unterstütze». Der Vorsitzende gaö ferner ein eingehende- Referat über die Verfassungsreform und hob dabei die wesentlichen Aenderuogen dieser Reform hervor. Eingehend sprach der Redner über daS neue Wahlverfahren und fand am Schluffe seiner interessanten Ausführungen lebhaften Beifall. Rektor Haag referierte als zweiter Redner über die Reichs- fiuanzreform und betonte dabet, daß die ungünstige Finanzlage de- Reiche- e- notwendig erscheinen ließ, durch Bewilligung weiterer indirekter Steuer», wie Erbschaft--, Brau-, Cigaretten- und Berkehrssteuer dem Reiche neue Mittel zur Verfügung zu stelle». Aach diesem Redner wurde für seinen leicht verständliche» Vortrag reicher Beifall zu Teil uud wurde darauf »och der Wunsch au- der Mitte der Versammlung laut, daß der kommende Winter noch mehr solch belehrende Abende bringen möchte.
* Aenerrönrg, 8. Nov. Heute um die Mittagszeit stürzte das hohe Dawpfkami» der Schlauchfabrik und Riemeuweberri von Gollmer uud Hummel in sich zusammen. Dasselbe war »och von dem im September vorigen Jahres abgebrannten Sägewerk von Fix und Ochnrr stehen geblieben. Die Ursache de- Einsturzes scheint auf eine Gasexplosion zurückzofähren zu sei».
* Kerre«verg, 6. Nov. Die Erstellung einer GipS- fabrik in Entringen ist in sichere Aussicht za nehmen; rin Stuttgarter GipSgrschäft kaufte unlängst auf Markung Entringen Grundstücke im Betrage von 20 000 Mk. Die zu erbauende Bahnlinie Hrrrenbrrg-Tübingen ist für Ent- ringen besonders auch wegen der reichen GipSlager von Bedeutung.
* Stuttgart, 7. Nov. Das Ministerium des Innern gibt eine Mitteilung deS kommandierenden Generals v. Hugo bekannt, worin erklärt wird, daß die Aufnahme der Trappen, während der diesjährigen Herbstübuugev durch die Gemeinden und Einwohner durchweg gut war; der Dank des Generalkommandos wird bei diesem Anlaß zur Kenntnis der beteiligten Behörden und der Ouartirrgeber gebracht.
* LudwigsVvrg, 5. Nov. Unter der unschuldigen Mitwirkung eines Soldaten vom Trainbataillon Nr. 13 wurde dieser Tage hier rin kecker Betrug, der au Köpenick gemahnt, auSgeführt. Der Soldat begegnete auf der Straße einer Frau, die ihn unter dem Versprechen eines Trinkgeldes aufforderte, mit einem Briefe deS Leutnants K. — der, wie hier eingeschaltet sei, zur Zeit im Ausland weilt — in das Dameukonfektivusgrschäft von Alb. Pfullingrr zu gehen und dort Waren in Empfang zu nehmen. Auf Grund dieses gefälschten Briefes erhielt der Soldat denn auch vier Kostüme im Wert von über 200 Mk. zur Auswahl ausgcfolgt und überbrachte sie der auf der Straße Wartenden, die srltsamerweise, nachdem sie die Kostüme der Schachtel entnommen, letztere leer durch einen Dienstmanu au das Pfulliugersche Geschäft zurücksandte, wobei infolge von Fragen des Geschäftsinhaber-, der den Soldaten für den Burschen de- Leutnants angesehen hatte, der Schwindel zu Lage kam. Nun wurde Anzeige erstattet. Der Train- soldat war bald ermittelt, uud eS zeigte sich, daß seine Harmlosigkeit in schlimmster Weise ausgenützt worden war. Der Schwindlerin ist man auf der Spur.
js MarSach, 6. Nov. Auf der Kirchweihe in Benningen gab es blutige Köpfe, Beuningrr uud Marbacher Burschen kamen in Streit, welcher durch das Messer entschieden wurde. Ein Beuuiuger Bursche soll dabei lebensgefährlich verletzt worden sein. Der Täter fitzt hinter Schloß uud Riegel.
* Iksfekd, 6. Nov. Die feierliche Einweihung der nru- erbanteu Kirche findet am Donnerstag, 8. Dezember in Gegenwart de- Königspaares statt.
Verschiedenes. In Herrenberg verursachten die Kinder des Stationsdieners Sanier durch Umwerfen der Erdöllawpr einen Zimmerbravd. Beim Löschen fingen dir
Kleider der Frau Sauter Feuer. Lichterloh brennend sprang die Unglückliche die Treppen herab, um bei ihrem Manne,
, der daS Feuer sofort mit seinem Mantel erstickte, Hilfe zu ^ suche». Während der Zimmerbrand durch im Bahnhof * anwesende Personen leicht gelöscht wurde, erlitt die Frau j Sauter solche Brandwunden im Gesicht und am ganzen Körper, daß au ihrem Aufkommen gezweifelt wird. — In s Baihingen verunglückte der verheiratete 29 Jahre alte ^ Avkupplrr Julius Seidel von Klrirglattbach auf traurige ' Weise. Da von dem Führer deS NebenbahuzugS daS j Zeichen zum Zarückfahren nicht gehört wurde und er zwischen ' die Wagen treten wollte, kam er in dem Augenblick, als ! sich der Zug rückwärts bewegte, zwischen die Puffer und j wurde vollständig zerdrückt. Der Tod trat nach einer j halben Stunde rin. — In Schlech 1 bach bei RuderS- ! berg hat sich der dortige unständige Lehrer erschossen. — Das 74 Jahre alte Fräulein Lisette Kempf in Hall erlitt r anscheinend infolge der Explosion einer Petroleumlampe - so schwere Brandwunde», daß nach wenigen Stunden der
: Tod rivtrat. -
. Zur Landtagswahl.
^ Die Landtagswahl ist für dir Oberamtsbezirke j und Städte auf Mittwoch den S. Dezember äuge- ordnet worden.
! Eine in Winzeln stattgrfundene Versammlung der : Bolkspartei im Bezirk Göerndors stellte einstimmig die Kan- . didatur des seitherigen Abgeordneten Harttmanv-Oberodorf ? wieder auf.
! Für Vaihingen hat der von der Volkspartei aufgestellte RechtSauwolt Dr. Eisele die Kandidatur anaenommeo; er erklärte, er sei zwar kein eingeschriebenes Mitglied der Volkspartei, er stehe aber auf dem Boden de- Programms ^ der Volkspartei.
* Keiköron«, 6. Nov. Die jungliberale Partei be- schloß, den Kandidaten der Volkspartei Karl Betz bei der l Laudtagswahl zu unterstützen. 1
Für November und Dezember !
nehmen noch sämtliche Postämter, Briefträger und Landpost, boten, Agenten und Austräger unserer Zeitung Bestellungen ! auf „Aus den Tannen* entgegen. i
* München, 6. Nov. Bet dem Embruchdtedstahl, der im September im hiesigen Müvzamt verübt wurde, fielen ! bekanntlich den Einbrechern 130000 Mark ia neuen Goldstücke» zur Beute. Mit der bald danach erfolgten Verhaftung des Soldaten Wilhelm König vom hiesigen Mllitär- brkleidungsarnt und seines Komplizen, deS MüvzarbeiterS Ruf, gelang es auch, ungefähr 122 000 Mk. wieder aufzu- fiaden. Heute nun hat sich, wie der vormittags auSgegebeue , amtliche Polizeibericht meldet, der verhaftete König herbei- gelasscn, avzugeben, wo er die noch fehlende Summe, also ungefähr 8000 Mk., versteckt häbe. Sie wurden, in einen bereits vermoderten Sack verpackt, in einem Erdhaufeo im Hofe der Kaserve deS Bekleidungsamts vergraben aufgefunden.
js LüHe«, 6. Nov. Heute Nachmittag fand die feierliche Grundsteinlegung der Gustav-Adolf-Kap elle auf dem Schlachtfelde statt, deren Errichtung einer Schenkung des Ehepaars Kausal Ekemanv-Stockholm zu danken ist.
sf Hkehfelde, 6. Nov. (Amtliche Meldung.) Heute um 2 Uhr 52 Minute» nachmittags eutg leisten bei der Ausfahrt aus Geleise 3 vom Güterzug 7583 auf Station Rehfelde 14 Wagen. Beide durchgehende Hauptgeleise find gesperrt. Der Verkehr wird durch Umsteigea aufrecht erhalten. Ein Hilfsbremser ist tor. Die Störung deS Betriebs wird voraussichtlich 6 Stunden dauern.
L « f « f « u ch t.
Die Wahrheit ist stärker als ihre Gegner — sie überwindet sie; und stärker als ihre Verteidiger — sie braucht sie nicht.
Alex. Vinrt.
Das Fmsthaus im Teuselsgrund.
Detektiv-Romau von F. Eduard Pflüger.
(Fortsetzung.)
Breitschwrrt hatte Glück und fand auf dem ersten Wege die Stelle, wo die Droschke umgekehrt war. Die Spur lag ziemlich klar zu Tage, denn immer wieder entdeckte er in dem über das Pflaster geschwemmten Sande den Hufschlag des PferdeS. Uud so gelaugte er, immer sorgfältig dem Gefährt folgend, dorthin, wo dir Kolonie zu Ende ist und die Heide beginnt. Hier hatte die Droschke gehalten, hier war jemand aus- oder eingrßiegev, das ssh man deutlich, hier . . . das wurde dem Wachtmeister mit einem Male klar, hatte ein Kampf stattgefuvdeu. Die Spur führte noch eine kurze Strecke tu die Heide hinein, dann hatte die Droschke gewendet uud war denselben Weg zurückgefahren.
Ob man Breilschwert nach der Stadt gebracht hatte, oder ob man ihn hier abgetan?
Ein unangeuehmes, schmerzliches Gefühl bemächtigte sich deS ehrlichen MauueS. Sollte mau den braven Verfolger des Verbrechens hier in dieser öden Heide umgebracht . haben, während er, sein treuer Begleiter, iu der Weinmeistrr- straße untätig gesessen hatte?I
Mit einem wilden Fluch griff der Wachtmeister nach dem breiten Dolchmrsser, das er nach Art der bayerischen Gebirgsbanern unterhalb der rechten Hosentasche trug. Aber er beruhigte sich schnell, denn für thu war eS jetzt notwendig, in aller Ruhe jeden Quadratmeter des gestrüpp- reichen WaldeS im Umkreis abzusuchev, um den verschwundenen Gefährten aufzufindeu uud ihm womöglich noch Hilfe zu bringen.
Die kriminalistische Kleinarbeit begann. Mit dem Messer machte sich der Wachtmeister am Wrgraude von fünf Schritt zu fünf Schritt ein Zeichen in die Bäume, um so gewissermaßen das gavze Gelände methodisch durchschreiten za können. Nachdem dies gescheh n war, begab er sich auf den Weg. Langsam Schritt für Schritt, die Augen überall habend ging er fünfzig Meter weit iu die Heide hinein, kehrte dann zurück, um auf der nächsten Linie die Nachforschuugeu von neuem zu beginne».
Es war seltsam still au diesem regnerischen September- abend. Nur hie uud da ging ein Rudel des halbgezähmten Damwildes vor dem einsamen Wanderer flüchtig davon. Ja dem grünen Haar der Kiefern spann der Abeudnebrl bereits seine feinen Schleier und eine leichte Kühle legte sich über den Wald. Das Tageslicht war im Scheiden, am Boden des Waldes zwischen Gestrüpp und Sträuchern begann sich das Dunkel eivzunisteu, nur hoch über den Wipfeln zeigte sich noch der Abeadhimmel in fahlem roten Schein.
Kluge hatte keinen Sinn für das eigentümliche Farbenspiel des scheidenden Herbsttages, er hatte nur für eineS einen Gedavkeo, daß ihm nichts entginge, was Verdächtiges am Boden oder über ihm in den Bäumen entdeckt werden konnte.
Da Plötzlich stockte er. Der Waldbodeu hatte sich gesenkt nud einige Schluchten gebildet. Iu einer von diesen Senkungen glaubte er etwas Weißes zu entdecken. ES schien zwar nur rin Stück Zeituugk Papier zu sein, worin «in Sonutagsspazirrgängrr seinen Mundvvrrat ringepackt haben mochte, aber für den suchenden Detektiv war nichts bedeutungslos. Er ging darauf zn uud blieb erstarrt stehen. Da lag der unglückliche Meister tot. Das Gesicht war bleich, die Augen geschlossen, ein furchtbarer Schlag hatte die Stirn getroffen, so daß sie unförmlich geschwollen uud bla» und grün verfärbt war.
t Ausländisches.
* Irmsörttik, 6. Nov. Der Jäger TodeSchini verfolgte nächst Stenkeo drei Bären, erschoß einen und verwundete einen zweiten.
js Me«, 6. Nov. Heut« Nachmittag um 4 Uhr fand die feierliche Beisetzung des Erzherzogs Otto statt. Bei dieser Beisetzung waren anwesend der österreichische Kaiser mit König Friedrich August von Sachsen, ferner sämtliche Erzhrrzöge und Erzherzoginnen, Prinz Eitel Friedrich von Preußen als Vertreter des deutschen Kaisers, Prirz Leopold von Bayern als Vertreter des Prinzregeoteu, die Herzöge Albrecht vnd Ulrich von Württemberg, die Prinzen Friedrich und Albrecht von Schaumburg-Lippe uud Vertreter vieler ausländischer Souveräne.
* St. Halle«, 6. Nov. Auf dem Morettopaß (Grau- bündeo) ist eia Italiener mit seinen zwei Söhnen ineiuem Sckneesturm nmgekommeu.
js Uaris, 6. Nov. Im heutigen Miuisterrat teilte der Minister des Aenßereu, Ptchou, eia Telegramm des französischen Geschäftsträgers in Tanger mit, nach welcher marokkanische Bootsleute die Dampfbarkasse des Kreozrrs „Gallilee*, die au einer LanduvgSbrücke lag, durchDroh- «ugen zwangen, sich zn entfernen, wobei ein Stenermauu der Dampfbarkasse mit einem Räder einen Schlag auf die Hand und einen Stein Wurf gegen daS Bein erhielt. Der Vertreter deS Maghze», welchem der Zwischenfall unterbreitet wurde, ordnete sofort eine Untersuchung an, an welcher der Steuermann der Barkasse und Vertreter der französischen Gesandtschaft teiluahmeo. Drei Bootsleute, die an dem Angriff beteiligt waren, wurden ins Gefängnis gebracht, der 4. wird unverzüglich verhaftet werden. Urberdies wurden Maßnahmen getroffen, um die Wiederholung derartiger Vorkommnisse zu verhindern. Minister Pichon teilte die zwischen Frankreich und Spanien ansgetauschten Verbalnoten mit, welche bezwecken, die Sicherheit iu Mardkko in gemeinsamem Einvernehmen zu verbürgen.
* In Vo»tsmovth haben Meutereien stattgefanden. Die Vorgänge haben sich folgendermaßen abgespielt: Die Marinebehörde fürchtete, daß Ruhestörungen bei der Heimkehr der beurlaubten Mannschaften entstände», und hatte um 10 Uhr abends die Tore schließen lassen, um die Zuspätkommenden ausznschließen. Diesen wurde bet der Rückkehr nach der Kaserne gesagt, sie könnten nicht mehr hweingelassen werden und müßten außerhalb der Kaserne Unterkunft suchen. DteZusPätgekommene» sammelten sich nun vor dem Kasernentor au und ihre Rufe wirkten erregend auf die Mannschaften tu der Kaserne, die nunmehr mit den Draußei stehenden gemeinsame Sache machten. DieAufrüdrerzertrümmertenMobiliar. Bon den Kriegssch ffen wurden Ableitungen gelandet, die zusammen mit anderen Marioemavnschafteu den Ruhestörungen ein Ende machten.
js Kasa«, 6. Nov. Infolge des äußerst schnellen Zu- frierevs der Wolga find tn der Nähe der Stadt mehrere Dampfer stecken geblieben, darunter 2 große P-ssagierdampfer, deren Passagiere nnr mit großen Schwierigkeiten an Land gebracht werden konnten.
* Madrid, 6. Nov. Nachrichten aus Marokko zufolge find die Europäer dort i« großer Gefahr.
Der Gouverneur von Melrlla, General MartnaS, läßt in der Umgebung der Stadt Truppenübungen mit verstärkter Mannschaft vornehmen.
* Ganger, 6. Nov. Der französische Kreuzer „Jeanne LÄrc" und der spanische Kreuzer „Prinzessin von Asturien* find heute hier eingetroffe».
Der gewaltige Mann hätte aufschreieu mögen vor Schmerz und Wut über diesen Aasgang. Seine mächtigen Schultern schüttelten sich wie in einem Krampf. Aber er gewann schnell seine Selbstbeherrschung wieder, kniete nieder und gewandt, wie ein alter Fachmann, fahr er mit der rechten Hand unter die Weste nach der Gegend des Herzen- und da .... es glitt ein fast freudiges Lächeln über das ehrliche Gesicht... daS Herz schlug noch, der Doktor lebte. Ec hob ihn auf, bettete ihn bequemer, um durch künstliche Atmung zunächst Versuche zur Wiederbelebung zu machen. Aber da löste schon ein tiefer Sevfzrr die Ohnmacht des überfallenen Kriminalisten, Kluge beugte sich über das Gesicht des Ohnmächtigen nud ein leiser fast verwehter Duft von Chloroform schlug ihm entgegen.
.Aha," sagte er, „sie haben ihn betäubt und wie eS scheint beraubt.
Uhr, Kette, Brieftasche, Portemonnaie waren fort, Anarchisten pflegen das gewöhnlich nicht zu tun.
Etwas wenigstens hatten die Spitzbuben ihrem Opfer gelassen, der Wachtmeister lächelte gemütlich, die unvermeidliche Koguakflasche, ohne die Breitschwert keinen Schritt ging.
„ES ist doch gut, wenn einer ein bischen sauft," murmelte Kluge vor sich hin, entkorkte die Flasche, goß sich ein wenig iu die Hand und rieb seinem Meister die Schläfen, er rieb ihm die Herzgrube und die Handteller und nach Verlauf von wenigen Minuten schlug Breitschwrrt die Augen auf.
Einen Augenblick nur wirkten die Betäubung und der Schmerz, den rhm der Schlag auf den Kopf verursacht hatte», tu ihm »ach, dauu überwand seine stählerne Energie daS gavze Ungemach, er setzte sich auf, reichte seinem treuen Gefährten die Haud und sagte weiter nichts, al-: ,Ste hakiN mich überfallen . . ."
Dann griff er nach seiner Brieftasche uud als er sich bestohlen fand, sagte er iu ruhigem Tone: