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Die Telegraphie der Zukunft.

(Nachdruck verboten.)

Die drahtlose Telegraphie, also die neue Art des Tele- graphierens durch Fortpflanzung der elektro-magnetischen Schwingungen in der Luft und deren Auffangen durch ent­sprechend konstruierte Apparate macht so große Fortschritte, daß wir in einigen Jahren wohl mit der allgemeinen Ein­führung der drahtlosen Telegraphie werden rechnen können. Sehr bedeutsam für die Telegraphie der Zukunst ist nun die Tatsache, daß der Leutnant a. D. Ingenieur Egbert v. Lepel der Inspektion der Verkehrstruppen ein neues drahtloses System mit ungedämpften Schwingungen vorgeführt hat, indem er von Reinickendorf nach Braunschweig, d. h. über eine Strecke von 230 Kilometer telegraphierte. Durch Nutz­barmachung der ungedämpften Schwingungen hat der geniale dänische Ingenieur Waldemar Poulsen ein neues technisches Moment in die drahtlose Uebertragung von Mitteilungen gebracht. Die ungedämpften Schwingungen unterscheiden sich von den bei der Funkentelegraphie verwendeten durch die Möglichkeit scharfer Abstimmung, d. h. des gleichzeitigen Zu- sammenarbeitens mehrerer Stationen, vor allem aber durch ihre Verwendbarkeit für drahtlose Telephonie, was bei der Funkentelegraphie unmöglich ist. Poulsen war der erste, dem es überhaupt gelungen ist, ungedämpfte Schwingungen mit Hilfe eines in einer Wasserstoff-Athmosphäre einge­schloffenen und durch einen starken Magnet beeinflußten Lichtbogens herzustellen. Um die Poulsensche Erfindung zu umgehen und ihm nicht gebührerrpflichtig zu werden, folgte ihm bald die Gesellschaft für drahtlose Telegraphie, die nun eine ganze Anzahl in Reihe geschalteter Lichtbogen verwendete. Von diesen beiden Systemen unterscheidet sich das neue des Herrn v. Lepel physikalisch dadurch, daß nicht ein Lichtbogen, sondern eine neue Art elektrischer Entladung zwischen Metallelektroden das wesentlichste Merkmal des Erzeugers bildet.

Dieser ist außerordentlich einfach, leicht zu bedienen, von geringer Größe und geringem Gewicht. Er wiegt bei gleicher Leistung nur ungefähr den zehnten Teil des Poulsen- schen Apparates. Zudem ist er sparsamer im Stromverbrauch. Er erscheint daher geradezu prädestiniert für den Feldgebrauch, d. h- für automobile und tragbare Stationen, vor allem aber für lenkbare Luftschiffe. Auch für die Versuche mit drahtloser Telephonie nach demselben Verfahren, die bisher nur in kleinem Stile unternommen wurden, werden gute Ergebnisse erwartet. Egbert v. Lepel zählt erst 26 Jahre. Er stand bis zum Jahre 1903 als Offizier bei den 9. Ulanen in Demmin.

Dann trat er als einfacher Montagearbeiter bei der Allgemeinen Elektrizitätsgesellschaft ein und kurze Zeit darauf als Ingenieur bei der Gesellschaft für drahtlose Telegraphie. Im Aufträge der Gesellschaft machte er den ruffisch­japanischen Krieg im Stabe des Admirals Rostjestwensky mit. Damals erstattete er unserem Kaiser auf dessen Befehl Fachberichte, wofür ihm die Allerhöchste Anerkennung schriftlich ausgedrückt wurde.

6 Töchter, von denen die Prinzessin Maria Theresia mit dem Prinzen Karl Ludwig von Thurn und Taxis vermählt ist. Von den 6 Schwestern Dom Miguels sind die Infantin Maria Theresia an den Erzherzog Karl Ludwig von Oester­reich, die Infantin Maria Josepha an den Herzog Karl Theodor in Bayern, den berühmten Augenarzt, und Infantin Maria Anna an den Großherzog von Luxemburg verheiratet. Dom Miguels Mutter, die Herzogin Adelheid von Braganza, ist seit J897 Klosterfrau in der Benediktinerinnenabtei St. Cecile auf der Insel Wight.

Vom Königsmord in Portugal.

Wir sind heute in der Lage, unseren Lesern mit den ersten aus Portugal eingetroffenen Bildern von höchst aktuellem Interesse aufwarten zu können. Es sind dies die photographischen Aufnahmen dreier an dem Morde des Königs Carlos und seines Sohnes beteiligter Individuen, die teils durch Säbelhiebe und Schüsse der Polizisten, teils durch Gewalttätigkeiten des Publikums auf der Stätte des Tatortes getötet wurden. Dieser selbst ist auf dem höchst verkehrsreichen Handelsplätze (prs^a <ic> vomsroio) gelegen. Unmittelbar an den den Platz umgebenden Kolonnaden hatten sich die Attentäter ausgestellt- dieser Punkt, von dem

Allerlei.

8 Kleine Dinge, die ärgern. Der Figaro veröffentlicht Randbemerkungen eines Moralisten" überkleine Dinge, die ärgern":

Im Eisenbahnwagen aus einem leichten Schlaf aus­wachen nnd am Lächeln der Damen merken, daß man ge­schnarcht hat.

Nur leichthin bedankt werden für ein Hochzeitsgeschenk, für das man mehr Geld ausgab, als man eigentlich wollte.

Sich verpflichtet fühlen, einem geschmacklosen Gegen­stand, den man von einem alten Freunde erhielt, einen an­ständigen Platz in seiner Wohnung anzuweisen.

Sich von einem äußerst eleganten Diener in vornehmem Hause in einen etwas schäbigen Ueberzieher helfen lassen.

Fühlen, wie das Auge einer hübschen Nachbarin auf einem ruht, während man bei einem Essen nicht recht weiß, welches das Messer für Käse und das Messer für Früchte ist.

§ Der König mit dem vielen Gelde. Man weiß, daß der Belgierkönig ein millionenschwerer Mann ist, man weiß auch, daß er das viele Geld vor seinen lieben Töchtern in Sicherheit bringen will. Dieser Absicht war der Plan ent­sprungen, bei der Angliederung des Kongostaats an Belgien eine sogenannte Krondomäne zu schaffen. Der Plan fand selbst innerhalb der belgischen Regierung Widerspruch. Nun glaubt man einen Ausweg gesunden zu haben. An die Stelle der Kongodomäne soll einSpezial­fonds" errichtet werden. Tritt die Verwirk­lichung ein, dann kann König Leopold seine Millionen unterbringen, ohne seinen Töchtern viel hinterlassen zu müssen.

8 Aberglaube. Eine kaum glaubliche Ge­schichte, an der man sieht, wie tief der Aber­glaube noch im Volke wurzelt, ist in Eden- koben soeben aufgedeckt worden. Dort be­faßte sich seit langem eine Frau mit Karten­legen und ähnlichen Dingen; sie hatte einen ausgedehnten Kundenkreis in der nahen und fernen Landbevölkerung. Neben dem Karten­legen betrieb sie einen einträglichen Schwindel -in dem Verkauf eines, natürlich wertlosen Trankes, für den sie 5 Mk. per Flasche nahm. Das Tränkchen sollte ungetreue Liebhaber und Ehemänner zurückführen, weshalb nicht nur viele junge Mädchen, sondern auch verheiratete Frauen fleißige Abnehmer der Mixtur waren. Schließlich genügte der Schwindlerin auch das nicht mehr, und sie verlegte sich auf'sGeld­vermehren". Sie erfand einengeheimen Schweizerbund", dessen Mitglied zu sein sie vorgab, selbstredend nur denen gegenüber, dienicht alle" werden, und redete den Leuten ein, in dieser Eigenschaft könne sie jede Summe Geldes verdoppeln und verdreifachen. Aus diesen Humbug fiel eine reiche Witwe aus der Umgebung von Edenkoben herein. Sie übergab der Zauberin nach und nach die Summe von 10,000 Mark mit dem Auftrag, sie zu verdoppeln. Zu ihrem Glück konnte die einfältige Frau guten Bekannten gegen-

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über nicht stillschweigen; der Humbug wurde ruchbar und es erfolgte von unbeteiligter

ZU unseren Bildern.

Herzog Ernst II. von Sachsen-Altenburg.

Der vor wenigen Tagen zur Regierung gelangte Herzog Ernst II. von Sachsen-Altenburg ist am 31. Aug. 1871 geboren, er ist der Neffe des am 6. Febr. er. verstorbenen alten Herzogs. Er steht ü 1a suits des 1. Garderegiments und des 1. Seebataillons und war bis 1904 längere Zeit zum Großen Generalstab kommandiert. Seit dem 17. Febr. 1898 ist er mit Adelheid, Prinzessin zu Schaumburg-Lippe vermählt. Dieser Ehe sind 4 Kinder entsprossen, 2 Prinzen, von denen der ältere, der nunmehrige Thronfolger, Prinz Georg Moritz am 13. Mai 1900 geboren ist, und 2 Prinzessinnen. Da der verstorbene Herzog Ernst kinderlos blieb, war der nächste thronberechtigte Agnat sein Bruder Prinz Moritz, der Vater des neuen Herzogs. Prinz Moritz starb aber bereits am 13. Mai 1907 in Arco; vermählt war er mit Auguste Prinzessin von Sachsen-Meiningen.

Der portugiesische Thronprätendent Dom Miguel.

Wenn auch sicher ist, daß die Anhänger Dom Miguels dem nichtswürdigen Attentate in Lissabon vollkommen fern­stehen, so wird die Person des portugiesischen Thron­prätendenten Dom Miguel, der fortgesetzt seine Ansprüche auf den Thron Portugals geltend macht, unwillkürlich durch die verworrene Lage, die in Portugal herrscht, in den Vorder­grund des allgemeinen Interesses gerückt. Dom Miguels Vater, aus dem Hause Braganza, war von 18281834 König von Portugal und starb 1866. Dom Miguel wurde 1863 zu Kleinheubach in Bayern geboren. Er ist Oberst iin österreichischen Husarenregiment Nr. 7 und residiert auf Schloß Seebenslein in Nieder-Oesterreich. Er vermählte sich zuerst 1877 zu Regensburg mit der Prinzessin Elisabeth von Thun, und Taxis, die 1881 starb. 1893 *and dann die Hochzeit mit der Prinzessin Therese zu Löwenstein-Wert- Heim-Rosenberg statt. Dom Miguel besitzt 2 Söhne und

aus geschaffen wurde, ist auf unseren, Tableau mit 1) be­zeichnet, die Stelle, wo der König fiel, mit 2) und die, an der der Kronprinz fiel, mit 3).

In marokkanischen Diensten Zwei deutsche Offiziere stehen zurzeit im Dienste des Sultans von Marokko. Der eine, Oberleutnant Wolfs vom Württ. Dragoner-Regiment Königin Olga, kommandiert zur Militärtechnischen Akademie in Berlin, wurde mit einen, Monatsgehalt von 1000 Frank als Instrukteur der marokk. Kavallerie engagiert. Der Abschied aus dem deutschen Heere wurde Herrn Wolfs, der ein geborener Kanadier und sehr sprachgewandt ist, unter Verleihung des Charakters als Ritt­meister und mit der Erlaubnis zum Tragen der Regin,ents­uniform bewilligt, auch wurde ihm das Ritterkreuz des Friedrichsordens verliehen. Der andere ist Major a. D. Georg von Tschudi, der früher dem Luftschifferbataillon zu Berlin angehörte. Er hat 24 Jahre im Dienste des deutschen Heeres gestanden, war 1883 beim 80. Regiment eingetreten und 1897 als Hauptmann zur Luftschifferabteilung versetzt worden. Bis zuletzt war er noch Lehrer bei dieser Truppe, war aber zur Dienstleistung beim Telegraphenbataillon kommandiert worden. Der Sultan lernte Hauptmann von Tschudi kennen, als ihm dieser einst einen Apparat für draht­lose Telegraphie überbrachte. Bei seiner Verabschiedung ver­lieh ihm der Kaiser den Charakter als Major und das Recht zum Tragen der Luftschifferuniform. Der Verein für Lust­schiffahrt ernannte ihn zum Ehrenmitglieds.

Rätsel.

Ich schwinge mich jubelnd zum Himmel empor, Verschwind' euren Blicken gar balde;

Verwandelt ein Zeichen, dann findet ihr mich Mit vielen Verwandten im Walde.

Auflösung des Rätsels aus voriger Nummer:

Kilo Klio.

von

Seite Anzeige, worauf bei der Schwindlerin Haussuchung gehalten wurde, bei der sich noch rund 9500 Mk. vorfanden. Schade, daß die Gauklerin sich jetzt nichtun­sichtbar" gemacht hat und so dem Staatsanwalt entgangen ist.

8 Aerztlicher Humor. Die Jünger Aeskulaps haben auf dem soeben in Berlin zu Ehren ihres großen Meisters Robert Koch veranstalteten Kommers bewiesen, daß sie Sinn für Humor haben. Ernst und Scherz waren in das richtige Verhältnis gebracht worden. Zunächst wurde Prof. Dr. Koch als Forscher, Lehrer und schlichter Mensch geschildert und ihm die Robert-Koch-Medaille überreicht. Koch dankte be­wegt, gedachte der Leistungen seiner Mitarbeiter und hoffte auf weiteres Unschädlichmachen der Geißeln der Menschheit. Dann trat die Fidelitas in ihre Rechte. Stürmische Heiter­keit erregte ein von Dr. Alfred Preyser verfaßtes Scherz­spiel:Die Medici. Große Koch-Kiste in 1 Akt." Die Handlung spielt auf dem Hofe eines Berliner Hauses am 11. Dezember 1993, dem 150. Geburtstage Kochs. Das Stück schildert, daß die Hygiene soweit fortgeschritten ist, daß Krankheiten kaum noch Vorkommen. Zwei Doktoren, im ganzen gibts nur noch etwa hundert in Berlin, ziehen von Hof K, Hof und rufen:Der Doktor ist da! Keiner krank?" Und einer stimmt wehmütig und fluchend an: Ach, lieber Kollege, wie soll das bloß werden? Tag­täglich gibts weniger Krankheitsbeschwerden! Daß es mal so käme, das ahnte ich nie, Verdammte Gesundheit^ epidemie! Kaum langt's ja noch zur Hungerstillung, Und dabei noch immer die Neberfüllung!" Da ruft der HausverwalterSchnauzke" aus dem Fenster, daß seine Tochter einen Pickel auf der Nase habe. Nach längerem Streit, ob es einNasenfall" oder einHautsall" sei, tritt die Behandlung ein. Nicht minder ulkig waren die Kommers- lieber. Hier eines von GumpertRache der Bazillen": Dir, Koch, und Deiner Sippe gilt's, Ich will mich an Euch rächen. Ich schleiche hin zum Hefepilz, Und der muß mir versprechen, Daß er durch edlen Gersten­saft Die Schädel schwer Euch mache Und lähme der Gedanken Kraft, Das ist Bazillenrache!"