einer werten Familie einen Abschied zu bereiten. Schult­heiß Wolf von Zwerenberg gedachte in bewegten Worten der gesegneten Arbeit des Scheidenden, dessen Freundlichkeit und Gütigkeit alle spüren durften und der zu jeder Zeit, bei Regen und den dichtesten Schneestürmen über die rauhen Höhen und durch die engen Täler des Schwarzwaldes treu seinem Berufe nachging. Lehrer Leins sagte Dank für die Arbeit in der Schule, am Jünglingsverein und im Männer­verein und wünschte dem Scheidenden, daß es ihm vergönnt sein möge, auch in seinem neuen Wirkungskreis offene Herzen zu finden und auch die Herzen zu öffnen für Gottes Wort. Gesänge des Männer- und Kirchenchors von Zwerenberg und Deklamationen verschönten die Feier. N. Z.

! Vom nördlichen Schwarzwald, 19. Dezember. Erst allmählich stellen sich die Verwüstungen heraus, welche Sturm und Schnee am Ende der letzten und anfangs dieser Woche in den Tannenwäldern angerichtet haben. Die Bäume waren vom Regen naß, das Wasser gefror infolge der eingetretenen Kälte an den Zweigen, der Schnee legte sich, vom Winde hergeweht, darauf und einzelne Aeste wie Bäume zerbrachen und liegen in großer Zahl beschädigt am Boden. An verschiedenen Stellen des Waldes sieht es traurig aus und es ist keine Frage, daß der Schaden infolge Schneedrucks in diesen wenigen Tagen größer ist, als im ganzen letzten schneereichen Winter.

X Gechingen O.-A. Calw, 19. Dez. Ein gestern hier abgehaltenes Treibjagen der Calw-Stuttgarter Jagdgesell­schaft brachte 38 Hasen, einen Rehbock und einen Fuchs zur Strecke.

js Stammheim O.-A. Calw, 19. Dezbr. Die auch in weiterem Umkreis bekannte Bierbrauerei mit Gasthaus z. Rößle erwarb ein Bierbrauer aus Lahr um 39800 Mk. Der jetzige Besitzer kaufte das Anwesen vor 5 Jahren um 34 000 Mk.

Ueber die Bergbahn WildbadSommerberg wird dem Stuttgarter Tagbl." geschrieben:

Da der Bau demnächst seiner Vollendung entgegen- geht, dürfte es bei seiner großen Bedeutung für Wildbad und seiner Gäste von Interesse sein, einiges Nähere über diese Neuschaffung zu hören.

Die Seilbahn ersteigt, von der Verlängerung des Kurplatzes aus, beginnend mit 430 Meter über dem Meer, das in einer Höhe von 730 Metern liegende Plateau des Sommerberg mit einer Trasse in der Länge von zirka 730 Meter bei Steigungen die zu 52° Oben angelangt, bietet sich eine herrliche Aussicht ans Wildbad und hinunter in Enztal, Calmbach zu. Eine Reihe schöner u. bequemer, weil fast ebener Ausslugsgelegenheiten nach dem badischen Jagdschloß Kaltenbronn in die eigenartige Moorlandschaft des Wildsees und Hornsees, nach dem Hohlohturm mit seiner überaus reichen Aussicht ins Murgtal, ins Rheintal und auf die Vogesen, machen die Fahrt äußerst lohnend. Ter Erschließung des Hochplateaus wird durch Anlage neuer Wege erheblich Vorschub geleistet. So ermöglichte eine hoch­herzige Stiftung von Kommerzienrat Heermann aus Heil­bronn die Anlage eines schönen Spazierwegs entlang dem Rande des Hochplateaus von der Endstation der Bergbahn aus. Die in diesem Weg bei der Bärenklinge befindliche Heermannsplatte bietet einen überraschend anmutigen Blick auf die Stadt Wildbad und das Enztal hinauf; auch einzelne Höhenzüge der Schwäbischen Alb sind von einer Stelle des Wegs aus sichtbar. Tie Bauausführung der Seilbahn ist unter der Oberleitung des Oberbaurats v. Leib­brand einer tüchtigen jüngeren Kraft, dem Regierungsbau­meister Enßlin übertragen; der Bau ist erheblich fortge­schritten, das Gleis liegt vollständig. Die Kunstbauten, worunter eine elegante Betoneisenbrücke über die künftige Bätznerstraße, welche im Frühjahr begonnen werden und welche der Erschließung eines neuen Villenviertels dienen soll, sind ebenfalls schon erstellt. Die Ver Bergbahn entlang führende Staffelstraße bildet eine direkte Verbindung der neuen Straße mit dem Kurplatz. Am Panoramaweg ist eine Haltestelle der Bahn vorgesehen. Der Betrieb geschieht elektrisch. Die hiezu nötigen Leitungen vom städtischen Elektrizitätswerke werden gegenwärtig gespannt. Das für die obere Station bestimmte elektrisch betriebene Windwerk wird im Laufe des Winters montiert. Es zieht den 56 Personen fassenden, staffelförmig gebauten Wagen hinauf, während gleichzeitig am selben Seil ein Wagen von der oberen Station sich herabwindet, durch sein Gewicht beim Heraufziehen des unteren Wagens mitwirkend. In der Mitte der Bahn befindet sich eine Ausweichstelle; hier gleiten die Wagen mit einer Geschwindigkeit von 1V- Meter in der Sekunde aneinander vorbei. Tie ganze Fahrldauer be­trägt etwa 10 Minuten, einschließlich des Aufenthalts an der Panoramaweg-Haltestelle. Für Restaurationsgelegenheit ist gesorgt, sowohl in der unteren, als auch in der oberen Station. Die herrliche Waldluft auf der Ebene des Sommer­bergs mit seiner Ruhe und Stille wird zweifellos viele Luft­bedürftige hinauslocken: ein Lustkurhotel, über dessen Er­richtung gegenwärtig Verhandlungen schweben, soll auch diesem llmstand Rechnung tragen. Staubfreie, ozonreiche Höhenlust, schöne Ausblicke, außerordentlich günstige und bequeme AusflugSgelegenheiteu und isst not loast die bequeme Nähe Wildbads mit all seinen weltberühmten Einrichtungen werden das ihrige tun, um Wildbad-Sommer- berg in die vorderste Reihe der Höhenluftkurorte zu bringen. Tie Vollendung der Bahn, an der in letzter Zeit mit fieber­haftem Eifer die Höhe des Sommerberges erstrahlte oft bis zur Mitternachtstunde im Scheine der Windsichter gearbeitet wurde, ist im Lauf des Frühjahrs zu erwarten, so daß die Bergbahn, wie vorgesehen, zu Beginn der Saison eröffnet werden kann. Wie bekannt, ist das Unternehmen Aktiengesellschaft; sie hat an ihrer Spitze Fabrikdirektor Schnitzer, der in uneigennützigster Weise seine Kraft und seine

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vielseitigen Kenntnisse in den Dienst des für Wildbad hoch­bedeutsamen Unternehmens stellt.

* Tübingen, 17. Dez. Mit der Aufschüttung des Bahn­dammes im Tübinger Stadtbereich für die Bahnlinie Tübingen-Herrenberg wird nun begonnen. Für Herstellung eines Probestollens zum Schloßbergtunnel und des Trans- portgerüsts über den Neckar sind die Arbeiten ebenfalls in Angriff genommen. Damit fällt auch die akademische Schwimmanstalt (sog. Badschüssel), für die nun anderweitig Ersatz zu beschaffen ist.

' Schramberg, 19. Dezember. Aus Anlaß der Geburt des siebenten Knaben in der Familie des Schreinermeisters Joseph Roch in Aichhalden übernahm der König die Patenstelle und ließ das übliche Geschenk übersenden.

X Tuttlingen, 19. Dez. Eine unliebsame Konkurrenz auf Weihnachten ist einer größeren Zahl von Geschäfts­leuten hier durch die Riesen-Ausverkäufe der Storz-Manz'schen Trikotniederlage von Gustav Mauz erwachsen. Die Waren werden mit 2850" , Rabatt verkauft und finden guten Absatz.

X Friolzheim O.-A. Leonberg, 19. Dezbr. Am letzten Sonntag entstand zwischen ledigen Burschen eine Schlägerei, wobei von dem Messer Gebrauch gemacht wurde. Einer der Beteiligten wurde in den Hals gestochen und liegt schwer verletzt darnieder.

jj Niederstetten O.-A. Gerabronn, 19. Dezbr. Der Rück­gang der Werte aus allen Gebieten von Handel und In­dustrie macht sich auch auf dem Lande sehr bemerkbar. Die Preise für rohe Häute sind um 40 Prozent, für Kupfer (Alt- kupser) um 50 Prozent, für Zinn 30 bis 40 Prozent ge­sunken.

js Biberach, 19. Dez. In unbegreiflicher Verirrung hat der Sohn eines bemittelten Gemeinderats aus dem Oberamt Ehingen, der regelmäßig hierher zu Markt kommt, sich einer Anzahl Diebstähle schuldig gemacht. An den vergangenen beiden Markttagen wurde am Aushang des Warenhauses der Brüder Landauer je eine Lodenjoppe gestohlen und als heute der Dieb wieder eine Joppe wegnehmen wollte, wurde er von dem eigens auf die Lauer gestellten Schutzmann in Zivil abgefaßt. Der junge Mann hat großen Kummer über die Seinen gebracht.

* Dresden, 19. Dezember. Durch eine verhängnisvolle Gasexplosion wurde heute nachmittag das Stadttheater in Großenhain, in dem die Gesellschaft des Direktors Schidrich Vorstellung gab, vollständig zerstört. Der Kapellmeister des Großenhainer Husarenregiments, Krus e, sowie einige Trompeter und ein Kellner lehrling erlitten lebensgefährliche Verletzungen. Mehrere andere Personen erlitten schwere Verbrenn­ungen und Gasvergiftungen.

X Berlin, 19. Dez. Die Abendblätter veröffentlichen ein Rundschreiben des Präsidenten des deut­schen Flottenvereins, Fürsten Otto zu Salm-Horst- mar, an die Land esv erblinde, H aupta usschüsse usw. des Flottenvereins. Es heißt darin: Während das Präsidium die Gesamtleitung hat, umfassen die Funktionen der geschäftssührenden Vorsitzenden 2 Tätigkeitsgebiete: die Durchführung der werbenden Tätigkeit in Rede und Schrift und sodann die mannigfachen lausenden Geschäfte. Der elfteren Aufgabe hat General Keim seit Jahren freiwillig ohne jedes Entgeld mit stets steigendem Erfolge gedient. Zur zweiten Aufgabe hat er sich erst widerstrebend bereit finden lassen, als Geh. Rat Busley im Sommer erklärte, diese Arbeit ferner nicht inehr leisten zu können. Irgend eine Aenderung der seitherigen satzungmäßigen Haltung des Präsidiums ist hierin nicht enthalten, am wenigsten-die Ent­hüllung destaktischen Programms". Ter jetzt erfolgte, als politische Aktion überall verkündete Schritt des bayerischen Landesausschusses, der im Auslande als Beginn der Zer­splitterung unseres großen nationalen Vereins begrüßt wird, bildet einen Versuch, das im Mai in Köln verfehlte Vor­haben, das dem Sinne nach die Entfernung Keims herbei- sühren sollte, ohne jede tatsächliche Begründung auf anderem Wege zu erreichen. Die Niederlegung des Protektorats durch den Prinzen Rupprecht von Bayern haben wir mit größtem Bedauern entgegeugeuommen. Um dem Präsidium Gewißheit zu geben, daß seine Auffassung von der Mehrzahl der Mit­glieder geteilt wird, wird eine außerordentliche Hauptver­sammlung auf den 19. Januar 1908, nach den Satzungen dem frühesten Termin, nach Kassel einberufen.

Berlin, 19. Dez. Heute vormittag begann die Ver­handlung im neuen Prozeß Moltke-Harden. Der An­geklagte, der einen sehr leidenden Eindruck macht, ist zur Stelle. Aus die Frage des Vorsitzenden, ob er wohl die Strapazen der Verhandlung aushalten würde, er­widert Harden, er hoffe es. Der Angeklagte nimmt das Anerbieten des Vorsitzenden an, auf einem besonderen Sessel neben seinem Verteidiger Platz nehmen zu dürfen. Trotzdem übergibt der Verteidiger Hardens ein ärztliches Attest von gestern, wonach der Angeklagte ohne schwere Gefährdung seinerGesundheitder heutigen Verhandlung nicht beiwohnen dürre.

Während der Verhandlung sagte Ha rden u. a.: Er habe bestimmt das Gefühl, den Grafen Moltke nicht beleidigt zu haben. Sollte er schuldig gesprochen werden, so werde er dies über sich ergehen lassen müssen.

Ausländisches.

* Rom, 19. Dez. Wie aus Palermo gemeldet wird, ist in dem Depot der Waffenfabrik Ajello um 5 Uhr nach­mittags eine furchtbare Explosion erfolgt, die enormen Schaden anrichtete. Man spricht von 1000 Opfern.

X Petersburg, 19. Dez. Nach einer Blättermeldung steht die Entsendung eines ganzen Armee­korps aus dem Militärbezirk Petersburg nach Finnland, angeblich zur Abhaltung von Winter­manövern, bevor. Ties wird als ein weiteres Zeichen eines bevorstehenden Umschwungs in der russisch-finnischen Politik betrachtet.

X Teheran, 19. Dez. In der zwischen dem Schah und dem Parlamente stattgehabte Beratung wurde vereinbart, daß die Verhandlungen nicht fortgesetzt werden sollen, wenn nicht das Volk auf dem Maidan (einem öffentlichen Platz) die Zelte abbreche und sich zerstreue und die Konstitutionalisten das Parlamentsgebäude verließen. Dies ist geschehen. Heute morgen schien sich die Lage gebessert zu haben. In den ersten Nachmittagsstundeu aber, als das Parlament gerade eine Sitzung abhielt, wurden einige Schüsse abge- feuert. Das Volk sammelte sich überall in bewaffneten Haufen. Das Parlament erhielt aus den hauptsächlichsten Städten des Landes Telegramme, worin ihm Hilfe ver­sprochen wird.

X Tanger, 19. Dez. Der Minister des Auswärtigen drückte gestern der französischen Gesandtschaft das Bedauern des Sultans Abdul Asis über die Haltung der Beni Snassen aus, an die er strenge Mahnungen gerichtet habe. Der Sultan gedenke einen ständigen Vertreter in die Ebene von Taisas ' zu entsenden, der die Wiederkehr so unange­nehmer Zwischenfälle verhindern solle.

Allerlei. Sechs Militäraufwiegler wurden in Köln ver­haftet. Sie verbreiteten unter dem TitelSoldatenfreund, mit Gott für König und Vaterland" aufreizende Schriften, wie sie seinerzeit auch in Berlin bei zwei inzwischen abge­urteilten Anarchisten gefunden wurden. Im Walde ver­hungert ist ein stellungsloser Schneider in Berlin. Nachdem er arbeitslos geworden und seine Familie in Not geraten war, irrte er drei Wochen im Walde an der Oberspree um­her, nur von Wurzeln lebend. Seine Leiche wurde von Spaziergängern gefunden. Im Schneesturm verirrte sich eine Frau mit ihrer 18jährigen Tochter bei Johannesthal in Oesterreichisch-Schlesien. Die Mutter starb im Schnee, der Tochter sind Arme und Beine erfroren.

Vermischtes.

8 Das Meer und der Sturm haben in den letzten Tagen eine furchtbare Ernte gehalten. Aus allen Teilen der eng­lischen und französischen Küsten treffen Hiobsposten auf Hiobsposten ein, Schiff um Schiff ist der Wut der entfesselten Elemente zum Opfer gefallen, und mehr als 30 Wracks zeugen von der Ohnmacht des Menschen gegenüber dem Zorn des Meeres. An den felsigen Küsten der Scilly-Jnseln, im äußersten Südwesten Wales, hat die amerikanische Handels­flotte ihren größten Segler verloren: derThomas W. Lawson", der große Siebenmaster von Philadelphia, zerschellte in der Nacht zum Samstag an den Felsen. Zwei Ueber- lebende, die hilflos von einem Riffe gerettet werden konnten, sind die einzigen, die von dem tragischen Ende des stolzen Schiffes noch erzählen können. Am Freitag suchte der Thomas W. Lawson" im Broad Sound vor dem Unwetter Rettung; zwischen der St. Maryinsel und dem einsamen Leuchtturm von Bishops-Rock warf er Anker. Dem Lotsen von St. Agnes gelang es nach verzweifelten Versuchen, endlich an Bord zu kommen; mit dem Leben sollte der Brave seine furchtlose Pflichttreue bezahlen. Der Sturm war im Wachsen und mit dem Einbruch der Nacht steigerte er sich zum Orkan. In lebhafter Aufregung beobachteten die Be­wohner von St. Mary das Fahrzeug, das da draußen mit der schweren See kämpfte. Kurz nach Einbruch der Nacht stiegen draußen vomThomas W. Lawson" Raketen ans: die Notsignale. Sofort gab der Leuchtturm die Zeichen zur Küste weiter. Wenige Minuten später eilten die Rettungs- mannjchaften von St. Mary und St. Agnes zu ihren Booten und bald waren die kleinen Fahrzeuge zwischen den tobenden Wellen entschwunden. Aber es war unmöglich an das Schiff heranzukommen. Vier Stunden lang kämpften die Retter mit den Wogen, die, ein lebendiger Wall, die helfenden Boote immer wieder zurückschleuderten. Man sah, wie der Segler da vorne dem sicheren Verde:ben entgegenging; den Anker nachschleppend, trieb er langsam dem Felsen entgegen. Wieder versuchte man heranzukommen, wieder wurden die