chuudeksheim, 8. Nov. Ein tragisches Schicksal ereilte den Oberförster Kuno Theurer von hier. Bor 8 Tagen war er in Stuttgart auf dem Pragfriedhof bei der Beerdigung seines Sohnes. Er zog sich hiebei eine Er­kältung za, erlitt eine Rippfellentzünduug und ist nunmehr dieser Krankheit erlegen. Schw. M.

)s Keldenfiuge« OA. Heidenheim. 8. Nov. In ver- gangeuer Nacht brannte die Doppelscheuer deS Wagners Vaozhaf und des Posthorawirts Rau vollständig nieder. Der hiesigen und der von Heuchlingen herbeigeeilteo Feuer- wehr gelang eS, den Brand auf seinen Herd za beschränken. Dir EatstehungSnrsache des Feuers ist unbekannt.

ss Alk«, 8. Nov. Die 16 Jahre alte Dirnstmagd Mar­garete Köpf von Altheim hatte in einem gegen einen Ar­beiter gerichteten Strafverfahren vor dem Amtsgericht eidlich auSgrsagt, der betreffende Arbeiter habe fit verführt und diese Aussage auch bei der Verhandlung gegen denselben vor der hiesigen Strafkammer unter Eid wiederholt. Ein Zeuge bezeichnet« darnach dir Angaben der Köpf als un­wahr, waS sie schließlich auch zugestaod und ihr eine An­klage wegen Eidesverletznng rintrug. Die Strafkammer ver­urteilte daS Mädchen zu vier Monaten Gefängnis. AlS Strafmilderungsgrulld wurde besonders die Jugend der Köpf angesehen.

Verschiedenes. Auf der Polizeiwache in Geis­lingen hat sich der Vizewachtmristrr Wiedemann er­schossen. Der Bauer Lang in Gaisbach (Mainhardter Wald) hantierte vor dem Ort mit einem geladenen Gewehr, das sich entlud. Die ganze Ladung ging dem Manu iu dru Unterleib, so daß er bald darauf starb.

Zur Landtagswahl.

Tuttlingen Auf einer Bertrauensmänuerversammluug des Zentrums wurde mit 26 von 32 Stimmen als Kandidat Oeksnom Georg Betzlrr von Nendtngru, Vorstand drs kath. Arbeitervereins von dort, proklamiert. Die Zusage des Kandidaten steht noch auS.

)s Kßlinge», 8. Nov. Sicherem Vernehmen nach hat der Gemeinderat Ernst Schwarz dahier die ihm von der Bolkspartei angetrageue Kandidatur zur LaudtagSwahl für deu hiesigen Bezirk angenommen.

J i! Bezirk Akauüeure» hat die Bolkspartei lt. Ulmer Ztg. die Kandidatur dem Ochseuwirt Rummel tn Blaubeuren augebotev, der sie angenommen hat.

0 Geheimnisvoll ist ein Verbrechen, das in Ztaderr- ZLade« verübt wurde. Die Witwe des früher in Karlsruhe ansässigen MedizioalratS Molitor erhielt am Dienstag abend telegraphisch deu Auftrag, ein Paket auf dem Postamt in Empfang za nehmen. AlS sich Frau M. iu Begleitung ihrer Tochter auf den Weg machte und sich in der Friedrichstraße befand, sprang ein Mann aus dem Versteck hervor und feuerte ein oder zwei Schüsse auf die Frau ab, die, in den Rücken getroffen, sofort tot war. Mau vermutet einen Racheakt.

* Iraukfnrt a. M., 8. Nov. Nach einer aus London bei der hiesigen Kriminalpolizei eingetroffenen Meldung ist dort der mutmaßliche Mörder der Frau Molitor iu Baden- Baden, der Rechtsanwalt Dr. Hau, heute abeud verhaftet worden.

ss Darmslabt, 8. Nov. Die Großherzogiu wurde heute früh 6 1/2 Uhr von einem Prinzen entbunden.

Aerli«. 8. November. Der Lok.-Aoz. schreibt: .In der letzten Zeit ist viel von einer Kauzlerkrise geschrieben und noch mehr gesprochen worden. An maß­gebenden Stellen ist von dem Bestehen einer solchen Krisis nichts bekannt. Man weiß dort auch keinerlei Gründe, die einen Wechsel im Kanzleramt rechtfertigen könnten. Aller­dings scheint von gewissen Seiten mit mehr oder weniger einwandfreien Mitteln darau gearbeitet zu werden, den

Fürsten Bülow durch eine andere Persönlichkeit zu ersetzen. Aber auch recht kindische Argumente werden angeführt, um die Notwendigkeit eines Kaozlerwechsels za rechtfertigen. So wird behauptet, Fürst Bülow sei außerhalb seines PalaiS überhaupt nicht zu sehen. Dem gegenüber ist ledig­lich vom Standpunkt des gewissenhaften Chronisten zu be­merken, daß der Kanzler im allgemeinen immer nur selten und nur auf kurze Zeit daS Arbeitszimmer verläßt, gerade aber jetzt reitet der Kanzler fast täglich im Tiergarten, sofern ihm dies nach Lage der Geschäfte irgend möglich ist."

* Aerliv, 8. Nov. Unter dem Vorsitz des Präsidenten deS Reichsgrsundheitsamts ist heute in den Räumen des Reichsgesuudheitsamts das Weinparlament zusammengetreten. Die Gesamtzahl der Teilnehmer an deu auf drei Tage be­rechneten nichtöffentlichen Verhandlungen beträgt etwa 70.

* Aerki«, 8. Nov. Wie der .Lokalavzeiger' meldet, soll die E>tlaffu«g deS Lar»dtvirtschaftsuri«isterS vo« PodbielSki auf seine» Antrag nunmehr erfolgt sein.

* HSerli«, 8. Nov. DieDeutsche Tageszeitung' ver- sichert erneut, daß an ein« Aufhebung oder Herab­setzung der Vieh- und Fleischzölle nicht ge­dacht wird.

* Ludwigs-afe«, 6. Nov. DiePfälzische Post' hatte sich in ihren Nummern vom 24. Februar und 14. April d. I. mit der Wochenschrift .Feierabend' befaßt, die insbesondere durch ihre VerficherungSeivrichtung in Arbeiter» kreisen zahlreiche Abonnenten gewinnt. DiePfälzische Post' warnte vor der Wochenschrift, der sie Korrumpterung und Verdummung deS Volks und dergleichen zum Bor­wurf machte. Der Verleger desFeierabend', Bernhard Meyer, klagte gegen deu Redakteur der .Post', Wilhelm Herzberg, wegen Beleidigung. Ja der heutigen Verhand­lung vor dem Schöffengericht gab der als Sachverständige geladene Univerfitätsprofessor Dr. Koch, der in Heidelberg ein journalistisches Seminar ins Lebe« gerufen hat, ein Gutachten über die Qualität deSFeierabend" ab. Die Romane der Wochenschrift seien daS, waS mau als Hinter­treppenliteratur bezeichne. Der Modeteil sei Modezeitungen entnommen und für deu Leserkreis desFeierabend' viel zu hoch gegriffen. Der übrige Inhalt werde von deu Bei­lagen kleinerer Zeitungen übertroffen. DaS Schlimmste seien die Inserate, von denen manche direkt unsittlich seien. Biele seien dazu angetan, Leuten vo» der Bildungsstufe wie den Lesern deS .Feierabend' das Geld für zweifelhafte Unternehmungen aus der Tasche zu locken. Ewigen stehe der Schwindel an der Stirne geschrieben. Die Herstellungs­kosten belaufen sich auf höchstens 6 Pfennig, bet dem Abounemeotspreise von 20 Pfg. rechnet der Sachverständige einen Gewinn von mindestens 1 Million Mark jährlich heraus. Fachleute seien aber schon auf das Doppelte ge­kommen. Das Gericht fand den Angeklagten Herzberg nur der formalen Beleidigung schuldig und erkannte auf eine Geldstrafe vou 10 Mk.

* Netgrad, 8. Nov. Gegenüber deu Meldungen der auswärtigen Presst über ernste Differenzen zwischen Deutsch­land und Serbteu wird an maßgebender Stelle erklärt, daß der serbischen Regierung hierüber nichts bekannt sei: im Gegenteil beständen die besten Aussichten für eine noch günstigere Gestaltung der deutsch-serbischen Handelsbe­ziehungen.

Kougkoug, 8. Nov. Ein Telegramm aus Kanton berichtet, daß dort etur verheerende FeuerSbrunst gegenüber der Stadt Scharnieu wütet, durch die bereits über 800 Häuser zerstört worden sind. ES weht ein starker Wind. Die Niederlassung der Europäer sei gefährdet gewesen, aber jetzt außer Gefahr. Verluste an Menschenleben werden nicht gemeldet.

* Koregkovg, 8. Nov. Nach weiteren Nachrichten auS Kanton wütet dort die Feuersbruust mit unverminderter Heftigkeit weiter. Alle Restaurants und Spielhänser seien vernichtet. Bon ausländischen Schiffen gelandete Mann­schaften beteiligten sich heldenmütig au der Bekämpfung deS Brandes.

ss Tanger, 8. Nov. Die über den Zwischenfall zwischen deu marokkanischen Bootsleuten und den Mann­schaften von der Besatzung des Galslee angestellte Unter­suchung hat ergeben, daß einige Matrosen, die sich auf einem Ponton befanden in einen Streit mit marokkanischen Bootsleuten gerieten, in dessen Verlauf ein Matrose vou einem Marokkaner mit einem Ziegelstein am Kopfe schwer verletzt wurde. Die Angreifer flüchteten sich auf daS marokkanische Schiff Gibelhabeb, das gerade im Begriff war, nach Saida zu gehen. Zwei marokkanische Boots­leute, die sich besonders roh benommen hatten, wurden verhaftet.

Ausländisches.

* Me», 7. Nov. Nach fünftägiger Verhandlung wurde heute im Prozeß Riehl das Urteil gefällt. Die Inhaberin des tolerierten Hauses, Regine Riehl, wurde wegen Ein­schränkung der Persönlichen Freiheit, Verleitung zur falschen Zeugenaussage und wegen Kuppelei zu 31/2 Jahren schweren Kerker-, verschärft durch einen Fasttag alle Vierteljahre, die Dienerin Antonie Pollak wegen Mitschuld an diesen Ver- brechen zu einem Jahre und der Speuglergehilfe Friedrich : König wegen Preisgebung seiner Tochter zu acht Monaten ; schweren Kerker- und sieben Mädchen wegen falscher Zeugen- j anssage zu 14 Tagen bis vier Wochen einfachen Kerkers j verurteilt. Beim Einlaß des Publikums gab es große - Tumultszeueo, wobei Damen die Kleider vom Leibe gerissen i wurden. Die Wachen mußten eiuschreiten.

Die Lage 1« Rußland.

ss Fiflis, 8. Nov. 20 mit Gewehren bewaffnete Räuber unternahmen einen Angriff auf eine 42 000 Rubel mit sich führende von 4 Soldaten und einem Postboten begleitete Geldpost. Sie beschossen dru Transport ans einem Hinter­halt. Den Soldaten gelang es aber, die Post in Sicher­heit zu bringen, ohne daß einer von ihnen verwundet wurde. Die Angreifer suchten durch einen Paß daS Weite und ließen eine Bombe auf dem Platze des Ueberfalles zurück.

Bermischtes.

H Kt« ga«z frecher Wauömordaufall wurde iu Berlin am DieaStag früh auf deu Gcldbriefträger Hammer ausgeführt; das Berliner Tageblatt meldet darüber folgende Einzelheiten. Die Tat war vou langer Hand vorbereitet. Der im Dienst ergraute Beamte wurde auf einem Neubau iu der Pfuelstraße 9 (am Schlesischen Tor) vou einem jungen Mann mit einer Eisrustauge über den Kopf ge­schlagen und einer Summe von 1600 Mk. beraubt. Auf seiner Flucht konnte der Verbrecher jedoch ergriffen und der Polizei übergeben werden. Er bezeichnet sich als Tischler Mox Gärtner und ist am 23. April 1882 iu Neustadt (Königreich Sachsen) geboren. Ueber die Vorbereitung zur Tat wurde folgendes ermittelt: Vor einigen Tagen kehrte in der Restauration vou Paul Jacob iu der Pfuelstraße 2 ein besser gekleideter junger Mann ein, der eine Papierrolle bei sich führte und deu Eindruck eines Architekten machte. Mit scheinbar großem Interesse studierte er den gegenüber­liegenden umfangreichen Neubau der Firma Wtsstuger, der seiner Vollendung eotgegeageht. Heute vormittag stellte sich der Unbekannte wiederum in jener Wirtschaft ein, trank zwei GlaS Bier und blickte dabet in nervöser Unruhe fortwährend durch die Fenster nach der Straße. Daun entfernte er sich eilig und ging nach dem gegenüberliegenden Neubau. Wenige Minuten später erschien der Geldbriefträger vor

M L-s«f«rrcht. M

Des Lebens Mühe lehrt uns allein des Lebens Güter schätzen.

Göthe.

Das Forfthaus m Teuselsgrund.

Detektiv-Roman von F. EduardPflüger.

(Fortsetzung.)

Freund Kluge wir müssen io schnell wie möglich abrriseu, sagte Breitschwert.'

Wollen wir nicht erst hier dir Polizei benach­richtigen?'

Ach, eS ist ja gleichgültig, ob wir den Burschen hier fassen oder nicht. Ein Mord ist geschehen, lieber Freund, wir müssen den zweiten verhindern, hier können wir nichts nützen . . . Aber die Geheimschrift muß etwas euthalten, daS vou großer Wichtigkeit ist, sonst hätten sie nicht einen Mord darum begangen, sie wieder iu ihre Hände zu be­kommen. Und alles erst, seitdem sie wissen, daß ich die Fäden der Untersuchung iu der Hand habe. Dir Geheim­schrift gibt einen Anhaltspunkt, der mich auf die Spur hätte bringen können, mich allein, keinen andern ... der arme Franz . . ."

Breitschwert verfiel in stummes Brüten, aus dem er erst durch ein Klingelzeichen aufgeschreckt wurde. Kluge ging nach der Tür und kam mit einem Briefe tu der Hand zurück.

Sehen Sie doch, Herr Doktor, wie eigentümlich, eine Adresse aus lauter großen lateinischen Buchstaben.'

Versalien, sagen dir Schriftsetzer,' fügte Breitschwert gedankenvoll hinzu.

Und die Adresse ist vollkommen richtig, Herrn Dr. Otto Breitschwert, per Adresse Königl. Wachtmeister a. D. Kluge, Berlin Weinmetsterstraße 6, Quergebäude HI Treppen."

.Machen Sie auf, Kluge und lesen Sie mir vor, was uuS die Herren zu sagen haben.'

Der Wachtmeister öffnete vorsichtig das Couvert, nahm einen Brief heraus, der auf ganz billiges Billetpapier ge­schrieben war. Er bestand auS denselben Versalien wir die Adresse und lautete folgeudermaßen:

Königin im Schachspiel meines Gegners ich habe Dir Schach geboten, und wenn Du dieses Schach nicht ! beachtest, werde ich Dich schlagen und Deinen König Matt setzen. Ziehe Dich aus dem Spiel zurück, wen» es Dir s um Drin Leben zu tun ist, beherzige das Schach der Königin.

1 Erhalte Dich der Welt für den Kampf gegen deu gemeinen i Verbrecher, opfere Dich nicht für eine verlorene Partie.'

Keine Unterschrift?'

Keine Unterschrift, antwortete Kluge gemessen.

Einen Augenblick war es iu dem Zimmer des Wacht­meisters totenstill. Der Doktor hatte die Augen geschlossen, und sich iu seine Sofaecke zurÜckfalleu lassen. Daun plötz­lich schlug er die Lider auf und in seinen kalten grauen Augen blitzte ein wildes Feuer.

Ich werde dich matt setzen, mein verehrter Gegner I Ob du mich hörst oder nicht, ich rufe dir zu: Schach dem König .... Vorwärts, Kluge, Packen, iu einer Stunde geht der nächste Zug nach Frankfurt, deu müssen wir erreichen."

IU.

Recheubach uud sein Freund saßen a« jenem Abend, wo der freiwillige Polizist seine Rückreise nach Frankfurt angetreten hatte, iu dem behaglichen Arbeitszimmer des Staatsanwalts zu einem traulichen Plauderstündchen bei­sammen.

Weißt du, was mich au der ganzen Affäre befremdet ?' fragte Gurisch nach einer kleinen Pause im Gespräch.

.Nun?'

Die Briefe! Wenn ich jrmaud ermorden will, wes­

halb soll ich thu vorher warnen, und wenn ich ihn einmal warne, warum tue ich es in einer Geheimschrift, die er nicht lesen kann. Ich verstehe die Sache nicht, unlogisch bleibt es iu jedem Fall.'

Ja, du hast recht."

Unlogisch. Ich könnte eS noch verstehe», wenn es auf eine Erpresfungsgeschichte hiaausliefe."

Der Staatsanwalt sah erstaunt auf:

Du, ich glaube, da hat eine bltude Henne ein Gersten­korn gefunden."

Du bist sehr liebenswürdig, aber du kannst recht haben. Vielleicht läuft die ganze Geschichte wirklich nur auf eine Erpressung hinaus. Man warnt dich.in einer durchsichtigen Geheimschrift, droht dir mit dem Tode uud nachdem man dich genügend ängstlich gemacht hat, findet mau dich bereit, willig eine beliebige Summe für dein Leben zu opfern."

Bei Gott, Moritz, du magst recht haben, uud wir lassen uns jämmerlich ins Bockshorn jagen, bemühen deu guten Breitschwert, der sich uuseretwegeu nach Berlin be­gibt, während wir vielleicht hier ohne große Geschicklichkeit den frechen Erpresser abfasseu könnten.'

Oder etwas anderes,' fuhr der Rechtsanwalt nach einer kleinen Ueberleguugspause fort.Sieh, mein lieber Junge .... aber du maßt nicht eitel werden, wenn ich dir jetzt eiugestehe, daß du ein auffallend hübscher Kerl bist uud du stehst iu der Orffeotltchkeit, wirst vou vieles Tauseuden gesehen, hältst vor Gericht iu Seusatiousprozrsseu niederschmetternde Reden, mau .spricht iu deu Zeitungen vou Dir und so etwas wirkt auf die Frauen wie Opium und Haschisch. Vielleicht steckt auch eiu simples Liebes­abenteuer dahinter, vielleicht hat sich irgend eine jugendliche Schöne iu dich vergafft und bemüht sich nun, durch eine» geheimnisvollen Schritt deine Aufmerksamkeit auf sich zu lenken.'