Nach den nun stattgefundenen Wahlen wies Herr Stadt­schultheiß Welker auf die Notwendigkeit hin, daß auch in Altensteig und in nächster Nähe gleich anderen Orten mehr zur Verschönerung getan werden müsse und machte hiezu verschiedene Vorschläge, die allgemeinen Beifall fanden und nach einstimmigem Beschluß der Versammlung in einer später eiuzuberufenden Versammlung weiter beraten werdep sollen. Bei der hierauf erfolgten Besprechung des Pro­gramms zum Jahresfeft wurde insbesondere betont, daß dieses Fest für Altensteig und Umgebung von größter Wich­tigkeit bezügli ch der Entwicklung des ferneren Fremdenverkehrs sei und die ganze Versammlung war sich darin einig, daß die ganze Einwohnerschaft zusammenstehen und nach Kräften zum guten Gelingen des Festes beitragen müsse. Das Programm steht u. a. eine Illumination der Stadt und eine Floßpartie vor. Der Tag des Festes ist noch vom Gesamtverein zu be­stimmen, vorerst ist der erste Sonntag im Juli dafür vor- ! gesehen. !

* Altensteig, 1. Mai. Mein den hiesigen Schreinereien ! seit einiger Zeit herrschenden Lohnbewegungen der Schreiner- - gesellen ist nun gütlich beigelegt worden, nachdem von bei- ! den Seiten Zugeständnisse gemacht wurden. Damit ist der ^ auf 1. Mai geplant gewesene Ausstand vermieden:

-r. Aktevsteig, 1. Mai. Am Sonntag, den 21. Mai d.J., vorm. 11 Uhr findet die diesjährige Hauptversammlung des ! Württembergischen Landesfischereivereins (XIV. Württ. Fi- ! schereitag) im Saalbau in Ulm statt; zugleich begeht der j dortige Bezirksverein die Feier seines 25jährigen Besteheus , und veranstaltet eine große Fischereiauöstellung in der Turn­halle am Charlottenplatz. Das erschienene Festprogramm ! verspricht Genüsse mancherlei Art: Besichtigung einer Fisch- > brutanstalt und der Fischereiausstellung, Orgelkonzert im > Münster und Wasserfahrt mit Musik in die Friedrichsau, endlich ein Jubiläums-Bankett im Saalbau. Der auf dem ' Gebiet der Fischzucht weit berühmte Münchner Professor Dr. Hofer hält einen Vortrag überSelbstreinigung der Flüsse." Da der bisherige hochverdiente Präsident des Vereins, Oberjägermcister Exc Frhr. v. Plato, von seinem Posten zurücktritt, findet die Neuwahl eines Vorstandes, feraer diejenige von 20 Beiräten und 20 Stellvertretern für dieselben statt; dieselben sollen aus jedem Kreis (5 Beiräte und 5 Stellvertreter) gewählt werden. Die Mitglieder des Fischereivereins .Oberes Nagoldtal" werden zum Besuch des Ulmer Fischereitags hiemit eingeladen.

ss Nagold, 1. Mai. Ein bedauernswerter Unglücksfall ereignete sich vorgestern nachmittag in einem hiesigen Elektrizi­tätswerk, indem ein 16 Jahre alter Arbeiter durch Herab­stürzen eines Flaschenzugs einen Beinbruch erlitt.

* Kak», 28. April. Der hiesige Schwarzwaldverein will Schiller ein bleibendes Denkmal stiften und zwar in der Form eines Schillerweges. Derselbe wird ausgehen von der Schillerlinde und teilweise bestehende Wege benützen. Nach der Fertigstellung soll der ganze Weg einer der schönsten hiesigen Spazierwege sein.

ss Höerndorf, 29. April. Im Laufe dieses Sommers finden im Bezirk Oberndorf Höhenaufnahmen zur Beartung der Höheukurvenkarte im Maßstabe 1 : 25 000 statt.

ss Höerndorf, 29. April. Nach Verlauf von zwei Mo­naten werden die türkischen Offiziere, welche seit 2 Jahren eine neue Gewehrlieferung überwachten, nach Vollendung des Auftrages nach Konstantinopel zurückkehren.

ss Stuttgart, 29. April. Der württ. Müllerverbaud hält am Sonntag, den 7. Mai nachmittags 1 Uhr im Stadt- garten in Stuttgart seine Landekvers ammlung ab. Neben dem üblichen Tätigkeits- und Kassenbericht steht insbeson­dere folgender Gegenstand auf der Tagesordnung: Kanu die Lage der Kundeumüller durch Gründung von Innungen gebessert werden?

js Ludwigsburg, 29. April. Der Malerlehrling Karl

M Lef-frucht. U» Aller Sinn und Mut Steht nach dem zeitlichen Gut. Und wenn sie das erwerben,

Legen sie sich nieder und sterben.

I«grr»dst«rme.

Roman von A. Andrea.

(Fortsetzung.)

Meliua schaute geradeaus in den Garten, eine eigen­tümliche Starrheit im Blick.

Sie kennen meinen Vetter. Er ist unfähig, eine Frau unglücklich zu machen."

DaS ist nicht genug für Sie. Sie verdienen ein ganzes, vollkommenes Glück."

Melina wandte das blasse Antlitz ihm zu. Ihre Nasenflügel zitterten :Verdienen ? In meinem ganzen Leben habe ich nichts verdient. Schauen Sie andere Mädchen und Frauen an. Ihre Schwester zum Beispiel! Sie ver­dient sich ihre Freude am Leben täglich von neuem. Ja sie ist glücklich nach jedem Tage der Arbeit, glücklich, wenn sie erschöpft und müde abends in ihre gemietete Stube zurückkehrt, drüben im Lärm der Großstadt, und sich sagen kann:Meine Gesundheit, meine Jugend, meine Intelligenz und mein Wissen, alles im Dienste der Menscheit! Ich schöpfe an der Quelle des Lebens, trüb oder klar, wie es kommt. Ich denke und schaffe: das ist das Glück."

Eines aber vergessen Sie, obgleich es zu den schön- > sten Errungenschaften des Meuschengeistes gehört: den Frie­den diesen selben, der Sie umgibt, im Schutze und Schirm der Familie." ^

Brunos Stimme hatte alle Festigkeit verloren. Er

, Fischer, welöber gestern auswärts arbeitete und abends mit s dem Zug 10 Uhr 13 Minuten hier ankam, verließ den Zug, - als er noch im Gauge war und kam unter die Räder. Es j wurde ihm das rechte Bein nahe am Oberschenkel vollstän- j dig abgefahren und des linke schrecklich zugerichtet. Fischer ' wurde in das Bezirk-Krankenhaus verbracht, wo er nach I Mitternacht starb.

> * KitchHeim v. §., 30. April. Hier ist die Errichtung

eines Schillerderkwals geplant. Ta die finanzielle Frage keine Schwierigkeiten bereitet, ist die Ausführung gesichert.

ss Keidert-eim, 29. April. Bei Steinheim ereignete sich vorgestern ein schwerer Unglücksfall. Ein mit Lang­holz beladener Wagen fuhr eine Steige herab. Derselbe kam in rascheren Lauf, wodurch die Pferde scheu wurden und die Steige herab rasten. Ein entgegenfahrcndes Metz­gerfuhrwerk wurde zertrümmert und eine darauf fitzende Frau hinavLgeschleudert, die erheblich, doch nicht lebensgefährlich verletzt wurde. Auch die Pferde find schwer verletzt.

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ss Merlin, 30. April. DieNorddeutsche Allgemeine Zeitung" bringt einen in warmen Worten gehaltenen Be- grüßuugsartikel zur Eröffnung der Weltausstellung und hebt die seltene Tatkraft hervor, womit das Volk sich einen Wirkungskreis auf dem Erdenrund geschaffen habe, sowie den Aufschwung, den Belgien neben den Leistungen auf dem Gebiete der Industrie und des Handels in kultureller Be­ziehung aufzuweisen hat.

ss Merkt«, 30. April. Die Nordd. Mg. Ztg. sagt in der Wochenrundschau zur Begegnung Goluchowskys mit Tittoui in Venedig: Um die Bedeutung dieser Zusammen­kunft zu würdigen, braucht man sich nur zu vergegenwär­tigen, wie oft und bestimmt das Bündnis zwischen den drei mitteleuropäischen Mächten in den französischen Blättcra und in einem Teil der englischen Presse totgesagt wurde. Seit Jahr und Tag waren eifrige Federn an der Arbeit, um unwiderleglich nachzuweisen, daß die Tage des Drei­bunds endgiltig gezählt find und daß Italien die Stunde herbeisehne, wo es sich von den Fesseln des Bündnisses los- sagen könnte. Ungeachtet der entschiedensten Gegenerklärungen der italienischen Staatsmänner wurde immer von neuem das Märchen aufgetischt, daß der Dreibund Italien zu un­erschwinglichen militärischen Leistungen verpflichte und daß das Bündnis der italienischen Politik zum Schaden gereichen und seine Bewegungsfreiheit hemmen würde. Die in dem der jüngsten Erneuerung des Bündnisses vorausgehenden Zeitabschnitt gemachten Bemühungen, das Bündnisverhält­nis zu sprengen, waren vornehmlich gegen Deutschland ge­richtet und erreichten unmittelbar vor der Verlängerung des Bündnisses ihren Höhepunkt. Nachdem der für die Ver­hetzungsarbeit erhoffte Lohn ausgeblieben, wählten dieselben Kräfte als Zielobjekt ihrer Bestrebungen das Verhältnis Italiens zu Oesterreich-Ungarn. Eine erfreuliche und für jedermann verständliche Erwiderung auf diese Wühlereien bildet die in Venedig gegenwärtig stattfindende Minister- begegnuvg, die, wie von österreichisch-ungarischer nnd italieni-

wagte auch nicht mehr, in das zarte, bewegte Antlitz mit den wunderbaren Traumaugen zu schauen.

Vergessen, nein", evtgegnete Meliua leise.Ich bin nur noch nicht reif für ihn. Geben Sie der Jugend den Frieden, und sie hört auf zu streben. Haben Sie es nicht an sich selbst erfahren? Ach, ich bin noch jung! Meine brachliegende Kraft drängt hinaus nach Betätigung, sie will erprobt, ausgegeben werden. Ach, ein wahrer Durst nach Leben ist es derselbe, der Sie aus dem Vaterhause in die Fremde und Ihre Schwester in den Strom der Groß­stadt trieb.

In der Miene des sooft so stillen und zurückhaltenden jungen Mädchens zuckte und flammte es. Bruno hatte nur noch das eine Verlangen, sie auf seinen Armen mit hinaus­zunehmen in den Sturm des Lebens. In diesem Augen­blick erst erkannte er sie wieder als das Kind, das einst in einer mächtigen Regung des Erbarmens alle Schüchternheit über den Haufen warf.

Melina," sagte er bewegt,ich habe eiust vor Ihnen gestanden, ein armer, halbverhungerter Landstreicher. Er­innern Sie sich dessen?"

Sie nickte. Ein schüchternes Lächeln wagte sich her­vor. Ja, seine Augen waren es, die sie selbst an Mr. Brown wiedererkanut hatte; nur, daß sie sich nicht klar darüber war. Und Stamer, der jahrelange Jugendfreund, war ohne eine Ahnung au dem Fremden vorbeigegangen, der ihn nach der Fabrik seines Vaters gefragt hatte, au jenem Abend in der Gegend, wo der junge Herr nicht hättebegraben sein mögen".

Ich stand damals auf der Grenze", fuhr Bruno fort. Einen Schritt weiter, uvd es wäre in die Tiefe gegangen. Ihr Mitleid rettete mich. In Ihren Kinderaugen fand ich alles wieder, was ich auf meiner trotzigen Irrfahrt verloren hatte. Während ich das Brot, das Sie mir gegeben hatten, besann ich mich auf meine Mutter, mein Vaterhaus

scher Seite im gleichen Sinne festgeftellt wurde, nicht zur Beseitigung irgend welcher Differenzen bestimmt war, sondern neben der Bedeutung als eines Aktes der Courtoiste den Fortbestand der intimen Beziehungen zwischen den beiden verbündeten Mächten bekundet. Das Blatt führt alsdann den Artikel der N. Fr. Pr. an, der diese Beziehungen be­spricht und schließt daun: Ju Deutschland erblickt mau in der Zusammenkunft der leitenden Staatsmänner Oesterreich- Ungarns und Italiens die erfreuliche Neubestätigung der bewährten Frieden erhaltenden Kraft und Wirkung dieses Bündnisses.

* Merli«, 29. April. Nach einem Telegramm desLok.- Anz. aus London hatte der Berichterstatter des Evening Standard in Tanger mit dem deutschen Gesandten Grafen v. Tattenbach eine Unterredung, in der der Graf nochmals den bekanr ten Standpunkt der deutschen Regier­ung gegenüber den französischen Bestrebungen in Marokko darlegte und hervorhob, daß Deutschland nicht ge­willtsei, seinen Standpunkt irgendwie zu verändern.

* Ein junger Mann von ALeastei» bei Königsberg machte eine Spazierfahrt mit dem Zweirad nach einem be­nachbarten Dorfe. Unterwegs stieß er auf eine Kreuzotter von etwa 60 Zentimeter Länge. Nachdem er sie mir einigen Stockhieben bearbeitet hatte, glaubte er, sie getötet zu haben, nahm sie mit und steckte sie in seine Satteltasche. Zu Hanse angekommen, legte der Radfahrer die Satteltasche samt der Schlange hinter den geheizte» Ofen. Hier muß es der Schlange zn mollig gewesen sein, denn in der Nacht ent­fernte sie sich aus ihrem Versteck und kroch in das in dem­selben Zimmer befindliche Bett eines anderen schlafenden jungen Mannes. Ju nicht geringen Schrecken wurde der Schlafende beim Erwachen versetzt, als er die nebeu ihm liegende Schlange bemerkte, die längs seines Körpers die Nacht hindurch schlummerte, ohne ihn jedoch zu verletzen. Sie wurde jetzt wirklich getötet.

AusLÄndilches.

* Jimsörrrck, 29. April. Im Bregenzer Wald ist vorgestern ein Luftballon aus Paris milden Herren Bou- langer uvd Jauet gelandet. Sie erreichten über 5000 Me­ter Höhe und beabsichtigten ursprünglich, in Wien zu lande«.

ss Wie«, 30. April. Der Kaiser hat Professor Franz v. Defregger aus Anlaß seines 70. Geburtstages das österreich-ungarische Ehrevzeichen für Kunst und Wissenschaft verliehen.

* Winterthur, 29. April. Heute morgen zwischen 7 und 8 Uhr erfolgte hier in der physikalischen Abteilung des Technikums eine Explosion. Der Lab o r at o r i um- dieuer hantierte mit Sauerstoffbombrn, von denen eine explodiert sein muß. Der Diener wurde in Stücke zerrissen. Körperteile wurden weit wegge- schleudert. Auch eine Anzahl Schüler benachbarter Klassen wurden verwundet, darunter einige schwer. Das Gebäude ist schwer beschädigt, alle Fenster find zer­trümmert.

* Meuedig, 29. April. Der österreichisch-ungarische Minister des Aeußere» Graf v. Goluchowski ist heute vor­mittag 10 Uhr hier eingetroffen und wurde am Bahnhöfe von dem Sekretär des Ministers Tittoni, dem Botschafter Grafen Lützow und von dem österreich isch-uvgarischeo Vize- kovsul empfangen. Graf GoluchowSki'besuchte heute Nach­mittag 2 Uhr Tittoni, der heute abend um 5 Uhr einen Gegenbesuch abstattet. Heute alend um 8 Uhr gibt Mini­ster Tittoni ein Diner zu Ehren Goluchowskis.

* Meuedig, 29. April. Bei dem Diner, das Tittoni heute Abend zu Ehren des Grafen Goluchowski imGrand- Hotel" gab, brachte Tittoni in italienischer Sprache folgen­den Trinkspruch aus:Ich spreche dem hervorragenden Staatsmann, dessen Tätigkeit wahrhaft kostbar für

und meine Jünglingsideale. Ich kehrte um.Wenn ich jetzt ein ehrlicher Mensch und ein tüchtiger Arbeiter bin, so ist das Ihr Verdienst, Fräulein von Wulfried."

Ach, das Glück!"

Melinas Augen leuchteten in Verzückung ; Bruno aber fuhr standhaft fort:

Die Beziehungen der Menschen untereinander find immer wechselseitig. Da Sie mir also einen so unschätz­baren Dienst geleistet haben, möchte ich als kleinen Gegen­dienst eine Fackel avzünden, damit Sie sich selbst beleuchten: war es wohlgetau, daß Sie vor Ihre Wünsche und Ihr junges Sehnen einen Riegel schoben? Wie kommen Sie dazu, sich mit Ihrem Fieber nachLeben" undBetätigung" mit Ihrem Vetter zu verloben?"

Weil ich feige bin und mich vor dem Uebergaug fürchte. Die Erkenntnis ist da; aber Erziehung, Ueber- lieferuugen, Vorurteile haben eine Mauer um mich gezogen, die ich zu überspringen nicht kühn genug bin. Ich habe meine Freude am Kampfe, aber das Kriegsgeschrei und der Soldatenlärm find mir zuwider. Ich beneide Ihrer Schwe­ster ihre stolze Selbständigkeit, doch es ihr nachzutun, bin ich außerstande. Ich fühle mich eine Gefangene in meiner eigenen Haut; aber ich schäme mich, fie abzustreifeu, wie ich vor Scham vergehen würde, wenn ich mich auf dem Jahrmarkt in Trikots vor den Leuten zeigen müßte. Das ist der Zwiespalt in meiner Natur, der mir zu schaffen ma­chen wird, solange ich lebe!"

Ich sehe in dem allen nur eins, Meliua! Ihnen fehlt die Liebe, Sie lieben Ihren Vetter nicht, und ehe Sie nicht einseheu, daß Sir sich in einen verhängnisvollen Selbst­betrug verstrickt haben, gibt es für Sie keine Rettung."

Ich weiß es, und ich bin verloren!"

Nein, Melina I"

Üm eines Haaresbreite nur, und Bruno Hütte zu ihren Füßen gelegen; aber fie machte eine Bewegung so voll