Fernsprecher Nr. 11.

KrscHeint täglich mit Ausnahme der Sonn- und Festtage.

Bezugspreis für das Vierteljahr im Bezirk und Nachbarortsverkehr Mk. 1.98

außerhalb Mk. >.38

Unparteiische Tageszeitung und Anzeigeblatt, verbreitet in den Gberamtsbezirken Nagold, Freudenstadt, Lalw u. Neuenbürg.

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Gegründet 1877.

Anzeigenpreis bei einmaliger air>2 rl-ckung II, Pfg. »tc einspaltige Zeile; bei Wiederholungen entspr e chcnder »abatt.

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AMblatt für

Reklamen 15 Pfg. die Textzeile.

Rr. 226

Ausgabeort Altensteig-Stadt.

Sonntagsruhe im Handelsgewerbe.

Ein im Reichsamt des Innern ausgearbeiteter Entwurf betreffend Abänderung der Bestim­mungen der Gewerbeordnung über die Sonntagsruhe im Handelsgewerbe enthält folgende Gesetzesvorschläge für eine Gewerbeordnungs-Novelle:

8 41a Absatz 1 erhält folgende Fassung:

Soweit nach den Bestimmungen der 88 105b bis 105b Gehilfen, Lehrlinge und Arbeiter im Handelsgewerbe ein­schließlich des nach Art des Handelsgewerbes eingerichteten Geschäftsbetriebes voll Konsum- und anderen Vereinen und Gesellschaften an Sonn- und Festtagen nicht beschäftigt werden dürfen, darf in offenen Verkaufsstellen ein Gewerbebetrieb an diesen Tagen nicht statt- finden.

8 105b Absatz 2 erhält folgende Fassung:

Im Handelsgewerbe einschließlich des nach Art des Han­delsgewerbes eingerichteten Geschäftsbetriebes von Konsum- und anderen Vereinen und Gesellschaften dürfen Gehilfen, Lehrlinge und Arbeiter vorbehaltlich der Bestimmungen in den 88 105a und o an Sonn- und Festtagen nicht beschäftigt werden.

8 105b Absatz 3 ist zu streichen.

Absatz 2 des 8 105s ist zu streichen, hinter dem jetzigen Absatz 3 des 8 6 sind folgende Bestimmungen einzuschalten:

Für alle oder einzelne Zweige des Handelsgewerbes darf neben den nach Absatz 1 zugelafsenen Ausnahmen mit der jederzeit widerruflichen Genehmigung der Aufsichtsbehörde durch Beschluß eines weiteren Kommunalverbandes oder in Ermangelung eines solchen Beschlusses durch Beschluß einer Gemeinde an Sonn- und Festtagen mit Ausnahme des ersten Weihnachts-, Oster- und Pfingsttages eine beschränkte Beschäftigung zugelassen werden, und zwar:

1. für die letzten beiden Sonntage vor Weihnachten bis zur Dauer von zehn Stunden, jedoch nicht über sieben Uhr abends hinaus;

2. für drei weitere Sonn- und Festtage, an welchen örtliche Verhältnisse einen erweiterten Geschäftsverkehr er­forderlich machen, bis zur Dauer von sechs Stunden, jedoch nicht über vier Uhr nachmittags hinaus;

3. für die übrigen Sonn- und Festtage bis zurDauer von dreiStunden, jedoch nicht über zwei Uhr nachmittags hinaus.

Die auf Grund der Bestimmungen im Absatz 3 zuge­lassenen Beschäftigungsstunden im Handelsgewerbe sind unter Berücksichtigung der für den öffentlichen Gottesdienst be­stimmten Zeit so festzusetzen, daß die Beschäftigten am Be­suche des Gottesdienstes nicht gehindert werden. Die Fest­setzung der Beschästigungsstunden kann für verschiedene Zweige des Handelsgewerbes verschieden erfolgen.

Der Buirdesrat trifft über die Voraussetzurrgen und Be­dingungen der Zulassung der in den Absätzen 1 und 3 be­zeichnten Ausnahmen und über den Umfang der Ausrrahmen nähere Bestimmungen; diese sind dem Reichstage bei seinem nächsten Zusammentritte zur Kenntnisnahme mitzuteilen.

8 146a.

Stattden auf Grund des 8 105b Absatz 2 erlassenen statutarischen Bestimmungen" ist zu setzen:den auf Grund des 8 105o genehmigten Beschlüssen".

Friedensfreunde und Friedensfreunde.

Der bekannte englische Friedensfreund Stead hat in einem Aufsatze der Review of Reviews gefordert, daß Eng­land für jedes neue deutsche Kriegsschiff zwei englische baue. Das sei die einzig richtige Antwort auf das neue deutsche Flotteirprogramm. Auf dies bescheidene, außerordentlich zu­rückhaltende Flottenprogramm! Dabei vergißt Stead, daß sein Heimatland durch die Schaffung des großen Fürchte- nichts-Typs vorangegangen ist und damit dem ganzen inari­timen Rüstungsstreben neue Ziele gesteckt hat.

Noch zwei andere Tatsachen,' die das maritime Rüstungs­gleichgewicht betreffen, liegen vor. Der erste Lord der briti­schen Admiralität, Lord Tweedmouth, hat dieser Tage er­klärt, die englische Flotte müsse hinreichend stark sein, um Englands Uebergewicht zur See zu sichern; wenn das Mini­sterium große Forderungen zu stellen habe, müsse das Land sie unterstützen. Und der amerikanische Marinesekretär ver­langt für das Jahr 1908 nicht weniger als 28 neue Schiffe, die euren Gesamtkostenaufwand von 292 Millionen Mark er­fordern, darunter 4 Linienschiffe, von deren Schlachtwert man sich einen Begriff machen kann, wenn man erfährt, daß sie ohne Ausrüstung nur Schiffskörper, Maschinenanlage

SamStag, den 21. Dezember

Amtsblatt

für Pfalzgrasemveiler.

1907.

und Armierung je 39,9 Millionen Mark kosten sollen. Amerika will nach dem Jahresbericht des Marinesekretärs seine Stellung als zweitgrößte Seemacht nach England be­haupten. Neben diesen Plänen spielt die deutsche Flotten­vorlage die Rolle des Aschenputtels.

England und Amerika sind beides Länder mit stark aus­gebildeter Friedensbewegung. Unvergessen dürfte noch der in Amerika unter Vorsitz von Carnegie abgehaltene Friedens­kongreß sein, zu dem u. a. Minister a. D. v. Möller als Abgesandter des deutschen Kaisers erschienen war und auf dem Professor Münsterberg von der Harvard-Universität eine sehr geschickte Rede zur Verteidigung Deutschlands gehalten hat. Die Zeiten haben sich gewandelt. Früher ging das amtliche Deutschland nicht zu privaten Friedenskongressen, auch auf den: ersten amtlichen Friedenstage im Haag ließ es sich in die Rolle desFriedensstörers" drängen. In weiten nationalen Kreisen sah man noch vor fünf, sechs Jahren mit gleichmäßiger Verachtung auf alles, was auf ähnlichen Pfaden wie die österreichische Baronin Suttner wandelte, herab. Prof. Quidde, Dr. Molenaar und die an­deren deutschen Friedensfreunde wurden als höchst absonder­liche Schwärmer betrachtet. Man hat inzwischen gelernt zu unterscheiden. Man hat erkannt oder wenigstens ist die Erkenntnis im Vormarsche, daß inan so und so Friedens­politik treiben kann, daß eine Friedenspolitik zum Vorteile Deutschlands und zu seinem Nachteile gereichen kann, daß Haß und auch Liebe die Triebfeder sein können. Man hat erlebt, daß die eine Haager Friedenskonferenz als eine Nie­derlage und die andere als ein Erfolg deutscher Politik ge­wertet werden konnten. Man hat erlebt, daß in der Er­örterung der Friedensfreunde ein Mann, den man mit einigem Rechte als reinen Schwärmer glaubte ansprechen zu können, Dr. Molenaar (München) gegenüber irgend einer törichten ausländischen Meinung über die elsaß - lothringische Frage einen Standpunkt vertrat, der denn doch die tatsächlichen Verhältnisse von einer ganz anderen, richtigeren Seite er­kennen ließ. So etwas nehmen ausländische Friedensfreunde höllisch übel und es kommt dann leicht zu gehörigen Katz­balgereien.

Als Deutsche haben wir aber ein starkes Interesse dar­an, daß, wo nur immer Friedensfreunde aus Kongressen ver­sammelt sind, wo nur immer iu Zeitschriften oder Büchern Friedensfreunde ihre Ansichten von der besten Gestattung der Völkerbeziehungen entwickeln, auch die deutsche Ansicht zu Worte kommt, daß Gehässigkeiten zurückgewiesen, Unwahr­heiten und Entstellungen berichtigt werden. Alle deutschen Friedensfreunde machen das nicht in gleicher Weise. Es gibt eben solche und solche In einen Tops werfen darf man sie nicht mehr.

Der englische einflußreiche Friedensfreund Stead, der auch in Deutschland an amtlichen Stellen bekannt ist, ent­puppt sich jetzt als englischer Flottenagitator. Manche, die ihn von sanfterer Seite kennen, mögen das Wort von der Waterkant in ihrem Busen wälzen:Junge, Junge, wat hast du di verändert!" Aber vielleicht hat er sich gar nicht innerlich verändert. Vielleicht ist es ihn: immer selbstver­ständlich gewesen, daß die schönere, höhere Gestaltung des Völkerlebeus, die ihm vorschwebte, nie und nimmer eine Herabminderung britannischer Macht und britannischer Größe einschließen könnte. Eine solche Herabminderung wäre seinem englischen Gemüte eben nie als Herbeiführung eines voll­kommeneren Zustandes erschienen. Wir wollen heute nicht mit Herrn Stead rechten; im Gegenteil, wir halten diese neue Offenbarung über die Geistesverfassung eines der be­deutendsten englischen Friedensfreunde für außerordentlich wertvoll. So sieht es aus in Kopf und Herzen nicht nur englischer, sondern auch französischer Friedensfreunde! Mögen ihre deutschenKollegen" daraus lernen. Mögen sie davon abstehen, Deutschland anzuraten, leichtfertig mit Ablegung der stählernen Wehr und Waffen voranzugehen, mögen sie da­von abstehen, in Träumen' von künftigeren besseren Tagen ihr Vaterland in eine zweifelhafte, ungesicherte Stellung zu versetzen, mögen sie an ihrem Teile und hier ist gerade ihrer Aufklärungsarbeit eine Aufgabe gestellt dafür sorgen, daß der Friedensgedanke nicht als ein Mittel angewandt wird, um Deutschland wieder von anderen Völkern unter die Füße treten zu lassen oder es von der großen, völkerver­bindenden Straße des Meeres zu vertreiben. N. K.

HesteUnuge«

auf unser« ZeitungAns de« Ta««««"

für das 1. Quartal 1NV8

bitten wir baldmöglichst zu machen.

Tagespolitik.

Die Entscheidung des Streits im Flotten­verein, in dem sich jetzt der Vorstand des badischen Landesverbandes auf die Seite des bayerischen gestellt hat, ist bis nach Neujahr vertagt worden. Am 19. Januar findet in Kassel eine außerordentliche Hauptversammlung des Flottenvereins statt, vom Präsidium einberufen.

Ein Reichspetroleum Monopol empfiehlt die konservativeKreuz-Ztg." und führt zur Begründung ihres Vorschlages u. a. folgendes aus: Heutzutage leidet fast der gesamte deutsche Kleinhandel in Petroleum unter dem Druck des amerikanischen Privatmonopols und empfindet ihn nachgerade als unerträglich. Gegenüber einem Staats­monopol hat der Kleinhändler dagegen Rechte, insbesondere auf pünktliche Lieferung und bestimmte Qualität. Auch die Feststellung des Preises ist ihm bekannt und erfolgt auf Grund gesetzlicher Vorschriften. Gegenüber dem fremden Privatmonopol aber steht er nahezu rechtlos da. Und so ist es nicht zu verwundern, daß gerade aus den Kreisen des Petroleumhandels das Verlangen nach Einführung eines Reichspetroleummonopols laut wird.

In seinem Vortrage zu Ehren der Jahres­versammlung des Deutschen Museums hat Prof. v. Linde auf die Wichtigkeit von Salpetersäure und Kalistickstoff für die Landwirtschaft hingewiesen. Dem Berl. Tgbl. wird hierzu geschrieben: Deutschland besitzt in seinen Kolonien im Westen und Osten Afrikas Wasserkräfte, die zu den stärksten der Welt gehören. So wird die Wasser­kraft der Fälle des Pangani aus 150 000 Pferdestärken ge­schätzt. Die deutsche Landwirtschaft könnte mit Hilfe dieser Wasserkräfte ihren Bedarf an Kalistickstoff und Salpeter­säure decken. Die Vorbedingung zur Ausnutzung bedeutet aber immer wieder die Existenz der nötigen Verkehrswege, namentlich der Eisenbahnen.

Frankreich hat insofern einen Erfolg in Marokko errungen, als ihm die Geldnot des Sultans Abdul Aziz indirekt dazu verholfen hat, eine Kontrolle über die gesamten marokkanischen Staatsfinanzen zu erlangen. Die Gewährung dieses Rechts hatte Frankreich zur Bedingung für weitere finanzielle Beihilfen gemacht. Der Sultan Abdul Aziz mußte wohl oder übel in den sauren Apfel beißen. Dafür erhält er von Frankreich 150 Millionen Franks geborgt gegen die Verpfändung der restierenden 40'Z Zolleinnahmen, sowie aller übrigen Staatseinnahmen.

In England ruft die Fahrt der atlan­tischen Flotte der Vereinigten Staaten nach dem Stillen Ozean recht gemischte Gefühle hervor, was bei seiner eigenartigen Stellung zu Japan und Amerika ohne weiteres erklärlich ist. Die englischen Zeitungen äußern sich über die Fahrt und ihre Bedeutung sehr ver­schieden, aber hier wie dort ist man sich dessen bewußt, daß man es mit einem hochbedeutsamen Unternehmen zu tun hat.

Landesnachrichten.

Aktensteig, 90. Dezember.

* Bei der gestrigen Schultheißenwahl in Maichingen OA. Böblingen wurde Robert Burkhard, Bezirks- krankenkassen-Kassier hier gewählt.

js Aus dem Nagoldtal, 19. Dez. Einige Kirchenge­meinden rechts der Nagold haben in letzter Zeit große Auf­wendungen zur würdigen Ausstattung ihrer Gotteshäuser gemacht. So hat Gültlingen seine St. Michaelskirche im Lause des Sommers einer gelungenen Restauration unter­worfen. Stammheim und Simmozheim haben neue Orgeln angeschafft. Holzbronn und Neuhengstett erstellen neue Psarrerwohnungen und unterziehen ihre kleinen Kirchen einer gründlichen Erneuerung. Diese Opfer bringen die Gemeinden teils ganz aus eigenen Mitteln teils mit Unter­stützung des Staates.

' Zwerenberg, 16. Dez. Dieser Tage verließ Pfarrer Fischer nach 13 jähriger Tätigkeit seinen seitherigen Wirkungs­kreis, das Kirchspiel Zwerenberg, um sein neues Amt als Stadtpfarrer an der Aukirche in Heilbronn anzutreten. Vor­her versammelte sich noch einmal eine stattliche Zahl Männer und Frauen aus Zwerenberg und den Filialorten Hornberg, Aichhalden, Oberweiler, Martinsmoos und Gaugeuwald im Ochsen in Zwerenberg, um dem lieben Scheidenden und