griffen als nach realen Interessen und nationalen Zielen nehmen.
Obgleich rS für Kaiser und BundrSfkrsten nicht Katholiken und Protestanten, sondern nur schlechtweg Deutsche gibt, die de« gleichmäßigen Schutz der Gesetze genießen, besteht doch die stärkste Partei im Reichs- t a g ausschließlich aus Katholiken. „Für Wahrheit, Freiheit und Recht" steht im Programm des Zentrum-. Ist eS aber wahr, wenn es in dem Aufruf der rheinischen ZeotrumSPartei heißt, iw Hintergrund laure rin neuer Kulturkampf? Im Paritätischen Deutschland geht es der katholischen Kirche wohlrr, als in manchen katholischen Ländern, und kein Vertreter der verbündeten Regierungen denkt daran, die Parität aufzuhebev, die Gewissensfreiheit zu verletzen, die katholische Region zu bedrängen. Jo jener Behauptung dient die Religion nur als Mittel zum Schutz politischer FraktionSiuterressro.
Obgleich eS ferner keinen Staat gibt, der ehr für die Gegenwart und Zukunft der Arbeiter, für ihre materiellen und geistigen Bedürfnisse getan hätte, als das Deutsche Reich, obgleich die deutschen Arbeiter die bestgebildeteu der Welt find, halten doch Millionen bewußt oder als Mitläufer zu einer Partei, die den Staat und die Gesellschaft von Grund aus umwälzeu will. Bon solchem Druck muß daS deutsche Volk sich freimachen. Der Literale, der Städter und der Laudmaun, ist daran nicht weniger beteiligt als der Konservative. Mögen die Verhältnisse in den einzelnen Wahlkreise» noch so große Verschiedenheiten aufweisrn, die Parteien, die am 13. Dez. zur Seite der Regierung standen, werden von vornherein im Auge zu behalten haben, waS sie damals einigte: Der Kampf für Khr und Hut der Aatiarr gegen die Sozialdemokraten, Uoke«, Welfe« «ad das Jeutrum. Ich stelle die Sozialdemokraten voran, weil jede Niederlage der Sozialdemokratie eine Warnung für ihren blinden Neber- mut, eine Stärkung des Vertrauens in den ruhigen Fortschritt unserer inneren Entwicklung und eine Befestigung unserer Stellung nach außen wäre, und weil dadurch zugleich die Möglichkeit erschwert würde, daß eine bürgerliche Partei mit Hilfe der Sozialdemokratie eine dominierende Stellung gegen die anderen bürgerlichen Parteien einvimmt.
Der Reichskanzler Fürst Bülow."
Au den Vorstand des ReichSverbaodS gegen die Sozialdemokratie, z. H. deS Herrn Geueralleutoaut v. Liedrrt,
Exzellenz, Berlin.
Tagespolitik.
Die LaudeSwahlkommissiou für die Proporztoualwahleu zum Landtag gibt die Wahlvorschläge der 5 Parteigruppen für die beiden LaudeS- wahlkreise bekannt mit dem Bemerken, daß iu beiden Laudes- wahlkreiseu die Wahlvorschläge der Deutschen Partei, der Konservativen und des Bauernbundes einerseits und diejenigen der Volkspartei und der Sozialdemokratie andererseits alS verbunden bezeichnet wurden. Die verbundenen Wahlvorschläge find bekanntlich bei der Verteilung der Abgeordnetensitze unter die Wahlvorschläge, jedoch nur den anderen Wahlvorschlägeu gegenüber, je alS rin einziger
Wahlvorschlag aozuseheu und zu behandeln.
* *
Der bayerische Verkehr-minister hat für die pfälzischen Eisenbahnen die Einführung der 4. Wageuklasse nunmehr genehmigt. Im übrigen Bayern erhält die neue Klasse die Bezeichnung 3b.
* M
Zu der Wahlkundgebung deS Reichskanzlers schreibt daS Berliner Tageblatt unter anderem: .Es fehlt in kulturellen Fragen an jedem liberalen Zuge- stäuduis. Wir hören kein Wort davon, daß der klerikale
M L.s.frucht. M
Dem Scheine traut der Tor,
Blick tiefer und genauer:
Der eine trägt den Flor,
Der andre tragt die Trauer.
Das Fmsthaus im Teuselsgruud.
Detektiv-Roman von F. EduardPflüger.
(Fortsetzung.)
.Das wäre ja eine ganz neue Wendung anarchistischer Attentate, mein verehrter Genosse Schriftführer. Gewöhnlich seid Ihr Lumpen so feige, daß Ihr den untergeordnestev Elementen den Mordauftrag gebt, weil Ihr Eure Haut uicht zu Markte tragen wollt."
.Nun denn, ich sehe, wir kommen so uicht weiter, ich will mich Ihnen vollkommen entdecken."
Damit riß er mit schnellen Griff die MaSke vom Gesicht und zeigte seinen Gegnern den fein durchgeiftigen Kopf eines ManueS auf der Höhe der Gesellschaft.
Brritschwrrt starrte ihn mit Wem Ausdruck höchster Ueberraschung au und rief daun:
.Sie, Professor Lamprecht, einer unserer genialsten Chemiker, Sir find Anarchist, Sie find das Haupt dieser Baude? Nun, da scheitert mein Verstand, das hätte ich nicht erwartet, das ist die größte Ueberraschung meines Lebens.*
Auch Recheubach blickte fassungslos den Professor au.
„Nun, meine Herren?"
Er senkte deu Revolver. In demselben Augenblick faßte Rrchenbach nach der Hüfte und Professor Lamprecht hob seine Waffe wieder.
.Hände a»f deu Tisch, meine Herren, oder wir find alle deS Todes und Sie wissen, nachdem ich mich Ihnen eröffnet habe, daß es keinen anderen AuSweg mehr gibt, als daß Eie meine Bedingungen erfüllen oder mit mir
, Druck, der heute uicht bloß auf der preußischen Volksschule, sondern auf dem ganzen geistigen Leben deS deutschen Volkes lastet, beseitigt oder auch nur gemildet werden soll. Unter diesen Umständen kann es wirklich die liberalen Wähler nicht locken, daß sie zu einer konservativ-liberalen i Koalition mithelsen sollen, und erst recht nicht, wenn sie ' hören, daß der Reichskanzler noch immer die stille Hoffnung hegt, doch wieder mit dem Zentrum avbändelu zu können. Der entschiedene Liberalismus muß daran fest- halten, daß der Wahlkampf gegen Zentrum und Reaktion geführt werden maß, wenn die Wahleu eine Besserung der politischen Lage im deutschen Reiche bringen sollen."
Die Wünsche der Industrie für 1907 erhalten in dem Bericht der Essener Handelskammer Ausdruck: Es wird darauf gerechnet werden müsse», daß die Regierung eS sich wird angelegen sein lassen, bei den weiter i in Aussicht gestellten Abmachungen handelspolitischer Art daS Interesse der Industrie nachdrücklicher als bisher zu wahren und weitere Schwierigkeiten von unserer Industrie fernzuhalten. DieS zum Ausdruck zu bringen, erscheint namentlich mit Rücksicht auf die Neuordnung unserer Haudels- vertragSverhältnissr mit Nordamerika angezeigt. Es muß auch auf die Schwierigkeiten hingewiesen werden, die dem Absatz deutscher Waren iu englischen Kolonien bereitet wer- s dev. Aber uicht nur auf dem Gebiete der äußeren, sondern ; auch auf dem der inneren Handels- und Berkehrspol tik > wird die Regierung Entgegenkommen beweisen müssen, weuu j das Blühen und Gedeihen unserer gewerblichen Tätigkeit s wie unsere- wirtschaftlichen LebeuS überhaupt gewährleistet - werden soll. Der Hauptpunkt, an dem hier eingesetzt werden s
muß, ist die Eisenbahn- und Wasserstraßeupolitrk. '
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Neue Beränderungeu haben in der Kolo- ,
nialabteilung io Berlin stattgefunden. Es wurden !
' Versetzungen oon Hofräteu, Regis.ratoreu usw. vorgeoommeu.
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Dem König von Serbeiu, der seinem Volke nicht tatkräftig genug ist, soll das neue Jahr nichts gutes bringen. Man spricht, wie deu Leipz. N. Nachr. geschrieben wird, in gewissen Belgrader Kreisen (darunter wie bei der Ermordung deS Königs Alexander Offiziere) davov, deu König Peter abzusetzeu und Serbien einen urueu König zu gebe» ober zur Republik zu mache». Die Verschwörung soll Tatsache sein. Aageblich faßten die Verschwörer deu 'Plan, einen englischen oder deutschen (!) Prinzen zum Köaig ^ zu wähle». Natürlich hat daS ebenso wenig Aussicht auf Verwirklichung, wie die Mächte ihre Zustimmung zu einer serbische» Republick geben würde». Auch der uneheliche Sohn König Milans wird als künftiger König genannt. DaS europäische Publikum wird vielleicht über diese neueste» Meldungen aus Serbien ickgläubig die Köpfe schütteln, aber der Belgrader Berichterstatter glaubt versichern zu könne», daß ia der Tat eine abermalige bedeutsame Umwälzung im Zuge ist, die zwar bis heute über das „theoretische Stadium" noch nicht hinaus gediehen ist, deren Umsetzung in die PrsxiS aber nur mehr eine Frage der Zeit ist und zwar soll Europa schon innerhalb der nächsten drei oder vier Monate damit überrascht werden. — Wie nachträglich verlautet, wurden bei deu l.tzlru Kundgebungen gegen das Aoleihegesetz vor Skupschtina 10 Studenten erschossen und 12 schwer verwundet, was die Erbitterung in der Be- ! völkeruug wesentlich steigerte. Auch bestehen zwischen dem; Köoig und dem Kronprinzen ernste Zwistigkeiten, da der König befürchtet, der Kronprinz werde sich zu einem Handstreich gegen ihn gebrauchen lassen. ,
. * * '
In Bulgarien find die Eiie-rbahnaugestellteu! wegen Ntchtbewilliguug einer Lohnerhöhung und wegen deS ! ' von der Sobravje angenommenen Gesetzes, das Ausständige
sterben. Der einzige Stern, der mich führte iu meinem freudlosen Dasein, ist diese junge Dame. Ich liebe sie ^ mit der ganzen Kraft, deren ein Man» fähig ist und ich j bin überzeugt, daß ich Sie errungen hätte, wen» nicht Sie ^ Recheubach, sie betört hätten, denn seit Hertha Sie gesehen, j find alle meine Bemühungen fruchtlos."
»Ich habe Ihnen nie Gelegenheit gegeben, so zu sprechen," rief Hertha und in ihren schönen Augen glomm daS Feuer des UumutS.
„Ich weiß eS, mein gnädiges Fräulein, aber haben Sie je einen hoffnungslos Liebenden gesehen, der uicht doch gehofft hätte? Paradox nicht wahr? Nun weiß ich, ^ daß Sie mir verloren find, aber ich weiß such, daß Sie i diesem da verloren find, denn er wird daS erklärte Mitglied eines Anarchistenklubs uicht zu seiner Gattin machen."
.Vielleicht irren Sie sich, Professor Lamprecht," sagte Recheubach ernst, „die große Liebe verzeiht alles."
Eiu unheimliches Lachen klang vom Munde des Professors.
,Nuu denn, meine Herren, so habe ich nichts mehr hier zu tun, ich kenne kein schöneres LoS, alS mit diesem herrlichen Mädchen zu sterben, mag denn mein Genosse die Mine entzünden. Ah! ... Ah!"
Eiu lauter Schrei und die erhobene Pistole fiel auf die Erde. Der baumstarke Kluge hatte die einzige unbewachte Sekunde benutzt und war dem Anarchisten an die Kehle gesprungen. Wenige Ausblicke darauf hörte mau das metallische Einschnappen der Handschellen und Professor Lamprecht lag wehrlos am Boden des Zimmers.
XI.
„Kluge, Sie wissen ja mit solchen Dingen Bescheid," sagte Breitschwert, nachdem sich die Aufregung, die sich bei der Verhaftung LamprechtS aller bemächtigt, gelegt hatte, „gehen Sie hinaus, umschleichen Sie vorsichtig daS Haus und zerstören Sie die Miue'I
mit Entlassung und Verlust der Pension bedroht, in deu allgemeinen AuSstavd getreten. Es find militärische Maßnahmen zur Verhütung von Ausschreitungen verfügt worden. Der Verkehr wird teilweise durch Pioniersoldatrn aufrrchterhalte». Die Eisenbahubeamtev, die Reservisten sind, find zu Waffenäbungen einberufen worden und sollen
auf diese Weise zur Dienstleistung gezwungen werden.
* *
Im Westen der Bereivigrea Staaten nimmt die antijopanische Bewegung stark zu; einige Blätter predigen sogar den Aufruhr für den Fall, daß sich die Bundesregierung mit dem japanfreuvdlichen Staudpuukte des Präsidenten Roosevelt für solidarisch erklären sollte.
LandesnachrichLen.
-n. KVHanse«, 3. Ja». In hiesiger Gemeinde wurden im letzten Jahr zusammen 39 Kinder geboren. Gestorben sind 16 Erwachsene und 9 Kinder. 19 Paare ließen sich bürgerlich und kirchlich traue». Die Korfirmatiou wurde Wurde au 14 Mädchen und 6 Knaben vorgeuomme».
ss Aagold, 3. Jan. Bou den 28 Wirtschaften am hiesigen Platz find gegenwärtig nicht weniger alS sieben, daS find 25»/o feil.
ss Nagold, 3. Januar. Ja Wildberg kam das 8jährige Söhncheu des Schneiders B. beim Schlitteufahreu unter eiu Fuhrwerk und wurde schwer verletzt, so daß an seinem Aufkommen gezweifelt wird.
(Korr.) Eine heitere, für den Beteiligten zwar unangenehme Geschichte, die beweist, daß die Schwaben- Streiche noch nicht eufhöreu, trug sich iu Aöstuge« OA. Nagold z . Es hielt sich daselvst eiu Z geuuerpaar noch in der Abenddämmerung auf. Der Zigeuner verhandelte mit der hohen Octspolizei iu einer Wirtschaft über Nachtquartier, während d-ssen seine Ehehälfte auf gewohnte Art ihre Taschen za bereichern suchte. Es stand uicht lauge -a», kam eiu dortiger Bürger in die Wirtschaft und forderte den anwesenden Polizeidtener auf, die inzwischen gekommene Zigeunerin nebst ihrem Complizen wegen Diebstahl zu verhafte», da seine Frau nach unbemerktem Besuch der Zigeunerin 12—13 Mk. vermisse. Der Polizeidiener noch tu Civil und vermutlich bei Hauptmauo vou Köpenick Schule gemacht, daß der Mensch nur iu Uniform Autorität besitzt, begab sich sofort nach Hause, um sich in zweierlei Tuch zu werfe» und auch zugleich an höherer Stelle seine kriminalistischen Kenntnisse zu erweitern. Wieder in der betreffenden Wirtschaft angrkommeu, verhandelte er mit dem Zigeuner (dessen Ehehälfte indessen daS Weite sachte) nahm ihm seine Papiere und zugleich sein Ehrenwort ab, daß er sich morgen früh 8 Uhr auf dem Rathaus zu melde» habe. Des ZigeunerS Ehrenwort hielt uicht lauge au, denn alsbald verschwand auch er und konnte trotz Zuruf und Erinnerung nicht mehr etngrholt werden. Der Zigeuner soll außerdem schon steckbrieflich verfolgt sein. Wie nachträglich verlautet, soll der Ortsarrest nicht iu einem Z stand gewesen sein, der eS gestattete, die beiden zu internieren uad sollen diese Zeilen auch der Aufsichtsbehörde Veranlassung gebe», solche» Zuständen vorzudeugen.
Nfahgrafesrveikk, 2. Januar. (Korr.) Der hiesige Schützeuverrtu hielt gestern seine Weihnachtsfeier mit Gabeuverlosuug im Gasthof zum Schwanen ab. Wie gewöhnlich wechselten Couplet- und Theaterstücke iu der heitersten Weise. ES würde zu weit führen, all das Gebotene und Geleistete au dieser Stelle zu erörterr, doch waren die Theaterstücke .Der Diener als Arzt", .Der Hauptmarm von Köpenick" usw. von solcher Komik, daß die LachmuSkelu fortwährend angespannt waren. Daß der Saal bis auf deu letzten Platz gefüllt war, beweist immer mehr, daß die Mühe und das Weiterstrebeu des Vereins von Erfolg begleitet ist und Anerkennung findet, überhaupt in Spiel und Komik einzig dasteht. Ja früher Morgeu-
,Bemühen Sie sich uicht," sagte der Professor, der jetzt zum erstenmal nach seiner Verhaftung daS Wort ergriff, „ich habe Ihnen etwas vorgeschwiudelt, ich bin ganz alletu hier, ohne Willen meiner Freunde, nur um diese t junge Dame zu befreien."
^ „Das nenne ich kühn . . . aber wir wissen ja nun, k was Sie zu Ihrem tollen Anschlag trieb . . . Daun Kluge i befreien Sie wenigstens deu Förster." j „Das ist auch uicht nötig, der Förster wurde durch einen gefälschten Brief vou Hause abgerufen."
„Und wie kamen Sie herein?
! .Vermittelst eiueS Hausschlüssel-, deu ich der Güte eines junge« Mädchens verdanke, die bis vor kurzem hier iu Stellung war."
.Ah. Sie haben ihr Wohl als Gegenleistung aus Ihrem Laboratorium die' furchtbaren Pulver verabfolgt?"
„Kanu sein. Aber meine Herren, ich wünsche jetzt uicht mehr mit Fragen belästigt zu sei» . . . ."
.Natürlich haben Sie auch die weit schimmernde Phosphorlösang hergestellt, das ist ja für einen Chemiker vou Ihrem Können ein Kinderspiel. Schade nur, daß wir gebildeten Leute uns uicht durch daS Gespenst erschrecken ließen."
.Sie haben mich vorhin unterbrochen, Doktor Breitschwert, ich wollte Ihnen sagen, fragen Sie mich weiter uicht, denn ich werde Ihnen nicht mehr antworten. Ich bin ihr Ihrer Gewalt, aber ich bin za Unrecht tu Ihrer Gewalt, Sie haben keine Beamtenqualttät und . . ."
.Bitte sehr, Sie haben uns mit dieser herrlichen Mauserpistole bedroht und wir habe« Sie einfach unschädlich gemacht. Aber sehen Sie, WaS liegt mir weiter au Ihnen, ich habe für Sir durchaus keine Besorgnis und es wird mir ein Vergnügen macheu, Ihnen einen besonderen Dienst zu erweisen. Kluge, nehmen Sie dem