Der Verband des russischen Volker hat au deu Zarru eine Adresse gesandt, iu welcher der vollständige Aarschluß derJadeuvou derDnma verlangt wird, damit riae echte russische Duma zu staube komme. Au deu Rand dieser Adresse habe der Zar geschrieben: .Mit Vergnügen gelesen.' — Die Zahl der Wähler für die dritte Duma beträgt iu Petersburg 87,981. Bei der Wahl für die letzte Duma Ware» eS noch 126,389 Wähler.
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AuS Casablanca wird unter dem 17. August gemeldet, daß spanische Trappen ausrücktru, um die ihuen angewiesrnru Stellungen in Augenschein za nehme». Sie kehrteu aber darauf wieder zurück, ohne von dem Rückmarsch Mitteilung zu machen. General Drude, der vou dieser Seite gedeckt za sein glaubte, hatte dort keine Wachen ausgestellt. Die Handlungsweise der Spanier rief hier einen peinlichen Eindruck hervor. Die Scharmützel dauern an, 2 vou 10 Stämmen boten ihre Unterwerfung au.
16 Marokaner Warden beim Waffeudiebstahl betroffen und getötet, mehrere andere gefaugeu genommen und erschossen.
Auch am 19. fand eiu Zusammenstoß französischer Truppen mit Arabrru statt. General Drudrs Lager wurde durch berittene Araber angegriffen. Ja militärischen Kreisen herrscht die Ansicht, daß eS sich bei diesem Angriff auf Casablanca um eine einfache Erkundigung der Eingeborenen gehandelt habe und daß daS GroS der Stämme 6 Kilometer vou der Stadt entfernt iu Grläudrfalteu verborgen sei.
Internationaler Sozialisten- Kongreß.
Ja der Kommisstou über den »Militarismus and die internationalen Konflikte', in welcher Frankreich durch JaursS, GueSde, Batllant, Hrrsö und Deutschland durch Bebel, v. Wollmar, Südekum und Sachse vertreten ist, hielten am Montag Nachmittag Bebel and Hervs große Reden.
Bebel erklärte die von der Mehrheit des französischen Sozia- listrnkougrrsseS in Nancy gefaßte Resolution vom deutschen Standpunkt auS für unannehmbar. Mau müsse mit dem Charakter deS deutschen Volkes rechnen; dem widerspräche jene Resolution. Die deutschen Regierungen wüßten auch ohnedies, daß iu der Armee zahlreiche'Sozialdemokraten stecken und richteten sich danach. Hervö verfocht leidenschaftlich seinen Standpunkt, daß die Sozialdemokratie um jeden Preis, sei eS selbst durch einen bewaffarteu Aufstand
und Bruch deS FahueueidrS Kriege verhindern müsse. , ,
^ , Weitere iEress-nt- Einzelheiten werben noch auS dem . Werks kämm?r konnte wieder 4 Arbeitern Ehren Rededuell berichtet : Bebel begann mit einer Auseinander- ! urkunden für langjährige Dienste bei ein und
älteste der Arbeiter ist
Lomdesnachrichten.
Att-risteig, 31. August.
* Keine militärische» Zioudtr-Veserveuöuuge» mehr.
Mit einer im allgemeinen nicht sehr bekannten eigenartigen militärischen Anordnung ist in diesem Jahre zum erstrumale gebrochen worden. Die Hebungen der Mannschaften der Reserve dauern in der Regel bekanntlich 14 Tage. Bei einer ausnahmsweise längeren Dauer wird dies strtS auf der EiuberufuvgSordre bekannt gegeben. Ja deu vorjährigen Bestimmungen für die Hebungen der Mannschaften deS BeurlaubtevstaudeS hieß es indessen: »Für Reservisten, deren AukbilduugSgrad eS wünschenswert macht, kann die auf 14 Tage festgesetzte UebuugSzeit nach dem Ermessen deS Generalkommandos und der obersten Waffenbehördeu bis auf 28 Tage verlängert werden." ES konnte also jedem Reservisten passieren, daß ihm am Schluß der Uebung eröffnet wurde, seine Ausbildung befriedige nicht, er müsse noch 14 Tage zur Uebung bleiben I Im allgemeinen wurde dies nur angewandt bei Leuten, die - während der aktiven Dienstzeit als Ordonanz, Schreiber, ! OffizierSbnrsche, Musiker nsw. tätig waren uud wenig Frontdienst versahen. Immerhin konnten in jedem Armeekorps 280 Manu zu solchen Soudrr-Rrsrrveübungeu heraugezogru werden. Diese Hebungen wvrdeu natürlich sehr unangenehm empfunden, zumal maucher »Sonder- rejervist" gerade ihretwegen seiae Stellung im Zivilberuf rinbüßeo konnte. Bii der Militärbehörde trafen denn auch deswegen sehr oft Beschwerden oder Befreiungsgesuche ein. Ob nun eiugesehen worden ist, baß durch diese Souder- Reserveübungen dir mangelhaft« Assbilduug Loch vtcht behoben wurde, oder ob mau den Beschwerden eine Berechtigung Anerkannte, die bisherigen Bestimmungen über die Reserveübuugeu enthalten keinen Hinweis auf die Sonderübungru mehr. Diese recht eigeuartigr militärische Anordnung ist ad acta gelegt worden.
* Ireudeustadl, 21. August. Die soeben zur Ausgabe gelaugte 6. Kurliste weist einen Fremde ob rstaud vou 8069 Personen auf.
I W-tlweik, 21. August. In einer der letzten Nächte wurde die Einwohnerschaft vou Feckerchauseu durch Frurr- lärm erschreckt. Ja der Scheuer eiueS Doppelhauses war Feuer auSgebrochrv, daS so rasch um sich griff, daß uichtS mehr gerettet werden konnte. Das Gebäude brannte biS auf den Grund nieder. Auch von dem Viehbestand sollen einige Stücke mitverbrannt sein. Die Besitzer, Kircheupfleger Ritter und Zimmermasn Sauter, find versichert. Die EatstehungSursache ist unbekannt.
ff Beuttiugeu, 21. August. Die hiesige Hand
setzuug der sprachlichen und kulturellen Verschiedenheiten und der TemPeramentSuutrrschiede der verschiedenen Völker.
ES sei einem Volke nicht gleichgültig, wer eS regiere. Er weist Hrrvs nach, daß seine These, die jeden Unterschied der westeuropäischen Nationen leugne, vou der Wirklichkeit abstrahiere. Aber auch praktisch sei HervsS These für die deutsche Sozialdemokratie unannehmbar, da mau sie wegen Hochverrat verfolgen und die legale Existenz der Partei unmöglich machen würde. Generalstreiks iu Hrrves Sinne uud gewaltsame Aufstände müsse er ablehnrv. Der deutsche Grurralstab vrrsolge mit Spannung HrrveS antimilitaristische Propaganda, die beinahe eine Kriegsgefahr bedeute, da manche Leute glauben, daß Frankreichs Verteidigung im Kriegsfall gefährdet sei.
Heree antwortet mit etwas burschikoser Heftigkeit. Er nennt Bebel den Parteikaiser und die deutsche sozialdemo- ! kratische Partei eine Abstimmaschiue uud Geldeiuvehme- !
Maschine. Ec ruft deu Deutschen Mangel au reoolutiovärrm i Gefühl vor and betont, daß er und seine Anhänger Gr- j fäuguiS uud Verfolgung auf sich genommen hätten. — ES ! verlautet, daß Jaurö! vou deu deutschen Tozialdrmokrateu i bereits überzeugt wurde, daß die Franzosen keine Aussicht haben, auf dem Kongreß ihrer in Narcy gefaßten R-solutiou ? . zum Siege za verhelfen, uud daß er mit der Mehrheit der ^ dannen. Franzosen zum Eutgegrukommea berr-t s->. ' "
Mau hält eS bereits jetzt für ausgeschlossen, daß der Kongreß eine Resolution im Siuur der extremen Anti- milttaristeu fassen wird, dir gesamte deutsche Partei steht - dem Standpunkt Herves feindlich gegenüber. Ihre Sinnesart j beleuchtet die folgende vou Bebel vorgeschlageur Resolution: s
Kriege zwischen Staaten, die auf der kapitalistischen Wirtschafts- ^ ordnung beruhen, sind in der Regel Folgen ihres Konkurrenzkampfes ; aus dem Weltmarkt, denn jeder Staat ist bestrebt, seine Absatzgebiete , sich nicht nur zu sichern, sondern auch neue zu erobern, wobei Unter- I jochung fremder Völker und Länderraub eine Hauptrolle spielen. Be- ! günstigt werden die Kriege durch die bei den Kulturvölkern im Inte- ' resse der herrschenden Klassen systematisch genährten Vorurteile des > einen Volkes gegen das andere. Kriege liegen also im Wesen des ' Kapitalismus; sie werden erst aufhören, wenn die kapitalistische Wirt- ' schaftsordnung beseitigt ist oder wenn die Größe der durch die mili- ' tärtechnische Entwicklung erforderlichen Opfer an Menschen und Geld ' die durch die Rüstungen hervorgerufene Empörung die Völker zur ° Befestigung dieses Systems treibt. Insbesondere ist die Arbeiterklaffe,
für langjährig demselben Meister vrrlrihru. Der Maler uud schon 31 Jahre bei seinem Meister. — Die seit 11. dS. vermißte 18jährige, hier tu Arbeit stehende, EmilieHaug vousG öuuiugeu, wurde iuLiudach als Leiche aus dem Echatzkaual gezogeu. Sie zeigte in letzter Zeit Aszeichea vou Schwermut.
ff Z«ffe»-a«se», 20. August. Daß bei der gegeu- wärttgeu warmen Jahreszeit viele Menschen die Wohltat eines erfrischenden Bades zu schätzen .wissen, ist bekannt, daß aber diese- Bedürfnis auch bet manchen Vierfüßlern vorhanden ist, hatten wir iu der Frühe deS gestrigen Sonntags zu beobachten, Gelegenheit. Kaum war nämlich der Pfrrdebestand deS Herrn Fuhrwerks- befitzers E. an den sogen. Strsßbruuuru zur Tränke getrieben, als eS sich eiueS der Pferde nicht nehmen ließ, sich der Länge nach indeuBruunrntrog zn legen, nun ein Bad zu nehmen. Allerdings machte das AuSstetgeu auS der Badewanne einige Schwierigkeiten, so daß, um dieS zu ermöglichen, die Hilfe zahlreicher Männer und sogar eine Winde notwendig war und der Brunueutrog umgrstürzt werden mußte. Wohlgemut und augenscheinlich neu gestärkt trabte der Badrlustigr von
* Stnttgad, 21. August. Im Zusammenhang mit dem Internationalen koztaltsteu-Kougreß dichtet daSBerliuerTageblatt der Stuttgarter Polizei eine ganz außerordentliche Findigkeit und Umsicht au; Las Gehirn eines Reporters arbeitet au solchen Tagen unermüdlich und was e>: nicht ergründen kann, das saugt er sich aus seinen höchsteigenen Reporters:ageru ; die harmlosen Fesselballon- über dem Berger Kurgarten (!) hatten,- dem Berichterstatter deS Berliner Tageblatts angetan; mau lese, setze sich aber vorher:
»Heber dem Festplstz schwebten zwei Fesselballons, iu denen die Polizeiwache installiert war, sie konnte vou dort oben den ganzen Wirseuplan übersehen."
Vielleicht bemüht der Herr Berichterstatter sich auf irgend eine Weise selber hinauf zu den Ballons; er wird schaudernd erkennen, daß sie nicht einmal ihn allein, viel
die'vorVw^ d?e mLL Optz ? wt--tger denn eine ganze Polizeiwach- zu tragen vermögen,
zu bringen hat, die natürliche Gegnerin der Kriege, weil diese im Wider- ! "" ^ M.-li«.«» -K--
spruch stehen mit ihrem Ziel: Schaffung einer auf sozialistischer Grundlage j ruhenden Wirtschaftsordnung, die die Solitarität der Völker verwirklicht. - Der Kongreß betrachtet es deshalb als Pflicht aller Arbeiter und ins- i besondere ihrer Vertreter in den Parlamenten, unter Kennzeichnung des Klassencharakters der bürgerlichen Gesellschaft und der Triebfedern
Au Intelligenz fehlt eS ja deu Berlinern auch nicht, aber daneben haben sie soviel Geist der Unfreiheit, soviel Polizeiliche Erziehung iu sich, daß sie sich eine Massenversammlung vou Sozialisten nur unter stärksten Polizeiaufgeboten, womöglich nur mit Kavallerie tu Bereüschaftsstrlluug denken
^ der nationalen Gegensätze, mit allen Kräften ! können. Solche Vorstellungen fitzen so fest in Preußischen
.. -.»-» - - ... - -- ----- - .. Jourualisteuköpfev, daß sie daun unter dem Gelächter vou
ganz Europa, diesmal sogar angesichts der Internationale unter dem der ganzen Welt, .rin paar ReklameballouS für lenkbare Polizrispitzcl-Lnftschiffe halten. In Berlin gibt'- ein netteS Wort im Jargon der Vorstädte: »Laß dir uich
die Rüstungen zu Wasser und zu Lande zu bekämpfen und die Mittel hierfür zu verweigern. Der Kongreß sieht in der demokratischen Organisation des Wehrwesens, das alle Waffenfähigen umfaßt, eine wesentliche Garantie, daß Angriffskriege unmöglich werden und die Ueberwindung nationaler Gegensätze erleichtert wird. Droht der Ausbruch eines Krieges, so sind in den beteiligten Ländern die Arbeiter und ihre parlamentarischen Vertreter verpflichtet, alles aufzubieten, um
uno iyrc parmmcniarylyen «errrcter vcrpsucyier, aues auszumeten, um i k...
durch Anwendung der ihnen am wirksamsten erscheinenden Mittel den I ^ustvallou überfahren l Ob das nun nicht den
Ausbruch des Krieges zu verhindern, und, falls er dennoch ausbrechen sollte, für dessen rasche Beendigung einzutreten
Berlinern um Land der Schwabenstreiche wirklich Passiert ist? I DaS ist der Fluch der polizeilichen Bevormundung
im hohen Norden: sie fordert unter deu Harmlosesten Opfer für die internationalen LachmaSkelu I (N T.)
ff Heistt«ge«, 21. August. Au der Delegierten- Versammlung deS BezirkSkriegerverbandeS Geislingen, die Montag Nachmittag im »GasthauS zum Grünen Baum' hier unter dem Vorsitze deS stellver- treteudeu BezirksobmaouS, Drückermeisters C. Haag, statt- fand, beteiligten sich 33 Vereine deS Bezirks, daS 82 Stimmen auf sich vereinigten, abwesend waren nur 4 Vereine mit 4 Stimmen. Bei der Neuwahl deS BezirkSobmaunrs wurde der seitherige Stellvertreter mit 48 Stimmen gewählt, zum stellvertretenden Obmann OberawtSwerkmrister Steiff.
ff Ketdenheim, 21. August. Eine eigenartige Wette wurde Hierselbst Abend zum AuStrag gebracht. Ein hiesiger Metzgrrmeistrr verpflichtete sich, dreiMäuuer im Gewicht vou zusammen 4^ Ztr. auf seinem Metzgerkarreu deu Galgeuberg hiuanfzu- ziehrv. Zum großen Gaudium brachte er es fertig uud gewann so die Wette.
ff Alk«, 20. August. Vor 8 Tagen wurden hier auf dem Weg vom Bahnhof biS in die Hirschstraße 1500 Mk. in Eiohlludertmarkschrineu, die sich in einem grauen Briefumschlag befanden, - verloren. Da ein Fund nicht augezetgt wurde, dürfte Fundunterschlagung vorliegen.
verschiedenes. In Sch neckrnweiler Gde. Bell- berg schlag der Blitz in dir mit reichen landwirtschaftlichen Vorräten gefüllte Scheuer des WirtS Hätrrich und äscherte dieselbe, sowie das unter einem Dach befindliche Wohnhaus vollständig ein. Das Vieh konnte gerettet werden. — Heute früh brach iu der Kaserne zu Weingarten Feuer a«S, daS glücklicherweise sofort entdeckt wmde uud von der Militärwache gelöscht werden konnte. — In letzter Woche verunglückte hier ein Dienstmädchen am SpirituShrrd durch eine Unvorsichtigkeit, indem eS Spiritus ins Feuer nachgoß uud dadurch eine Explosion der GpirituSflasche herbeiführte. Sie ist wenige Tage darauf im hiesigen Krankenhaus ihren Verletzungen erlegen. — Bei der Station Reicheubach wurde gestern mittag von dem Schnellzug, der 11.40 daselbst durchfährt, rin Eiseubahugrhilfr bei« Ueberschreitru der Gleise überfahren nud auf der Stelle getötet.
Prozeß Steirrdel.
Unter großem Andrang vou Zuhörern wurde Montag vor der Ferieustrafkammer II zu Stuttgart die Anklage wegen 4 Vergehen der fortgesetzten gefährlichen Körperverletzung und 2 Vergehen der Ber- brrcheuSbedrohuug gegen deu in Zwickan geborenen, hi«: wohnhaften 48 Jahre alten Musikdirektor Albt» Robert Steiudel verhandelt. Zur Verhandlung waren 20 Zeugen und 2 Sachverständige geladen. Die Anklage besagt, Steiudel habe im Laufe der letzten 10 Jahre hier seine leiblichen Kinder: den 14 Jahre alten Albiu Steiudel, geboren am 21. April 1893, den 17 Jahre alten Bruno Steiudel, geboren am 27. April 1890, den 15 Jahre alten Max Steiudel, geboren am 3. Dez. 1891, in zahllose» Fällen mit gefährlichen Werkzeugen, deu Sohu Aldtu auch mit einer das Leben gefährdenden Behandlung vorsätzlich uud rechtswidrig körperlich mißhandelt uud an der Gesundheit beschädigt, indem er ihnen teil- mit dicken Mrerrohrev, viereckigen Linealen, einem Schiefertafelrahmev, Spazier- ßöckrn, einem Wrllholzstock, dem Albiu auch mit einem Krug, schmerzhafte Schläge auf Hände uud Arme versetzte, dem Albiu häkfig auch im höchsten Zorn mehrfach mit einem dieser Werkzeuge 20—25 Streiche auf einmal auf das entblößte Gesäß versetzte, sodaß die Kinder furchtbare Schmerzen erlitten, Albiu sogar blutende uud eiternde Wunden am Gesäß davovtrua. Insbesondere habe Steiudel, zufolge der Anklage, im April 1906, deu Albiu mit einem Wrichsrlstock derart auf beide Füße geschlagen, -aß sie hoch aufschwolleu, auch etwa im Jahre 1904 einmal ihn einige Sekunden laug mit dem entblößten Gesäß gegeu deu geheizten eisernen Ofen gedrückt, sodsß der Knabe furchtbare Brandwunden davontrng uud ber Gefahr einer daS Leben bedrohenden Hautverbreuuung auSgrsetzt wurde, ihm auch kurz nachher auf daS entblößte, mit Brandblasen bedeckte Gesäß mit einem Kehrbesen heftige Streiche versetzt» die furchtbare Schmerzen und starken Blutverlust verursachten. Im Herbst 1906 habe er dem Knaben ferner deu Arm derart ans Klavier geschlagen, daß er hoch aufschwoll, uud ihn mit dem Geigenbogen ins Gesicht g: stapft, wodurch ein Blaumal ent- ! stand, asch im Jan. 190? au Albiu und Bruno einen mit Eiseu- rilllage versehenen schweren Spazierstock abgeschlagen, auch de»
- Albiu mit den Fingernägeln in Arm und Bauch gezwickt, sodaß i er durch die Uureiultchkeit der Nägel iu Gefahr geriet,
: giftige Wunden zn bekommen, ihm auch Stecknadeln iu dm I Arm gesteckt uud mit einer Zange in die Füße gezwickt, i Auch habe Steiudel am 14. April 1907, dem KovfirmationS- f tag seiner Söhne Albiu und Max, diesem letzteren mit einem ! Lineal schmerzhafte Schläge auf den Kopf versetzt. Ebenso j habe er mehrmals sein« Ehefrau mit einem Stock derart ge- i schlagen, daß sie Wunden am Kopfe und Anschwellungen ; au deu Armen davoutrug. Endlich habe Steiudel am ! Sonntag den 28. April 1907 dem Albin, um ihn eluzu- schüchteru, gedroht: »Weuu du morgen früh nicht- kannst, i du Schuft, du Hund, dauu schlage ich dich tot I" DeS- ! gleichen im Oktober 1906 dem Bruno zugerufev: »Du Schuft, du gehörst erdrosselt!'
Nach dem Ergebnis der Voruntersuchung war dem Stadtpolizriamt seit mindestens einem Jahre genau bekannt, daß Steiudel seine Kinder iu gavz unglaublicher Weise anS- nütze uud barbarisch mißhandle, auch seine Iran schlage, eS wurde ihm deshalb am 29. September 1906 eine Ber- ' Warnung erteilt, die aber keinen Erfolg hatte. Erst als di«