welche in der Erfüllung dieser Pflichten ihr Leben gelassen haben, endlich zur Hebung und Stärkung der Vaterlands­liebe und des Natioualstolzes.

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Eine Artigkeit des Kaisers gegen Frank­reich. Die französische Regierung hatte vor einiger Zeit den Wunsch ausgesprochen, die Gebeine der in Deutschland gestorbenen Kriegsgefangenen sammeln und nach Frankreich bringen zu lassen. Der Kaiser hat jetzt seine Zustimmung gegeben und zugleich angeorduet, daß die Uebergabe unter militärischen Ehren vollzogen werden soll.

Für Deutsch-Süd Westafrika sollten nach einem Gerücht angesichts der neuen Schwierigkeiten 5000 Manu Verstärkungen bestimmt sein. Von Berliner maß­gebender Stelle wird jedoch versichert, daß davon vorläufig keine Rede seiu kann. Ende August geht allerdings eiu größerer Transport, etwa 800 Mann stark, nach dem Schutz­gebiet ab, doch find dies die üblichen Ergänzungen für Ab­gänge während der letzten vier Monate. Zu der Tatsache, daß die englischen Behörden in der Kapkolonie Lebensmit­tel für Deutsch-Südwestafrika fürKriegskonterbaude* erklärt haben, schreibt die Londoner Morningpost treffend:An­genommen, die Deutschen find im Rechte (für uns ist das selbstverständlich), so sollten alle Weißen Südafrikas Zu­sammenwirken für die Aufrechterhaltuug der Weißen Herr­schaft und keine sonstige Erwägung sollte irgendwelche Ver­bindung, die zu diesem Ende notwendig ist, hindern. Kein Maßstab der Ersprießlichkeit, keine Sorge um die Kosten oder Besorgnis vor einer Erhebung der Eingeborenen kann eine Politik entschuldigen, die verfehlt, eine Einigung der Weißen Rassen zur Förderung oder selbst zu einer gewalt­samen Durchsetzung der Herrschaft der Gesittung herbeizu- führen.*

* * *

Ueber Unruhen wird uun auch aus Deutsch-Ostasrika berichtet, sie find aber nach amtlicher Versicherung glücklicherweise nur lokaler Natur, wie sie in jedem Schutzgebiet entstehen können und jüngst in Kamerun ausgebrochen waren. Nach einem Telegramm des Gouverneurs von Oftafrika entstanden die Unruhen unter den Eingeborenen der Matumbiberge, nördlich von Kilwa. Ihre Veranlassung ist noch nicht völlig aufgeklärt. In dem Küsteuorte Samanga sind verschiedene Jnderhäuser von den Eingeborenen verbrannt worden. Zur Unterdrückung der Unruhen, deren lokaler Charakter vom Gouverneur betont wird, find die beiden Kompagnien aus Lindi und Dares­salam nach Kilwa beordert. Wir wollen hoffen, daß der lokale Charakter der Unruhen gewahrt bleibt und daß es gelingt, dem Aufruhr ein schnelles Ende zu bereiten. Einst­weilen liegt zur Besorgnis um so weniger Anlaß vor, als der Herd der Unruhen sich nicht im Innern, sondern in der Nähe der Küste befindet, die Truppen zur Unterdrück­ung also rasch zur Stelle sein können.

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Die englische Flottendemoustration in der Ostsee, so schreibe» Petersburger Blätter, richtet sich nicht gegen Deutschland, sondern gegen Rußland, das zum Nachgeben bet den Friedeusverhandlungen gezwungen werden soll. Die Engländer sollen aber acht geben, so fährt das Blatt fort, daß sich kein zweiter Hüller Fischerfall ereignet, falls britische Schiffe ungebeten in den finnischen Schären erscheinen sollten.

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Das französische Geschwader stattet am heu­tigen Montag und den folgenden Tagen seinen Gegenbesuch in England ab. Die Ehrungen find groß, die England seinen französischen Gästen erweist. Die Franzosen aber merken vielleicht doch die Absicht. Fehlt es doch innerhalb der Republik nicht an Leuten, die einsichtsvoll genug sind,

vor einer gar zu dicken Freundschaft mit England eindring­lich zu warnen. Auch in Frankreich sieht mau endlich eiu, daß England seinem besten Freunde das Fell über die Ohren zu ziehen pflegt. Die Besuchstage werden von einer unver­gleichlichen Hurrahstimmung erfüllt sein, der aber, der Zu­fall treibt oft eiu so wunderbares Spiel, leicht genug eiu gehöriger Katzenjammer folgen kauu. Im übrigen steht rS fest, England mag Freunde so überschwänglich feiern, wie es will, es hat doch keine und wird auch nie welche be­sitzen.

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In Bezug auf die Thronfolge in Nor­wegen soll sich beim Könige Oskar von Schweden ein Stimmungswechsel vollzogen haben. Der König neige jetzt der Ansicht zu, daß durch die Besetzung des norwegischen Thrones durch einen seiner Söhne die leidige Frage ihre beste Lösung fände, uud daß dadurch die zweifelhafte Personal­union zu einer durch die engen Familieubeziehungen ge­festigten Realunion werden würde. Den Anstoß zu dieser ueuen Auffassung, von der König Oskar wünscht, daß sie von Schweden geteilt würde, soll nach der Aussage eines Berliner Botschafters, wie wir in derVoss. Ztg." lesen, Kaiser Wilhelm gegeben haben. In diesem Bestreben hat der deutsche Kaiser die Unterstützung des greisen Königs von Dänemark gesunde». Es soll in diesem Sinne eine Lösung der schwedisch-norwegischen Frage in allernächster Zeit be­vorstehen.

Bestellungen

auf

Aus den Tannen

für August u. September

werden von alle» Postanstalten, Briefträgern und Postboten, sowie vou den Austrägern und Agenten evtgegengenommen.

Die Friedeusverhandlungen, die am heu­tigen Montag bei Portsmouth aufgenommeu werden, find von dem russischen Ministerpräsidenten Witte, der sich bis­her als eiu glänzender Diplomat bewiesen hat, aufs zweck­mäßigste eingrleitet worden. Man behauptet kaum zu viel, wenn mau sagt, Witte hat die Gunst der Vereinigten Staaten, die bisher den Japanern zugewandt war, im Fluge für sich gewonnen. Gelegentlich des Besuches, den er dem Präsidenten Roosevelt atstattete, überreichte Witte diesem eiu eigenhändiges Schreiben des Zaren. Dieses Schreiben enthielt außer dem kaiserlichen Dank und der Versicherung freundschaftlichster Gefühle für die uordamerikanische Union die genauen Absichten des Kaisers Nikolaus über die ent­scheidenden Umstände, auf Grund deren er die Friedens- bediugungen beurteile» und ihre Annehmbarkeit prüfen werde. Obwohl halbamtlich versichert wird, daß dieses Handschreiben Wittes Vollmacht in keiner Weise beschränke, so ersieht mau daraus doch, daß entscheidende Schlüsse nicht bei Witte, sondern bei dem Zaren persönlich liegen.

LcrndesnachrichLen.

* Wildöad, 6. Aug. Die Zahl der hier anwesenden Fremden beträgt nach der neuesten amtlichen Kurliste 10 232.

ff Kerreualö, 5. Aug. Ein Zimmermannslehrling hat seinem Meister während des Mittagessens eine Banknote aus der Juppevtasche gestohlen, um seinen schon längst ge­hegten Wunsch nach einem Fahrrad erfüllt zu sehen. Er wußte den Diebstahl längere Zeit zu verheimlichen, bis er vom eigenen Bruder verraten wurde.

Ich habe gescheidter von Ihnen gedacht, Rostew,* schloß sie, als daß Sie gerade auf Ihre Ergebenheit sich berufen würden."

Er schien alle Fassung verlieren zu wollen, aber nach einem Krampf, der seinen ganzen Körper schüttelte, gewann er, wenigstens äußerlich, seine Ruhe zurück.Sie verkennen mich, Durchlaucht, das wird Ihnen bald genug klar werden, ich zweifle nicht daran. Aber da Sie mir Schweigen hie- über gebieten, so lassen wir diese Angelegenheit auf sich be­ruhen. Ich komme nun zu dem zweiten Aufträge, der mir zu teil geworden ist."

In wessen Aufträge?" fragte die Fürstin schnell.

Von Alexander Karow, im Namen des Bundes, dem Sie bis vor Kurzem angehörten.* Marfa schloß einen Mo­ment die Augen, um sich die Persönlichkeit des begeisterten Fanatikers besser ins Gedächtnis zurückrufeu zu können. Noch immer mußte sie seine gewaltige Energie und Willens­kraft bewundern, wenn sie auch den Weg, auf dem er sein Ziel erstrebte, verurteilte.

Reden Sie I" erwiderte sie, mit noch immer nieder­geschlagenen Augen.Was haben Sie vor, was soll nach des Meisters Willen geschehen?*

Um Rostew's Lippen flog ein abweisendes Lächeln. Es ist wohl selbstverständlich, daß ich über unsere künf­tigen Pläne der Fürstin Golkowitsch keine Auskunft mehr geben kann, nachdem die Besitzerin des roten Diamanten unsere Fahnen verlassen hat. Ich habe nur um die Aus­händigung aller auf unseren Bund bezüglichen, noch iu Ihrem Besitz befindlichen Schriftstücke zu bitten.*

Das bedeutet ein Mißtrauen gegen mich!* rief die Fürstin.Fürchtet Karow etwa vou meiner Seite Verrat?*

Es ist nur eine Vorsichtsmaßregel," war Rostew's Antwort.Wenn eine Haussuchung stattfindeu sollte, wenn die vou mir vorhin angedeutete Gefahr eiutrereu würde.. .*

Die Fürstin schaute streng auf ihn;Meine Verhaf tung?"

Ja I« sagte Rostew kurz.Durchlaucht sehen ein Ww haben allen Grund, uus zu sichern.*

Marfa Golkowitsch überlegte eine Weile.Nein gebe diese Papiere nicht heraus. Sie find bei mir naö menschlichem Ermessen sicherer, als anderswo, uud es ii kein Name darin genannt, dessen Träger blosgestellt werde, könnte. Und was mir droht, würde ich tragen. Sie sollte, mich doch kennen, daß ich mich nicht in Schrecken jagen lasst

Durchlaucht wollen dem ausdrücklichen Wunsche de Meisters unseres Bundes nicht Nachkommen?*

Nein, denn ich möchte mir gern eine Erinnerung a, Alexander Dragow bewahren,* war die feste Antwort.

So ist mein Auftrag zu Ende!* Feodor Roste» verneigte sich und verließ schweigend das Gemach. Eine kurzen Moment kam Marfa der Einfall, ihn zurückzurufer aber daun warf sie entschlossen den stolzen Kopf in de Nacken und sagte energisch vor sich hin:Nein!* Si mußte auch sich selbst sichern vor fremden Beschuldigung« und diese Papiere erwiesen ganz klar, daß sie stets den äußerste Plänen der einstigen Gesinnungsgenossen mit Bestimmthei entgegeugetreten war. Alexander Dragow würde, das wußl sie, auch seinen zweiten Arm eher verlieren, als daß er durc seine Aussage Jemand der russischen Polizei überlieferte, abe Rostew! Ob der etwa unter der Knute der Kosaken schwel gen würde?

W" Stieftochter Olga kam, als sie Rostew hatte den Schloßhof verlasse« sehen, eilfertig zur Mutter gestürmt. Hast Du Verdruß gehabt, Mama?*Nein, Kindl* sagte Marfa liebreich ;uud wenn ich mich je einmal etwas geärgert, Dein freundliches Lachen läßt mich alles vergessen.* Damit lächelte sie selbst wieder.

(Fortsetzung folgt.)

* Neuenbürg, 5. Aug. Bei Gräfenhauseu ist im Walde der Spezereihändler Küzlrr tot aufgrfuuden worden. An­scheinend ist er gestürzt und, da er allein war, am Boden liegend erstickt.

ff Weil i. Sch., 6. Aug. Beim Hinausfahrru aufs Feld wurde der Bauer Gottlieb Brruueustuhl hier von dem Vorderrad erfaßt und zu Boden geschleudert; hiebei wurde er guerliegend vou den Rädern überfahren, indem ihm die­selben über die Brvst uud beide Füße ginge», so daß er schwer verletzt liegen blieb. In der Nähe arbeitende Per- souen verbrachten ihn auf seinen Wagen, mit welchem er »ach Hause trausportiert wurde. Seine Verletzungen find schwer.

ff Stuttgart, 5. August. Ueber das Trübbleibeu der 1904er Weiue schreibt Professor Dr. Meißner in Wetusberg in Nr. 7der Weinbau": Aus den Kreisen der Weingärtuer gelangte vor wenigen Tagen ein Notschrei au die Versuchs- anstalt. Darin wird eine sachgemäße Erklärung der Frage gewünscht, warum Heuer ohne Schuld der Weingärtuer die Weiue sich schwer klären. Wenn irgend wo eiu gekaufter Wein nicht hell wurde, so wird natürlich über die Wein- gärtuer des betreffenden Orts, über Reiuhefe und Seuk- bödeu gescholten. Daß diese Frage über das Trübbleibeu der 1904er Weine für Verkäufer uud Käufer dieser Weiue von großem Interesse ist, habe ich auf Grund der zahl­reichen Einsendungen fehlerhafter 1904er Weiue au die Ver­suchsanstalt erkannt, und gerade aus diesem Grunde das Thema in einem Vortrage auf dem Verbandstage Württ. Küfermeister in Eßlingen behandelt. Es ist darin auch mit besonderem Nachdruck betont worden, daß die Schuld an dem Trübbleibeu der 1904er Weine unsere fleißigen Weiu- gärtner nicht trifft. Ebenso wenig trifft natürlich die Reiu­hefe irgend welche Schuld. Es gibt ja in Württemberg immer noch Leute, die iu der Reinhefe etwas Fremdartiges sehen, das den Traubensäften uud Traubenmaischeu nicht zugesetzt werden sollte. Diese Leute vergessen aber voll­ständig oder wissen es nicht, daß die Reiuhefen als natür­liche Pflanzen aus den Weinen herauskultiviert wurden, die vou ihnen vergoren waren. In den Wein gelangte die Hefe aber aus dem Weinberg, sie wurde mit den Trauben hineingebracht. Die Reinhefe stammt also im letzte» Grunde auch aus dem Weinberge, nur find alle schädlichen Orga­nismen von ihr getrennt, sie ist in reiner Form vorhanden.

Die Reiuhefe hat wie alle Hefe, im Herbst die Aufgabe, die alkoholische Gärung im Traubensaft uud in den Maischeu einzuleiten und zu vollführcn, d. h. den Zucker zu zersetzen. ^ Hat sie ihre Schuldigkeit getan, so setzt sie sich zu Boden des Fasses oder der Bütte. Auch der Senkbodeu ist nicht schuld au der oben genannten Erscheinung, wie zahlreiche Fälle im letzten Jahre gezeigt haben. Diese wenigen Zeilen sollen unsere Weingärtuer vor grundlosen Verdächtigungen aller Art schützen; sie sollen aber auch dazu beitrage», die Weinkäufer auf die Abnormität der 1904er Weine hinzu- weiseu. Mögen sich die Weinkäufer durchaus nicht abhalreu lassen, selbst wenn sie au einem Orte Weiue erstanden haben, die sich vou selbst schwer klären, die aber durch eine Schö­nung außerordentlich leicht zu Hellen sind, im Jahre 1905 an diesem Orte wieder ihren Bedarf zu decken.

ff Stuttgart, 6. August. Der Chauffeur Florian Wer­ner wurde, als er gestern nachmittag in der Silberburg­straße zwischen einem Wagen uud der elektrischen Straßen­bahn durchfahren wollte, an der rechten Hand derart ver­letzt, daß er ins Katharineuhospital gebracht werde» mußte.

ff Nkieuiugeu, 5. Aug. Vorgestern abend nach 11 Uhr kam es It. Filderboten zwischen Bahnarbeitern am Bahnbau der Filderbahn zu einer großen Schlägerei. Es wurde von Prügeln, Hebeiseu u. s. w. kräftig Gebrauch ge­macht. Am Dienstwohngebäude wurden mehrere Fenster­scheiben mit Prügeln eingeworfen. Verschiedene Bahnarbei-

Bermischtes.

* Nopvläre Matmgeschichte. Bei den Beratungen über die Jagdgesetze in der Kammer zu Dresden spricht eiu Abgeordneter für die Schonung des Rotwildes, wenigstens der Rehe, als weniger schädlich als die Hirsche, worauf der Abgeordnete Piwpelberger die Tribüne besteigt:Meine Härrn I Ich bin zwar nur e simpler Koofmauu uv verstehe vou dem Jagdverkuügeu der großen Härren nur sehr wenig, aber dadr^ru laß ich mer noch keeu L für'u U machen! Ahukenommen, aber »ich zukeben, daß Rehe wirklich uich so viel Schaden tuu, so bedenken Se aber doch, daß aus den Rehen Härsche werden.*

ss Kl« originelles Geschenk erhält König Alfons vou Spanien von einem französischen Gerber. Es find die Felle der bei dem Pariser Bombenanschlag gegen dev König ge­töteten beiden Kavalleriepferde.

fsJür den Fod ist Lei« Krant gewachsen." So schrieben Diebe nach derArbeit" auf einen Zettel, den sie au der Vogelscheuche auf dem Krautacker deS Landmauues Tod iu Maxdorf bei Ludwigshafeu am Rhein befestigten.

ffMama* «vd die Kinder. In Mainz schloß ein 7 2 jähriger Wirt mit einer 20jährigeu Kellnerin den Bund für den Rest seines Lebens. Während das Standesamt das ungleiche Paar zusammeugab, stellten sich vor der Tür die beiden Töchter desjungen" Ehemannes aus der ersten Ehe auf, um der neuenMama*, die eigentlich ihr Kind sein könnte, sofortGlück zu wünschen*. DochMama* traute dem Frieden nicht, sie verließ das StaudeSamt erst, als die Stieftöchter mit Gewalt entfernt worden waren.

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"(Mißverständlich.) Rätin:Wollen Sie die Freundlichkeit haben, mir das Fleisch etwas zu zerkleinern?' Metzgerfrau (zu ihrem Manne):Du, Aujust, schlag doch 'mal der Frau Rätin die Knochen eutzwee."