die Ergänzung der elektrischen Leitung in der Badgasse mit einem Kostenaufwand von 700 bis 800 Mark, den das Elektrizitätswerk zu tragen hätte. Es wird mit Ausführung dieses Vorschlags die Leitung der inneren Stadt entlastet. G.-R. Staudenmeyer sprach die zustimmende Stellungnahme der Eemeinde- ratsmitglieder mit dem Hinweis darauf aus, daß die Durchführung dieser Leitung ohne weiteres begründet sei. Ein Angebot an die Stadt von Herrn Kugele um käufliche Ueberlassung von 35 Quadratmeter Grundfläche wurde abgelehnt. Der Eewerbeoberschul- rat hat die vom Eemeinderat beschlossene Arbeits- entlastung des Herrn Eewerbeschullehrers Aldinger genehmigt. Herr Karl Müller in der Stuttgarter­straße will einen Wasserbehälter für seinen Ee- flügelhof einrichten. Auf Vorschlag von E.-R. Feld­weg wird der jährliche Wasserzins für das dazu not­wendige Wasser mit 5 Mark festgesetzt. Das Käme- ralamt hat an Hausiergewerbesteuer und an solcher von Detailreisenden usw. 160 Mark eingenommen. Die Berechtigung zum Betrieb seiner bereits bestehenden Kantine erhält Herr Kuno Müller auf die ge­wünschte Zeit ausgedehnt. Dem Eemeinderat wurde die Abrechnung des Ingenieurs Eberhardt über seine Tätigkeit beim Bau des Elektrizitätswerkes vor­gelegt. Die Mitglieder der Gemeindevertretung aner­kennen einmütig, daß sie mit den Vorschlägen des be­treffenden Herrn sehr gut beraten waren und die Ge­meinde mit seiner Tätigkeit wohl zufrieden sein kann. Auch seine für diese Tätigkeit berechneten Gebühren wurden als durchaus angemessen gefunden. Rech­nungssachen bildeten den Schluß der Mündigen Sitzung.

X März. Der März, der dritte Monat des Jahres, hat seinen Namen von dem römischen Gott Mars erhalten, dem er auch geweiht war. Der März hat seine besondere Bedeutung dadurch, daß er uns den Frühling bringt. Für den Landmann ist der März die Zeit zum Beginn der Sommersaat, auch werden die Wiesen und Kleefelder gereinigt und zur Aufnahme neuen Samens vorbereitet. Darum will der Landmann auch von nasser Witterung nichts wissen, wie es in der alten Bauernregel heißt: Nasser März ist für keines Bauern Herz." Oder: Auf Märzenregen folgt kein Segen." Weiter heißt es:Geldes wert ist Märzenstaub, er bringt reichlich Gras und Laub."Staubiger März bringt viel Roggen und Weizen."Ein Scheffel Märzenstaub ist eine Krone wert." Mariä Verkündigung (25. März) soll von besonderer Bedeutung sein:Jsts an Mariä Verkündigung schön und warm, so soll das Jahr sehr fruchtbar sein." Der hundertjährige Kalender prophezeit folgende Witterung: Die erste Hälfte des Monats rauh und kalt, dann bis zu Ende angenehme Tage mit häufigen Nachtfrösten.

X Die Kochschule, und was sie kostet. Die Kochschule ist nach sehr angestrengten Bemühungen namentlich des Herrn Stadtschultheißen Conz selbst glücklich zustande gekommen noch in letzter Stunde. Es kann jetzt ein Tageskurs und ein Abendkurs abgehalten werden. Ersteren be­suchen 11 Schülerinnen, zur Teilnahme am Abend­kurs sind 10 angemeldet. Für den Besuch des Tages­kurses sind 25 Mark, für den des Abendkurses 20 Mark zu entrichten. Die Kosten für die Stadt ver­teilen sich wie folgt: Dem Schwäbischen Frauenverein sind abzuliefern für je einen Kurs 20 Mark, die Miete im Kaffeehaus, die Zimmermiete der Koch­lehrerin usw. sind gleichfalls von der Stadt zu be­zahlen, sodaß an Barauslagen erforderlich werden 120 Mark. Holz und Kohlen sind gleichfalls von der Gemeinde zu stellen. Im höchsten Fall handelt es sich um insgesamt 150 Mark Aufwendung durch die Stadt, davon aber gehen ab ein Zuschuß der Amtskörperschaft und der Landwirtschaftlichen Ver­eins. Diese, in der gestrigen Eemeinderatssitzung von Herrn Stadtschultheiß Conz vorgebrachten An­gaben fanden bei dem Gemeinderat zustimmende Aufnahme. Auch die besorgte Frage eines der Her­ren Eemeinderäte, wer denn die Speisen, die in der Kochschüle zubereitet würden, esse, konte zur Zu­friedenheit des Fragestellers erledigt werden. Wir wünschen eben aufrichtig, daß die Schülerinnen in ihrer Kunst gute Fortschritte machen und wir ihnen, wenn wir später dann das Schluß-Essen hinter uns haben, hohes Lob spenden können!

X Feuerbestattung oder Erdgrab? Der junge Zweigverein für fakultative Feuerbestattung Calw trat gestern abend mit einem Vortrag wieder an die Öffent­lichkeit, den Herr Franz Karlicek- Nürnberg hielt über:Die Feuerbestattung vom Standpunkte der Wahrheit, der Religion und der Aesthetik". Zu dem Vortrage hatten sich ins HotelWaldhorn" über­raschend viele Besucher, namentlich Damen, eingefunden. Herr Dr. Schiler eröfnete für den verhinderten Vereinsvorstand, Herrn Schönlen, die Versammlung. Es sei keine angenehme Aufgabe, vom und über den Tod zu reden, die wir allesamt so gerne das rosige Licht des Tages schauen, meinte der Redner einleitend. Das Begraben des Toten sei die althergebrachte Art der Leichenbestattung. Das Begrabenwerden ist nicht eine ausgesprochen christliche Sitte, so wenig wie die Feuer­bestattung eine heidnische ist. Gerade de Kulturvölker des Altertums pflegten die Feuerbestattung, vorzüglich die Reichen. Bei unfern Vorfahren war die Feuer­bestattung gleichfalls bekannt. Die ersten Christen leg­

ten auf die Form der Bestattung keinen Wert; die Heidenchristen ließen sich verbrennen, und die über­getretenen Juden ließen sich begraben. Frankreich war die erste Nation auf dem Kontinent, die neben der Erd- die Feuerbestattung zuließ. 1876 wurde dann in Mai­land das erste Verbrennungshaus gebaut. In Deutsch­land entstanden die Feuerbestattungsvereine in den sieb­ziger Jahren, 1876 tagte der erste Feuerbestattungs­kongreß, und zwei Jahre später wurde der erste Ver­brennungsofen in Deutschland, der zu Gotha, eröffnet. Heute stehen 29 Krematorien im Deutschen Reich, Bayern ist allerdings nicht vertreten. Gesetzlich geregelt ist die Feuerbestattung, d. h. ihre Zulassung, außer in Deutschland in Frankreich, Italien, Großbritannien, in der Schweiz, Ver. Staaten, Japan usw. Bei dem Ab­schnittHygienische Vorteile der Feuerbestattung" sagte der Redner, daß hervorragende Männer der Wissenschaft mit ihrer vollen Persönlichkeit für die Kremation eingetreten seien, Virchow z. B., und unter den Aerzten könne von einer Gegnerschaft gegen die Feuerbestattung nicht gesprochen werden. Jede Gefahr der Ansteckung, der Seuchenverbreitung, sei durch die Feuerbestattung aus der Welt geschafft, durch die E r d bestattung. nicht. Das zu beweisen, brachte der Redner ausführliches Material bei. Die kriminel­len Bedenken gegen die Verbrennung entkräftet der Redner mit dem Hinweis auf die Zahl der auf gericht­liche Anordnung erfolgten Leichenausgrabungen. Auf 600 000 begrabener Leichen in Preußen und auf eine Million in England kommt je eine gerichtliche Aus­grabung. Abgesehen von der Schwierigkeit der ein­wandfreien Feststellung von Vergiftungen an Leichen ist als einfachstes Mittel zur Beseitigung der nach der kriminellen Seite gegen die Feuerbestattung sich ergeben­den Bedenken die Einführung der obligatorischen Leichenschau. Als einzigen ernsthaften Gegner der Feuerbestattung nennt der Vortragende den Widerstand der Kirchen. Ohne Bitterkeit und ohne unsachlich zu werden, wies er an einem sehr treffenden Beispiel die zwiespältige Haltung der katholischen Kirche nach. Die evangelische Kirche versagt die kirchlichen Ehren dort, wo die Feuerbestattung gesetzlich erlaubt ist, nicht. Wir­kungsvoll waren die Ausführungen über die ethische und ästhetische Seite der Feuerbestattung und nicht minder einleuchtend die über die volkswirtschaftliche. Welch ungeheure Summen des liegenden Nationalvermögens werden von den Friedhöfen verschlungen! Das beträgt allein in Deutschland Hunderte von Millionen! Der Bodenwert des 115 Hektar großen Münchener Fried­hofes beträgt 15 Millionen Mark. Mit Dankesworten an die Anwesenden klang der durchaus ruhige, besonnene Vortrag aus. Herr Postsekretär Kauffmann rührte kurz und deutlich die Werbetrommel für den Verein und führte an, daß Kosten für Verbrennung einem Vereinsmitglied nicht erwachsen, das Ueber- führen nach dem nächsten, dem Stuttgarter Krema­torium, komme auf 50 Mark. Für Nichtmitglieder seien 40 Mark Verbrennungskosten zu bezahlen. Licht­bilder vervollständigten die Worte des hörenswerten Vortrages. Für viele etwas Neues war die in einem Behälter herumgereichte Asche eines in Nürnberg ver­brannten Herrn, der, da er ohne Hinterbliebene, seine Ueberreste dem Nürnberger Verein zur Verfügung stellte.

Heimarbeit. Gegen die Landflucht werden ver­schiedene Mittel teils vom Staat, teils von den Gemeinden aus versucht. Eines davon ist die Seßhaftmachung von Fabriken, ein anderes, beson­ders für kleine Gemeinden, die Einführung von Heimarbeit, so die Weberei im Eulengebirge und in Schlesien, das Aufnähen von Knöpfen auf Kartons, Strickerei von Kinderjäckchen, das Blümeln, das Klöppeln, das Seidenzetteln, das Anstößerweben, das Sticken und Bandweben, das Strohhutflechten. Die Heimarbeit bringt so auf die kleinen Dörfer Verdienst, nützt die freie Zeit des Landwirtes im Winter aus und an den Abenden, sie stellt selbst die Schulkinder in den Dienst der Familie und macht sie erwerbsfähig. Nur muß hier richtiges Maß und Ziel eingehalten werden. Dafür haben die örtlichen welt­lichen wie geistlichen Behörden zu sorgen: Es ist die Einführung von Heimarbeit und die Organisierung solcher eine schöne Aufgabe des Vereins für ländliche Wohlfahrtspflege und von ihm auch schon da und dort in die Wege geleitet worden.

X Bad Teinach, 29. Februar. In den letzten Jahren konnte erst Mitte März gemeldet werden, daß die Erocusblllte in Zavelstein wieder zu sehen ist. Heuer kann man dieses liebliche Frühlingswunder schon jetzt schauen, und wenn das sonnige Wetter noch einige Tage anhält, so dürfte am Sonntag und die Woche darauf der einzigartige Blumenflor seinen Höhepunkt erreichen. Diese Erscheinung hat eine Freundin unseres Blattes zu nachstehender poetischer Verherrlichung veranlaßt:

Zur Erocusblllte.

Du Städtchen mit dem Wiesenwunder Auf schöner, luft'ger Bergeshöh',

Du birgst auf deiner Fluren Eigen Wohl eine lichte Zauberfee,

Die, unsichtbar, seit alten Zeiten Umschwebt den wettergrauen Turm,

Und ihn umkreist schon manches Jährlein Mit ihrem grimmen Feind, dem Sturm.

Und stets, wenn in der Erd' sichs reget, Nimmt sie den langen Zauberstab

Und klopfet ihrer Lieblingswiese Den sammetgrünen Rücken ab.

Und freut sich, wenn am lichten Morgen Die Frühlingskinder sind erwacht,

Und deren tausend, tausend stehen In violetter Farbenpracht.

Wenn Wanderer von nah und ferne Dem Crocuswunder reisen zu,

So lacht die Fee im Zavelstädtchen

Verbirgt den Zauberstab im Nu.

Du Städtchen mit dem Wiesenwunder Auf schöner, luft'ger Bergeshöh',

Grüß mir auf deiner Fluren Eigen Die lieblich herz'ge Zauberfee!

N. 8t.

Höfen, O.-A. Neuenbürg, 29. Febr. In der Nähe des Sägewerks von Rehfueß u. Eie. wurde gestern der 2s/2 Jahre alte Knabe des Heinrich Knöller tot aus der Enz gezogen. Das Kind hatte seinem Vater, der von der Arbeit heimkam, entgegenlaufen wollen und war in den zur Zeit hochgehenden Fluß gefallen, ohne daß es bemerkt wurde. Erst nach Mehrstündi­gem Suchen mit Fackeln gelang es, den kleinen Leichnam zu bergen.

Württemberg.

Herrenberg, 29. Febr. In Kayh haben an der Fastnacht junge Burschen einige Fensterscheiben an dem Haus des Schmiedemeisters Bengel eingeworfen. Als dieser die Missetäter offen verdächtigte, rächten sie sich jetzt dadurch, daß sie sein Haus besudelten. Darauf ließ Bengel den Polizeihund Luchs kommen, der alsbald die Spur aufnahm und die Täter ver­bellte. In ihrer Bestürzung gestanden sie ihren Bubenstreich ein und haben nun einen tüchtigen Denkzettel zu gewärtigen.

Böblingen, 29. Febr. In dem Hofe hinter der Wirtschaft zur Sonne ist eine acht Meter hohe und 10 Meter lange Mauer mit starker Detonation ein­gestürzt. Glücklicherweise war niemand dort beschäf­tigt. Kurz vorher hätte der Einsturz für Leute, die auf einem oberhalb der Mauer befindlichen Garten­platz arbeiteten, verhängnisvoll werden können. In die Mauer war auch ein gewölbter Schweinestall, wo zwei Schweine untergebracht werden, eingebaut. Er wurde verschüttet, aber es gelang, die Borstentiere noch lebend zutage zu fördern.

Freudenstadt, 29. Febr. Ins hiesige Kranken­haus ist der verheiratete Maurer Karl Hornberger aus Klosterreichenbach eingeliefert worden, dem im dortigen Steinbruch von einem herabfallenden Stein ein Fuß abgeschlagen wurde.

Friedrichshafen, 29. Febr. Wie aus Köln ver­lautet, sollen in nächster Zeit unter der Teilnahme der im Besitz der Militärverwaltung befindlichen Zeppelinluftschiffe, sowie der Parseval'schen und Groß'schen umfangreiche Manöver stattfinden. In erster Linie kommt dafür der LuftkreuzerZ 2" in Betracht, den die Militärverwaltung gegen den Schluß des vorigen Jahres abgenommen hat und der in Köln selbst stationiert ist, aber auch der in Metz stationierteZ 1", den im vergangenen Sommer Ingenieure und Arbeiter der hiesigen Luftschiffbau­gesellschaft erheblich vergrößert und seine Motore verstärkt haben, indem sie die beiden alten 85pferdi- gen Motore gegen die 115pferdigen austauschten, die bei der Zerstörung des Luftschiffes in Weilburg un­versehrt blieben. In der Hauptsache sollen bei den Manövern funkentelegraphische Hebungen vorgenom- mne werden. Auch wird die Ausbildung neuer Mannschaften damit verbunden.

Gerichtssaal.

Göppingen, 26. Febr. Das Schöffengericht be­schäftigte sich am Freitag mit der Beleidigungsklage des Verlegers desHohenstaufen", Johannes Jllig, gegen den Redakteur derFreim Volkszeituug", Dr. Talheimer. Das Königshoch inWelzheim, während dessen nach einer Darstellung der Landtags­abgeordnete Kinkel sich vom Sitz erhoben haben, nach einer anderen Lesart jedoch sitzen geblieben sein soll, war seinerzeit vornehmlich in der Parteipresse der Gegenstand lebhafter Erörterung. DerHohen­staufen" hatte damals lediglich die Auslassungen des Schwäb. Merkur", der anfänglich ersteren Stand­punkt vertrat und die Bemerkung daran knüpfte,Dr. Lindemann, Deine Schinkenbröte sind gerächt!", gleichwie verschiedene andere Zeitungen, u. a. die Göppinger Zeitung, die auch noch das Stuttgarter Neue Tagblatt zitiert hatte, wiedergegeben und die Worte hinzugefügt:Nun hat Herr Kinkel das Wort." Daraufhin erschien anderen Tags in der Freien Volkszeitung" ein Artikel, in dem rein per­sönliche Angriffe gegen den Herausgeber desHohen­staufen" gerichtet wurden. Unter anderem wurde dem Verleger, der für den politischen Teil seiner Zeitung verantwortlich zeichnet (der fragliche Artikel war im lokalen Teil erschienen), der Vorwurf der Charakterlosigkeit gemacht, indem er mit seinem Mischmaschblatt" nur Ausbeuterinteressen vertrete,