Haus zu bringen, erhielt aber in der Höchstzahl nur 80 Stimmen. Von 467 Wahlberechtigten haben 409 abgestimmt.
js Fluor« OA. Oberndorf, 30. Dezbr. Am Christfest- morgen wurde hier die 50jährige Witwe Anna Maria Heß in ihrer Wohnung auf dem Boden liegend tot aufgefunden. Die Leiche war teilweise angebrannt. Die Frau scheint am Spirituskochapparat hantiert und dabei einen tätlichen Schlaganfall erlitten zu haben. Der Apparat fiel um und der ausströmcnde und brennende Spiritus ergoß sich über die Unglückliche.
" Stuttgart, 30. Dez. Die Vorbereitungen für die morgige G e m e i n d e r a t s w a h l haben mit der Bekanntgabe der Wahlvorschläge der einzelnen Parteien im städtischen Amtsblatt ihren Abschluß gefunden. Von diesen Wahlvorschlägen sind die der Deutschen und der Volkspartei, sowie die der konservativen und der Zentrumspartei verbunden, d. h. sie sind nach den Bestimmungen der Gemeindeordnung bei der Verteilung der zu vergebenden Sitze je als ein einziger Vorschlag zu behandeln. Diese Vereinigung der Parteien für die Gemeinderatswahlen ist neu. Seit einer Reihe von Jahren hatten sich Deutsche Partei, Konservative und Zentrum gegen Volkspartei und Sozialdemokratie Wahlhilfe geleistet. Der Grund für die heurige neue Konstellation wird in den einzelnen Preßorganen verschieden angegeben. Während nach Aeußerungen im „Schwäbischen Me kur" beabsichtigt war, die Blockpolitik der letzten Reichstagswahlen durch eine Einigung der bürgerlichen Parteien auch auf die Gemeinderatswahlen auszudehnen, eine Absicht, die durch ein „überraschend frühes Sonderabkommen" der Konservativen mit dem Zentrum vereitelt worden sei, bemerkt die „Deutsche Reichspost", daß von konservativer Seite ein Weiterbestehen des langjährigen Kartells zwischen Deutscher, Konservativer und Zentrumspartei zunächst als selbstverständlich angenommen worden sei, daß aber ein gemeinsames Vorgehen „selbst in der losen Form der Verbindung der Wahlvorschläge" seitens eines maßgebenden Führers der Deutschen Partei von vornherein abgelehnt worden sei mit dem Bemerken, daß die Deutsche Partei jede Verständigung mit dem Zentrum, als der Blockpolitik im Reichstag widersprechend, zurückweise. Auch das „Deutsche Volksblatt" erinnert an das alte Wahlbündnis der genannten drei Parteien und bemerkt, daß die Deutsche Partei, die sonst die Verhandlungen eingeleitet und geführt habe, sich dieses Jahr zurückgehalten habe, bis die Volkspartei mit einem Vorschlag der Verbindung der Wahlvorschläge an sie gekommen sei. Die Volkspartei gibt in ihrem Wahlaufruf diese Verbindung bekannt unter Hinweis auf den zwischen Konservativen und Zentrum geschlossenen „Bund der politischen und wirtschaftlichen Reaktion" einerseits und die seit der letzten Reichstagswahl grundsätzlich feindselige Haltung der Sozialdemokratie andererseits. Die „Schwäbische Tagwacht" endlich bezeichnet als Zweck der „bürgerlichen Koalition", die nur aus taktischen Gründen in ihrer Zweiteiluna anitrete unk i
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Verbündeten in wenig schmeichelhafter Weise gedacht. — Die Zahl der Wahlberechtigten in Groß-Sluttgart, denen morgen die Wahl von 9 Gemeinderäten obliegt, beträgt etwas über 27 000.
ss Schoectingen OA. Leonberg, 30. Dez. In der Nacht zum Sonntag brach in einer Doppelscheuer Feuer aus, dem diese und eine benachbarte Doppelscheuer zum Opfer fielen. Ta in der elfteren vor einigen Tagen eingebrochen wurde, wird Brandstiftung vermutet.
js Neckarsulm, 29. Dez. Die hiesigen Fahrradwerke haben zu dem Neubau eines evangelischen Gemeindehauses 3000 Mark gestiftet.
Le s « s r ri <H t.
Zufriedenheit ist große Kunst Zufrieden scheinen, großer Dunst, Zufrieden werden, großes Glück, Zufrieden bleiben, Meisterstück.
Krambambuli.
Von Marie von Ebner-Eschenbach.
(Schluß.)
Seelenkundige haben den geheimnisvollen Drang zu erklären gesucht, der manchen Verbrecher stets wieder an den Schauplatz seiner Untat zurückjagt. Hopp wußte von diesen gelehrten Ausführungen nichts, strich aber dennoch ruh- und rastlos mit seinem Hunde in der Nähe des Lindenrondells umher. Am zehnten Tage nach dein Tode des Oberförsters hatte er zum erstenmal ein paar Stunden lang an etivas anderes gedacht als an seine Rache, und sich im „Grafenwald" mit dem Bezeichnen der Bäume beschäftigt, die beim nächsten Schlag ausgenommen werden sollten.
Wie er nun mit seiner Arbeit fertig ist, hängt er die Flinte wieder um und schlägt den kürzesten Weg quer durch den Wald gegen die Kulturen in der Nähe des Linden- ro,Wells ein. Im Augenblick, in dem er auf den Fußsteig treten will, der längs des Buchenzaunes läuft, ist ihm, als höre er etwas im Laube rascheln. Gleich daraus herrscht jedoch tiefe Stille, tiefe, anhaltende Stille. Fast hätte er gemeint, es sei nichts Bemerkenswertes gewesen, wenn nicht der Hund so merkwürdig dreingeschaut hätte. Ter stand mit gesträubten, Haar, den Hals vorgestreckt, den Schwanz aufrecht, und glotzte eine Stelle des Zaunes an. Oho! dachte Hopp, wart' Kerl, wenn du's bist: trat hinter einen Baum
" Backnang. Im Oktober l. I. trat ein Bauer aus dem Oberamt Marbach mit einem Heiratsvermittler in Verbindung und übernahm Wechsel über 2 500 Mk. als Belohnung für die Vermittelung im Falle des Zustandekommens einer Ehe, die er dem Makler und einem Helfershelfer aushändigte, da diese ihm die Versicherung gaben, die Unterzeichnung sei ohne Bedeutung, er müsse nichts bezahlen, wenn er nicht eine der zugesagten reichen Partieen mache. Bon diesen kam keine zu stände, wohl aber einer der Wechsel über 1250 Mk. in Umlauf, der von dem Bauern nunmehr bezahlt werden soll.
js Ulm, 30. Dez. Vor einigen Tagen wurde auf dem Wege von Oberelchingen nach Talfingen vormittags 11 Uhr eine 75 Jahre alte Frau von einem 25jährigen Handwerksburschen vergewaltigt. Verdächtig ist der flüchtige Taglöhner Johann Hegele von Neu-Ulm.
* Friedrichshafen, 30. Dez. Rechnungsrat Müller vom Reichsamt des Innern in Berlin hat kürzlich die durch den Sturm beschädigte Reichsballon Halle einer Besichtigung unterzogen und den Schaden zu 50000 Mark ge-, schätzt. Die Vorarbeiten zur Hebung der Halle sind im Gang, die Hebung selbst dürfte erst in 3 Wochen mit Hilfe einer .Pionierabteilung erfolgen. Vom Luftschiff, welches durch den Sturm ebenfalls beschädigt wurde, sind 48 m demontiert worden, und dieser Teil wird vollständig neu an- geferttgt. Viele mit Wasserstoffgas gefüllte Eisenflaschen, welche beim Sinken der Halle aus den Seegrund rollten, werden zur Zeit aufgefischt. Wer den Schaden zu tragen hat, das Deutsche Reich oder die Firma Alb. Buß in Wyhlen (Baden), welche die Halle anfertigte, dürfte eine strittige Frage werden.
* Bonndorf (bad. Schwarzwald), 30. Dez. Im Walde erfroren aufgefunden wurde die 50jährige Witwe eines hiesigen Handwerksmeisters. Sie wollte ihrer in einem hiesigen Nachbardors wohnenden Tochter Christgeschenke bringen.
ff Pforzheim, 30. Dez. Der unter dem Verdacht der Ermordung seines 12jährigen Töchterchens Sofie vor sechs Monaten gefänglich eingezogene Landwirt Hasenauer in Dürrmenz-Mühlacker wurde nach 66tägiger Haft wieder freigelassen, da ihm eine Schuld nicht nachgewiesen werden konnte. Seine ebenfalls verhaftete Frau wurde schon vor einigen Wochen freigelassen.
ss Pforzheim, 30. Dez. Gestern erschoß sich hier der 26jährige Kaufmann M., Sohn eines wohlsituierten hiesigen Fabrikanten. Ter unglückliche junge Mann, der erst vor kurzem von einem längeren Aufenthalt in Südafrika zurückgekehrt war, war krank und verübte die Tat wahrscheinlich in dem Zustand tiefer Schivermut.
js München, 29. Dezbr. Die heutige Delegierte n- Versammlung des B au er l ' ->» n - „ ^ -
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gänge, welche den Prinzen Rupprecht veranlaßt hatten, das Protektorat über den Landesverband niederzulegen, was im Anschluß daran auch den Rücktritt des gesamten Ausschusses des bayerischen Landesverbandes zur Folge hatte, eröffnet. Auf den einstimmigen Wunsch der heutigen Versammlung erklärte sich der Ausschuß bereit, die Geschäfte bis zur neuen Delegiertenversammlung des Landesverbandes weiterzusühren, welche nach der in Cassel abgehaltenen Tagung des deutschen Flottenvereins in München stattfinden soll. An den Prinzen Rupprecht wurde folgendes Telegramm gesandt: „Die Delegiertenversammlung des bayerischen Landesverbandes des deutschen Flottenvereins entbietet Ew. kgl. Hoheit ehrerbietigsten, tiefsten Dank für
und spannte den Hahn seiner Flinte. Wie rasend pochte ihm das Herz und der ohnehin kurze Mein wollte ihm völlig versagen, als jetzt plötzlich — Gottes Wunder, durch den Zaun — der „Gelbe" aus den Fußsteig trat. Zwei junge Hasen hängen an seiner Waidtasche und auf seiner Schulter am wohlbekannten Juchtenriemen der Hinterlader des Oberförsters. Nun wär's eine Pussion, den Racker niederzubrennen aus sichern: Hinterhalt.
Aber nicht einmal auf den schlechtesten Kerl schießt der Jäger Hopp, ohne ihn angerufen zu haben. Mit einem Satze springt er hinter dem Baum hervor und auf den Fußsteig, und schreit: „Gib Dich, Vermaledeiter!" Und als der Wildschütz zur Antwort den Hinterlader von der Schulter reißt, gibt der Jäger Feuer . . . All' ihr Heiligen! — ein sauberes Feuer. Die Flinte knackst, anstatt zu knallen. Sie hat zu lange mit aufgesetzter Kapsel im feuchten Wald am Baum gelehnt — sie versagt.
Gute Nacht, so sieht das Sterben aus — fliegt es
dem Alten durch den Kops und zu gleicher Zeit sein Hut
in's Gras . . . Der Andere hat auch kein Glück, der Schurke. Der einzige Schuß, den er noch im Gewehre hatte,
verloren, und zum zweiten zieht er eben erst die Patrone
aus der Tasche . . .
„Pack an!" ruft Hopp seinem Hunde heiser zu„Pack an!" Und:
„Herein, zu mir! Herein Krambambuli!" lockt es drüben mit zärtlicher, liebevoller — ach, mit altbekannter Stimme ...
Ter Hund aber —
Was sich nun begab, begab sich viel rascher, als man es erzählen kann.
Krambambuli hatte seinen ersten Herrn erkannt und > rannte auf ihn zu, bis — in die Mitte des Weges, Ta pfeift Hopp und der Hund macht Kehrt, „der Gelbe" pfeift und der Hund macht wieder Kehrt, und windet nch in Ver
dis Unterstützung ihrer nationalen Bestrebungen. Sie erkennt in dem mannhaften 'Auftreten Eiv. kgl. Hoheit eine tatkräftige Hilfe zur Aufrechterhaltung der vom bayerischen Landesverband seit seinem Bestehen vertretenen Grundsätze, die das Wohl des Flottenvereins und unseres lieben Vaterlandes zum Ziele haben." — Vom Prinzen Rupprecht lief folgende Antwort ein: „Der Delegiertenversammlung des bayerischen Landesverbandes des deutschen Flottenvereins spreche ich meinen Dank aus für die mir heute zugegangene Kundgebung, die mich erkennen läßt, daß der bayerische Landesverband unentwegt festhält an den seither von ihm zum Wohle des Vaterlandes und der Flsttensache vertretenen Grundsätzen". — Im Laufe einer längeren Diskussion wurde allerseits betont, daß der Rücktritt des Generals Keim als geschäftsführender Vorsitzender die unerläßliche Bedingung für die dringend erwünschte gedeihliche Weiterarbeit sei. Am Schluß der Diskussion, welche nahezu 4 Stunden dauerte, wurde einstimmig beschlossen, daß der Landesverband Vertreter zur Tagung des Flottenvereins nach Cassel schicken solle. Die Vertreter sollen dahin wirken, daß an den Beschlüssen der letzten Tagung des Flottenvereins in Köln, wo Friede zwischen der Zentralleitung und dem bayerischen Landesverband geschloffen wurde, festgehalten wird, und daß Keim sein Amt als geschäftsführender Vorsitzender niederlegt. Nach der Kasseler Tagung soll eine neue Delegiertenversammlung des bayerischen Landesverbands einberufen werden.
js Darmstadt, 30. Dezbr. Wie die „Darmst. Ztg." meldet, kehrten der Großherzog und die Großherzogin nebst Gefolge gestern Nachmittag in Automobilen von Lieh hierher zurück. Auf der Fahrt ereignete sich dadurch ein leichter Unfall, daß der Wagenführer über einen mit Schnee bedeckten Stein fuhr. Der Großherzog, der mit der Großherzogin auf dem Rücksitz des Automobils Platz genommen hatte, stieß infolge des Anpralls mit dem Kopfe gegen die Decke des Wagens und zog sich eine unbedeutende Wunde am vorderen Teile des Kopfes zu. Nach Ansicht des Arztes wird die Verletzung in einigen Tagen geheilt sein und keinerlei Folgen haben.
ss Berlin, 30. Dez. In dem gestern früh gegen 6 Uhr aus Hamburg eingetroffenen Personenzug war während der Fahrt zwischen dem Arbeiter Tomaschewski und den: Infanteristen Mohen ein Streit entstanden, in dessen Verlauf Mohen dem auf ihn eindringenden Arbeiter mit seinem Seitengeivehr 2 Hiebe über den rechten Arm und der Schulter beibrachte und hieraus, als sie während des Ringens in die Nähe der Türe gerieten, von dem Arbeiter aus dem Zuge geworfen wurde. Mohen wurde mit schweren Verletzungen auf der Strecke ausgefunden. Beide Verwundeten wurden nach Berlin geschafft.
js Berlin, 30, Dez. (Hardenprozeß.) Es folgen heute die Gutachten der Sachverständigen. Med.-Rat Hoffmann erklärt, er habe keinen Anhalt, daß Moltke homoseruell sei.
von Elbe hatte, ihre Mitteilungen für wahr halten konnte. Der Sachverständige Moll sagt aus, die Verhandlungen hätten keine Spur homosexueller Veranlagung Moltkes ergeben. In gleicher Weise sprach sich der Sachverständige Eulenburg aus. Nach nochmaliger Vernehmung des Zeugen Liinan tritt um */»4 Uhr eine kurze Pause ein. Als die Verhandlung nach fünf Minuten wieder ausgenommen wiro, erklärt der Vorsitzende, daß auf alle weiteren Beweisanträge verzichtet worden sei. Die nächste Verhandlung findet morgen vormittag 10 Uhr statt. Staatsanwalt und Verteidiger werden ihre Plaidoyers halten. 'Am Donnerstag wird Harden das Schlußwort erhalten.
* Berlin, 30. Dez. Einer der Sachverständigen aus dem ersten Hardenprozesse, D r. Merzbach, der sein ^Gutachten
zweiflung auf einen: Fleck, in gleicher Distanz von dem Jägkr, wie von dem Wildschützen, zugleich hingerissen und gebannt . . .
Zuletzt hat das arme Tier den trostlos unnötigen Kampf aufgegeben und seinen Zweifeln ein Ende gemacht, aber nicht seiner Qual. Bellend, heulend, den Bauch am Boden, den Körper gespannt wie eine Sehne, den Kopf emporgehoben, als riefe es den Himmel zum Zeugen seines Seelenschmerzes an, kriecht es — seinem ersten Herrn zu.
Bei den: Anblick wird Hopp von Blutdurst gepackt. Mit zitternden Fingern hat er die neue Kapsel aufgesetzt — mit ruhiger Sicherheit legt er an. Ruch „der Gelbe" hat den Lauf wieder auf ihn gerichtet. Diesmal gilt's! Das wissen die Beiden, die einander auf oem Korn haben, und was auch in ihnen vorgehen möge, sie zielen so ruhig wie ein paar gemalte Schützen.
Zwei Kugeln fliegen. Die des Jägers an ihr Ziel; die des Wilddiebes — in die Luft. Das macht: er hat gezuckt, weil ihn der Hund in: Augenblick des LosdrückenS mit stürmischer Liebkosung angesprungen hat. „Bestie!" zischt er noch, stürzt rücklings hin und rührt sich nicht inehr.
Ter ihn gerichtet, kommt langsam herangeschritten. Du hast genug, denkt er, um jedes Schrotkorn wär's schad' bei Dir. Trotzdem stellt er die Flinte auf den Boden und lädt eine Kugel hinein. Ter Hund sitzt aufrecht vor ihn:, läßt die Zunge heraushängen, keucht kurz und laut und sieht ihm zu. Und als der Jäger fertig ist und die Flinte wieder zur Hand nimmt, halten sie ein Gespräch, von dein kein Zeuge ein Wort vernommen Hütte, wenn es auch statt eines toten ein lebendiger gewesen ivüre.
„Weißt Du, wem die Kugel bestimmt ist 3"
„Ich kam: es mir denken."
„Deserteur, Kalfakter, Pflicht- und treuvergessene Kanaille!"
„Ja Herr, ja wohl."