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Erscheint Dienstag, Lor aerSt., Samstag und Sonntag «tt der wöch. Beilage »Der SonntagS-
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Gegründet
1877.
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Samstag, den 10. Wovernber
Bekanntmachungen aller Art finden die erfolgreichste Verbreitung.
1906 .
««etliches.
Kunstgewerblicher Meisterkurs für Dekorationsmaler.
Bou der Lehr- und Versuchswerkstätte der Kanstge- Werbeschule in Stuttgart, Seuefelderstraße 45 wird in diesem Wioter wieder ein kunstgewerblicher Meisterkurs für Dekorationsmaler mit lOwöchiger Dauer veranstaltet. Der Unterricht beginnt am Montag den 3. Dezember 1906. Anmeldungen zur Teilnahme an dem Kurs find spätestens bis 20. Nov. d. I. bei der Lehr- und BersuchSwerkftätte, Seuefelderstraße 45. einzareichen.
Kunstgewerblicher Meisterkurs für Hafuer.
Von der Lehr- und VersuchSwerkstätte der K. Kuust- gewerbeschule Stuttgart, Seuefelderstraße 45, werde» in diesem Winter zwei Meisterkmse für Hafner Vau je vierwöchiger Dauer in den Monaten Januar und Februar 1907 veranstaltet werde». Der im Januar stattfiadende Kars umfaßt das Formen und Drehe» und beginnt am 2. Januar 1907, derjenige im Monat Februar behandelt das Glafireu und beginnt am 1. Februar. Anmeldungen find spätestens bis 15. Dez. d. I. bei der Lehr- und Versuchs» Werkstätte Stuttgart, Seuefelderstraße 45, einzureicheo.
Molkereilehrkurs in Gerabrouu.
An der Molkereischule in Gerabrouu wird ein Stägiger Fortbildungskurs für Molker abgehalten werden. Der Beginu des Kurses ist auf Montag, den 10. Dezember 1906 festgesetzt. Gesuche um Zulassung zu dem KurS find spätestens bis zum 25. November 1V06 an das »Sekretariat der K. Zentralstelle für die Landwirtschaft" in Stuttgart' einzuseudeo.
Tagespolitik.
Zur Teilnahme au den koloniale» Beratungen im Reichstage, die auch diesmal einen sehr breiten Raum einuehmen werden, trifft j tzt der Gouverneur von Deutsch-Südwrstafrika in Berlin eru. Wie bekannt, will Herr v. Linde quist hauptsächlich für die Bewilligung der vollen Entschädigung der Ansiedler eintreten. DaS wirtschaftliche Leben io dem Schutzgebiet ist nach allen Berichten in erfreulichem Aufschwung begriffen, noch mehr verspricht man sich aber, wenn die Forderung der Ansiedler erfüllt wird. Die Zukunft muß lehren, ob es dem Gouverneur gelingen wird, die Reichstagsmehrheit zu dieser Ansicht zu bekehren. Zu den Kolouialfrage», die zu lösen stob, gehört ferner die der Ersetzung etuer parlamentarischen Untersuchungskomwisfion für die Kolonien. Die Forderung wird von dem »Kolonialeothüller' Erzberger (Ztr.) gestellt uud aller Voraussicht nach lebhaft erörtert werden. Eine andere Kolouialsache, die seinerzeit viel von sich reden machte, hat durch Abbitte bereits ihre Erledigung gefunden. Die Tgl. Rundschau nimmt ihre Vorwürfe gegen den Chef deS StabeS des Schutztrvppen-Oberkommandos, Oberstleutnant Quake, anstandslos zurück und Herr Quake, der »Enthüllungen' in der Angelegenheit deS Majors Fischer gemacht haben sollte, verzichtet auf die Klage.
Der neue *Kolonialdirek*tor Deruburg will, wie der Reichsbote verkündigt, bei der Beratung des Kolonialetats den Nachweis führen, daß die seinerzeit so großes Aufsehen erregenden Kolontalskandale in Wirklichkeit sich auf ein Nichts reduzieren. Bou einem Kolouialskandal könne keine Rede sein; das höchste, was mau feststellen konnte, seien Ungeschicklichkeiten, die sich zum
Teil auf mißverstandene Anordnungen gründeten.
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Der eigentliche Zweck deS polnischen Schulstreiks wird jetzt von zwei polnischen Blätter» auSgeplaudert. So schreibt der Karyer Pozuavski: „Das bezeichnendste Merkmal des Schulstreiks ist das starke Gefühl d«S bürgerlichen Selbstbewußtseins, entschiedener Wille, Energie uud Hartnäckigkeit. Die gleichen Eigenschaften unsere? Volkes werden morgen zum Kampfe um das Polen- tuw als solches eintreten. Wir stehen an der Schwelle der Wiedergeburt.' Noch offener ist der Dzieouik Kujawski: »Wenn es (das polnische Volk) seine Bedrücker haß«, wird unser Volk für die nationale Agitation um so zugänglicher sein. Die Sache ist ein vorzügliches Agitatiousmittel. Die ausländischen Zeitungen, die den Deutschen nicht gewogen find, besprechen unsere Schulfrage, schaffen unseren Bedrückern Überall Feinde uud ziehen dadurch den JsolierungS- riog, der das Land der Hakatifteu ringsherum umgibt, immer enger." Offen und lehrreich zugleich.
Die Plymouther Meutereien möchten die der englischen Regierung nahe stehenden Blätter jetzt, nachdem sie sich von dem erstes Schrecken erholt, auf die Bedeutung einer Bagatelle hrrabdrückeu. Dieser Versuch scheitert jedoch au den bekannt gewordenen positiven Tatsachen, die einen erschreckenden Mangel au Disziplin bei den Angehörigen der englischen Marine erkennen ließen. Die Beruhigung der aufgeregten Matrosen und Heizer war nur durch die weitgehende Nachgiebigkeit der Vorgesetzten möglich. Um den Wiederausbruch von Unruhen za verhüten, der also doch noch immer befürchtet wird, worden die Eingänge zur Kaserne uud zum Offiziersquartier durch doppelte Wachen besetzt. Eine strenge kriegsgerichtliche Untersuchung wurde eiugeleittt. Die weniger Schuldigen werden voraussichtlich sofort ringrschifft, die Rädelsführer
aber vor ein Kriegsgericht gestellt werden.
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Die bevorstehenden Wahlen zur Duma uehmeu die Tätigkeit der russischen Regierung zur Zeit hauptsächlich in Anspruch. Wie bekannt, ist daS Absehen des Ministerpräsidenten in erster Linie darauf gerichtet, regieruugsfeivdliLe Elemeutr an dem Eintritt in die Duma zu Verbindern. Von den oppositionellen Mitgliedern der ersten Volksvertretung werden nicht viele das Taurische Palais Wiedersehen. Das Kabinett hat aber noch weitere Wahlrechtsbeschräukaogen beschlossen, die zum Teil Einzelheiten betreffen, aber insofern eine tief einschneidende Wirkung erlangen werden, als die Stadtwahllisten die unteren Bediensteten, wie Portiers, Aufseher, Monteure, Lampenputzer uud alle Chambregarnisten nicht ausgenommen werden dürfen. Die uoteren Bediensteten der Eisenbahnen dürfen gleichfalls nicht wählen. Die Folgen dieser ungerechten
Bestimmungen werden nicht a«?b-leibev.
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Beiden amerikanischen Wahlen, die in allen Staaten der U:>ion zum Kongreß, in 29 Staaten zur Neubesetzung des Gouverueurposteus stattfavdev, haben in der überwiegenden Mehrzahl die Republikaner wiederum gesiegt, wenn sie sich vielfach auch einen bisweilen recht erheblichen Stimmeurückgang gefallen lassen mußten. >
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Die chinesische Regierung setzt ihre Reformen ! ohne Uebeistürzuug fort. Ein neuer kaiserlicher Erlaß bezieht sich auf die Provivzialverwaltuag. ES heißt darin, da die große Masse des Volkes für eine örtliche Selbstverwaltung noch nicht reif sei, sollen die Bizeköuige uud Provinzzouverneure erwägen, welche Maßnahmen und Vorbereitungen zu treffen seien, um zu diesem Ziel zu gelangen.
LandesnachrichLen.
-u. Aktensteig, 9. Nov. Gestern abend verunglückte der Schuhmacher G. Bolz seu. von hier auf der Straße nach Nagold. Er ging die Straße daher und wurde vom Zug erfaßt und uiedergeworfen. DaS Personal bemerkte den am Boden liegenden verletzten Mann; der Zag hielt an und nahm den Verwundeten auf. Er war, alS man ihn in den Zug aufaahm, bewußtlos und hat auch das Bewußtsein bis jetzt nicht erlangt. DaS Zugspersonal besorgte seine Ueberführuug ins Bezirkskraukeuhaus Nagold, da die Persoualieu des Veruuglückteu nicht bekannt waren.
-u. Simmersfekd. 8. Nov. Ja erfreulicher Weise haben sich unsere Krautländer infolge deS eiugetretenen RegenS uud der lang anhaltenden gelinden Witterung erholt. Das Kraut steht fast noch überall, und mau kann noch von Tag zu Tag beobachten, wie es immer noch wächst und fester wird. Die Kcauterute wir- also viel günstiger aosfalleu, als man vor 6—8 Wochen vermutete. Rüben, Kohlraben und Avgerseu find ebenfalls noch ordentlich groß geworden. Kartoffeln erntete man nicht so viel wie sonst, doch find die Knollen gesund und die Landwirte haben hinlänglich ihren Wiuterbedarf. Die Wintersaat ist unn überall bestellt. Schön keimen die Saatfelder.
Ustuzweiker, 7. Nov. Gemäß Beschlusses der kürzer- lichen Kollegien Feldrennachs findet behufs Einbaus eines Zwischenstocks für Schulsäl« die Hebung des hiesigen Schul- Hauses durch Werkmeister ErasmuS Rückgauer aus Stuttgart statt. Die Vorarbeiten hiezu werden morgen früh beginnen. (Enzt.)
ff Tübingen, 8. Nov. Eine überaus zahlreich besuchte Schmieden» et st er Versammlung beschloß am Sonn- tag, den 4. dS. nach einem Bortrag von Handwerkskammer
sekretär Freytag-Reutlingeu über »die Notwendigkeit der fachlichen Organisation' die Gründung eines BerbaudrS zunächst für den Schwarzwaldkreis.
* Tübingen, 8. November. Die Herbstversammluug deS Vereins für ländliche Wohlfahrtspflege in Württemberg uud Hoheozollern fand gestern nachmittag im kleinen Saale deS Museums hier statt, die sehr zahlreich besucht war.
ff Tübingen, 8. Nov. Eine aufregende Scene spielte auf dem Justizgebäude, wohin ein Glaser zur Ableistung des OffenbaruugSrideS abgeführt worden war. Zuerst bedrohte er mit dem offenen Messer die Gerichtsdieuer, dann wollte er sich selbst erstechen. Er dürfte sich eine Anklage wegen Widerstand gegen die Staatsgewalt uud Bedrohung zuziehen.
ff Hknlkinge«, 8. Nov. Bei der Ausfahrt der Eaiuger Straßenbahn wurden zwei in der Albstraße vor einer Wirtschaft ohne Aufsicht stehenden Pferde scheu und sprangen mit dem Wagen vor die Lokomotive. Der Lokomotivführer vermocht« noch rechtzeitig so zu bremsen, daß ein Unglück verhütet blieb.
* Kbinge». Am 1. November fand die Einweihung deS ueuerbauteu ev. Mädcheu-Schulhauses statt. Dasselbe ist mit einem Aufwand vou 300 000 Mk. nach dem Entwurf uud unter der Leitung des Stadtbaumeisters Eitel ausgeführt worden.
ff Tuttlingen, 8. Nov Im oberen Douautal und auch im angrenzenden Hegau wurde gestern abend ^8 Uhr ein hellleuchteudeS, prächtiges Meteor wahrgeuommev. (Aehu- liche Mitteilungen liegen noch aus allen Teilen deS Landes und aus ganz Süddeutschland vor.)
ff Würtingen, 8. Nov. In Raidwangen kam gestern abend das Zwrlspäuuerfuhrwerk vou Friedrich Heogler ohne Aufsicht nach Hause. Der Fuhrmann lag über eine Kette gebeugt tot auf dem Wagen. Derselbe war eine Stunde zuvor gesund vou Nürtingen weggefahren. Die Todesursache ist voch nicht festgestellt.
ff Stuttgart, 8. Nov. (OberkriegSgericht.) Der wegen Fahnenflucht vorbestrafte Musketier Franz Baur vom Jof.- Reg. 120 entfernte sich am 2. Tept. uuerlaubt von seinem Truppenteil. Nachdem er sich einige Tage in der Gegend vou Sulz umhergetriebeu hatte, stellte er sich am 8. Sept. beim Brzirktkorvmaudo Horb. Wegen unerlaubter Eot- feroung verurteilte thu nun daS Kriegsgericht der 27. Division zu 3 Monaten Gefängnis, wogegen Baur Berufung eiu- legte, ebenso der Gerichtsherr wegen zu nieder bemessener Strafe. Das Oberkeiegsgericht fand die Berufung des Gertchtsherru als begründet und erhöhte die Strafe auf 4 Monate Gefängnis.
ff Hannstatt, 8. Nov. Mitte letzter Woche mußten in Cannstatt in der Kasernenstr. die Gebäude Nr. 14, 16 und 18 auf polizeiliche Anordnung hin deshalb geräumt werden, weil die Gebäude sich nach einer Richtung hin zu senken begannen; auch zeigten dieselben unnatürliche Oeff- vungen uud Risse. Gestern nachmittag fand nun die Untersuchung des Baugrundes, auf dem die drei durch den Bauherrn Ludwig Oßwald, resp. durch den ungeprüften Bauführer Joseph Götz erstellten Neubauten aufgeführt find, statt. Unter der Leitung der die Probrbelaftuug ausführendeu Ingenieure wurde zunächst ein Schacht von ca. 8 obm ausgehoben, in diesen ein Saudsteivwürfel mit einer Grundfläche vou MO om eingelegt uud derselbe stufeomäßig bis zu einem Gesamtgewicht von ea. 3000 Kg. belastet. Der Würfel senkte sich hierbei in kürzester Zeit um etwa 3,5 om, während durch diese Belastung eine Senkung von höchstens 1,0—1,2 om hätte hervorgerufen werden sollen. Die Angaben in der Bauzeitnng für Württbg., Baden, Hessen und Elsaß-Lothringen, nach denen der in Frage kommende, festgewachseue Lehmboden mit etwa 2,6 Kg. pro qom beansprucht ist, so daß d'e Fundatiou der Häuser zu keinem Bedenken Anlaß gab, entspricht nicht den Tatsachen. Die Fundamente müssen teilweise einen Druck von über 60 "/<, der amtlich zugrlasseoen Höchstbelastung auf diesem Baugrund aus- haltev. Die gesetzlich höchzuläsfigr Bodenpressung beträgt auf festgewachsenem Lehmboden auf den qom 2,5—2.6 Kg. während die Untersuchung auf dem fragt. Baugrund eine Moximalbelastuog vou uur 2 Kg. pro qom zuläßt. Nach dieser Belastungsprobe müßten die Fundamente der in Frage kommenden Baulichkeiten, wenn von ihrer Abtragung abgesehen werden soll, um mindestens V, ihrer jetzigen Breite verstärkt werden. Weiter müssen sonstige trchn. Stcheruugsmaßnahmeu ausgeführt werden.