Elchwarzwälder Souutagsblatt.

Lanvesnachrichten.

s Altensteig, 21. März. (T h e a t e r.) Die Theatergesell­schaft Hölzlr hat mit der gestrigen Aufführung des Volks­stückesBuschliesl" die Besucher angenehm überrascht. Die Trägerin der Titelrolle hat sich durch ihr frisches, naives Auftreten und ihr sprudelndes Wesen die Zuneigung des Publikums im Sturm erobert. Alles war echt an ihr, der Dialekt, die Munterkeit und der Wildfang. Auch die übrigen Rollen wurden gut gespielt, namentlich seien die Leistungen der Darstellerin derTotenbraut" erwähnt. In der nächsten Vorstellung am Sonntag abend soll die Bauern­komödieDorf und Stadt" zur Aufführung kommen.

' Altensteig, 30. März. Das Gauturnfest des Nagold­gaus findet anfangs August in Horb a. N. statt. Der Gau beteiligt sich auch mit einer Riege am deutschen Turnfest in Frankfurt a. M. Gegenwärtig zählt der Gau 223 aktive Turner und 204 Zöglinge.

js Tübingen, 20. März. Der praktische Arzt Dr. med. Henke von hier verunglückte gestern abend auf der Rückkehr von Hagelloch mit seinem Rad. Er stürzte, weil sein Hund ins Rad sprang und brach infolgedessen die Kniescheibe des linken Beins. In der Froschgasse brach in einem Hause die Küche in die Tiefe hinab. Die darin beschäftigte Frau names Brüssel kani mit dem Schrecken davon.

* Stuttgart, 19. März. Der berühmte Philosoph und Theologe Geheimrat Eduard Zeller ist am Donnerstag nachm, nach kurzem Krankenlager im Alter von 94 Jahren gestorben.

' Stuttgart, 19. März. Anläßlich des Ablebens Ihrer Durchlaucht der Fürstin Marie Gabriele von Urach, Gräfin von Württemberg, ist Hoftrauer auf 14 Tage angeordnet worden.

ff Stuttgart, 20. März. Die Verkehrseinnahmen der deutschen Eisenbahnen im Monat Februar ds. Js. betrugen aus dem Personenverkehr 40 371268 Mk., aus dem Güter­verkehr 126 262 701 Mark, insgesamt 166 633 969 Mark, 12 299 757 Mk. mehr als im Vorjahr. Die Steigerung ent­fällt mit 2 560 390 flstk. auf den Personenverkehr und mit 9 739 367 Mk. auf den Güterverkehr.

ff Göppingen, 20. März. Das achtjährige Söhnchen eines hiesigen Fabrikanten glitt beim Besteigen eines eisernen Staketenzaunes ab. Mit den beiden Handgelenken blieb es in zwei Stacheln des Zaunes hängen, wodurch es schwere Verletzungen erlitt. Das Kind mußte bald operiert werden. Glücklicherweise ist die Operation gut verlaufen.

js Ulm, 20. Marz. Bei der heute im Wahlbezirk Ulm- Amt abgehaltenen Landtagsersatzwahl haben erhalten: Land­wirtschaftsinspektor Ströbel-Ulm (Bbd.) 2334, Gemeinderat Joseph Schmid-Rammingen (Ztr.) 489, Postsekretär Münz- Ulm (Bp.) 342, Gemeinderat Hefele-Ulm (Soz.) 52 Stimmen. Ströbel ist somit als Nachfolger Hangs gewählt.

Neueste Nachrichten.

Berlin, 20. März. Der Reichstag setzte heute die Beratung des Kolonialetats fort.

* Berlin, 20. März. Die Journalisten des Reichstags streiken! Bei den Verhandlungen des Reichstags fiel von der Journalistentribüne ein Zwischen­ruf. Der Abgeordnete Gröber antwortete hierauf mit einer beleidigenden Aeußerung. Die Journalisten verließen hierauf den Saal. Die Berichterstattung ist eingestellt. Die Jour­nalisten erklären, ihre Tätigkeit nicht eher wieder aufzu­nehmen, bis die Beleidigung zurückgenommen wird. Abg. Gröber ist der Meinung, daß die Journalisten ihn und seine Partei provoziert und also um Entschuldigung zu bitten hätten und daß er dann geneigt ist, zu erklären, daß er mit seiner Bemerkung von denSaubengels da oben" nicht die Journalisten im allgemeinen, sondern diejenigen gemeint habe, die sich entsprechend benominen hätten.

* Berlin, 20. März. Die Aussperrungen infolge der Märzkundgebungen belaufen sich auf ungefähr 700 Personen. Davon entfällt die Mehrheit auf das Baugewerbe.

Paris, 20. März. Die von Abdul Aziz ausgerüstete Mahalla, deren Ziel Fez sein sollte, erhielt von Rabat aus den Befehl, ihren Marsch zu unterbrechen. Zwei mächtige Stämme bedrohen die Sultanstruppen.

Umgang mit Waffen.

Der alte Förster Bartel war ein Original, aber im guten Sinne des Wortes. Er war ein vortrefflicher, weidgerechter Jäger, ein pflichtgetreuer Forstmann und hatte so viele wert­volle Erfahrungen gesammelt, daß jeder Jäger, ganz gleich ob Laie oder Fachmann, von ihm immer noch etwas lernen konnte. Ehrlich und zuverlässig war er, aber auch grob, wenn er das für nötig hielt. Rücksicht nahm er nicht, wenn er glaubte, daß solche übel angebracht sei. Vor einigen Wochen kam ich zu ihm zur Jagd und hatte einen Vetter, einen Studenten, mitgebracht, der sein Jahr als Soldat be­reits abgedient hatte und versicherte, daß er mit Schußwaffen sehr gut umzugehen wisse. Mein Vetter besaß auch einen Jagdschein, und ich bat Bartel, ihm zu gestatten, an der Jagd teilzunehmen. Ich fügte auch gleich hinzu, daß mein Vetter Soldat gewesen sei und den Umgang mit Schußwaffen kenne.

Bartel brummte etwas, dann griff er in seinen Gewehr­ständer, holte eine Doppelflinte heraus und gab sie meinem Vetter.

Wie gefällt Ihnen das Gewehr?" fragte Bartel.

Mein Vetter nahm das Gewehr, besah es von außen, legte es auch zur Probe an, um zu sehen, ob es für seine Armlänge brauchbar sei und setzte es wieder ab.

Bartel nahm ihm das Gewehr fort, stellte es wieder in den Ständer und erklärte seelenruhig:Sie können mit zur Jagd kommen, aber ohne Gewehr! Sie sind ein Mörder! wenn ich totgeschossen werden will, kann ich mir das allein besorgen und braucht Sie nicht dazu!"

Aber erlauben Sie" . . . wollte mein Vetter ein­wenden, aber Bartel unterbrach ihn:

Hier ist gar nichts zu erlauben! Wenn man zur Jagd gehen will, muß man vor allem mit dem Gewehr umzugehen wissen, sonst gibt es bald ein heilloses Unglück. Sie scheinen ein Gewehr für einen Kochlöffel zu halten, der geht aller­dings nicht los, Herr! Wenn Ihnen ein Gewehr in die Hand gegeben wird, haben Sie vor allem und unter allen Umständen nachzusehen, ob es geladen ist. Das können Sie nur tun, wenn Sie das Gewehr öffnen."

Ich konnte doch ohne weiteres annehmen, daß das Gewehr nicht geladen sei, denn Sie werden doch als alter Jäger kein geladenes Gewehr in der Stube haben, noch dazu in einem offenen Gewehrständer."

Das ist gar keine Entschuldigung! Selbst wenn ich Ihnen extra gesagt hätte, daß das Gewehr ungeladen sei, mußten Sie sich durch Oeffnen des Patronenlagers von der Wahrheit überzeugen. Wenn es sich um eine Schußwaffe handelt, darf man nur den eigenen Augen trauen. Wer da glaubt", eine Waffe sei nicht geladen, der ist leichtsinnig, verbrecherisch leichtsinnig, denn es stehen eventuell Menschen-

Zur Schreckensherrschaft auf HM.

leben auf dem Spiele. Und wenn Sie selbst vor einer Viertelstunde das Gewehr entladen hätten, mußten Sie, als Sie das Gewehr wieder in die Hand nahmen, es öffnen, denn man kann nie wissen, was in der Zwischenzeit mit dem Gewehr geschehen ist. Das muß einem so in Fleisch und Blut übergehen, daß man ganz mechanisch und ohne besonders daran zu denken, jede Schußwaffe, die man in die Hand bekommt, untersucht. Tut man dies, so dreht man den An­wesenden den Rücken zu, damit das Gewehr von ihnen ab­gewendet ist und kein Schaden entstehen kann. Das haben Sie auch nicht getan. Sie haben aber auch hier im Zimmer das Gewehr angelegt, das ist ein Leichtsinn, der geradezu strafbar ist. Anlegen zur Probe darf man selbst ein unge­ladenes Gewehr erst, wenn man es untersucht hat, und dann darf man das nur im Freien, den Lauf nach oben gerichtet, nicht, wie Sie das hier taten, wagerecht gegen die Wand. Wenn das Gewehr zufällig geladen war und losging, konnte der Schuß durch Abprallen der Munition von der Wand noch sehr gefährlich werden."

Bei der Entscheidung Bartel blieb es. Mein Vetter kam nicht mit zur Jagd. Und ich konnte dem alten Förster nicht unrecht geben. Fast alles Unglück, das durch Schuß­waffen entsteht, ganz gleich, ob es Schrotflinten, Kugelbüchsen, Revolver oder Pistolen sind, kommt davon her, daß die Leute einesteilsglauben", die Waffe sei nicht geladen, ohne sich von der Wahrheit durch eine sorgfältige Untersuchung zu überzeugen, andererseits durch die zweckwidrige Handhabung der Waffen.

Es ist so einfach: Jede Schußwaffe hält man bei der Untersuchung nach unten oder oben. Man kehrt dabei den Anwesenden den Rücken zu. Nie lege man ein Gewehr an, wenn man im Zimmer und in der Nähe von Menschen ist. Auf Menschen zielen, selbst wenn man genau weiß, daß die Waffe nicht geladen ist, bleibt eine Frivolität, die selbst an achtzigjährigen Greisen mit einem Paar kräftigen Ohrfeigen geahndet werden müßte, denn dieses kindischeZielen" mit einer Waffe, die man für ungeladen hält, kostet in Deutsch­land allein jährlich mehrere Dutzend Menschenleben. (Eine genaue Statistik ist leider nicht aufzutreiben, aber die Zahl dieser Verunglückten ist viel größer, als man im allge­meinen im Publikum annimmt.)

Lade ein Gewehr nie im Zimmer, sondern nur im Freien. Betritt nie ein Haus oder eine Wohnung mit ge­ladenem Gewehr! Laß nie dein geladenes Gewehr in der Wohnung herumstehen, besonders nicht dort, wo Kinder vor­handen sind. Auch das ungeladene Gewehr verschließe, denn es kann Vorkommen, daß Kinder m den Besitz von Patronen zufällig gelangen und das Gewehr dazu verwenden, um die

Patronen zuprobieren". Das Unglück ist dann fertig! Auch Revolver, die du zur persönlichen Sicherheit im Hause hältst, schließe ein. Laß sie nicht in der Schublade des Nachttisches liegen, selbst wenn sie ungeladen sind, und hänge sie nicht über das Bett. Auch Patronen aller Art verschließe auf das Sorgfältigste. Spring nie mit geladenem Gewehr über einen Graben! Steig nie mit geladenem Ge­wehr über einen Zaun oder über eine Mauer! Steig nie mit einem geladenen Gewehr auf einen Wagen! Mußt du Terrain passieren, auf dem man leicht zu Falle kommen kann, also Abhänge, Böschungen, Halden, Sumpfboden, Geröll, Eisflächen, so entlade dein Gewehr! Lehne ein ge­ladenes Gewehr nie gegen einen Baum, es kann umfallen. Hast du dein Gewehr geladen und nicht abgeschossen, so ent­lade es sofort wieder, wenn du nicht mehr zu Schüsse kommst. Verlaß dich nie darauf, daß du dies später tun wirst, sonst wirst du Malheur haben. Gib eine Waffe nie, aber auch prinzipiell nie, einem Menschen in die Hand, von dem du nicht genau weißt, daß er mit Waffen umzugehen versteht. Traue in dieser Beziehung keinem anderen auch nur die geringste Kenntnis zu! Sei im Umgang mit Schußwaffen lieber zehnmal ängstlich, als einmal leichtfertig und denke daran, daß trotz aller Vorsicht doch noch ein Unglück geschehen kann und geschehen wird.

Die Formen der Hand.

Von Dr. K. Jntorf.

Nachdruck verboten.

Die Handformen lassen, wie die Körperbildung über­haupt in rohen Umrissen die hervorragendsten Eigenschaften und Fähigkeiten des Menschen erkennen. Mit schlanken, seingliedrigen Händen, welche allein durch ihr Aussehen einen ästhetischen Genuß bereiten, dürfen wir getrost die unseren zum Lebensbunde vereinen, falls jene dazu ihre Einwilligung erteilen. Solche psychisch geformten Hände gestatten einen nie fehltreffenden Rückschluß auf die hohe ideale Gesinnung ihres Besitzers. Leider ist auch hier, wie stets im Leben, dem Süßen ein Bitteres beigemischt, welches in unserem Falle in der Teilnahmlosigkeit des Idealisten gegenüber irdischen Verhältnissen besteht.

Praktisch sich den Daseinsbedingungen anpassend, kommen jene Naturen durchs Leben,' deren Hand, dem schaufelförmigen Typus angehörig, sie deutlich auf den Er­werb materieller Güter hinweist. Es sind unter ihnen Talente und Talentchen, die mit der ihnen zugemessenen et­was hausbackenen Intelligenz geschickt zu wuchern wissen und sich oftmals in kleinem Kreise eine leitende Stellung erringen. Sie sind in der Liebe beständig aus Gewohnheit, welche ihnen als Pflicht erscheint. Ihr Schönheitssinn ent­zückt sie am Monumentalen, am Massigen; sie begeistern sich für die Fülle der Formen. Neben dem schaufelförmigen Typ treffen wir bei Männern und Frauen, die im wirt­schaftlichen Leben stehen, die eckige Hand. Sie kennzeichnet ihre Eigentümer als sparsame ordnungsliebende Charaktere, welche im Haushalte der Natur das zusammenhaltende und regulierend wirkende Element repräsentieren.

Den Faktoren der praktischen Tätigkeit stellen sich die der künstlerischen und philosophischen Lebenserfüllung ent­gegen. Die künstlerische Hand ähnelt der psychischen sind es doch seelische Kräfte, welche den Bildner, Maler, Dichter und Musiker zu seinen Schöpfungen anregen doch entbehrt sie der ruhigen und reinen Umrisse, welche der Hand des Idealisten eigen. Die elftere Handform läßt den Schluß auf Sensibilität und Empfindsamkeit zu. Ist sie be­sonders markant ausgebildet, so deutet sie auf unbezähm­bare Vergnügungssucht, die leicht in moralische Haltlosigkeit ausartet. Die Hand des Denkers endlich, mit auffallend knotigen Fingerknöcheln was für Ordnungsliebe und Ordnungssinn spricht macht einen knochigen, harten Ein­druck. Der Besitzer einer solchen Hand begnügt sich nicht mit Erforschung der Außenseite der Dinge, er strebt in ihren Kern zu dringen und ihr innerstes Wesen und Sein sich und der Welt zu enthüllen. Er spürt der letzten Ursache alles Seienden nach und müht sich, sie mit unumstößlichen Fakten zu beweisen.

Bei einer Beurteilung der verschiedenen Handsormen ist nicht nur der Gesamteindruck maßgebend, es sind auch symptomische Einzelbeobachtungen anzustellen. Glatte Finger z. B. weisen auf einen leidenschaftlichen Charakter, der seinen sinnlichen Instinkten unterworfen ist. Knotige Fingerglieder verraten weise, abwägende Vorsicht und kluge Berück­sichtigung aller Lebenseventualitäten von seiten ihres Eigners. Zu beachten ist auch die natürliche Konsistenz der Hand. Die Besitzer weicher Hände sind im allgemeinen zartfühlender, empfindsamer, aber zumeist auch eigensüchtiger als die­jenigen, deren harte Hände zwar weniger Kunstsinn, aber desto festere Treue gegen sich und andere in allen Ange­legenheiten verheißen.

Besondere Erwähnung fordert der Daumen. Er wird in der Chirosophie als Vertreter des Willens und der Logik angesprochen. Ein kleiner, magerer Daumen ist Anzeichen eines unselbständigen, den divergierendsten Einflüssen zu­gänglichen Charakters, der sich am ivohlsten befindet, wenn er die Leitung seines Schicksals stärkeren Händen anver- trauen kann. Diese letzteren machen sich uns durch ihren großen, kräftigen Daumen kenntlich, der bedeutendes Selbst- bewußtsein und treffsicheres Erfassen der Lebenslage ver­kündet. Solche Naturen finden die Basis ihrer Entscheid­ungen in kühlüberlegten Vernunftschlüssen.