demokratischen , Bolksstimme" eine Haussuch­ung vor. Es wurde nach dem Original der Momentauf­nahme eines ClicheeS gefahndet, welches dieVolksstimme' heute veröffentlicht hat. Dtc Aufnahme stellt die H i u- richtung von 6 wegen Ermordung eines Farmers in Gibeon (Deutsch-Südwestafrika) zum Tode verurteil­ten Negern dar. DerGeneral-Anzeiger" rechtfertigt daS Vorgehen der Staatsanwaltschaft; daS Original sei dem Eigentümer gestohlen worden und die Staatsanwalt­schaft sei daher berechtigt, gegen Dieb und Hehler mit den gesetzlichen Mitteln vorzugehen.

* München, 22. Jan. Heute abend fand hier im großen Münchener Kindlkeller die seit langer Zeit geplante nationale Kundgebung der Studentenschaft München- statt. Fast sämtliche Professoren und Studentenverbindungen der hiesigen Hochschulen abge­sehen von den katholischen Verbindungen nahmen au der Kundgebung teil. Lange vor Beginn war der Riesen- saal bis auf den letzten Platz von akademischen Bürgern besetzt; eS mochte» au 34000 erschienen sein. Professor Dr. Sigmund Günther und der bekannte Afrikareisende Karl Schillings hatten die Referate inue.

* AürnVer-, 24. Jan. DaS allen Besuchern unserer Stadt bekannteBratwurstglöckleiu" ist jetzt durch Kauf in andere Hände übrrgegangen. Obwohl der Wert der Gebäulichkeiten kaum auf einige tausend Mark auzu- schlageu ist, beträgt der Kaufschilliog 131 000 Mk.

' Pirmasens, 21. Januar. Der Rentamtmann Rud. Werle, der um der Strafe wegen bedeutender Beruu- treuuugru zu entgehen, sich erschoß, stand im Alter von 68 Jahren. Am Freitag früh kurz nach Beginn der Burraustunden erschien auf dem Rentamte ein Beamter der Regierung, um eine Revision der Kasse vorzuuehmen. AIS der Rentamtmann, der sich noch in seiner Wohnung befand, von dem Eiutnffeu des Beamten hörte, begab er sich auf sein Jagdgebiet bei GerSbach. Ja einem Gehölz schoß er sich eine Schrotladuug in den Mund. Erst am andern Lag wurde die Leiche aufgefunden. Sie bot einen ent­setzlichen Anblick. Zwei Briefe fanden sich vor. Der eine ist au seine Frau gerichtet und Werle nimmt darin von ihr und seinen Angehörigen Abschied und bittet sie um Ver­zeihung. Der andere Brief, der au seine Vorgesetzte Be­hörde adressiert war, soll daS Geständnis der Unterschlagung von 100,000 Mark enthalten. Werle war seit 20 Jahren Vorstand drS hiesigen Rentamts und genoß als Beamter wie in der Gesellschaft große- Ansehen.

* Araukfurt a. M-, 23. Januar. Auf Einladung der hiesigen Abteilung der Deutschen Kolonialgesellschaft hielt Gouverneur v. Ltadequist heute abend vor zahlreicher Zuhörerschaft einen Bortrag über die deutschen Kolonien, besonders über Deutsch-Südwestafrika.

* Blaue« i. M, 23. Jan. Wie der Bogtl. Anz. aus Mylau meldet, ist heute früh die mechanische Kamm-

. garuweberei von Gebrüder Chevalier nieder- gebrannt. 200 Arbeiter fiad dadurch brotlos geworden. Ein späteres Telegramm meldet, daß 2 Arbeite­rinnen in den Flammen umgekommeu find und 1 Weber schwer verletzt wurde.

* Berlin, 23. Jan. Der Frost in Berlin und Um­gegend hält an. An einzelnen Stellen v »zeichnete man heute 23 Grad Celsius Kälte. Das Barometer stand 384 Millimeter. AuS allen Teilen deS Reichsgebiets liegen Meldungen über tiefe Fröste und TodeSfällle durch Erfrieren vor.

Ausländ isches -

* Lemverg, 23. Jan. Vor mehreren Tagen weigerten sich die ruthevlschrn Studenten bet der Immatrikulation in der hiesigen Universität, daS Gelöbnis in Polnischer Sprache zu leisten. Heute mittag drangen etwa 200 rn-

thenische Studenten mit Stöcken und Knüt­teln bewaffnet in die Anla der Universität, wo gerade eine Promotion stattfinden sollte, ein, zer­störten ringSumher alle Einrich taugen, die Porträt- der Rektoren und die Gaskandelaber und setzten in den Nebeuräumen, in dem Universttätsbureav, in de» Hörsälen und den Korridoren daS ZrrstSraugswerk fort, zertrümmerten die Fensterscheiben und schichteten im TrrPpeu- hause auS den Hörsälen herbeigeschleppte Bänke auf. Der Universitätssekretär erhielt durch Stock­hiebe mehrere schwereBerletzuugen am Kopfe. Die Exzedenten weigerten sich, ihre UaiverfitätSlrgitimatiou abzugeveu. AIS Polizeibramte am Eingangstor erschienen und die Rädelsführer verhaften wollten, erklärten sich 150 Studenten bereit, sich auf daS Polizeirevier zu begeben wo sie einem Verhör unterworfen wurden.

* N«dapest, 23. Jan. Wie hiesige Blätter melden, wird der Minister deS Innern, Graf Androssy, ebenfalls seine Demission geben, weil er beharrlich die Notwendig­keit betonte, Polovyi müsse seine Ankläger vor Gericht zur Verantwortung ziehen, und somit die Veranlassung zu Polonys Rücktritt gegeben habe. Andererseits geben die Blätter der Hoffnung Ausdruck, daß Graf Au- drassy nicht aus dem Kabinett austreteu werde, da dirS die Koalition gefährden würde.

* Baris, 23. Jan. Die Armerkommisfion wird bei der Regierung den Antrag stellen, die wegen ihrer Stellungnahme io der DreyfnS-An gelegenh eit ans dem Heere auSgestoßeueu Offiziere der Re­serve- und Territorialarmee, besonders daS Kommissions­mitglied Reioach, wieder in ihre Stellungen eiu- z u s e tz e n.

* Bonr, 23. Ja». Die Agevcia Stefani meldet auS Kovstantiuopel: Der italienische und der franzö­sisch e Botschafter haben gestern der Pforte eine gleich­lautende Note überreicht, in der angekündigt wird» daß religiöse Aastalten, die der Dominikaner-Mission in Kou- Kantiuopel und Smyrna und der FravziSkavrr-Misfiou in Tripolis und Cyreuaika gehöre», endgültig unter den Schutz Italiens übrrgegangen find.

* Kopenhagen, 23. Jan. Die meisten dänischen Blätter begrüßen den deutsch-dänischen Vertrag betr. die Optanteufrage mit Freuden und bezeichnen denselben als d«S bedeutendste Ereignis in der Geschichte zwischen Dänemark und Deutschland seit 1864, daS die Möglichkeit io sich trage, eine Scheide zwischen der Vergangenheit und der Zukunft zu bilden. Der Vertrag werde einstimmig große Zufriedenheit im dänischen Volk Hervorrufen.

* Belers-«r-, 23. Jan. Der Telegraf meldet auS verschiedenen Gegenden deS Reiches andauernd große Kälte bis zu 35° Reaumnr. Wegen Schnee­verwehungen können die Südbahozüge nicht verkehren. Der Hafen vou Odessa ist zugesroren, so daß darin liegende Dampfer einem Dampfer, der in der Nähe vou Odessa Schiffbruch erlitten hatte, nicht helfen konnten. Zahl­reiche Todesfälle durch Erfrieren werden ge­meldet. Die Schulen find in verschiedenen Städten ge­schlossen.

* Madrid, 23. Jan. Gestern brach in Valencia rin Streik der Oktrotbeamten auS. Eine große Volksmenge benutzte die Gelegenheit zu einer allgemeinen offenen Schmuggelei. DaS Einschreiten der Truppen verursachtebl otige Tum ultszeuen, wobeimehrere ZollhäuSches eiugeäschert wurden.

* Tanger, 23. Jan. Die Wiederaufnahme der Operationen gegen den Stamm der Beni Msaur, zu denen Raisult flüchtete, bestätigt sich. Die durch andere Truppen verstärkte Mahalla soll heute ein entscheidendes Gefecht unter Teilnahme des KriegsmimsterS liefern.

Vermischtes.

Allerlei. DaS Berl. Tagrbl. meldet auS Freiwaldau: Der 65jährtge Bergsekretär Gaozke auS Klein-Kanschitz wurde iu der Nähe deS AaSflagSortes Bibertetch tot auf- grfuuden. Er war erfroren. Sein Sohn, ein Zivilgromrter wurde schwer verletzt iuS Krankenhaus gebracht. Au seinem Aufkommen wird gezweifelt. Wolfsplage herrscht in Spanien. Bei El Ferrol ereignete sich ein grausiges Vorkomm­nis. Eine Bettlerin, die ihr 4jähr. Kind bet sich hatte und einen vollen Brotsack trag, maßte einen Steg überschreiten. Sie brachte erst den Gack auS andere Ufer. Unterdessen er­schien ein Wolf und fraß das Kind auf. Ja Steißlingen in Baden explodierte eine Zigarre beim Rauchen. De« Raucher, einem 75jährigeu Manne, wurden die Finger der rechten Hand weggerisseu. Uebrr die Ursache muß eine Untersuchung näheres ergeben. Der französische Konsul DrspessailleS iu Lissabon ist nach Veruntreuung von 70000 Fr. verschwunden. Ja Waldktrcheu iu Bcyeru sind viele Häuser eiugeschoeit. Der Schnee liegt bis zu 4 Meter hoch. Bet Gschnonn in Südtirol ist eine ganze Berg­lehne iu Bewegung. Die rutschende Masse ist 225 Meter breit, 1600 Meter lang und 8 Meter hoch. Der Wald ist der Vernichtung preiSgegeben und viel Holz wurde ver­schüttet. Ja München schoß iu einem Hotel ein Offizier seiner Ehefrau eine Kugel durch den Kopf und brachte sich selbst einen Schuß iu den Kopf bei. Die Frau ist lebeus- gefährlich, ihr Gatte leichter verletzt. Ja Nürnberg stürzten sich die beiden Schwestern Privatiereu Htssel von ihrer Wohnung im 3. Stock iu den Hof hinab und waren beide sofort tot. Als der Wagen des ZecheudirektorS Brenner iu Essen einen Eisenbahuübergaog auf der Straße Esseu-Botrop passierte, wurde der Wagen vom Zuge erfaßt und vollständig zertrümmert. Direktor Brenner wurde schwer verletzt. Der Kutscher, der unverletzt war führte die Pferde in den Stall und erhängte sich.

8 Die hohe Zahl von 108 Iällea non Iah»evfi«cht hatte im letzten Jahre die 16. (ryemische) Division aafza- weiseu. Um dem Uebel zu steuern, sollen nach einer Er­klärung des Vorsitzenden des Kriegsgerichts Trier die schärf­sten Strafen verhängt werden.

8 Daß ei« Türke aus Ko«sts«tivopek «ach Aerki« kommt, «m -e« deutsche« Kaiser eiae Bittschrift z« überreiche«, ist noch nicht oagewkseu, soeben aber, wie das Berl. Tagdl. meldet, geschehen. Vor dem Schlosse erschien ein Türke, der beim Borübrrfahren der Kaiserin und drS Kaisers seinen Tarban und eine Bittschrift schwenkte und dabei laut rief:Imperator tschok yosch l' (Es lebe der Kaiser.) Polizeibeamteu führten ihn ins Schloß, wo er seine Schrift einem Hofbeamte» überreichen konnte. Der Manu ist ein klein asiatischer Sägewerks bescher, der durch den Günst- ling des Sultans, Jppet-Pascha, um sein Unternehmen be­trogen sein soll. Der mehr als 70jährige Hussein hat, da er beim Sultan kein Recht bekommen konnte, mit seinen letzten Mitteln die Reise nach Berlin unternommen, da Ka.ser Wilhelm II. seit seinem Besuche in Damaskus als Retter aller Bedrängten iu der Türkei gilt. (Der Kaiser hatte damals den Mvselmavueu seinen Beistand versichert.) Natürlich kann sich der Monarch nicht in die türkische Justiz eikmischeu, aber es wird sich hoffentlich eine Gelgeuheit finden, ihm za helfen resp. befiehlt der Sultan jetzt auS freie» Stücken eine Untersuchung.

Koukurfe.

! Rudolf Wiedmann, Malermeister in Kleineislingen. Franz

: Spieß, Kaufmann in Heilbronn.

j Verantwortlicher Redakteur: Ludwig Lank, Mensteig.

! ßedenket der hungernde« Vögel!

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Stellv. Gerichtsvollzieher.

Den 24. Januar 1907.

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