Gegründet

1877 .

KrscHeirrt täglich mit Ausnahme der Sonn- und Festtage.

Bezugspreis für das Vierteljahr im Bezirk und Nachbarortsverkehr Mk. 1.L5

anherhalb Mk. 1.95.

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MmtSblatt für

Fernsprecher Nr. 11.

Anzeigenpreis be> einmalig»! ltia- lückung la Pig. die einivaltige Zeile; bei Wiederholungen entsprechender,Rabatt.

Reklamen 15 Pfg. die Textzeile.

Unparteiische Tageszeitung und Anzeigeblatt, verbreitet in den Oberamtsbezirken Nagold, Freudenstadt, Talw u. Neuenbürg.

Nr. 1

Ausgabcort Altensteig-Stadt.

Mittwoch, den 1. Januar

Amtsblatt für Pfalzgrafenweiler.

1908 .

Erste Nummer im uruc» Quartil!

M« glückliches

neues Kalte!

wünscht allen Lesern, Mitarbeitern und Gönnern

die Redaktion

Ans de« Tanne«

L. Lank.

Die Zeitung

Aus de» Tannen"

beginnt mit der heutigen Nummer ein neues Quartal.

Unsere mit Ausnahme der Sonn- und Festtage täglich erscheinende ZeitungAus den Tannen" wird auch im neuen Hayrguag ist« st .

und Mühen der täglichen Herausgabe nicht scheuen, um die geehrten Leser und Leserinnen auf dem Laufenden zu erhalten und sie nach Aönnen aufs Beste zu befriedigen suchen.

Bestellungen nehmen alle Postanstalten, Brief­träger, Agenten und Austräger entgegen, sowie die Expedition von

Ans den Tanne» .

GGGGGGGOGNGGGGGGGGGG Heil zum Neuen Jahr!

Alles fließt/ so lehrte einer der ältesten griechischen Weltweisen verwundert über den Wechsel aller Dinge; am schnellsten aber fließen unsere Jahre dahin, und gestern und heute hat mancher, der jung war und unversehens alt ge­worden ist, mit dem Psalmisten geklagt:Wir fahren schnell dahin, als flögen wir davon."

Dabei entführen uns die schwindenden Jahre ein Gut des Lebens nach dem andern; was einer in den Morgen­stunden gelobte, muß er am Abend so oft ins Buch der Versäumnisse schreiben, und doch wachsen die Aufgaben des Wanderers, je mehr er dem Ziele sich nähert.

Das sind die Gedanken, denen wir auf der Grenzscheide der Jahre nicht leicht ausweichen können. Es gehört des­halb ein ziemliches Maß von Gemütsrohheit dazu, einen Gefallen zu finden an der wilden wüsten Art, in welcher an vielen Orten der Jahreswechsel begrüßt wird. Wenn wir ernster die Grenze überschreiten, tun wir dies doch mit fröhlichem Mut. Noch klingt es vom Christtag her:Freue, freue dich, o Christenheit!" Unter dem Jubel der Weih­nachtslieder zogen wir dein neuen Jahr entgegen, das mit seiner Zeitrechnung nach Christi Geburt bezeugt, daß es wiederum ein Jahr des Heils für uns werden soll. Was, wir seitdem versäumten, können wir nachholen, was wir ver­geblich erstrebten, wird uns vielleicht zuteil; jedenfalls hat Gott in dieser stürmenden, drängenden Zeit große Gedanken über uns und unser Volk; in einem Jahr erlebt unser Geschlecht oft mehr als die Alten in Jahrzehnten. Eine große Zeit soll aber auch große Männer und Frauen finden und schaffen. Dies geschieht, wenn wir unsere Schritte nicht bloß nach Raum und Zeit messen, sondern in der Gewißheit eines ewigen Berufes wandeln. In dieser Gewißheit wollen wir fröhlich weiter ziehen, treu weiter arbeiten und, wenn es nötig wird, auch geduldig weiter leiden, dann fehlt cs nicht am Heil zum Neuen Jahr.

Nenjahr.

Es naht in kalter Nacht aus dunklen Schwingen Mit leisem Flügelschlag ein neues Jahr;

Vorbei das alte, seine Tage gingen Tahin, als wenn es kurze Zeit nur war.

Ihm bringt man heute nach der Väter Weise Den Abschiedsgruß durch voller Becher Klang,

So wird das Jubeln froher Zechertreise Des alten Jahres letzter Grabgesang.

Jetzt künden laut des nahen Turmes Glocken Mit dumpfem Schlag die mitternächt'ge Stund', Ringsum ein Händedrücken und Frohlocken,

Prosit Neujahr!" tönt es von Mund zu Mund;

Und hell erklingen Gläser aneinander,

Es gilt der erste Schluck ün jungen Jahr Dem Zeitenlauf, der ein von Gott gesandter.

Ein freudiger und segensreicher war!"

Wohl dir, du Glücklicher, der so kann sprechen,

Nicht jedem solche Gnade widerfuhr,

Oft kam ein Lebensschifflein zum Zerbrechen Und hinterließ nur eine trübe Spur.

Schaust du dich um, in traurigen Gestalten Siehst du die Bürde, die so mancher trug;

Siehst, wie des harten Schicksals rauhes Walten Im alten Jahre tiefe Wunden schlug."

Es ist doch eigen mit des Menschen Herzen,

Ein Fünkchen Hoffnung aus noch kommend Glück Blieb trotz des Grams, der Trübsal und der Schmerzen Bei allen in der wunden Brust zurück.

Voll Freude hören sie der Glocken Mahnen,

Daß hingegangen eine schwere Zeit,

Ein süßes, ungewohntes Zukunstsahnen Macht schnell vergessen alles Herzeleid.

Willkommen drum in deinem Strahlenkleide, ,

Tu junges Jahr, der Menschheit Hvffnungsstern!

Was birgl dein Schoß? Was bringt uns dein Geleite? Noch liegts verhüllt in Mon'ten weiter Fern.

Nicht bangen wollen wir deshalb und fragen,

Ter Weltenschöpfer wird schon gnädig sein;

Hinweg mit jedem kleinlichen Verzagen,

Und nun mit Gott ins neue Jahr hinein!

Tagespolitik.

S u m p ss i e b e r" soll es gewesen sein, das den General Druve bestimmte, seine Abberufung ans Casablanca nachzusuchen. Das Fieber ist anscheinend aber nur eine Folge der Versumpfung, in welche General Trude die französische Aktion im östlichen Marokko geraten ließ. Ter neue Befehls­haber der französischen Truppen in Casablanca ist der 80jährige General Damade, einer der bedeutendsten Offiziere Frankreichs Er hat sich nach einem Empfange durch den Präsidenten Fall! res, dem Kabinetschef Clemenceau und dem Kriegsminister Picquart von Toulon aus bereits am ver­gangenen Sonntag nach Marokko begeben. Entschlossener und weiter schauend als Drude ist General Damade ohne Zweifel. Es bleibt jedoch abzuwarten, ob sich seine militär­ischen Vorzüge auch auf dem heißen Boden Marokkos be­währen werden.

» *

Daß Könige zur Verantwortung gezogen, verurtcilr und sogar geköpft werden, ist schon vorgekommen, daß aber .eine ganze Volksvertretung vor Gericht ge­stellt wird das ist ein Schauspiel, das der Welt vorzu­führen der russischen Regierung Vorbehalten geblieben ist, an deren Spitze sich Herr Ltolypin befindet, der voll den preußischen Offiziösen als ein kluger und weitsichtiger Staats­mann gepriesen wird. In Wirklichkeit isst der Prozeß gegen 160 Abgeordnete der ersten Reichs- d um a, der augenblicklich in Petersburg vor der 2. Instanz der

besonderen Sektion des Apellhofes für politische Angelegenheiten verhandelt wird, so wenig begründet, daß schon heute, gleichviel wie das Urteil des Gerichts aussällt, im Volke nicht die Ab­geordneten der ersten Reichsduma als die Schuldigen erscheinen. Mit einem Mute und einer Energie, welche der guten von ihnen vertretenen Sache des Volkes würdig ist, geben die Angeklagten offen ihren Ansichten Ansdruck, während die Vertreter der Anklage, ihrer Schwäche bewußt, sich in ihren Auslassungen nur kurz fassen. So wird die ganze Ver­handlung in den Atigen des Volkes zu einem Triumphe der Angeklagten und die Regierung geht aus derselben schwer geschädigt hervor. Sie hatte durch die Erhebung der An­klage gegen die hervorragendsten Liberalen in der ersten Reichsduma dieselben zur Wiedererwählung in die zweite Duma unfähig machen wollen, dadurch aber nur die Chancen der äußersten Linken verbessert. Sie hat versucht, die Justiz in den Dienst der Politik zu stellen, damit aber nur erreicht, daß der russische Liberalismus aufs neue gestärkt wird.

Die Verpflanzung des sozialistischen Zukunftsstaates in die Gegenwart plant eine inter­nationale Gruppe, die ihren Sitz in Neivyork hat. Sie hat bereits die ersten Schritte zur Verwirklichung ihres Ideals unternommen. Eine Insel im südlichen Teile des Stillen Ozeans wurde erworben und .800 Ansiedler aller Nationali­täten sind bereits seit drei Wochen nach dem Lande des Zukunftsglücks unterwegs. Der geistige Vater der Idee ist lautBert. Ztg." der soziologische Verleger Panther, der von der Ueberzeugung ausgeht, daß das stets mehr und mehr wachsende Trustsystem den lohnerwerbenden Teil der Bevölkerung in eine immer nachteiligere Lage drängt. Er entschloß, sich, ^eine nach eigener Idee eingerichtete Kolonie zu gründen und lud gleichgestnnre Tenneymer zur Mllurvei,. ein. Jeder Kolonist hatte 1200 Mark zum gemeinsamen Staatsschatz beiznsteuern. Die Regierung der Insel ist republikanisch. Jährlich wird der Präsident und ein voll­ständiges Kabinett, allerdings ohne Kriegsminister, gewählt. Jeder Bürger soll täglich sechs Stunden arbeiten und einen Monat Ferien im Jahre haben. Die bisherigen Kolonisten gehören den verschiedensten Industrien und Handwerken an.

Landesnachrichten.

Attenstmg, 81. Dezember.

V»G Der heutigen Nummer unseres Blattes liegt der Wandkalender 1SV8 bei.

Möge es unfern geehrten Lesern vergönnt sein, recht viele glückliche Tage darauf verzeichnen zu können!

Zur großen Freude der Beschenkten gedachte auch in dieser Weihnachtszeit wieder hier K o m merzienrat B r o u g i e r - M ü n ch e n - M e n t o n seiner Vaterstadt, indem er wie seit einer langen Reihe von Jahren einen namhaften Betrag unter Bedürftige verteilen ließ. Dem edlen Spender fei auch an dieser Stelle herzlich gedankt.

II Nagold, 30. Dez. Heute nachmittag 2 Uhr fiel der 44 Jahre alte Telefonarbeiter Müller von Isenburg beim Leitungsdrahtziehen von beträchtlicher Höhe ab und starb nach kurzer Zeit. Er hinterläßt eine Witwe mit 3 .Kindern.

II Calw, 30. Dez. Drei junge Männer von Altheng- stett, die es in der Lichtstube mit den Mädchen gar zu bunt getrieben haben, wurden wegen Sittlichkeitsverbrechens ver­haftet.

II Tübingen, 30. Dez. In Dettenhausen kam es in der Wirtschaftzur Krone" bei der Christbaumfeier des Radfahrervereins zu einer Schlägerei, bei welcher selbst mit leeren Bierfässern geworfen wurde. Gläser, Lampen, Tische und Stühle lagen schließlich in Trümmer. Einer der jungen Männer sprang mit dem Revolver und mit dem Messer in der Hand umher und schoß in die flüchtenden Frauen hinein, sodaß es eilten mächtigen Tumult gab.

II Reutlingen, 30. Dez. Ein junger Eisendreher machte sich durch sein verschwenderisches Leben während der Feier­tage, Champagnergelage, Ausfahrten usw., verdächtig. Bei näherer Nachforschung stellte es sich heraus, daß er des öfteren die Ladenkasse eines Geschäfts ansgeplündert hatte.

II Oberndorf, 20. Tezbr. Tie am Samstag hier abge Haltens Gemeinderatswahl hatte folgendes Ergebnis. Ge­wählt wurden: Kaufmann Karl Erb mit 206 Stimmen, Sladtpfleger Th. Scheible mit 260 Stimmen und Direktor Paul Mauser I>. mit 17«) Stimmen. Die Sozialdemokratie hatte sich viele Mühe gegeben, ihre Anbänger ans das Row