Gottlieb Katz und Christian Gutekunst beide in blühendem Alter von 26 Jahren. Ein weiterer Arbeiter erlitt einen Beinbruch. Untersuchung ist eingeleitet.
I Pforzheim, 28. Februar. In Unterreichenbach fand gestern eine von etwa 12 badischen und württembergischen Gemeindevertretern besuchte Versammlung statt, die sich mit der bei Calw zu erstellenden elektrischen Kraftzentrale beschäftigte. Dem Projekt wurde allgemein zugestimmt.
* Berlin, 28. Februar. Der Reichstag setzte heute die Beratung des kleinen Befähigungsnachweises fort.
js Helsingfors, 28. Febr. Der neue Generalgouverneur von Finnland betonte, als sich die Mitglieder des Senats bei ihm vorstellten, daß Finnland nach Kräften den näheren Anschluß an das Reich erstreben möge.
DaS Frauenstimmrecht im englische« Unterhaus angenommen.
* London, 28. Febr. Der Gesetzentwurf betr. die Erteilung des Wahlrechts an die Frauen, den der liberale Abg. Zanger eingebracht hatte, wurde heute vom Unterhaus in zweiter Lesung mit 271 gegen 92 Stimmen angenommen. Der Staatssekretär des Innern, Gladstone, für seine Person ein Freund der Reform, sagte, die Regierung nehme eine neutrale Haltung ein. Es bestehe keine Aussicht, daß der Entwurf noch in dieser Session Gesetz werde.
Bombenattentat auf den Schah von Persien
* Teheran, 28. Febr. Heute nachmittag um 3 Uhr wurden von dem Dache eines in einer engen Straße gelegenen Hauses gegen den Schah von Persien, der sich nach Doshantapeh begeben wollte, zwei Bomben geschleudert. Die erste Bombe explodierte in der Luft, die zweite erreichte den Boden bei dem Automobil des Schah, tötete 3 Vorreiter und verletzte den Chauffeur und ungefähr 20 andere Personen. Der Schah selbst befand sich nicht im Automobil, sondern in einem Wagen, der in einiger Entfernung hinterherfuhr. Er stieg sofort aus dem Wagen und begab sich in das zunächst liegende Haus. Einige Augenblicke darauf begab er sich, von Bewaffneten umgeben, nach dem Palais, wo er unversehrt eintraf. In dem Hause, von dessen Dach die Bombe geschleudert worden war, wurde eine Haussuchung vorgenommen, ebenso in den benachbarten Häusern. Bisher sind aber alle Nachforschungen ergebnislos geblieben.
Teheran, 28. Februar. Das auf den Schah verübte Bombenattentat hat bisher keine Unruhen hervorgerufen. Die Stadt ist ruhig. Der Vertreter des deutschen Gesandten sprach dem Schah sofort seine Glückwünsche dazu aus, daß er unverletzt geblieben ist.
Die Konsequenzen.
Wer mit dem heiligen BureaukrattuZ zusammentrifft, hat in der Regel kein besonderes Vergnügen davon. Eine umso reinere Freude aber pflegt sein Erlebnis den andern zu bereiten, und da ich von jeher ein guter Mensch war, möchte ich die Geschichte meiner Begegnungen mit dem genannten Nationalheiligen einem weiteren Kreise teilnehmender Leser nicht vorenthalten. Der Schauplatz der Begebenheit ist in beiden Fällen das bayerische Gebirge, zunächst am stillen Alpensee, am Fuß der beiden Königsschlösser. Dort, oder noch genauer gesagt, in Hohenschwangau, befindet sich auch eine jener für Fremde wie Einheimische heutigen Tags gleich unentbehrlichen Anstalten, die man Postamt heißt. Auf dem kgl. bayerischen Postamt in Hohenschwangau trifft man für gewöhnlich ein bis zwei königlich bayerische Postoffizialen an, die mit Eintragungen, Markenverkäufen, Telegrammentgegennahme, Briefaushändigen und anderen, im einzelnen nicht so genau unterscheidbaren postalischen Verrichtungen immer vollauf beschäftigt sind, sobald man an den Schalter kommt. An den Sonntagen ist, wie sich das gehört, auch in Hohenschwangau bloß „beschränkter" Dienst. Da ist die Post, wie man einem in den Hotels sagt, bloß vormittags von 11 bis 12 Uhr, nachmittags von 5 bis 6 Uhr offen. Ging ich also Sonntags hin, um halb sechs, um nach einer postlagernden Sendung zu fragen, die ich sehnsüchtig erwartete.
„Jawohl, 's ist ein Packerl für Sie da," sagte dev Mann am Schalter mit seinem wohltuenden bayerischen Dialekt, „schaun's, dort liegts!"
Wer sich in die Gefühle eines heiligen Automobilisten versetzen kann, der endlich einige Reserveteile erhalten hat, die er zum Weiterfahren braucht, kann die Innigkeit meiner Freude ermessen.
„Ah", sagte ich, „Gott sei Dank, was Hab' ich zu bezahlen?" und lange mein Portemonnaie heraus, bereit, zegliche Gebühr zu entrichten. Allein, es sollte anders kommen.
>,Geben kann ich's Ihnen aber nicht, dös Packerl," sagte der Mann darauf, indem er mir einen halb erstaunten, halb mitleidigen Blick zuwarf.
„Ja, warum denn nicht?" erwiderte ich betroffen, „ist denn an dem Packerl etwas nicht in Ordnung?"
>,Dös nicht, das Packer! wär schon in Ordnung, aber zwischen 6 und 6 Uhr ist der Schalter bloß für's Telegraphieren offen, für die Postsachen ist er da g'schloss'n!"
In solchen Fäll-n des Lebens versuche ich es arund-
VchwarzwSlder Sonntagsblatt.
flitzlich immer erst mit der Güte. Ich begann also eine längere Auseinandersetzung, in der ich zunächst die Vortrefflichkeit des königlich bayerischen Postreglements im allgemeinen pries, in berechnender Weise sodann hervorhob, daß ich auch das Spezialreglement für den vorliegenden Fall wohl begreife, denn Post und Telegraphie gingen zwar häufig miteinander, aber Ordnung und darum Trennung beider Verwaltungszweige müsse natürlich sein. Es frage sich bloß, ob vielleicht nicht gerade in Hohenschwangau, wo Post und Telegraphie anscheinend in einer Person vereinigt seien, dann im Hinblick auf meine bedrängte Lage, auch mit Rücksicht darauf, daß ich Fremder sei — ich machte dabei einige Andeutungen darüber. wie auch die Behörden den überall so erwünschten Fremdenverkehr heben könnten — kurz ob ich in Berücksichtigung aller dieser Umstände das Packerl vielleicht doch noch ausnahmsweise und gewissermasten im Gnadenweg „ausgehändigt" bekommen könnte? Das alles brachte ich in jenem bescheidenen Ton vor, der sich für einen Bittsteller und vor einer königlichen Behörde ziemt. Wenn ich das Packerl so daliegen sehe, so in nächster Nähe, nur eine Armslänge von mir entfernt, sagte ich noch, so bringe ich es fast nicht übers Herz, ohne das Packerl wieder fortzugehen. Ich sollte notwendig heute noch weiter fahren und ich wäre dem Herrn Postmeister wirklich recht herzlich dankbar, wenn er mir das ermöglichen und das Packerl herausgeben würde.
So hatte ich mich mit meiner schlichten NeretAamkeit allmählich in die beste Hoffnung hineingeredet, und schon wollte ich zum zweitenmal nach jener Leibesgegend greifen, wo vorsichtige Leute auf Reisen das Portemonnaie tragen, als der Mann hinter dem Schalter den Mund öffnete, und sagte:
Excellenz von Sydow,
der neue Staatssekretär des Reichsschatzamts.
>,J hob's Eane ja schon g'sogt, i kann Eane dös Packerl nöt geb'n. Dös Packerl ist a Postsachen und jetzt hob i Telegraphendienst!"
Und das auf meine schöne lange Rede und zu einer Zeit, wo kein Mensch in ganz Hohenschwangau ans Telegraphieren dachte! Ich hatte doch wenigstens einige Gegengründe auf meine Argumentationen erwartet. Mer so!' Der steinerne Löwe von Lindau hätte auf meine Ansprache nicht ungerührter bleiben können!
Im Hinblick auf Land und Leute verzichtete ich aus das Grobwerden, das jetzt an der Reihe gewesen wäre und schickte mich an, es noch einmal mit einer bescheidenen Gegenrede zu versuchen. Da aber sträubte der bayerische Löwe hinter dem Gitter die Mähne und brüllte:
,,'s hilft Sie olles nix, i kann Eane dös Packerl nöt aushändigen, schon wegen der Konsequenzen!"
Und drehte sich weg. Jetzt war mein Inneres geknickt! Denn wenn der heilige Bureaukratius sich einmal hinter die „Konsequenzen" zurückzieht, dann hilft in der Tat alles nicht mehr. Anderen Tags fuhr ich weiter, nachdem ich mir das Packerl hatte holen lassen. Als mir die Hohenschwangauer Bergriesen allmählich entschwanden, dachte ich trübselig bei mir: Ihr königlich bayerischen Berge, ihr steht zwar fest, aber gegen die Festigkeit eines königlich bayerischen Postoffizials seid ihr Butter. Denn ihr könnt nicht anders, aber ein königlich bayerischer Postoffizial könnte auch einmal anders, aber er tuts nicht — von wegen der Konsequenzen.
Kaum acht Tage später traf ich mit dem Heiligen schon wieder zusammen. Die Begegnung verlief womöglich noch ärgerlicher für mich und darum jedenfalls nicht minder amüsant für den teilnehmenden Leser. Sie fand im Wirtschaftsgebäude des Schlosses Linderhof statt, einem jener Königsschlösser, bei deren Anblick man sich fragt, ob der unglückliche Erbauer wirklich so krank gewesen ist, wie gerade auch um dieser Bauten willen später angenommen wurde. Von Oberammergau, wo man sich bei dem berühmten Christus der Passionsspiele recht hübsche Klwsttöpfereien kaufen kann —.im bürgerlichen Leben
heißt er Lang und ist Hafnermeister — führt eine schöne, topfebene Straße hinein nach Linderhof. Da sie aus näher nicht ersichtlichen Gründen für „Kraftfahrzeuge aller Art" gesperrt ist, wird sie für jeden Nichtautomobilbesitzer um so angenehmer sein. Wenn man allerdings pressiert oder nicht gut zu Fuß ist, so muß man Pferd und Wagen nehmen, wofür 16 Mark und „10 Prozent Trinkgeld für den Kutscher", wie es in dem Tarif heißt, berechnet werden. Abgesehen davon, daß mir der Zustand meiner Gehwerkzeuge augenblicklich keine andere Wahl ließ, war mir schon diese klare und einfache obrigkeitliche Regelung der Trinkgelderfrage sympathisch und so fuhr ich denn in einer zweispännigen Gebirgsdroschke nach Linderhof. Man saß darin, wie wenn die Sitze mit Pflastersteinen gepolstert wären. Bei strömendem Gewitterregen kamen wir am Wirtschaftsgebäude an. Von dort wären noch zehn Minuten zum Schlosse durch den Park zu gehen gewesen. Der Gebirgsregen goß aber so sintflutlich, daß dies unmöglich schien. Auch der Offiziant an der Billetkasse war der Meinung.
„Na. bei dem Wetter können's net geh'n", sagte er.
Wir und mit uns noch eine größere Zahl anderer Besucher warteten also im Restaurant, bis das Gewitter sich verzogen haben würde. Das war denn auch bald der Fall und Punkt fünf Minuten nach fünf Uhr waren wir wieder an der Kasse.
„Jo, der Rcg'n Hot aufg'hört und gehen könnta ma jetzt schon", sagte der Kassierer, „aber grad hat's fünf g'schlag'n und um fünf ist die Besuchszeit vorbei."
Nachdem das Gewitter ohnedies schauerlich abgekühlt hatte, erstarrten wir ob dieses Bescheids vollends, hielten die Sache aber zunächst bloß für einen schlechten Witz. Denn warum sollte ein könialich bayerischer Schloßkas- sicrer nicht auch einmal einen Witz machen? sagten wir uns.
Es war aber keiner, sondern dem Mann war es heiliger Ernst. So sei es schon vielen „Herrschaften" gegangen, sagte er, anscheinend um uns zu trösten. Mer wir seien ja gar nicht schuld an der Verspätung, sondern das Gewitter, eine vis maior, force majeure, höhere Gewalt! Und dann wegen ein paar Minuten, meine Uhr habe übrigens erst in 30 Sekunden 5 Uhr — weiter kam ich aber nicht.
„I muß Ihnen schon bitten, in Linderhof ist meine Uhr maßgebend, und jetzt ist's sechs Minuten über fünf!" unterbrach mich der hl. Bureaukratius, beinahe in hochdeutsch. „Und wenn's mir dreihundert Mark gäbeten", setzte er, wieder bayerischer hinzu, „dürften? nöt herein, schon der Konsequenzen weg'n!"
Ich war zum zweiten Mal geknickt und machte keine weiteren Versuche mehr. Ich überließ die Verhandlung einem dicken Herrn, der hinter mir gestanden war und geladen schien mit Entrüstung. Der Aermste! Nach wenigen Minuten kam er zurück, mit hochrotem Kopf und schnaufend vor Wut. Die Konsequenzen des hl. Bureaukratius hatten ihn aus dem Häuschen gebracht. Er werde wahrscheinlich noch eine Klage wegen Beleidigung an den Hals bekommen, jammerte er.
Einige Minuten später fuhren wir, gefolgt von einer Schar gleich betrübter Schicksalsgenossen, wieder Oberammergau zu. Als ich dort dem Kutscher das tarifmäßige Trinkgeld aushändigte und dabei eine schmerzliche Bemerkung über unfern Reinfall nicht unterdrücken konnte, meinte der treffliche Rosselenker treuherzig:
„Jo, dös hätt' ich Jhna gleich sagen können!"
Und da verlor ich zum ersten Mal im Bayerischen meinen Gleichmut und schrie ihn an:
„Ja, warum haben Sie's denn nicht gesagt, Sie ungeheures Rindvieh!"
„Weils nöt g'frogt Hamm!" antwortete er vergnügt.
Interessante Kleinigkeiten,
Paris importiert jährlich ungefähr 17,000 Kilogramm Menschenhaare, wovon weit über 100 Tonnen aus China kommen.
In der englischen Armee befinden sich 45 000 totale Abstinenzler.
Japan ist das einzige Land der Welt, wo die Damenmode nicht wechselt.
Elefanten besitzen nur 8 Zähne. Sobald das Tier ein Alter von 14 Jahren erreicht, findet der Zahnwechsel statt.
Eine große Schnecke gebraucht 9 Tage, um einen Kilometer zurückzulegen.
Die zu Dänemark gehörende, durch den Ulsosund von Seeland getrennte Insel Möen ist ein ganzes aus Kreide bestehendes Land.
Der Saturn ist zehnmal weiter von der Sonne entfernt als die Erde, nämlich 191 Millionen Meilen.
Ein Walfisch wird bis 80,000 Kilogramm schwer.
Auf der Erde gibt es gegen 25,000 Pflanzen und Baumprodukte, welche als Nahrung dienen können.
Die größte Höhe, die überhaupt jemals, und zwar auf dem Lande mit Drachen erreicht wurde, beträgt 7000 Meter.
Bis zu einer Höhe von 10—11,000 Meter fällt die Temparatur ständig, und zwar um rund 7 Grad aus je 1000 Meter. Darüber hinaus hört die Temparaturabnahme auf, die Temparatur bleibt stabil.
Neugeborene Kinder sind taub.
Die alten Griechen versandten mittels Feuersignals, von hohen Bergen aus gegeben, mit verhältnismäßig großer Schnelligkeit wichtige Nachrichten durch das Land. Selbstredend konnte nur bei Nacht „telegraphiert" werden.