Bedenkliche Qualifikation. Automobilbesitzer:Sie dien­ten schon drei Herren haben Sie von diesen auch Zeug­nisse über gute Führung?" Chauffeur:Nein aber von den Hinterbliebenen."

Seine Befürchtung. A.Haben Sie's scho g'hört, Herr Dimpfl, der Temperenzler Brunnhofer soll beim Baden er­trunken sein!" B.Hab mir aber glei denkt, daß dös koa guats End nimmt!"

Ueberflüssig, Bote:Da bringe ich die gewünschten Geradehalter für den Herrn Gemahl, er möge sich einen aussuchen!" Frau:Tut mir leid, die sind nun überflüssig geworden, er hat einen Orden bekommen!"

Verdächtige Hilfe. Mutter (zum kleinen Söhnchen): Wer lügt, der stiehlt, das merke Dir, Karl!" Vater (Ober­förster) :Na, so schlimm ist es doch nicht."

Ehrlich. Schwiegervater:Nanu, warum schieben Sie denn von der Mitgift drei Mark zurück?" Schwiegersohn: Die habe ich bei Ihrer Tochter geborgt, lieber Schwie­gerpapa !"

Fliegende Blätter.

(Abgeblitzt.) Dame (die auf einer Soiree einen Arzt fortwährend mit fachmännischen Fragen belästigt):Bitte Herr Medizinalrat, sagen Sie mir doch auch, was Sie tun, wenn Sie erkältet sind?" Arzt (ärgerlich):Ich huste und niese, gnädige Frau!"

Fabel. Eine Maus wollte sich im Felde Futter suchen. Da sah sie von ferne einen Fuchs daherkommen.Mein Feind!" rief sie und verkroch sich schnell in eine Garbe. Nach geraumer Zeit, als der Fuchs längst fort war, kam sie aus ihrem Verstecke hervor.War das nicht klug von mir gehandelt?" sprach sie zum Storch, der alles mit angesehen hatte.Das will ich meinen," antwortete der Storch nud verschlang sie.